Luther – Season 1 to 4

Nachdem ich letzte Woche bei meinem Interview in der Sendung Trackback auf Radio Fritz noch von „Luther – Season 1 to 4“ erzählt habe, bin ich inzwischen auch durch mit meiner Sichtung. Wie es sich für eine BBC-Serie gehört, ist die Episodenzahl pro Staffel begrenzt und Qualität steht vor Quantität. Nicht nur deshalb erinnert „Luther“ teils an den BBC-Hit „Sherlock“, der ebenfalls einen genialen Ermittler porträtiert. Man merkt sofort, dass man eine britische Serie schaut, unterscheiden sich sowohl der Ton der Erzählung als auch die formalen Aspekte doch deutlich von den US-Pendants. Was „Luther“ sonst noch zu bieten hat, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung…

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Prometheus: Dunkle Zeichen – OT: Prometheus (2012) (WS1)

Gerade ist „Alien: Covenant“ angelaufen und ich hege die zarte Hoffnung, dass ich den Film tatsächlich noch im Kino sehen werde. Folglich war es nach fünf Jahren auch an der Zeit, meine Erinnerungen an „Prometheus: Dunkle Zeichen“ aufzufrischen. Der Vorgänger hatte mir damals exzellent gefallen. Allerdings habe ich inzwischen so viele vernichtende Worte über den Film gehört und gelesen, dass ich leichte Zweifel hatte, ob er mir auch heute noch gefallen würde, doch lest selbst…

Ein selbstbewusster Neuanfang

Das „Alien“-Franchise zeichnet sich nicht gerade durch Konsistenz aus. Ob spontane Genre-Wechsel von Horror („Alien: Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“) zu Action („Aliens: Die Rückkehr“) oder unzählige Male umgeschriebene Drehbücher („Alien 3“) – als Fan der Reihe hat man schon so einiges mitgemacht. Dennoch war der Ruf nach einer Fortsetzung zu „Alien: Die Wiedergeburt“ stets da. Neun Jahre später war es dann endlich soweit und im Vorfeld herrschte viel Unklarheit darüber, um was es sich bei „Prometheus“ eigentlich handeln sollte: ein Sequel oder ein Prequel? Gar ein Reboot? Oder doch etwas ganz Anderes? Letztendlich ist Ridley Scotts Sci-Fi-Epos eine Mischung aus alldem und doch etwas ganz Eigenes: eine Geschichte im „Alien“-Universum, die mit den Versatzstücken des Franchises spielt und doch viel größer ist. Und ich kann Ridley Scott nur dafür danken, diesen Weg eingeschlagen zu haben, denn auch bei der heutigen Sichtung hat mich sein Film wieder enorm gepackt.

Woher kommen wir eigentlich?

„Prometheus“ macht es einem als Zuschauer nicht leicht: Einerseits ist der Film ein typischer Sci-Fi-Reißer mit Monstern, klischeehaft geschriebenen Redshirts und teils sehr blutigen Szenen. Dem gegenüber steht der philosophische Unterbau, der Fragen nach Schöpfung, Glaube und einer größeren Mythologie aufmacht. Für viele Zuschauer mag das nicht zusammenpassen, doch für mich funktioniert es einfach wunderbar. Ich liebe die Space-Trucker-Atmosphäre, die Scott im ersten Drittel des Films wieder sehr gekonnt einfängt, ebenso wie horrorlastigen Actionszenen sowie die Fragen, die in der Geschichte aufgemacht werden. Im Zentrum der Handlung steht, ganz in Tradition der Reihe, abermals eine Frau, doch neben ihr rückt ein Androide in den Fokus. Auch ein solcher hatte in den ersten beiden Filmen eine tragende Rolle, hier spiegelt er zudem den Kern der Geschichte wider, was ich ganz und gar famos fand. Dies hätte leicht nach hinten losgehen können, doch Michael Fassbender spielt David so eindringlich und doch nuanciert, dass es eine wahre Freude ist.

Neben dem Inhalt ist bei Ridley Scott natürlich die Form extrem wichtig und hier überzeugt „Prometheus“ auf ganzer Linie: Ich liebe die Weyland-Yutani-Designs, die Raumschiffe und Uniformen, die technischen Spielereien und natürlich die von H. R. Giger inspirierte Welt auf LV-223. Was Monster angeht, so gibt es auch in diesem Film einiges zu sehen, wobei nichts auch nur annähernd den ikonografischen Facehuggern oder Xenomorphs das Wasser reichen kann. Am meisten beeindruckt haben mich wohl tatsächlich die humanoiden Engineers und ich bin gespannt, wie in der Fortsetzung letztendlich der Bogen zu den klassischen Aliens gespannt wird.

