Inception (2010)

Gestern Abend haben wir unser Zappelinchen zum ersten Mal in treusorgende Hände gegeben, um einmal wieder einen Abend in trauter Zweisamkeit zu genießen. Was lag da näher, als mit Christopher Nolans „Inception“ einmal wieder den Zauber der großen Leinwand zu spüren? Nicht nur das große Medienecho hatte mich neugierig gemacht. Was ist also dran am neuen Überfilm des gefeierten Regisseurs?

Natürlich ist bei solch einem Hype immer Vorsicht geboten, besonders wenn man sich erst bei dessem Abflachen seine eigene Meinung bilden kann. Mich jedoch hatte „Inception“ bereits in seinen Bann gezogen, als die ersten Informationen über die Handlung an die Öffenlichkeit drangen. Ein weiterer Traumfilm. Endlich! Dazu ein mehr als nur fähiger Regisseur und ein großes Budget. Ich mochte ja schon Tarsem Singhs unterbewerteten Bilderrausch „The Cell“ und Bernard Roses „Paperhouse“, in dem ein Kind durch düstere Albtraumlandschaften durchstreift.

„Inception“ geht das Thema Traum sehr technisch an. Es wird ein komplexes Regelwerk aufgebaut, an das sich unsere Helden halten müssen, um ihren Auftrag – ein mehr oder minder simpler Heist – zu erfüllen. Im Gegensatz zu den zuvor von mir genannten Filmen gibt es in Nolans Traumlandschaften keine surrealen Elemente. Selbst die jetzt schon berühmte Faltszene entspringt eher einem technischen Hintegrund: Traumarchitekten bauen Traumlabyrinthe und genau so mechanisch, wie man sich das vorstellt, sieht das letztendlich auch aus. Auch wenn ich gerne weitere Traumeigenschaften (spontane Zeit- und Ortswechsel usw.) gesehen hätte, so hat der eher realistische Traumstil doch auch zur Stringenz der Geschichte beigetragen, denn wie sagte Cobb so schön? Dreams feel real while we’re in them. It’s only when we wake up that we realize something was actually strange.

Die Handlung des Films macht wirklich Spaß. Man ist immer am Ball und gespannt, was wohl als nächstes passieren mag. Als der Film zu Ende war hatte ich zudem nicht das Gefühl zweieinhalb Stunden im Kino gesessen zu haben, doch Traumzeit vergeht eben viel schneller. Überhaupt nicht verstehen kann ich allerdings, wie man den Film als zu komplex wahrnehmen kann. Sicher gibt es am Ende vier Handlungsebenen, doch diese sind in der Montage so klar voneinander getrennt, dass es eigentlich überhaupt nicht zu Missverständnissen kommen kann. Mitdenken schadet natürlich nicht, doch wer „Inception“ schon zu kompliziert findet, der sollte tunlichst die Finger von Cronenberg, Lynch und Co. lassen.

Über die Originalität der Geschichte kann man sich natürlich streiten. Wie bereits mehrfach in der Blogosphäre zu lesen war, gibt es die Grundidee von „Inception“ bereits in Don Rosas „Onkel Dagobert: Sein Leben, seine Milliarden“ zu lesen. Genauer gesagt in der Geschichte „Lebensträume“, in der die Panzerknacker mithilfe eines Geräts von Daniel Düsentrieb in die Träume von Onkel Dagobert eindringen und versuchen seine Safekombination in Erfahrung zu bringen (die gesamte Geschichte gibt es hier nachzulesen). Was das nun bedeutet? Was ich schon immer wusste: Die Duck-Comics – insbesondere Carl Barks‘ und Don Rosas Werke – stecken voller famoser Ideen, die auch auf der großen Leinwand Bestand hätten.

