Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht – OT: The Lord of the Rings: The Rings of Power – Staffel 2 (2024)

Hatte ich vor zwei Jahren dem brandneuen Bewegtbildmaterial aus Mittelerde noch entgegengefiebert, so war „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht – Staffel 2“ einfach eine weitere Serienfortsetzung, wie unzählige andere. Der Hype um die teuerste Serie aller Zeiten war endgültig verflogen und auch inhaltlich war ich nicht sonderlich neugierig. Als es dann los ging, hatte ich mich aber doch gefreut. Ob ich letztendlich begeistert oder enttäuscht wurde? 💍

Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht – Staffel 2 | © Amazon Prime Video

Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht – Staffel 2 | © Amazon Prime Video

Enttäuschend und doch will ich die Serie lieben

Auch dieses Jahr hatte ich wieder gewartet, bis alle acht Episoden verfügbar waren. Somit konnte ich recht kondensiert meine Reise nach Mittelerde antreten. Perfekt für die kälter werdenden Herbsttage. Vielleicht ist das auch schon das Problem, das ich mit der Serie habe: Waren sowohl „Der Herr der Ringe“ als auch „Der Hobbit“ recht eindeutige Reiseabenteuer, so wird „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ übertrieben fragmentiert erzählt. Mit unzähligen Parteien. Unzähligen Schauplätzen.  Unzähligen Figuren, die teils überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Versteht mich nicht falsch, auch Peter Jacksons Filme erzählen große (teils sogar größere) Geschichten, in denen unsere Gefährten zerschlagen werden und sich in eigenen Abenteuern weiter durch diese Welt schlagen. Doch das Ziel war stets klar, man hat die Figuren zusammen kennengelernt und die Handlungsstränge hängen eindeutig zusammen. Bei dieser zweiten Staffel hatte ich jedoch teils das Gefühl, als würde ich drei bis fünf unterschiedliche Serien schauen, die alle irgendwie in Mittelerde spielen, aber nicht wirklich viel miteinander zu tun haben. Dieser Effekt wird dadurch verstärkt dass manche Handlungsstränge nur alle paar Episoden vorkommen. Die größten Probleme, die ich der Serie attestiere, sind also strukturell im Drehbuch verankert.

Das alles war auch schon in der ersten Staffel ein Problem und klingt insgesamt unfassbar negativ. Ist es auch auf frustrierende Art und Weise. Doch hatte ich mich nach dem Wiedereintritt in diese Serie auf jede einzelne Episode gefreut, denn den Look und auch die Schauspieler:innen mag ich nach wie vor sehr. Wie gerne habe ich mich in Khazad-dûm aufgehalten und auch neue Ecken Mittelerdes entdeckt. Es hätte alles so schön sein können. Mit mehr Fokus auf den Erzählstrang rund um Sauron und das Schmieden der Ringe der Macht in Eregion würde hier eine wirklich tolle Serie drinstecken. Aber dann stehen plötzlich wieder der Stranger und die Haarfoots im Mittelpunkt. Mit diesem Erzählstrang habe ich mit in diesem Jahr wirklich nicht warm geworden. Die Handlung schreitet nicht voran und findet komplett abgekapselt zum restlichen Geschehen statt. Tom Bombadil hin, Tom Bombadil her. Mit Númenor ging es mir ganz ähnlich. Sicher wichtig für das große Ganze und in Tolkiens Mythologie, doch im Rahmen einer kohärent voranschreitenden Serienhandlung leider eher ablenkend bzw. unnötig. Hier wäre viel mehr Feinschliff am Drehbuch nötig gewesen. Selbst wenn man dadurch von der Vorlage, welche ja (so zumindest mein Verständnis) auch eher in Fragmenten erzählt ist bzw. nur einzelne Ereignisse der Geschichte Mittelerdes abbildet, abgewichen wäre. Schade drum.