Fazit

Meine Sorge mich aufgrund etwaiger Beeinflussungen in Drehbuchschwächen oder   Logiklöchern zu verlieren, war völlig unbegründet. Ich habe „Prometheus“ genossen, wie damals bei der ersten Sichtung im Kino. Einzig das famose 3D habe ich tatsächlich vermisst. Wer hätte das gedacht? Auch dieses Mal werde ich wieder viel über die Geschichte nachdenken und mir eigene Erklärungen zurechtlegen. Ich mag es sehr, dass der Film nicht alles erklärt und uns Zuschauern Spielraum für Spekulationen lässt. Dabei funktioniert „Prometheus“ auch wunderbar als audiovisuell starker Sci-Fi-Trip, mit dem man einfach viel Spaß haben kann. Falls ihr die alten Filme liebt und um diesen Neuanfang bisher einen bogen gemacht habt: Lasst euch nichts erzählen und macht euch selbst ein Bild. Ein toller Film: 9/10 Punkte.

 

Brooklyn: Eine Liebe zwischen zwei Welten (2015)

Eigentlich hätte ich schwören können, dass ich heute keinen kompletten Film mehr durchhalte: In der vorangegangenen Nacht hatte ich nur fünf Stunden geschlafen und ich war heute Nachmittag 15 km laufen. Doch eine Woche so ganz ohne Film geht ja auch nicht, also habe ich „Brooklyn: Eine Liebe zwischen zwei Welten“ eingelegt, den ich schon lange sehen wollte. Ob es das Drama geschafft hat, mich trotz der schlechten Voraussetzungen wachzuhalten?

Wunderbar altmodisches Kino

Schon während der ersten paar Einstellungen hatte mich der Film gepackt. Speziell Michael Brooks zeitlos schöner Score hatte es mir angetan. Hinzu kommt ein historisches Setting, das gar nicht einmal so weit entfernt scheint und dabei doch wie aus einem anderen Jahrhundert wirkt. Das natürlich zurückgenommene Spiel Saoirse Ronans („Wer ist Hanna?“) trägt zudem viel zur Glaubwürdigkeit der Geschichte bei. Man ist als Zuschauer bei ihr und begibt sich mit ihr auf die Reise in eine unsichere Zukunft. Ronans Eilis ist mutig und zerbrechlich zugleich. Das Wichtigste ist jedoch die Entwicklung, die ihr Charakter durchmacht: wunderbar zurückhaltend und doch kraftvoll gespielt. Es ist eine Freude ihr zuzusehen.

Die Geschichte ist dabei weder sonderlich innovativ, noch einzigartig. Es ist die zurückhaltende und nicht auf Effekte oder Drama setzende Art der Inszenierung, die „Brookly“ so besonders macht. Einzig der Auslöser für Eilis‘ Entscheidung, ihre weitere Zukunft betreffend, wirkt ein wenig forciert. Im Kontext der Geschichte ist das aber auch egal, denn es ist die einzig logische Konsequenz, dass sie ihren eigenen Weg geht und ihre eigene Geschichte schreibt. Dass dies nicht ohne schmerzhaftes Zurücklassen und Abschiede funktioniert, zeigt Regisseur John Crowley auf herzzerreißende Weise.

Fazit

„Brooklyn: Eine Liebe zwischen zwei Welten“ ist ein unsentimentales, romantisches Drama, das voller wundervoller, kleiner Momente steckt. Man spürt sowohl Eilis‘ Verzweiflung als auch ihre Stärke und ihren Mut. Tatsächlich hat es mir zu keiner Sekunde die Augen zugezogen, was nur für den Film spricht. Wenn euch also der Sinn nach dieser Art von altmodischem Kino steht, dann kann ich euch John Crowleys Drama nur ans Herz legen: 8/10 Punkte.

