Heute war ein eher ruhiger Samstag. Am frühen Nachmittag machten wir uns auf den Weg in die Stadt, wo ich mir eine neue Brille ausgesucht habe. Auch die Kids brachten ihr Taschengeld unter die Leute und ich verschwendete einige Gedanken daran, welchem Sport ich nachgehen könnte, wenn ich erst einmal nicht mehr laufen kann. Aber ich schweife ab. Für den heutigen Filmabend habe ich mir „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ ausgesucht. Ein Film, von dem ich schon viel Gutes gehört hatte und auf den ich sehr neugierig war…

Three Billboards Outside Ebbing, Missouri (2017) | © Twentieth Century Fox Home Entertainment
Ein Charakter-Drama mit vielen Wendungen, aber ohne Auflösung
Ich mochte bereits Martin McDonaghs „Brügge sehen… und sterben?“ sehr gerne. Der ungewöhnliche Gangsterfilm hat mich damals (ja, die Sichtung liegt tatsächlich schon 10 Jahre zurück) wirklich überrascht. Seinen „7 Psychos“ habe ich jedoch nie gesehen, was ich nach dem grandiosen „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ nun umso mehr nachholen möchte. McDonagh ist ernsthafter geworden und auch weniger im Genre verankert. Vielleicht liegt es an der fantastischen Frances McDormand, doch hat mich der Film teils stark an „Fargo“ von den Coen-Brüdern erinnert. Das kauzige Kleinstadtleben, die skurrilen Charaktere und eine gesunde Portion schwarzer Humor. Die Themen in McDonaghs Geschichte sind jedoch düsterer und es gibt keine wirklichen Helden. Am Ende haben sich, angestoßen durch die drei Werbetafeln, die Positionen der Schachfiguren zwar verändert, die Oberhand gewinnt jedoch niemand.
In erster Linie ist „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ ein Schauspielerfilm. Neben der bereits angesprochenen Frances McDormand überzeugen vor allem Woody Harrelson und Sam Rockwell. Gerade ihre Figuren betreffend, gibt es ein paar inhaltliche Wendungen, mit denen ich so nicht gerechnet hätte. Die knapp zwei Stunden Film sind für mich extrem schnell vergangen und gerade die letzten zehn Minuten haben sich eher so angefühlt, als würde ein neues Kapitel aufgeschlagen. Als wäre die nächste Episode nur einen Klick entfernt. Verdorben durch die Serienwelt. Und dennoch funktioniert dieses offene Ende auch für diese Geschichte. Die Charaktere haben sich eben doch weiterentwickelt. Der Schritt mag klein wirken, doch in dieser von Schmerz und Alltag geprägten Welt, ist das mehr als ich zu Beginn zu hoffen gewagt hätte. Dennoch hätte ich mir ein – in welcher Form auch immer – konsequenteres Finale gewünscht.
Fazit
„Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ ist wahrlich ein packender und mitreißender Film voll interessanter Figuren, die alle spannend genug für eine ganz eigene Geschichte wären. Hier sind sie in einer Zweckgemeinschaft gebunden, welche nicht beneidenswert ist. Ich bin wirklich ziemlich begeistert, auch wenn es für mich bis zum oft proklamierten Meisterwerk nicht ganz gereicht hat: 8/10 Punkte.
Ja, ein wirklich großer Film , mit noch größeren Darstellern. Vor allem von Sam Rockwell war ich sehr überrascht, der hier grandios spielt und seine charakterliche Wandlung für mich total nachvollziehbar rüberbringt.
Beim etwas unbefriedigenden Ende bin ich ganz deiner Meinung. Da hätte ich mir auch ein saubererem Schluß gewünscht. Aber irgendwie hätte ich das nicht dann auch wieder nicht gepasst. Schwer zu sagen. Wäre das dann nicht auch ein ganz anderer Film geworden?
