Schon vor gut acht Jahren habe ich diese Serie verschlungen. Zum damaligen Zeitpunkt war ich auch in der Tech-Branche angekommen und konnte, wenn auch auf anderem Niveau, durchaus einige Parallelen feststellen. Da „Silicon Valley“ eine HBO-Serie ist, war ich auf den Zugang via DVD-Staffelsets angewiesen, von denen es jedoch nicht alle bis nach Deutschland geschafft haben. Vor ein paar Jahren habe ich mir jedoch die UK-Komplettbox zugelegt und konnte endlich in das Silicon Valley abtauchen. Inzwischen durfte ich selbst die Schattenseiten der Tech-Branche kennenlernen. Wie sich all das auf meine jüngste Sichtung ausgewirkt hat? 💻
Silicon Valley | © HBO
Nachdem ich die ersten fünf Staffeln von „Silicon Valley“ zwischen September und Dezember 2023 gesehen hatte, brauchte ich für die finale Staffel beinahe ein weiteres Jahr. Kein gutes Zeichen. Warum sich die Serie insgesamt dennoch lohnt und durchaus Spaß macht, könnt ihr in der folgenden Besprechung lesen:
Staffel 1: Minimum Viable Product
Während meiner ersten Sichtung habe ich den Aufbruch ins „Silicon Valley“ gefeiert. Die Serie war damals unglaublich frisch und am Puls der Zeit. Das ist sie irgendwie auch heute noch, doch merkt man ihr die knapp 10 Jahre, die seit der Ausstrahlung der ersten Staffel vergangen sind, durchaus an. Speziell in den Drehbüchern und so mancher Charakterzeichnung. Die Pointe ist häufig ein anzüglicher Witz und das funktioniert nicht immer. Davon abgesehen ist der humoristische Einblick in die Tech-Branche immer noch on-point und herrlich unterhaltsam erzählt. Es macht unfassbar viel Spaß, dem Pied-Piper-Team bei ihren Bemühungen zuzusehen, ihren Platz zwischen Google, Twitter und Co. zu finden. Die überzeichnete Darstellung von Branchengrößen ist in Zeiten von X und Elon Musk dann auch gar nicht mehr so realitätsfremd. Wie zuletzt „Veep“ wurde auch „Silicon Valley“ von der Realität eingeholt. Das macht die Serie aber nicht weniger unterhaltsam: 9/10 (8.5) Punkte.
Staffel 2: Two Days of the Condor
Die zweite Staffel von „Silicon Valley“ hat mir bei der aktuellen Sichtung noch etwas besser gefallen, als beim ersten Durchgang vor fünf Jahren. Warum das so ist, kann ich gar nicht so richtig sagen. Vermutlich bin ich einfach komplett drin in dieser überdrehten Welt der Startups. Die Satire ist noch etwas abgefahrener und die Figuren agieren noch unberechenbarer. Der Tod des Schauspielers Christopher Evan Welch, der Peter Gregory (eine der zwei Tech-Größen der Serie) gespielt hat, wiegt zu Beginn schwer und doch schaffen es die Autor:innen, diese Lücke gut zu kompensieren. Auch wenn alle Charaktere sehr überspitzt sind, so kann man doch auch mit ihnen mitfühlen. Speziell die finale Episode „Two Days of the Condor“ hat mir in dieser Hinsicht gut gefallen. Nun bin ich sehr gespannt, was noch folgt. Denn bisher ist die zweite Staffel die letzte der Serie, die ich bereits gesehen habe: 9/10 (8.8) Punkte.
Staffel 3: Bachmanity Insanity
Mit der dritten Staffel von „Silicon Valley“ habe ich Neuland betreten, sprich es ist die erste Staffel der Serie, die ich bisher noch nicht gesehen hatte. Somit haben sich die Veränderungen, die sich für Pied Piper ergeben, auch entsprechend groß und drastisch angefühlt. Ein neuer CEO, neue Büroräume, die Pläne Hardware zu bauen usw. sorgen für einiges an Humorpotenzial. Auch Erlich Bachman bekommt einen gesonderten Handlungsstrang mit Big Head, der letztendlich in der völlig absurden Episode „Bachmanity Insanity“ gipfelt. Auf der Hooli-Seite stolpert Gavin Belson komplett zufällig ins unternehmerische Glück, was nach dem Auf und Ab dieser Staffel, bis hin zu seiner Abberufung als CEO, letztendlich nur noch völlig übertrieben wirkt. Im Rahmen der Welt von „Silicon Valley“ sind all das wunderbare Handlungsstränge, welche die Mechanismen der Tech-Startup-Welt komplett satirisch überhöht darstellen. Immer noch großartige Unterhaltung: 9/10 (8.8) Punkte.
