Raum – OT: Room (2015)

Bereits der vierte Tag mit einer Filmsichtung. Ich scheine meinen Herbsturlaub ja wirklich perfekt zu nutzen (heute waren wir aber tatsächlich auch unterwegs). Nach dem leichten „Mein Freund der Delfin 2“ von gestern Abend, ist heute ein Film im Player gelandet, den ich schon viel zu lange vor mir herschiebe: Lenny Abrahamsons Romanverfilmung „Raum“ steht schon seit geraumer Zeit im Regal, doch aufgrund der Thematik hatte ich bisher noch nicht reingeschaut. Heute war es jedoch soweit…

Raum (2015) | © Universal Pictures Germany GmbH

Raum (2015) | © Universal Pictures Germany GmbH

Licht am Ende des Tunnels

„Raum“ war letztendlich genau das, was ich einerseits befürchtet, mir andererseits aber auch erhofft hatte: oft schwer zu ertragen, in unerwarteten Momenten leicht und hoffnungsvoll sowie emotional unfassbar mitreißend. Man kann als Elternteil einfach nicht aus seiner Haut und reflektiert die gezeigte Situation mit seinen eigenen Kindern. Das schmerzt und tut weh. Man geht dorthin, wo man nie hingehen möchte. Die größten Ängste, das Schlimmste vom Schlimmen. Durch die einzigartige Erzählperspektive erleben wir Zuschauer die grausame Situation aber durch die Augen eines Kindes. Und wie sich über den weiteren Verlauf des Films zeigen soll: Kinder sind großartig und viel härter im Nehmen, als man ihnen zugestehen möchte. An dieser Stelle muss ich auch gleich Hauptdarsteller Jacob Tremblay ein Lob aussprechen, der Jack so authentisch spielt, das ich mehrfach eine Gänsehaut hatte. Ganz groß.

Überhaupt ist die Besetzung perfekt gelungen, was ja auch durch Brie Larsons Oscar-Gewinn offiziell anerkannt wurde. Einzig William H. Macy (u.a. bekannt als Frank Gallagher aus „Shameless“) fand ich ein wenig verschenkt und seine Figur zu schwach angelegt. Doch davon abgesehen passt einfach alles. Ich habe schon lange nicht mehr so sehr mit Charakteren mitgelitten, wie mit Jack und Ma. Natürlich legt es Lenny Abrahamson auch darauf an, doch sind mir nicht nur in einer Szene Tränen über die Wangen gelaufen. Ich mochte es wirklich sehr, dass sich Emma Donoghue in ihrer Geschichte (auch das Drehbuch stammt von ihr) auf die Beziehung zwischen Jack und Ma konzentriert hat und der Thriller nur ein Nebenaspekt war. Die lebensbejahende Grundstimmung wirkt zudem nicht aufgesetzt, sondern tatsächlich hoffnungsvoll.

Fazit

Auch wenn der Film gerade in seiner ersten Hälfte oft nur schwer zu ertragen war, so überwiegt auch in dieser die Hoffnung, die Ma für Jack aufbaut. Getragen wird „Raum“ komplett durch seine famosen Schauspieler und das stimmige Drehbuch. Wer sich darauf einlassen kann, wird belohnt werden. Dennoch muss auch ich das Gesehene nun erst einmal sacken lassen. Ein unfassbar packender Film: 9/10 Punkte.

Blade Runner 2049 (2017)

Es ist unfassbar: Ich habe es dieses Jahr tatsächlich geschafft, die beiden Filme im Kino zu sehen, die ich auch unbedingt im Kino sehen wollte. Nach „Alien: Covenant“ im Mai, habe ich mich gestern mit „Blade Runner 2049“ in die nahe Zukunft begeben. Ob Denis Villeneuves Fortsetzung von Ridley Scotts Sci-Fi-Klassiker „Blade Runner“ tatsächlich so gut ist, wie die meisten Besprechungen behaupten?

Blade Runner 2049 (2017) | © Sony Pictures & Warner Bros. Pictures

Blade Runner 2049 (2017) | © Sony Pictures & Warner Bros. Pictures

Weiterlesen

Repo Men (2010)

Nach unserer abenteuerlichen Lauf- und Fahrradrunde, war ich heute eigentlich zu platt für einen Film. Aber man will ja keinen Abend verschenken, weshalb ich „Repo Men“ in den Player geschoben habe. Der Film steht schon seit einer halben Ewigkeit auf meiner Liste und da ich die Blu-ray kürzlich für 2,99 Euro im Laden stehen sah, war es nun endlich an der Zeit. Ob der Preis für meine bis dato günstigste Blu-ray Disc dem Wert des Films entspricht?