Einen weiteren Vergleich muss sich „Inception“ nun von mir gefallen lassen – und zwar den Vergleich zu Martin Scorseses jüngsten Film. Wenn ihr euch nun fragt, was der simple Thriller „Shutter Island“ – Leonardo DiCaprio einmal außen vor gelassen – denn mit Christopher Nolans gepriesenem Meisterwerk zu schaffen haben soll, dann schaut einmal genau hin: Beide Filme handeln von nicht verarbeiteten Schuldgefühlen, in beiden Filmen flüchtet sich die Hauptfigur deshalb in eine Traumwelt und beide Filme enden äußerst ambivalent. Und die vielleicht wichtigste Parallele: Beide Filme haben bei mir ähnliche Emotionen hervorgerufen. Denkt einmal darüber nach.

Um mit meinen Ausführungen zu einem Ende zu finden, muss ich noch festhalten, dass ich „Inception“ zwar unglaublich mitreißend und unterhaltsam fand, jedoch den Hype um den Film nicht so recht verstehen kann. Doch das ging mir bereits bei Nolans „The Dark Knight“ so. So gut „Inception“ auch ist, er ist nicht Nolans bester Film. „Memento“ war innovativer und „The Prestige“ einfach faszinierender, doch das ist vielleicht nur meine Meinung. So oder so lohnt es sich auf jeden Fall diesem Traumlabyrinth einen ausführlichen Besuch abzustatten: 9/10 Punkte.

Sherlock Holmes (2009)

Früher habe ich Guy Ritchies Filme geliebt. Sowohl „Lock, Stock and Two Smoking Barrels“ als auch „Snatch“ waren damals echte Kultfilme in meinem Freundeskreis. Danach habe ich jedoch schnell das Interesse an Ritchies Werk verloren. Erst mit seiner 2009er Interpretation von „Sherlock Holmes“ tauchte er wieder auf meinem Radar auf. Eine zweifelsfrei lohnende Wiederbegegnung. Keine Frage.

Zunächst einmal fällt die grandiose Optik des Films auf. Die Ausstattung ist wahrlich überwältigend. Besonders das detailreiche Bild der Blu-ray lädt öfter einmal dazu ein, einzelne Frames ausführlich zu studieren. Trotz des viktorianischen Settings wirkt der Film unglaublich dynamisch und modern. Hier hat man – auch was die Charaktere angeht – eine äußerst faszinierende Mischung aus klassischem Abenteuer- und modernem Actionfilm geschaffen. Da macht das Zuschauen wirklich Spaß.

Neben der Optik lebt der Film vor allem von seinen Darstellern. Robert Downey Jr. („Ironman“) und Jude Law geben ein herrliches Leinwandpaar, welches eine wunderbare Chemie besitzt. Dabei kann der Film eine homoerotische Spannung zwischen seinen Figuren nicht verleugnen, was auch durchaus zum schrägen Ton des Films passt. Die leider nicht sonderlich tief gehenden Charaktermomente sind auch das Highlight des Films und trösten über so manche Schwäche in der Geschichte hinweg.

Die Handlung ist wirklich nicht sonderlich innovativ. Ein Bösewicht, ein paar falsche Fährten, stimmungsvolle Sets und ein paar knackige Actionsequenzen. Am Ende dann eine wenig überraschende Auflösung samt Showdown. Leider nichts, was besonders lange im Gedächtnis bleiben wird. Das ist leider auch der Knackpunkt, der dem Film letztendlich eine höhere Bewertung verwehrt.

Guy Ritchies „Sherlock Holmes“ ist eine spannend inszenierte und modern visualisierte Interpretation der klassischen Detektivreihe. Der Film macht teils (besonders in seiner Hälfte) unglaublich viel Spaß, gegen Ende enttäuscht die Geschichte dann leider doch etwas. Dennoch sollte man sich den Film alleine aufgrund seiner famosen Optik und den gut aufgelegten Darstellern ansehen. Einfach unterhaltsames Popcornkino: 7/10 Punkte.