Fazit

Es ist schwierig mit „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ und mir. Die Serie ist famos, wenn auch ohne jegliche Besonderheit inszeniert. Look und Inszenierung wecken eben Erinnerungen an die Peter-Jackson-Filme. Das ist gut so. Leider ist das Drehbuch bzw. die Dramaturgie viel zu zerfasert, als dass ich hier eine kohärente Geschichte in ihrer Gesamtheit wahrnehmen könnte. Dennoch möchte ich die Serie weiterhin lieben und gebe deshalb erneut viel zu wohlwollende: 8/10 (7.5) Punkte.

The Boys – Season 4

Ich hänge hinterher mit meinem Serienkonsum. Nachdem ich vor ein paar Monaten noch die erste Staffel des Spin-offs „Gen V“ eingeschoben hatte, wollte ich sogleich mit „The Boys – Season 4“ weitermachen. Das habe ich dann auch zeitnah, doch hat sich die Sichtung erstaunlich lange gezogen. Ein wenig ist die Luft vermutlich raus, doch warum die Serie immer noch Spaß macht, lest ihr hier. 🦸‍♀️🦸‍♂️

The Boys – Season 4 | © Amazon Prime Video

The Boys – Season 4 | © Amazon Prime Video

Eine zerfaserte Staffel mit Höhepunkt am Ende

Es fällt mir schwer wiederzugeben, was sich alles in dieser Staffel zugetragen hat. Es gibt unzählige Handlungsstränge abseits der Hauptgeschichte. Das ist einerseits erfrischend und auch herzergreifend (z.B. Hughies Abschied von seinem Vater), andererseits aber nimmt es auch zu viel Fokus vom eigentlichen Geschehen. Gerade langgezogene Abschweifungen, wie Hughie im Sado-Maso-Keller, hätte man sich meiner Meinung nach auch sparen können. Aber ja, auch das ist natürlich „The Boys“. Ebenso wie fliegende Killerschafe. Die Grenze zwischen albern, ultrabrutal und schockierend verschiebt sich fließend. All das funktioniert für mich nicht mehr so gut wie noch in der dritten Staffel oder auch in „Gen V“. Zum Spin-off bleibt mir noch zu sagen, dass die Verbindung eher oberflächlich bleibt und man der Handlung auch gut ohne dessen Kenntnis folgen könnte. Nur die Auftritte von ein paar Figuren des Spinn-offs würden ohne Kontext bleiben.

Richtig gut wird die Serie dann gegen Ende. Die Eskalation mit Homelander nimmt endlich Fahrt auf, der Einsatz des Shapeshifters ist extrem spannend und auch die Dynamik innerhalb der Boys wird interessanter. Da frage ich mich tatsächlich, warum man mit all dem so lange gewartet hat. Vermutlich fühlt sich die Staffel rückblickend auch deshalb ein wenig unrund an. Das Tempo war am Anfang zu gering bzw. wurden die Handlungsstränge zu fragmentiert erzählt. Gegen Ende hat die Staffel ihren Groove gefunden und ich hätte liebend gerne noch weitergeschaut. Das Staffelfinale war wirklich rund und eines der besten, das die Serie bisher zu bieten hatte. Somit wird mir die Staffel insgesamt doch in guter Erinnerung bleiben und ich freue mich jetzt schon auf das große Finale im kommenden Jahr.

Fazit

Auch wenn die Handlung der Staffel insgesamt durchwachsener war als in den Vorjahren, so beeindruckt „The Boys“ weiterhin mit bitterböser Satire, übertriebener Gewalt und auch überraschenden Emotionen. Gerade das Staffelfinale fand ich wirklich stark und macht Lust auf das Finale der Serie: 8/10 (7.9) Punkte.

