Arctic with Bruce Parry (2011)

Es war lange ruhig im Doku-Bereich – und neben Bruce Parry wartet auch Louis Theroux darauf, dass ich ihn endlich einmal wieder auf seinen Abenteuern begleite. Mit „Arctic with Bruce Parry“ habe ich mich jedoch zunächst dem nettesten aller Briten angeschlossen, um ihn auf seiner Reise in die Arktis zu begleiten…

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Wie bereits bei der vorangegangenen Doku-Serie „Amazon with Bruce Parry“ liegt auch der Fokus des Nachfolgers darin, komplexe Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Lebensmodellen in einer speziellen Region (u.a. Grönland, Alaska und Kanada) zu zeigen. Bei Arktis denkt man zunächst nur an schneebedeckte Flächen, doch tatsächlich machen diese nur einen Bruchteil des faszinierenden Lebensraums aus. Aufgrund dieser Vielfalt bleibt die Serie sowohl inhaltlich als auch visuell stets abwechselnd.

Auch dieses Mal liegt die Faszination in den unterschiedlichen Lebensweisen begründet, die man als Zuschauer durch die Augen des Abenteurers kennenlernt. Nicht so vielfältig, wie bei Parrys Doku-Serie „Tribe“, doch dafür umso fokussierter versucht der Filmemacher wieder alle Aspekte möglichst wertfrei zu dokumentieren, einzig die Bedrohung durch die globale Erwärmung zieht sich als dunkler Schatten durch alle Begegnungen.

Auch mit seiner dritten Doku-Serie hat mich Bruce Parry erneut begeistert. In nur fünf Episoden schafft er es die Augen für einen Lebensraum zu öffnen, dabei zu unterhalten und sehr persönliche Geschichten zu erzählen. Ich würde mich wirklich freuen, wenn dies nicht die letzte Dokumentation des sympathischen Menschenfreunds gewesen wäre: 9/10 Punkte.

The Wire – Season 1

Es wird Zeit den am längsten laufenden Running Gag dieses Blogs zu beenden: Ich habe endlich „The Wire – Season 1“ gesehen! Nach unzähligen Aufforderungen und Empfehlungen kann ich nun endlich auch mitreden, was den von vielen als beste Serie angesehenen TV-Meilenstein betrifft. Wird David Simons Show ihren zahlreichen Vorschusslorbeeren gerecht?

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Ich bin zutiefst enttäuscht. Überall habe ich gelesen „The Wire“ wäre unglaublich anstrengend, es gäbe keine zentralen Charaktere und den unterschiedlichen Handlungssträngen zu folgen wäre schon fast ein Ding der Unmöglichkeit. Von der Sprache einmal ganz zu schweigen. Da saß ich nun also nach drei doppelten Espresso mit meinem Notizbuch auf dem Schoß und machte mich bereit für ein hartes Stück Arbeit – die Erweiterung des Serien-Horizonts will schließlich verdient werden! Und was bekam ich zu sehen? Ein unglaublich unterhaltsames Crime-Drama! Kein Stück Arbeit, sondern allerbeste Unterhaltung. Puh, die folgenden Abende waren somit glücklicherweise gerettet…

Nach der Sichtung kann ich gut verstehen, warum „The Wire“ als qualitativ so hochwertige Serie wahrgenommen wird. Sie ist fantastisch geschrieben, kunstvoll inszeniert und gut gespielt. Warum man sie allerdings oft als anstrengend oder extrem kompliziert beschreibt, mag sich mir nicht erschließen. Natürlich bin ich inzwischen ein geübter Zuschauer, was serielle Erzählformen angeht, doch empfand die Serie als sehr zugänglich und die Charaktere wunderbar ausgearbeitet. Jeder Zuschauer, der Gefallen an den anderen großen HBO-Serien, wie z.B. „The Sopranos“, „Six Feet Under“ oder „Boardwalk Empire“ gefunden hat, wird absolut keine Probleme mit „The Wire“ haben – behaupte ich zumindest.

David Simons Serie lebt von den ausgefeilten Charakteren, die – jeder Charakter auf seine Weise – allesamt faszinierend sind. Der Wechsel zwischen Polizeiarbeit und Gangstermilieu bringt dabei die nötige Würze und man bekommt ein wahres Kaleidoskop an Aspekten zu sehen, welche Baltimore nicht gerade in ein gutes Licht rücken. Neben der eigentlichen Ermittlungstätigkeit und dem Gangsteralltag werden auch politische Verstrickungen angeschnitten, welche schlussendlich auch den Ermittlungen in die Quere kommen. Sehr deprimierend, speziell wenn man bedenkt welche Opfer der Fall gefordert hat.