Watchmen (2009)

Was habe ich mich auf diesen Film gefreut. Trotz fehlender Kenntnis der Vorlage stand Zack Snyders Verfilmung von „Watchmen“ seit dessen Kinoauswertung auf meiner Liste der zu sehenden Filme. Auch den Comic wollte ich stets lesen, jedoch bin ich bisher noch nicht dazu gekommen, was vielleicht auch der Grund ist, warum mich der Film ziemlich ratlos zurück lässt.

Nach den ersten Minuten und der berauschend schönen Titelsequenz war ich davon überzeugt ein Meisterwerk zu sehen. Hyperreal gefilmt, mitreißend inszeniert und straff erzählt. Man könnte sich daraus wahrlich jedes Einzelbild an die Wand hängen. Snyder greift seinen Inszenierungsstil aus „300“ wieder auf, um einzelne Comicpanels in Zeitlupenästhetik auf die Leinwand zu bringen. Doch ist dieser äußerst artifizielle Stil auch das richtige Mittel um wirklich jede Geschichte zu erzählen?

Ich hatte teils so meine Probleme damit. Die eher ruhigen und charakterbildenden Szenen hielten mich durch die kühlen Bilder seltsam auf Distanz und die Actionszenen waren mir nach einer gewissen Zeit zu berechenbar. Noch eine Zeitlupe? Wirklich? Trotz allem möchte ich den visuellen Stil von „Watchmen“ als durchaus schön anzusehen bezeichnen, doch empfand ich ihn insgesamt als zu anstrengend und abgehoben, um mich wirklich eine Verbindung zu den Charakteren und der Geschichte aufbauen zu lassen.

Die Geschichte an sich ist wirklich sehr interessant. Ein paralleler Zeitstrang zu unseren 80er Jahren, in dem Superhelden zum Alltag gehören. Wirklich eine fantastische Idee, welche auch im Film schön umgesetzt wurde. Sei es nun durch den Soundtrack, Einbeziehung von popkulturellen Referenzen (Andy Warhol malt nicht Marylin Monroe, sondern eine Superheldin usw.) oder politischen Verwicklungen. Doch neben der Rahmenhandlung erscheint der Haupthandlungsstrang leider viel zu zerfahren.

Es wird wild durch verschiedenste Zeitebenen gesprungen, Superhelden tauchen ohne weitere Erklärung auf und die Motivation der Charaktere lässt sich oft einfach nicht greifen. Richtig problematisch wird es dann, wenn die ruhigen Szenen eher langweilig und unfreiwillig komisch wirken (z.B. die Sexszene zwischen Night Owl II und Silk Spectre II) und die Actionszenen beliebig eingestreut werden. Es mag sein, dass dieser äußerst sprunghafte Erzählstil im Comic funktioniert, der Film erscheint dadurch jedoch wie ein buntes Mosaik ohne stringenten Handlungsaufbau.

Trotz meiner Kritikpunkte muss ich sagen, dass mich „Watchmen“ durchaus fasziniert hat. Da ist etwas in der Geschichte, das wert ist erzählt zu werden. Zeit also, dass ich mich an die Vorlage heranwage. Bereits Alan Moores „From Hell“ bot ja ungeahnte Tiefen im Vergleich zur Verfilmung. Was Zack Snyders Adaption angeht, kann ich mir kein Urteil erlauben, jedoch erschien mir der Film bereits im Kinocut viel zu lang und doch lückenhaft. Interessant, aber leider nicht wirklich packend und somit letztendlich leider ziemlich enttäuschend: 6/10 Punkte.

96 Hours – OT: Taken (2008)

Zu Beginn der Feiertage habe ich mir mit Pierre Morels „96 Hours“ – oder „Taken“ wie der Originaltitel lautet – einen nicht gerade friedfertigen Film ausgewählt. Die Produktion aus dem Hause Luc Besson macht keine Gefangenen und bietet einen Adrenalinrausch, wie ich ihn auf dem heimischen Bildschirm schon lange nicht mehr erlebt habe.