Perfekt Verpasst – Staffel 1 (2024)

Da habe ich doch tatsächlich einmal wieder eine deutsche Serie geschaut. Warum meine Wahl ausgerechnet auf diese gefallen ist, kann ich gar nicht so genau sagen. Vermutlich eine Mischung aus Werbung, Episodendauer und Kinderkompatibilität. Die Hauptargumente, die für „Perfekt Verpasst – Staffel 1“ sprechen, sind zweifellos die beiden Hauptdarsteller:innen Anke Engelke und Bastian Pastewka. Ob das ausreicht, um die Serie sehenswert zu machen? 💖

Perfekt Verpasst – Staffel 1 | © Amazon Prime Video

Perfekt Verpasst – Staffel 1 | © Amazon Prime Video

Eine sympathische RomCom in Serienform

Was mir von der Serie vermutlich am meisten im Kopf bleibt: Wie idyllisch ist bitte Marburg? Die Serie könnte auch als Tourismusvideo für die mittelhessische Stadt durchgehen. Davon abgesehen lebt die Serie, wie bereits im Intro erwähnt, vor allem von Anke Engelke und Bastian Pastewka. Wer die beiden nicht gerne sieht, der sollte auch einen weiten Bogen um die Serie machen. Dabei muss man fairerweise sagen, dass sie in ihren Rollen, einer egozentrischen Buchhändlerin und einem frisch geschiedenen Familienvater, komplett aufgehen. Die beiden spielen in „Perfekt Verpasst“ echte Figuren und keine Comedy-Acts, wie z.B. zuletzt in „LOL: Last One Laughing“. Das hat mich doch sehr beruhigt und war auch schön anzusehen, denn sowohl Anke Engelke als auch Bastian Pastewka besitzen durchaus auch Talent für ruhigere Töne, was die Serie in meinen Augen sehr angenehm gemacht hat.

Doch worum geht es eigentlich? Die Serie begleitet in acht Episoden zwei Menschen, die schon immer in der gleichen Stadt leben, sich bisher aber immer knapp verpasst haben. Nach Ralfs Scheidung und Marias geplatzter Affäre berühren sich ihre Wege stärker denn je und sie finden, auf Ralfs dreckigem Auto, sogar eine Möglichkeit miteinander zu kommunizieren. Das Ganze wird noch angereichert mit etlichen weiteren Handlungssträngen, wie z.B. Marias Versuch als Autorin Fuß zu fassen und Ralfs neuer Familiensituation. All das ist nicht wirklich neu und auch nicht jeder Witz zündet, doch insgesamt fand ich die Serie extrem sympathisch und wunderbar unaufgeregt erzählt. Auch der emotionale Kern hat mich erwischt und ja, Anke Engelke und Bastian Pastewka machen ihre Sache großartig! Gerade ihr Zusammentreffen in der vorletzten Episode sprüht nur so vor Chemie. Das hat wirklich Spaß gemacht.

Fazit

Auch wenn uns die Serie über mehrere Wochen und eher am Rande begleitet hat, so habe ich mich doch über jede einzelne Episode gefreut. Auch die Kids waren durchaus angetan. Wenn ihr gerne RomComs schaut, und auch deutschem Fernsehen nicht abgeneigt seid, dann solltet ihr ruhig einmal reinschauen. Ich wäre auch bei einer zweiten Staffel wieder am Start, doch eine solche steht noch in den Sternen, zumal diese erste Staffel auch für sich alleine stehen kann: 8/10 (7.9) Punkte. (Zappelinchen: 8/10 Punkte; Zwergofant: 8/10 Punkte.)

Dopesick – Die komplette Miniserie (2021)

Eigentlich wollte ich nach der ersten Staffel von „Gen V“ direkt mit der aktuellen Staffel von „The Boys“ weitermachen. Allerdings veröffentlicht Amazon einmal mehr im Wochenrhythmus, so dass ich zuvor zu „Dopesick“ gegriffen habe. Die Miniserie steht schon lange auf meiner Liste und ist auch inhaltlich eine deutliche Abwechslung zur anarchischen Superheld:innen-Unterhaltung. 💊