Ich könnte nun noch über viele Aspekte schreiben, z.B. den wunderbaren Charakter Omar oder die Chancenlosigkeit der Jugend, die in solch einem Umfeld aufwächst. Die großartige Leistung von „The Wire“ ist es jedoch sich nicht zu sehr im Leid zu wälzen, sondern eben gerade menschliche Geschichten zu erzählen, die uns an dieser Welt teilhaben lassen. Dazu gehört neben all der kaltblütigen Grausamkeit eben auch Humor und Mitgefühl. Ich bin nun gespannt, welche Facetten der Stadt David Simon in den folgenden Staffeln noch abdecken wird. Meine Empfehlung: Schaut diese außergewöhnlichen Serie und lasst euch nicht, wie ich, davon abschrecken, dass sie zu kompliziert wäre: 9/10 (9.4) Punkte.

True Detective – Season 1

Auch wenn ich immer über viel zu wenig Zeit jammere, so habe ich mir dennoch knapp 8 Stunden aus dem Kreuz geleiert, um die HBO-Serie „True Detective – Season 1“ zu schauen. Um ehrlich zu sein führte ja auch kein Weg daran vorbei, wurde man als Serienfreund in den letzten Monaten doch permanent an die Show erinnert – und sei es nur, wie kürzlich, zum Bekanntwerden der Besetzung der neuen Staffel. Ist der Hype also gerechtfertigt?

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Um es kurz zu machen: Ja, „True Detective“ ist eine Ausnahmeserie, die man selbst unter erschwerten Bedingungen sehen sollte – in meinem Fall eben gestreckt über drei Wochen, wenn immer mal ein Stunde zwischen 22 Uhr und Mitternacht Zeit war. Rückblickend betrachtet war dies auch genau der richtige Rhythmus, denn hätte ich mehr Zeit zur Verfügung gehabt, wäre ich auch gnadenlos dem Binge-Watching, wie man heute neudeutsch sagt, verfallen. Dies bringt mich auch gleich zum ersten Punkt: Überall liest man mit „True Detective“ haben Serien endgültig das Kino überholt und die erste Staffel dieser Anthologie sei wie ein 8-stündiger Kinofilm. Bezieht man sich dabei rein auf die formalen und inszenatorischen Aspekte, mag das auch stimmen. Inhaltlich hat mich Nic Pizzolatto Serie jedoch eher an einen ausgefeilten Kriminalroman erinnert – umso erstaunlicher, dass es sich um eine originäre Geschichte und keine Adaption handelt.

Die Kino-Assoziation hängt natürlich auch mit den beiden Hauptdarstellern Woody Harrelson und Matthew McConaughey zusammen, die beide wahrlich famos spielen. Ich möchte hier besonders Harrelson hervorheben, der besser spielt denn je. Sein Charakter Marty Hart ist mitsamt all seiner Fehler näher am Zuschauer dran, als McConaugheys unnahbarer Rust Cohle, was seine Leistung umso bemerkenswerter macht. McConaughey spielt natürlich ebenso brilliant, doch liest man von seiner Leistung sowieso überall. Der eigentliche Star ist aber ohnehin das Drehbuch, das zwar Klischees des Cop-Dramas aufgreift, jedoch immer neue Wege zwischen Pulp und Horror findet, und seinen Charakteren dabei den Raum gibt sich glaubhaft zu entfalten. „True Detective“ eben; einen besseren Titel hätte man nicht wählen können.

Typisch für HBO ist die Serie sehr ruhig erzählt, lässt uns Zuschauer jedoch mit einer fast schon unheimlichen Regelmäßigkeit an den Rand des Sofas rutschen, da die nächste Abzweigung in die menschlichen Abgründe nicht nur unsere Hauptfiguren aus der Bahn wirft. Mit seiner von düsterer Ausweglosigkeit genährten Atmosphäre hat mich „True Detective“ stark an den den mitreißenden und ähnlich ruhig erzählten Thriller „Prisoners“ erinnert. Menschen am Rande der Gesellschaft, das ungreifbare Böse mitten unter uns, Leben die von Horror gezeichnet sind. Starker Tobak, den man sich jedoch nicht entgehen lassen sollte. Vielleicht heißt es schon bald: Leg‘ doch mal das Buch zur Seite und schau einmal wieder eine richtig gute Serie! Mal sehen, ob das Konzept in der geplanten zweiten Staffel der Anthologie-Serie ebenso famos aufgeht: 10/10 (9.5) Punkte.

