Filme der 2000er (Jürgen Müller)

filme_der_2000erNachdem die letzte Buchvorstellung mit Filmbezug bei euch so gut angekommen ist, möchte ich euch auch meinen zuletzt ausgelesenen Schmöker aus diesem Bereich nicht vorenthalten: „Filme der 2000er“ aus dem Taschen Verlag ist der neueste Band der Buchreihe rund um die wichtigsten Filme der vergangenen Jahrzehnte. In meiner Sammlung befinden sich inzwischen alle Bände ab „Filme der 60er“, wobei „Filme der 90er“ mein Einstieg in die Reihe war. Seitdem sind inzwischen bereits 12 Jahre vergangen, was unglaublich ist – eine lange Zeit, während der mich diese Buchreihe stets begleitet hat.

Wenn man die Bücher noch nicht kennt, wird man zunächst von ihrem Gewicht erschlagen. Auf knapp 900 großformatigen Seiten bekommt der Leser zu jedem Jahr eine Auswahl an Filmen der entsprechenden Dekade präsentiert. Es gibt eine Zusammenfassung des Inhalts, eine Besprechung und noch weitere Details zu Regisseur, Schauspielern und Produktion an sich. Ergänzt werden die Informationen durch mehrere Standbilder aus dem  Film, die teilweise die komplette Seite einnehmen. Dadurch bekommt man als Leser a) ausreichend Informationen zum jeweiligen Film und b) auch enorm Lust darauf ihn zu sehen – speziell die weniger bekannten Filme.

Was die Auswahl der Werke angeht, so kann man sich darüber bestimmt exzellent streiten, doch letztendlich haben die Herausgeber eine gute Mischung aus relevanten Blockbustern, Indie-Produktionen und ausländischen Beiträgen zusammengestellt. Für mich ist es jedes Mal eine Freude in den Bänden zu schmökern – selbst wenn das Regal für diese Buchreihe wirklich sehr stabil gebaut sein sollte: 9/10 Punkte.

Cabinet of Curiosities: My Notebooks, Collections, and Other Obsessions (Guillermo del Toro)

del_toro_curiositiesNach dem „A Song of Ice and Fire“-Marathon hatte ich mich sehr darauf gefreut einmal wieder etwas anderes zu lesen. Doch gab es da immer noch „Cabinet of Curiosities: My Notebooks, Collections, and Other Obsessions“ von und mit Guillermo del Toro, in das ich seit ca. einem halben Jahr immer mal wieder reingeschaut hatte. Normalerweise lese ich Film- bzw. Sachbücher immer parallel zu Belletristik und nie am Stück, doch dieses Buch hat mich so begeistert, dass ich ihm mehr Aufmerksamkeit schenken wollte.

Ich mochte Guillermo del Toro als Regisseur schon länger und spätestens mit „Pans Labyrinth“ hat er einen der beeindruckendsten Filme geschaffen, die ich je gesehen habe. Welch detaillierte Gedanken und Aufzeichnungen allerdings selbst hinter seinen einfacheren Filmen – wie z.B. „Mimic“ – stecken, war mir vor der Lektüre dieses Buches noch nicht bewusst. So habe ich nun große Lust bekommen, einmal wieder in all die vorgestellten Filme reinzuschauen. Besonders von „Cronos“ und „The Devil’s Backbone“ wäre eine Wiederholungssichtung dringend angebracht, doch auch die Unterhaltungskracher „Hellboy“, „Hellboy 2: Die Goldene Armee“ und „Pacific Rim“ würde ich nun am liebsten sofort in den Player packen.

Inhaltlich beschäftigt sich „Cabinet of Curiosities“ mit den Notizbüchern, die der Regisseur für jeden seiner Filme – und das meist projektübergreifend – führt. Dort gibt es detaillierte Zeichnungen und Texte zu bewundern, die den komplexen Entstehungsprozess veranschaulichen. Hinzu kommen ausführliche Interviews, welche Hintergrundinformationen zu den Notizen und Filmen liefern. Nicht vergessen darf man zudem die Vorstellung von Bleak House, Guillermo del Toros wahr gewordenen Traum eines jeden Monsterfilmfreunds. Was würde ich für einen Besuch dieses Privatmuseums geben!