Dopesick | © Hulu

Dopesick | © Hulu

Eine bittere Geschichte über Kapitalismus

Auch wenn in „Dopesick“ eine Pharma- und Drogengeschichte im Zentrum steht, so ist es im Grunde doch eine bittere Geschichte über Kapitalismus. Damit erinnert die Serie etwas an „The Dropout“, doch ist der negative Einfluss von OxyContin viel größer und es hängen deutlich mehr persönliche Schicksale an dieser gefährlichen Droge. Der Serie gelingt das Kunststück, einerseits zwar die Geschehnisse rund um Purdue Pharma als recht klassische Rise-and-Fall-Geschichte zu erzählen, andererseits aber vor allem die unzähligen Opfer der Droge in den Fokus zu rücken. Diese Geschichten gehen wirklich an die Nieren. Speziell Michael Keaton als süchtig werdender Arzt und Kaitlyn Dever  (u.a. bekannt aus „Booksmart“) als in die Sucht abrutschende Patientin sind großartig in ihren Rollen. In der dritten Perspektive begleiten wir Verkaufsmitarbeitende (u.a. Will Poulter aus der „Maze Runner“-Reihe), was ich ebenfalls sehr spannend fand. Am meisten Fahrt nimmt die Geschichte jedoch immer dann auf, wenn die ermittelnde Staatsanwälte (u.a. gespielt von Peter Sarsgaard) sowie eine DEA-Agentin (Rosario Dawson) ins Zentrum rücken. Das ist oft frustrierend zu beobachten, doch gelingt es ihnen, die Schlinge um Purdue Pharma immer enger zu ziehen. In jeder Hinsicht extrem packend.

Auch formal weiß „Dopesick“ zu überzeugen. Die Miniserie sieht unglaublich hochwertig aus und, wie man oben schon erkennen kann, ist sie fantastisch besetzt. Es gelingt den Autor:innen und Regisseuren die Geschichte so mitreißend zu inszenieren, dass ich mich trotz des schweren Themas stets auf die nächste Episode gefreut habe. Apropos Regisseure: Barry Levinson (bekannt für u.a. „Good Morning, Vietnam“ oder „Rain Man“) und Danny Strong (bekannt als Schauspieler aus z.B. „Buffy the Vampire Slayer“ oder „Gilmore Girls“) sind hier federführend zu nennen. Die Geschichte der Opioid-Krise wurde inzwischen etliche Male erzählt. So gibt es auch eine Netflix-Serie mit dem Titel „Painkiller“ und einen „The Wolf of Wall Street“-artigen Film namens „Pain Hustlers“. Hinzu kommen etliche Dokumentationen und Aufarbeitungen des Themas. Ich kann z.B. die mehrteilige Reihe von John Oliver empfehlen, die man auch auf YouTube finden kann. Einzig das Finale fand ich etwas unbefriedigend. Nicht weil die Gerechtigkeit ausbleibt (die gab es in der Realität auch nicht), sondern weil es zu schnell abgehandelt wurde. Ich hätte mir etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht, was den Prozess gegen Purdue Pharma und die Sacklers angeht. Obwohl man natürlich durch die nicht chronologische Erzählweise bereits einiges davon gesehen hatte. Am Ende bleibt der finale Punch somit leider aus.

Fazit

„Dopesick“ war wirklich schwere Serienkost. Ich bin mehrmals an unserer tollen Gesellschaftsordnung verzweifelt. Ich kannte den Fall davor schon, doch die emotionalen Schläge treffen in der dramatisierten Aufarbeitung noch einmal härter. Das ist sowohl den famosen Schauspieler:innen als auch Drehbuch und Inszenierung zuzuschreiben. Ich kann mir zumindest nicht vorstellen, dass es die anderen Werke besser schaffen, dem Thema gerecht zu werden. Hat jemand von euch „Painkiller“ gesehen? Die Serie muss sich an „Dopesick“ messen lassen: 9/10 (9.1) Punkte.

