Sherlock – Season 2

Nachdem sich die ganze Welt schon begeistert über „Sherlock – Season 2“ geäußert hat, kann nun auch ich leicht verspätet meinen Senf dazu geben. Nach der wunderbaren ersten Staffel war die Vorfreude auf jeden Fall groß und nach der Sichtung kann kann ich nun kaum glauben, dass es schon wieder vorbei ist. Drei Episoden pro Staffel sind einfach viel zu wenig…

Interessanterweise gleicht die Struktur der Staffel der vorherigen sehr. Anscheinend wollte man sich nicht auf Experimente einlassen und hat das Erfolgsrezept konsequent weitergeführt. So erleben wir in der ersten Episode wie  Sherlock zur öffentlichen Person wird. Zwar wurde das durch Dr. John Watson geführte Blog bereits zuvor thematisiert, doch nimmt es in Kombination mit den in der Presse veröffentlichten Artikeln einen ganz neuen Stellenwert ein. Der Bekanntheitsgrad ist gestiegen und somit ändert sich auch die Dynamik der Ermittlungen.

Mein Favorit dieser zweiten Staffel ist wohl „A Scandal in Belgravia“, da diese Episode in jeder Hinsicht überzeugen kann: Ein spannender Fall, Action, Überraschungen und exakt die Art von Ermittlungsarbeit, die man sich von Sherlock und Watson erwartet. Nahezu perfekt. Die Vorlage von „The Hounds of Baskerville“ ist weithin bekannt, so dass ich äußerst gespannt war, wie man diese wohl umsetzen würde. Die Modernisierung fand ich auch hier sehr gelungen, wenngleich die Episode eindeutig die schwächste der Staffel ist, da die klassische Ermittlungsarbeit fehlt und man sich doch sehr den Genrekonventionen beugt. „The Reichenbach Fall“ ist schließlich der krönende Abschluss, der zwar äußerst mitreißend erzählt ist, insgesamt jedoch etwas zu konstruiert wirkt. Über den Cliffhanger könnte ich mich übrigens erneut aufregen. Das hätte diese Serie nicht nötig – besonders wenn man die geringe Episodenzahl bedenkt…

Vermutlich kann ich mir die Worte sparen, doch wer „Sherlock“ noch nicht gesehen hat, sollte unbedingt reinschauen. Spannende, großartig inszenierte und auf den Punkt geschriebene Unterhaltung. Nach „Coupling“ (und ja, ich weiß auch „Doctor Who“) der zweite (bzw. dritte Coup) des überaus talentierten Steve Moffat. Nun heißt es wieder warten und ich kann nur hoffen, dass Peter Jackson Martin Freeman nicht für zu viele Nachdrehs einplant. Bitte mehr davon – und das möglichst schnell: 9/10 (9.0) Punkte.

Legende – Director’s Cut – OT: Legend (1985)

Ich mochte das Fantasykino schon immer. Bis jedoch Peter Jacksons Mammutwerk in die Kinos kam, musste man sich mit Filmen der 80er begnügen. Diese waren teils grandios (z.B. „Willow“), teils aber auch ziemlicher Unfug (z.B. „Krull“). Auch Ridley Scott hatte sich mit „Legende“ am Genre versucht und es fiel mir schon damals schwer den Film einzuordnen. Seit Beginn des DVD-Zeitalters habe ich den Film jedoch stets gemieden, da ich auf eine Veröffentlichung des Director’s Cuts wartete – gestern war es dann endlich soweit…

Wenn man den Film mit drei Wörtern beschreiben wollte, dann am besten mit diesen: Einhörner, Glitzerstaub und Seifenblasen. Der Film besitzt eine beinahe schon verstörend traumhafte Atmosphäre. Seien es nun die sonnendurchfluteten Wälder am Anfang oder die Festung der Dunkelheit am Ende des Films, Ridley Scott ist es abermals gelungen einem Genre durch einen eindeutigen visuellen Stil seinen Stempel aufzudrücken – und dieser beinhaltet in diesem Fall eben Einhörner, Glitzerstaub und Seifenblasen. Obwohl die Bilder nahezu komplett künstlich erschaffen wurden, wirken sie doch lebendig – nur eben anders als die uns bekannte Welt. Scott hat mit „Legende“ eine tatsächliche fantastische Welt geschaffen, die auch heute noch beeindrucken kann.