Nicht nur ist „Cabinet of Curiosities: My Notebooks, Collections, and Other Obsessions“ inhaltlich wertvoll, es ist auch formal ein kleines Meisterwerk. Ich kann es nur jedem Filmfreund ans Herz legen, der sich auch nur am Rande für del Toros Schaffen interessiert und generell Genrefilmen nicht abgeneigt ist: 10/10 Punkte.

Was will ich und wenn ja, wie viele? (Felicitas Pommerening)

was_will_ichNach zweieinhalb Jahren „Game of Thrones“-Marathon ist mein Zu-Lesen-Stapel ziemlich angewachsen. Auch wenn ich George R. R. Martins Romanreihe liebe, so hatte ich mich doch darauf gefreut einmal wieder etwas anderes zu lesen. Felicitas Pommerenings „Was will ich und wenn ja, wie viele?“ befand sich nicht auf dem Stapel. Vermutlich hätte ich das Buch auch nie in die Hand genommen, wenn die Autorin nicht persönlich Kontakt mit mir aufgenommen und mir mein erstes Rezensionsexemplar geschickt hätte.

Felicitas Pommerening bezeichnet ihr Werk direkt auf dem Cover als Entscheidungsroman – und ein solcher ist es wohl auch. Im Mittelpunkt stehen vier Freundinnen, von denen drei gleichzeitig auch die Erzählperspektive liefern und uns somit ungefiltert an ihren Gedanken teilhaben lassen. Alle Frauen sind so um die 30, beruflich etabliert und befinden sich in verschiedenen Phasen einer Beziehung. Es ist eine Zeit des Umbruchs: Heirat, Kinder, private und berufliche Zukunft. Was will ich vom Leben? Das sind die Themen, die uns durch das gesamte Buch begleiten. Die biologische Uhr tickt. Mal mehr, mal weniger laut. Die Autorin versucht verschiedene Ansichten und Charaktertypen zu definieren, wodurch das Thema aus mehreren Perspektiven beleuchtet wird.

Eine klassische Handlung bietet „Was will ich und wenn ja, wie viele?“ nicht. Meist lauscht man den Gesprächen der drei Freundinnen oder bekommt ihre Gedanken in Form von inneren Monologen präsentiert. Dies ist auch der größte Kritikpunkt, den ich habe: Die Geschichte wird nicht durch Aktionen erzählt, sondern beinahe nur durch Dialoge. Hinzu kommt, dass die sich drei Figuren – so unterschiedlich diese auch konzipiert sein mögen – stilistisch (und teils auch inhaltlich) kaum unterscheiden. Dadurch fehlt den Erzählperspektiven leider ein wenig Eigenständigkeit.

Abgesehen von diesen Kritikpunkten hatte ich ein interessantes und sehr entspanntes Lesevergnügen. Die Themen, die in diesem Entscheidungsroman aufgegriffen werden, sind heute relevanter denn je. Die Möglichkeiten sind theoretisch nahezu endlos und doch ist man, besonders als Frau, starren Vorgaben und veralteten Vorstellungen unterworfen. Warum geht bei uns in Deutschland oft eben nicht beides? Karriere und Familie? Eine Antwort darauf bietet auch „Was will ich und wenn ja, wie viele?“ nicht, doch erfährt man zumindest auf unterhaltsame Art und Weise, dass man mit dieser Fragestellung nicht alleine ist: 7/10 Punkte.