Reservation Dogs – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 3)

Es ist manchmal schon komisch. Da die beiden halbstündigen Serien, die wir momentan verfolgen, nämlich „Abbott Elementary“ und „What We Do in the Shadows“, momentan pausieren, habe ich recht spontan in „Reservation Dogs“ reingeschaut. Eigentlich war mein Interesse daran nicht sonderlich groß und wäre Taika Waititi nicht mit involviert gewesen, dann hätte ich nicht einmal diesen ersten Schritt gewagt. Ob sich dieser jedoch gelohnt hat, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung. 🏹

Reservation Dogs | © FX

Reservation Dogs | © FX

Ich nehme mein Fazit direkt vorweg, auch um euch zum Reinschauen zu bewegen: „Reservation Dogs“ ist meine Serie des Jahres. Eine der lustigsten und bewegendsten Serien, die ich je gesehen habe. Auch wenn euch Setting und Prämisse nicht von Grund auf interessieren (ging mir übrigens genauso), kann ich euch die Serie nur ans Herz legen. Mit das Beste, was ich seit langer Zeit gesehen habe:

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Gen V – Staffel 1 (2023)

Die Amazon-Prime-Video-Serie „The Boys“ ist mit dem Start der vierten Staffel gerade wieder in aller Munde. Der perfekte Zeitpunkt für mich, um das letztes Jahr gestartete Spin-off „Gen V – Staffel 1“ nachzuholen. Eigentlich hatte ich nie den Drang, unbedingt reinschauen zu wollen, doch aufgrund einer Lücke im Programm, und dem Hype um die Hauptserie, hat sich die Sichtung angeboten. 🦸‍♀️🦸‍♂️

Gen V – Staffel 1 | © Amazon Prime Video

Gen V – Staffel 1 | © Amazon Prime Video

Teenage Angst im „The Boys“-Universum

Natürlich beginnt auch „Gen V“ mit einer schockierenden und sehr blutigen Szene. Ich hatte im Vorfeld gelesen, dass die Serie deutlich harmloser ausfallen soll als „The Boys“. Mich mag meine Erinnerung trügen, doch hatte ich diesen Eindruck nicht. Einzig die Grundstimmung ist eine andere, da es nicht nur egomanische Arschlöcher zu geben scheint, sondern Figuren, mit denen man durchaus mitfühlen kann. Das lässt „Gen V“ etwas weicher bzw. zugänglicher erscheinen. Explodierende Penisse und blutige Gewaltexzesse gibt es natürlich dennoch und das nicht zu knapp. Selbst die zynische Grundhaltung ist vorhanden, wirkt aber nicht ganz so extrem wie in der Mutterserie. Unter all den Superheld:innen-Kram mixen sich natürlich auch klassische Coming-of-Age-Elemente mit großem Fokus auf die Darstellung von Teenage Angst. Altbekanntes also, was jedoch frisch und tatsächlich recht extrem verpackt wird.

Es mag holzhammerartig wirken, doch wenn hier z.B. nichtbinäre Geschlechtsidentität als Superkraft behandelt wird, dann macht sich „Gen V“ damit relevanter als „The Boys“. Auch Neurodivergenz wird mehr oder weniger direkt thematisiert und ich empfand den Umgang damit durchaus sensibel (kaum zu glauben bei dieser Serie). Natürlich dürfen im College-Setting auch Romanzen nicht fehlen und speziell die Annäherung zwischen Emma und Sam ist sehr gelungen. Die Verknüpfungen zur Hauptserie fand ich auch geschickt eingewoben (nicht zu viel und nicht zu wenig) und die Rahmenhandlung zwar nicht sonderlich innovativ, aber doch stets mitreißend. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass mir „Gen V“ teils besser gefallen hat als die Hauptserie. Einen Bonuspunkt gibt es zudem für die Puppenszene. Herrlich!