Neben der visuellen Präsentation gibt es natürlich noch die Handlung des Films und in dieser sind leider auch alle Schwachpunkte zu finden. Im Prinzip wird die älteste aller Geschichten erzählt: Gut gegen Böse, das Licht gegen die Dunkelheit. Mehr gibt es nicht. Natürlich bietet der Film Interpretationsebenen und man mag Lilis sexuelles Erwachen in ihrer Begegnung mit Darkness sehen, doch letztendlich begleitet man nur Tom Cruise als Waldjungen Jack, der sich auf macht um seine Prinzessin zu retten. Die Faszination ergibt sich einzig und allein durch die Bilder (z.B. die verstörende Gefägnisszene oder Lilis Tanz) und weder Handlung noch Charaktere können auch nur annähernd mit diesen mithalten.

Da meine Sichtung des europäischen Kinocuts bereits zu lange zurückliegt, konnte ich Handlungserweiterungen des Director’s Cuts nur bedingt ausmachen. Er wirkt auf mich noch etwas düsterer, aber da mag ich mich auch täuschen. Freunde des Fantasykinos sollten Ridley Scotts kitschig-düsteren Ausflug zu den Wurzeln des Genres auf jeden Fall gesehen haben. Der Film ist teils irritierend, größtenteils unterhaltsam und stets ein Augenschmaus: 7/10 Punkte. Die Einhörner haben mir jedoch in „Blade Runner“ besser gefallen…

Prometheus: Dunkle Zeichen – OT: Prometheus (2012)

Eine aktualisierte Besprechung des Films habe ich am 19. Mai 2017 veröffentlicht.

Als ich das erste Mal von Ridley Scotts Plan hörte das „Alien“-Franchise wiederzubeleben, war ich mehr als begeistert – schließlich gehört die Filmreihe zu meinen persönlichen Lieblingen. Die Informationen wandelten sich im Laufe der Zeit: von Sequel über Prequel bis hin zu Sci-Fi ohne „Alien“-Bezug. Dann jedoch kam der Trailer und meine Vorfreude auf „Prometheus: Dunkle Zeichen“ kannte keine Grenzen mehr. Eindeutige Referenzen auf Scotts 1979er Genreklassiker, die bei mir Gänsehaut auslösten. Dann die ersten in großen Teilen vernichtenden Kritiken. Höchste Zeit also mir eine eigene Meinung zu bilden…

Bekanntermaßen zähle ich „Alien: Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ zu meinen Lieblingsfilmen: bereits unzählige Male gesehen und immer noch begeistert. Dabei mag ich nicht nur die Horroraspekte, sondern vor allem die durchgestaltete Welt, in der die Filme spielen. Angefangen bei den surrealistischen Designs H. R. Gigers oder den grandiosen Raumschiffwelten Jean ‚Moebius‘ Girauds bis hin zur fiktiven Weyland-Yutani Corporation – die Welt war mehr als nur Bühne für ein Horrormärchen; sie war realistisch, drecking und belebt. James Cameron entführte uns 1986 mit „Aliens: Die Rückkehr“ tiefer in diese Welt und ich erhoffte mir von „Prometheus“ endlich noch mehr von ihr zu sehen – die Hoffnung bzw. Befürchtung das damals titelgebende Monster tatsächlich wieder auf der Leinwand zu sehen, hatte ich bei der gestrigen Sichung schon abgelegt.