 

Amazon with Bruce Parry (2008)

Nachdem ich mich vor ca. einem halben Jahr noch recht regelmäßig mit Doku-Serien beschäftigt hatte, bin ich, was diese Art der Unterhaltung angeht, in letzter Zeit nicht wirklich weitergekommen. Zumindest habe ich mit „Amazon with Bruce Parry“ erneut auf eine Reise begeben, was ein 6-stündiges Vergnügen war. Ein Abenteuer, das ich nur empfehlen kann…

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Im Gegensatz zu den drei Staffeln der Vorgängerserie „Tribe“, bei der Bruce Parry in jeder Episode einen anderen Stamm – von Jägern und Sammlern im Regenwald bis hin zu Nomaden in der Tundra – besuchte, verfolgt der Dokumentarfilmer in dieser Serie ein spezielles Ziel: die Lebensbedingungen der Menschen am größten Fluss der Erde, dem Amazonas, aufzuzeigen. Erneut widmet sich Parry dabei wieder unterschiedlichsten Lebensmodellen, von naturverbundenen Waldvölkern, über Kokain-Bauern bis hin zu Goldgräbern: das Spektrum ist schier endlos. Im Mittelpunkt steht jedoch immer der Fluss und wie er das Leben der Menschen beeinflusst bzw. überhaupt erst ermöglicht. Ein wahrer Mikrokosmos des Lebens!

Erneut hat mich Bruce Parrys äußerst sympathische und vor allem empathische Art wirklich begeistert. Er begegnet allen Menschen mit unglaublich viel Respekt und versucht jeden Aspekt des Lebens nachzuvollziehen. Das macht die Dokuserie spannend, interessant und wirklich unterhaltsam. Die Laufzeit von sechs Stunden ist genau richtig, um einen ausreichend großen Einblick in diesen wunderbaren und bedeutenden Abschnitt unserer Welt zu präsentieren. Teils enorm bewegend, mitreißend und in tollen Bildern festgehalten: Der Amazonas mit Bruce Parry als Reiseführer ist wirklich einen Besuch wert. Ich kann diese Serie allen Dokufreunden nur ans Herz legen: 10/10 Punkte.

Dexter – Season 8

Mit dem Finale von „Dexter – Season 8“ verlässt mich eine Serie, um die ich anfangs einen weiten Bogen gemacht hatte. Doch zum Glück kannte ich bereits damals das wunderbare Blog Inishmores Blick auf die Welt, dessen Autor unablässig die Werbetrommel für die Serie rührte – und ich wurde zum Fan. Über die letzten Jahre hatte die Qualität jedoch abgenommen und besonders das Finale wurde stark kritisiert. Wie ich dazu stehe, lest ihr in der folgenden Besprechung… Spoiler sind zu erwarten.

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Der Einstieg ist mir in dieser Staffel tatsächlich nicht leicht gefallen, fand ich doch den Handlungsstrang rund um Dr. Evelyn Vogel ein wenig zu gewollt. Solch eine intensive Beziehung nach all den Jahren? Außerdem hatte ich den Eindruck, dass plötzlich jeder zweite Charakter von Dexters Doppelleben wusste, was die Spannung und Plausibilität in meinen Augen auf ein Minimum reduzierte. Auch wenn mich Debras Zusammenbruch nicht sonderlich begeistert hat, so machte er im Kontext der Handlung doch Sinn. Die Umsetzung dagegen hätte man durchaus stimmiger gestalten können – vor allem Dr. Vogels, ähm, interessante Ansätze für eine Familientherapie. Hatte ich schon erwähnt, dass Plausibilität nicht die Stärke dieser finalen Staffel ist?

