Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht – OT: The Lord of the Rings: The Rings of Power – Staffel 2 (2024)

Hatte ich vor zwei Jahren dem brandneuen Bewegtbildmaterial aus Mittelerde noch entgegengefiebert, so war „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht – Staffel 2“ einfach eine weitere Serienfortsetzung, wie unzählige andere. Der Hype um die teuerste Serie aller Zeiten war endgültig verflogen und auch inhaltlich war ich nicht sonderlich neugierig. Als es dann los ging, hatte ich mich aber doch gefreut. Ob ich letztendlich begeistert oder enttäuscht wurde? 💍

Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht – Staffel 2 | © Amazon Prime Video

Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht – Staffel 2 | © Amazon Prime Video

Enttäuschend und doch will ich die Serie lieben

Auch dieses Jahr hatte ich wieder gewartet, bis alle acht Episoden verfügbar waren. Somit konnte ich recht kondensiert meine Reise nach Mittelerde antreten. Perfekt für die kälter werdenden Herbsttage. Vielleicht ist das auch schon das Problem, das ich mit der Serie habe: Waren sowohl „Der Herr der Ringe“ als auch „Der Hobbit“ recht eindeutige Reiseabenteuer, so wird „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ übertrieben fragmentiert erzählt. Mit unzähligen Parteien. Unzähligen Schauplätzen.  Unzähligen Figuren, die teils überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Versteht mich nicht falsch, auch Peter Jacksons Filme erzählen große (teils sogar größere) Geschichten, in denen unsere Gefährten zerschlagen werden und sich in eigenen Abenteuern weiter durch diese Welt schlagen. Doch das Ziel war stets klar, man hat die Figuren zusammen kennengelernt und die Handlungsstränge hängen eindeutig zusammen. Bei dieser zweiten Staffel hatte ich jedoch teils das Gefühl, als würde ich drei bis fünf unterschiedliche Serien schauen, die alle irgendwie in Mittelerde spielen, aber nicht wirklich viel miteinander zu tun haben. Dieser Effekt wird dadurch verstärkt dass manche Handlungsstränge nur alle paar Episoden vorkommen. Die größten Probleme, die ich der Serie attestiere, sind also strukturell im Drehbuch verankert.

Das alles war auch schon in der ersten Staffel ein Problem und klingt insgesamt unfassbar negativ. Ist es auch auf frustrierende Art und Weise. Doch hatte ich mich nach dem Wiedereintritt in diese Serie auf jede einzelne Episode gefreut, denn den Look und auch die Schauspieler:innen mag ich nach wie vor sehr. Wie gerne habe ich mich in Khazad-dûm aufgehalten und auch neue Ecken Mittelerdes entdeckt. Es hätte alles so schön sein können. Mit mehr Fokus auf den Erzählstrang rund um Sauron und das Schmieden der Ringe der Macht in Eregion würde hier eine wirklich tolle Serie drinstecken. Aber dann stehen plötzlich wieder der Stranger und die Haarfoots im Mittelpunkt. Mit diesem Erzählstrang habe ich mit in diesem Jahr wirklich nicht warm geworden. Die Handlung schreitet nicht voran und findet komplett abgekapselt zum restlichen Geschehen statt. Tom Bombadil hin, Tom Bombadil her. Mit Númenor ging es mir ganz ähnlich. Sicher wichtig für das große Ganze und in Tolkiens Mythologie, doch im Rahmen einer kohärent voranschreitenden Serienhandlung leider eher ablenkend bzw. unnötig. Hier wäre viel mehr Feinschliff am Drehbuch nötig gewesen. Selbst wenn man dadurch von der Vorlage, welche ja (so zumindest mein Verständnis) auch eher in Fragmenten erzählt ist bzw. nur einzelne Ereignisse der Geschichte Mittelerdes abbildet, abgewichen wäre. Schade drum.

Fazit

Es ist schwierig mit „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ und mir. Die Serie ist famos, wenn auch ohne jegliche Besonderheit inszeniert. Look und Inszenierung wecken eben Erinnerungen an die Peter-Jackson-Filme. Das ist gut so. Leider ist das Drehbuch bzw. die Dramaturgie viel zu zerfasert, als dass ich hier eine kohärente Geschichte in ihrer Gesamtheit wahrnehmen könnte. Dennoch möchte ich die Serie weiterhin lieben und gebe deshalb erneut viel zu wohlwollende: 8/10 (7.5) Punkte.

16 Gedanken zu “Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht – OT: The Lord of the Rings: The Rings of Power – Staffel 2 (2024)

  1. Ich verstehe dich da so gut. So geht es mir auch. Ich fand Staffel 2 kam echt schwer in die Gänge, zum Finale war es dann deutlich besser. Aber so insgesamt kommen die nicht so ganz zu Potte.