Repo Men (2010) | © Universal Pictures Germany GmbH

Repo Men (2010) | © Universal Pictures Germany GmbH

Schnitzel, Schnetzel, Schabernack

Wie Stammleser inzwischen wissen sollten, liebe ich Dystopien. Egal ob „Soylent Green“ aus den 70ern oder „Gattaca“ aus den 90ern, das Genre hat es mir angetan. Auch die Rahmenhandlung von „Repo Men“ passt in diese Schiene, hält sie uns doch sozialkritisch einen Spiegel vor und reflektiert heutige Missstände durch überhöhte Sci-Fi-Elemente. Was soll da noch schiefgehen? Leider eine ganze Menge, denn Regisseur Miguel Sapochnik konzentriert sich leider auf ausgewalzte Actionszenen, die mit deftigen Gore-Einlagen angereichert sind. Dagegen habe ich normalerweise nichts, doch ist der Ton des Films so unfassbar zynisch und die Charaktere komplett verabscheuungswürdig, dass ich nicht wirklich am Fortgang der Geschichte interessiert war. Schade um die spannende Prämisse.

Mit Jude Law, Forest Whitaker und Liev Schreiber ist der Film exzellent besetzt und man merkt speziell Whitaker seine Spielfreude deutlich an. Wenn man sich doch nur etwas mehr auf die Handlung konzentriert hätte und weniger auf wildes Geschnetzel, dann hätte durchaus etwas daraus werden können. Die Optik der Welt ist nahezu 1:1 aus „Blade Runner“ übernommen (inklusive Werbe-Zeppelin mit Videotafel) und auch die anderen Sets wirken so, als hätte man sie schon dutzendfach gesehen. In einer unerträglich langen Montage inszeniert Sapochnik dann die Selbstverstümmelung unseres Liebespaares als Sexakt, was wohl unglaublich anspruchsvoll wirken soll, letztendlich aber nur anstrengend und gewollt ist. Spätestens beim darauffolgenden Happy Ende hatte ich mich schon darauf eingestellt, den Film komplett zu verreißen, doch das tatsächliche Finale hat dann doch wieder perfekt zum Rest des Filmes gepasst. Ziemlich gelungen, das muss ich leider zugeben.

Fazit

Es ist schwierig mit „Repo Men“. Die Prämisse finde ich nach wie vor faszinierend, es macht Spaß den Schauspielern zuzusehen und auch optisch hat der Film einiges zu bieten. Leider konnte ich mich mit dem zynisch-bösartigen Ton nicht so wirklich anfreunden und in nur wenigen Szenen funktionierten die satirischen Aspekte für mich. Das Ende fand ich dann aber doch wieder sehr gelungen, was die zuvor gesehene, ungare Mischung aus Blut, Action und fehlgeleitetem Humor aber auch höchstens auf Mittelmaß anhebt: 5/10 Punkte.

Brooklyn: Eine Liebe zwischen zwei Welten (2015)

Eigentlich hätte ich schwören können, dass ich heute keinen kompletten Film mehr durchhalte: In der vorangegangenen Nacht hatte ich nur fünf Stunden geschlafen und ich war heute Nachmittag 15 km laufen. Doch eine Woche so ganz ohne Film geht ja auch nicht, also habe ich „Brooklyn: Eine Liebe zwischen zwei Welten“ eingelegt, den ich schon lange sehen wollte. Ob es das Drama geschafft hat, mich trotz der schlechten Voraussetzungen wachzuhalten?

Wunderbar altmodisches Kino

Schon während der ersten paar Einstellungen hatte mich der Film gepackt. Speziell Michael Brooks zeitlos schöner Score hatte es mir angetan. Hinzu kommt ein historisches Setting, das gar nicht einmal so weit entfernt scheint und dabei doch wie aus einem anderen Jahrhundert wirkt. Das natürlich zurückgenommene Spiel Saoirse Ronans („Wer ist Hanna?“) trägt zudem viel zur Glaubwürdigkeit der Geschichte bei. Man ist als Zuschauer bei ihr und begibt sich mit ihr auf die Reise in eine unsichere Zukunft. Ronans Eilis ist mutig und zerbrechlich zugleich. Das Wichtigste ist jedoch die Entwicklung, die ihr Charakter durchmacht: wunderbar zurückhaltend und doch kraftvoll gespielt. Es ist eine Freude ihr zuzusehen.