Da es sich um einen 3D-Film handelt, habe ich für die Kinokarte wieder einmal knapp 12 Euro hingelegt. Nicht nur deshalb hätte ich den Film am liebsten ganz klassisch in 2D gesehen. Umso überraschter war ich folglich, dass es Ridley Scott als ersten Regisseur seit James Cameron gelungen ist, mich von 3D zu überzeugen. Der Film hätte bestimmt auch ohne die zusätzliche Ebene funktioniert, doch empand ich die Tiefe in den Bildern dieses Mal als echten Mehrwert. Der Film sieht einfach nur unglaublich gut aus: seien es die minutenlange Flüge über karge Landschaften, sphärische Weltraumszenen oder klaustrophobische Höhlensysteme. Diesen Aufpreis habe ich wahrlich gerne gezahlt.

Auch wenn ich die bisherigen Kritiken aufgrund eventueller Spoiler nur überflogen hatte, so ließen sich doch immer wieder ähnliche Kritikpunkte finden: zu viel pseudoreligiöse Symbolik, zu langweilig, zu viele nicht zusammenpassende Elemente oder erzwungen wirkende Brücken zum Ur-Film – und was soll ich sagen? Ich bin begeistert! Ridley Scott hat mir mit „Prometheus“ genau das geboten, was ich mir erhofft hatte: eine neue Geschichte im bekannten Universum, eine Quasi-Rückkehr nach LV-426 (bzw. LV-223), eine neue Crew und neue Monster. Auch wenn der Film mehr Genres mixt als noch „Alien“, so fühlt er sich doch zu jeder Sekunde so an, als hätte er tatsächlich 33 Jahre vor den grausigen Ereignissen auf der Nostromo spielen können.

Die Geschichte an sich hat mir wirklich gut gefallen. Zwar holpert die Dramaturgie und Charakterzeichnung an so mancher Stelle, doch hat dies der Rahmenhandlung keinen Abbruch getan. Hier hoffe ich tatsächlich auf die bereits angekündigte längere Schnittfassung – mehr Details zu den Konstrukteuren und ihren Intentionen benötige ich an dieser Stelle jedoch noch nicht. Die Vorfreude auf die Fortsetzung ist auf jeden Fall bereits entfacht. Die restlichen, oft nur angedeuteten Zusammenhänge sind bei genauerer Betrachtung eigentlich recht klar und ich empfand es eher angenehm, dass Scott uns Zuschauern nicht jedes Handlungselement bis ins Kleinste vorgekaut hat.

Die Bezüge zu „Alien“ hat Scott ebenso recht geschickt in den Film eingebaut. Für mich wirkte das wie echter Fanservice, ohne nur bekannte Elemente wieder aufzuwärmen. Bei der – natürlich zu erwartenden – Aktivierung des Space Jockeys hatte ich Gänsehaut, ebenso fand ich Elizabeth Shaws (Noomi Rapace) Entwicklung zur Heldin ziemlich famos. Über die Kaiserschnitt-Szene mag man sich streiten, doch fand ich sie sehr effektiv und eindeutig als Referenz zur Chestburster-Szene aus „Alien“ inszeniert. Ebenso haben mich die Zusammensetzung der Crew, der Androide (fantastisch dargestellt von Michael Fassbender), die Dramaturgie des Finales usw. stets an den Klassiker denken lassen. Einzig die Szene im Abspann wäre meiner Meinung nach nicht nötig gewesen und auch im ansonsten sehr gelungenen Score hätte ich mir einen näheren Bezug zur Jerry Goldsmiths Musik gewünscht.

Nun ist die Besprechung doch länger geworden, als ich eigentlich geplant hatte. Ihr seht also, dass mich der Film nahezu vollends begeistert hat. Zwar sind mir seine Schwächen durchaus bewusst, doch alleine schon dieses „Alien“-Gefühl noch einmal im Kino erleben zu dürfen ist unbezahlbar. Wie gerne würde ich mehr hochbudgetierte Filme dieses Genres sehen! Umso dankbarer bin ich folglich Ridley Scott und hoffe sehr auf eine gelungene Fortsetzung. Wäre ich gestern nicht so müde gewesen, hätte ich am liebsten noch einmal „Alien“ eingelegt und auch heute hat mich der Film noch den ganzen Tag beschäftigt. Als Konsequenz daraus bekommt „Prometheus“ von mir auch einen Punkt mehr, als er es vermutlich objektiv verdient hätte: 9/10 Punkte.

