Extrem laut & unglaublich nah – OT: Extremely Loud & Incredibly Close (2011)

Angefangen hat alles mit einem Trailer, der mich ziemlich begeisterte. Daraufhin habe ich meiner Frau das zugehörige Buch geschenkt und nachdem sie es zu einem der faszinierendsten Werke erklärte, die sie bisher gelesen hatte, war es nur eine Frage der Zeit bis „Extrem laut & unglaublich nah“ in unserem Blu-ray-Player landete. Ich selbst kenne die Vorlage nicht, hatte durch Erzählungen aber schon einen recht guten Eindruck davon und war dementsprechend gespannt auf die Verfilmung…

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich ein wenig enttäuscht bin. All die Besonderheiten, die ich mir erhoffte, hatte der Film nicht zu bieten. Die Geschichte verläuft relativ chronologisch und auch die Gedankenwelt der Hauptfigur Oskar Schell wirkt weit nicht so komplex und verwirrend wie ich es mir ausgemalt hatte. Zudem hatte ich stets das Gefühl, als würde der Film nur an der Oberfläche einer viel epischeren Geschichte kratzen – ein Eindruck, den man als Kenner der Vorlage anscheinend bestätigen kann. Hinzu kommt, dass mir so einige Handlungselemente – auch wenn sie später aufgelöst werden – unlogisch erschienen: Wer lässt denn bitte einen verhaltensauffälligen Elfjährigen tagelang alleine durch New York streifen?

Trotz meiner Kritikpunkte hat mich die Geschichte angesprochen. Die Schauspieler sind gut gewählt – allen voran Max von Sydow, von dem ich gerne mehr gesehen hätte – und die Inszenierung ist äußerst gefällig. Auch wenn der Film ab und zu ziemlich auf die Tränendrüse drückt, so hat er mich emotional nicht so stark mitgenommen, wie ich das zu Beginn noch erwartet hätte. Am stärksten fand ich „Extrem laut & unglaublich nah“ dann auch tatsächlich in den Szenen zwischen Oskar und dem Untermieter. Eine schöne Dynamik, die von der Hintergrundgeschichte des alten Mannes wohl noch enorm profitiert hätte.

Letztendlich ist „Extremely Loud & Incredibly Close“ leider nicht der Film, den ich mir erhofft hatte. Zwar wurde ich wirklich gut unterhalten und hat er mich auch durchaus bewegt, doch ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass hier mehr drin gewesen wäre. Vermutlich muss ich nun doch einmal Jonathan Safran Foers Vorlage lesen, um das ganze Bild zu sehen. Eine wirklich schöne Geschichte, deren Potential leider nicht vollständig genutzt wird: 7/10 Punkte.

8 Gedanken zu “Extrem laut & unglaublich nah – OT: Extremely Loud & Incredibly Close (2011)

  1. Ging mir genauso wie dir, hatte auch sehr viel mehr von dem Film erwartet. Irgendwie wurde es mir dann zu sehr Hollywood-Kitsch am Ende. An und für sich schön ein bewegendes Thema, aber hier etwas mühsam umgesetzt.

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    • Ein wenig kitschig war der Film schon, das stimmt. Mich stört das normalerweise nicht, doch konnte ich nicht so mit den Figuren mitfühlen wie ich mir das gewünscht hätte. Vermutlich hätte man die Vorlage lieber als Mini-Serie umsetzen sollen, doch das denke ich mir eh bei nahezu jeder Romanverfilmung… 😉

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  2. Das ist so ein Film, der mich überhaupt nicht angesprochen hat, weder Trailer noch Artikel haben mich darauf heiß gemacht. Und deine Review ändert an meinem Grundinteresse wenig. So ein typischer Kandidat, der womöglich in der TV-Ausstrahlung seine Chance erhält.

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    • Den Trailer fand ich sogar äußerst ansprechend. Zudem soll die Vorlage ja wirklich grandios sein. Insofern hätte der Film auch auf ganzer Linie überzeugen können. Hat er zwar nicht und dennoch bereue ich die Sichtung keineswegs, denn es ist ein guter Film – mehr aber leider auch nicht.

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  3. Wie schon gesagt, das Buch habe ich gemocht, neugierig gemacht durch all die positiven Kritiken und natürlich die Verfilmung von „Everything is Illuminated“. Gemocht, aber die ganz großen Versprechungen hielt es dann doch nicht ein, und da mich die Reviews zum Film eher abgeschreckt haben, wie auch die Besetzung und der Trailer, habe ich mir den Film dann gespart. Man muss einfach nicht jede Geschichte hollywoodgerecht aufarbeiten, gerade bei solchen, bei denen das Innenleben des Protagonisten im Mittelpunkt steht, kann das einfach sehr schnell danebengehen.

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    • Ja, das Innenleben der handelnden Figuren wird tatsächlich nicht ausreichend beleuchtet. Von meiner Frau weiß ich, dass es noch unzählige Rückblenden gibt, die im Film überhaupt nicht thematisiert werden. Anscheinend wurde alles, was das Buch so besonders macht weggelassen. Somit bleibt ein durchaus sehenswerter Hollywood-Streifen über die Nachwirkungen von 9/11 übrig, der aber wohl nicht länger im Gedächtnis bleiben wird.

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