Die Geschichte ist dabei weder sonderlich innovativ, noch einzigartig. Es ist die zurückhaltende und nicht auf Effekte oder Drama setzende Art der Inszenierung, die „Brookly“ so besonders macht. Einzig der Auslöser für Eilis‘ Entscheidung, ihre weitere Zukunft betreffend, wirkt ein wenig forciert. Im Kontext der Geschichte ist das aber auch egal, denn es ist die einzig logische Konsequenz, dass sie ihren eigenen Weg geht und ihre eigene Geschichte schreibt. Dass dies nicht ohne schmerzhaftes Zurücklassen und Abschiede funktioniert, zeigt Regisseur John Crowley auf herzzerreißende Weise.

Fazit

„Brooklyn: Eine Liebe zwischen zwei Welten“ ist ein unsentimentales, romantisches Drama, das voller wundervoller, kleiner Momente steckt. Man spürt sowohl Eilis‘ Verzweiflung als auch ihre Stärke und ihren Mut. Tatsächlich hat es mir zu keiner Sekunde die Augen zugezogen, was nur für den Film spricht. Wenn euch also der Sinn nach dieser Art von altmodischem Kino steht, dann kann ich euch John Crowleys Drama nur ans Herz legen: 8/10 Punkte.

The Kennedys (2011)

Nachdem ich mich mit „11.22.63 – Der Anschlag“ zurück in die 1960er Jahre begeben habe, um das Attentat auf JFK zu verhindern, bliebt ich gleich dort und habe mit der Mini-Serie „The Kennedys“ mehr über den historischen Hintergrund erfahren. Ob sich die acht Episoden der in den USA umstrittenen Serie gelohnt haben, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung…

Historisch korrekte Fiktion?

Was die Geschichte der Kennedys angeht fällt mein Wissen eher dünn aus und speist sich größtenteils aus Film und Fernsehen: die Kuba-Krise, das Attentat auf JFK samt nachfolgender Ereignisse bis hin zur Ermordung Robert F. Kennedys. Auch war mir bewusst, dass der ehemalige Präsident John F. Kennedy und seine Gattin Jackie einen fast schon mythischen Ruf besitzen. Kein Wunder also, dass die Serie in den USA eher negativ aufgenommen wurde, zeichnet sie die bekannten Personen und speziell Patriarch Joseph P. Kennedy eher als machthungrige und instabile Charaktere, denn als Vorzeigefamilie. Ob diese Version nun historisch korrekt oder völlig an den Haaren herbeigezogen ist, kann ich nicht beurteilen. Nach ein wenig Recherche scheint durchaus etwas dran zu sein. Ob jedoch die Schwerpunkte richtig gesetzt wurden?

Am besten man betrachtet „The Kennedys“ als Unterhaltungsserie mit historischem Kern. Dann erlebt man ein wenig Soap-Opera, ein wenig Zeitkolorit und ein wenig Polit-Drama. Das alles ist hochklassig inszeniert und auch die Schauspieler (u.a. Greg Kinnear als John F. Kennedy) können größtenteils überzeugen. Was den Erzählrhythmus angeht hätte ich mir tatsächlich ein wenig mehr Ausgewogenheit gewünscht: Es wird ein historisches Ereignis nach dem anderen abgehakt und von einem Skandal zum nächsten gesprungen. Das wirkt nicht nur ziemlich gehetzt, sondern lässt der Faszination für die Kennedys auch nur wenig Raum. Somit wird zwar ein Gegenpol zum vorherrschenden Bild gesetzt, ein wirklich rundes Bild ensteht dadurch aber auch nicht.

Fazit

Auch wenn die Serie bei Weitem nicht perfekt ist, so empfand ich sie doch als sehr interessant und durchaus mitreißend. Mit ein paar mehr Episoden und einer differenzierteren Betrachtung, hätte „The Kennedys“ eine wirklich famose Mini-Serie werden können. So bleibt letztendlich eine ein wenig unausgewogene Mischung aus Historiendrama und Soap-Opera, was gerade bei dieser Thematik ein wenig unglücklich erscheint. Wenn man sich für das Thema interessiert, kann man guten Gewissens reinschauen und wird durchaus Freude mit den acht Episoden der Serie haben: 8/10 (7.8) Punkte.