Sing Street (2016)

Der Ostermontag war beinahe ein wenig anstrengend. Es hat den ganzen Tag geregnet, so dass Außenaktivitäten nicht drin waren. Umso tragischer, da zu den Geschenken ein Skateboard und Inline Skates gehörten. Also abends noch, für die gute Stimmung, ein Brettspiel gespielt, dann die Kinder ins Bett gebracht und mit „Sing Street“ den dritten Musikfilm von John Carney in den Blu-ray-Player geschoben. Es scheint so, als würde sich so langsam ein neuer Lieblingsregisseur bei mir herauskristallisieren…

Das Glück in der Traurigkeit

Das Setting im Irland der 1980er Jahre vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise hätte auch eine ganz andere Art von Film heraufbeschwören können: ein Sozialdrama, wie von Ken Loach inszeniert, das bestenfalls bittersüße Momente beinhaltet. John Carney jedoch wählt den Weg der Hoffnung. Er lässt seine Figuren wortwörtlich das Glück in der Traurigkeit finden. Und das ist ganz und gar wundervoll. In „Sing Street“ erzählt Carney eine klassische Coming-of-Age-Geschichte samt erster Liebe, der Abkapselung vom Elternhaus, Rebellion und Selbstverwirklichung. Diese Auflistung mag sich klischeehaft lesen, doch wurden diese Aspekte selten so erfrischend ehrlich, undramatisch und mit Musik inszeniert. Es ist eine wahre Freude!

Coming-of-Age als Spiegel der eigenen Jugend

Warum liebe ich Coming-of-Age-Filme? Natürlich weil sie immer ein Spiegelbild der eigenen Jugend darstellen. Ich war nie in einer Band, habe selten rebelliert und mein Elternhaus war größtenteils intakt. In „Sing Street“ inszeniert John Carney das Idealbild einer Jugend in den 80er Jahren. Conor (großartig: Ferdia Walsh-Peelo) findet sich über die Laufzeit des Films und erlebt bis dahin etliche Phasen, die stets durch Musik ausgedrückt werden. John Carney kennt die musikalischen Trends der 80er Jahre und legt sie wie eine Schablone über Conors Leben. Wunderbar, erfrischend und einfach nur mitreißend anzusehen. Dabei spart der Film ernste Themen nicht aus und ist in den entscheidenden Momenten dennoch so unglaublich positiv und lebensbejahend, dass man dies in der oft zynischen Kinolandschaft der 2010er Jahre kaum glauben mag.

Wenn Conor und Raphina (ebenso hinreißend: Lucy Boynton) am Ende in den bildhaften Sonnenuntergang fahren, hätte das in jedem anderen Film vermutlich unglaublich kitschig gewirkt. Hier jedoch habe ich mich einfach mit den beiden gefreut. Mit dieser Szene spiegelt „Sing Street“ auch die entsprechende Szene aus Carneys „Once“ wider, in der sich die Protagonisten entscheiden eben nicht zusammen nach England zu gehen. Der Kreis schließt sich.

Fazit

Nun habe ich mit „Once“, „Can a Song Save Your Life?“ und „Sing Street“ die drei großen Musik-Filme von John Carney gesehen. Alle drei haben mich auf ihre Art und Weise berührt. Man kann definitiv einen übergreifenden Stil erkennen und ich hoffe inständig, dass Carney mit dem Thema noch nicht durch ist. Für mich eine der schönsten, hoffnungsvollsten und mitreißendsten Coming-of-Age-Geschichten, die ich jedem Freund des Genres (und der Musik!) nur empfehlen kann: 9/10 Punkte.

The Summit: Gipfel des Todes (2012)

Mit dem Dokumentarfilm „The Summit: Gipfel des Todes“ geht mein Wochenende auf dem K2 (ganz bequem vom Sofa aus) zu Ende. Wie bereits Graham Bowleys Buch „Kein Weg zurück: Leben und Sterben am K2“ verarbeitet auch Nick Ryans Film die Tragödie der Saison 2008, bei der 11 Bergsteiger in nur zwei Tagen ums Leben kamen. Ob der Film neue Erkenntnisse auf die Ereignisse wirft? Ich war sehr gespannt auf die bebilderte Rückkehr zum gefährlichsten Berg des Karakorum…

Anders als der Dokumentarfilm „K2: Siren of the Himalayas“ aus dem gleichen Jahr, verlässt sich Nick Ryan nicht nur auf dokumentarische Aufnahmen, sondern stellt Schlüsselszenen am Berg nach. In diesen Momenten erinnert „The Summit“ ein wenig an „Sturz ins Leere“, in dem ebenfalls auf nachgestellte Szenen zurückgegriffen wurde. Dies ist dem Film allerdings nicht abträglich, hatten die Bergsteiger gerade in den dramatischen Momenten einfach keine Kamera zur Hand. Dem Zuschauer helfen die Aufnahmen jedoch, Zusammenhänge zu verstehen und unterschiedliche Versionen der Geschehnisse zu visualisieren. Die endgültige Wahrheit, das wird einem schnell klar, kann auch diese jüngste Rekonstruktion der 2008er Expedition nicht belegen.