Sehr gelungen fand ich dagegen den Handlungsstrang rund um Zack. Meiner Meinung nach hätten sich die Autoren in der finalen Staffel unter anderem auf diese Geschichte konzentrieren sollen. Mit Zack als Dexters Schüler gab es ein paar wirklich witzige und erfrischende Szenen, doch leider war nach ein paar Episoden schon wieder Schluss damit: Zack wurde dem Erzählstrang rund um Dr. Vogel geopfert. Schockierend und gewissermaßen überraschend – auch wenn mir schon zuvor klar war, dass der Brain Surgeon noch irgendwo da draußen sein musste. Die Verwendung von MAKE YOUR OWN KIND OF MUSIC als Erkennungsmelodie des Serienkillers zeugt zudem von akuter Ideenarmut, wurde der Song doch bereits prominent in „Lost“ eingesetzt – er hatte seinen Platz im kollektiven popkulturellen Gedächtnis somit schon sicher.

Bis zur letzten Episode war die 8. Staffel von „Dexter“ brauchbare bis gute Unterhaltung, die zwar qualitativ nicht mehr mit den ersten Jahren der Serie mithalten konnte, aber durchaus Spaß gemacht hat. Mit dem unerwarteten und – keine Überraschung an dieser Stelle – nicht sonderlich plausiblen Auftritt von Hannah McKay (Yvonne Strahovski) knüpfte die Serie direkt an das Vorjahr an, konnte jedoch nicht mit deren rundum positiven Eindruck mithalten. Somit reiht sich diese letzte Staffel noch deutlich hinter der 6. Staffel ein:

  1. „Dexter – Season 1“ (10 Punkte)
  2. „Dexter – Season 4“ (9 Punkte)
  3. „Dexter – Season 3“ (9 Punkte)
  4. „Dexter – Season 2“ (9 Punkte)
  5. „Dexter – Season 5“ (8.7 Punkte)
  6. „Dexter – Season 7“ (8.2 Punkte)
  7. „Dexter – Season 6“ (7.4 Punkte)
  8. „Dexter – Season 8“ (6.9 Punkte)

Nach dem endgültigen Finale, für das es von mir ganze 3/10 Punkte gab, scheint mir die Wertung der gesamten Staffel noch deutlich zu hoch, denn die Autoren haben in der letzten Episode so ziemlich alles falsch gemacht, was man auch nur hätte falsch machen können. Wirklich unglaublich. Meiner Meinung nach gibt es nur zwei Möglichkeiten, wie man die Serie zu einem zufriedenstellenden Ende hätte führen können:

  1. Das völlig übertriebene Happy End: Inhaltlich wäre dies wohl die schwächere Variante gewesen, die jedoch wunderbar emotional befriedigen bzw. verstören hätte können. Man stelle sich vor: Dexter sitzt mit Hannah, Harrison und Debra am Strand, Palmen wiegen im Wind, der Cocktail in der Hand strahlt in den buntesten Farben. Es ist die perfekte Idylle. Dazu noch ein spritziger Voice-over, der uns Zuschauer schlecht fühlen lässt, weil wir dem Serienmörder Dexter am Ende komplett verfallen sind – und der nächste Mord sich schon andeutet…
  2. Die Dekonstruktion des Dexter Morgan: Ich hätte schwören können, dass die Autoren diesen Weg einschlagen würden. Über den Verlauf der Staffel wäre die Schlinge rund um Dexter immer enger geworden – und am Ende hätten es alle gewusst: Batista, Masuka, Quinn, Matthews, Jamie, Harrison und seine Stiefkinder. Ich sehe die Zeitlupenfahrt über die entsetzten Gesichter quasi vor mir. Ganz am Ende dann natürlich Dexters Tod, sei es durch eine angedeutete Hinrichtung oder durch einen ehemaligen Vertrauten. Inhaltlich und emotional wäre diese Variante für mich wohl am bedriedigendsten gewesen…

Was haben wir dagegen bekommen? Ein völlig konfuses Finale mit etlichen hanebüchenen Handlungssträngen. Der Tod von Debra ist nicht nur völlig sinnlos, sondern auch emotional überhaupt nicht involvierend – immerhin war sie ein Charakter, den wir über acht Jahre lang begleitet hatten. Völlig vergeigt. Dann Harrison mit Hannah: wirklich? Was für ein Leben mit einer gesuchten Serienmörderin! Doch ganz besonders Dexter benimmt sich so, als hätte es die Staffeln davor nie gegeben. Der völlig nichtssagende Epilog lässt die vorangegangenen Minuten dann in völliger Bedeutungslosigkeit verpuffen. Weder emotional, noch schockierend – einfach nur doof.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass man mit dieser letzten Staffel von „Dexter“ durchaus seinen Spaß haben kann. Logik und glaubwürdige Charakterentwicklung wurden zwar weitestgehend über Bord geworfen, doch ist die Serie weiterhin spannend, wendungsreich und nett gespielt. Gegen Ende der Staffel baut die Geschichte jedoch immer mehr ab und besonders das Finale ist einfach nur ärgerlich. Ich mag Fans der Serie dennoch nicht davon abraten reinzuschauen – die Erwartungen für den endgültigen Abschluss solltet ihr jedoch stark drosseln: 7/10 (6.9) Punkte.

