District 9 (2009)

Vor ein paar Jahren bin ich über einen Kurzfilm namens „Alive in Joburg“ gestolpert, der mich tief beeindruckt hat. Eine unglaubliche Atmosphäre und teils wirklich verstörend anzusehen. Als ich mitbekam, dass Regisseur Neill Blomkamp mit „District 9“ eine Spielfilmversion seines Kurzfilms plant, kannte meine Begeisterung keine Grenzen. Wie es leider jedoch immer öfter der Fall ist, habe ich den Film im Kino verpasst und musste nun auf die Blu-ray zurückgreifen.

Wow. Was für ein beeindruckender Film. Schon lange habe ich nichts mehr so Außergewöhnliches gesehen. Einen Film, der sich in keine Schublade stecken lässt. Unterschiedlichste Genres und Inszenierungsstile werden hier zusammengewürfelt, nur um am Ende ein absolut beeindruckendes Gesamtbild zu schaffen. Schon alleine dafür muss man „District 9“ eigentlich lieben. Neill Blomkamp hat die Prämisse seines Kurzfilms einerseits erweitert, andererseits aber auch auf gewisse Elemente fokussiert, was der Kinoversion einen etwas anderen Drall gibt.

„District 9“ setzt sich in meinen Augen aus drei Segmenten zusammen. Das erste Drittel des Films ist ziemlich nahe am Kurzfilm und zeigt uns eine bitterböse Satire auf die Apartheid, welche teils urkomisch, oft aber einfach nur erschreckend nahe an der Realität ist. Im zweiten Drittel schwenkt die Handlung auf ein zutiefst menschliches Drama à la „Die Fliege“ (1986) um und lässt den Jäger zum Gejagten werden. Dieses Mittelstück hatte für mich ein paar Längen und Logikfehler, wenngleich es sich in seiner Gesamtheit wunderbar in den Film einfügt. Das letzte Drittel zeigt uns schließlich eine actionhaltiges Buddymovie im Sci-Fi-Setting, welches ziemlich zur Sache geht und wirklich fantastisch aussieht.

Neill Blokamps Film ist nicht immer leichte Unterhaltung. Teils ist es fast schon anstrengend dem Springen zwischen den Genres zu folgen und einen Überblick über den Wechsel zwischen Mockumentary und klassischen Spielfilmszenen zu behalten. Lässt man sich aber auf dieses ungewöhnliche Erlebnis ein, dann wird man mit einem der intensivsten und spannendsten Filme der letzten Jahre belohnt. Nicht perfekt, nicht immer rund, aber stets mitreißend. Ein Film, der mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Das sollte es definitiv öfter geben und somit kann ich nur eine zwingende Empfehlung für alle Filmfreunde aussprechen: 9/10 Punkte.

20 Gedanken zu “District 9 (2009)

  1. Da stimme ich in allen Punkten zu. Weiß noch, wie ich mich mit ziemlich schlechter Laune in’s Kino gesetzt habe, dann aber auch völlig gepackt und weggeblasen wurde von dem Film. Wurde dem Hype auf jeden Fall gerecht. Das nun aber unbedingt eine Fortsetzung her muss betrachte ich noch eher skeptisch. Klar gäb’s sowohl in Pre-, als auch in Sequelform einiges zu erzählen, aber manches sollte doch auch einfach mal unerzählt bleiben dürfen…

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  2. Ja, die anscheinend geplanten Fortsetzungen sehe ich auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Das Ende von „District 9“ fand ich so wie es ist eigentlich ziemlich perfekt – sowohl was die Handlung, als auch was die emotionale Befriedigung angeht. Doch mal sehen, wenn der Autor/Regisseur genau kreativ vorgeht, wie bei diesem Film, dann dürfte das Sequel zumindest interessant werden.

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  3. Den hast du wirlich erst jetzt gesehen? Da mache ich mir ja fast Vorwürfe, dass ich den hier drin nicht mehr aufgedrängt habe. Sehr guter Film, der wirklich lange im Kopf haftenbleibt. Die Vorgeschichte dazu ist auch sehr interessant – Stichwort Halo-Verfilmung.

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  4. Herr Inishmore, bitte mehr Propaganda für gute Filme! Wie lässt mich das denn dastehen, wenn ich mit meinen Kritiken so spät dran bin!? Tsts… 😉

    Ja, die Vorgeschichte ist wirklich interessant, wobei ich ganz froh bin, dass es mit „Halo“ nichts geworden ist. Wäre bestimmt nicht halb so gut geworden, wie dieser Film. Da hat der Peter eine wirklich gute Idee gehabt. Wird übrigens im sehr gelungenen Making of auf der Blu-ray schön erklärt. Nur den Kurzfilm hätten sie noch draufpacken dürfen.