Da ich erst ein paar Stunden zuvor das Buch „Kein Weg zurück: Leben und Sterben am K2“ beendet hatte, war es für mich besonders spannend die einzelnen Personen quasi live zu erleben. Hier wird deutlich, dass Graham Bowley diese sehr gut beschrieben und die unterschiedlichen Charaktere ziemlich treffend wiedergegeben hat. Auch wenn ich den Ausgang der Geschichte bereits im Detail kannte, so haben mich die einzelnen Schicksale doch wieder gepackt. Hier ist das Medium Film doch noch einmal emotionaler als die faktenbasierte Aufbereitung des Buches.

Wie auch der Dokumentarfilm „K2: Siren of the Himalayas“ rückt Nick Ryan, parallel zu den 2008er Ereignissen, eine historische Expedition in den Fokus. Leider wirken diese Szenen sehr beliebig und der Zusammenhang erzwungen. Ich hätte hier lieber detailliertere Aufnahmen der aktuellen Expedition und weitere Gespräche mit den Überlebenden gesehen. Gerade gegen Ende werden die Ereignisse doch recht schnell abgehandelt. Wirklich schade, denn für den Zuschauer ensteht dadurch leider kein wirklicher Mehrwert.

Auch wenn „The Summit“ kein perfekter Film ist, so arbeitet er die Tragödie am K2 doch umfassend auf und lässt uns Zuschauer hautnah an den dramatischen Szenen teilhaben. Die Bergsteiger werden einem nahe gebracht und gerade in Kombination mit Graham Bowleys Buch ergibt sich daraus ein sehr rundes Bild der Katastrophe. Ich für meinen Teil nehme nun vorerst Abschied vom Karakorum, werde dieses ganz im Zeichen der Kletterei stehende Wochenende jedoch nicht allzu schnell vergessen: 8/10 Punkte.

Sturz ins Leere – OT: Touching the Void (2003)

Nachdem ich dieses Jahr mit „Everest“ und „In eisige Höhen“ in den Bann der Berge geraten bin, hatte ich im Nachgang die beiden Dokumentarfilme „Meru“ und „Jäger des Augenblicks“ gesehen. Doch schon zuvor stand bei mir „Sturz ins Leere“ auf der Liste, der zu den besten Dokumentarfilmen über das Bergsteigen zählen soll. Da die Doku zwar auf Amazon Prime läuft, aber dort nur synchronisiert, musste ich erst auf die DVD warten, um mich selbst von der Qualität zu überzeugen…

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Mit dem Ausgang der Geschehnisse war ich im Vorfeld bereits einigermaßen vertraut. Regisseur Kevin Macdonald („Der letzte König von Schottland“) macht auch keinen Hehl daraus und präsentiert uns von Anfang an beide Teilnehmer der Expedition. Man weiß als Zuschauer somit, dass sowohl Simon Yates als auch Joe Simpson überleben werden. Viel spannender ist jedoch die Frage, wie sie das anstellen bzw. was die Ereignisse auf dem Siula Grande mit den beiden Bergsteigern anstellen. Wer die daraus resultierende Spannung nun in Frage stellt, dem kann ich nur sagen: Ich saß mit schweißnassen Händen auf der Kante meines Sofas.

Durch die Kombination aus Interviews und nachgestellten Szenen vom Berg in Kinoqualität gewinnt die Erzählung der beiden Protagonisten an einer Eindringlichkeit, der man sich nur schwer entziehen kann. Zu Beginn war ich noch ein wenig skeptisch, ob dieser inszenatorische Ansatz so funktioniert, doch schon bald war ich einerseits von der Erzählung gefangen und andererseits haben die Bilder es perfekt geschafft die Geschehnisse zu transportieren. Es gab kein Gefühl der Künstlichkeit und ich war auf Joe Simpsons Leidensweg live dabei – und was das für eine Tortur war.

