3 Body Problem – Staffel 1 (2024)

Nachdem ich mit „His Dark Materials“ zuletzt eine längere und bereits abgeschlossene Serie gesehen habe, stand mit „3 Body Problem – Staffel 1“ nun wieder eine brandneue Serienstaffel auf dem Programm. Da ich Liu Cixins Buchvorlage großartig fand, habe ich mich sehr auf die Netflix-Adaption gefreut. Zu dieser existieren unterschiedliche Meinungen und ich war gespannt, wie mir die Serienfassung letztendlich gefallen würde. 💫

3 Body Problem – Staffel 1 | © Netflix

3 Body Problem – Staffel 1 | © Netflix

Eine massentauglichere Version der Buchvorlage

Liu Cixins Roman-Trilogie ist eine der herausforderndsten und großartigsten Leseerfahrungen, die ich bisher machen durfte. Das erste Buch „The Three-Body Problem“ ist dabei noch einigermaßen stringent und nachvollziehbar in seiner Handlung. Demnach konnte ich mir bei diesem auch am ehesten vorstellen, wie eine Adaption aussehen kann. Tatsächlich trifft Netflix den Ton der Vorlage in vielen Aspekten exzellent und selbst die herausfordernden Elemente, wie die Dehydration im VR-Spiel, sind glaubhaft und imposant umgesetzt. Andere Elemente erinnern dagegen eher nicht an den Roman: Gerade die Hauptfiguren wirken, obwohl die Serie in Oxford spielt, stark amerikanisiert. Das ist nicht unbedingt ein Nachteil, denn die Vorlage war nicht immer sonderlich stark, wenn es um die handelnden Figuren ging. Es standen eher wissenschaftliche Konzepte und die Jahrhunderte umspannende Geschichte im Vordergrund. Dennoch ist diese Vereinfachung nicht in allen Aspekten gelungen.

Am meisten leidet die Serie wohl unter der Eindampfung auf nur acht Episoden. Es bleibt kaum Raum zum Atmen und die Figuren sind unglaublich blass. Erst in den letzten drei Episoden bekommen die Charaktere ein Gesicht. Dann jedoch ist es leider fast schon zu spät. Die Geschichte samt wissenschaftlichen Ideen dagegen sind auch in dieser vereinfachten Fassung sehr spannend und faszinierend. Am wenigsten harmonieren beide Aspekte wohl in der Episode „Judgment Day“, in welcher eine wissenschaftliche Idee äußerst brutal Anwendung findet. Wie die Figuren darauf reagieren ist so plump, dass es eine Schande ist. Hier hetzt die Serie, wie in so vielen Szenen, von einem Plot Point zum nächsten. Warum man der Show nicht noch fünf Episoden mehr spendiert hat, mag sich mir nicht erschließen. Darin hätten auch keine Big-Budget-Szenen erzählt werden müssen, sondern es hätte Kontext gegeben und Motivation greifbar gemacht werden können. Sehr schade, denn die Geschichte ist auch in Serienform packend und ich habe mich auf jede einzelne Episode gefreut. Ein neues „Game of Thrones“ ist David Benioff und D. B. Weiss mit „3 Body Problem“ leider nicht gelungen. Dafür wäre mehr Vorlagentreue, zumindest ein wenig, und auch Zeit nötig gewesen, ohne direkt in eine Eins-zu-eins-Umsetzung mit 30 Episoden, wie die chinesische Serienfassung, auszuarten.

Fazit

Ich hatte mich so sehr auf diese Adaption gefreut, da konnte ich quasi nur enttäuscht werden. „3 Body Problem“ ist dabei alles andere als eine schlechte Serie und ich finde so manche Abweichung von der Vorlage auch durchaus sinnvoll, doch insgesamt ist sie leider hinter meinen hohen Erwartungen zurückgeblieben. Eine zweite Staffel kann ich dennoch kaum erwarten, schon alleine um zu sehen, wie Benioff und Weiss mit den abstrakter werdenden Konzepten umgehen: 8/10 (7.6) Punkte.

11 Gedanken zu “3 Body Problem – Staffel 1 (2024)

  1. Ich kenne das erste Buch und fand die Umsetzung ebenfalls an ein paar Stellen etwas unbefriedigend. Die großen Momente im Buch sind gut gelungen, aber bei den Figuren haben mich just die aus GoT bekannten Darsteller in ihren Rollen ziemlich genervt. Den meisten der jungen Wissenschaftler habe ich ihren Status als Genies nicht abgekauft und Liam Cunningham fand ich stellenweise ein paar Spuren drüber.

    Was man positiv anmerken muss: Weil die Show auch schon Teile des zweiten Buchs gezeigt hat, ist bei mir die Lust auf den dunklen Wald umgehend gewachsen.

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    • Mit den Figuren ging es mir auch so. Doch auch die Bedrohung durch die Sophons war für mich im Buch viel stärker spürbar. Liam Cunningham hat für mich auch nicht perfekt gepasst. Irgendwas an seiner Performance war off.

      Das zweite Buch fand ich nochmal stärker, aber auch noch einmal komplexer. Vom dritten ganz zu schweigen. Bin extrem gespannt, was Netflix daraus macht.

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  2. Wir haben ja eigentlich fast die gleichen Kritikpunkte… trotzdem bist du gnädiger 😅👍 aber ja, ich kann es verstehen, an sich ist die Serie ja wirklich gut gemacht. Mehr Folgen wäre einfach gut gewesen

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    • Ja, das hab ich mir nach dem Schreiben auch gedacht und mich an deine Besprechung erinnert. Hatte eigentlich durchgehend Spaß mit der Show, doch das Potenzial wäre sooo viel größer gewesen. Das ist halt schade.

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