Staffel 4: Teambuilding Exercise
Die vierte Staffel ist die erste, in der sich so langsam ein Gefühl der Abnutzung einstellt. Richard wird langsam aber sicher immer unsympathischer, Dinesh verkommt immer mehr zur Karikatur und Erlich ist immer wieder einfach nur Erlich. Auch mit dem eigentlichen Produkt, also quasi Pied Piper wird nicht mehr viel gemacht. Plötzlich soll daraus ein neues Internet werden, weil Hooli den Kompressionsalgorithmus gekauft hat. Mit Keenan Feldspar (gespielt von Haley Joel Osment) gibt es einen weiteren verrückten Tech-Guru neben Gavin Belson und Co. Warum ich das alles dennoch recht gut bewertet habe und auch ziemlich unterhaltsam fand? Das kann ich mir selbst nicht so recht erklären. Ich hatte mit jeder einzelnen Episode viel Spaß und doch zeichnet sich ab, dass der Zenit der Serie überschritten ist: 8/10 (8.4) Punkte.
Staffel 5: Grow Fast or Die Slow
Nachdem die vierte Staffel schon ein wenig an Fahrt verloren hatte, geht es im fünften Jahr leider weiter bergab. An sich sind viele Handlungsstränge immer noch herrlich absurd, doch hatte ich auch das Gefühl, nun endgültig die Verbindung zu den einzelnen Figuren verloren zu haben. Erlichs Ausscheiden aus der Serie mag inhaltlich keinen großen Effekt haben und doch fehlt er, gerade als Gegenpol für Richard. Jian-Yangs Eskapaden werden immer absurder und die restlichen Erzählstränge verlieren sich immer mehr in redundanten Plots und zu übertriebenen Figurenzeichnungen. Das alles klingt nun viel zu negativ, denn ich hatte durchaus viel Spaß mit der kurzen fünften Staffel. Die Idee des dezentralen Internets wirkt wie nur eine weitere und am lustigsten fand ich fast noch Gavin Belsons, mal mehr, mal weniger erfolgreichen, Kampf gegen den Aufsichtsrat seines Unternehmens. Da steckt noch viel Humor drin, jedoch haben mich die Figuren teils schon verloren. Für an der Tech-Branche interessierte Zuschauer:innen immer noch sehr unterhaltsam: 8/10 (7.8) Punkte.
Staffel 6: Artificial Lack of Intelligence
Bei der letzten Staffel wird es schwierig, denn diese habe ich sehr fragmentiert gesehen. Die Luft war irgendwie raus. Auch wenn die Serie erzählerisch, und was ihre Figuren angeht, deutlich schwächer geworden ist, so fand ich es doch faszinierend, dass sie aus technischer Perspektive immer noch relevante Themen aufgegriffen hat. Noch vor dem KI-Boom der letzten Jahre hat sie sich dieses Themas angenommen. Wirklich viel Neues wussten die Autor:innen damit leider nicht zu machen und so gibt es am Ende wieder viele Deals zwischen Tech-Companies, die Richard und Co. erreichen wollen und es dennoch nicht schaffen. Nett fand ich das Staffelfinale, das wie eine Tech-Doku aufgebaut ist und bei der u.a. Bill Gates zu Wort kommt. Inhaltlich wird aber auch daraus nicht sonderlich viel gemacht. Am Ende war es dann auch gut, dass die Serie nun vorbei ist, so unterhaltsam einzelne Szenen immer noch waren: 7/10 (7.0) Punkte.
Fazit
Wenn ich auf „Silicon Valley“ zurückblicke, dann erinnere ich mich an einen wirklich starken Anfang, einen mehr als soliden Mittelteil und ein schwächelndes Finale. Wenn ihr gerne HBO-Komödien schaut, ein Faible für die Tech-Branche habt und einfach an die Serie herankommt, dann könnt ihr damit eine wirklich gute Zeit haben. Leider ist sie nach hinten raus nicht so stark, wie der Anfang noch vermuten lässt: 8/10 (8.2) Punkte.
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Die Serie habe ich auch als „gut“ abgespeichert. Habe schnell nochmal nachgeschlagen, den Staffeln gab ich durchgängig 7 oder 8 Punkte, hatte sie aber über einen längeren Zeitraum gesehen. Die Suche nach immer neuen Investoren hatte sich etwas arg oft wiederholt. Das Finale war ja dagegen zumindest
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Mit den neuen Investoren ging es mir auch so. Für die letzte Staffel habe ich beinahe ein Jahr gebraucht. Naja. Am Ende hat es bei deinem Kommentar etwas abgeschnitten. Das Finale fandest du dagegen zumindest…
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… ein schöner, kreativer Abschluß der Serie!
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Wunderbar! 😀
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