Die Geschichte ist simpel: Die Tochter eines Ex-Agenten wird entführt, woraufhin sich dieser auf die Suche macht und nach Rache sinnt. Während der relativ ausführlichen Exposition lernt man die Charaktere ziemlich gut kennen und kann somit dem Schmerz und die Wut des Vaters bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen. Somit ist die wichtigste Voraussetzung für einen effektiven Selbstjustizthriller gegeben, der sich glücklicherweise nicht mit Moralfragen aufhält, sondern sofort zur Sache kommt.

Sicher kann man den Film als reaktionäre Gewaltfantasie mit offen propagiertem Fremdenhass sehen, doch dann dürfte man sowieso nicht zur Zielgruppe gehören und seit den 80er Jahren jeden Actionfilm gemieden haben. Ein Film braucht nun einmal Bösewichte. Hier sind hat es eben Albaner, Franzosen und Araber getroffen und das nicht zu knapp, womit ich auch zum nächsten Punkt kommen möchte: Liam Neesons Bryan Mills. Der Mann, der rot sieht. Blutrot. Selten habe ich solch einen kompromisslosen und übertriebenen Rachefeldzug gesehen. Jegliche Diskussion moralischer Fragen hätte die treibende Handlung völlig zerstört. Kritik dieser Art schießt für mich völlig am Ziel vorbei, zudem es sich um eine französische und eben keine US-Produktion handelt.

Für Actionfreunde ist „Taken“ eine kleine Offenbarung. Hart, dreckig und unglaublich treibend inszeniert. Pierre Morel sollte man sich als Genrefan wahrlich merken. Auch Liam Neeson („Rob Roy“) hat mich endlos begeistert. Sicher verliert sich die Geschichte – besonders gegen Ende – in immer phantastischeren Regionen, doch mochte mich das nicht wirklich stören, denn schließlich ist dies ein herrlich altmodischer Actionkracher und kein Politdrama.

Wer 90 Minuten im Zeitraffer verfliegen sehen möchte und dem Genre zudem nicht abgeneigt ist, der sollte „Taken“ dringend auf seine Liste setzen. Ein Adrenalinrausch in 24 Bildern pro Sekunde: 8/10 Punkte.

Königreich der Himmel – Director’s Cut – OT: Kingdom of Heaven (2005) (WS1)

Bei einem spontenen Videoabend habe ich gestern zum zweiten Mal Ridley Scotts „Königreich der Himmel“ im Director’s Cut gesehen. Dank Blu-ray war diese zweite Sichtung ein audiovisueller Hochgenuss. Ohne Frage herausragendes Kino. Inhaltlich konnte mich der Film jedoch nicht so sehr begeistern, wie noch beim ersten Mal.

Der in Frankreich spielenden Epilog hat mir erneut ganz ausgezeichnet gefallen. Hier wird eine sehr intensive Stimmung durch den beständigen Schneefall sowie die in kalte Farben getauchte Landschaft erzeugt. Ebenso stark fand ich das Zusammenspiel von Liam Neeson und Orlando Bloom, welche den Zuschauer in einer klassischen Meister/Schüler-Beziehung für sich einnehmen. Umso tragischer fand ich deshalb erneut das frühzeitige Ableben von Neesons Charakter, was andererseits inhaltlich natürlich Sinn macht.

Die Reise nach Jerusalem hätte in meinen Augen durchaus noch abenteuerlicher sein können, besonders wenn man „Königreich der Himmel“ in erster Linie als Abenteuerfilm vor historischem Hintergrund sieht. In Jerusalem selbst sind mir wieder Rhythmusprobleme in der Erzählstruktur aufgefallen: Zu viele Figuren mit ähnlicher Motivation, zu viel Fokus auf unwichtige Nebencharaktere, zu wenig Zeit für die echten Probleme. Hier hätte es meiner Meinung nach einer stringenteren Erzählung bedurft. Und nein, ich meine damit nicht, dass der Film zu lang geraten ist.

