The X-Files – Season 5

Aufgrund viel Ablenkung durch Filme und andere Serien über die Feiertage und den Jahreswechsel, hat sich meine Sichtung von „The X-Files – Season 5“ ein wenig verzögert. Für mich war es die erste Staffel, bei der ich mich nicht mehr wirklich an einzelne Episoden erinnern konnte – und die erste Staffel im damals noch recht modernen 16:9-Breitbildformat. Gleichzeitig markiert die fünfte Staffel die Mitte der Serie und den Startschuss für den ersten Kinofilm. Was hatte „Akte X“ also auf der Höhe des ursprünglichen Hypes zu bieten?

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Man merkt, dass die Autoren inzwischen ziemlich genau wissen, was funktioniert und was nicht. Inzwischen ist das Serienuniversum auch so weit ausgebildet und populär, dass sie wunderbar ein paar Episoden einstreuen können, die eher auf der Metaebene ablaufen. Gleichzeitig fällt jedoch auf, dass die Autoren diese aufgebaute Komfortzone weniger oft verlassen und man nicht mehr dieses bunte Potpourri an Geschichten bekommt, wie dies speziell in den ersten vier Staffeln der Fall war. Allerdings mag sich der Eindruck einer stärker fokussierten Erzählung auch aus der verringerten Episodenzahl (20 statt wie bisher mindestens 24 Episoden) ergeben. Eine Tendenz, die ich grundsätzlich erst einmal positiv bewerten würde, jedoch hier in weniger Spielraum für Geschichten abseits der Norm resultiert.

Erwähnenswert sind auf jeden Fall der eröffnende Zweiteiler „Redux I & II“, der einen der größten Handlungsstränge der vierten Staffel auflöst. „Unusual Suspects“ wirft einen Blick auf die Anfänge der Lone Gunman und lässt Mulder nur als Nebenfigur auftauchen, was ich durchaus erfrischend fand, aber auch zeigt, warum die Gruppe alleine nicht wirklich funktioniert. Die folgende Episode „Detour“ ist einer meiner liebsten klassischen Monster-of-the-Week-Fälle, da sie die Beziehung zwischen Mulder und Scully in den Mittelpunkt stellt und gleichzeitig wirklich unheimlich ist. Mit „The Post-Modern Prometheus“ folgt ein Favorit dieser Staffel, der wie ein Gruselstreifen der 30er Jahre klassisch in Schwarz-Weiß inszeniert ist und dabei herrlich augenzwinkernd daherkommt. Der Zweiteiler „Christmas Carol“/“Emily“ fokussiert sich auf Scully und überzeugt gerade durch den Kontrast aus weihnachtlicher Familienamosphäre und persönlichem Horror.

In der Mitte wird die Staffel deutlich schwächer und Episoden wie „Schyzogeny“ oder „Chinga“ bieten nur 08/15-Horror-Versatzstücke. Mit „Bad Blood“ finden die Autoren wieder zu alter Stärke zurück und präsentieren eine herrlich amüsante „Rashomon“-Variante – mein zweiter Favorit dieser Staffel. Danach folgt mit dem Zweiteiler „Patient X“/“The Red and the Black“ eine weitere Mythology-Episode, die durchaus ihre Momente hat. Stärker beeindruckt hat mich jedoch die Folge „Travelers“, in der wir Zeuge von Mulders erstem Kontakt mit den X-Akten werden. Kurz vor dem eher durchwachsenen Finale hält die Staffel mit „Folie à Deux“ noch eine wunderbare Monster-of-the-Week-Episode parat, die man gleichzeitig als Satire auf die Firmenkultur Amerikas lesen kann.

Insgesamt ist das fünfte Jahr der Serie wieder ein wenig schwächer, jedoch ist noch kein großer qualitativer Einbruch zu erkennen. Somit freue ich mich nun umso mehr auf den ersten Kinofilm und die darauf folgende sechste Staffel. Speziell gerade jetzt, da „The X-Files“ aufgrund der endlich gestarteten neuen Mini-Staffel wieder in aller Munde ist. Nach wie vor sehr gute Unterhaltung: 8/10 (8.3) Punkte.

20 Gedanken zu “The X-Files – Season 5

  1. Interessant, mir ging es genauso. Ich habe in den letzten Monaten immer wieder einmal eine Staffel gesehen – so als Vorbereitung für die Neuauflage – und bei der 5. sind auch die ersten Folgen aufgetaucht, an die ich so gar keine Erinnerung hatte. Was eigentlich verwundert, denn du nennst ja im Beitrag auch ein paar Folgen, die einem doch eigentlich im Gedächtnis geblieben sein sollten.

    Was ich an der Staffel besonders gut fand, war die Waage zwischen humorvoll-selbstironischen Folgen auf der einen, und knallharten Folgen auf der anderen Seite. Am Anfang hab ich bei den selbstironischen Folgen noch ein wenig gestutzt, sowas geht ja schnell nach hinten los. Aber am Ende hat’s eben doch irgendwie gepasst. Die Mischung macht’s halt immer noch.

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    • Es ist seltsam, ich weiß noch genau, dass ich den Film damals sogar im Kino gesehen habe und voller Vorfreude war. Dennoch glaube ich bereits während der vierten Staffel bei der Serie ausgestiegen zu sein bzw. nur noch die Mythology-Episoden auf VHS gesehen zu haben. Die sechste Staffel kenne ich vermutlich überhaupt noch nicht, weshalb ich nun sehr gespannt bin, in welche Richtung sich die Serie noch entwickeln wird.

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  2. Mir missfiel der Staffelauftakt, ich selber favorisiere aber auch eher die Monster-of-the-Week-Folgen, da die mehr Frei- und Spielraum besitzen. „Bad Blood“ ist natürlich ein Highlight und „X Files“ at it’s best, „Chinga“ mochte ich aber auch. Mit das Beste hast du jetzt ja noch vor dir: den phänomenalen Kinofilm und eine darauf aufbauende bockstarke sechste Staffel.

    P.S.: Ich mochte das 4:3-Seitenverhältnis.

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    • Ich mochte die MotW-Episoden hier auch lieber. Man merkt, dass sich die Autoren mit der Mythology so langsam verrennen. Mal sehen, ob ich heute noch zum Kinofilm komme, auf den ich mich inzwischen schon sehr freue. Die sechste Staffel wird dann vermutlich komplett neu für mich sein.

      4:3 stört mich übrigens auch nicht, wenn es das Originalformat ist. Geöffnete Formate finde ich da viel schlimmer, da man doch oft merkt dass die Bildkomposition nicht darauf ausgelegt war.

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  5. Haha… ja, dass das 4:3-Verhältnis habe ich in den ersten paar Folgen richtig vermisst 😉

    Aber ansonsten kann ich dir eigentlich nur zustimmen. Die fünfte Staffel hat schon viele gute Momente, besonders die Monster-of-the-Week-Folgen fand ich in dieser Staffel herausragend. Besonders auch „Bad Blood“ – herrlich!

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    • Ja, 4:3 hatte schon Charme in den ersten Staffeln. Hat mich auch schön an die 90er Jahre meiner Erstsichtung erinnert.

      „Bad Blood“ war auch einer meiner Favoriten. Ich bin nun schon sehr gespannt auf die 6. Staffel, deren erste Episode ich gestern noch gesehen habe.

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