Six Feet Under – Season 1

Vor ein paar Wochen bin ich mit „Six Feet Under – Season 1“ nach langer Zeit einmal wieder ein neues Serien-Großprojekt angegangen. Weg von den wöchentlichen Episoden, hin zum epischen seriellen Erzählen. Zuvor habe ich mich jedoch vor keiner anderen Serie – trotz dringlichster Empfehlungen – so sehr gesträubt, wie vor dieser. War diese Abwehrhaltung gerechtfertigt?

 

Lange Zeit war meine Einstellung folgende: Das Thema Tod hat mich in den letzten drei Jahr selbst zu oft aus der Bahn geworfen, als dass ich damit auch noch meine Freizeit verbringen möchte. Im Grunde sehe ich das immer noch so, doch glücklicherweise ist „Six Feet Under“ weit davon entfernt den Tod nur als tragisches Schicksal zu inszenieren und dabei auf die Tränendrüse zu drücken. In erster Linie handelt es sich um eine Familienserie, welche sich zwar berufsbedingt mit dem oft skurrilen Ableben unserer Mitmenschen beschäftigt, jedoch stets die Figuren und ihre Beziehungen untereinander ins Zentrum der Handlung stellt.

Es ist stets ein gutes Zeichen für eine Serie, wenn ich mir nach bereits nur wenigen Episoden die Namen der Charaktere merken kann. Bei „Six Feet Under“ hatte ich sie sofort parat. Die Figuren sind exzellent geschrieben und die Handlungsstränge so vielfältig wie abwechslungsreich. Der Todesfall der Woche ist nie zentrales Thema, sondern stets eine Analogie für gewisse Ereignisse im Leben einzelner Mitglieder der Familie Fisher.

Wie die meisten meiner liebsten Serien ist auch „Six Feet Under“ eine vollwertige Ensemble-Serie. Es gibt somit keine Hauptfigur, welche die anderen Charaktere dominiert. Die Erzählstränge wirken ausgeglichen und das Identifikationspotential wird gleichmäßig auf die Figuren verteilt – je nach Situation und persönlicher Entwicklung kann man sich somit sehr gut in die Charaktere einfühlen. Dies wird auch durch die famosen Darsteller unterstützt, die für mich mit Peter Krause (Adam Braverman, „Parenthood“) und Michael C. Hall (Dexter Morgan, „Dexter“) zwei bekannte Gesichter boten, die hier mindestens ebenso gut spielen, wie in ihren aktuellen Serien.

Alan Ball (Autor von „American Beauty“ und Showrunner von „True Blood“) hat hier wahrlich ein Händchen für Schauspieler, Dialoge und Inszenierung bewiesen, was in einer famosen ersten Staffel mündet. Auch wenn ich jetzt schon beeindruckt bin, wie perfekt die Serie die Balance zwischen Drama, Tragödie und Komödie hält, so bin ich doch sicher, dass sich die kommenden Staffeln in dieser Hinsicht noch einmal steigern werden. Großartiges und vor allem emotional starkes Serienkino: 9/10 (8.7) Punkte.

21 Gedanken zu “Six Feet Under – Season 1

    • Man muss sich ja – wie du schon prophezeit hast – einen gewissen Spielraum für die kommenden Staffeln lassen… 😉

      So oder so ist es eine wirklich exzellente Serie, die mich schon jetzt völlig für sich vereinnahmt hat. Mir gefällt die Serie insbesondere deshalb so gut, da sie nicht – wie andere HBO-Serien – übermäßig auf expliziten Sex oder ebensolche Gewalt setzt.

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  1. Boa du Glücklicher. Das man die Serie noch nicht kennt ist ja verflucht selten geworden. Wie so üblich war Staffel 1 bei mir am schlechtesten bewertet worden (7/10). Habe ich bei Einstiegs-Staffeln ja irgendwie immer.

    Bei mir funktioniert eine Serie irgendwie erst wenn ich die Figuren schon eine Staffel lang kenne. Evtl. hätte S1 dann bei einer Zweitsichtung auch eine höhere Wertung.
    Ging dann weiter mit 8/10, 9/10, 8/10 und am Ende, wie therudi richtig sagt, eine Koma-10/10 bzw. wäre auch 100/10 möglich.

    Die Sache mit dem Todesfall der Woche finde ich auch super. Andere (Free-TV-)Serien würden sich nämlich genau um das drehen, SFU nimmts nur als losen Aufhänger im Hintergund.

    Freue mich sehr auf deine weiteren Reviews dazu.

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    • Ja, da kann ich mich anscheinend wirklich glücklich schätzen. Danach habe ich – neben „The Wire“ und „The Shield“ – aber auch alle großen seriell erzählten Serien durch, befürchte ich. Tipps sind in dieser Richtung natürlich auch immer willkommen.