Auch die finale Schlacht hätte nicht in dieser Ausführlichkeit gezeigt werden müssen. Ich hätte mir hier eine wesentlich stärkere Fokussierung auf die Religionsproblemtik sowie Balians Charakterentwicklung gewünscht. Doch leider bekommt man im letzten Drittel nur eine weitere bombastische Leinwandschlacht zu sehen. Audiovisuell großartig, doch inhaltlich leider viel zu nichtssagend.

Auch wenn sich diese Kritik nun viel negativer liest, als sie eigentlich gemeint ist (bitte auch noch einmal meinen Ersteindruck des Films nachlesen), ist Ridley Scotts „Königreich der Himmel“ immer noch ein fantastisches Filmerlebnis. Es wird eine interessante und höchst aktuelle Geschichte erzählt, welche einfach nur wunderschön anzusehen ist. Auch wenn etwas weniger Pathos und etwas mehr Inhalt wünschenswert gewesen wäre, kann ich dennoch nur meine dringendste Empfehlung aussprechen: 8/10 Punkte.

Hellbound: Hellraiser II (1988)

Wie kann man den letzten Urlaubstag am besten nutzen? Da gibt es wohl einige Möglichkeiten, ich jedoch habe eine angebrochene Filmreihe weiterverfolgt. Tony Randels „Hellbound: Hellraiser II“ besitzt unter Genrefreunden einen exzellenten Ruf und wird in einem Atemzug mit dem Original genannt. Ich kann mich an meine erste Sichtung kaum noch erinnern, wodurch sich mir ein nahezu neuer Film präsentierte.

Die Fortsetzung des 80er Jahre Horrorklassikers „Hellraiser: Das Tor zur Hölle“ macht genau dort weiter, wo der Vorgänger aufhört. Und das in ausnahmslos jedem Aspekt. War der erste Teil eher ein bedrückendes Kammerspiel mit schockierenden Horrorelementen, so öffnen sich hier die Tore der Hölle meilenweit. Auch wenn viele Horrorfreunde es nicht gerne hören werden: „Hellbound: Hellraiser II“ ist eine typische Genrefortsezung. Mehr Gewalt, mehr Sex, mehr Blut und weniger Handlung. Insofern kann ich mich den Jubelstürmen leider nicht anschließen.

Grenzüberscheitende Elemente, welche den ersten Teil noch so frisch und unkonventionell wirken ließen, gibt es hier auch zu sehen. Als Beispiel nenne ich hier nur den Kuss, welcher wirklich äußerst verstörend anzusehen ist. Große Klasse! Leider bleiben solch relativ subtile Szenen in der Unterzahl und es wird zunehmen auf Blut und Ekel gesetzt. Die Geschichte bleibt dabei leider völlig nebensächlich und wirkt selbst wie ein großes Puzzle für das es keine Lösung gibt. Besonders gegen Ende mit dem Auftritt des Channard Cenobiten driften sowohl Effekte als auch Handlung in die Lächerlichkeit ab.

So intensiv manche Szenen (besonders in der ersten Filmhälfte) sind und so sehr ich die leider unterbudgetierte Visualisierung der Höllenwelt mochte, so sehr leidet der Film jedoch unter seinen Versatzstücken. Für mich kann dieses Sequel leider nicht mit seinem Vorgänger mithalten. Weniger wäre wohl eben doch mehr gewesen. Aber so ist das ja oft bei Fortsetzungen und das nicht nur in diesem Genre: 5/10 Punkte.

Tropic Thunder – Director’s Cut (2008)

Gestern Abend habe ich mir den Director’s Cut von Ben Stillers „Tropic Thunder“ angesehen. Davor hörte ich schon viel Gutes, aber auch viel Schlechtes über den Film. Letztendlich fand ich die Grundidee des Films aber so überzeugend, dass ich selbst einmal einen Blick riskieren wollte.