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    • Ja, gegen Ende wurde es auf jeden Fall spannender. Auch die Dynamik zwischen Sauron und Celebrimbor fand ich schön. Aber insgesamt halt viel zu zerfahren alle anderen Handlungsstränge.

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  2. In der Tat sehr wohlwollend, deine Bewertung. Meine Eindrücke kennst du ja schon und es beruhigt mich schon, dass du als definitiv eher Tolkien-Belesener auch nicht komplett zufrieden bist.

    Ich kann nur allem zustimmen und hinzufügen, dass ich den Storybogen um die Menschen besonders öde und langweilig fand. Ich hatte mir schon überlegt, ob ich nicht zu den Elben, Zwergen, dem Ork-Chef (der wäre ein prima Black Metal-Bandleader geworden) oder zu Sauron konvertieren sollte.

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    • So Tolkien-Belesen bin ich tatsächlich auch nicht. Hatte aber dennoch das Gefühl, man hätte hier lieber 2-3 Erzählstränge rausschmeißen sollen und sich auf das Wesentliche konzentrieren.

      Gerade die Menschen fand ich auch sehr öde. Und alles um die Haarfüße auch, was schade ist, denn die Hobbits liebe ich in den Filmen sehr. Elben, Zwerge und Orks waren auf jeden Fall die spannendsten Figuren, da bin ich ganz bei dir.

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  3. Gemessen am Tonfall und den Kritikpunkten fällt deine Wertung tatsächlich fast schon übertrieben positiv aus 😉 Ich kann den Antrieb verstehen, auch ich hätte gerne, dass Mittelerde-Adaptionen gut werden, aber ich denke, bei RoP ist einfach Hopfen und Malz verloren, trotz einiger wirklich großartiger Bestandteile (nach wie vor großer Fan von Bear McCrearys Score).
    Was die Vorlage angeht, ist das meiste tatsächlich Ausgestaltung, sowohl Proto-Hobbits als auch Zauberer sowie der gesamte Southland-Plot sind ja fast ohne jegliche Basis bei Tolkien oder stammt aus einer völlig anderen Ära Mittelerdes. Die „Timeline-Bearbeitung“ der Serie ist in etwa so, als würde man eine Geschichte im Mittelalter erzählen, in der aber Abraham Lincoln auftaucht und die zudem auch den Niedergang der römischen Republik und die Entstehung des Kaiserreichs schildert – und zwar zeitgleich. Mittelerde hat halt mehrere unsterbliche oder extrem langlebige Figuren, sodass das weniger dramatisch wirkt.
    Falls dich interessiert, was Tolkien tatsächlich zum Zweiten Zeitalter geschrieben hat, 2022 hat Brian Sibley alles Material dazu in dem Buch „The Fall of Númenor“ kompiliert (ganz zufällig kurz nach RoP Staffel 1 erschienen). Zwar ist es „nur“ eine Zweitauswertung, das wurde alles schon in anderen Büchern publiziert, aber doch sehr nützlich, wenn man sich das nicht aus einem ganzen Haufen an Büchern zusammensuchen muss: https://hemator.wordpress.com/2022/12/07/the-fall-of-numenor/

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    • Ich bin mir meiner übertrieben guten Bewertung durchaus bewusst. So viel wie ich mich geärgert und teils auch gelangweilt habe, so sehr habe ich mich aber auch über etliche Elemente gefreut. Aber ja, die objektive Bewertung müsste schon deutlich niedriger sein.

      Deine Beispiele für die „Timeline-Bearbeitung“ sind herrlich! Mir, als jemanden der die Historie Mittelerdes über die Hauptwerke hinaus nicht kennt, wäre das alles gar nicht aufgefallen. Umso mehr stelle ich mir aber die Frage, warum die Serie so vollgestopft ist mit gefühlt sinnlosen Erzählsträngen. Dann hätte man diese ja einfach rauslassen können. Aber bestimmt werden wir die kommenden Staffeln schon noch den großen Masterplan zu sehen bekommen, in dem alles Sinn macht und sich logisch zusammenfügt. Haha. Ich werde dranbleiben, auch wenn ich befürchte, dass sich meine Grundhaltung zur Serie nicht mehr ändern wird.