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Ja, Sam Rockwell ist fantastisch! 😀
Ach, ich weiß nicht. Für mich hätte das Ende gar nichts auflösen müssen. Mir kam es nur unentschlossener und weichgespülter vor als der restliche Film. Und das fand ich sehr schade. Normalerweise sollte das Ende ja doch noch einmal herausstechen. Da hat für mich etwas gefehlt, aber das heißt ja nicht, dass es schlecht war wie es ist.
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Den muss ich mir demnächst auch nochmal anschauen. Beim ersten Mal hat mich die eine Szene mit Woody Harrelson ziemlich fertig gemacht. Überhaupt ist der ganze Film ein Schauspielerfest, wie du richtig erkannt hast.
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Ja, der Handlungsstrang rund um Woody Harrelsons Charakter hat mich auch völlig fertiggemacht. Ganz schlimm und doch irgendwie nachvollziehbar. Ganz unprätentiös und er hat auch danach noch Einfluss auf die anderen Figuren genommen. Wirklich extrem gut gelöst.
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Ich seh das genau wie du (und sogar noch einen Tick kritischer): Für mich auch wahrlich nicht das Meisterwerk, zu das ihm viele verklären. Immer noch ein guter Film, aber m.E. der schwächste von McDonaghs der Werken. Das liegt ausschließlich an der zweiten Hälfte, die mehrere seltsame Drehbuchentscheidungen mit sich bringt, die ich nicht wirklich nachvollziehen konnte. Die Figuren sind mir da einfach zu sehr entglitten.
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Ganz so kritisch sehe ich es tatsächlich nicht, da ich die Figuren auch bis zum Ende durchweg gelungen fand. Es waren eher Details (z.B. die Szene mit dem Reh oder eben das Finale), die mich gestört haben. Insgesamt aber immer noch ein sehr guter Film, dessen erste Hälfte aber wohl gelungener ist, da stimme ich durchaus zu.
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Ach stimmt, das seltsame Reh war ja auch noch da… Fand 7 Psychos und Brügge aber auf jeden Fall gelungener
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Da werde ich noch einen Blick riskieren… 👍
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„Seinen „7 Psychos“ habe ich jedoch nie gesehen, was ich nach dem grandiosen „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ nun umso mehr nachholen möchte.“
„Brügge“ fand (und ich finde) ich auch toll. Three Billboards sogar noch besser. Die 7 Pschos hingegeb fand ich ziemlich enttäuschend und bestenfalls mittelmäßig. Also vielleicht solltest du deine Erwartungen ein bisschen runter schrauben 😉
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Das senkt meine Erwartungen tatsächlich. Dennoch werde ich mir irgendwann bestimmt selbst eine Meinung bilden. Klingt von der Story her zumindest am ehesten wie ein typischer Möchtegern-Tarantino, aber die Befürchtung hatte ich bei Brügge ja auch und es hat sich nicht bestätigt.
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„Möchtegern-Tarantino“ war tatsächlich ein Gedanke, der mir damals in den Sinn kam 🙂
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Sam Rockwell war eine Wucht, oder? Er und Harrelsons Figur und deren „Entwicklung“ haben mich auch sehr überrascht. Aber was das Finale betrifft, war ich sicherlich auch etwas vor den Kopf gestoßen, finde es aber letztendlich doch „besser“ oder sagen wir mal „passend“. Bei dem was der Familie zugestoßen ist, kann es kaum ein anderes Ende geben, befürchte ich. V.A. dann nicht, wenn man authentisch bleiben will …
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Ja, die Schauspieler haben den Film allesamt getragen. Besonders Woody Harrelsons Geschichte geht mir immer noch sehr nah. Damit hatte ich auch überhaupt nicht gerechnet. Was das Finale angeht, so habe ich durchaus auch meinen Frieden damit gemacht. Mich stört auch die Mehrdeutigkeit nicht, aber irgendwie hätte ich mir noch einen Funken mehr gewünscht. Mal sehen, wie das bei einer Zweitsichtung wirkt. Freut mich auf jeden Fall, dass der Film auch bei dir gut ankam… 🙂
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