Neben den offensichtlichen Qualitäten des Dokumentarfilms hat mich besonders die Ehrlichkeit der getätigten Aussagen überzeugt. Es wird nichts beschönigt oder eine zusätzliche Dramatik erzeugt. Die Aussagen stehen für sich und ich hatte den Eindruck, als wolle sich Kevin Macdonald nicht mit Nebensächlichkeiten oder Spekulationen aufhalten. Zielgerichtet, immer am Berg und ohne Brimborium. Gerade diese Fokussiert hat für mich die Qualität des Films ausgemacht.

Mit „Sturz in die Leere“ habe ich vermutlich meinen letzten Film des Jahres gesehen. Es hätte dafür wohl auch keinen passenderen geben können. Ich bin nun wieder ziemlich angefixt und drauf und dran mir Joe Simpsons Buch zu kaufen. Hat es schon jemand von euch gelesen und kann einen Tipp aussprechen? Die filmische Umsetzung dieses Bergdramas ist auf jeden Fall außerordentlich gelungen und dürfte jedem unter die Haut gehen, der sich auch nur ein wenig für die Thematik interessiert: 9/10 Punkte.

Alien vs. Predator – Extended Cut (2004) (WS1)

Während sich meine Familie heute auf der Weihnachtsfeier der Klasse meiner Frau tummelt, hatte ich ganz unverhofft einen freien Nachmittag. Was also fange ich mit meiner Zeit an? Richtig, ich wasche etliche Ladungen Wäsche (das Wochenende ist schließlich mit Weihnachten verplant) und habe die Chance nachmittags einen Film zu sehen. Um mit meiner Sichtung der „Predator“-Reihe weiterzukommen, habe ich „Alien vs. Predator“ in den Player geschoben. An meine erste Sichtung vor inzwischen über 10 Jahren konnte ich mich nur noch schemenhaft erinnern. Ob dies ein gutes Zeichen war, lest ihr in der folgenden Besprechung…

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Wenn ich mir meine damalige Besprechung des Films so durchlese, dann kann ich diese auch heute noch 1:1 unterschreiben: Ich mochte nach wie vor die Exposition mit den klischeehaften Charakteren sowie dem langsamen Spannungsaufbau. Auch wenn die Effekte inzwischen in die Jahre gekommen und recht eindeutig als CGI identifizierbar sind, so sorgen sie immer noch für so manch beeindruckendes Bild. Ich mag die Atmosphäre und kann selbst mit der simplen Prämisse des Films leben. Wenn dann jedoch die blauen Blitze über das Bild zucken wird klar, dass hier Paul W. S. Anderson am Werk ist und Erinnerungen an seinen B-Prügler „Mortal Kombat“ werden wach.

Natürlich ist „Alien vs. Predator“ für beide Franchises viel zu geleckt und lässt selbst in der erweiterten Fassung die nötigen Gewaltspitzen vermissen. Dennoch funktioniert der Film und der ausführlich visualisierte Kampf eines Predators gegen ein Alien im Mittelteil ist zweifellos famos anzusehen. Die menschlichen Figuren verkommen dabei zur Staffage und tatsächlich hatte ich das Gefühl sogar zu viel von den beiden nun nicht mehr ganz so mysteriösen außerirdischen Rassen zu sehen. Das Finale passt wiederum zum Franchise und erinnert sehr an „Predator 2“, jedoch auf einem völlig übertriebenen Level.

Insgesamt hat mich dieses Crossover mit den beiden Titanen unter den Filmmonstern erneut ausgezeichnet unterhalten. Es ist – auch wenn viele Kritiker das anders sehen – qualitativ gar nicht so weit weg von „Predators“ entfernt und eben für die Action-Liebhaber unter den Fans. Für mich tatsächlich weit besser als sein Ruf, was ich vom direkten Nachfolger leider nicht behaupten kann. Wie sich dieser wohl in einer Zweitsichtung schlägt? Hierfür gibt es völlig berechtigte: 6/10 Punkte.

