Indiana Jones und das Rad des Schicksals – OT: Indiana Jones and the Dial of Destiny (2023)

Nachdem wir heute den Geburtstag meines Neffen gefeiert haben, waren wir abends alle recht vollgefressen und träge. Dennoch wollte ich endlich den Abschluss einer meiner liebsten Filmreihen sehen und habe deshalb „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ in den UHD-Blu-ray-Player geschoben. Im Kino hatte ich den Film verpasst und aufgrund der durchwachsenen Kritiken waren meine Erwartungen auch nicht sonderlich hoch. Wie uns das finale Abenteuer gefallen hat? ⌚

Indiana Jones und das Rad des Schicksals (2023) | © Walt Disney / LEONINE

Indiana Jones und das Rad des Schicksals (2023) | © Walt Disney / LEONINE

Indiana Jones zwischen jung und alt

„Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ zu bewerten fällt mir nicht leicht. Schon alleine deshalb, weil es den Film gar nicht hätte geben sollen. Wie auch den Vorgänger schon nicht. Das Finale von „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ war perfekt und hätte so als Abschluss der Reihe stehenbleiben müssen. Aber wie wir wissen, ist es anders gekommen. Nun haben wir also den fünften Teil der Reihe. Mit einem achtzigjährigen Harrison Ford als Indiana Jones. Einer gebrochenen Figur, die nicht gebrochen sein darf. Denn so wollen wir unseren Helden nicht sehen. Aber so ist es nun einmal. Warum mir dieses letzte Abenteuer dennoch wirklich gut gefallen hat, versuche ich im Folgenden zu erörtern:

Der Film besitzt alle wichtigen Bestandteile eines Indiana-Jones-Abenteuers. Somit auch einen Prolog, in dem ein Artefakt im Mittelpunkt steht, das mit dem weiteren Verlauf des Films nichts zu tun hat. Die Besonderheit in diesem Film: Wir erleben für 20 Minuten ein Abenteuer des jungen Indy. Harrison Ford wurde dafür digital verjüngt und ja, auch wenn manche Einstellung unangenehm künstlich aussieht, so funktionieren andere jedoch ausgesprochen gut und ich war teils beeindruckt, wie nah diese Sequenz an das Gefühl der alten Filme anzuschließen vermag. Ich bin mir sicher, dass wir in spätestens 10 Jahren fotorealistische Filme mit digitalen Darstellern sehen werden. Erschreckend. Hier fand ich es jedoch gelungen, da Ford selbst in dem Film mitwirkt und sein Einverständnis gegeben hat. Der Kontrast zum alten Indy wirkt danach umso größer, was die Sequenz auch erzählerisch motiviert.

Funktioniert Indy als gebrochener Held?

Der alte, gebrochene Held ist natürlich ein Problem. Das wird noch viel deutlicher als in „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“. Jedoch war ich auch beeindruckt, was Ford mit seinen achtzig Jahren noch zu leisten im Stande ist. Er hat tatsächlich weiterhin Indiana-Jones-Flair ausgestrahlt. Für mich war Mutt Williams einer der stärksten Aspekte des Vorgängers, weshalb ich es unglaublich schade fand, dass die Figur einfach so aus dem Film geschrieben wurde. Phoebe Waller-Bridge als Patentochter Helena Shaw war dafür ein spannender Neuzugang. Ich mochte die Dynamik zwischen ihr und Indy. Dennoch hätte man nicht alles auf Null drehen müssen. Am Ende hatte ich irgendwie die Hoffnung, die Zeitreise würde für etwas Persönliches eingesetzt. So wie der Gral in „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ zur Rettung von Henry Jones Sr. Dazu kam es jedoch nicht. Das eigentliche Finale war fast schon übertrieben, jedoch immerhin keine Aliens bzw. interdimensionale Wesen, die sich auf und davon machen. Marions Auftritt am Ende war zumindest versöhnlich und ich bin mir sicher, dass der Hut in Zukunft nicht mehr von der Wäscheleine gepflückt werden wird. Schade, dass ihn Mutt nicht aufnehmen durfte.

