Die Frau ist außer Haus, die Kinder schlafen, draußen tobt ein unglaublicher Sturm. Nachdem mir John Carpenters „Die Mächte des Wahnsinns“ bereits während der ersten fünf Minuten zu unheimlich war, habe ich mich mit „Total Recall: Die totale Erinnerung“ für einen längst überfälligen Klassiker entschieden. Nach unzähligen Sichtungen der geschnittenen TV-Version, liegt selbst die letzte Sichtung der damals noch indizierten DVD-Fassung bestimmt 10 Jahre zurück. Wie schlägt sich der Film heute nach all der Zeit?

Vor ziemlich genau zwei Jahren hatte ich mir Len Wisemans 2012er Verfilmung der Philip K. Dick-Geschichte angeschaut. Diese bot komplett generische und glattgebügelte Sci-Fi-Action, welche man bereits dutzendfach besser gesehen hatte. Gerade in Anbetracht dieser Tatsache ist es aus heutiger Sicht umso erstaunlicher wie roh, ungeschliffen und mitreißend Paul Verhoeven seine Version vor 25 Jahren inszeniert hat. Auch wenn so mancher Effekt aus heutiger Sicht ein wenig angestaubt wirken mag, so funktionieren die echten Sets und Miniaturen doch ungleich besser, als die komplett digitalen Welten der Neuverfilmung – so gut diese auch aussehen mögen. Nach 5 bis 10 Minuten hatte ich mich an den Look der späten 80er bzw. frühen 90er gewöhnt und wurde wieder von der Geschichte mitgerissen.
Auch wenn ich im Vorfeld dachte, mich nicht mehr an jedes Detail erinnern zu können, so hatten sich doch unglaublich viele Bilder in mein filmisches Gedächtnis eingebrannt. Beinahe jede Szene hat mindestens eine ikonografische Einstellung zu bieten, die sich aus der Popkultur nicht mehr wegdenken lässt. Hinzu kommen unzählige Oneliner (z.B. „Consider this a divorce!“) und eine erstaunlich vielschichtige Handlung. Dabei nimmt sich der Film nicht komplett ernst, rutscht aber auch nicht in platte 80er Jahre Action ab. Paul Verhoeven trifft in „Total Recall“ stets den richtigen Ton und schuf somit einen der ultimativen Unterhaltungsfilme der 80er/90er Jahre.
Was soll ich sagen? „Total Recall“ funktioniert heute noch genauso gut wie damals. Ich beineide nur die heutige Jugend, die den inzwischen mit FSK 16-Freigabe versehenen Film einfach im Supermarkt mitnehmen können, während wir damals die Videotheken nach der ungeschnittenen Fassung abgrasen mussten. Aber vielleicht macht das die Filme dieser Ära heute auch so besonders. Für mich zweifellos einer der besten, wenn nicht sogar der beste Schwarzenegger-Film und auch im Werk Verhoevens ganz vorne mit dabei: 9/10 Punkte.