Man muss dem Film zugute halten, dass er wirklich lustig ist. Oft musste ich laut auflachen, was – ausgelöst durch Filme – sowieso viel zu selten vorkommt. Es werden nahezu alle Klischees des Vietnamkriegsfilms bedient und auch abgesehen von genrespezifischen Gags wird ganz Hollywood durch den Kakao gezogen. Allein die Fake-Trailer zu Beginn des Films sind zum Brüllen komisch und bringen mal eben auf den Punkt, was an vielen Hollywood-Produktionen so daneben ist.

Ben Stiller mischt in „Tropic Thunder“ plattesten Humor mit treffsicherer Satire und überzogenem Actionfilm – und diese Mischung funktioniert überraschend gut! Der Film ist – bis auf einige Längen – stets unterhaltsam und oft bin ich aus dem Grinsen gar nicht mehr rausgekommen. Schon allein Robert Downey Juniors Charakter ist der Brüller! Auf solch eine Idee muss man auch erst einmal kommen: ‚I’m the dude playin‘ the dude, disguised as another dude!‘

Probleme hat „Tropic Thunder“ etwas mit dem Genre, welches er parodieren möchte. Selbst vor 10 Jahren, als Ben Stiller und Justin Theroux mit der Idee aufgekommen sind, wäre der Vietnamkriegsfilm beinahe schon zu sehr aus dem Bewusstsein des normalen Kinozuschauers verschwunden gewesen. Vielleicht aber zieht der Film auch gerade daraus seinen Reiz. Aus dem Bekannten, das bereits ins kulturelle Unterbewusstsein der weltweit größten Kinonation gesickert ist.

Durch die übertriebene Parodie kann man die Charaktere leider nicht wirklich ernst nehmen. Emotion und Identifikation bleiben dadurch ebenso oberflächlich, wie die Figurenzeichnung selbst. Ein von der Prämisse ähnlich gestalteter Film, dem all dies viel besser gelingt, ist Dean Parisots „Galaxy Quest“ aus dem Jahr 1999. Treffsichere Satire, eine eigenständige Geschichte und ausgearbeitete Charaktere. Da hätte sich Ben Stiller noch etwas abschauen können.

Für Kenner des parodierten Genres und mit ein wenig Hintegrundwissen über die Mechanismen Hollywoods macht „Tropic Thunder“ verdammt viel Spaß. Man darf nur keinen tiefsinnigen Humor oder eine anspruchsvolle Geschichte erwarten. Meiner Meinung nach wäre mehr drin gewesen, doch garantiert auch weniger. Für zwei Stunden bombige Unterhaltung kann man definitiv einmal reinschauen: 7/10 Punkte.

Rob Roy

Was gibt es Schöneres, als einen äußerst schmackhaften Feiertag mit einem Film ausklingen zu lassen? Wohl nur wenig. Zufrieden und mit vollen Bäuchen haben wir uns Michael Caton-Jones‘ Historiendrama „Rob Roy“ angesehen, welches seit meiner Sichtung von „Braveheart“ ganz weit nach vorne auf meine Liste der wieder einmal zu sehenden Filme gerutscht ist.

Mein erster Kontakt mit Caton-Jones‘ Werk dürfte irgendwann 1994 oder 1995 gewesen sein, als ich meinen ersten PC mein Eigen nennen durfte. Diesem lag eine Windows 95 CD-ROM bei, welche ein paar Videoschnipsel enthielt, unter denen sich eben auch der Trailer zu „Rob Roy“ befand. Ich kann nicht sagen, wie oft ich mir diesen damals angeschaut hatte. Man kann sich heute in Zeiten von YouTube und Co. eben kaum noch vorstellen, wie außergewöhnlich und beeindruckend es damals war bewegte Bilder auf dem Bildschirm zu bewundern.

