Der Herr der Ringe: Die zwei Türme – Special Extended Edition – OT: The Lord of the Rings: The Two Towers (2002)

Aktualisierung: Ich habe „Der Herr der Ringe: Die zwei Türme“ am 27. Dezember 2016 und am 1. Januar 2024 zum ersten Mal mit den Kindern gesehen und jeweils eine aktualisierte Besprechungen veröffentlicht.

Damals im Kino konnte mich Peter Jacksons „Der Herr der Ringe: Die zwei Türme“ nicht so sehr begeistern, wie sein direkter Vorgänger. Kein Wunder, hatte dieser für mich das Fantasygenre auch komplett neu definiert. Doch inzwischen ist der Mittelteil der Geschichte mit jeder Sichtung des Special Extended Edition stetig gewachsen und fügt sich qualitativ nahtlos in die Trilogie ein.

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Hat „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ noch eine eher persönliche Fantasygeschichte erzählt und konnte man das epische Ausmaß nur erahnen, so erweitert „Die zwei Türme“ Tolkiens Mittelerde um gewichtige Persönlichkeiten und ihr Reich. Die politische und strategische Bedeutung von Rohan und Gondor rückt immer mehr in den Fokus des Geschehens. Man merkt, wie viele Menschen tatsächlich an das Schicksal des Rings gebunden sind. Hier geht es um mehr, als nur die Waffe des Feindes – hier geht es um den Feind selbst.

Neben der Verdeutlichung des Schicksals von Mittelerde steht jedoch immer noch die persönliche Reise eines kleinen Hobbits im Vordergrund. Frodo und Sam treffen auf Gollum und müssen sich nicht nur mit den Widrigkeiten ihrer Aufgabe, sondern vor allem mit sich selbst und ihrer Bürde auseinandersetzen. Damals wie heute ist es für mich unglaublich, wie lebensecht die Darstellung Gollums gelungen ist. Ein vollwertiger Charakter. Menschlich. Perfekt zu sehen in der grandiosen Visualisierung seiner Schizophrenie. Ein Meilenstein für das digitale Kino.

Der dritte Handlungsstrang begleitet Merry und Pippin bei ihrer Reise nach Isengard. Hier steht vor allem die Ökobotschaft im Vordergrund, die ein beständiges Thema in Tolkiens Trilogie ist. Personifizierte Bäume zerstören die Quelle der Industrialisierung bzw. der Rüstungsindustrie und erobern ihr Land zurück. So flach sich dies in der reinen Beschreibung anhören mag, so visuell beeindruckend ist diese ungewöhnliche Schlacht jedoch. Zudem mag ich die ruhigen Szenen zwischen Baumbart und den beiden Hobbits.

Durch die drei parallel erzählten Handlungsstränge wird die Geschichte nie langweilig. Wohldosierte Höhepunkte zeugen zudem von einem guten Gespür für Timing, was der Romanvorlage durch ihre starre  Erzählstruktur zu großen Teilen leider abgeht. Irgendwann werde ich mich dennoch noch einmal daran wagen, denn trotz der enormen Laufzeit konnten im Film bestimmt nicht alle erzählenswerten Geschehnisse der Geschichte wiedergegeben werden.

„Der Herr der Ringe: Die zwei Türme“ leidet für mich heute kaum noch daran der Mitteilteil einer Trilogie zu sein. Die Geschichte wirkt absolut rund und ich habe mich wirklich zu keiner Sekunde gelangweilt. Die Vorfreude auf den dritten Teil ist zudem noch weiter angewachsen. Ein wahrlich fantastischer Film: 10/10 Punkte.

Prädikat: Lieblingsfilm

Sam: ‚Those were the stories that stayed with you. That meant something, even if you were too small to understand why. But I think, Mr. Frodo, I do understand. I know now. Folk in those stories had lots of chances of turning back, only they didn’t. They kept going. Because they were holding on to something.‘

Der Herr der Ringe: Die Gefährten – Special Extended Edition – OT: The Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring (2001)

Aktualisierung: Ich habe „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ am 16. Dezember 2016 und am 29. Dezember 2023 zum ersten Mal mit den Kindern gesehen und jeweils eine aktualisierte Besprechungen veröffentlicht.

Peter Jacksons monumentale Verfilmung von J. R. R. Tolkiens Fantasyklassiker „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ ist ohne Zweifel der Film des neuen Jahrtausends, den ich bisher am häufigsten gesehen habe. Neben zwei Kinobesuchen war die gestrige Sichtung auch schon die fünfte der Special Extended Edition. Stets in der Weihnachtszeit. Stets ein persönliches Highlight. Stets ein Event.

