Wie fange ich mit diesem Artikel nur an? Ich habe bereits 2015 über meine ersten Berührungspunkte mit Virtual Reality (VR) geschrieben. Deshalb kann ich auch sehr exakt die Entwicklung dieser Technologie aus Nutzerperspektive bis heute einordnen bzw. den Sprung, den sie gemacht hat. Meine Faszination für VR hat nie abgenommen. Dennoch waren meine Berührungspunkte damit in den letzten Jahren eher begrenzt. Zuletzt habe ich Ende 2023 in der Bavaria Filmstadt mit der ganzen Familie ein VR-Spiel gespielt. Unfassbar begeistert war ich nicht. Die Entwicklung auf dem Heimmarkt hatte ich jedoch stets im Blick. Nachdem Meta Oculus gekauft hatte, kam auch viel Bewegung in den Markt. Mit der Meta Quest 3 schien die Entwicklung nun so weit fortgeschritten, dass ich mich wieder mehr damit beschäftigen wollte. Mir war der Preis von 700 Euro für das große Modell jedoch zu hoch für nur eine Spielkonsole. Mit der Preisreduzierung auf 550 Euro hatte ich schon eher mit dem Gedanken gespielt, dann wurde auch noch die günstigere Meta Quest 3S eingeführt, welche jedoch ausstattungstechnisch schwächer aufgestellt war. Durch eine Rabattaktion rutschte die Meta Quest 3 512 GB kurzzeitig auf 460 Euro und ich habe spontan den Bestellknopf gedrückt. Zu diesem Zeitpunkt sollte ich noch nicht ahnen, wie sehr sich meine Abendgestaltung seitdem ändern sollte…
Meine kurze Geschichte der Videospiele
Um zu verstehen, was die Meta Quest 3 in mir auslöst, muss ich ein wenig weiter ausholen: Schon seit ich denken kann, habe ich eine Faszination für Videospiele (und damit schließe ich PC-Spiele mit ein). Meine ersten Berührungspunkte waren vermutlich LCD-Spiele, welche nur sehr rudimentäre Bewegungsmuster zuließen. Mit 6 Jahren erlebte ich, wie bei Bekannten ein Nintendo Entertainment System (NES) Einzug hielt. Sehr viel gespielt habe ich damit nicht, doch die Faszination war geboren. Wie bei vielen Kindern der 1980er Jahre war für mich der Nintendo Game Boy das Erweckungserlebnis. Rein geschenketechnisch ist das Weihnachtsfest 1990 bis heute unübertroffen. Es folgte der C64 II von Commodore, mit dem ich nur offiziell Hausaufgaben machte, dann das Super Nintendo Entertainment System (SNES), welches mir komplett neue Welten eröffnete, und schließlich ein PC (Pentium 75), den ich größtenteils zum Spielen nutze. Diese Zeit von 1990 bis 1996 war meine intensivste Videospielzeit. In meinem Artikel „Eine Reise in die Vergangenheit“ habe ich etwas ausführlicher darüber geschrieben. Diese Faszination und Immersion sollte sich danach nie wieder einstellen, dabei habe ich es durchaus versucht.
Nach einer längeren Pause (andere Lebensbereiche sind in den Fokus gerutscht), wurde mir gegen 2005 ein Nintendo GameCube geschenkt. Ich steckte mitten im Studium und hatte durchaus Zeit zum Spielen. Auch habe ich mit dem Gerät eine gute Zeit verlebt, doch die Magie des Videospielens sollte sich nicht mehr einstellen. Eine Hochzeit und zwei Kinder später habe ich mir Weihnachten 2018 eine Xbox One S gegönnt. Für knapp zwei Wochen war ich fasziniert von der Technik und den Möglichkeiten, die „GTA V“ oder „Forza Horizon 4“ boten, und habe versucht mich in Spiele wie das neue „Tomb Raider“ oder „Mittelerde: Mordors Schatten“ zu versenken. Doch mehr als 1-2 Stunden habe ich damit nie verbracht. Inzwischen habe ich den Großteil der Spiele wieder verkauft und die Konsole fristet ein trauriges Dasein. 2020 hielt dann die Nintendo Switch bei uns Einzug, welche mir tatsächlich ein paar wundervolle Spielerlebnisse schaffte. Allerdings nie alleine, sondern immer zusammen mit dem Zwergofanten. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle das wundervolle „It Takes Two“, das vermutlich der beste Couch-Coop-Titel ist, den ich je gespielt habe. Darüber hinaus nutzt der Zwergofant die Switch inzwischen hauptsächlich zum „Fortnite“-Zocken mit seinen Freunden.