Alien vs. Predator – Extended Cut (2004) (WS1)

Während sich meine Familie heute auf der Weihnachtsfeier der Klasse meiner Frau tummelt, hatte ich ganz unverhofft einen freien Nachmittag. Was also fange ich mit meiner Zeit an? Richtig, ich wasche etliche Ladungen Wäsche (das Wochenende ist schließlich mit Weihnachten verplant) und habe die Chance nachmittags einen Film zu sehen. Um mit meiner Sichtung der „Predator“-Reihe weiterzukommen, habe ich „Alien vs. Predator“ in den Player geschoben. An meine erste Sichtung vor inzwischen über 10 Jahren konnte ich mich nur noch schemenhaft erinnern. Ob dies ein gutes Zeichen war, lest ihr in der folgenden Besprechung…

avp-ws1

Wenn ich mir meine damalige Besprechung des Films so durchlese, dann kann ich diese auch heute noch 1:1 unterschreiben: Ich mochte nach wie vor die Exposition mit den klischeehaften Charakteren sowie dem langsamen Spannungsaufbau. Auch wenn die Effekte inzwischen in die Jahre gekommen und recht eindeutig als CGI identifizierbar sind, so sorgen sie immer noch für so manch beeindruckendes Bild. Ich mag die Atmosphäre und kann selbst mit der simplen Prämisse des Films leben. Wenn dann jedoch die blauen Blitze über das Bild zucken wird klar, dass hier Paul W. S. Anderson am Werk ist und Erinnerungen an seinen B-Prügler „Mortal Kombat“ werden wach.

Natürlich ist „Alien vs. Predator“ für beide Franchises viel zu geleckt und lässt selbst in der erweiterten Fassung die nötigen Gewaltspitzen vermissen. Dennoch funktioniert der Film und der ausführlich visualisierte Kampf eines Predators gegen ein Alien im Mittelteil ist zweifellos famos anzusehen. Die menschlichen Figuren verkommen dabei zur Staffage und tatsächlich hatte ich das Gefühl sogar zu viel von den beiden nun nicht mehr ganz so mysteriösen außerirdischen Rassen zu sehen. Das Finale passt wiederum zum Franchise und erinnert sehr an „Predator 2“, jedoch auf einem völlig übertriebenen Level.

Insgesamt hat mich dieses Crossover mit den beiden Titanen unter den Filmmonstern erneut ausgezeichnet unterhalten. Es ist – auch wenn viele Kritiker das anders sehen – qualitativ gar nicht so weit weg von „Predators“ entfernt und eben für die Action-Liebhaber unter den Fans. Für mich tatsächlich weit besser als sein Ruf, was ich vom direkten Nachfolger leider nicht behaupten kann. Wie sich dieser wohl in einer Zweitsichtung schlägt? Hierfür gibt es völlig berechtigte: 6/10 Punkte.

BFG: Big Friendly Giant – OT: The BFG (2016)

Ich habe „BFG: Big Friendly Giant“ am 14. März 2020 erneut gesehen und eine Besprechung der Wiederholungssichtung veröffentlicht.

Ich schaffe es kaum noch ins Kino. Das letzte Mal habe ich mir „Star Wars: The Force Awakens“ angeschaut und das war schon ein Kraftakt. Was also tun, wenn man wegen den Kindern nicht mehr so oft ins Kino kommt? Richtig, die Kinder einfach mitnehmen. Der folgende Eintrag zu „BFG: Big Friendly Giant“ wird folglich weniger klassische Filmbesprechung als eine Reflexion über den ersten gemeinsamen Kinobesuch mit meiner Tochter. Da müsst ihr jetzt durch, liebe Filmfreunde… 🙂

bfg-2

Der erste Kinobesuch

Den Gedanken, mit dem Zappelinchen ins Kino zu gehen, trage ich schon länger mit mir herum. Allerdings war der Plan nie sonderlich konkret, da ich auf den richtigen Film warten wollte. Hinzu kommt, dass sie bisher erst einen einzigen Film – und zwar den unvermeidbaren „Die Eiskönigin: Völlig unverfroren“ – gesehen hat. Ziemlich ungewöhnlich für ihr Alter, zumindest wenn man sich in ihrem Freundeskreis so umschaut. Nach ihrem sechsten Geburtstag, und damit kurz vor dem Schuleintritt, schien mir die Gelegenheit nun günstig: Ich hatte mir Steven Spielbergs „BFG: Big Friendly Giant“ auserkoren, da sonst nur generische Animationsfilme laufen und ich mit Spielberg bisher immer gut gefahren bin. Also habe ich spontan Plätze reserviert und bin dann Sonntagnachmittag aufgebrochen, um meine große Kleine in das Abenteuer Kino einzuweihen.

