Catacombs (2007)

Bei manchen Filmen hat man schon vor der Sichtung ein schlechtes Gefühl. Tomm Cokers und David Elliots unterirdischer Thriller „Catacombs“ gehört da ausnahmslos dazu. Sei es die Bewerbung von Alecia ‚Pink‘ Moore auf dem Frontcover oder die langweilige Inhaltsangabe. Da der Film ein Geschenk war, wurde er trotz der Vorbehalte geschaut.

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Das Machwerk macht tatsächlich alles falsch, was man nur falsch machen kann. Seien es die unsympathischen Charaktere, die viel zu frühe Präsentation des Monsters, die dämlichen Dialoge oder die idiotischen Handlungen der Figuren. Wie können solche Drehbücher ernsthaft verfilmt werden? Wer finanziert so etwas? Der Film war billig, keine Frage und das sieht man ihm auch an. Dennoch kann ich mir nicht vorstellen, dass er wirklich Gewinn einfährt. Schon gar nicht aufgrund von Mund-zu-Mund-Propaganda, die lautet nämlich: Nicht anschauen!

Gibt es auch irgend etwas, das für den Film spricht? Hier wäre zunächst einmal die Location zu nennen, welche auch den Grund darstellt, warum ich den Film überhaupt geschenkt bekommen habe. Vor geraumer Zeit hatte ich Paris besucht und mir dort auch die Katakomben angesehen, was wirklich ein beeindruckendes Erlebnis war. Folglich konnte ich die klaustrophobische Stimmung in gewisser Weise nachvollziehen. Nur dass diese im Film leider so gut wie gar nicht genutzt wurde. Wenn ich da nur an den grandiosen „The Descent“ oder selbst den immerhin brauchbaren Genrebeitrag „Creep“ denke, dann fragt man sich wirklich wie man solch einen Film nur so verbocken kann.

Der Twist gegen Ende sollte dann wohl äußerst clever sein. Leider jedoch lag die gezeigte Möglichkeit von Anfang an in der Luft und die Figuren wurden dadurch – man kann es kaum glauben – noch unsympathischer. Absolut dämlich und kontraproduktiv. Ich kann an diesem Film wahrlich nichts Gutes findes. Vermutlich sollte man dem Kameramann einen gewissen Respekt zollen, hat er doch aus den immer gleichen Sets einige nette Kameraperspektiven herausgeholt. Mehr gibt es wirklich nicht zu holen. Selbst die größten Genrefans sollten dieses Machwerk meiden: 1/10 Punkte.

Mirrors (2008)

Der zweite Film unseres gestrigen DVD-Abends war das 2008er Asia-Remake „Mirrors“ von Alexandre Aja. Der Film hatte mich damals bereits bei der Kinoverwertung gereizt, doch konnte er auch in den heimischen vier Wenden seine Wirkung voll entfalten.

mirrors

Im Gegensatz zu Ajas vorherigen Werken „High Tension“ und dem Remake von „The Hills Have Eyes“ ist „Mirrors“ eher ein klassicher Gruselfilm. Auch wenn es noch blutige Spitzen gibt, so konzentriert sich der Film doch wesentlich mehr darauf eine Geschichte zu erzählen und hetzt weniger von einer Goreszene zur nächsten. Dennoch – oder vielleicht gerade deshalb – haben mich die visuellen Abartigkeiten dieses Films stärker beeindruckt.

Zur Geschichte muss ich vorausschicken, dass ich das Original „Into the Mirror“ nicht kenne. Insofern kann ich nicht Einschätzen, wieviel Aja und sein Team aus der Geschichte herausgeholt haben und wieviel eine reine Kopie ist. So oder so hat mir die Grundidee und ihre visuelle Umsetzung ausgezeichnet gefallen. Wirklich gruselig und nicht schon ein gutes dutzend Mal gesehen. Es ist zudem wirklich beeindruckend, wie es dem Produktionsteam gelungen ist in nahezu jeder Szene eine spiegelnde Oberfläche zu positionieren.

Auf die weitere Handlung möchte ich nun gar nicht weiter eingehen. Die Auflösung kann – wie so oft – ihr Versprechen nicht einlösen und wurde von mir eher mit einem Schulterzucken registriert. Die darauf folgende völlig unpassende Actionszene hat bei mir dagegen einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Das hätte es nun wahrlich nicht gebraucht. Will ich Kiefer Sutherland als Actionheld sehen, kann ich schließlich „24“ schauen. Der finale Twist war wiederum äußerst stimmungsvoll und wurde von mir auch nicht so erwartet.

