Headhunters – OT: Hodejegerne (2011)

Nachdem ich sowohl in diversen Kritiken, als auch meinem Freundeskreis viel Gutes über den Film gehört hatte, wollte ich mir selbst ein Bild von der Jo Nesbø-Verfilmung „Headhunters“ machen. Hinzu kamen Vergleiche zur berühmten Millennium-Trilogie, die mir sowohl in Roman- als auch Filmform ziemlich gut gefallen hatte. Folglich war ich gespannt, was der erneute Ausflug in die düsteren Gefilde Skandinaviens denn so zu bieten hat…

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Zunächst einmal fällt auf, dass sich Jo Nesbø bzw. Regisseur Morten Tyldum viel Zeit für die Einführung der Figuren und die Darlegung der Prämisse nimmt. In der ersten halben Stunde ist vom groß angekündigten Thrill somit noch nicht viel zu spüren, was ich aber durchaus positiv bewerte. Das Voice-over der Hauptperson rückt die Romanherkunft der Geschichte zudem in den Vordergrund und man wird recht schnell in die Handlung hineingezogen. Von Anfang an hat mich jedoch gestört, dass die Figuren oft – ohne jegliche Erklärung – ziemlich dämlich handeln und es für ihre fragwürdigen Aktionen keinerlei Motivation zu geben scheint.

Nach ca. 30 Minuten zieht das Tempo ziemlich an und es beginnt eine halsbrecherische Flucht, die jedoch weder so drastisch noch innovativ inszeniert ist, wie ich das andernorts oft gelesen hatte. Ziemlich unterhaltsam und mit netten Wendungen, doch fehlten mir besonders an dieser Stelle Erklärungen für die Beweggründe der Figuren. Es mag sein, dass dies in der Vorlage absolut stimmig ist, doch in dieser Adaption bekommt man letztendlich nur einen netten Krimi/Thriller mit teils hanebüchenen Plot Points zu sehen.

Wenn es einem gelingt den Kopf abzuschalten, dann kann man viel Spaß mit „Headhunters“ haben. Die Charaktere sind nett geschrieben und gut gespielt (u.a. von Nikolaj Coster-Waldau, der Jaime Lannister in „Game of Thrones“ verkörpert) und die Inszenierung packend. Letztendlich hatte ich mir nach den starken Kritiken aber deutlich mehr erwartet. Dem dem Vergleich mit der Millennium-Trilogie hält die Geschichte zudem weder in ihrer Tragweite noch aufgrund ihrer Figuren stand. Freunde von skandinavischen Thrillern dürfen dennoch gerne einmal reinschauen: 6/10 Punkte.

21 Gedanken zu “Headhunters – OT: Hodejegerne (2011)

    • Ich hätte auch knapp 7 Punkte geben können, doch das hätte nichts am Gesamteindruck geändert. Handwerklich exzellent, teils recht spannend, doch eine Geschichte, die nicht wirklich nachvollziehbar ist und deren Logiklöcher mich – besonders in dem realistischen Setting – mich alle paar Minuten aus dem Film gerissen haben. Letztendlich auch nicht unterhaltsamer, als „Clash of the Titans“… 😉

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  1. Hab ich auch stärker gesehen. Wobei ich angesichts der Action (und Explizität mancher Szenen) allerdings nicht so groß auf Logiklöcher geachtet habe. Sicherlich jetzt nicht der Mega-Überflieger, als der er von manchem lobhudelnden Kritiker dargestellt wurde, aber doch ordentliche Unterhaltung für den Fernsehabend – weitaus besser als „Clash of The Titans“, bei dem ich selig eingedöst bin. Dann schon lieber „Immortals“, da stimmt wenigstens die Optik.

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    • So sonderlich actionreich und explizit fand ich den Film ehrlich gesagt auch nicht. Da hätte ich mir mehr erwartet. Ich hatte das Gefühl man wollte ein wenig auf Coens à la „Fargo“ o.ä. machen ohne auch nur annähernd ranzukommen. Ordentliche Unterhaltung war es aber auf jeden Fall – wie eben auch „Clash of the Titans“, wenngleich der Vergleich natürlich hinkt. Um „Immortals“ habe ich aufgrund der Kritiken immer einen großen Bogen gemacht. Lohnt sich der denn?

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      • Ich fand „Immortals“ okay, wegen der Schauwerte. Da merkt man, dass es ein Film vom Tarsem (The Fall, The Cell) ist, Optik kann der Kerl. Und es war witzig zu sehen, wie Mickey Rourke in jeder Szene den Bauch eingezogen hat.