Manchmal ist es faszinierend, die Welt bewusst durch die Augen eines Kindes zu sehen. Was für uns Erwachsene selbstverständlich ist, mag für Kinder noch völlig undefiniert sein. So war es dem Zappelinchen nicht klar, was denn Kino nun eigentlich ist: Ist das wie ein Theater in dem Menschen auftreten? Auch meine Beschreibung eines großen Fernsehers in einem Saal mit vielen Sitzplätzen hat nicht wirklich geholfen. Bis es dann soweit war und die Lichter ausgegangen sind. Und diese knisternde Spannung in der Luft lag. Als dann endlich der Film losging, waren ihre ersten Worte: „Ich habe das Gefühl als würde ich fliegen…“ Obwohl wir in einem eher kleinen Kinosaal waren und weit von der Leinwand entfernt saßen, hatte das Kinobild eine große Wirkung auf auf meine Tochter. Hier fühlte ich mich bestätigt, beim ersten Mal bewusst auf 3D verzichtet zu haben, da der immersive Eindruck ohnehin schon sehr überwältigend war. Der erste Kinobesuch. Eine magische Erfahrung.

Die Wahl des richtigen Films

Während der ersten halben Stunde war ich mir unsicher, ob die Entscheidung für „The BFG“ die richtige war. Der Film beginnt sehr düster und ist beinahe schon unheimlich. Die Atmosphäre hat mich, vermutlich auch aufgrund von John Williams‘ Score, sehr an die frühen „Harry Potter“-Filme erinnert. Die Altersfreigabe der FSK erscheint mir, wie so oft, ziemlich daneben zu sein. Auch das Zappelinchen hat sich anfangs öfter an meinen Arm geklammert, doch nachdem klar wurde, dass der Big Friendly Giant tatsächlich ein freundlicher Riese ist, hat sie sich deutlich entspannt. In der zweiten Filmhälfte, wenn die Handlung vom Land der Riesen wieder in die Welt der Menschen wechselt, wird der Ton des Films auch deutlich leichter und typischer Kinderfilm-Humor hält Einzug, sprich Spielberg setzt tatsächlich auf Slapstick und Fürze. Normalerweise kann ich mit so etwas eher wenig anfangen, doch als ich gesehen habe, wie gelöst meine Tochter lauthals lacht, hatte mich der Film auch mit diesen Szenen für sich gewonnen.

Eine objektive Bewertung abzugeben fällt mir nun wirklich schwer. Ich habe den Film durch die Augen meiner Tochter erlebt und sowohl Stärken als auch Schwächen wie durch einen Filter wahrgenommen. Technisch ist er wahrlich imposant und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass er in 3D tatsächlich noch beeindruckender wirkt. Die Handlung ist ziemlich geradlinig und birgt kaum Überraschungen. Umso verspielter ist dagegen die Inszenierung, was sich speziell in den Details der Ausstattung widerspiegelt. Auch emotional funktioniert „BFG: Big Friendly Giant“ wunderbar, da der Charakter des Riesen eine technische Meisterleistung ist und auch Ruby Barnhill als Sophie wunderbar mit ihm zusammenspielt. So glaubwürdig sogar, dass mir das Zappelinchen während des Abspanns zuflüsterte:

„Papa, lass uns doch noch sitzen bleiben. Vielleicht kommen ja noch die Schauspieler und verbeugen sich…“ (Das Zappelinchen nach dem Film)