Dexter – Season 7

Kaum gönnt man sich eine kleine Auszeit von einer Serie, so kann das die empfundene Qualität wieder enorm steigern. Bis zur Sichtung von „Dexter – Season 7“ sind über zwei Jahre ins Land gegangen und die Motivation weiterzuschauen war nach der doch ein wenig schwächelnden sechsten Staffel auch nicht allzu groß. Umso mehr freut es mich, dass es die Serie erneut geschafft hat mich zu packen… Spoiler sind zu erwarten.

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Nach dem teils sehr abstrusen Verlauf der sechsten Staffel, bot der Cliffhanger doch so einiges an Spannung in Bezug auf die weitere Entwicklung der Serie. Debra ist also hinter das Geheimnis ihres Bruders gekommen. Wie ihre Beziehung dadurch auf die Probe gestellt wird, ist auch eines der Hauptthemen dieser Staffel. Teils funktioniert dieser Handlungsstrang für mich sehr gut, teils dreht er sich auch ein wenig im Kreis. Dennoch fand ich es richtig, dass sich die Serie wieder mehr auf Dexter konzentriert hat. Aus der Gefahr des Erwischtwerdens nährt sich die Spannung einfach am besten – außerdem ist dies der einzig konsequente Weg, den die Serie in ihrem inzwischen siebten und vorletztem Jahr einschlagen kann.

Neben dem Haupthandlungsstrang gibt es einige Nebenschauplätze, die teils enorm klischeehaft geschrieben und mit zu vielen Zufällen angereichert sind, doch letztendlich viel Spaß machen. Der schwule Mafiaboss, der sich zudem noch als Dexters Bruder im Geiste entpuppt, war letztendlich ein wirklich nett geschriebener Charakter und die Mörderbraut Hannah McKay, gespielt von der hinreißenden Yvonne Strahovski (Sarah, „Chuck“), war eine passender Gegenpol zu Dexters Beziehung zu Debra. Auch wenn die Serie ihre besten Tage hinter sich hat, so hat mich doch ausnahmslos jede Episode erfreut und ich habe es genossen, mich wieder einmal in die dunklen Schatten des sonnendurchfluteten Miamis zu begeben.

Mit dem Finale gibt es erneut eine Wendung, welche die Weichen für das Finale neu stellt. Letztendlich bin ich froh die Serie nicht vorzeitig aufgegeben zu haben und freue mich auf den Abschluss, von dem ich bisher leider nur negative Meinungen (glücklicherweise ohne Spoiler) gelesen habe. Ich bin auf jeden Fall schon wirklich gespannt, was sich die Autoren haben einfallen lassen. Einfach dürfte es wohl nicht gewesen sein, diesen seltsam sympathischen Serienmörder aus dem Serienkosmos ausscheiden zu lassen, ohne gewisse Aspekte mit einem üblen Beigeschmack ausklingen zu lassen. Wenn das qualitative Niveau dieser siebten Staffel gehalten wird, bin ich aber mehr als zufrieden: 8/10 (8.2) Punkte.

Homeland – Season 2

Als ich die erste Staffel der Serie verschlungen habe, hätte ich nie gedacht, dass bis zur Sichtung von „Homeland – Season 2“ weit über zwei Jahre ins Land gehen. Ich war damals wirklich schwer begeistert und mir sicher eine neue Lieblingsserie entdeckt zu haben. Wie man das als Serienfreund so kennt, wurde ich in der Zwischenzeit allerdings gut abgelenkt. Nun war es jedoch soweit: Sollte ich mit der zweiten Staffel erneut ein Highlight der Serienunterhaltung erleben? Spoiler sind zu erwarten.