A Song of Ice and Fire, Book 5: A Dance with Dragons (George R. R. Martin)

dance_with_dragonsIch bin durch! Schneller als noch beim Vorgänger, habe ich „A Dance with Dragons“ in nur 8 Monaten verschlungen. Somit habe ich mich die letzten zweieinhalb Jahre – mit einer kurzen Unterbrechung aufgrund eines Ausflugs nach Panem – literarisch beinahe komplett in Westeros aufgehalten. Insgesamt knapp 5000 Seiten, was die monumentale Epik unterstreicht, mit der George R. R. Martin seine Geschichte erzählt. Ich bin wirklich gespannt, wie die etlichen Cliffhanger im folgenden Band aufgelöst werden, der leider noch länger auf sich warten lassen wird…

Nachdem der vierte Band „A Feast for Crows“ mit zu vielen neuen Charakteren und Schauplätzen ein wenig zerfahren wirkte und Fokus vermissen ließ, konzentriert sich GRRM in „A Dance with Dragons“ wieder stärker auf die Hauptfiguren der Geschichte. Endlich wieder Tyrion Lannister, Daenerys Targaryen und Jon Snow. Ein wahre Freude! Nach ca. zwei Drittel des Buches fügt Martin auch die örtlich getrennten Handlungsstränge wieder zusammen und so erfahren wir Leser gegen Ende auch, wie es u.a. Königin Cercei ergangen ist. Dies bestätigt übrigens meine Vermutung, dass eine chronologische Teilung der Geschichte durchaus sinnvoller gewesen wäre.

Auch wenn dieser Band wieder deutlich stärker ist als der Vorgänger, so habe ich doch ein paar Erzählperspektiven vermisst: Littlefinger und Sansa zum Beispiel. Oder auch Catelyn Stark. Dafür tritt der Handlungsstrang von Arya komplett auf der Stelle und hätte meiner Meinung nach deutlich gekürzt werden dürfen. Wirklich schade, da die Figur eigentlich zu meinen Lieblingen zählte. Auch hier sehe ich wieder viel Potential für die TV-Serie, was sinnvolle Straffungen angeht, ohne dabei den Kern der Geschichte zu verlieren.

Mit dem Abschluss dieses Bandes reihe ich mich nun in die Gruppe der unzähligen Leser ein, die auf „The Winds of Winter“ warten – und warten und warten. Vor 2015 wird der Band bestimmt nicht erscheinen, wenn man den Gerüchten glauben mag. Das wird eine lange Wartezeit und ich kann nur hoffen, dass ich bis dahin nicht schon wieder alles vergessen habe. Das lange Warten vertreibe ich mir mit der dritten (und bis dahin wahrscheinlich auch vierten) Staffel der TV-Serie. Ich werde meine tägliche Dosis Tyrion und Co. in den nächsten Wochen auf jeden Fall vermissen: 9/10 Punkte.

A Song of Ice and Fire, Book 4: A Feast for Crows (George R. R. Martin)

feast_for_crowsGeorg R. R. Martin hat es mir mit diesem Buch wirklich nicht leicht gemacht. Ganze 10 Monate habe ich benötigt, um mich durch die knapp 1000 Seiten zu kämpfen – auch wenn ich nach der Hälfte zugegebenermaßen erst einmal Suzanne Collins „Die Tribute von Panem“-Trilogie eingeschoben habe. Die Pause nach gut 3500 Seiten „A Song of Ice and Fire“ hat gut getan und danach konnte mir die zweite Hälfte von „A Feast for Crows“ auch wieder viel Freude bereiten. Das fünfte Buch kann also kommen…

Bereits beim Vorgänger „A Storm of Swords“ konnte man sich als Leser nicht über eine zu geringe Auswahl an Charakteren beschweren. Übersicht in Westeros zu behalten war somit nicht immer einfach, doch aufgrund der immer wiederkehrenden Erzählstränge und teils Überschneidungen in der Handlung, konnte ich den jeweiligen Charakter stets in den Gesamtzusammenhang einordnen. In diesem Buch gelingt das – besonders zu Beginn – nicht immer: Martin führt etliche neue Figuren ein und widmet diesen auch eigene Kapitel, obwohl sie teils nicht wirklich wichtig zu sein scheinen und im weiteren Verlauf kaum vorkommen. Besonders die Handlung in Dorne und auf den Iron Islands hat mich oft aus der eigentlichen Geschichte rausgerissen und teils sogar gelangweilt.