King Arthur – Director’s Cut (2004)

Kurz nach der Jahrtausendwende lagen epische Stoffe voll im Trend. Ob Fantasy- oder Historienfilm, alles was auch nur annähernd nach großen Schlachtszenen roch wurde auf die Leinwand gebracht. Auch die Disney-Produktion „King Arthur“ (gesehen im Director’s Cut) schwamm auf dieser Welle mit und erzählt eine pseudohistorische Version der Legende um König Artus und seinen Rittern der Tafelrunde.

Wie bereits Wolfgang Petersons „Troja“ wurden auch der Geschichte um Artus, Merlin und Co. jegliche mythische Elemente entrissen. Antoine Fuqua macht von Beginn an klar, dass man es hier mit der angeblich wahren Geschichte hinter der Legende zu tun hat. Dies ist natürlich grober Unfug und deshalb sollte man sich auch nicht über historische Ungereimtheiten aufregen und den Film eher als moderne Interpretation der Legende sehen. Inhaltlich sollte man auch weniger einen Monumentalfilm erwarten, als einen historischen Abenteuerfilm mit Roadmovie-Anleihen und ausufernden Schlachtszenen.

Erzählt wird somit eine klassische Geschichte, die gnadenlos auf modern getrimmt wurde. Wackelkamera, hektische Schnitte und eine derart penetrante Farbkorrektur, dass ich ob der artifiziellen Qualität der durchaus sehenswerten Bilder mehr als einmal aus dem Film gerissen wurde, inklusive. Diese dreckig-moderne Inszenierung mag oft nicht zu den pathosschwangeren Dialogen passen, die trotz des emotional dominierenden Scores nie ins Herz treffen – doch damit möchte ich meine Kritik an dem Film nun auch beenden.

Sieht man von den teils unrunden Aspekten hab, kann man durchaus viel Spaß mit „King Arthur“ und seiner Bande an Raufbolden haben. Gerade die Gruppendynamik hat mir gut gefallen, da trotz des großen Ensembles jeder Figur genügend Platz eingeräumt wird und man sich gerne mit ihnen auf die Reise begibt. Überhaupt sind die ersten zwei Drittel die gelungeneren, da man in diesen ein Abenteuer erleben darf, das durch wirklich atmosphärische Bilder und spannende Einzelszenen erzählt wird. Die Endschlacht dagegen hätte meiner Meinung nach durchaus kürzer ausfallen dürfen.

Letztendlich kann man festhalten, dass ich den Film durchaus mochte – trotz Waldschrat-Merlin und Amazonen-Guinivere. Für starke Frauenrollen bin ich ohnehin immer zu haben und Keira Knightley macht hier wahrlich keine Gefangenen. Schade nur, dass sie unseren Till Schweiger als kahlrasierten Sachsen nicht kleinkriegen konnte. Ihr seht schon: Allzu ernst nehmen sollte man den Film nicht, doch wenn ihr euch an Historienschinken immer noch nicht satt gesehen habt, dann bietet „King Arthur“ durchaus nette Abwechslung – und somit gibt es knappe 7/10 Punkte.

Dragonheart (1996)

Bei manchen Filmen merkt man, wie alt man eigentlich schon ist. Rob Cohens „Dragonheart“ war mir noch als recht modern im Gedächtnis, doch inzwischen hat das fantastievolle Mittelalterspektakel tatsächlich schon 16 Jahre auf dem Buckel. Wirklich kaum zu glauben. Nach etlichen Jahren gab es heute also ein Wiedersehen mit Draco und ich war gespannt, wie sich der in die Jahre gekommende CGI-Kumpan denn noch so schlägt…