Insgesamt ist „Mirrors“ ein wirklich gelungener Genrebeitrag, der durch atmosphärisch fotografierte Einstellungen und gezielt eingesetzte Schockmomente zu überzeugen weiß. Schwächen in der Auflösung verwehren dem Film allerdings vorderste Platzierungen in den Genrehitlisten: 7/10 Punkte.

Dead Silence

Auf James Wans und Leigh Whannels „Dead Silence“ hatte ich mich schon seit längerer Zeit gefreut. Ihr Genrebeitrag „Saw“ – ich rede hier wohlgemerkt nur vom ersten Teil – ist für mich nach wie vor herausragendes Spannungskino. Dementsprechend neugierig war ich, wie sie an klassischen Gruselstoff herangehen. Ein weiterer Genrehit? Spoiler sind zu erwarten.

dead_silence

„Dead Silence“ hat viele Stärken, aber leider auch ebenso viele Schwächen. Ich mochte die theatralische und herrlich altmodische Gruselatmosphäre. Die übertriebenen Handlungsorte und die legendengetränkte Kleinstadtkulisse. Man wird als Zuschauer wirklich in eine andere Welt transportiert. Nebel, alte Herrenhäuser und knarzige Dielen. Gruselherz, was willst du mehr?

Die Geschichte besteht mehr oder minder aus Genreversatzstücken, was aber durchaus zu verschmerzen ist. Mörderische Bauchrednerpuppen sind eben eine Sache für sich, doch wer sich hier nicht lachend abwendet, kann durchaus Spaß mit dem Film haben. Für mich hat er über weite Strecken ausgezeichnet funktioniert, doch hätte man – wie so oft – wahrlich mehr Zeit für die Figurenzeichnung aufwenden müssen.

Schauspielerisch geht der Film in Ordnung. So gibt es in der Hauptrolle Ryan Kwanten (Jason Stackhouse, „True Blood“) zu sehen, der einmal mehr den etwas naiven Helden geben darf. Erstaunlich gut hat mir der ansonsten stets recht blasse Donnie Wahlberg als Comic Relief gefallen. Er sollte mehr in diese Richtung gehen.

Auch die Inszenierung würde eigentlich keinen Grund zur Klage geben, hätte man es hierbei nicht verpasst dem Zuschauer etwas Intelligenz zuzutrauen. Der an sich recht brauchbare Twist hat sich förmlich aufgedrängt. Warum nur so auffällig? Hallo! „The Sixth Sense“ liegt 10 Jahre zurück. Da darf man den Zuschauer nicht mehr für dumm verkaufen. Wirklich schade, denn da hätte etwas draus werden können.

Für Genrefreunde bietet „Dead Silence“ teils wunderbar altmodischen, teils aber auch ziemlich dämlichen Grusel. Es sind starke Ansätze vorhanden, welche aber leider nicht konsequent genutzt wurden. Ein netter Film für einen ungemütlichen Herbstabend. Man sollte nur nicht zu viel erwarten: 6/10 Punkte.

Das Relikt: Museum der Angst – OT: The Relic

Freitagabend. Filmzeit. Heute hatte ich mich für Peter Hyams „Das Relikt: Museum der Angst“ entschieden, einen meiner liebsten Monsterfilme. Über die Jahre bestimmt schon ein halbes dutzend Mal gesehen und immer noch unterhaltsam. So lobe ich mir das.

relic3

Als Monsterfilm funktioniert „Das Relikt“ immer noch tadellos. Ein interessanter pseudowissenschaftlicher Hintergrund, sympathische Figuren und ein mitreißender Spannungsaufbau lassen das Herz jedes Genrefans höher schlagen. Wenn dann das Monster im letzten Filmdrittel endlich seinen großen Auftritt hat, wird zudem mit blutigen Effekten nicht gegeizt. So muss das sein.