Die neuen Charaktere werden auch selten beim Namen genannt, d.h. ihr Kapitel-Titel wird, anders als bei den anderen Figuren, häufig umschrieben, was die Einordnung nicht leichter macht. Martin hätte diese Handlungsstränge, die durchaus noch wichtig werden können, einfach in die bestehenden mit eingliedern sollen. Berichte aus Dorne bzw. von den Iron Islands hätten auch anders nach King’s Landing gelangen können. Meiner Meinung nach wäre hier weniger mehr gewesen und man hätte die Erzählstränge nicht auf „A Feast for Crows“ und „A Dance with Dragons“ aufteilen müssen. Den Cliffhanger von „A Storm of Swords“ zudem erst ein paar Seiten vor Ende aufzulösen, zeugt zudem von schriftstellerischem Selbstbewusstsein – und funktioniert erstaunlicherweise sogar recht gut.

Beeindruckend fand ich es erneut, wie Martin mit seinen Charakteren umspringt. Ich hätte nie gedacht, dass Jaime einmal so sympathisch werden könnte und auch Brienne hat deutlich an Profil gewonnen. Da man von Tyrion, Daenerys und John Snow nichts mitbekommt, fallen meine bisherigen Lieblingserzählstränge heraus, doch dafür konnten mich Jaime, Brienne und Cercei – was für ein grandioses Finale! – entschädigen. Arya und Sansa habe ich auch stets gerne begleitet, wenngleich ihre Geschichten größtenteils etwas auf der Stelle getreten sind. Nicht vergessen darf man auch Samwell, der einen schönen Handlungsbogen spendiert bekommt und für die Geschichte wichtiger sein dürfte, als ursprünglich angenommen.

Insgesamt ist „A Feast for Crows“ das bisher schwächste Buch der Reihe, was vor allem daran liegt, dass sich Martin ein wenig übernommen hat. Die zweite Hälfte fand ich deutlich stärker und freue mich nun auch auf „A Dance with Dragons“, das ich – entgegen meiner ursprünglichen Planungen – doch sofort im Anschluss lesen werde. Lasst euch also vom zähen Beginn nicht abschrecken, denn gegen Ende macht auch der vierte Band der Saga wirklich viel Spaß: 8/10 Punkte.

Die Tribute von Panem: Flammender Zorn (Suzanne Collins)

tribute_von_panem_3Gestern habe ich nun auch den letzten Band von Suzanne Collins‘ dystopischer Romantrilogie beendet. Auch wenn ich teils so meine Probleme mit „Die Tribute von Panem: Flammender Zorn“ hatte, finde ich es schade diese Welt und ihre Charaktere zu verlassen. Letztendlich wundert es mich nicht, dass die Reihe ein so großer Erfolg war und bin erstaunt ob der Konsequenz mit der die Geschichte zum Abschluss gebracht wird. Spoiler sind zu erwarten.

Anders als beim Vorgänger „Die Tribute von Panem: Gefährliche Liebe“ wird die bisher bekannte Struktur ein wenig aufgebrochen, d.h. der Roman ist nicht mehr strikt in die Vorbereitungszeit in Distrikt 12 und den Kampf in der Arena unterteilt. Dennoch hat Collins den Aufbau den bisherigen Büchern in groben Zügen nachempfunden, nur dass sich Katniss nun eben in Distrikt 13 zurechtfinden muss und die Arena im Finale durch die Kampfhandlungen im Kapitol ersetzt wurde. Die Handlung dazwischen mäandert zwischen Kriegsaction, Beziehungdrama und dystopischer Science-Fiction.

Die Eingewöhnung in Distrikt 13 und den damit verbundenen militärischen Drill fand ich teils etwas anstrengend und unglaubwürdig. Inhaltlich macht es ja durchaus Sinn Katniss als Spotttölpel weiterhin in den Medienfokus zu stellen, doch sie in tatsächliche Kampfhandlungen stecken? Damit hatte ich teils so meine Schwierigkeiten. Auch erschien mir die Geschichte teils etwas unfokussiert und manche Ereignisse erinnerten mich an das Deus ex machina-Finale des zweiten Teils (z.B. Bomben vor dem Präsidentenpalast).