Auch wenn ich den Film in meiner Jugend wohl bei jeder TV-Ausstrahlung mitgenommen habe, so konnte ich mich heute an den Prolog kaum noch erinnern. Ab dem Bündnis zwischen Bowen und Draco war ich aber wieder voll dabei und erlebte den Film durch teils nostalgisch verklärte Augen und teils mit frischem Blick. Am meisten überzeugte mich wohl erneut die wunderbare Dynamik zwischen dem ungleichen Paar: Dennis Quaid und Sean Connery, der Draco seine Stimme leiht, liefern sich einige schöne Wortgefechte und man nimmt ihnen die schwierige Freundschaft jederzeit ab. Kein Wunder also, dass die Augen am Ende etwas feucht werden.

Für die Geschichte selbst wird tief in die Fantasy-Mottenkiste gegriffen und sowohl der böse Tyrann, als auch seine Verbindung mit Draco, hat man in ähnlicher Form bestimmt schon ein gutes dutzend Mal gesehen. Hier hätte ich mir ein wenig mehr Komplexität gewünscht. Doch glücklicherweise sieht man sich „Dragonheart“ weniger aufgrund seiner Handlung, als aufgrund seines Protagonisten an und dieser ist wahrlich gelungen. 1996 war Draco eine kleine Sensation und erst heute ist mir bewusst, dass er eine der ersten CGI-Figuren mit Charakter und Mimik war – und, was viel wichtiger ist, auch heute noch überzeugen kann.

Auch wenn der Film für mich nicht mehr den gleichen Stellenwert besitzt, wie früher, so hatte ich bei der heutigen Sichtung doch wieder enorm viel Spaß. Sieht man von der Geschichte und dem leicht albernen Bösewicht ab, so bekommt man ein wirklich schönes Mittelalterabenteuer mit Drache zu sehen – und einmal ehrlich: Drachenfilme gibt es doch sowieso viel zu selten! Ein nicht fehlerfreier Film, der mit gewisser Nostalgie betrachtet durchaus 8/10 Punkte verdient hat.

Going Postal: Ab die Post (2010)

Gestern Abend stand endlich ein weiterer Besuch der Scheibenwelt auf dem Plan. Mit „Going Postal“ hatte man dieses Mal sogar wieder einen Roman verfilmt, dessen Vorlage mir bekannt ist. Bereits damals fragte ich mich, wie man die komplexe und technisch teils äußerst aufwendige Geschichte jemals verfilmen könnte. Umso überraschter war ich insofern, dass man sich gerade dieses Buch ausgesucht hatte – andererseits: Welches Terry Pratchett-Werk wäre aufgrund seiner überbordenden Fantasie nicht schwierig zu verfilmen?

Wie bereits zuvor „Hogfather“ und „The Color of Magic“ wurde auch diese dritte Scheibenwelt-Verfilmung vom britischen TV-Sender Sky One produziert. Demzufolge handelt es sich bei „Going Postal“ auch um einen TV- und keinen Kinofilm. Dies hat Vor- und Nachteile, doch meiner Meinung nach kann man als Zuschauer und Terry Pratchett-Fan wirklich froh sein, dass man sich bei der Adaption für dieses Format entschieden hat. So gibt es zwar deutliche Einschränkungen was das Budget angeht, doch kann man sich aufgrund der Laufzeit von gut drei Stunden wunderbar auf die Geschichte und die Charaktere konzentrieren. Und mal ehrlich: Würden sich Hochglanz-Effekte tatsächlich gut bei der Visualisierung von Ankh-Morpork machen?

Als Adaption funktioniert „Going Postal“ wirklich tadellos. Ich war wirklich überrascht, wie gut es gelungen ist das Gefühl, die Figuren und die Struktur der Vorlage abzubilden. Eine Verfilmung, die „Ab die Post“ – so der deutsche Titel der Vorlage – absolut gerecht wird. Natürlich gibt es Abweichungen und manche Charaktere sind nicht so gut ausgearbeitet, wie ich mir das gewünscht hätte. Insgesamt jedoch kann man sich auch als Freund und Kenner der Vorlage absolut nicht beschweren und auch wenn „Ab die Post“ nicht zu meinen Lieblingsbüchern der Scheibenwelt-Reihe zählt, so funktioniert der Film als Adaption doch noch einmal deutlich besser, als dies bei „The Color of Magic“ der Fall war. Bitte mehr davon, Sky One!