Im Grunde könnte ich mit dem Gebotenen vollends zufrieden sein. Hätte ich nicht vor einigen Jahre die „Relic: Museum der Angst“ betitelte Vorlage von Douglas Preston und Lincoln Child gelesen. Mit der angepassten Filmhandlung könnte ich ja noch leben, doch dass man mit Special Agent Pendergast einfach eine der Hauptfiguren gestrichen hat, ist mir unbegreiflich. Zumal dieser in nahezu allen Romanen (u.a. „Formula“) der Autoren die Hauptrolle spielt und somit einen herrlichen Aufhänger für ein neues Film-Franchise abgegeben hätte. Wirklich unvorstellbar.

Letztendlich sind meine Gefühle den Film betreffend gemischter Natur. Einerseits bietet er fabelhafte Unterhaltung, mit der sich nur wenige Genrevettern messen können, andererseits sehe ich immer die ungenutzten Chancen vor mir. Da ich den Film jedoch bereits vor dem Buch schätzen gelernt habe, überwiegen eindeutig die positiven Aspekte: 7/10 Punkte.

Illuminati – OT: Angels & Demons (2009)

Als ich die Vorlage zu Ron Howards „Illuminati“ las, sprach noch niemand von Dan Brown. Das Buch war einfach ein weiteres unter dutzenden von Spannungsromanen. Umso größer war deshalb vermutlich die mitreißende Sogwirkung, die von der unerwarteten Vermengung aus religiös angehauchtem Verschwörungsthriller und High-Tech-Schnitzeljagd ausging. Beste Unterhaltung, die ich an einem einzigen langen Tag verschlungen hatte.

illuminati_4

Der Nachfolgeroman schwamm schließlich auf den Wellen des Hypes, welche auch den Vorgänger wieder an die Oberfläche spühlten. Die Verfilmung von „Sakrileg“ bzw. „The Da Vinci Code“ war für mich eine riesengroße Enttäuschung. Tom Hanks als Robert Langdon? Unfassbar. Zudem ließ Ron Howards Inszenierung jegliches Timing vermissen. Es wurde versucht den Roman 1:1 auf die Leinwand zu bringen, was in einem zähen und dennoch unvollständigen Stück Zelluloid endete. Dennoch wollte ich mir „Illuminati“ im Kino nicht entgehen lassen, zumal ich die Vorlage um ein ganzes Stück stärker fand und auf die Visualisierung von bestimmten Szenen gespannt war.

Um es gleich auf den Punkt zu bringen: „Illuminati“ ist stärker als sein filmischer Vorgänger. Nicht viel, aber immerhin. Tom Hanks hat zudem eine bessere Frisur bekommen. Die Schnitzeljagd wird temporeich inszeniert und für das Auge wird so einiges geboten. Besonders wenn man bedenkt, dass dem Filmteam ein Zugang zu Vatikanstadt verweigert wurde. Beachtlich. Dennoch beschleicht mich erneut das Gefühl, dass sich der Film viel zu ernst nimmt und mehr sein will, als er eigentlich ist. Das Buch war ein herrlich übertriebener Reißer (man denke allein an die Flugeinlagen Langdons), was in der Verfilmung nicht mehr allzu oft rüberkommt. Schade, aber immerhin unterhaltsam.

Was dem Film beinahe den Todesstoß versetzt ist jedoch die deutsche Synchronisation. Warum um alles in der Welt hat man trotz Erkrankung auf Arne Elsholtz zurückgegriffen? Tom Hanks bzw. Robert Langdon hört sich den gesamten Film über an wie Biene Majas Willi. Dabei hätte man mit Joachim Tennstedt doch eine passable Alternative zur Hand gehabt. Somit verkommt „Illuminati“ über große Strecken zur unfreiwilligen Komödie und ich kann jeden Kinobesucher nur vor der deutschen Fassung warnen. Lieber auf die DVD warten oder ein Fremdsprachenkino besuchen. Es lohnt sich!

Insgesamt bietet „Illuminati“ gute Kinounterhaltung, wenngleich man keine Wunder erwarten sollte. Man hätte mehr daraus machen können, doch so ist das wohl immer mit Adaptionen. Einen dicken Punkt Abzug gibt es jedoch für die Synchronfassung. Darüber kann man einfach nicht hinwegsehen. Wie heißt es so schön? Kann man sehen, muss man aber nicht: 6/10 Punkte.

