Nach langer, langer Zeit bin ich heute nun endlich dazu gekommen „Lucky Number Slevin“ bzw. „Lucky#Slevin“ nachzuholen. Ein Film, dem sein Ruf bereits seit der nicht gewährten Kinoauswertung vorauseilt. Ein gehypter Film. Dazu noch im Genre des Gangsterfilms, in dem der Begriff Kultfilm – besonders in der Post-Tarantino-Ära (siehe „Smokin‘ Aces“) – doch stark strapaziert wurde. Zeit also mir selbst ein Bild zu machen. Spoiler sind zu erwarten.

Der Film beginnt ungewöhnlich. Ungewöhnlich ruhig. Ungewöhnlich erzählt. Dem Zuschauer werden Ereignisse präsentiert, die für die spätere Handlung keine Rolle zu spielen scheinen. Nebensächlichkeiten. Doch dem geübten Zuschauer ist klar, dass der Epilog noch einmal aufgegriffen werden wird. Dazu später mehr. Zunächst lernen wir Slevin (Josh Hartnett) kennen, der vom Pech verfolgt scheint und welcher sich von einem Moment auf den anderen mitten in einem Mafiakrieg befindet.
Die nun folgende Stunde erleben wir, wie Slevin immer weiter in diese ihm fremde Welt hinein schlittert. Er meister dabei die schwierigsten Situationen mit viel Witz und einem Mut, der fast schon selbstmörderische Tendenzen aufweist. Hier macht der Film auch am meisten Spaß. Die Figuren sind größer als die Wirklichkeit und fügen sich nahtlos in das Gangstermärchen ein. Das Produktionsdesign – diese Tapeten! – passt wie die Faust auf das Auge (bzw. die Nase) und unterstreicht die leicht comichafte Atmosphäre.
Da ich als Zuschauer durch die Struktur der Geschichte zwangsläufig mit einer Wendung rechne, mache ich mir so meine Gedanken. Dass Slevin letztendlich der Junge vom Anfang ist war nicht weiter schwer zu erraten. Die anderen Puzzleteile waren danach nur noch einleuchtend. Einleuchtend und irgendwie enttäuschend. Zwar ist die Geschichte nett und intelligent konstruiert, doch gibt sie nicht so viel her, wie uns der Film glauben machen will. Die nun folgende Auflösung ist viel zu lang und detailliert. Spätestens nach der Aufdeckung von Slevins Identität weiß auch der langsamste Zuschauer, welches Spiel hier gespielt wird. Hier wäre weniger deutlich mehr gewesen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich – wie bereits bei „Smokin‘ Aces“ – die Änderung in der Stimmung. Plötzlich werden die beiden Gansterbosse ins Zentrum gerückt und ihre dunkle Vergangenheit wird bestimmend. Zu diesem Zeitpunkt (der Zuschauer ist an der letztendlichen Auflösung interessiert) wirkt das nur ablenkend. Weiter geht es mit der Vollstreckung der Rache: Brutal und eiskalt. Nicht mehr larger than life. Ein Bruch in der Stimmung des Films.
Die ersten zwei Drittel von „Lucky#Slevin“ haben mir ausgezeichnet gefallen. Die Wendung verkommt dann leider etwas zum Selbstzweck. Der Film hat mich wirklich gut unterhalten und vielleicht habe ich einfach zu viel erwartet. Nach dieser Sichtung springen leider nicht mehr als 7/10 Punkte raus. Vielleicht relativieren sich manche Eindrücke nach einer Zweitsichtung.