Neben der natürlich exzellent ausgearbeiteten Geschichte, die eine Satire auf das Unternehmertum, die moderne Telekommunikation und noch unzählige andere Elemente des modernen Leben ist, überzeugen vor allem die allesamt exzellent gewählten Schauspieler: So wird die Hauptfigur Feucht von Lipwig von Richard Coyle (Jeff, „Coupling“) gespielt, Charles Dance (Tywin Lannister, „Game of Thrones“) gibt einen herrlich undurchschaubaren Lord Vetinari und Tamsin Greig (Beverly Lincoln, „Episodes“) ist in einer Nebenrolle als Reporterin zu sehen. Auch die restlichen Darsteller passen erstaunlich gut ins Scheibenwelt-Setting und vermitteln das richtige Gefühl für diese herrlich absurde Welt.

Glaubt man den Gerüchten, so soll die nächste Scheibenwelt-Verfilmung bereits in den Startlöchern stehen. Sky One hat sich anscheinend „Unseen Academicals“ (deutscher Titel: „Der Club der unsichtbaren Gelehrten“) ausgesucht, das bereits in Buchform allerdings erstaunlich schlechte Kritiken bekommen hat. Ich bin dennoch gespannt und kann die Bemühungen des Senders weitere Verfilmungen zu produzieren nur unterstützen. Sie haben das Unmögliche möglich gemacht und Terry Pratchetts wunderbare Welt glaubhaft auf den Bildschirm gezaubert. Für Fans und solche, die es werden wollen eine großartige Erfahrung: 9/10 Punkte.

New York für Anfänger – OT: How to Lose Friends & Alienate People

Nach einer äußerst fordernden Arbeitswoche habe ich mir gestern Abend Robert B. Weides „New York für Anfänger“ angesehen. Die Komödie schien mir genau die richtige Wahl zu sein, um den grauen Alltag zu vergessen. Leider ist es mir nicht gelungen abzuschalten, was sich auch negativ auf das Filmerlebnis ausgewirkt hat. Trotz Simon Pegg konnte der Film meine Erwartungen somit nicht komplett erfüllen.

Nach „Run, Fatboy, Run“ wartete ich 2008 voller Hoffnung auf Simon Peggs zweiten kömodiantischen Alleingang ohne seine sonstigen Partner Nick Frost und Edgar Wright. Jedoch hat es „How to Lose Friends & Alienate People“ nie ins örtliche Kino geschafft, woraufhin ich den Film auch schnell wieder vergessen hatte. Erst kürzlich ist er mir wieder in die Hände gefallen und trotz durchwachsener Kritiken erwartete ich mir eine bissige Lifestyle-Satire mit einem meiner Lieblingsschauspieler.

Von Bissigkeit ist in „New York für Anfänger“ leider nicht viel zu spüren. Es gibt zwar formidable Ansätze, doch leider verfängt sich die Buchverfilmung immer mehr in typischen RomCom-Strukturen. Glücklicherweise gibt es den nicht zu bremsenden Simon Pegg zu bewundern, der herrlich die Balance zwischen nervtötender Penetranz und herzerweichender Trotteligkeit zu spielen weiß. Auch die meisten anderen Darsteller (u.a. Jeff Bridges, Kirsten Dunst, Gillian Anderson und Megan Fox) wissen zu überzeugen, können jedoch das unfertig wirkende Drehbuch nicht ausgleichen.

Letztendlich ist „How to Lose Friends & Alienate People“ eine etwas unausgewogene Mischung aus Lifestyle-Satire und RomCom, die aufgrund ihrer gut aufgelegten Darstellern zu unterhalten weiß. Leider jedoch hat man den Film aufgrund seiner Formelhaftigkeit bestimmt auch schon bald wieder vergessen. Für einen netten Abend aber durchaus empfehlenswert – besonders für Fans von Simon Pegg: 6/10 Punkte.