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Ich erinnere mich noch gut an die Vorfreude auf den Kinostart des Films. Als bekennender Peter Jackson-Fan hatte ich damals jeden winzigen Schnipsel an Information verschlungen. Das Internet wurde von mir beständig nach neuen Fotos durchforstet und der erste Trailer hat mich sprachlos zurückgelassen – das alles wohlgemerkt noch ohne DSL. Inzwischen sind drei Jahre seit der letzten Sichtung vergangen. Die Weihnachtszeit war stets zu überfüllt und ich hatte nicht genug Ruhe in mir, um mich völlig auf den Film einzulassen. Auch gestern hat mich die Arbeit unterbewusst noch viel zu sehr beschäftigt, doch schon bald hat die filmische Magie wieder zu wirken begonnen.

J. R. R. Tolkiens Romanvorlage ist mir zu diesem ersten Teil der Saga noch vertraut. Dennoch kann ich ihr nicht diesen beinahe schon unfehlbaren Kultstatus zusprechen, den ihr die meisten Fans einräumen. Ich bin auch nie über die erste Hälfte von „Die zwei Türme“ hinausgekommen, war mir Tolkiens Erzählweise doch oft zu weitschweifig und unfokussiert. „Der Hobbit“ zählt dagegen zu meinen Lieblingsbüchern. Insofern halte ich Peter Jacksons entschlackte Adaption der Geschichte für mehr als nur gelungen. Hier stimmt für mich von Tempo über Atmosphäre bis hin zu Casting und Score einfach alles. Man merkt, dass hier ein Fan der Vorlage am Werk war. Ein Fan, der das Medium Film versteht und somit beiden Erzählformen Tribut zollen kann.

Im Gesamtkontext war „Die Gefährten“ lange mein liebster Teil der Trilogie. Ich liebe die idyllische Darstellung des Auenlandes. Die Flucht vor den Ringgeistern. Das magische Bruchtal. Die Minen von Moria gehören auch heute noch zu meinen Lieblingsschauplätzen. Howard Shores THE BREAKING OF THE FELLOWSHIP ist mein Lieblingsstück aus dem gesamten Score. Unzählige magische Momente. Dennoch hat für mich mit den letzten Sichtungen besonders „Die zwei Türme“ an Qualität gewonnen, was dem ersten Teil der Trilogie seinen Status als herausragende Exposition jedoch nicht nimmt.

Für mich ist Peter Jacksons „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ immer noch der Archetyp eines Fantasyfilms. Zusammen mit seinen beiden Nachfolgern erreicht er einen Status in seinem Genre, welcher ihm noch in 10 Jahren zugesprochen werden wird. Für mich die perfekte Kinomagie: 10/10 Punkte.

Prädikat: Lieblingsfilm

Gandalf: ‚All we have to decide is what to do with the time that is given to us.‘

Indiana Jones und der letzte Kreuzzug – OT: Indiana Jones and the Last Crusade (1989)

Aktualisierung: Ich habe „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ am 5. April 2025 zum ersten Mal mit den Kindern gesehen und eine aktualisierte Besprechung veröffentlicht.

Nach der Jagd auf die Bundeslade und dem Zerschlagen eines indischen Kults, habe ich mich gestern mit Indy auf die Suche nach dem heiligen Gral gemacht. Steven Spielbergs „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ markiert für viele den Höhepunkt der klassischen Trilogie – und auch für mich war die gestrige Sichtung wieder einmal ein großartiges Erlebnis.

Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (1989) | © Paramount Pictures (Universal Pictures)

Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (1989) | © Paramount Pictures (Universal Pictures)

Am Anfang des Films steht ein Rückblick auf ein einschneidendes Erlebnis in Indys jungem Leben. Man erfährt die Hintergründe seiner Leidenschaft für Abenteuerarchäologie, lernt – wenn zunächst auch nur im Off – seinen Vater kennen, wohnt dem Auslöser für Indys Schlangenphobie bei und erfährt wie er zu seinem Hut sowie zu seiner (eigentlich Harrison Fords) markanten Narbe kommt. All das ist unglaublich unterhaltsam anzuschauen und erfreut den Indy-Fan. Alle anderen dürften nur halb so viel Spaß an diesem Prolog haben.