Das Waisenhaus – OT: El Orfanato (2007)

Bei einem spontanen DVD-Abend haben wir uns gestern Abend Juan Antonio Bayonas „Das Waisenhaus“ angesehen. Erhofft hatte ich mir angenehmen Grusel im Stil von Alejandro Amenábars „The Others“, den ich auch bekam. Die Spanier scheinen mir in diesem Genre einfach zu liegen.

waisenhaus_1

Viel möchte ich von der Handlung nun gar nicht verraten. Sie ist – innerhalb der Grenzen ihres Genres – zwar nicht sonderlich innovativ, weiß aber dennoch durch teils überraschende Wendungen zu überzeugen. Nüchtern betrachtet eine absolut stimmige Gruselgeschichte. Was Bayonas Film so mitreißend macht, ist seine atmosphärische Inszenierung. Nicht umsonst hat Guillermo Del Toro („Pans Labyrinth“) Regisseur Bayona bei der Entstehung des Films unterstützt, erinnert er atmosphärisch doch sehr an seine eigene Geistergeschichte „The Devil’s Backbone“, was in jeder Hinsicht als Kompliment zu verstehen ist.

Neben der ruhigen und sehr emotionalen Inszenierung hat der Film dennoch einige sehr effektive Schockszenen zu bieten. Diese entspringen glücklicherweise weniger der entsprechend gewählten musikalischen Untermalung, sondern einer äußerst beunruhigenden Atmosphäre. Auch das Ende des Films ist keinesfalls lockerleicht und am nächsten Tag bereits wieder vergessen. Es bleibt in Erinnerung. Nicht selbstverständlich für einen Genrefilm.

Juan Antonio Bayonas „Das Waisenhaus“ ist wunderbar stimmige Gruselunterhaltung. Zwar kommt er nicht ganz an die Spitze des Genres heran, ist Freunden atmosphärischer Horrorfilme jedoch auf jeden Fall ans Herz gelegt. Wunderbar gruselig. Selbst an lauschigen Frühlingsabenden: 8/10 Punkte.

Arsen und Spitzenhäubchen – OT: Arsenic and Old Lace (1944)

Vor einiger Zeit hatte ich Joseph Kesselrings Stück im Theater gesehen und war schwer begeistert. Gestern habe ich nun endlich – nachdem die DVD schon seit Jahren im Regal steht – die Zeit gefunden Frank Capras Adaption von „Arsen und Spitzenhäubchen“ zu sichten. Es war erneut ein wahrlich famoser Spaß!

arsen3

Der Film beginnt wie eine typische Liebeskomödie aus den 40er Jahren. Ein wenig Slapstick, angestaubte Geschlechterrollen und harmlos wirkender Humor. Doch bereits nach wenigen Minuten offenbart sich der wahre Geist dieser wirklich rabenschwarzen Komödie. Bereits diese leicht zu unterschätzende Einführung zeigt die hohe Qualität die Drehbuchs. Wir Zuschauer stolpern zusammen mit Mortimer Brewster (Cary Grant) in diese wahnwitzige Welt inmitten des unscheinbaren Alltags.

Wenn man sich heute Filme anschaut, die schwarzen Humor propagieren, dann leiden diese oft an unsympathischen Charakteren und der daraus resultierenden Distanz zum Zuschauer. „Very Bad Things“ ist für mich so ein Beispiel. Da konnte ich nur müde gähnen. Capras Klassiker ist dagegen ein Feuerwerk an Humor, herrlichen Dialogen und wunderbar überdrehten Leistungen der Darsteller. Besonders Cary Grant überzeugt hier auf ganzer Linie und es fällt schwer sich einen anderen Schauspieler in der Rolle vorzustellen.

Der Film wirkt trotz seines Alters frisch und wird zu keiner Sekunde langweilig. Ich musste oft laut auflachen, was mir nur bei den wenigsten Komödien gelingen mag. Capras Inszenierung zeugt von einem großen Gefühl für Timing und Atmosphäre, was den Film zu Recht zu einem Klassier der Genres macht. Da stimmt wirklich alles. Den einen Punkt Abzug gibt es nur weil ich das Theaterstück damals tatsächlich noch eine Spur unterhaltsamer fand, was – und dessen bin ich mir durchaus bewusst – natürlich ein weit hergeholter Vergleich ist: 9/10 Punkte.