      Normalerweise hat es die erste Staffel bei mir auch am schwersten. Hier war ich jedoch bereits nach 4-5 Episoden so richtig drin, was vielleicht auch an den bekannten Schauspielern lag.

      Weitere Besprechungen folgen garantiert… 🙂

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      • Tipps sind in dieser Richtung natürlich auch immer willkommen.

        Dawson’s Creek, Sons of Anarchy, Emergency Room, Scrubs…Roswell kann ich noch empfehlen, wenn’s auch nur drei Staffeln sind und die 3. nur noch okay ist. Dafür gab‘ von mir bei der ersten 9 Punkte und du weißt ja, wie selten ich die vergebe und dass du meist einen Punkt mehr zückst 😉

        Wobei natürlich die Frage ist, inwiefern dich diese Serien thematisch ansprechen. Bei mir trudelt dieser Tage endlich OZ ein, wäre dann vielleicht auch was für dich. Aber mit The Wire und The Shield bist du ja erstmal noch bis Ende 2012 versorgt denke ich 🙂

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      • „Dawson’s Creek“ kenne ich natürlich schon komplett und habe ich tatsächlich bereits damals während der deutschen Erstausstrahlung gesehen. Reinschauen würde ich dennoch ab und zu wieder ganz gerne. Nostalgie eben.

        „Sons of Anarchy“ merke ich mir mal lose vor, dürfte aufgrund des portraitierten Milieus aber keine Serie sein, die ich über Wochen zusammen mit meiner Frau schaue.

        „Emergency Room“ interessiert mich so gar nicht und von „Scrubs“ kenne ich den Großteil ebenfalls schon.

        „Roswell“ dagegen klingt für mich tatsächlich interessant und wird vorgemerkt – wenn schonmal eine Serie bei dir so gut wegkommt… 😉

        Über „Oz“ habe ich auch schon viel Gutes gehört. Berichte doch mal, wenn du drin bist!

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  2. Seufz, da liegt die erste Staffel von immer noch ungesehen bei mir herum. Obwohl jetzt eigentlich US-TV-Sommerpause ist, bleibe ich immer an anderen Sachen hängen: Fußball, Veep, Men At Work (mit Danny Masterson, richtig nette Buddy Comedy übrigens), demnächst wieder Futurama und Breaking Bad, ja sogar Falling Skies S2E01 hab ich gesehen (und fand’s gar nicht so übel).

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    • Da ich zurzeit gerade dabei bin mein Konsumverhalten langsam aber sicher zu ändern, bin ich gar nicht mehr so auf dem Laufenden, was neue Serien angeht. „Veep“ ist aber schon vorgemerkt und „Men at Work“ klingt tatsächlich interessant. Werde ich auf dem Radar behalten.

      „Falling Skies“ wird besser? Na mal sehen, ob ich da noch einmal reinschaue…

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  3. Sehr schön, kann ich nur unterschreiben. Weiter ging’s dann mit 7/10, 9/10, 10/10, 10/10. Grandios intensiv erzählte Serie, vor allem zum Ende hin. Viel besser geht’s echt nicht mehr.

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  4. Sehr schön. Die erste Staffel liegt bei mir nämlich auch seit Monaten ungesehen im Regal. Keine Ahnung, warum ich mich nie so richtig dran getraut habe. Aber wenn selbst mein Serien-Experte mir jetzt zu dieser Serie rät, dann werde ich mich endlich mal dran setzen!

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    • Oh, Serien-Experte – na das ist doch mal ein Titel… 😉

      Ja, schau auf jeden Fall mal rein. Ich bin mir sicher, dass dir die Serie gefallen dürfte. Zudem ist eine Staffel mit nur 13 Episoden auch recht schnell geschaut. Bin schon auf deine Kritik dazu gespannt!

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      • Bei „United States of Tara“ bin ich nach der ersten Staffel ausgestiegen. War zwar nicht schlecht, aber hatte mich nie so vollends überzeugt. Gab insgesamt drei Staffeln, oder?

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  5. Na endlich, nachdem ich es dir ja schon mehrfach ans Herz gelegt habe. Es hat sich offenbar gelohnt. Einfach eine grandiose Serie und sie bleibt qualitativ bis zum Ende hoch, du kannst dich also noch auf viele Stunden tolle Serienunterhaltung freuen. Für mich ist SFU noch immer die bisher beste Serie, die ich je gesehen habe. 🙂

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    • Ja, ich erinnere mich. Aber ich habe ja damals schon gesagt, dass ich irgendwann mal reinschauen werde – und manchmal dauert es bei mir eben etwas länger… 😉

      Ist aber auf jeden Fall eine tolle Serie. Inzwischen habe ich schon mit der zweiten Staffel angefangen und bin immer noch begeistert. Allerdings fürchte ich mich jetzt schon vor ein paar Entwicklungen, die sich da am Horizont abzeichnen.

      An dieser Stelle also das längst überfällige ‚Danke für den Tipp!‘ 😀

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