Nach einem recht entspannten Samstag, den ich größtenteils im Freibad und im Möbelhaus verbracht hatte, stand am Ende des Tages mit „Lord of War“ ein längst überfälliger Film auf dem Programm: Vor ein paar Jahren bin ich bei der Recherche für das Konzept eines Produktfilms über die fantastische Intro-Sequenz des Films gestoßen – und seitdem steht er auf meiner Liste. Die Erwartungen waren entsprechend hoch. Konnte Andrew Niccols Waffenhändler-Satire diese erfüllen?

Selbst wenn euch der Film nicht interessiert, kann ich euch nur zwingend die bereits erwähnte Eröffnungssequenz ans Herz legen. Selten wurde das Thema eines Films so gekonnt auf den Punkt gebracht und überaus stilvoll inszeniert. Was danach folgt erinnert wohl am ehesten an Martin Scorseses „GoodFellas“, ohne jedoch dessen Intensität zu erreichen. Speziell in der ersten halben Stunde sprintet Niccol über Ereignisse und Begebenheiten, dass man als Zuschauer kaum am Ball bleiben kann. Dies geht meiner Meinung nach ein wenig auf die Kosten der Figuren, die zwar interessant sind, aber ein wenig blass bleiben. Ab seinem zweiten Drittel nimmt sich der Film mehr Zeit und man wird als Zuschauer unweigerlich stärker von Charakteren und Handlung vereinnahmt.
Mit Nicolas Cage und Jared Leto bietet „Lord of War“ zwei Schauspieler, die den Film mühelos tragen. Speziell Cage schaffte kurz vor seinem nur allzu gut dokumentierten Absturz mit Yuri Orlov einen Charakter darzustellen, der gleichzeitig absolut abstoßend und dennoch irgendwie faszinierend ist. Jared Letos Vitaly Orlov hätte dagegen ein wenig mehr Ausarbeitung gut getan. Auch Ethan Hawkes (erst gestern in „Predestination“ gesehen) Gegenspieler bleibt ein wenig blass, was jedoch in letzter Konsequenz auch zu dem Charakter und der Aussage, die der Film für ihn trifft, passt.
Obwohl „Lord of War“ viele satirische Elemente besitzt, wird er doch über weite Strecken wie eine klassische Gangstergeschichte samt Aufstieg und Fall erzählt. Oft hätte ich gerne eine globalere Perspektive auf den Waffenhandel gesehen, doch braucht man wohl eine Figur wie Yuri Orlov, um den Zuschauer bei der Stange zu halten, was auch zweifellos gut funktioniert. Es gibt auch Momente, da muss man schwer schlucken, ob der gezeigten Grausamkeiten bzw. des unglaublichen Geschäfts, das hier gezeigt wird. Dennoch hatte mich der thematisch ähnlich angelegte „Blood Diamond“ stärker beeindruckt und bewegt.
Insgesamt bin ich sehr froh „Lord of War“ endlich gesehen zu haben. Das erwartete Meisterwerk ist dabei leider nicht herausgekommen, zu konventionell ist die erzählte Geschichte – Eindruck hinterlässt Niccols Film dennoch und ich kann ihn interessierten Filmfreunden nur empfehlen. Und sei es nur, um Nicolas Cage in einer seiner letzten wirklich großen Rollen zu sehen: 8/10 Punkte.