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Bot die erste Staffel Spannungskino und Charakterdrama auf höchstem Niveau, so nähert sich das zweite Jahr eher der inhaltlich vergleichbaren TV-Serie „24“ an. Die soll nun nicht abwertend klingen, habe ich mit Jack Bauer doch auch einige großartige Staffeln erlebt. Es fällt jedoch deutlich auf, dass der Fokus mehr auf Effekte und Twists gesetzt wird. Selbst bekannte Charaktere verlieren über den Verlauf der Staffel immer mehr an Glaubwürdigkeit. All das macht noch lange keine schlechte Serie, doch mit dem intensiven Erlebnis, das noch die erste Staffel bot, kann „Homeland“ im zweiten Jahr leider nicht mehr ganz mithalten.

Die erste Hälfte der Staffel hat mir wirklich ausgezeichnet gefallen und ich dachte noch, dass man das hohe Niveau halten kann: Carrie wird einigermaßen glaubwürdig zurück ins Spiel gebracht und darf sich sogleich in einem Auslandseinsatz beweisen. Auch die erste Wendung rund um Brody hat mir ausgezeichnet gefallen, da ich es ohnehin unglaubwürdig fand, dass er nach dem umstrittenen Finale des Vorjahres genauso weitermacht wie zuvor. Insofern nur konsequent, dass er die Seiten wechselt. Leider wollte man seine Figur weiterhin möglichst ominös wirken lassen und als dann die Affäre mit Carrie wieder aus dem Hut gezaubert wurde, hatte die Staffel für mich ihren Tiefpunkt erreicht.

Gegen Ende wird wieder Fahrt aufgenommen und ein Verschwörungsplot ins Spiel gebracht. War irgendwie zu erwarten, hat mich aber dennoch ein wenig unbefriedigt zurückgelassen. Obwohl Schauspieler, Inszenierung, Look usw. der ersten Staffel in nichts nachstehen, so wirkt die Serie in ihrem zweiten Jahr über weite Strecken einfach nicht so ausgefeilt. Besonders was das Drehbuch angeht. Das Staffelfinale hat mich dagegen wirklich noch einmal überraschen können – und auch wenn ich nicht mit jeder Charakterentwicklung einverstanden bin, so hätte ich danach dennoch gerne weitergeschaut.

Letztendlich ist meine Kritik wirklich Jammern auf hohem Niveau, denn auch im zweiten Jahr ist „Homeland“ eine packende und hochwertig produzierte Serie. Nach der grandiosen ersten Staffel hatte ich mir aber einfach ein wenig mehr erwartet. Angefixt bin ich dennoch wieder und werde somit bestimmt auch irgendwann in die dritte Staffel reinschauen – nur ist das Bedürfnis nicht mehr ganz so groß wie damals:  8/10 (7.7) Punkte.

Game of Thrones – Season 3

Nachdem in den USA bereits die vierte Staffel gestartet ist und für Zündstoff sorgt, bin ich endlich dazu gekommen „Game of Thrones – Season 3“ nachzuholen. Auch diese hat unter den Fans für hitzige Diskussionen gesorgt, was mich aufgrund der Buchvorlage auch nicht verwundert. Insofern war ich mehr als gespannt, wie die Macher der Serie gewisse Ereignisse adaptiert haben… Spoiler sind zu erwarten.

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Auch wenn ich erst im Januar die zweite Staffel nachgeholt habe, brauchte ich am Anfang wieder eine gewisse Anlaufzeit, um in Westeros anzukommen. Zudem war mir „A Storm of Swords“ noch sehr präsent, was automatisch zu einem beständigen Vergleich zwischen Buchvorlage und Serienadaption führte. Auch wenn sich HBO für die Verfilmung des dritten Bandes der „A Song of Ice and Fire“-Reihe deutlich mehr Zeit (nach aktuellem Stand wohl ca. eineinhalb Staffeln) genommen hat, so wirkte die Handlung auf mich doch ziemlich gehetzt. Nach ein paar Episoden hatte mich die Serie allerdings wieder komplett im Griff und ich kann nur kritisieren, dass nach 10 Folgen schon wieder alles vorbei war. Meiner Meinung nach hätten es für diese Staffel ruhig 12 bis 13 Episoden sein dürfen.