Der letzte Akt nach der Machterfreifung durch Präsident Coin wirkt aufgrund der psychischen Verfassung unserer Hauptfigur oft beinahe traum- oder rauschartig und ist auch unglaublich schnell wieder vorbei. Dennoch – oder vielleicht gerade deshalb – hat mich das Finale überzeugt, da es die Geschichte auf einer traurigen und doch hoffnungsvollen Note enden lässt. Das nächste Mal werde ich wohl erst mit der Verfilmung des zweiten Bandes in die Welt von Panem zurückkehren, worauf ich mich jetzt schon sehr freue. Eine wirklich sehr gelungene Trilogie: 8/10 Punkte.

Die Tribute von Panem: Gefährliche Liebe (Suzanne Collins)

tribute_von_panem_2Seit ein paar Wochen verbringe ich täglich ca. eine halbe Stunde in Panem. Viel zu wenig eigentlich, denn nach wie vor nimmt mich Suzanne Collins‘ Romanwelt gefangen und ich würde am liebsten länger dort verweilen. Somit habe ich auch „Die Tribute von Panem: Gefährliche Liebe“ verhältnismäßig schnell verschlungen und weiß jetzt schon, dass ich nach dem Finale der Romantrilogie Entzugserscheinungen haben werde. Spoiler sind zu erwarten.

Von seiner Struktur erinnert der zweite Band sehr an den Auftakt „Die Tribute von Panem: Tödliche Spiele“, das heißt die erste Hälfte spielt sich größtenteils in Distrikt 12 ab, wo sich Katniss und Peeta mit ihrem neuen Status anfreunden müssen, und in der zweiten Hälfte geht es erneut in die Arena. Ich hatte zunächst befürchtet, dass sich dieser Aufbau recht schnell abnutzt, doch erstaunlicherweise gelingt es Collins ihre Figuren und ihr Szenario beständig weiterzuentwickeln. Ich freue mich jetzt schon darauf zu sehen, wie die neue Arena samt ihrer Schrecken in der kommenden Verfilmung umgesetzt wird.

Auch wenn es der reißerische deutsche Titel anders vermuten lässt, wird aus dem Buch kein schnulziger Liebesroman. Zwar hängen die angedeuteten Beziehungen stets wie dunkle Schatten über der Hauptfigur, doch sind diese nicht nur schmuckes Beiwerk, sondern essentiell für die Motivation der Charaktere. Darauf stützt sich auch der Cliffhanger am Ende des Buches, der die Spannung erhöht und einen gänzlich anderen Aufbau des finalen Akts vermuten lässt.

Kritisieren würde ich einzig die Rettung aus der Arena, die zwar unerwartet kam, doch ein wenig nach dem Prinzip Deus ex machina abläuft. Insgesamt fand ich den Roman aber sehr rund und hätte ihn am liebsten gar nicht aus der Hand gelegt. Sicher im Grunde immer noch ein Jugendbuch mit entsprechender Zielgruppe, doch ein unglaublich unterhaltsames, das mir auch im nicht mehr ganz so jugendlichen Alter sehr gut gefallen hat: 9/10 Punkte.

Die Tribute von Panem: Tödliche Spiele (Suzanne Collins)

tribute_von_panem_1Nach der erneuten Sichtung der Verfilmung, war ich doch zu neugierig zu erfahren, wie die Geschichte um Katniss Everdeen weitergeht, als dass ich das Lesen der Trilogie länger hätte aufschieben können. Somit habe ich George R. R. Martins vierten Band der „A Song of Ice and Fire“-Reihe nach knapp 500 Seiten zur Seite gelegt, um mich mit „Die Tribute von Panem: Tödliche Spiele“ dem ersten Teil der Trilogie rund um die Hungerspiele zu widmen. Trotz wenig Freizeit, hatte ich das Buch in knapp zweieinhalb Wochen durch, was für den Roman spricht und zeigt, wie stark eine fokussierte Erzählweise eine Geschichte voranbringen kann.

