Predestination (2014)

Nach einer ereignisreichen Woche, die zudem noch mit finanziellen Unwägbarkeiten beim allseits beliebten Thema Hausbau endete, war ich reif für eine gepflegte Runde Eskapismus. Ein Film musste her, auch weil die Besucherzahlen meines Filmblogs (ist es überhaupt noch eines?) zurzeit ziemlich in den Keller rasseln. Die Wahl fiel auf einen der jüngsten Beiträge zu meinem Lieblingsgenre, den 2014er Zeitreisethriller „Predestination“ der Spierig-Brüder. Ob mich der Film kurzfristig auf andere Gedanken bringen konnte und auch sonst ein würdiger Genrebreitrag ist, lest ihr in der folgenden Besprechung…

predestination

Die Spierig-Brüder sind mir bisher nur durch ihren sympathischen, wenn auch nicht perfekten Vampirfilm „Daybreakers“ bekannt. Ein ambitionierter Genrebeitrag, der bereits durch das Mitwirken von Ethan Hawke (u.a. „Boyhood“) punkten konnte. Die Genreschiene scheint den beiden australischen Brüdern zu liegen und somit ist die Verfilmung von Robert E. Heinleins Kurzgeschichte „All You Zombies“ auch als waschechter Genrefilm zu verstehen – jedoch nicht ohne mit den Erwartungen zu brechen. Das martialisch Anmutende Cover wird der Geschichte nicht gerecht, die sich über weite Strecken eher wie ein ruhiges und sehr persönliches Drama entwickelt. Überhaupt mochte ich, dass eine eher kleine Geschichte erzählt wird und nicht einmal wieder die gesamte Welt kurz vor ihrer Vernichtung steht.

Von der Atmosphäre her erinnert „Predestination“ am ehesten wohl an Genrekollege „Looper“, der nur zwei Jahre zuvor entstand. Auf inhaltlicher Ebene gibt es dagegen größere Unterschiede, wobei mir der Ansatz von „Predestination“ insgesamt wohl ein wenig besser gefallen hat. Umso verwunderlicher also, warum dem Film hierzulande eine Kinoauswertung verwehrt geblieben ist. Die Geschichte ist fordernd, ohne jedoch zu kompliziert zu sein. Genau die richtige Mischung aus Mystery und Unterhaltung. Wendungen hat der Film einige zu bieten, wenngleich sich diese für geübte Zuschauer auch schon recht früh offenbaren – speziell für den finalen Twist hätte ich keine große Montage mehr benötigt, wenngleich diese auch ihre emotionale Wirkung nicht verfehlt.

Mit Ethan Hawke und Sarah Snook bietet „Predestination“ zwei gut aufeinander abgestimmte Schauspieler, die sich aufgrund der ruhigen und bedachten Inszenierung der Spierig-Brüder voll und ganz entfalten können. Was die unvermeidbaren Zeitreiseparadoxen à la ‚Hilfe, ich bin mein eigener Großvater!‘ angeht, so werden diese völlig bewusst auf die Spitze getrieben und verlieren gerade dadurch an Bedeutung. Für Genreliebhaber kann ich nur meine unbedingte Empfehlung aussprechen – ein wahrlich zu unrecht untergegangener Film: 8/10 Punkte.

29 Gedanken zu “Predestination (2014)

  1. Klingt wirklich nach einem Film den ich lieben könnte. Steht auch schon seit Längerem auf meiner Liste (leider noch nicht auf der von dir verlinkten … muss ich noch nachtragen). Vielen Dank für die Verlinkung … Genrelienhaber! ❤ … Übrigens stell dir vor, ich habe diesen Monat noch KEINEN EINZIGEN Film gesehen!!! Ich frag mich auch schon langsam ob ich mich noch Filmblog nennen darf. 😉 Vl. kann ich aber Predestination noch einschieben bevor der Monat um ist.