Erneut fand ich es ziemlich geschickt, wie die Autoren gewisse Handlungsstränge verknappt bzw. Charaktere umbesetzt haben: So wurde z.B. Jaimes Peiniger durch einen Bolton-Schergen ersetzt, was im Sinne der Geschichte perfekt funktioniert hat. Teils wurden auch Schwerpunkte gesetzt, die ich so nicht ewartet hätte (z.B. die ausführlichen Szenen mit Beric Dondarrion und der Brotherhood Without Banners). An anderen Stellen merkt man, dass das Medium Film bzw. Serie doch ganz anders funktioniert, als ein geschriebener Text: Die Wendungen um die Identitäten von Ser Barristan Selmy als neuer Verbündeter Daenerys Targaryens und Theon Greyjoy als Spielball Ramsey Boltons fehlten komplett. Dies ist einerseits schade, da die Wirkung im Buch teils enorm war, andererseits funktioniert die Geschichte auch ohne zusätzliche Twists perfekt.

Der grausame Höhepunkt der Staffel ist natürlich die Episode „The Rains of Castamere“, welche mich trotz Kenntnis der Vorlage ziemlich mitgenommen hat. Wahrlich beeindruckend grausam. Ich konnte die Spannung kaum ertragen – und als es soweit war, wollte ich es nicht wahrhaben. Auch wenn mich die Schilderung in der Vorlage noch mehr verstört hatte, so war die emotionale Wirkung in der Serie beinahe noch größer. Dies ist vor allem der ausführlicheren Darstellung der Beziehung zwischen Robb und seiner Frau Talisa zu verdanken, die im Buch komplett außen vor gelassen wurde. Zurecht eine Episode, die in die Seriengeschichte eingehen wird.

Innsgesamt war auch die dritte Staffel von „Game of Thrones“ einfach nur großartige, wenn auch – trotz knapp 10 Stunden Laufzeit – zu kurze Unterhaltung. Vielleicht vermisse ich auch einfach den zweiten Teil des Romans, der noch so einige fantastische Szenen für den Leser bzw. Zuschauer bereithält. Diese wurden allerdings in die vierte Staffel ausgelagert. So bleibt nur die Vorfreude – und die ist gewiss enorm: 10/10 (9.5) Punkte.

Game of Thrones – Season 2

So schnell wie „Game of Thrones – Season 2“ habe ich in letzter Zeit wohl keine Serie gesehen. Bei nur 10 Episoden ist dies allerdings auch kein Wunder. Für mich war es abermals ein tolles Erlebnis in die Welt von Westeros einzutauchen, doch am meisten freue ich mich wohl darüber, dass sich auch meine treue Mitguckerin nun endlich in dieser düsteren Fantasywelt heimisch fühlt. Nach nicht einmal zwei Wochen war das Vergnügen allerdings auch schon wieder vorbei und die Zeit des Wartens auf Staffel 3 beginnt…

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Die zweite Staffel der epischen Romanadaption schließt nahtlos an das erste Jahr an: König Joffrey herrscht grausam in King’s Landing, während sich die rechtmäßigen Thronfolger (Renly und Stannis Baratheon) bekriegen und der König des Nordens (Robb Stark) versucht in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. „Game of Thrones“ – der Titel ist Programm. Von den Eregnissen hinter der Mauer oder in Quarth einmal ganz zu schweigen. Überall selbsternannte Könige, Anwärter und Emporkömmlinge. Wahrlich eine Freude! Doch auch die scheinbar kleineren Geschichten rund um Arya Stark oder Theon Greyjoy wissen zu gefallen und sind untrennbar mit dem größeren Ganzen verbunden – auch wenn das zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar ist…

Wer die Vorlage „A Clash of Kings“ kennt, dem wird die große Anzahl an Änderungen auffallen. Meist handelt es sich dabei um Straffungen, die größtenteils gelungen sind. So wurden ganze Handlungsorte (z.B. Storm’s End) gestrichen und Elemente aus diesen Erzählsträngen mit anderen Begebenheiten (z.B. Schattengeburt) verknüpft. Auch wenn ich es um so manchen ausführlicheren Handlungsabschnitt (z.B. Aryas Zeit in Harrenhal oder Daenerys im House of the Undying) schade fand, muss ich doch zugeben, dass die Autoren der Serie größtenteils mit Bedacht und durchaus sinnvoll gestrafft haben. Auch dies ist eine Kunst. An anderer Stelle gab es sogar Erweiterungen, wie z.B. die aufkeimende Liebesbeziehung zwischen Robb und Lady Talisa (im Buch ein ganz anderer Charakter), die ich wirklich sehr gelungen fand – besonders da dieser nebensächlich abgehandelte Handlungsstrang noch enorm an Bedeutung gewinnen wird.

