Ich werde mit dem asiatischen Kino einfach nicht warm. Nicht weil die Filme schlecht wären, sondern eher weil ich selten den Mut oder die Geduld aufbringe mich dieser oft so fremden Welt zu öffnen. Meinen aktuellsten Vorstoß habe ich mit „The Gingko Bed“ gewagt, was sich durchaus gelohnt hat.
In seinen schwächsten Momenten erinnert mich der Film etwas an eine asiatische Mischung aus „Highlander“ und „Terminator“. Wenn der finster dreinblickende Bösewicht sich durch Nichts aufhalten lässt und mit überholten Effekten durch das falsche Jahrhundert poltert, dann werden solche Assoziationen einfach wach. Glücklicherweise verlässt der Film diese Schiene bald und stattet seine Figuren mit einer gesunden Portion Tiefe aus. Die Charaktere werden sogar so greifbar, dass man bereit ist ihnen auf eine wilde Reise durch die Zeit zu folgen und ihnen so manch – zumindest für westliche Zuschauer – recht seltsam anmutende Handlung abkauft.
Wirklich erstaunt hat mich hier die – sowohl visuelle, als auch narrative – Stärke der tragischen Liebesgeschichte. Diese ist mir doch ungewohnt nahe gegangen. Leider werden hier viele Momente durch das Auftauchen des – zumindest in der Gegenwart – recht polternd auftretenden Bösewichts verschenkt, der allerdings ziemlich gut in das Liebesgeflecht mit eingesponnen wird. Total verschenkt wird meiner Meinung nach aber die Figur der Ärztin, die immer mehr zum Mittel zum Zweck verkommt und ihre anfangs noch starken Charakterzüge immer lächerlicheren Handlungen opfert.
„The Gingko Bed“ erzählt trotz aller Schwächen eine wirklich wunderschöne und fast schon epische Liebesgeschichte, die gekonnt von einem erzählerischen Rahmen zusammengehalten wird. Wieder einmal ein guter asiatischer Film, bei dem ich mir jedoch viele Folgesichtungen nicht wirklich vorstellen kann: 6/10 Punkte.
Also mit dem asiatischen Kino habe ich auch so meine Schwierigkeiten …
Allzuviel Berührung damit hatte ich bisher zwar nicht. Diverse Jackie Chan-Streifen mal beiseit (die aber eher als Hollywood-Produktion zu betrachten sind und mit dem asiatischen Kino wohl nicht mehr viel zu tun haben) habe ich im Free-TV bisher mal „Crouching Tiger, Hidden Dragon“ gesehen, der mir aber weniger zusagte. Diese „übertriebene Seilhopserei“ mag zwar ein klassiches Stilmittel des Asia-Kinos sein, wirkte auf mich aber eher lächerlich.
Etwas anders sah es hingegen mit „Hero“ aus, ebenfalls im Free-TV gesehen. Der Film hat mir richtig gut gefallen, angefangen bei der Erzählweise, über die eindrucksvollen Bilder bis hin zu den zahlreichen Storywendungen … wirklich klasse!
„The Legend of Gingko“ habe ich mir auch gerade preisgünstig bei Weltbild zugelegt – die Special Edition mit beiden Teilen im Digipak-Schuber. Sobald ich die beiden Filme angeschaut habe, werde ich mal noch meine Meinung hier kundtun …
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„Crouching Tiger, Hidden Dragon“ fand ich damals im Kino auch gewöhnungsbedürftig, aber irgendwie schön. Auf DVD konnte er mich dann letztendlich überzeugen. „Hero“ kenne ich dagegen leider noch nicht. Steht aber auch auf meiner To-See-Liste. 😉
Bin sehr gespannt auf deine Meinung zu den Gingkos!
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Hm, vielleicht sollte ich Tiger & Dragon auch mal eine 2. Chance geben. Und „Hero“ kann ich Dir wie gesagt auf jeden Fall empfehlen!
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„Ich werde mit dem asiatischen Kino einfach nicht warm“ Wird wohl daran liegen, dass Du Dir hier etwas krude Beispiele rausgepickt hast, wenn ich so Deinen Index durchgehe.
„Ginko Bed“ ist noch ein recht frühes Bsp. des aufstrebenden Korea-Kinos. Gerade in diesem Genre konnte das korean. Kino jedoch nur recht selten wirklich punkten. Hier ist das HK-Kino deutlich innovativer. Als Einstieg in DIESES Genre (Swordplay, Fantasy) des asiatischen Filmes empfehle ich zumindest den ersten Teil der „A Chinese Ghost Story“-Trilogie, auch wenn der tricktechnisch natürlich nie up to date war.
Ansonsten, würde ich mal einen Blick auf Werke von Johnnie To riskieren.
PS: Bitte bei asiatischen Filmen IMMER auf O-Fassungen zurückgreifen. Die Dubs sind selten zu empfehlen und selbst die Subs gewährleisten nur eine unzureichende Lokalisation. Praktisch alle guten Filme des asiatischen Kinos sind mit eng. Subs erhältlich, wenn man bei älteren Filmen auch mit Abstrichen bei der Rechtschreibung leben kann.
PPS:@ Martin
„Diese “übertriebene Seilhopserei” mag zwar ein klassiches Stilmittel des Asia-Kinos sein, wirkte auf mich aber eher lächerlich“
Komisch, bei Matrix stört diese Komponente so gut wie niemanden.!
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Danke für deinen ausführlichen Kommentar!
Diese Sichtung liegt inzwischen schon 6 Jahre zurück und ich muss zugeben, dass ich seitdem kaum mehr Berührungen mit dem Asia-Kino hatte. Wong Kar-Wai sehe ich immer sehr gerne und würde einige seiner Filme sogar zu persönlichen Lieblingen zählen. Hätte ich die Zeit würde ich mich durchaus einmal ausführlicher mit dem Asia-Kino beschäftigen, doch ich schaffe es schon kaum bei aktuellen westlichen Filmen up-to-date zu bleiben oder persönliche Lieblinge erneut zu sichten.
Ich schaue seit ein paar Jahren sowieso nur noch im O-Ton und selbst gut gemachte Synchros wirken befremdlich. Insofern glaube ich, dass du vollkommen Recht hast und dies noch einmal ein Qualitätsgewinn wäre.
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Kenne das Problem mit dem up-to-date bleiben.
Solltest Du aber doch mal Zeit und Interesse an asiat. Filmen haben, dann unbedingt mal Filme von Johnnie To checken. Die sind imho einfacher zugänglich auch für westliches und haben das auf Filmfestspielen auch schon bewiesen.
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Von Johnnie To habe ich vor einer halben Ewigkeit zumindest „Running Out of Time“ gesehen, den ich auch ganz gut fand. Ist aber schon wirklich schon ewig her, insofern möchte ich meiner Erinnerung nicht zwangsweise trauen… 😉
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