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      • Ich hatte den Film wegen Tarsem Singh ursprünglich auch auf dem Radar, doch dann waren die Kritiken so schlecht, dass ich die Finger davon gelassen habe. Naja, mal sehen. Nun folgt – und da müsst auch ihr durch – erst einmal „Wrath of the Titans“… 😀

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    • Ich hatte ja auch meinen Spaß damit, doch gab es so ein paar Punkte, über die bin ich nicht hinweggekommen. Die Motivation des Verfolgers zum Beispiel: einerseits eiskalter und berechnender Businesstyp, dann Ex-Militär, der ohne Rücksicht auf Verluste den Rambo spielt. Und wegen was? Nur weil ein unbedeutender Personaler droht seinen Ruf zu ruinieren? Wenn ich solch ein wirtschaftliches Standing habe, dann rede ich doch direkt mit dem Chef – aber nein, ich bin ja auch ein Killer und mach lieber einen auf Terminator. Ist ja auch viel unauffälliger. Nachdem dann die hanebüchene Story aufgelöst wurde, war die Luft für mich raus und ich kann mir nicht vorstellen den Film noch ein zweites Mal zu sehen.

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      • Ich glaube, da hast du die Handlung nicht ganz verstanden. NCW ging es darum, den Job bei der Firma zu kriegen, weil er ja quasi als “Schläfer” von seinem vermeintlichen Ex-Arbeitsgeber nach Norwegen geschickt wurde. Er solte da ja deren Pläne ausspionieren, weil seine Heimatfirma vor der Pleite steht. Indem er den Job nicht kriegt, geht das alles den Bach runter.

        Aber letztlich ist das ja ein schönes Beispiel für meine eigene Aliens-Kritik. Hahnebüchen sind am Ende die meisten Filme, der hier störte dich, Aliens dafür nicht. 🙂

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      • Das hab ich schon verstanden, so kompliziert war die Handlung nun wirklich nicht. Was ich allerdings nicht verstanden habe, war die Motivation des Antagonisten. Warum in aller Welt macht es für ihn mehr Sinn unseren Hobbydieb auf krasseste Weise zu verfolgen, über unzählige Leichen zu gehen, nur um ihn zu beseitigen, als zu versuchen einen anderen Weg in die Firma zu finden? Zumal der große Plan zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht bekannt war und erst am Ende durch die Tracking-Gel-in-die-Haare-Schmiererin aufgelöst wurde.

        Diese Unzulänglichkeiten waren für mich keine Details am Rande, sondern haben die Kernelemente des Films definiert. Zumal spielt er – anders als „Aliens“ – in der uns bekannten Realität, was diese Ungereimtheiten in meinen Augen kritischer macht.

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    • Ja, der Humor hat mir auch gefallen. War mir aber zu sehr an schwarze Komödien, wie „Fargo“ oder „Ein einfacher Plan“ angelehnt, die das alles bedeutend besser machen. Hatte so seine Momente, war aber letztendlich nichts Besonderes…

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  3. Ich hatte den wohl auch noch einen Tick besser bewertet als du (zumindest nach meiner Wertung 7/10 und meiner noch immer anhaltenden Erinnerung an so manche Szenen).
    Ich hatte das Buch vor dem Filmstart gelesen und muss sagen, dass sich die beiden nicht viel geben. Der Roman ist etwas bessere Krimi/Thriller-Kost, die eigentlich nur durch ein paar explizite Szenen, die im Film genauso explizit gezeigt werden.

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    • Wird im Buch die Motivation des Verfolgers besser erklärt? Das war nämlich mein größter Kritikpunkt. Ich hätte genauso gut 7/10 Punkte vergeben können und wäre der Film nicht so als neuer Über-Thriller gehypt worden, dann hätte ich das wohl auch gemacht. So war er leicht enttäuschend, hat mich aber dennoch ganz gut unterhalten.

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      • Soweit ich mich erinnere, ist die Verfilmung wirklich sehr werkgetreu. Das heißt, die Motivation aller Figuren wird nicht sonderlich verändert im Film. Insofern muss ich dich da wohl enttäuschen.

        Allerdings hat mich der Film diese Schwäche in der Handlung deutlich besser vergessen lassen, als es Nesbo im Buch schafft.

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      • Danke für die Info!

        Die Wirkung des Films ist wohl auch immer von der eigenen Tagesform abhängig und da habe ich an dem Tag meiner Sichtung wohl einfach zu viel erwartet. Eigentlich aber schön, dass solch ein europäischer Thriller so viele Fans hat – auch wenn ich nicht dazu zähle…

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  4. Ohaoha, auch bei mir findet sich eine bessere Wertung!
    Ich empfand ihn auch sehr erfrischend und gut gemacht. Ich dachte mir, dass das daran liegen könnte, dass du die Vorlage schon kanntest, aber anscheinend störten dich dennoch die anderen Sachen immer noch. Schade, schade, aber kann ja auch mal passieren 😉

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    • Ja, ist wohl einer der Filme, die die ganze Welt besser sieht, als ich. Ist aber auch okay so, denn schließlich kann man nicht immer auf der Geschmackswelle mitschwimmen. Inzwischen habe ich ihn schon fast wieder komplett vergessen, was ja auch kein gutes Zeichen ist. Muss also nicht sein.

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