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    • Ja, den könntest du tatsächlich lieben. Zumindest ist er eine sehr nette Erweiterung des Genres und bringt ein paar neue Aspekte dazu bzw. treibt diese auf die Spitze. Wirklich sehr gelungen – so von Genreliebhaber zu Genreliebhaberin… 😉

      Keinen einzigen Film gesehen? Solche Aussagen kenne ich doch sonst nur von mir! Aber ist ja auch kein Wunder, so als filmbloggende Mutter, dazu noch im Sommer mit bestimmt unzähligen anderen Dingen, die es zu unternehmen gilt. Vielleicht ist da „Predestination“ tatsächlich genau der richtige Wiedereinstieg? 🙂

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  2. Pingback: Lord of War (2005) | Tonight is gonna be a large one.

  3. Pingback: Review: Predestination (Film) | Medienjournal

  4. Also gerade wenn deine Besucherzahlen in den Keller gehen, hättest du dir kaum einen besseren Film aussuchen können, denn meine Review zu ‚Predestination‘ wird so ziemlich jeden Tag mindestens zwanzig Mal gelesen, ist seit vielen Wochen Lesermagnet Nummer 1 🙂

    Aber zum Thema: Sehe ich – wie du dir denken kannst – ganz ähnlich und mir hat es auch gefallen, dass sich die Geschichte so ruhig und intim entwickelt, auch wenn ich das a) wegen dem Cover und b) wegen der Spierig-Brüder nicht unbedingt erwartet hätte und zunächst irritiert war. Und nein, die Montage am Ende hätte es nicht gebraucht, aber hat noch einmal alles schön zusammengefasst und es soll ja Leute gegeben haben, die den Film auch danach noch immer nicht so ganz verstanden haben…

    Ansonsten stimmt es, dass der Film umso besser wirkt, je weniger man weiß, weshalb ich seinerzeit auch das erste und einzige Mal um einen Spoilerbereich nicht herumkam, weil mir zur Auflösung des Films doch so einiges durch den Kopf ging. Auf alle Fälle ein Genre-Geheimtipp für Leute mit Geschmack, dem stimme ich zu 😉

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    • Danke für deine netten Worte, aber ich nehme einmal stark an, der große Besucheransturm auf deine „Predestination“-Besprechung hängt auch stark mit deinem Blog zusammen. Ein paar mehr Filmbesprechungen können bei mir im Blog aber wohl auch nicht schaden… 😉

      Was die Spierig-Brüder angeht, so kenne ich bisher nur ihren „Daybreakers“ – haben die sonst noch etwas gemacht, das man kennen sollte?

      Auch ich musste noch lange über die Auflösung bzw. die immer wieder eingeleitete Schleife nachdenken. Du fasst das im Spoiler-Teil deiner Besprechung wirklich schön zusammen. Ich nehme an, dadurch wird der Film auch bei Wiederholungssichtungen gut funktionieren.

      Hast du inzwischen eigentlich einmal „All You Zombies“ gelesen?

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      • Woran das konkret liegt kann ich nicht sagen, ich weiß halt nur, dass ‚Predestination‘ seit Monaten rauf und runter gelesen wird und ganz oben in den Statistiken erscheint, also beliebter ist als rund 1380 andere Artikel und das muss ja jetzt nicht konkret an meinem Blog liegen.

        Aber egal, nein, von den Spierig-Brüdern kenne ich auch nur ‚Daybreakers‘, aber nur von dem ausgehend hätte ich eben keinen so ruhigen, kleinen Film erwartet. Und wieder nein, ‚All You Zombies‘ habe ich noch immer nicht gelesen, wobei mich da wieder abschreckt, dass es das (auf Deutsch) nur als eBook zu geben scheint und da habe ich doch immer noch so meine Abneigungen. Mal schauen, vielleicht überwinde ich mich für die kurze Geschichte mal oder finde eine Anthologie, wo sie mit drin ist.