Fazit

Ich hätte niemals gedacht, dass mir „Gen V“ so gut gefallen würde. Die Serie ist deutlich mehr als nur ein Zwischensnack bis zur nächsten Staffel von „The Boys“. Nun bin ich gespannt, wie groß ihr Einfluss auf die Hauptserie sein wird. In die zweite Staffel werde ich dann bestimmt schneller reinschauen. Nun geht es aber erst einmal zurück zu Billy Butcher, Homelander und Co. Nicht nur als Spin-off überraschend sehenswert: 9/10 (8.5) Punkte.

Fallout – Staffel 1 (2024)

Nach der von mir langerwarteten Romanadaption „3 Body Problem“ habe ich recht spontan „Fallout“ auf Amazon Prime Video gesehen. Die Kritiken waren zwar gut, doch meine Erwartungen nicht sonderlich hoch. Schließlich habe ich die Videospiele nie gespielt. Da mir allerdings bereits „The Last of Us“ ausgezeichnet gefallen hat, und die Serie so bequem verfügbar war, habe ich einen Blick riskiert. 🤠

Fallout – Staffel 1 | © Amazon Prime Video

Fallout – Staffel 1 | © Amazon Prime Video

Endzeit einfach mal auf elf gedreht

Ich hatte im Vorfeld bereits ein paar überschwängliche Besprechungen gelesen und wusste auch ungefähr, was mich erwarten würde. Mit diesem irrwitzigen Mix aus ernsthafter Endzeiterzählung, bitterböser Satire und doch irgendwie emotionalem Kern hätte ich jedoch nicht gerechnet. Hinzu kommt, dass „Fallout“ einfach unfassbar hochwertig produziert ist. Solch eine Serie, auch mit diesem unfassbar expliziten Gewaltgrad, einfach so im Stream hingeworfen zu bekommen, das übersteigt mein Fassungsvermögen teilweise noch immer. Wie sich die Welt doch verändert hat, seit man „From Dusk Till Dawn“ und Co. höchstens unter der Ladentheke kaufen konnte. Aber ich schweife ab. „Fallout“ gehört zu jenen Serien, die mich in jeder einzelnen Episode wirklich überrascht haben. Das gelingt nicht mehr vielen Shows. Neben all den unfassbaren Details und Storylines hat mich wohl vor allem der erzählerische Ton der Serie überzeugt. Die Mischung aus Humor, Ernsthaftigkeit und blankem Entsetzen ist wahrlich perfekt getroffen.

Auch die Figuren sind großartig gezeichnet und perfekt besetzt: Ella Purnell spielt die Wandlung von der doch eher naiven Bunkerbewohnerin hin zur Endzeit-Badass grandios. Walton Goggins (bekannt aus u.a. „The Shield“) als Cooper Howard bzw. der Ghoul ist fantastisch wie immer. Selbst kleinste Nebenrollen sind wunderbar besetzt, so habe ich mich extrem gefreut zunächst die Stimme von Matt Berry (bekannt aus „What We Do in the Shadows“) zu hören und ihn später auch noch zu sehen. Am Ende dieser ersten Staffel gibt es zudem noch einige Wendungen, welche eine zweite Staffel nicht nur zwingend notwendig machen, sondern auch die Vorfreude darauf steigern. Das alles macht enorm viel Spaß und ich frage mich nur, wie nachhaltig die Serie wirklich ist. Noch würde ich vermuten, dass mir „The Last of Us“ deutlich länger im Gedächtnis bleiben wird. Schon alleine aufgrund der Thematik und den Figuren.

Fazit

Auch wenn ich die Welt vorher noch nicht im Detail kannte, so hatte ich doch wirklich viel Spaß mit „Fallout“. Speziell die hochwertige Produktionsqualität gekoppelt mit dem detaillierten Worldbuilding und dem beißenden Humor hat mich wirklich positiv überrascht. Eine extrem unterhaltsame Serie, auf deren Fortführung ich mich jetzt schon freue. Einzig was die Halbwertszeit angeht bin ich mir noch nicht ganz sicher. Reinschauen lohnt sich auf jeden Fall: 9/10 (8.8) Punkte.