Bis ich endlich den vollständigen Film sah, sind noch einige Jahre ins Land gestrichen. Heute waren mir von den damaligen Sichtungen nur noch einige Szenen und der grobe Handlungsverlauf im Gedächtnis. Demnach hat sich der Film weit nicht so sehr in mein filmisches Bewusstsein gespielt, wie dies Mel Gibsons „Braveheart“ gelang. Ein Vergleich beider Filme bietet sich durchaus an und das nicht nur aufgrund der Nationalität ihrer Helden.

Ist „Braveheart“ ein großes Epos, in dem es um die Freiheit einer gesamten Nation geht, erzählt „Rob Roy“ eine eher persönliche Geschichte, welche das Ideal der Ehre in den Mittelpunkt stellt. Caton-Jones‘ Film ist dabei ruhiger und dezenter inszeniert. Die Geschichte bewegt sich in kleineren Kreisen und hat kaum Auswirkungen auf die gesamte Bevölkerung. Teils wirkt der Film sogar etwas altbacken, wenngleich dies nur einige wenige Einzelszenen betrifft.

So sehr mir bei meinen damaligen Sichtungen Tom Roths Darstellung des Archibald Cunningham gefallen hat, so enttäuscht war ich dieses Mal beinahe. Sicherlich ist er wohl das Abziehbild eines fiesen Psychopathen, doch erschien mir seine Rolle gerade deshalb allzu klischeehaft. Im Gegensatz dau hatte ich John Hurt nicht als ebenso hinterhältig in Erinnerung. Liam Neesons Heldenfigur ist toll gespielt, manchmal jedoch hatte ich den Eindruck ihm würde es etwas an Leidenschaft mangeln. Man merkt schon: Hundertprozentig konnte ich mich auf emotionaler Ebene nicht mit dem Film anfreunden.

Für mich war das Wiedersehen mit „Rob Roy“ durchaus gelungen, wenngleich ich den Film auch stärker in Erinnerung hatte. Freunde von historischen Abenteuerfilmen dürften auf jeden Fall Gefallen an dem filmischen Denkmal der schottischen Legende finden: 7/10 Punkte.

Terminator: Die Erlösung – Director’s Cut – OT: Terminator Salvation (2009)

Wie so oft in letzter Zeit gab es mit McGs „Terminator: Die Erlösung“ einmal wieder einen Nachklapp zu einer bekannten und beliebten Trilogie mit großer Fansbasis. Milking the Franchise. Dennoch hatte ich mich wirklich auf den Film gefreut und wurde auch entsprechend gut unterhalten.

Zunächst einmal war ich froh, dass man nicht wieder in der Vergangenheit ansetzt und das bekannte Fluchtszenario durchspielt. Seit den Flashforwards in „Der Terminator“ bin ich schon heiß auf die düstere Zukunft. Nun endlich war es soweit. In diesem aktuellen Film befindet sich Skynet allerdings noch im Aufbau, so dass die Welt eher an Endzeitfilme wie „Mad Max“ erinnert, als an die aus den „Terminator“-Filmen bekannten Bilder. Doch was nicht ist, kann ja noch werden.

Leider ist die Geschichte – wie bereits schon in „Terminator 3: Rebellion der Maschinen“ – eher als Alibi für ausufernde Actionszenen zu sehen. Diese sind dafür wirklich sehenswert und machen enorm viel Spaß. Auch die Handlung birgt durchaus Potential, doch leider wurden die Schwerpunkte falsch gesetzt. Was will man als Fan sehen? Natürlich einen aufstrebenden John Connor, wie wir ihn uns seit „Terminator 2: Tag der Abrechnung“ erhoffen. Leider ist Christian Bales John Conner ein derartiger Unsympath, dass selbst Nick Stahls blasse Interpretation im dritten Teil mehr Sympathien für sich verbuchen konnte.