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      • Dann bin ich doch einmal guter Dinge, was meine Besprechung von „Predestination“ angeht – der Link bei dir (danke übrigens!) wird bestimmt helfen… 🙂

        Ich hatte ja die Hoffnung „All You Zombies“ irgendwo im Netz zu finden, soll ja auch nicht lang sein. Vielleicht sollte ich mich aber auch wirklich den Anthologie Heinleins zuwenden. Mit den Geschichtensammlungen Philip K. Dicks hatte ich viel Spaß und Heinlein scheint ja ähnlich innovative Geschichten geschrieben zu haben.

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      • Warten wir es ab und ich wünsche dir, dass er hilft 😉

        Von Philip K. Dick würde ich ja auch gerne mal eine oder mehrere Anthologien lesen, weiß aber auch da wieder nicht, wie ich das zeitlich auch noch packen soll, eben ähnlich wie bei Heinlein. Überhaupt würde ich gerne viel mehr Science-Fiction lesen, aber während mich die neueren Sachen oft nicht so reizen/ansprechen, erschlägt mich die schiere Masse bei den einschlägigen Kult-Autoren. Schon blöd, aber vielleicht schaufel ich da auch irgendwann ne Nische frei.

        Also lang kann die Erzählung wirklich nicht sein, weil das eBook bei Heyne läppische 0,99€ kostet, das hört sich nicht gerade nach einem zighundert Seiten langen Schinken an

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      • Meine letzten Besuche in Philip K. Dicks Welten sind auch schon lange her. Habe bestimmt 4-5 Bücher (teils eben Sammlungen) von ihm hier stehen, die ich vor bestimmt 10-15 Jahren gelesen habe. Sehr lohnenswert, aber im Moment hätte ich auch nicht mehr die Zeit dafür. Und du ja mit deinem Buffyverse sowieso nicht… 😉

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      • Naja, Buffyverse hin oder her, beackere ich ja eben auch (immer noch) die ‚Game of Thrones‘-Bücher, die ‚True Blood‘-Bücher, die Reihe ‚Das Spiel der Götter‘, die ‚Rom-Serie‘ und so weiter und so fort. Wenn es denn nur ‚Buffy‘ wäre, wäre das alles halb so wild 😉 Aber wie gesagt, vielleicht packt mich ja irgendwann der Elan, gab da auch mal vom Zweitausendeins-Verlag ne schicke Gesamtausgabe aller 118 Philip K. Dick Geschichten, mit der hatte ich auch schon mal geliebäugelt und ganz vergessen habe ich sie (wie man sieht) immer noch nicht.

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      • Ganz klar, dass es bei deinem weitgefächerten Medienkonsum schwierig ist etwas Neues aufzunehmen. Das Problem kenne ich nur zu gut. Zudem schreibst du ja noch extrem ausführliche Blogartikel, planst jede Woche den Media Monday und ein Leben neben dem Blog hast du ja vermutlich auch noch – insofern ist es eh sehr erstaunlich, was du alles unterbringst… 🙂

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  7. Ich feiere so doll, dass der Film den ganzen „Logikern“ den Mittelfinger entgegen streckt und anstatt das Paradoxon krampfhaft zu vermeiden, es bis ins unermessliche zelebriert. Richtig gutes Ding und nach UNDER THE SKIN der nächste große Direct-To-Video Skandal!

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    • Yep, der Film treibt die typischen Paradoxen so gekonnt auf die Spitze, dass man schon verloren hat, wenn man ihm auch nur annähernd mit Logik begegnen will. Fand ich auch klasse. „Under the Skin“ sollte ich wohl mal schauen, oder?

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      • Ist ein Film, bei dem ich absolut niemandem eine Prognose geben kann, wie er ihn finden wird. Ist verstörend, karg und hinterlässt Fragezeichen. Aber falls du mal wissen willst, wie die Welt aussieht, wenn du sie nicht kennst und verstehst, greif zu 🙂

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      • Danke für die Empfehlung. Kommt auf die lange Liste der Filme, die ich mir mal in einem ruhigen Moment anschauen will. In letzter Zeit greife ich einfach zu oft zu Mainstream-Kino. Aber man braucht ja auch noch eine Herausforderung für das Alter… 😉

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