Children of Men (2006) (WS1)

Manchmal hat man es als arbeitender Filmfreund und Vater nicht leicht (= Erste-Welt-Probleme). So bleiben meist nur wenige Abende, um seinem Hobby zu frönen. Nimmt jedoch die Arbeit überhand und verkürzen sich die Nächte aufgrund kränkelnden Nachwuchses auf ein paar Stunden, so fallen meist auch diese Abende der Müdigkeit zum Opfer. Trotz dieser denkbar schlechten Voraussetzungen habe ich mir gestern erneut Alfonso Cuaróns „Children of Men“ angesehen und war wieder begeistert – wenn auch nicht aufgrund der exakt gleichen Gesichtspunkte, wie noch bei der letzten Sichtung.

Eigentlich könnte ich meinen letzten Eintrag nahezu 1:1 übernehmen und müsste ihn nur um wenige Punkte ergänzen. Erneut hat mich die inszenatorische Wucht umgehauen, erneut hat mich der Film an die großen Dystopien der 70er Jahre erinnert und erneut hat mich die schiere Ausweglosigkeit beinahe erdrückt. Dennoch gibt es ein nicht zu vernachlässigendes Element, welches die gestrige Sichtung noch einmal deutlich intensiviert hat: die Geburt meiner Tochter. Erst jetzt konnte ich das volle Ausmaß des Entsetzens nachvollziehen, das mit dem komletten Fehlen menschlichen Nachwuchses einhergeht. Das Leben hört einfach auf zu existieren. Es gibt keine Hoffnung mehr. Keine Zukunft. Die Theorie war mir zwar auch schon beim letzten Mal klar, doch die emotionale Intensität dieser Prämisse konnte ich erst als Vater vollständig nachvollziehen.

Auch das Ende hat mir dieses Mal bedeutend besser gefallen. Nicht zwangsweise in Bezug auf The Human Project, doch die Hoffnung, die Theo Faron (Clive Owen) aus der reinen Existenz neuen Lebens schöpft, kam mir plötzlich sehr bekannt vor. Es geht weiter. Somit hat sich mein Wunsch bestätigt und diese Zweitsichtung war genauso intensiv, wie der erste Durchgang. Großartiges Kino, das man nicht nur als Genrefreund gesehen haben sollte: 9/10 Punkte.

Paul (2011)

Manchmal ist es wahrscheinlich tatsächlich von Vorteil, wenn man einen Film nicht auf dem Höhepunkt seines Erfolgs sieht. Um Greg Mottolas „Paul“ entwickelte sich vor dem Kinostart ein gnadenloser Hype, dem man sich als nerdiger Filmfreund kaum entziehen konnte. Die meisten Kritiken waren jedoch ziemlich verhalten, was meine Erwartungshaltung auch deutlich dämpfte. Vermutlich konnte ich die Sci-Fi-Komödie deshalb umso mehr genießen…

Zunächst einmal sollte ich festhalten, dass ich Simon Pegg und Nick Frost bereits seit ihrer TV-Serie „Spaced“ vergöttere. Ihr erster gemeinsamer Film „Shaun of the Dead“ zählt zu meinen absoluten Lieblingsfilmen und auch „Hot Fuzz“ konnte mich ausgezeichnet unterhalten. Doch leider lässt „Paul“ ein nicht unwichtiges Element vermissen, nämlich den Regisseur und kreativen Kopf hinter den oben genannten Serien und Filmen: Edgar Wright, der lieber bei der letztjährigen Comic-Verfilmung „Scott Pilgrim vs. the World“ die Zügel in die Hand nahm und hier den Weg für Greg Motolla („Superbad“) freimachte.