Die Meta Quest 3 hat die Magie neu entfacht
Wir springen wieder in die Gegenwart: Die Meta Quest 3 ist frisch angekommen (Ende Oktober, sprich gerade einmal vor einem guten Monat) und ich setze sie erstmals auf. Durch unzählige YouTube-Videos (empfehlenswert ist z.B. der Kanal „Die Zockstube VR“) war ich darauf vorbereitet, was mich erwarten würde, und doch wurde ich komplett umgehauen. Alleine die unfassbare Technik, dass Fenster fest fixiert mitten im Raum schweben. Echtzeit-Tracking ohne Latenz oder Ruckler. Alleine das grenzt für mich schon an Magie. Kein Wunder, habe ich doch vor knapp 20 Jahren meine Diplomarbeit über Matchmoving (bzw. Kamera-Tracking) geschrieben und weiß, wie komplex korrektes Tracking ohne Verrutschen ist. Nach dem ersten Aha-Effekt habe ich das vorinstallierte Mixed-Reality-Spiel (MR) „First Encounters“ getestet. Es ist einfach unfassbar: Mitten in deinem Wohnzimmer landet ein Raumschiff, dir wird eine futuristische Waffe in die Hand gedrückt und plötzlich fangen die Wände deines Wohnzimmers an auseinanderzufallen. Kleine, außerirdische Wesen brechen durch die Wände und du musst diese abschießen. Dabei bewegst du dich im kompletten Raum. Virtuelle und reale Elemente verschmelzen zu einem einzigen Erlebnis. All das ohne High-End-PC im Hintergrund, sondern völlig autark in der VR-Brille ohne Kabel oder sonstiges Zubehör gerendert. Unfassbar. Ich habe euch hier ein Video (Quelle: WudiPlays YouTube-Kanal) eingebunden, welches das Prinzip sichtbar macht, das Erlebnis jedoch nicht auch nur annähernd zu vermitteln weiß:
Über die folgenden Tage und Wochen habe ich immer wieder ein paar Demos und Spiele heruntergeladen und getestet. Es gibt unzählige Apps für die Meta Quest 3, teils kostenlos, teils zum Vollpreis. Momentan gibt es das Spiel „Batman: Arkham Shadow“ als Beigabe zur VR-Brille dazu; normalerweise kostet es knapp 50 Euro. Das ist jedoch die Ausnahme. Im Schnitt habe ich zwischen 5 und 15 Euro für eine App gezahlt, was mehr als nur fair ist. Von kompletten VR-Spielen, welche die Umgebung komplett ausblenden, bis hin zu weiteren Mixed-Reality-Erlebnissen ist alles dabei. Seit ich die Meta Quest 3 habe, schmeiße ich diese jeden Tag zumindest einmal an – und sei es nur, um im Feierabend noch eine Runde Tischtennis im Wohnzimmer zu spielen (die Ballphysik ist unfassbar real). Das Eintauchen in die virtuellen Welten begeistert mit ungebrochen und ich habe schon so viele innovative Spielprinzipien gesehen, dass ich die alte Magie wieder spüre. Wer hätte das gedacht?
Ist VR oder MR ein isolierendes Erlebnis?
Ich habe weiter oben schon geschrieben, dass mich zuletzt nur gemeinsame Spielerlebnisse begeistern konnten. Wenn man eine Brille auf dem Kopf hat, und nur alleine die Spielwelt wahrnimmt, dann ist das doch ein isolierendes Erlebnis. In Teilen stimmt das leider auch. Ideal wären bestimmt zwei Brillen, doch das ist alleine aufgrund der Kosten nicht realistisch. Man kann die Inhalte der Meta Quest allerdings sehr einfach auf ein anderes Gerät (z.B. Smartphone oder Tablet) spiegeln. So wechseln wir uns beim Spielen meistens ab und sehen, was die andere Person gerade erlebt. Es ist also auch eine geteilte Erfahrung möglich, was viel Spaß bringt. Im Gegensatz zu normalen Videospielen ist man auch stets in Bewegung. Es gibt Spiele, bei denen kommt man durchaus ins Schwitzen. Selbst solche, bei denen man eher ruhig die Umgebung erkundet, haben immer Bewegungselemente, sprich man steht bzw. geht und führt Aktionen durch Bewegungen der Hände und Arme aus. Das unterstützt die Immersion enorm und gibt mir auch ein besseres Gefühl, als nur auf dem Sofa zu sitzen.
Wie geht es mit VR und MR nun weiter?
Ich bin nun mehr denn je davon überzeugt, dass VR bzw. MR eine der Technologien der Zukunft sein wird. Die Entwicklung der vergangenen 10 Jahre ist gigantisch und in weiteren 10 Jahren werden sich virtuelle Element völlig nahtlos in unsere Umwelt einfügen können. Schon heute ist die Meta Quest 3 ein unfassbares Stück Technik, das auch noch zu einem erschwinglichen Preis verkauft wird. Spätestens mit der Meta Quest 3S, welche ca. 300 Euro kostet, ist VR bzw. MR im Massenmarkt angekommen. Eine moderne Xbox oder PlayStation kostet mindestens genauso bis doppelt so viel. Ein komplett neues Erlebnis können diese allerdings nicht bieten. Die Meta Quest ermöglicht das. Ich bin davon so beeindruckt und begeistert, wie ich es seit meiner Kindheit nicht mehr war. Ich wiederhole mich: Neben AI (und vermutlich auch in Kombination damit) wird VR und MR eine der bahnbrechenden Technologien der Zukunft werden. Davon von ich überzeugt.
Am Anfang des Artikels habe ich mich noch gefragt, wie ich ihn starten bzw. gestalten soll. Kauftipps für Zubehör? Die Top 10 der Meta-Quest-Spiele? Letztendlich habe ich mich für einen sehr persönlichen Erfahrungsbericht entschieden. Ob ich noch mehr darüber schreiben werde? Das liegt auch an euch: Interessiert ihr euch für VR/MR? Habt ihr selbst schon Erfahrungen damit gemacht? Oder gar selbst eine Brille? Welche Aspekte reizen euch sonst noch? Schreibt es gerne in die Kommentare!






