Manche Filme begleiten einen über das halbe Leben, ohne dass man es merken würde. Bei mir reiht sich „Auf der Flucht“ zweifellos in diese Riege von Filmen ein. Es ist kein Werk, das ich zu meinen Lieblingsfilmen zählen oder im Gespräch über besondere Filme erwähnen würde. Dennoch habe ich Andrew Davis‘ Thriller bei nahezu jeder TV-Ausstrahlung mitgenommen und wurde jedes Mal exzellent unterhalten. Wie schlägt sich der Film heute, bestimmt 10 Jahre nach der letzten Sichtung?
Obwohl man gerade bei dieser Adaption einer 60er Jahre TV-Serie erwarten würde, dass der noch unbekannte Ausgang der Geschichte stark zum Sehvergnügen beiträgt, so ist es doch gerade das Abarbeiten der bereits bekannten Standardsituationen, die den Reiz des Thrillers ausmachen. Auch heute hatte ich wieder enorm viel Spaß an der sich langsam entwickelnden Flucht, der ersten Konfrontation zwischen Dr. Kimble (Harrison Ford) und Samuel Gerard (Tommy Lee Jones), dem Aufdecken der Verschwörung sowie den eingestreuten Actionsequenzen. Warum das so ist? Vermutlich liegt diese Wahrnehmung in nostalgischen Gefühlen begründet, die zusätzlich von der herrlich altmodischen 90er Jahre Inszenierung unterstützt werden. Hier wird sich in jeder einzelnen Einstellung noch Zeit genommen und man kann sich an den einzelnen Settings wunderbar satt sehen.
Die Geschichte um den unschuldig am Mord seiner Frau verurteilten Dr. Kimble ist nicht sonderlich innovativ, zumal zu keinem Zeitpunkt Zweifel an der Unschuld des Arztes geschürt werden. Dies wäre jedoch auch eine andere Art von Film, weshalb ich die Geradlinigkeit in der Geschichte auch wirklich willkommen heiße. Mit Harrison Ford und Tommy Lee Jones gibt es zwei famose Gegenspieler, die – jeder auf seine Weise – alle Sympathien auf ihrer Seite haben. Auch die Nebendarsteller sind mit u.a. Joe Pantaliano oder einer sehr jungen Julianne Moore fantastisch besetzt. Und wer genau hinschaut, kann sogar Neil Flynn, den Hausmeister aus „Scrubs“ bzw. Mike Heck aus „The Middle“, entdecken.
Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie alt ich mich fühle, wenn ich mir bewusst mache, dass „The Fugitive“ inzwischen bereit 22 Jahre auf dem Buckel hat. Dabei war er in meiner Erinnerung immer einer der moderneren Thriller. Glücklicherweise straft Davis‘ Film den vergangenen Jahren auch heute noch Lügen, denn er wirkt tatsächlich zeitlos und so mitreißend wie am ersten Tag. Für mich ist „Auf der Flucht“ tatsächlich ein kleiner Klassiker, den ich mit dieser Besprechung endlich einmal gewürdigt habe – auch wenn er mir im Gespräch nie einfällt: 8/10 Punkte. Kann eigentlich jemand die Fortsetzung „Auf der Jagd“ mit Wesley Snipes empfehlen?
Jaa, das ist einer dieser 90ies Filme, an den man sein Herz hängt.
„Auf der Jagd“ hat auch seinen Reiz, gerade wegen Tommy Lee Jones, der auch da wieder so typisch spielt. Er ist nicht ganz so packend wie „Auf der Flucht“, sehe die beiden Filme aber gerne im Doppelpack. Wenn der hier 8 Punkte bekommt, dann ordnet sich „Auf der Jagd“ bei 6,5-7 ein. Weiß gar nicht mehr ob es hier auch so schrullige Figuren in Gerards Team gibt, wie später in der Fortsetzung?
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Danke für die ausführlichen Infos zu „Auf der Jagd“! Das macht doch direkt Lust auf den Film, wenngleich Snipes wahrlich kein Ersatz für Ford ist. Schrullige Figuren (u.a. von Joe Pantoliano gespielt) gab es auch schon im ersten Teil. Auch ohne den Nachfolger zu kennen würde ich 6 bis 7 Punkte nach deinen Erklärungen als realistisch annehmen… 😉
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Hab den letztens auch mal wieder reingeschmissen. Nach wie vor ein guter Film, der leider etwas in Vergessenheit geraten ist.
Die Fortsetzung ist ne Ecke schwächer, was eventuell darauf zurückzuführen ist, dass eine Identifikationsfigur fehlt, wie Kimble. Kann man sich aber trotzdem auch mal angucken.
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Ja, Harrison Fords Dr. Kimble war schon eine wirklich exzellente Identifikationsfigur. Zum einen war der Charakter komplett darauf angelegt, dass das Publikum mit ihm mitfiebert, zum anderen hat Ford ihn wahrlich großartig gespielt. Einfach rundum gelungen.
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Ja, und bei der Fortsetzung ist das eben nicht der Fall. Erstens ist Snipes natürlich kein Ford und zweitens dreht sich das alles so ein bisschen ums Militär und solchen Kram. Wenn man nicht zufällig Soldat ist, wars das dann mit der Identifikation.
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Ok, das macht es mir als Ex-Zivi natürlich doppelt schwer mit der Identifikation. Davon abgesehen mag ich Militärsettings ab und zu auch ganz gerne…
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Ja, an sich ist das auch kein großes Problem. Der Film ist trotzdem gut. Kommt aber eben nicht an Auf der Flucht ran. Guck ihn dir einfach mal an. Falsch machste damit nix.
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Der Film befindet sich schon im Warenkorb. Werde ich wohl demnächst einmal angehen… 🙂
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Mach mal. Bin gespannt auf deine Meinung.
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Ja, danke! Werde berichten… 🙂
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Kimble!
Schöner Film, auch wenn ich den Sprung in den Damm immer etwas unglaubwürdig (aber visuell natürlich prächtig) fand. Das Sequel hat einen jungen Robert Downey Jr. – für diejenigen, die ihn mögen. Snipes ist natürlich kein Ford, ansonsten ist das von der Struktur ähnlich aufgebaut wie der Teil hier. Wertung geht für mich in Ordnung btw 🙂
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Ja, der Sprung vom Damm. Das hat mich damals bei den ersten Sichtungen auch ein wenig gestört, inzwischen gehört es einfach dazu und funktioniert, wie du ja schon geschrieben hast, visuell einfach famos!
Danke für die Infos zur Fortsetzung! Dann werde ich evtl. doch mal reinschauen, obwohl die Snipes-Ford-Lücke schon gigantisch ist… 😉
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Geht mir bei dem Film ähnlich. Wenn ich über Filme, die mir wichtig sind oder die mich schon lange begleiten, nachdenke, vergesse ich ihn oft. Aber eigentlich gehört er dazu. Und immer, wenn ich zufällig mal reinzappe, kann ich nicht mehr abschalten. Muss den unbedingt mal wieder und am Stück sehen.
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Dein Kommentar hätte auch 1:1 von mir stammen können, nur dass ich nicht in die Verlegenheit komme zufällig irgendwo reinzuzappen. Die bewusste Entscheidung für „Auf der Flucht“ lohnt sich aber auf jeden Fall! 🙂
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