Beim Sprung in die filmische Gegenwart ist mir zum ersten Mal aufgefallen, wie alt Ford im Vergleich zu den beiden Vorgängern auf der Leinwand – bzw. dem Bildschirm – wirkt. Wir sehen hier nicht mehr den jugendlichen Draufgänger, sondern eher den etablierten Actionhelden. Der Film bekommt für mich dadurch eine andere Grundstimmung als „Raiders of the Lost Ark“ und „Temple of Doom“. Es wird eher auf ausgetretenen Pfaden gewandelt, wenngleich auch blind und absolut zielsicher.

Der große Pluspunkt von „The Last Crusade“ ist eindeutig Sean Connery. Dieser mimt Indys Vater auf wahrlich grandiose Art und Weise. Besonders im Zusammenspiel mit Ford ergeben sich hier Szenen für die Ewigkeit. Durch die Vater-Sohn-Beziehung wird der Film zudem weicher und gefühlsbetonter. Der Familienfilm hält Einzug in die Reihe und unterstützt damit den – beinahe schon zu – perfekten Eindruck, den der Film vermittelt.

Wie bei den beiden Vorgängern kann ich die Dialoge beinahe komplett mitsprechen. „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ habe ich aus der Reihe bisher wohl am häufigsten gesehen. Abnutzungserscheinungen traten jedoch so gut wie überhaupt nicht auf. Heute muss ich jedoch gestehen, dass „Raiders of the Lost Ark“ wohl der beste Film der Trilogie ist. Wenngleich die Qualitätsunterschiede fast schon marginal sind.

Fazit

„Indiana Jones and the Last Crusade“ ist der fantastische Abschluss einer meiner Lieblingsfilmreihen. Nun freue ich mich schon sehr, das neueste Abenteuer von Indiana Jones auf der großen Leinwand bewundern zu dürfen – allen Kritiken zum Trotz. Es dürfte ihm jedoch schwer fallen, sich ebenso in mein filmisches Herz zu schwingen, wie der letzte Teil der klassischen Trilogie: 10/10 Punkte.

Prädikat: Lieblingsfilm

Indiana Jones: Jäger des verlorenen Schatzes – OT: Indiana Jones: Raiders of the Lost Ark (1981)

Aktualisierung: Ich habe „Indiana Jones: Jäger des verlorenen Schatzes“ am 21. März 2025 zum ersten Mal mit den Kindern gesehen und eine aktualisierte Besprechung veröffentlicht.

Nachdem die letzte Sichtung dank defekter DVD verfrüht abgebrochen werden musste, habe ich gestern endlich einmal wieder – dem wirklich vorbildlichem Kundenservice von Paramount sei Dank – Steven Spielbergs Abenteuerfilmklassiker „Indiana Jones: Jäger des verlorenen Schatzes“ gesehen. Wenn man bedenkt, dass der vierte Teil der Saga nun schon seit einer Woche im Kino läuft, war es auch wirklich höchste Zeit sich einmal wieder mit dem Schlapphut tragenden Archäologen zu beschäftigen.

Indiana Jones: Jäger des verlorenen Schatzes | © Paramount Pictures (Universal Pictures)

Indiana Jones: Jäger des verlorenen Schatzes | © Paramount Pictures (Universal Pictures)

Die „Indiana Jones“-Filme bedeuten für mich Kindheit. Ich habe sie geliebt. Keine TV-Ausstrahlung bei der ich nicht mit Indy mitgefiebert hätte. Zugleich habe ich irgendwann begonnen die popkulturelle Bedeutung der Filme zu erkennen. Besonders „Raiders of the Lost Ark“ ist voll von Szenen, die nicht mehr aus der Filmgeschichte wegzudenken sind. Allein die Einführung der titelgebenden Hauptfigur ist in dieser Hinsicht unglaublich prägend gewesen. Insofern ist der erste Teil der Trilogie wirklich etwas Besonderes – und das sowohl für mich persönlich, als auch für die Filmgeschichte.