K-PAX (2001)

Für den gestrigen Filmabend ist meine Wahl auf Iain Softleys „K-PAX“ gefallen, der mich bei der Erstsichtung vollends überzeugt hatte. Doch auch mit Kenntnis der Handlung ist es dem Film gestern erneut gelungen mir ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern.

k-pax4

Die Prämisse ist simpel: Prot (grandios gespielt von Kevin Spacey) behauptet vom Planeten K-PAX zu sein und der Erde einen Besuch abzustatten. Daraufhin wird er eingewiesen und von Dr. Mark Powell (Jeff Bridges) in Behandlung genommen. Die nun folgenden Sitzungen sind bestimmt von der Suche nach der Wahrheit, doch schon bald muss Dr. Powell erkennen, dass es die absolute Wahrheit nicht gibt. Es gibt nur Hoffnung und den damit verbundenen Glauben, was besonders den anderen Patienten des Sanatoriums einen neuen Sinn im Leben gibt.

Diese relativ einfache Geschichte verpackt Regisseur Iain Softley in faszinierende Bilder. Licht ist nicht nur inhaltlich ein großes Thema, es bestimmt auch die Inszenierung. Getragen wird der Film zudem von einem beinahe schon hypnotischen Score, der uns immer weiter in Prots Welt zu ziehen scheint. Dabei wird offen gelassen, wo oder was Prots Welt letztendlich ist. Der Film bleibt doppeldeutig bis zur letzten Sekunde und das ist wohl die größte Stärke seiner Geschichte. Egal ob man ihn als ausgeklügeltes Sci-Fi-Märchen oder als Psychogramm eines verletzten Menschen wahrnimmt.

„K-PAX“ ist einer der wenigen Filme, die mich als Zuschauer mit einem warmen Gefühl in der Magengegend zurücklassen. Ein unspektakulärer und vielleicht deswegen umso schönerer Film. Herausragend gespielt von Kevin Spacey und Jeff Bridges. Stilsicher inszeniert von Iain Softley. Man könnte noch stundenlang über ihn nachdenken, oder einfach nur seine Wirkung genießen. Großes, kleines Kino: 9/10 Punkte.

Prot: ‚I will admit the possibility that I am Robert Porter, if you will admit the possibility that I am from K-PAX. Now if you’ll excuse me, I have a beam of light to catch.‘

Session 9

Nach dem gestrigen Halloween-Raclett, gab es anschließend natürlich den obligatorischen Gruselfilm. Dieses Jahr ist die Wahl auf den mir noch unbekannten „Session 9“ von Brad Anderson gefallen. Bis auf den Schauplatz der verlassenen Nervenheilanstalt und das Mitwirken von David Caruso hatte ich auch noch kein Vorwissen in Bezug auf die Handlung – eigentlich die besten Voraussetzungen für einen gruseligen Filmabend. Spoiler sind zu erwarten.

Gleich zu Beginn ist mir der Look des Films aufgefallen – leider nicht besonders positiv. Ich hatte schon den Verdacht, dass unsägliche Bildverschlimmbesserer à la 100 Hz am Werk sind, doch dem war nicht so. „Session 9“ wurde mit der damals jungen 24P HD Technik von Sony gefilmt, was man dem Film leider in jeder Einstellung ansieht. Dadurch konnte zwar eine große Tiefenschärfe sowie eine natürliche Beleuchtung erreicht werden – doch sieht das Ergebnis eben nicht aus wie Film. Besonders für dieses Genre der Atmosphäre nicht wirklich zutragend.

In Bezug auf die Handlung hat der Film schnell eine ganz eigene Atmosphäre aufgebaut, was vor allem der grandiosen Location zu verdanken ist. Das verlassene Sanatorium wirkt wie gemacht für Horrorfilme. Besonders wenn man einen ebensolchen erwartet. „Session 9“ ist jedoch kein Horrorfilm. Nicht einmal ein Gruselfilm. Er lässt sich wohl am ehesten mit Andersons wunderbarem Nachfolgewerk „The Machinist“ vergleichen, ohne ihm jedoch auch nur annähernd das Wasser reichen zu können.

Ob ich die Handlung nun komplett richtig interpretiert habe, oder nicht – was bleibt ist eine 08/15-Auflösung, die ich bereits vermutet hatte als das erste Mal von Schizophrenie die Rede war. Die berühmte Endmontage, in der es den Zuschauern wie Schuppen von den Augen fallen soll ist dann bei mir auch etwas wirkungslos verpufft. Eigentlich schade, hat der Film bis dahin doch – zumindest in einigen Szenen – eine wunderbar schaurige Atmosphäre aufgebaut.