Centurion (2010)

Nach dem turbulenten Geburtstag unseres Zwergofanten, freute ich mich heute auf einen ruhigen Fernsehabend. Auch wenn wir es verhältnismäßig früh auf die Couch geschafft haben, so war ich schon extrem müde und habe deshalb einen kurzen Film gewählt: Neill Marshalls „Centurion“ steht schon auf meiner Liste, seit er mich mich dem Schocker „The Descent“ nachhaltig beeindruckt hat. Ob er dies nun auch mit seinem Historienfilm geschafft hat, lest ihr in der folgenden Besprechung…

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Zunächst einmal war ich sehr erfreut Michael Fassbender und Dominic West („The Wire“ und „The Affair“) in den Hauptrollen zu sehen. Beide Schauspieler sehe ich sehr gerne und war gespannt, auf welche Reise Marshall sie schickt. Wie auch der 2011er Film „Der Adler der neunten Legion“ steht hier das Schicksal eben jener römischen Legion im Mittelpunkt, die auf mysteriöse verschwunden ist. Marshall nimmt diese Prämisse her und inszeniert einen schnörkellosen Actionstreifen rund um Jäger und Gejagte. Die Inszenierung ist roh, die Bilder kühl und die Geschichte flach.

Ich mag es sehr, wie Marshall den Norden Großbritanniens einfängt und wie düster und dreckig der Look generell ist. Leider verwendet er in den Kampfszenen größtenteils eine ziemlich wackelige Handkamera, was düstere Erinnerungen an „Black Death“ weckt. Dennoch ist die Action wuchtig und man könnte fast meinen, dass sich Marshall mit diesem Film als Regisseur für die großen Schlacht-Episoden „Blackwater“ und „The Watchers on the Wall“ von „Game of Thrones“ empfohlen hat. Im Gegensatz zu diesen Episoden wirkt „Centurion“ doch nie wirklich episch, was ich der fehlenden Charakterzeichnung ankreide. Selbst Fassbenders Voice-over wirkt oft eher billig und deplatziert.

Insgesamt hat mir „Centurion“ durchaus Spaß gemacht, doch bleibt er letztendlich ein B-Movie mit seltsamem Erzählrhythmus und blutiger Action. Schade, dass sich Neil Marshall nach „Doomsday“ nicht wieder steigern konnte und dies vorerst sein letzter Kinofilm bleibt. Vielleicht ist er bei den großen Serien auch besser aufgehoben, denn bei diesen kann er sich voll und ganz auf die Action konzentrieren: 6/10 Punkte.

Everest (2015)

Aktualisierung: Ich habe „Everest“ am 30. August 2025 zum ersten Mal mit den Kindern gesehen und eine Besprechung der Wiederholungssichtung veröffentlicht.

Nachdem ich den gestrigen Abend mit Quentin Tarantinos „The Hateful Eight“ bereits in einem Schneesturm verbrachte, dachte ich, dass eine Besteigung des „Everest“ der naheliegende nächste Schritt sei. Von Baltasar Kormákur Bergsteigerdrama hatte ich im Vorfeld schon einiges gehört, wobei sich positive und negative Besprechungen ziemlich die Waage hielten. Insofern war ich sehr gespannt, was mich in den nächsten zwei Stunden erwarten würde…

Everest (2015) | © Universal Pictures Germany GmbH

Everest (2015) | © Universal Pictures Germany GmbH

Was die Berge als Setting angeht, so hat mich der Film damit schon fast immer auf seiner Seite. Egal ob „Cliffhanger“ oder „Vertical Limit“ – wenn die Kulisse stimmt, kann ich auch so manch inhaltliche Schwäche verzeihen. Mit „Everest“ nun also der Versuch eines realistischen Bergsteigerdramas – und was soll ich sagen? Der Film hat bei mir ziemlich gezündet. Die Dramaturgie wird dabei jedem x-beliebigen Katastrophenfilm entliehen, doch das macht nichts: Regisseur Baltasar Kormákur inszeniert sehr effizient und gibt eine hohe Taktung vor, ohne jedoch die Charaktere zu vernachlässigen. Ein Kritikpunkt, den ich häufig gelesen habe, war zum Beispiel, dass man die Figuren nicht unterscheiden könne, was ich absolut nicht nachvollziehen kann. Für mich wurden die Abenteurer mehr als ausreichend detailliert charakterisiert und waren selbst im größten Schneegestöber eindeutig identifizierbar.

Während der Vorstellung der Bergsteiger musste ich bei der Erwähnung des Namens Jon Krakauer aufhorchen. Das war doch der Autor, der die Vorlage „In die Wildnis: Allein nach Alaska“ zu Sean Penns grandiosem „Into the Wild“ geschrieben hatte. Ich überlegte, ob „Everest“ vielleicht sogar eine weitere Verfilmung eines von Krakauers Büchern sein könnte, doch musste ich nach ein wenig Recherche feststellen, dass sich der Autor sogar von dem Film distanziert hatte. Zu der Katastrophe sind neben Krakauers „In eisigen Höhen“ mehrere Bücher entstanden, welche die Ereignisse aufarbeiten und teils zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Wenn man den Produzenten des Films glauben mag, haben sie versucht eine möglichst neutrale Perspektive einzunehmen und sich an den belegbaren Fakten (z.B. dem damals aufgezeichneten Funkverkehr) orientiert. Wer sich für das Thema interessiert, für den ist die Wikipedia-Seite zum Unglück bestimmt ein guter Einstieg.