Die aufwendige Schlachtenepisode „Blackwater“ mag für TV-Verhältnisse durchaus imposant sein, dennoch ist sie wohl der Teil der Serie, der am meisten gegen das Buch verliert. Darin hatte die Schlacht wahrlich epische Ausmaße und trotz gelungener Inszenierung durch Neil Marshall (u.a. Regisseur von „The Descent: Abgrund des Grauens“), bleibt letztendlich nur wenig davon übrig. Die Ereignisse hinter der Mauer fand ich dagegen großartig dargestellt, auch wenn die Fist of the First Men in meiner Vorstellung eher in einem dichten Waldgebiet lag. Die Chemie zwischen Ygritte und Jon stimmt auf jeden Fall und ich hoffe, dass es in der dritten Staffel auch ein paar Riesen zu sehen geben wird.

Nun ist erst einmal wieder Schluss mit den Abenteuern in und um Westeros – zumindest was die Serienadaption angeht. Ich bin hellauf begeistert und würde am liebsten sofort weiterschauen. Bis es soweit ist, begnüge ich mich noch mit den letzten 350 Seiten von „A Dance With Dragons“ und hoffe, dass George R. R. Martin zügig mit dem sechsten Band vorankommt. Wahrlich ein fantastisches Serienerlebnis, das ich jedem Freund epischen Erzählens nur empfehlen kann: 10/10 (9.6) Punkte.

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Nachdem ich bei der Vorlage inzwischen bis zum fünften Band vorgedrungen bin, war es Zeit auch der Serie wieder einmal einen Besuch abzustatten. Obwohl die zweite Staffel bereits im Regal wartet, wollte ich mir mit „Game of Thrones – Season 1“ noch einmal die Ereignisse des ersten Teils dieser epischen Geschichte ins Gedächtnis rufen. Mit Kenntnis der Vorlage nun ein ganz neues Erlebnis, das jeder Freund der Serie einmal gemacht haben sollte…

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Es ist wahrlich eine Freude die Geschehnisse in Westeros nun wissenden Blickes verfolgen zu können: Mance Rayder wird in einem Nebensatz erwähnt? Kein Problem, ist mir ja bestens aus „A Storm of Swords“ bekannt. Die politischen Verwicklungen in Dorne werden kurz angerissen? Sehr schön, diese wurden ja in „A Feast for Crows“ ausführlichst erläutert. Die Welt der Serie hat durch die Kenntnis der Vorlage enorm gewonnen. Sie ist reicher geworden und stellt für mich nun mehr als eine kompakte Bebilderung der Handlung dar. Enorm unterhaltsam und mitreißend inszeniert.

Da ich die Serie das erste Mal vor dem Lesen der Bücher gesehen habe, wurde meine Vorstellung der Charaktere natürlich auch entsprechend durch sie geprägt. Dies werte ich allerdings positiv, da HBO wirklich großartige Schauspieler gefunden hat, um Eddard Stark (Sean Bean), Tyrion Lannister (Peter Dinklage), Jon Snow (Kit Harington), Arya Stark (Maisie Williams), Daenerys Targaryen (Emilia Clarke) usw. Leben einzuhauchen. Folglich also kaum verwunderlich, dass auch die neuen Charaktere der Romanreihe dieser Serienwelt entsprungen scheinen. Ich möchte gar nicht wissen, wie die Adaption als Filmreihe ausgesehen hätte. Bereits jetzt lassen sich kaum alle Handlungsstränge in je 10 Episoden pro Staffel unterbringen – und doch ist es (mit teils berechtigten Kürzungen) auf fantastische Art und Weise gelungen.

Zugegebenermaßen sieht so manches Set zu eindeutig nach Studio aus, doch wird dies durch die famosen Charaktere wieder wett gemacht, welche die Geschichte stets vorantreiben. Bei der Wahl zwischen Budget und Zeit für Charakterentwicklung wurde folglich die einzig richtige Entscheidung getroffen. Ich bin nun wahrlich gespannt, wie „A Clash of Kings“ umgesetzt wurde, bietet die Vorlage doch ein noch komplexeres Beziehungsgeflecht und epischere Momente. Kein Wunder, dass die Serie solch einen Anklang findet – und ich hoffe sie hat das Tor für hochwertig produzierte Buchverfilmungen in Serienform noch ein wenig weiter aufgestoßen. Bei dieser Qualität darf der Winter gerne kommen: 10/10 (9.5) Punkte.