Was kann ich nun zu einem Film schreiben, den ich beinahe vollständig mitsprechen kann? Wie kann ich diesem monumentalen Werk des Unterhaltungskinos gerecht werden? Vielleicht indem ich kurz meine Lieblingsszenen anspreche: Bereits die Eröffnung ist absolut grandios. Der Dschungel, die Höhle, das Abwägen des Sandbeutels, die goldene Statue, die Steinkugel, der Hinterhalt und die nun folgende Flucht vor den Eingeborenen. Dann das Einsetzen des fantastischen Themas. John Williams hat sich hier wieder einmal selbst übertroffen. Eine audiovisuelle und dramaturgische Meisterleistung. Einfach perfekt. Doch auch das was nun folgt lässt mein Herz immer noch höher schlagen: Die Universität, Nepal, die Entführung Marion Ravenwoods, die Ausgrabungen, Schlangen, der Kampf auf dem Flugzeug, die Flucht auf dem Schiff, die Zeremonie und das bedeutungsschwangere Ende. Eigentlich alles Lieblingsszenen.

Wie man sieht kann ich keinen Kritikpunkt an „Raiders of the Lost Ark“ finden. Harrison Ford ist die perfekte Besetzung und gibt Indy bereits in den ersten Szenen so lässig, dass es eine wahre Freude ist. Da kann kaum ein anderer Leinwandheld mithalten. Die Geschichte enthält genau die richtige Mischung aus Mysterien, Action und Historie – einfach perfekt für dieses Genre. George Lucas und Steven Spielberg haben hier wahrlich Großes geschaffen.

Fazit

Für mich gibt es nur eine Wertung für diesen Ausnahmefilm: 10/10 Punkte. Da gibt es für mich keinen Diskussionsspielraum – und das ist das Schöne bei persönlichen Klassikern. Man kann sie uneingeschränkt lieben. Nun freue ich mich ersteinmal auf die Fortsetzungen, bevor es dann irgendwann ins Kino geht. Ich bin wirklich gespannt!

Prädikat: Lieblingsfilm

Starship Troopers (1997)

Es muss irgendwann 1996/97 gewesen sein, da sah ich im Kino einen Teaser in dem hunderte von riesigen Insekten über einen Wüstenplaneten rannten. Diese Szene allein hat war für mich ausreichend genug, um zu wissen: ‚Das muss ich sehen!‘ Der Titel des vorgestellten Films: „Starship Troopers“. Ein gutes Jahr später war es dann soweit und Paul Verhoevens Sci-Fi-Satire lief in den Kinos an. Das Problem: Frei ab 18 – glücklicherweise wurde im alten Admiral Kinopalast damals nicht wirklich streng kontrolliert, so dass einer ungetrübten Sichtung nichts im Wege stand. Bis heute einer meiner eindruckvollsten Kinobesuche.

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Bis heute folgten etliche Sichtungen. Anfangs noch auf Videotheken-VHS, inzwischen auf DVD – und immer noch kann mich der Film bestens unterhalten. Ich glaube es gibt nicht viele andere Werke, die so viele Genres beinhalten: Teenie-Romanze, Militärklamotte, astreine Sci-Fi-Action und bitterböse Satire. All das und noch viel mehr ist „Starship Troopers“. Am stärksten wiegen wohl die satirischen Elemente, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte ziehen. Umso unverständlicher, warum der Film bei uns auf dem Index steht. Es gibt wohl nicht viele Filme, die Krieg und Militarismus so kritisch gegenüberstehen. Schon sehr merkwürdig, meine Damen und Herren von der BPjS.

Neben den satirischen Spitzen funktioniert der Film auch perfekt als Sci-Fi-Abenteuer. Dank der starken Soap Opera-Anteile wird man sehr schnell in die Geschichte hineingesogen und mit den Figuren vertraut. Ein Klischee jagt hier das nächste – und ehe man sich versieht, erwischt einen der nächste satirische Hieb wieder völlig unvorbereitet. Ein ziemlich geniales Konzept, das Verhoeven hier noch konsequenter umsetzt, als im thematisch verwandten „RoboCop“.

Neben den rein inhaltlichen Werten liefert „Starship Troopers“ auch so einiges für das Auge. Mir als VFX-Freak ist besonders die grandiose Kombination aus CGIs und practical effects aufgefallen. Wirklich famos. Ich möchte gar nicht überlegen, was hier alles an Planung nötig gewesen ist. Der Schnitt trägt sein übriges dazu bei, den Film in jeder Szene glaubwürdig erscheinen zu lassen.

Eine besondere Erwähnung ist mir noch Neil Patrick Harris (Barney, „How I Met Your Mother“) wert, der hier in einer wirklich gänzlich anderen Rolle zu sehen ist. Für mich das Tüpfelchen auf dem i in einem nahezu perfekten Film. Unbedingt sehenswert: 10/10 Punkte.

