Während alle Welt über den Golden Globe-Gewinner „Fargo“ berichtet, habe ich mir heute einmal wieder den zugrunde liegenden Film der Coen-Brüder angesehen. Ihr 1996er „Fargo“ begleitet mich schon seit etlichen Jahren – und auch diese inzwischen bestimmt schon dritte oder vierte Sichtung war ein großes Vergnügen…

Manchmal ist es schon seltsam, wie die eigene Erinnerung in Bezug auf Filme funktioniert. Ich hätte schwören können, der Film beginnt mit Marge und Norm Gunderson im Bett, dann der Anruf und die Fahrt zum Tatort. Tatsächlich lernen wir Marge erst nach über einer halben Stunde kennen. Auch hatte ich keinen so geradlinigen Film in Erinnerung und hatte vermutet, dass alle vorherigen Geschehnisse erst während der Ermittlungen in Flashbacks aufgelöst werden. Wirklich seltsam. Trotz meiner verschobenen Wahrnehmung was die Chronologie angeht, waren mir die einzelnen Szenen jedoch noch bestens im Gedächtnis – und was für Szenen das sind!
„Fargo“ ist bestimmt einer der zugänglichsten Filme der Coen-Brüder. Man erlebt eine ziemlich geradlinige Kriminalgeschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht wirklich wunderbar geschrieben ist. Viele Coen-Welten wirken extrem artifiziell und satirisch. Auch in „Fargo“ sind die Charaktere überzeichnet und erinnern oft eher an Karikaturen, als an echte Personen, doch weit nicht so extrem wie, zum Beispiel, in „Barton Fink“ oder „Burn After Reading“. Speziell Marge Gunderson, gespielt von der großartigen Frances McDormand, bietet eine gewisse Erdung, die man als Besucher dieser seltsamen Zwischenwelt gerne annimmt.
Überhaupt diese Charaktere und ihre Schauspieler! William H. Macy endlich in einer Hauptrolle, die er gar wunderbar trägt. Die geheimen Stars des Films sind jedoch Steve Buscemi und Peter Stormare als ungleiches Gangsterduo, das sowohl für die lustigsten als auch schockierendsten Szenen des Films sorgt. Dieses Ungleichgewicht aus Humor und exzessiver Gewalt in der hypnotisch weißen Landschaft hat zudem ein eigenes Subgenre geprägt: Filme wie „Ein einfacher Plan“ oder „The Big White“ kombinieren ebenfalls schwarzhumorige Gangstergeschichten mit typischen Alltagsfiguren und übernehmen dabei das Setting im ewigen Schnee.
Obwohl mir die Geschichte, abseits ihrer genauen Reihenfolge, noch im Detail bekannt war, hat mich „Fargo“ abermals wahnsinnig gut unterhalten. Ich muss auch die neu abgetastete Blu-ray von MGM/20th Century Fox lobend erwähnen, die den Film aussehen lässt, als wäre er erst gestern gedreht worden – mit Filmkorn und allem. Großartig! Für mich ein Kleinod des Coen-Universums, das man sich tatsächlich immer wieder anschauen kann. Nun bin ich umso gespannter auf die zugehörige TV-Serie: 9/10 Punkte.







„Schnappt Shorty“ war die erste der drei großen Elmore Leonard-Verfilmungen der 90er Jahre und wohl auch stilprägend für die lockerlässige Darstellung der Gangster. Natürlich wäre diese ohne Quentin Tarantinos „Pulp Fiction“ so nicht möglich gewesen, doch sollte man nicht vergessen, dass dessen Meisterwerk wiederum von Elmore Leonards Romanen beeinflusst wurde. Einige Jahre später sollte Tarantino mit 