Fazit

Wenn man sich für eine Sichtung des Films entscheidet, dann sollte man sich darüber im Klaren sein, dass „The BFG“ ein waschechter Kinderfilm ist. Kein Wunder, ist doch auch die Vorlage von Roald Dahl ein Kinderbuch. Der Vergleich mit dem 80er-Jahre-Klassiker „E.T. – Der Außerirdische“ funktioniert für mich deshalb auch nicht wirklich, da Spielbergs jüngster Film ganz andere Schwerpunkte setzt und viel märchenhafter und kindgerechter inszeniert ist. Ich wurde auch als Erwachsener sehr gut unterhalten, würde aber ohne die besonderen Umstände meines ganz persönlichen Kinoerlebnisses einen Punkt von der Wertung abziehen. Rein emotional betrachtet ist die Roald-Dahl-Verfilmung jedoch jetzt schon einer der wichtigsten Filme meines Lebens – und vermutlich auch des Lebens meiner Tochter: 8/10 Punkte.

The 6th Day (2000)

Vermutlich hätte ich nach dem heutigen Tag einfach gleich nach dem Abendessen ins Bett gehen sollen. Die anstrengende 6-Tage-Woche in Kombination mit einer hartnäckigen Erkältung fordert so langsam ihren Tribut. Dennoch habe ich mit „The 6th Day“ einen Film aus dem Regal gezogen, der mir zumindest die richtige Art der Unterhaltung zu bieten schien. Das letzte Mal habe ich ihn vor ca. 12 Jahren gesehen und wurde damals gut unterhalten. Komplett wach geblieben bin ich über die gesamte Laufzeit dieses Mal zwar nicht, doch kann ich das kaum dem Film ankreiden…

sixth-day-2000

Gedreht im Jahr 2000 wirkt „The 6th Day“ unglaublich stark wie ein Relikt der späten 90er Jahre. Schon alleine das Thema menschliche Klone hätte in dieser Form zu keinem anderen Zeitpunkt so umgesetzt werden können. Hinzu kommt ein Blick in die nahe Zukunft, die mit selbstfahrenden Autos und Internet-of-Things-Konzepten gar nicht so weit von der Realität entfernt scheint. Andere Annahmen dagegen, wie Sex-Hologramme oder die Entwicklung der Mode, verankern den Film eindeutig im Jahr seiner Entstehung. Dies gilt auch für die eingesetzten visuellen Effekte, die speziell was die grafischen Benutzeroberflächen angeht, unglaublich altbacken wirken. Da merkt man erst einmal, was sich seitdem auf diesem Gebiet getan hat.

Die zentrale Geschichte um einen Piloten, der erfahren muss, dass er geklont wurde und sich gegen einen mächtigen Konzern zur Wehr setzen muss, erinnert nicht von ungefähr an „Total Recall“ aus dem Jahr 1990. Selbst ein Teil des Konzerns nennt sich RePet und man erlebt erneut Arnold Schwarzenegger in einer Doppelrolle – dieses Mal sogar zeitgleich in mehreren Szenen. Aufgrund seiner Prämisse hätte „The 6th Day“ auch ein knallharter Sci-Fi-Thiller sein können, letztendlich ist es aber ein typischer Arnie-Film mit übertriebener Action, einfältigen Gegnern und strategisch geschickt platzierten Onelinern. Ein Unterhaltungsvehikel, das im Gegensatz zu Paul Verhoevens Vorbild aber auf einen jugendfreundlichen Gewaltlevel setzt.

Tatsächlich ist mir „The 6th Day“ wohl sympathischer, als es der Film eigentlich sein dürfte. Die Geschichte ist, von seiner spannenden Prämisse einmal abgesehen, äußerst vorhersehbar und bietet Action, wie man sie schon dutzendfach gesehen hat. Ich mag den doppelten Arnie speziell in seiner Verwirrungsphase und die Buddy-Movie-Anleihen in seinen Szenen mit Michael Rapaport („The War at Home“). Wenn ich nicht so unglaublich müde gewesen wäre, hätte ich vermutlich sogar noch mehr Spaß mit dem Film gehabt, so bleibt es jedoch bei einer Grundsympathie: 6/10 Punkte.