Prädikat: Lieblingsfilm

Before Sunrise (1995)

Warum wagt man sich oft nur zögerlich an die wirklich guten Filme heran? Richard Linklaters ungewöhnliche Liebesgeschichte „Before Sunrise“ sah ich das erste Mal irgendwann im Nachtprogramm der Dritten. Ich war begeistert. Weitere TV-Sichtung folgten – trotz festem Plan – jedoch nicht. Nachdem die DVD auf den Markt kam, bin ich auch Jahre lang an ihr vorbei gelaufen. Selbst nach dem Kauf stand der Film nun beinahe ein halbes Jahr ungesehen im Regal.

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Warum habe ich dem Wien von Jesse (Ethan Hawke) und Celine (Julie Delpy) nicht schon früher einen erneuten Besuch abgestattet? Ich kann es nicht sagen – und ehrlich gesagt kann ich es kaum glauben, wie lange ich auf dieses reduzierte Meisterwerk von Richard Linklater („A Scanner Darkly“) verzichtet hatte. Wenn ich auch viele Filme wirklich gut finde und Inszenierung, Drehbuch usw. als besonders gelungen herausstelle, so gibt es doch wenige Filme, die mich emotional so mitreißen, wie das „Before Sunrise“ gelingt.

Die Geschichte um zwei Fremde (einen Amerikaner und eine Französin), die sich zufällig im Zug nach Wien begegnen und dort spontan eine gemeinsame Nacht verbringen, ist so lockerleicht erzählt – und wiegt doch so schwer. Die Dialoge sind spritzig und so natürlich gespielt, dass man innerhalb von Minuten vergisst nur ein Zuschauer zu sein. Wirklich Hut ab vor Ethan Hawke und Julie Delpy – und von Linklaters zurückgenommener Regie.

Diese zauberhafte und beinahe schon surreale Reise durch das nächtliche Wien wirkt unglaublich spontan. Die Figuren treiben dahin – und wir Zuschauer mit ihnen. Für diese Nacht gibt es keinen Plan – und doch wiegt die Realität letztendlich schwerer. Der melancholische Abschied fällt nach dieser gemeinsamen Zeit nicht nur den beiden Liebenden schwer.

„Before Sunrise“ ist ein unglaublich schöner Film. Es steckt sehr viel in diesen anscheinend so spontanen Dialogen. Zudem ist die Atmosphäre des nächtlichen Wiens wahrlich bezaubernd. Eine Sichtung im O-Ton wird übrigens dringend empfohlen! Einer der schönsten, außergewöhnlichsten und interessantesten Liebesfilme: 10/10 Punkte.

Prädikat: Lieblingsfilm

Blade Runner – Final Cut (1982)

Gestern Abend habe ich endlich Ridley Scotts Final Cut von „Blade Runner“ gesehen. Mit kaum einem Film verbindet mich mehr. Bereits bevor meine generelle Liebe zum Film ausgebrochen ist, hatte ich diesen Sci-Fi-Meilenstein ins Herz geschlossen. Damals – ich schätze um 1995 – war in meinem Freundeskreis das Rollenspielfieber ausgebrochen. Wir spielten „Shadowrun“ und machten die nahe Zukunft unsicher. Im Zuge dessen hielt ich Ausschau nach Filmen, deren Handlung in einem ähnlichen – von Cyberpunk geprägtem – Universum angelegt war. Ich fand eine VHS von „Blade Runner“ (Director’s Cut Fassung).

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Nach der ersten Sichtung war ich etwas enttäuscht, da ich mir mehr Action und mehr Cyberpunk erwartet hatte. Doch es sollte nicht lange dauern, da zog mich der Film wieder magisch an. In den nächsten Jahren folgten unzählige Sichtungen. Als ich um 1997 die Welt des Internets betrat, führten mich meine ersten Ausflüge auf Fanseiten des Films. Ich las von einem Kinocut und von ausführlichen Theorien. Las von der Vorlage und kaufte mir daraufhin Philip K. Dicks „Do Androids Dream of Electric Sheep?“ – ich war begeistert. Vor allem davon, was Ridley Scott aus der Vorlage gemacht hatte. Erstmals wurde mein Interesse für Adaptionen geweckt. Für deren Kunst. Vorab kannte ich nur „Die unendliche Geschichte“ und „Jurassic Park“ als mehr oder weniger gelungene Beispiele.

