Narcos: Mexico – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 3)

Nach den zwei kürzeren und, für den Moment, abgeschlossenen Serien „Squid Game“ und „Midnight Mass“ habe ich mich mit „Narcos: Mexico“ einmal wieder an eine umfangreichere Serie herangewagt. Das Spin-off zu „Narcos“ wollte ich schon länger sehen und mit der erst kürzlich erschienenen dritten Staffel, welche zugleich das Finale der Serie bildet, war der perfekte Zeitpunkt gekommen… ✈

Narcos: Mexico | © Netflix

Narcos: Mexico | © Netflix

Im Gegensatz zur Geschichte rund um Pablo Escobar war mein Vorwissen zu den Geschehnissen in „Narcos: Mexico“ doch eher gering bis nicht vorhanden. Umso spannender fand ich dieses Mal die weltpolitischen Verwicklungen, welche besonders in der finalen Staffel stärker in den Vordergrund treten. Doch von Anfang an:

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Sin nombre (2009)

Die meisten Filme, die ich schaue, sind englischsprachige Produktionen. Viel zu selten blicke ich über diesen Horizont hinaus, dabei sind es oft gerade internationale Produktionen, die zu beeindrucken wissen. Zu diesen gehört auch der US-mexikanische Film „Sin nombre“, von dem ich schon viel Gutes gehört hatte. Den letzten Anstoß zur Sichtung hat jedoch die Vorstellung des Films im jüngsten Band der Buchreihe „Filme der 2000er“ gegeben. Ob sich die Sichtung letztendlich gelohnt hat, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung…

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Zunächst einmal muss ich ansprechen, wie brandaktuell „Sin nombre“ wirkt: Der Film erzählt die Geschichte von Flüchtlingen, die alles aufgeben um untragbaren Lebensumständen zu entfliehen – nur eben von Mexiko in die USA. Dabei konzentriert sich Regisseur Cary Fukunaga gezielt auf zwei Einzelschicksale, die in dieser oder ähnlicher Form jedoch stellvertretend für viele Flüchtlinge sein werden. Gewalt beherrscht nicht nur die zurückgelassenen Lebenssituation, sondern auch die gesamte Reise nach Norden an die US-mexikanische Grenze. Dabei erzählt der Film kein ruhiges Drama, sondern stellt eine knallharte Gangstergeschichte ins Zentrum, die nicht von ungefähr an Fernando Meirelles‘ „City of God“ erinnert, ohne jedoch dessen epische Dimensionen zu erreichen.

Mit ca. 90 Minuten ist die zur Verfügung stehende Zeit nicht besonders lang, was bedeutet dass die gezeigte Welt nicht bis ins Detail erklärt wird, sondern durch die Handlung erzählt wird. Dies fand ich sehr erfrischend, wenngleich ich mir auch ein paar ausführlichere Charakterszenen gewünscht hätte. Die Figuren bleiben somit ein wenig an der Oberfläche und manche von ihnen hätte ich gerne näher kennengelernt. Doch vielleicht unterstreicht dies auch einen Teil der Reiseerfahrung von Flüchtlingen: man sieht sich, verliert sich, stolpert – im wahrsten Sinne des Wortes – sinnlos in den Tod und ist letztendlich Mächten ausgeliefert, denen das eigene Leben keinen Cent wert ist. Auch das Finale ist angenehm konsequent und entlässt die Figuren (und mit ihnen den Zuschauer) mit einem Kloß im Hals in eine ungewisse Zukunft.

Auch wenn mich Fukunagas Film nicht so mitgerissen hat, wie damals „City of God“, so zeigt er uns doch einen schonungslosen Blick in eine Welt, die uns beinahe unvorstellbar erscheinen mag. „Sin nombre“ mag mehr Gangsterfilm als Flüchtlingsdrama sein, doch die Parallelen sind unverkennbar, was auch Cary Fukunagas Kurzfilm „Victoria Para Chino“ unterstreicht, der den Erstickungstod mehrerer Flüchtlinge in einem LKW kurz hinter der Grenze thematisiert. Es geschieht überall auf der Welt und es ist überall gleichermaßen schlimm. Niemand macht solch eine Flucht freiwillig durch, ganz egal was die spezifischen Gründe sind. Ein weiterer unfassbarer Aspekt unserer schönen neuen Welt. Filme wie diese lassen sie greifbarer werden – und regen vielleicht auch diejenigen zum Nachdenken an, die sich sonst nicht mit diesem Thema auseinandersetzen wollen: 8/10 Punkte.