„Paul“ ist weit davon entfernt die erzählerische Finesse eines „Shaun of the Dead“ zu erreichen, doch das stört in diesem Fall nicht sonderlich. Die Geschichte um das gestrandete und sehr menschliche Alien Paul ist äußerst bodenständig und wird dementsprechend geradlinig erzählt. Somit bekommen wir als Zuschauer einen relativ klassischen Roadmovie zu sehen, der in seinen besten Momenten an die Filme erinnert, die er zu parodieren versucht. Dabei nutzt sich der Gag, dass Paul recht gerne flucht und auch sonst kein Problem mit Obszönitäten hat, doch relativ schnell ab. Glücklicherweise ist die Geschichte mit mehr Herz ausgestattet, als man dies nach dem Trailer erwarten würde.

Auch wenn der Film nicht mit so vielen Gags aufwartet, wie sich viele Zuschauer gewünscht hatten, so muss ich doch sagen, dass mich das Gesamtpaket außerordentlich gut zu unterhalten wusste. Besonders die subtilen Anspielungen auf die großen Sci-Fi-Klassiker à la „Unheimliche Begegnungen der dritten Art“ oder „Star Wars“ haben mir ausgezeichnet gefallen. Hinzu kommt das Nerd-Setting, welches wunderbar mit einem Besuch der Comic-Con eingefangen wurde und Gastauftritte von etlichen Schauspielern, die ich außerordentlich gerne sehe (u.a. Jane Lynch und Jeffrey Tambor). Insgesamt also ein wirklich unterhaltsamer Film, der mit der richtigen Erwartungshaltung unglaublich viel Spaß machen kann: 8/10 Punkte.

Moon (2009)

Freitagabend. Filmzeit. Nachdem der Film schon unendlich lange auf meiner Liste der noch zu sehenden Filme stand, habe ich heute endlich „Moon“ eingelegt. Der Film von David Bowies Sohn Duncan Jones wurde besonders von Genrefans in den höchsten Tönen gelobt. Selbst Vergleiche zu Ridley Scotts Sci-Fi-Klassiker „Blade Runner“ wurden gezogen. Doch was hat der 2009er Überraschungshit tatsächlich zu bieten? Spoiler sind zu erwarten.

Der Film hat eine Menge zu bieten. Besonders eine Menge Sam Rockwell. Der Film ist eine One-Man-Show im besten Sinne. Glücklicherweise hatte Duncan Jones ein glückliches Händchen bei der Besetzung – wenn man dem Making of glauben mag, hatte er „Moon“ sogar einzig und allein für Sam Rockwell geschrieben. Eine klassische Win-Win-Situation. Auch für den Zuschauer. Ebenso wichtig, wie der Hauptdarsteller ist jedoch das futuristische Setdesign, das tatsächlich an die Sets der großen Sci-Fi-Klassiker, wie z.B. die Nostromo aus „Alien“, erinnert. Äußerst gelungen.

Die Geschichte an sich hatte ich mir deutlich mysteriöser vorgestellt. Diverse Film-Podcasts schlichen verdächtig um etwaige Spoiler herum und man hätte den Eindruck gewinnen können, dass „Moon“ auf eine große Auflösung abzielt. Jedoch weit gefehlt. Die Handlung ist von Anfang an recht klar und versucht nicht den Zuschauer unnötig auf falsche Fährten zu locken. Es geht nicht darum, dass Sam Bell herausfindet ein Klon zu sein (was ohnehin bereits in den ersten 30 Minuten geschieht), sondern was er mit dieser Information anstellt. Was ist der Sinn des Lebens? Was macht ein Individuum aus? Existenzielles Drama par excellence.

Auch wenn ich „Moon“ nicht als so einflussreich und beeindruckend wahrgenommen habe, wie wohl die meisten Genrefans, so hat mich der Kern der Geschichte doch wirklich berührt. Ich mochte die Interaktion der beiden Sams, den zur Abwechslung netten Roboter und die audiovisuelle Präsentation des Films. Ein kleiner und doch großer Genrefilm, wie es sie viel zu selten gibt. Sollte man auf jeden Fall gesehen haben: 8/10 Punkte.