Mit Einführung der DVD hat schließlich die Wartezeit begonnen. Ich wollte „Blade Runner“ in besserer Qualität sehen. Am besten inklusive Kinocut. Da bereits recht früh (um 2000) erste Gerüchte bezüglich einer restaurierten neuen Schnittfassung im Umlauf waren, beschloss ich auf die erste Veröffentlichung des Director’s Cut zu verzichten. Heute (immerhin 7 Jahre später) halte ich endlich die ultimative Fassung – inklusive Kino- und Director’s Cut – in den Händen. Ein wahres Fest für den geneigten Fan.

Nun aber zum Film: Immer noch grandios. Ich kann die meisten Dialoge noch mitsprechen und die Bild- und Tonqualität ist ein Traum. Unterschiede zum Director’s Cut konnte ich – bis auf vielleicht zwei Szenen – allerdings nicht feststellen. Aber das macht nichts, denn meiner Meinung nach war dieser bereits perfekt. Man wird in diese Welt hineingesogen. In diesen Schmelztiegel der Kulturen. Diese düstere Zukunft. Diese Welt, in der sich der Mensch zum Schöpfer erhebt. Zum Herren über Leben und Tod. Die philosophischen Ansätze sind heute aktueller denn je. Ein großer Film. Ein Film für die Ewigkeit.

Besonders herausragend ist die Inszenierung. „Blade Runner“ ist wohl einer der formal perfektesten Filme. Man merkt hier deutlich Ridley Scotts Ursprünge als Art Director und sein Talent für visuelle Gestaltung. Auch der Einfluss des berühmten Industriedesigners Syd Mead ist in jeder Einstellung vorhanden. Vangelis schafft es zudem den bombastischen visuellen Eindruck durch seinen minimalistischen und ungewöhnlichen Score zu verstärken. Bild und Ton bilden eine untrennbare Einheit. Das ist wahre Kunst.

Erwähnen muss ich auch noch die perfekt gecasteten Schauspieler. Allen voran Harrison Ford, der den Blade Runner perfekt verkörpert. Hart und verletzlich zugleich. Mit Rutger Hauer („Hitcher: Der Highway Killer“, „Split Second“) wurde zudem der perfekte Gegenspieler besetzt. Hauer schafft es den Replikanten mit einer derartigen emotionalen Tiefe zu spielen, dass ich bei seiner letzten Szene regelmäßig eine Gänsehaut bekomme. Seine bis heute beste Leistung. Des Weiteren habe ich bei der gestrigen Sichtung festgestellt, woher ich den Darsteller des mysteriösen Gaff kenne: Es ist niemand anderes als Edward James Olmos (Admiral William Adama, „Battlestar Galactica“).

Ridley Scotts „Blade Runner“ ist für mich immer noch einer der besten Filme aller Zeiten – auch im Final Cut. Die Frage ob Deckard nun ein Replikant ist wird weiterhin Generationen beschäftigen. Eine endgültige Antwort liefert auch diese Schnittversion – sieht man einmal von Ridley Scotts direkten Aussagen ab – nicht. Einer der wenigen Filme, die die Bezeichnung Meisterwerk verdienen: 10/10 Punkte.

Roy Batty: ‚I’ve seen things you people wouldn’t believe. Attack ships on fire off the shoulder of Orion. I watched C-beams glitter in the dark near the Tannhauser gate. All those moments will be lost in time, like tears in rain.‘

Prädikat: Lieblingsfilm

Shaun of the Dead (2004) (WS1)

Entgegen meiner ursprünglichen Planung für die Gruselfilmnacht gab es nicht „Der Exorzist“, sondern auf vielfachen Wunsch etwas Lustiges – folglich haben wir uns für „Shaun of the Dead“ entschieden. Was sonst würde unter diesen Voraussetzungen auch näher liegen?

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Auch wenn ich den Film nun zum inzwischen schon dritten Mal gesehen habe, gab es auch für mich noch so einiges an Details zu entdecken. Kann es sein, dass der Film von Sichtung zu Sichtung besser wird? So gut wie gestern hat er mir noch nie gefallen. Der Film hat für mich auf all seinen Ebenen funktioniert: Als reine Komödie, als Satire und als Zombiefilm. Unglaublich wie viele Ebenen Edgar Wright, Simon Pegg und Nick Frost in ihrem Kinodebüt untergebracht haben. Noch erstaunlicher ist allerdings, wie gut diese miteinander funktionieren.