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      • Die kurze Antwort auf die Frage, warum die Serie so vollgestopft hat, wäre in meinen Augen: „Die Filme sind schuld.“ Bei Amazon ist man der Meinung, eine Geschichte in Mittelerde braucht unbedingt Hobbits, Zauberer, eine Abenteuerhandlung mit Reiseelementen und idealerweise noch mehr Elemente aus den Filmen wie etwa den Balrog (der im gesamten Zweiten Zeitalter ein gemütliches Nickerchen hält und erst etwa 2000 Jahre nach Saurons Niederlage im LotR-Prolog erwacht). Ich sehe auch nur eine halbwegs vorlagengetreue Adaption der Ereignisse des Zweiten Zeitalters ironischerweise etwas näher an „Game of Thrones“, mehr Politik, der Niedergang eine Zivilisation, verbunden mit Elementen einer Charakterstudie, der absolute Fokus müsste auf Eregion und Númenor liegen. Das wäre deutlich schwieriger zu bewerkstelligen, aber potentiell machbar, nur eben nicht, wenn man versucht, so viele Elemente der Filme wie nur irgend möglich in der Serie unterzubringen.

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      • Ja, ich glaube auch, dass es die Krankheit aller Legacy-Sequels bzw. in diesem Fall eben Legacy-Prequels ist. Man muss unbedingt bekannte Elemente reinquetschen, auch wenn diese keinen Sinn machen, so wie der von dir angesprochene Balrog.

        Eine GoT-esque Serie in Mittelerde hätte ich mir übrigens sehr gerne angeschaut. Aber ist ja offensichtlich anders gekommen.

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  4. Ich bin sicher kein Gelehrter, was Tolkien angeht, dafür ist auch mein Gedächtnis zu löcherig, aber ich hab so ziemlich alles was Mittelerde angeht, gelesen, und… oh boy.

    Ich hätte der ersten Staffel allerhöchstens 4 von 10 gegeben, und alles davon für Design und Soundtrack. Aber das negative war gar nicht mal allein die Story, ich fand das nur alles so dumm / verwirrend / langweilig geschrieben. Diese drei Worte kann man szenenabhängig auch mit einem „und / oder“ versehen.

    Habe die letzten 2 Folgen nur durchgeskipped zu Szenen, die interessant / wichtig aussahen, und ich habe nicht wirklich viel verpasst, wie ich danach festgestellt habe.

    Natürlich reizt mich jetzt trotzdem Staffel zwei, aber eher rein aus visuellen Gründen. Für mich hatte sich die Serie sonst nach Staffel eins erledigt.
    Aber du darfst mir gern sagen, in welcher Folge Khazad-dûm zu sehen ist, das würde ich mir gern anschauen 😀

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    • Ohje, die Serie hat dich ja ziemlich verärgert. Ich glaube, dann kannst du dir auch die zweite Staffel guten Gewissens sparen. Insgesamt fand ich sie sogar noch etwas schwächer als die erste, aber auf meine Bewertung (also die reinen Zahlen) darfst du eh nichts geben. Khazad-dûm dürfte in nahezu jeder Episode einmal kurz vorkommen, aber ist halt, wie die gesamte Serie, viel zu fragmentiert. Ich bleibe dabei: Erspar dir den Ärger und schau lieber was anderes. 🙂

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  5. Ich hatte mittendrin tatsächlich überhaupt keine Lust weiter zu schauen oder sagen wir mal so, es war mir nicht so wichtig wie bei anderen Serien. ich mochte gerade die Geschichte der Haarfüße und dem Zauberer, der seinen Namen sucht… und auch dieses verworrene, das rund um die Ringe herrscht. Aber ich muss es wirklich immer unabhängig von den Filmen sehen, ansonsten funktioniert das für mich nicht. Aber wie du sagst: Es werden so viele Geschichten parallel erzählt… das macht es teilweise schwierig zu folgen, weil man dann eben doch alles irgendwie versucht zusammen zu bringen.

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    • Ja, meine Motivation war auch nicht die höchste. Würde ich diese Welt nicht so lieben, dann hätte ich die Serie vermutlich schon fallengelassen. Aber so bleibe ich halt doch dran und werde ja auch immer wieder erstaunlich gut unterhalten. Aber eine, objektiv betrachtet, gute Serie ist es tatsächlich nicht.

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  7. Ich sehe das ähnlich. Es ist im Nachhinein betrachtet ein Fehler, diese verschiedenen Storylines in eine einzige Serie zu packen. Stattdessen wäre hier eine Anthologie-Serie mit unterschiedlichen, separaten Themen (Schmieden der Ringe, Abstieg/Untergang Númenors usw.) die richtige Entscheidung gewesen.

    https://www.kino.vieraugen.com/streaming/der-herr-der-ringe-die-ringe-der-macht-staffel-2/

    Bei der Bewertung hast du dich aber ordentlich verrechnet, Junge! 😉

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    • Deine Bewertung ist sicherlich realistischer und ein objektiverer Blick auf die Serie. Ich habe mich auch nicht verrechnet, sondern bin ganz bewusst ins Wunschdenken gegangen bzw. dorthin, wo ich die Serie in ihren besten Momenten wahrgenommen habe. Die Kritikpunkte bleiben natürlich, keine Frage.

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