Was die Inszenierung angeht, so bedient sich Kormákur einer Mischung aus realen Aufnahmen, Sets und CGI. Diese Mischung funktioniert meist erstaunlich gut, nur in einzelnen Einstellungen ist der Greenscreen aufgrund von nicht perfekt gesetztem Licht deutlich erkennbar. Dies ist störend, kommt aber glücklicherweise nur selten vor und ist kein Vergleich zu den aus heutiger Sicht teils katastrophalen VFX in „Vertical Limit“, in denen man den Greenscreen förmlich vor sich sieht.

Fazit

Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit meinem bequemen Ausflug auf den „Everest“ von der Couch aus. Es gibt tolle Landschaftsaufnahmen, zu Herzen gehende Schicksale und unglaublich spannende Szenen: Ich hätte nach dem Film vermutlich auch eine Sauerstoffflasche gebrauchen können. Wer sich ein wenig für das Thema interessiert, der findet in Baltasar Kormákurs Film eine wirklich sehenswerte dramatische Umsetzung: 8/10 Punkte.

Kingsman: The Secret Service (2014)

Nach ein paar wirklich herausfordernden Wochen, beginnt für mich heute eine kurze Auszeit: Die Herbstferien stehen vor der Tür. Normalerweise kann ich ganz gut abschalten, doch der heutige Tag lieferte Gedankenkarussell bis zum bitteren Ende. Somit fiel die Wahl heute Abend mit „Kingsman: The Secret Service“ auch auf einen Film, für den ich keine hohen Erwartungen hegte, mir jedoch zumindest anspruchslose Action-Unterhaltung erhoffte. Umso erstaunlicher, dass er mich für gut zwei Stunden alles andere tatsächlich vergessen ließ…

kingsman-2014

Meine bisherigen Erfahrungen mit Matthew Vaughn waren tatsächlich immer positiv: egal ob „Der Sternwanderer“, „Kick-Ass“ oder „X-Men: Erste Entscheidung“ – die Filme konnten in ihrem Genre stets überzeugen und hatten einen gewissen Kniff. Bereits bei Vaughns Beitrag zum „X-Men“-Franchise musste ich stets an die „James Bond“-Filme der 60er Jahre denken. Mit „Kingsman: The Secret Service“ hat er dieses Genre nun erfolgreich in die Neuzeit transferiert: Sein Werk wirkt in manchen Szenen mehr wie ein 007-Abenteuer als die Daniel-Craig-Filme. Dabei ist die Actionkomödie keine Parodie, sondern nimmt sich und ihre Welt – trotz einiger urkomischer Szenen – durchaus ernst, was im Endeffekt den Charakteren und dem Setting zugute kommt.

Am meisten hat mich wohl beeindruckt, dass Vaughn und sein Team immer einen Schritt weiter gehen, als man es in solch einem Big-Budget-Actioner erwarten würde. Nicht nur was den durchaus respektablen Gewalt-Level angeht, sondern auch wie Themen verarbeitet werden oder mit der Erwartungshaltung gebrochen wird. Ein subversiver Geist wohnt „Kingsman“ inne, der den Film in Kombination mit dem Blockbuster-Budget sowie dem Auftritt diverser Hollywood-Stars unglaublich frisch wirken lässt. Das Action-Abenteuer lebt vom ausgefallenen Setting, übertriebener Gewalt und abstrusem Humor. Dabei ist er meta, ohne zu selbstverliebt zu sein. Eine angenehme und äußerst unterhaltsame Mischung.

Vielleicht lag es an meinem Gemütszustand, doch hat mich „Kingsman: The Secret Service“ wirklich positiv überrascht. Die Sichtung des zweiten Teils würde ich nicht mehr so lange vor mir herschieben. Ein rundum gelungener Spaß, der unter der glänzenden Oberfläche an den genau richtigen Stellen ein paar Ecken und Kanten hervorblitzen lässt: 8/10 Punkte.