Auch ist mir dieses Mal besonders aufgefallen, wie übertrieben und doch genial das Foreshadowing der kommenden Ereignisse eingesetzt wird. Fantastisch. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Neben der lockeren Genialität, die das kreative Trio umweht, sammelt der Film vor allem durch Insidergags bei mir Sympathiepunkte – was in mir den unbezwingbaren Drang weckt, einmal wieder „Spaced“ anschauen zu wollen.

„Shaun of the Dead“ hat es auf meiner persönlichen Rangliste nun ganz nach oben unter meine Lieblingsfilme geschafft – und ich versinke beinahe vor Schande im Boden, wenn ich bedenke, dass ich „Hot Fuzz“ immer noch nicht gesehen habe. Wie auch immer: Diese romantische Komödie mit Zombies wird einer der wenigen aktuellen Zombiefilme sein, die ihre Zeit überdauern. Und eine der wenigen romantischen Komödien. Ein waschechter Kultfilm: 10/10 Punkte.

Prädikat: Lieblingsfilm

The Abyss – Special Edition (1989)

Aktualisierung: Ich habe „The Abyss“ am 30. Mai 2024 zum ersten Mal mit den Kindern gesehen und eine aktualisierte Besprechung veröffentlicht.

Wie bereits unzählige Male erwähnt liebe ich Filme die am, im oder unter Wasser spielen. Nicht nur deshalb ist James Camerons „The Abyss – Special Edition“ einer meiner ältesten und beständigsten Lieblingsfilme. An die Erstsichtung erinnere ich mich noch ganz genau: Es war während der Schulzeit, meine Eltern waren verreist und ich hatte sturmfrei. Folglich waren einige Freunde im Haus und es wurden bis in die Nacht Filme geschaut, es wurde gegessen, getrunken und gelacht. Eine Erinnerung aus einer völlig sorgenfreien Zeit, in der man noch die ganze Zukunft vor sich hatte. Vielleicht schaue ich „The Abyss“ deshalb oft, bevor ein einschneidendes Erlebnis stattfindet.

The Abyss (1989) | © Walt Disney / LEONINE

The Abyss (1989) | © Walt Disney / LEONINE

Der Film gewinnt bei mir schon alleine aufgrund seines Settings. Im Wasser. Mitten im Meer. Tiefseegräben. Was will man mehr? Hinzu kommt ein sehr gelungener Spannungsaufbau und eine Inszenierung, wie sie nur von James Cameron kommen kann. Alles wirkt sehr realistisch und authentisch, wenngleich man sich doch klar darüber ist, dass es sich um einen Sci-Fi-Film handelt. Dies ist Cameron – in meinen Augen – bereits bei „ALIENS“ gelungen und trägt viel dazu bei, dass man in die Geschichte hineingesogen wird. Die perfekte Unterhaltung.

Große Pluspunkte sammelt der Film durch seine beinahe schon epischen Unterwasserszenen. Man merkt einfach, dass hier wirklich im Wasser gedreht wurde. Alles wirkt handgemacht und irgendwie natürlich. Doch auch in Sachen VFX kann der Film überzeugen: Der Wassertentakel war damals (1989) absolut state of the art – „Terminator 2“ kam mit seiner metallischen Fluidsimulation erst ca. zwei Jahre später!

Die Geschichte ist absolut packend – selbst bei der dutzendsten Sichtung – und kann selbst am Ende voll und ganz überzeugen. Manche Zuschauer mögen sich ja an dem überglücklichen Ende stören, doch für mich passt das sehr gut zum restlichen Film. Auch die Botschaft finde ich schön – zwar nicht sonderlich innovativ, aber schön. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich den Film nur in der längeren Special Edition kenne und die Kinofassung bisher nicht angeschaut habe – vermutlich würden mir zu viele Szenen einfach fehlen.

Die Schauspieler sind allesamt gut gewählt. Ed Harris und Mary Elizabeth Mastrantonio harmonieren erstklassig miteinander und spielen auch die Extremsituationen absolut glaubwürdig. Der Cameron-Spezi Michael Biehn darf dieses Mal den Bösewicht mimen, wobei er auch recht erfolgreich ist. Der bombastische Score trägt viel zur epischen Atmosphäre bei und unterstützt die Handlung, wo er nur kann.

Fazit

„The Abyss“ ist bei mir über jeden Zweifel erhaben. Einer meiner ewigen Lieblingsfilme. Für Wasserratten – auch wenn nur filmische – besteht Sichtungspflicht: 10/10 Punkte.

