Der heutige Samstag war ziemlich ruhig. Ich war eine Runde durch den Schnee laufen und habe etwas gelesen. Nach der letzten Woche war diese Ruhe auch bitter nötig. Als die Kinder abends dann im Bett waren, hatte ich auch Lust auf einen ruhigen Film. Deshalb habe ich zu „Shoplifters: Familienbande“ gegriffen, der schon zu lange ungesehen im Regal stand und solch ein ruhiges Filmerlebnis versprach…

Shoplifters: Familienbande (2018) | © LEONINE
Herzergreifendes, großes Kino aus Japan
Wo soll ich nur anfangen? Hirokazu Koreedas Film hat mich ziemlich mitgenommen. Dabei bin ich am Anfang gar nicht so wirklich reingekommen. Man wird in diese Familie hineingeworfen, die sich am Rande der Gesellschaft befindet. Mich hat „Shoplifters“ zu Beginn sehr an Bong Joon-hos „Parasite“ erinnert. Und ja, er verhandelt auch ähnliche Themen, geht diese aber grundsätzlich anders an. Fast schon eine Antithese zum 2020er Oscar-Gewinner. Am Anfang des Films weiß man noch nicht, wie die einzelnen Figuren zueinander stehen. Dies entwickelt sich erst über den weiteren Verlauf. Man kann viele Dinge erahnen und Hinweise entdecken. Doch es geht gar nicht um die genaue Kenntnis der Beziehungsebene, sondern um den Zusammenhalt innerhalb der gewählten Familie. Mit aller Freude, Schmerz und Missverständnissen.
Viele Dinge erzählt Hirokazu Koreeda völlig nebensächlich. Die Kamera ist unaufdringlich und wie ein stiller Beobachter. Dadurch entsteht eine ziemliche Sogwirkung und irgendwann habe ich mich fast schon zuhause in dem kleinen Häuschen in einem unbedeutenden Hinterhof Tokios gefühlt. Im letzten Drittel nimmt die Handlung, obwohl der Film weiterhin sehr ruhig erzählt bleibt, Fahrt auf und die Details der Figurenkonstellation werden offengelegt. Hierbei wird jedoch nicht auf einen möglichen Überraschungseffekt gesetzt (vieles war ohnehin schon klar), sondern auf die Tragik der Auflösung dieser Familie, deren Mitglieder sich, auch wenn aus der Not geboren, füreinander entschieden hatten.
Fazit
Als ich den Film begonnen hatte, hätte ich nicht für möglich gehalten, damit nun den bisher besten Film des noch jungen Jahres gesehen zu haben. Ich bin sehr begeistert und kann euch „Shoplifters“ wirklich nur ans Herz legen. Auch wenn ich ihn auf Blu-ray gesehen habe, so möchte ich doch auf Amazon Prime verweisen, wo der Film auch gestreamt wird. Es lohnt sich: 9/10 Punkte.
Toller Film, gebe ich dir Recht. Der Start zum Japanuary? 😁
Nur möchte ich widersprechen, dass der Film eine Antithese zu Parasite ist. Für mich sind das zwei vollkommen unterschiedliche Filme, die eigentlich nur den sozialen Stand der Familien gemein haben. Beide Filme ergänzen sich ganz gut mit ihren Themen. Einmal ob Blut eine Familie definiert und einmal den „Klassenkampf“ ohne die Stereotypen gut und böse
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Nee, eher zufällig reingerutscht. Aber passt ja irgendwie… 😉
Klar sind es zwei unterschiedliche Filme. Aber die Grundprämisse ist eben gleich und auch die Bilder, Konstellation usw. erinnern (zu Beginn) an den jeweils anderen Film. Die unterschiedlichen, eingeschlagenen Wege zeigen dann gut, dass es eben auch bei den sozial abgehängten nicht den einen Weg gibt. Ob das nun mit direkter Verwandtschaft oder gewählter Familie zusammenhängt, mag eine These sein.
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Das kann ja jeder anders interpretieren. Beide Filme sind sehr gut, da sind wir uns einig 😁
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Darauf können wir uns einigen… 🙂
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Uh… sehr cool. Ich höre immer nur Gutes. Hab ihn selber aber noch nicht gesehen. Kommt aber auf meine Liste.
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Dann schon einmal viel Spaß damit. Ist wirklich ein sehr schöner Film, der ans Herz geht.
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Steht jetzt auf der Watchlist.
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Gut gemacht. 👍
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Liegt beschämenderweise schon recht lange auf meiner Prime-Watchlist. Bisher hab ich immer dran vorbei gescrollt. Sollte vielleicht doch mal dort stehen bleiben und Play drücken, wie mir scheint.
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Ja, das wäre eine gute Idee. Bin mir ziemlich sicher, dass dir der Film gut gefällt. Muss man aber auch in der richtigen Stimmung für sein. Habe fast jeden Tag letzte Woche an ihn gedacht und sogar davon geträumt. Wenn das mal nichts ist.
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So lange es keine Albträume waren. 😉
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Hmm, war schon sehr bedrückend der Trau, aber kein Albtraum. Wie der Film teils auch… 😉
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