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#bloggerfuerfluechtlinge

Elysium (2013)

In den letzten Jahren konnten sich Sci-Fi-Freunde über eine wahre Welle an Genrefilmen freuen. Zu diesen gehört auch „Elysium“ von Regisseur Neill Blomkamp, der bereits 2009 mit „District 9“ einen beeindruckenden Genrebeitrag abgeliefert hatte. Nachdem die Verfilmung des Videospiels „Halo“ unter seiner Regie nicht zustande kam, waren die Erwartungen für das Nachfolgeprojekt immens hoch. Kann das Ergebnis mit dem außergewöhnlichen Kinodebüt mithalten?

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Die Prämisse gefällt mir trotz der wenig subtilen Umsetzung nach wie vor: Die Erde ist drastisch überbevölkert, die Kluft zwischen Arm und Reich ist nicht nur soziopolitisch unüberbrückbar – die Reichen haben sich folglich auf eine im Orbit der Erde schwebenden Luxus-Raumstation zurückgezogen; die Armen dagegen hausen in postapokalyptisch angehauchten Slums in einer Art Polizeistaat. Alleine das Setting lässt Erinnerungen an die sozialkritischen Sci-Fi-Klassiker der 70er Jahre wach werden: „Soylent Green“, „Logan’s Run“ oder „Rollerball“ – die Filme waren inhaltlich relevant und dennoch unterhaltsam. Auch der 2011er „In Time“ hatte sich an einem ähnlichen Ansatz versucht, konnte die Kritiker jedoch nicht überzeugen. Mir hatte er dagegen ziemlich gut gefallen.

Auch „Elysium“ zeigt ein erschreckendes Zukunftsszenario, das größtenteils leider zum reinen Setting für brachiale Action verkommt. Man sieht wenig von den beiden Welten und die Eindrücke bleiben blass. Die Handlung rund um Max (Matt Damon), der nach einer tödlichen Strahlendosis die Heilung auf Elysium sucht, hätte durchaus Potential gehabt eine größere Geschichte zu erzählen, doch der Fokus auf die Konfrontation mit einem Söldnertrupp, die den Großteil des Films einnimmt, hat außer Krawall nur wenig zu bieten. Wirklich schade, denn die formalen Aspekte sind wirklich famos. Gerne hätte ich noch mehr vom Leben auf Elysium und der Erde erfahren.

Immerhin inszeniert Blomkamp die Action wunderbar roh und direkt; der Gewaltlevel ist hoch, was zum verzweifelten Setting passt. Dennoch ist die nicht enden wollende Verfolgungsjagd irgendwann ermüdend und selbst Sharlto Copley (bekannt aus „District 9“) als psychopathischer Söldner kann die fehlende Handlungstiefe nicht mit reinem Unterhaltungswert aufwiegen. Auch wenn man die Charaktere nicht so gut kennenlernt, wie ich mir das gewünscht hätte, so fand ich das vorhersehbare Ende doch ziemlich bewegend. Ich bin mit sowas aber auch immer leicht zu kriegen.

Letztendlich bleibt „Elysium“ ein imposanter Actionstreifen mit interessantem Setting und dem Gefühl nicht genutzter Chancen. Wie auch Genrekollege „Oblivion“ aus dem gleichen Jahr, kann der Inhalt mit der formalen Umsetzung leider nicht mithalten. Für Genrefans dennoch absolut sehenswert. Neill Blomkamp kann aber mehr, da bin ich mir ganz sicher: 7/10 Punkte.

Das Waisenhaus – OT: El Orfanato (2007)

Bei einem spontanen DVD-Abend haben wir uns gestern Abend Juan Antonio Bayonas „Das Waisenhaus“ angesehen. Erhofft hatte ich mir angenehmen Grusel im Stil von Alejandro Amenábars „The Others“, den ich auch bekam. Die Spanier scheinen mir in diesem Genre einfach zu liegen.

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Viel möchte ich von der Handlung nun gar nicht verraten. Sie ist – innerhalb der Grenzen ihres Genres – zwar nicht sonderlich innovativ, weiß aber dennoch durch teils überraschende Wendungen zu überzeugen. Nüchtern betrachtet eine absolut stimmige Gruselgeschichte. Was Bayonas Film so mitreißend macht, ist seine atmosphärische Inszenierung. Nicht umsonst hat Guillermo Del Toro („Pans Labyrinth“) Regisseur Bayona bei der Entstehung des Films unterstützt, erinnert er atmosphärisch doch sehr an seine eigene Geistergeschichte „The Devil’s Backbone“, was in jeder Hinsicht als Kompliment zu verstehen ist.