„Session 9“ ist ein netter Mysterythriller mit gewöhnungsbedürftiger Optik und relativ schwacher Auflösung. Freunde des Genres dürfen jedoch gerne einmal einen Blick riskieren. Unterhaltsam, für Halloween aber letztendlich zu wenig echter Grusel: 6/10 Punkte.

Krabat (2008)

Aktualisierung: Ich habe „Krabat“ am 10. Dezember 2021 erneut gesehen und eine Besprechung der Wiederholungssichtung veröffentlicht.

Gestern habe ich nach einer langen Zeit des Wartens endlich die Realverfilmung von Otfried Preußlers Meisterwerk „Krabat“ gesehen. Den Roman hatte ich als Heranwachsender verschlungen und bis heute stellt das Werk für mich immer noch eines der spannendsten, atmosphärischsten und faszinierendsten Werke der Fantasyliteratur dar. Kann der Film der Vorlage gerecht werden?

Krabat (2008) | © 20th Century Fox

Krabat (2008) | © 20th Century Fox

Glücklicherweise ja. Zumindest über weite Strecken. Die Geschichte wurde – bis auf übliche Straffungen und kleinere Änderungen – nahezu 1:1 übernommen. Insofern gibt es hier weder positive, noch sonderlich negative Überraschungen. Als ich zum ersten Mal die Mühle sah, ist mir ein mittelgroßer Stein vom Herzen gefallen: So und nicht anders muss das Zentrum der schwarzen Magie im Koselbruch aussehen. Wirklich ein bis ins Detail gelungenes Setdesign. Auch die Umgebung rund um Schwarzkollm ist fantastisch getroffen. Ebenso wie die restliche Ausstattung samt Kostümen und Effekten. Alles wirklich wunderbar gelungen.

Meine größten Probleme hatte ich leider mit David Cross, dem Darsteller der Hauptfigur. Dieser besaß für mich einfach zu wenig Charisma und Spielkraft, um mich wirklich überzeugen zu können. Besonders als erfahrenerer Lehrling hat er auf mich immer noch viel zu sehr wie ein Milchbubi gewirkt. Vielleicht ist die Figur des Krabat aus meiner eigenen Fantasie aber auch nur noch viel zu stark vertreten. So oder so, hätte ich mir hier einen kraftvolleren Schauspieler gewünscht. Die Besetzung der anderen Rollen geht für mich voll in Ordnung. Einzig Robert Stadlober bleibt etwas blass. Ausgezeichnet hat mir Christian Redl als düsterer Meister gefallen. Eine abolut treffende Interpretation.

Wenn ich schon beim Kritisieren bin: Die Schlachtszene war für mich mehr als nur unnötig und zudem nervig montiert. Kurze Shuttergeschwindigkeiten sind ja immer noch Mode, doch hier hat man es wahrlich etwas übertrieben. Action, nur um der Action willen. Auch dass man den Herrn Gevatter unbedingt zeigen musste – und dafür den Imperator der „Star Wars“-Reihe als Gaststar eingeladen hat – war absolut unnötig. Aber nun gut. Zugeständnisse an das junge Publikum haben sich wohl auch bei dieser ansonsten recht werktreuen Adaption nicht vermeiden lassen. Anders lässt sich auch der abscheuliche Song während des Abspanns nicht erklären, der im krassen Gegensatz zum ansonsten sehr gelungenen Score steht.

Insgesamt bin ich aber wirklich zufrieden mit Marco Kreuzpaintners Inszenierung. In ihrer Gesamtheit erinnert sie mich etwas an die Verfilmung von Patrick Süskinds „Das Parfüm“ – damals bin ich mit einem ähnlichen Gefühl aus dem Kino gekommen. Insgesamt halte ich „Krabat“ wohl aber noch für einen Tick gelungener und beliebte Aussagen wie ‚Nun hat Deutschland auch einen Harry Potter!‘ sind für mich absolut irreführend und zeugen von der Unkenntnis sogenannter Kritiker.

Freunden des Romans sei ein Kinobesuch dringend ans Herz gelegt. Allen anderen rate ich dazu zuerst das Buch zu lesen. Die Wirkung des geschriebenen Wortes ist ungleich mächtiger und die Geschichte wird euch verzaubern – besonders an düsteren Herbstabenden. Danach steht einem Kinobesuch aber nichts im Wege: 7/10 Punkte.