Non-Stop (2014)

Heute stand ein weiterer Film auf dem Programm, der genau richtig für die Zeit zwischen den Jahren schien – ein spannender Thriller, den man mehr oder weniger aufmerksam verfolgen und dabei einfach nur eine gute Zeit haben kann. Ob der Action-Thriller „Non-Stop“ dieses Versprechen auch einlösen konnte, lest ihr in der folgenden Besprechung…

non-stop-2014

Hatte ich mich gestern noch beschwert, dass „John Wick“ zu wenig Handlung besitzen würde, wurde ich heute mit dem Gegenteil konfrontiert: „Non-Stop“ ist so vollgestopft mit ausformulierten Gedanken und überkonstruierten Handlungsgerüsten, dass man selbst als wenig geübter Zuschauer im Geiste eine Checkliste für diese Art von Film abhaken könnte – Schema F par excellence. Das Flugzeug-Setting ist bereits aus Filmen wie „Flightplan“ bekannt und bietet letztendlich auch nur Versatzstücke bereits bekannter Motive. All das ist gefällig inszeniert, doch konnte ich mich nicht des Eindrucks erwehren das alles schon anderswo besser gesehen zu haben.

Liam Neeson spielt seinen gebrochenen Helden archetypisch, wie man es bereits aus den „Taken“-Filmen oder auch „The Grey“ kennt. Das funktioniert, ist aber inzwischen schon so abgedroschen, dass ich manchmal das Gefühl hatte, eher einer Parodie beizuwohnen. Überhaupt ist die gesamte Geschichte um den mysteriösen Killer im Flugzeug alles andere als plausibel und das Verhalten der aktiv handelnden Personen zerrt beständig an den Nerven – da ist schon einiges an Suspension of Disbelief gefragt, um als Zuschauer noch wirklich interessiert am Ball zu bleiben.

Letztendlich konnte mich „Non-Stop“ über weite Strecken brauchbar unterhalten – und am Ende wurde wenigstens jeglicher Realismus über Bord geworfen. Insgesamt war mir der Film jedoch zu gewollt erzählt und hat sich irgendwann in seiner viel zu konstruierten Handlung verloren. Tut nicht wirklich weh, aber muss man auch nicht gesehen haben: 5/10 Punkte.

Indie Game: The Movie (2012)

Eigentlich wollte ich nur einmal kurz in den Dokumentarfilm „Indie Game: The Movie“ reinschauen, dessen Besprechung im Second Unit-Podcast mich damals recht neugierig gemacht hatte. Doch ich blieb hängen. Nur noch schnell 10 Minuten, dann doch noch die Stunde voll machen – und schon saß ich staunend vor dem Abspann. Das kann eigentlich nur ein gutes Zeichen sein…

indie_game_the_movie_1

Ich bin mit Computer- bzw. Videospielen aufgewachsen. Eine ganz eigene Welt, die ich mir – mangels Interesse der Eltern – selbst erschließen musste. Zunächst auf dem Commodore C64, dann über den Game Boy und das legendäre SNES, bis hin zum PC. Noch ein kurzes Aufflackern der Liebe zum elektronischen Spiel mit dem GameCube, doch seit ca. 8 Jahren ist Schluss damit – auch wenn ich mir das in meiner Jugend niemals hätte träumen lassen. Interesse für die Spieleszene ist dennoch ungebremst vorhanden, wenngleich ich mich nur noch passiv via Podcasts und Blogs informiere. Kein Wunder also, dass auch „Indie Game: The Movie“ irgendwann auf meinem Radar auftauchten musste…

Der über Crowdfunding finanzierte Film ist formal wahrlich eine Pracht: wunderschön gefilmt und montiert, und mit einem tollen Soundtrack versehen. Das Zuschauen macht einfach Spaß. Auch inhaltlich bleiben kaum Wünsche offen, zeigt der Film doch einen sehr persönlichen und emotionalen Blick auf die unterschiedlichen Stadien diverser Indie-Game-Produktionen. Einzig ein wenig mehr Einblick in die tatsächlichen Arbeitsschritte hätte ich mir gewünscht, welche in der Dokumentation nur angedeutet werden. Dafür rücken die Entwickler und ihr Umfeld stark in den Vordergrund, was den einzelnen Geschichten eine sehr persönliche Note gibt.

Insgesamt kann ich „Indie Game: The Movie“ jedem ans Herz legen, der sich auch nur ein wenig für die Spielebranche interessiert. Ich war wirklich fasziniert und hätte mir gerne noch tiefere Einblicke gewünscht, die den Indie-Trend vielleicht mit der Spielentwicklung vor 30 Jahren in Bezug setzen, als ebenfalls Einzelkämpfer wahre Kultspiele produzieren konnten. Dennoch ein Doku-Highlight, das man sich nicht entgehen lassen sollte: 8/10 Punkte.