Die Reise zum großen Abschluss hat mir insgesamt doch wirklich gut gefallen. Es gab etliche schöne Schauplätze und auch neue Ideen, die man zuvor noch nicht gesehen hat. Auch wenn „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ durchaus an moderne Sehgewohnheiten angepasst ist, so ist der Film nicht so offensichtlich hässlich, wie teils noch der Vorgänger. Insgesamt überwiegt bei mir momentan die positive Stimmung dem Film gegenüber, weshalb ich ihn folgendermaßen in meine Rangliste einordne:

  1. „Indiana Jones: Jäger des verlorenen Schatzes“ (10/10 Punkte)
  2. „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ (10/10 Punkte)
  3. „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ (10/10 Punkte)
  4. „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ (8/10 Punkte)
  5. „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ (7/10 Punkte)

Fazit

„Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ hat mich positiv überrascht, auch wenn ich um die Schwachpunkte des Films weiß. Die zweieinhalb Stunden sind wie im Flug vergangen und ich hatte durchweg Spaß mit dem Abenteuer. Der Zwergofant war sogar regelrecht begeistert. Ein paar grundsätzliche Entscheidungen hätte ich handlungstechnisch anders getroffen, aber der Film ist eben so, wie wir ihn bekommen haben und dafür fand ich ihn erstaunlich gelungen: 8/10 Punkte. (Zappelinchen: hatte keine Lust den Film mit anzuschauen; Zwergofant: 9/10 Punkte.)

24 Gedanken zu “Indiana Jones und das Rad des Schicksals – OT: Indiana Jones and the Dial of Destiny (2023)

  1. Bin da ganz bei dir. Der Film funktioniert größtenteils schon irgendwie, auch wenn da etwas Blödsinn dabei ist (ein alter, getrennt lebender Indiana Jones?). Keine Katastrophe, aber trotzdem der schwächste Teil der Reihe.

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  2. „Ich kenne jemanden, der die Figur des Mutt Williams vermisst“ wird mein neuer Eisbrecher auf Partys 😉

    Die erste halbe Stunde hat mich beeindruckt, von da an ging’s bergab. Gebrochene Filmhelden meiner Jugend funktionieren für mich nicht, sorry. Da bin ich dann eher Zielgruppe für die digitalen Versionen mit Harrisons Gesicht und Indys Körper um die Jahre 1930-1945.

    Im Finale hätte ich dem Mann gewünscht, im alten Griechenland Diskussionen mit Plato zu führen, bis einer aus den Sandalen kippt. Wäre ein erinnerungswürdiges Ende gewesen. Aber dieses „Er kehrt zurück und am Ende schnappt er sich nochmal den Hut“ – wen wollte man damit kriegen?

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    • Für Interviews stehe ich jederzeit zur Verfügung, um meine einzig richtige Meinung zu Mutt Williams zu vertreten. 😉

      Würdest du dir auch einen kompletten Film mit CGI-Indy anschauen? Ich habe mir das gestern tatsächlich überlegt und ja, könnte für mich funktionieren. Solange die Technik noch zwei Schritte weiter ist und Harrison Ford sein Einverständnis gegeben hat.

      Ja, mit dem Finale bin ich auch nicht komplett zufrieden. Dann doch wieder Marion und der Hut-Gag. Aber wäre ich zufriedener gewesen, wäre Indy tödlich verletzt in der Vergangenheit geblieben? Ich bezweifle es. Das einzig richtig gute Finale kann ohnehin nur das aus „Der letzte Kreuzzug“ sein.

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  3. Der Film sollte ja für den Kristallschädel-Teil versöhnen *lach* Wieder mehr auf gute alte Dinge setzen, die nun mal den Charme ausgemacht haben. Mich hat die Reise in die Vergangenheit ziemlich emotional mitgerissen. Diese Verzweiflung, fast schon eine Art aufgeben, müde sein…

    Vom Tisch ist ja noch nix… wer weiß, ob es nochmal ein Anknüpfen geben wird mit der neuen Figur… aber ich finde irgendwann darf man Legenden auch einfachmal ruhen lassen. Mir hat er in jedem Fall auch besser gefallen als sein Vorgänger.

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    • Ich finde durchaus, dass dieser Film das Flair der alten Filme teils besser heraufbeschworen hat. Aber da gehen die Meinungen ja stark auseinander.

      In den Making-of-Interviews haben alle (von Kathleen Kennedy über Spielberg bis hin zu Harrison Ford) gesagt, dass dies nun der letzte Auftritt von Indy war. Wäre auch besser so, finde ich. Schon die letzten beiden Teile waren nicht mehr nötig. Einzig ein weiter ausgebautes CGI-Experiment könnte ich mir vorstellen, denn ich fand den Prolog mit dem verjüngten Harrison Ford durchaus spannend.

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