Neben der ruhigen und sehr emotionalen Inszenierung hat der Film dennoch einige sehr effektive Schockszenen zu bieten. Diese entspringen glücklicherweise weniger der entsprechend gewählten musikalischen Untermalung, sondern einer äußerst beunruhigenden Atmosphäre. Auch das Ende des Films ist keinesfalls lockerleicht und am nächsten Tag bereits wieder vergessen. Es bleibt in Erinnerung. Nicht selbstverständlich für einen Genrefilm.

Juan Antonio Bayonas „Das Waisenhaus“ ist wunderbar stimmige Gruselunterhaltung. Zwar kommt er nicht ganz an die Spitze des Genres heran, ist Freunden atmosphärischer Horrorfilme jedoch auf jeden Fall ans Herz gelegt. Wunderbar gruselig. Selbst an lauschigen Frühlingsabenden: 8/10 Punkte.

Pans Labyrinth – OT: El Laberinto del Fauno (2006)

Vorgestern Abend habe ich mir endlich Guillermo del Toros „Pans Labyrinth“ angesehen. Ich hatte ja eigentlich schon befürchtet, dass der Film bereits wieder aus den Kinos verschwunden ist, doch dem war glücklicherweise nicht so. Del Toros jüngstes Werk hatte mein Interesse bereits mit den ersten Teasern geweckt. Dem folgten sehr gute Kritiken und eine Oscarnominierung. Auch wenn sich der Film letztendlich dem deutschen Beitrag geschlagen geben musste, kann ich mir nur schwerlich vorstellen, dass dieser das vorgestern gesehene Meisterwerk wirklich zu übertreffen vermag.

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Entgegen den – teils durch das Marketing geweckten – Erwartungen ist „Pans Labyrinth“ kein reiner Fantasyfilm. Eher ein Drama. Ein Film über das Erwachsenwerden. Er ist brutal. Abscheulich. Grausam. Wunderschön. Einfühlsam. Fantastisch. Den Film in irgendeine Ecke zu drängen wäre ein Fehler. Jedoch ist er auch kein klassischer Genremix. Del Toros Film ist ausgewogen, er wirkt wie aus einem Guss. Da gibt es keine Elemente, die Fehl am Platz wirken. Keine gezwungen lustigen Sequenzen. Die rohe Brutatität der Welt ist stets spürbar. Selbst in den Traumwelten von Ofelia (grandios: Ivana Baquero), einem Mädchen das bereits in jungen Jahren mehr Grausamkeiten erleben muss, als so manch anderer in seinem ganzen Leben.

Die erzählte Geschichte ist in ihrer Gesamtheit wirklich wunderschön. Wunderschön und zutiefst traurig. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal mit solch einem Kloß im Hals im Kino gesessen habe. Dennoch gibt es Hoffnung. Diese findet Ofelia in der eigenen Fantasie. Das Ende wirkt demnach trotz allem hoffnungsvoll. Ofelia hat die richtige Entscheidung getroffen und ihren Bruder vor dem Hauptmann gerettet. Ein Teil von ihr lebt demnach weiter. Der letzte Ausflug in ihr Königreich ist für sie der Aufbruch in eine bessere Welt. Dennoch wird dadurch die Trauer nicht negiert. Ein wunderschönes und zugleich tieftrauriges Ende für einen grandiosen Film.

Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen, die mehrere Interpretationsmöglichkeiten anbieten, macht es „Pans Labyrinth“ seinen Zuschauern nicht künstlich schwer. Man muss sich nicht irgend eine Erklärung aus den Fingern saugen, um auf eine schlüssige Lösung zu kommen. Die Geschichte ist eindeutig – und doch lässt sich nicht mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit sagen, dass Ofelia sich nur in ihre Traumwelten geflüchtet hat. Dieser Hauch von Ungewissheit macht einen großen Teil der Faszination des Films aus.

„Pans Labyrinth“ ist ein Film, der mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Neben der grandiosen Erzählung bietet er fantastische Schauspieler, grandiose Bilder und Effekte, sowie einen eindringlichen Score, der jedoch nie aufdringlich wirkt. Für mich jetzt schon ein Meisterwerk – und das kann ich nach Erstsichtungen meist noch nicht über einen Film sagen: 10/10 Punkte.