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  5. Habe den Film auch „erst“ gesehen, als die BluRay rauskam. Und war hellauf begeistert. Ich muss auch in allen Punkten zustimmen.
    Teilweise war ich im Vorfeld irgendwie skeptisch… Südafrikanischer Film? Sci-Fi?
    Nach der ersten halben Stunde war meine Skepsis dann vollends weg.
    Was mir besonders gut gefallen hat war die Darstellung des Antihelden (selten SO einen Antihelden gesehen^^) Anfangs nur hassenswert, und später… auch. Aber nicht mehr so sehr, und sogar teilweise bemitleidenswert.

    Will hier aber auch keinen Roman schreiben, ihr habt den Film ja schließlich auch gesehn.
    Zweitsichtung folgt bestimmt demnächst auch mal.

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  6. Ich fand Wikus Van De Merwe (alleine der Name!) eher von Anfang an bemitleidenswert. Ein typischer Sündenbock: Hey, wir haben da eine unangenehme Aufgabe zu erledigen, für die uns die Öffentlichkeit hassen wird. Legen wir sie doch in die Hände von diesem Trottel!

    Das Ende war dann fast schon poetisch und ich hätte mir wohl kein besseres für diesen Film vorstellen können. Da hat (fast) jeder das bekommen, was er verdient hat… 😉

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  7. Naja, anfangs dachte ich eher: geschieht ihm recht, so einem kann man das gern in die Schuhe schieben. 😉
    Was mir aber auch noch einfällt: der Film war erstaunlich blutig. Ich bin von etwas weniger Gewalt ausgegangen

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  8. Ja, stimmt. Blomkamp ist nicht zimperlich mit dem roten (CGI-)Saft umgegangen. Hat aber gut zur satirischen Stimmung gepasst und erschien aufgrund der völligen Überzeichnung auch nicht zu brutal. Der finale Shootout hat mich in diesem Sinne tatsächlich auch an „Starship Troopers“ erinnert.

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  9. Der Anfang ist wirklich ganz groß, doch die beiden letzten Drittel (würde den Film übrigens auch dritteln 😉 ) gefiel mir nicht mehr so gut. Verkam zu einer platten Aneinanderreihung von Action.
    Wirklich toll fand ich die Optik der Aliens, die zwar pure CGI sind aber wie Puppen bzw. Schauspieler in Kostümen wirken.
    Eine Fortsetzung wird über kurz oder lang sicher kommen, befürchte aber dass dann selbst Fans enttäuscht sein werden.

    District 9 ist für mich größtenteils verschenktes Potenzial, sorry.

    Hab übrigens auch erst vor kurzem die Blu gesehen.

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  10. Auch wenn für mich das erste Drittel klar am stärksten ist, so zieht der Film für mich doch viel von seinem Charme aus dem wilden Genremix, das danach noch folgt. Das finale Drittel mag zwar nicht mehr so gehaltvoll sein, doch die Action ist wohl über jeden Zweifel erhaben – und da ich großer Freund des Unterhaltungskinos bin, hat mich der Film auch in seinen Standardszenen nicht enttäuscht.

    Die CGI waren wirklich herausragend. Sie haben sich perfekt in das Realfilm-Material eingefügt und zu keinem Zeitpunkt deplatziert gewirkt. Ganz groß. Zudem war der Roboterkampf besser inszeniert, als alle Bay’schen „Transformers“-Machwerke zusammengenommen.

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  11. Zudem war der Roboterkampf besser inszeniert, als alle Bay’schen „Transformers“-Machwerke zusammengenommen.

    Naja, das ist aber in meinen Augen auch nicht sonderlich schwer, Bay stinkt 😉

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  12. Hmm ja, nein. Ich finde Bay kann durchaus brauchbare Unterhaltungsfilme auf die Beine stellen. Selbst „Transformers“ war nicht so schlecht, wie er oft gemacht wird. Doch eben in Sachen Actionregie eine ganze Ecke schwächer inszeniert als der Endkampf in „District 9“.

    Hach, was bin ich heute wieder diplomatisch! 😉

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  13. Beim ersten Gucken im Kino fand ich diesen vollkommenen Richtungswechsel hin zum Actioner etwas irritierend, aber als ich ihn neulich nochmal angesehen habe, erschien mir dieser Teil wesentlich sinnvoller, geradezu notwendig für den Film. Er hat mir aber auf jeden Fall richtig gut gefallen 🙂

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  14. Ich habe im Zuge meiner Sichtung auch noch ein paar Kritiken zum Film gelesen und empfand das Rumhacken auf der tumben Action gegen Ende sowieso als ziemlich pseudointelektuelles Geschwafel. Wer will den schließlich nicht gute Action sehen? Mal ehrlich. Man sollte aus manchen Filmen auch nicht mehr machen, als sie sind. Und „District 9“ ist nun einmal kein Kunstfilm, sondern ein herrlich wilder Genremix. Insofern kann ich deiner Einschätzung nur zustimmen, dass die Action grundlegender Bestandteil des Films ist.

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