Neben dem Erzählstrang um John Connor gibt es mit Marcus Wright eine neue Figur, die doch tatsächlich mehr her macht, als die vermeintliche Hauptfigur. Dadurch verschiebt sich die Gewichtung der Mythologie jedoch, was dem Film letztendlich schadet. Gegen Ende wirkt die Geschichte auch leider ziemlich konstruiert, was so manchen Effekt verpuffen lässt. Dafür gibt es noch einen herrlichen CG-Arnie zu sehen, der besonders Fans des ersten Teils Freudentränen in die Augen treiben wird.

Alles in allem ist „Terminator Salvation“ ein unterhaltsamer Actionfilm mit tollem Setting und vielversprechender Zukunft. Die Geschichte ist eher nebensächlich und wer den Film nicht beständig mit den zwei unantastbaren Klassikern vergleicht, kann auf jeden Fall seinen Spaß haben. Hat mir sogar einen Tick besser gefallen, als der zweite Aufguss: 6/10 Punkte.

Slumdog Millionär – OT: Slumdog Millionaire (2008)

Normalerweise stehe ich typischen Oscar-Abräumern eher skeptisch gegenüber. Danny Boyles „Slumdog Millionär“ übte dennoch eine große Faszination auf mich aus. Vielleicht weil der Film optisch so gar nicht ins typische Schema passt, vielleicht weil ich Indien noch nie als Filmland besucht habe oder vielleicht mich die Einfachheit der Geschichte angesprochen hatte.

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Der Aufhänger – das indische Pendant der TV-Show „Wer wird Millionär?“ – ist nur Mittel zum Zweck, um die Lebensgeschichte des jungen Slumdogs Jamal zu erzählen. Mit seinen 18 Jahren hat er bereits mehr erlebt, als wohl die meisten Menschen während ihres gesamten Lebens. Dass er soweit kommt hat er nur Glück, Zufällen und seinem starken Willen zu verdanken. Im Film heißt das dann Schicksal, welches ihn auch immer wieder seiner großen Liebe über den Weg laufen lässt.

Mit der Verfilmung von „Slumdog Millionär“ hat Danny Boyle wahrlich den Puls der Zeit getroffen. Ein komprimierter Blick auf das Leben in einer der aufstrebendsten Nationen unserer globalisierten Welt. Es ist unglaublich, wie viel Lebendigkeit der Film ausstrahlt. Der Oscar für besten Filmschnitt ist sowas von gerechtfertigt. Ebenso empfand ich den Einsatz moderner digitaler Kameras zum ersten Mal als völlig gerechtfertigt. Man ist wirklich mittendrin. Starke, moderne Bilder, die jedoch nicht verfremded wirken oder unpassend nach Video – das geht an Sie, Mr. Michael Mann! – aussehen. Der Stil unterstützt die Geschichte. Einfach nur klasse!

Abgesehen von der mitreißenden Inszenierung hat mir die Struktur des Films sehr gut gefallen. Sicher bekommt man – wenn man es genau betrachtet – nur eine weitere Liebesgeschichte präsentiert, doch sind die einzelnen Stationen in Jamals Leben so mitreißend erzählt, dass der herzerwärmende Kern niemals kitschig oder aufgesetzt wirkt. Ein tragendes Element sind hier natürlich die famosen Darsteller, welche stets die Rolle ihres Lebens gefunden zu haben scheinen. Grandioses Casting und herausragende Schauspielführung, besonders der unerfahrenen Kinder.

Wie man inzwischen wohl merkt, hat mir „Slumdog Millionär“ unglaublich gut gefallen. Wohl Danny Boyles bester Film seit „Trainspotting“, was als großes Kompliment zu verstehen ist. Ich freue mich jetzt schon auf weitere Sichtungen. Eine gelungene Überraschung im sonstigen Oscarfilmeinerlei. Großes Kino: 9/10 Punkte.