His Dark Materials – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 3)

Nach der fantastischen „The Last of Us“-Adaption war es gar nicht so einfach, diese Lücke zu füllen. Glücklicherweise hatte ich mit „His Dark Materials“ noch eine komplette Serie im Regal, die auf einer meiner liebsten Buchreihen basiert und die ich schon lange sehen wollte. Die Erwartungen waren entsprechend hoch und ich habe mich mit viel Vorfreude in die Parallelwelten gestürzt. 🧭

His Dark Materials | © BBC One & HBO

His Dark Materials | © BBC One & HBO

„His Dark Materials“ ist ein Koproduktion zwischen BBC One und HBO und damit scheinen sich die richtigen Partner gefunden zu haben. Jedes Buch der Vorlage wird in einer Staffel mit 7 bis 8 Episoden erzählt, was ein passender Umfang ist. Gerne hätte ich mich noch länger in dieser Welt aufgehalten, doch lest selbst:

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Ahsoka – Staffel 1

Pünktlich zur Ankündigung der zweiten Staffel, sind der Zwergofant und ich mit „Ahsoka – Staffel 1“ fertig geworden. Unsere Sichtung hat sich über einen recht langen Zeitraum gezogen, weil wir selten Zeit finden nur zu zweit vor dem Fernseher zu sitzen bzw. unsere gemeinsame Zeit anders nutzen. Dennoch war diese erste gemeinsame „Star Wars“-Serie ein großes Ereignis für uns. 🚀

Ahsoka – Staffel 1 | © Walt Disney

Ahsoka – Staffel 1 | © Walt Disney

Selbst ohne Vorwissen sehr unterhaltsam

Da ich die Vorgängerserie „Star Wars Rebels“ nie gesehen habe, fehlte mir entsprechendes Vorwissen. Dem Zwergofanten dagegen sind die Figuren durchaus bekannt, auch wenn er nicht jede Episode der Animationsserie gesehen hat. Er konnte mir deshalb gut mit Erklärungen aushelfen und ich war dann auch recht schnell in dieser Welt angekommen. Ahsoka hatte ja bereits in der zweiten Staffel von „The Mandalorian“ einen Auftritt, sprich ein grobes Gefühl für die Figur hat sich bei mir schon eingestellt. Dennoch richtet sich „Ahsoka“ vermutlich vor allem an Fans der animierten Serien, was nicht heißt, dass Neueinsteiger*innen, wie ich es bin, nicht auch Spaß mit der Geschichte haben können. Das liegt vor allem an den gut ausgearbeiteten Figuren sowie den sehr bildgewaltigen Schauplätzen. Das Universum hat sich, nicht überall, aber doch schon in großen Teilen, wie „Star Wars“ angefühlt.

Wie schlägt sich „Ahsoka“ im Vergleich zu den anderen „Star Wars“-Serien? Für mich reiht sie sich im Mittelfeld ein. Irgendwo zwischen der ersten und der dritten Staffel von „The Mandalorian“. Für Fans von „Star Wars Rebels“ oder „Star Wars: The Clone Wars“ dürfte die Serie für noch mehr emotionalen Eindruck sorgen. Insgesamt mache ich, für mich, aber die Beobachtung, dass die Marke „Star Wars“ durch die Flut an Content etwas abgewertet wird. Noch nicht ganz so schlimm, wie bei Marvel, wo ich inzwischen komplett draußen bin, doch die Tendenz ist leider da. Dennoch werde ich versuchen, hier vorerst am Ball zu bleiben. Disney wird aber vorsichtig sein müssen, es nicht zu übertreiben. Ich hätte lieber alle paar Jahre einen richtigen Film, als dutzende Serien bzw. deren Film-Spin-offs.