Prädikat: Lieblingsfilm

Jurassic Park (1993)

Aktualisierung: Ich habe „Jurassic Park“ am 16. November 2024 zum ersten Mal mit meinen Kindern gesehen und eine aktualisierte Besprechung veröffentlicht.

Es kann auch Vorteile haben, wenn der Compuer den ganzen Abend mit Renderarbeiten beschäftigt ist. Man kommt einmal wieder dazu einen Film zu sehen. Da meine Zeit für solcherlei Späße im Moment sehr begrenzt ist, habe ich zu einem meiner absoluten Lieblingsfilme gegriffen: Steven Spielbergs „Jurassic Park“. Kaum ein anderes popkulturelles Werk hat mich jemals wieder so beeindruckt.

Jurassic Park (1993) | © Universal Pictures Germany GmbH

Jurassic Park (1993) | © Universal Pictures Germany GmbH

Im Alter von 10 oder 11 Jahren blätterte ich eines Nachmittags den STERN meiner Eltern durch. Dort erblickte ich die Besprechung eines Romans, der ein Dinosaurierskelett auf dem Cover hatte: „Dino Park“. Nach dem Überfliegen der Rezension gab es dann kein Halten mehr: Das Buch musste ich haben! Die Geschichte schien der wahrgewordene Traum eines jeden dinosaurierverrückten Jungen zu sein – und sie war es auch. Ich habe die Seiten förmlich verschlungen. Da waren all meine Freunde – vom Tyrannosaurus rex über den Brachiosaurus bis hin zum Triceratops – versammelt. In der spannendsten Geschichte, die ich bis dahin gelesen/gesehen/gehört hatte. Bis heute ist „Jurassic Park“ – bzw. damals eben „Dino Park“ – eines der wenigen Bücher, die ich schon mehrfach gelesen habe – und es ist immer noch verdammt gut!

Kurze Zeit nach dem Roman erfuhr ich von der Verfilmung. Ich kaufte mir nun jede Filmzeitschrift, sammelte jedes Fitzelchen Information und steigerte meine Erwartungen somit ins Unermessliche. Im Jahre 1993 – ich war bereits 12 – war es dann endlich soweit. Ich fuhr mit meiner Mutter nach Nürnberg ins Kino. Noch nie war ich in so einem großen Kino, wie dem Atlantik, das es inzwischen schon lange nicht mehr gibt. Die Reihen füllten sich. Eltern wurden des Kinos verwiesen, da ihre Kinder noch keine 12 waren. Ich jedoch war es. Der Raum wurde dunkel. „Jurassic Park“ erschien auf der Leinwand. Ich hatte zuvor noch nie so eine Gänsehaut, wie bei der Anflugsszene auf die Insel. Nachdem das Licht wieder anging hatte ich für alle Ewigkeiten einen neuen Freund gewonnen: Steven Spielbergs „Jurassic Park“.

Nach unzähligen Sichtungen hat sich gestern wieder die gleiche Magie eingestellt. Ich kann die Dialoge inzwischen mitsprechen, doch sie haben sich noch nicht abgenutzt. Der Spannungsaufbau sucht immer noch seinesgleichen. Der Score ist für mich immer noch einer der besten, die je geschrieben wurden. Gänsehaut. Wirklich. Und das schöne: Man kann ihn auch losgelöst vom Film wunderbar hören. Wie so viele Scores von John Williams. Dann natürlich die Dinosauerier. Für mich die beste Nutzung von Effekten, die ich jemals in einem Film gesehen habe. Durch die Kombination von CGI und Animatronics wird ein Realitätsgrad erreicht, den man vorher noch nicht kannte und der auch danach nur selten erreicht wurde. Einfach perfekt.

Auch als Romanumsetzung funktioniert der Film tadellos: Sicher wurde viel weggelassen, aber der Geist der Geschichte wurde eingefangen. Die Charaktere sind auf der Leinwand lebendig geworden und die Spannung ist ebenso nervenzerfetzend, wie in der Vorlage.

Fazit

„Jurassic Park“ ist für mich der perfekte Unterhaltungsfilm. Steven Spielbergs Meisterstück. Für mich stimmt hier einfach alles. Sicherlich kann ich den Film nicht objektiv betrachten, aber das will ich auch gar nicht. Er ist – und das mag sich nun komisch anhören – wie ein guter, alter Freund: 10/10 Punkte.

Prädikat: Lieblingsfilm