Zu Beginn hatte ich noch so meine Probleme mit dem Ich-Erzähler in Gegenwartsform. Es liest sich irgendwie ungewohnt. Hinzu kommt, dass Suzanne Collins sich nicht groß mit beschreibenden Adjektiven aufhält und der Erzählstil somit etwas nüchtern und fast schon zweckgebunden erscheint. Ich habe mich öfter gefragt, wie ich mir denn die Welt von Panem vorgestellt hätte, wenn ich zuvor den Film noch nicht gekannt hätte. Vermutlich bin ich aber auch durch die vorher gelesenen 3500 Seiten „A Song of Ice and Fire“ durch die minutiösen Beschreibungen jedes auch noch so unbedeutenden Kleidungsstücks oder aufgetischten Gerichts geschädigt. Nach ein paar Seiten hatte ich mich aber auch schon an Collins‘ Stil gewöhnt und wurde von der Geschichte mitgerissen.

Überraschungen gab es für mich kaum, da Gary Ross die Geschichte nahezu perfekt für die Leinwand adaptiert hatte. Auch wenn es natürlich Kürzungen im Handlungsverlauf gibt, so wurden keine besonders wichtigen Details ausgelassen. Besonders die Vorbereitungszeit wurde nahezu 1:1 umgesetzt, was ich auf jeden Fall positiv bewerte. In der Arena ist der Roman dann doch ausführlicher, wenngleich man auch im Film die Essenz und Schlüsselszenen beibehalten hat. Alleine der Beziehung zwischen Katniss und Peeta wird im Buch weit mehr Platz eingeräumt, was den Charakteren und ihrer Motivation einen etwas anderen Drall gibt.

Letztendlich ist „Die Tribute von Panem: Tödliche Spiele“ wirklich unterhaltsam zu lesen und ich freue mich bereits enorm auf die nächsten beiden Teile. Man sollte sich keine Offenbarung erwarten, doch wer einfach nur gut unterhalten werden möchte und mit dem Setting – Sci-Fi, Menschenjagd und Dystopie light – etwas anfangen kann, der sollte sich nicht davon abschrecken lassen, dass es sich letztendlich um ein Jugendbuch handelt: 8/10 Punkte.

A Song of Ice and Fire, Book 3: A Storm of Swords (George R. R. Martin)

Ein halbes Jahr. Welch trauriger Rekord. Dabei hätte ich auch den dritten Teil von George R. R. Martins „A Song of Ice and Fire“-Saga am liebsten am Stück verschlungen. Doch die knapp 1200 Seiten haben ihren Tribut gezollt und somit war „A Storm of Swords“ für lange, lange Zeit mein treuer Begleiter. Trotz der enormen Seitenzahl habe ich mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt oder durch die Seiten quälen müssen, was auch daran liegt, dass Martin geschickt und gezielt mit den Erwartungen der Leserschaft bricht – und darunter haben die Charaktere schmerzlichst zu leiden…

Die Welt wird nicht kleiner. Martin erweitert seine personalen Erzähler um neue Figuren und so darf man als Leser nun u.a. auch an der Gedankenwelt von Jaime Lannister teilhaben, was gewisse Ereignisse in ein neues Licht rückt. Ein spannender Ansatz, der die Welt noch epischer erscheinen lässt, aber auch unübersichtlicher macht – es ist ja nicht so, als hätte es in den ersten beiden Büchern zu wenige Charaktere gegeben. Allerdings dünnt Martin seine Hauptfiguren ja auch wieder kräftig aus, so dass die Anzahl der Gedankenwelten im Vergleich zu „A Clash of Kings“ tatsächlich wohl nicht viel größer geworden sein dürfte.

Meine bevorzugten Handlungsstränge wurden dieses Mal erneut von Arya und John Snow bestritten. Tyrion fand ich zwar auch spannend, doch war mir seine Figur im Vergleich zu den zwei vorangegangenen Büchern zu passiv – zumindest bis zum großen Finale. Faszinierend war auch wieder die Daenerys Handlungsstrang, doch letztendlich haben sich hier keine sonderlich spannenden Entwicklungen ergeben, außer dass ihre Armee angewachsen ist. Dennoch weiterhin eine der interessanteren Figuren. Dazwischen gibt es einiges an Füllstoff, der von den Autoren der TV-Serie bestimmt gekonnt verdichtet wird, und einige einschneidende Ereignisse – ich denke da nur an die zwei Hochzeiten: wow!