Fazit

„Ahsoka“ hat mir wirklich gut gefallen, auch wenn die Geschichte sehr im luftleeren Raum endet. Ohne die angekündigte zweite Staffel, wäre das Finale wirklich unbefriedigend gewesen. Da werden der Zwergofant und ich doch dranbleiben. Für Fans und solche, die es werden wollen: 8/10 (7.5) Punkte. (Zappelinchen: wollte nicht mitschauen; Zwergofant: 8/10 Punkte.)

Jury Duty – Die komplette Reality-Comedy (2023)

Durch diverse Besprechungen in Podcasts, und da wir momentan ohnehin keine gemeinsame halbstündige Serie im Programm haben, fand „Jury Duty“ den Weg in mein Programm. Die Serie stellt nicht nur eine inhaltliche Premiere dar, dazu später mehr, sondern auch was den Anbieter angeht, denn es ist die erste Serie, die ich über Amazon Freevee gestreamt habe, den werbefinanzierten, kostenlosen Dienst der Amazon-Welt. Ob sich das gelohnt hat, erfahrt ihr in diesem Artikel. 👨‍⚖️

Jury Duty | © Amazon Freevee

Jury Duty | © Amazon Freevee

„Die Truman Show“ trifft auf „The Office“

Die Prämisse von „Jury Duty“ ist simpel und effektiv zugleich: Es werden Geschworene einberufen und wir begleiten diese über den Verlauf einer Gerichtsverhandlung bis hin zur Urteilsfindung. Soweit der gewöhnliche Teil. Der ungewöhnliche ist, dass alle agierenden Personen (Geschworene, Angeklagte, Anwälte, Richter usw.) von Schauspieler*innen dargestellt werden und eine Rolle spielen, was ähnlich wirkt wie in einer Workplace-Comedy à la „The Office“. Eine Person (Ronald Gladden; im Bild oben rechts zu sehen) jedoch ist ein ganz normaler Typ, der denkt zum Geschworenen berufen worden zu sein. Also ein wenig das Versteckte-Kamera-Prinzip, nur dass die anwesenden Kameras damit erklärt werden, dass ein Dokumentarfilm über den Prozess gedreht wird. Ich konnte mir das Prinzip aus den Podcast-Berichten nicht wirklich gut vorstellen, doch es funktioniert letztendlich ziemlich großartig.

Ein großer Faktor ist auch noch Schauspieler James Marsdon (bekannt u.a. aus „X-Men“, „The Box“ oder „Sonic the Hedgehog“), der eine übertriebene Version von sich selbst spielt. Es ist schon ein Kunststück, dass all das so gut funktioniert. Im Rahmen einer rein fiktiven Serie, ist kein Handlungsstrang oder Moment komplett drüber oder ungewöhnlich. Im wahren Leben allerdings überschreitet „Jury Duty“ schon öfter die Grenze der Glaubwürdigkeit bzw. schrammt eng an dieser entlang. Wenn man sich das Setting stets wieder ins Bewusstsein ruft, dann kann man unglaublich viel Spaß mit der Show haben. Zudem habe ich etwas in dieser Form noch nie gesehen. Bei Versteckte-Kamera-Shows werden Protagonist*innen häufig vorgeführt bzw. Scherze auf ihre Kosten gemacht, doch hier wird Ronald als Held inszeniert, was ich außergewöhnlich wertschätzend fand. Noch ein Satz zum Freevee-Erlebnis: Auf knapp 30 Minuten Laufzeit kamen 45 Sekunden Werbung, was ich als nicht groß störend empfand.

Fazit

„Jury Duty“ bringt frischen Wind in die Serienwelt. Als fiktive Show wäre die Handlung vermutlich eher unspektakulär, doch im Rahmen der Fake-Reality-Prämisse macht die Serie wirklich enorm viel Spaß. Gerade auch weil die Showrunner unseren Helden nicht vorführen, sondern der Humor einzig und allein aus den absurden Situationen entsteht, in die er geworfen wird. Kann ich nur empfehlen: 9/10 (8.8) Punkte.