Eine aktualisierte Besprechung des Films habe ich am 19. Mai 2017 veröffentlicht.
Als ich das erste Mal von Ridley Scotts Plan hörte das „Alien“-Franchise wiederzubeleben, war ich mehr als begeistert – schließlich gehört die Filmreihe zu meinen persönlichen Lieblingen. Die Informationen wandelten sich im Laufe der Zeit: von Sequel über Prequel bis hin zu Sci-Fi ohne „Alien“-Bezug. Dann jedoch kam der Trailer und meine Vorfreude auf „Prometheus: Dunkle Zeichen“ kannte keine Grenzen mehr. Eindeutige Referenzen auf Scotts 1979er Genreklassiker, die bei mir Gänsehaut auslösten. Dann die ersten in großen Teilen vernichtenden Kritiken. Höchste Zeit also mir eine eigene Meinung zu bilden…

Bekanntermaßen zähle ich „Alien: Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ zu meinen Lieblingsfilmen: bereits unzählige Male gesehen und immer noch begeistert. Dabei mag ich nicht nur die Horroraspekte, sondern vor allem die durchgestaltete Welt, in der die Filme spielen. Angefangen bei den surrealistischen Designs H. R. Gigers oder den grandiosen Raumschiffwelten Jean ‚Moebius‘ Girauds bis hin zur fiktiven Weyland-Yutani Corporation – die Welt war mehr als nur Bühne für ein Horrormärchen; sie war realistisch, drecking und belebt. James Cameron entführte uns 1986 mit „Aliens: Die Rückkehr“ tiefer in diese Welt und ich erhoffte mir von „Prometheus“ endlich noch mehr von ihr zu sehen – die Hoffnung bzw. Befürchtung das damals titelgebende Monster tatsächlich wieder auf der Leinwand zu sehen, hatte ich bei der gestrigen Sichung schon abgelegt.
Da es sich um einen 3D-Film handelt, habe ich für die Kinokarte wieder einmal knapp 12 Euro hingelegt. Nicht nur deshalb hätte ich den Film am liebsten ganz klassisch in 2D gesehen. Umso überraschter war ich folglich, dass es Ridley Scott als ersten Regisseur seit James Cameron gelungen ist, mich von 3D zu überzeugen. Der Film hätte bestimmt auch ohne die zusätzliche Ebene funktioniert, doch empand ich die Tiefe in den Bildern dieses Mal als echten Mehrwert. Der Film sieht einfach nur unglaublich gut aus: seien es die minutenlange Flüge über karge Landschaften, sphärische Weltraumszenen oder klaustrophobische Höhlensysteme. Diesen Aufpreis habe ich wahrlich gerne gezahlt.
Auch wenn ich die bisherigen Kritiken aufgrund eventueller Spoiler nur überflogen hatte, so ließen sich doch immer wieder ähnliche Kritikpunkte finden: zu viel pseudoreligiöse Symbolik, zu langweilig, zu viele nicht zusammenpassende Elemente oder erzwungen wirkende Brücken zum Ur-Film – und was soll ich sagen? Ich bin begeistert! Ridley Scott hat mir mit „Prometheus“ genau das geboten, was ich mir erhofft hatte: eine neue Geschichte im bekannten Universum, eine Quasi-Rückkehr nach LV-426 (bzw. LV-223), eine neue Crew und neue Monster. Auch wenn der Film mehr Genres mixt als noch „Alien“, so fühlt er sich doch zu jeder Sekunde so an, als hätte er tatsächlich 33 Jahre vor den grausigen Ereignissen auf der Nostromo spielen können.
Die Geschichte an sich hat mir wirklich gut gefallen. Zwar holpert die Dramaturgie und Charakterzeichnung an so mancher Stelle, doch hat dies der Rahmenhandlung keinen Abbruch getan. Hier hoffe ich tatsächlich auf die bereits angekündigte längere Schnittfassung – mehr Details zu den Konstrukteuren und ihren Intentionen benötige ich an dieser Stelle jedoch noch nicht. Die Vorfreude auf die Fortsetzung ist auf jeden Fall bereits entfacht. Die restlichen, oft nur angedeuteten Zusammenhänge sind bei genauerer Betrachtung eigentlich recht klar und ich empfand es eher angenehm, dass Scott uns Zuschauern nicht jedes Handlungselement bis ins Kleinste vorgekaut hat.
Die Bezüge zu „Alien“ hat Scott ebenso recht geschickt in den Film eingebaut. Für mich wirkte das wie echter Fanservice, ohne nur bekannte Elemente wieder aufzuwärmen. Bei der – natürlich zu erwartenden – Aktivierung des Space Jockeys hatte ich Gänsehaut, ebenso fand ich Elizabeth Shaws (Noomi Rapace) Entwicklung zur Heldin ziemlich famos. Über die Kaiserschnitt-Szene mag man sich streiten, doch fand ich sie sehr effektiv und eindeutig als Referenz zur Chestburster-Szene aus „Alien“ inszeniert. Ebenso haben mich die Zusammensetzung der Crew, der Androide (fantastisch dargestellt von Michael Fassbender), die Dramaturgie des Finales usw. stets an den Klassiker denken lassen. Einzig die Szene im Abspann wäre meiner Meinung nach nicht nötig gewesen und auch im ansonsten sehr gelungenen Score hätte ich mir einen näheren Bezug zur Jerry Goldsmiths Musik gewünscht.
Nun ist die Besprechung doch länger geworden, als ich eigentlich geplant hatte. Ihr seht also, dass mich der Film nahezu vollends begeistert hat. Zwar sind mir seine Schwächen durchaus bewusst, doch alleine schon dieses „Alien“-Gefühl noch einmal im Kino erleben zu dürfen ist unbezahlbar. Wie gerne würde ich mehr hochbudgetierte Filme dieses Genres sehen! Umso dankbarer bin ich folglich Ridley Scott und hoffe sehr auf eine gelungene Fortsetzung. Wäre ich gestern nicht so müde gewesen, hätte ich am liebsten noch einmal „Alien“ eingelegt und auch heute hat mich der Film noch den ganzen Tag beschäftigt. Als Konsequenz daraus bekommt „Prometheus“ von mir auch einen Punkt mehr, als er es vermutlich objektiv verdient hätte: 9/10 Punkte.