Auch wenn es ein halbes Jahr gedauert hat, so habe ich mich doch jeden Abend darauf gefreut wenigstens für ein paar Seiten nach Westeros abzutauchen. Es war wieder einmal ein tolles Erlebnis! Nun hadere ich mit mir, ob ich mich an „A Feast for Crows“ heranwagen oder lieber einmal wieder das Genre wechseln soll – zumal ich aufgrund der immer näher rückenden privaten Großereignisse in den nächsten Monaten wohl sowieso kaum zum Lesen kommen werde. So oder so bin ich – besonders nach dem überraschenden Cliffhanger – gespannt, wie die Saga weitergeht und werde mit Freude nach Westeros zurückkehren: 10/10 Punkte.

A Song of Ice and Fire, Book 2: A Clash of Kings (George R. R. Martin)

Knapp vier Monate habe ich für den zweiten Teil der „A Song of Ice and Fire“-Saga benötigt. Eine lange Zeit, doch wenn man bedenkt, dass ich nur am Abend und ab und zu am Wochenende zum Lesen komme, habe ich die knapp 1000 Seiten doch erstaunlich schnell verschlungen. Dies alles klingt nun nach viel Arbeit, doch das Eintauchen in die Welt von „A Clash of Kings“ ist größtenteils pures Vergnügen. Hat man sich erst einmal an die unglaubliche Figurenvielfalt gewöhnt und weiß einzelne Königsfamilien und Lordschaften einzuordnen, macht der komplexe Kampf um die Vorherrschaft in Westeros enorm viel Spaß.

Im Vergleich zum ersten Band „A Game of Thrones“ konnte ich mich nicht auf die Kenntis der TV-Serie stützen. Dennoch habe ich mich schnell in die Handlung eingefunden und war stets neugierig, wie die diversen Figuren mit dem Umbruch umgehen, in dem sich ihre Welt befindet. Erneut gibt es einige überraschende Wendungen und Todesfälle (oder auch nicht) zu bestaunen. Teils treibt Martin die Verwirrtaktik sogar so weit, dass man als Leser erst Kapitel später versteht, wovon die Figuren sprechen. Ich denke hier z.B. an die Jagd auf Bran und Rickon samt gezogener Konsequenzen. Eine ungewohnte Erzählweise und doch erstaunlich mitreißend. Nervenzerreißende Cliffhanger am Ende der Kapitel sind somit an der Tagesordnung.

Inhaltlich stehen vor allem die diversen Machtkämpfe und Intrigen der verschiedenen Häuser im Vordergrund, doch auch mit Schlachtszenen wird nicht gegeizt. Hinzu kommt die verstärkte Einbindung von Fantasyelementen, welche im ersten Band noch beinahe komplett außen vor gelassen wurden. Besonders bei diesen bin ich schon sehr gespannt auf die Umsetzung in der TV-Serie, welche aktuell ja kurz vor dem US-Start der zweiten Staffel steht.

Welche Handlungsstränge haben mir am besten gefallen? Wohl erneut die Abenteuer von Jon Snow, Tyrion und Arya – wobei Daenerys Handlungsstrang mich stellenweise auch zu begeistern wusste, da dieser die wohl stärksten Fantasyelemente enthält. Bei den restlichen Figuren wird der Fokus eher auf Intrigen und Schlachtszenen gelegt, was teils große Aufmerksamkeit erfordert, um zwischen all den Rittern, Lords und Königen noch den Überblick zu behalten.

Für mich war „A Clash of Kings“ eine fantastische Erfahrung, da ich nun endlich weiß wie die Geschichte weitergeht – und auch pünktlich zum Start der zweiten Staffel der TV-Verfilmung mit der Vorlage fertig wurde. Nun stellt sich mir die Frage, ob ich mit einem anderen Buch eine Auszeit von Westeros nehmen soll oder im Anschluss sofort mit „A Storm of Swords“ weitermache, welches die 1200 Seiten sprengt. Im Moment fällt es mir noch schwer, mich von Martins Saga zu trennen. Großartige Unterhaltung: 10/10 Punkte.