Die Häschenschule 2: Der große Eierklau (2022)

Ziemlich genau vor fünf Jahren haben wir den ersten gemeinsamen Familienfilmabend veranstaltet. Der Film hieß „Die Häschenschule: Jagd nach dem Goldenen Ei“ und es war der Start einer großartigen Tradition. Der Zwergofant war damals fünf Jahre und das Zappelinchen sieben Jahre alt. Seitdem sind nicht nur viele Jahre, sondern auch viele Filmabende ins Land gezogen. Heute haben wir mit „Die Häschenschule 2: Der große Eierklau“ die Fortsetzung dieses besonderen, ersten Films angeschaut. Und auch hier hat sich gezeigt, dass die Zeit nicht stillsteht… 🐰🥚🥕

Die Häschenschule 2: Der große Eierklau (2022) | © LEONINE

Die Häschenschule 2: Der große Eierklau (2022) | © LEONINE

Ein kindgerechter Kinderfilm für die ganz Kleinen

Wie es zu erwarten ist, hat der erste Teil einen besonderen Stellenwert in unserer Familie. In den letzten Tagen vor Ostern hat speziell der Zwergofant den Wunsch geäußert, einmal wieder einen Osterfilm zu schauen. Da die Fortsetzung von „Peter Hase“ nicht greifbar war, lag es nahe „Die Häschenschule 2: Der große Eierklau“ einzuschalten. Ich hatte im Vorfeld schon die Vermutung, dass unsere Kinder inzwischen zu alt dafür sind, doch waren alle Familienmitglieder durchaus angetan von der Idee, dem Film eine Chance zu geben. Vermutlich auch aufgrund unserer sehr persönlichen Geschichte mit der Filmreihe.

Tatsächlich hat sich letztendlich das zu erwartende Ergebnis eingestellt: Der Film war nett, doch eher für ganz junge Filmfans gemacht. Die Geschichte ist simpel, die Animation ebenso und auch Spannung sowie Humor sind sehr kindgerecht. Bei mir hat sich vor allem eine ziemliche Wehmut breitgemacht, denn mir ist klargeworden, dass die letzten fünf Jahre unglaublich schnell vergangen sind. In weiteren fünf Jahren ist das Zappelinchen quasi volljährig und Familienfilmabende werden sich wohl deutlich reduzieren. Schon alleine für diese Erkenntnis werde ich auch den zweiten Teil der Häschenschule stets als signifikant für uns im Gedächtnis behalten.

Fazit

„Die Häschenschule 2: Der große Eierklau“ ist die zu erwartende Fortsetzung des ersten Teils. Der Zwergofant hat am Schluss ziemlich mit sich gerungen und gemeint, dass er als jüngeres Kind einen Punkt mehr gegeben hätte. Das Zappelinchen war dagegen recht abgeklärt und hat klargemacht, dass sie eigentlich zu alt für den Film war. Und ich? Ich kann beide Positionen verstehen und gebe wehmütig 6/10 Punkte. (Zappelinchen: 5/10 Punkte; Zwergofant: 7/10 Punkte.)

Lightyear (2022)

Nach einem komplett verregneten Samstag, stand uns der Sinn erneut nach einem Filmabend. Nachdem wir zuletzt eher in der Vergangenheit unterwegs waren, stand heute mit „Lightyear“ ein recht moderner Film auf dem Programm. Die Kritiken zu Pixars „Toy Story“-Spin-off waren eher durchwachsen und doch hatte ich Lust darauf. Ob diese berechtigt war, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung. 🚀

Lightyear (2022) | © Walt Disney

Lightyear (2022) | © Walt Disney

Ein sehr unterhaltsames Sci-Fi-Abenteuer

Während der Sichtung habe ich mir ein paar Mal gedacht, dass die Geschichte auch als eigenständiger Sci-Fi-Film hätte funktionieren können. Nicht einmal zwangsweise als Animationsfilm, sondern durchaus auch als ernsthaftere Science-Fiction. Doch vermutlich würde man in diesem Fall eher zu „Interstellar“ greifen, der teils ähnliche Aspekte aufweist. Die Verbindung zum allerersten Pixar-Film „Toy Story“ ist nur sehr rudimentär vorhanden und zeigt sich am ehesten in ein paar Sprüchen und Gesten der titelgebenden Hauptfigur. Das fand ich auch okay, denn eine (noch) erzwungenere Verbindung wäre bestimmt abträglich gewesen. Allerdings hätten sie ruhig einen animierten Werbeclip für Buzz-Lightyear-Spielzeug in die Mitte schneiden können.

Als eigenständiges Sci-Fi-Abenteuer betrachtet macht „Lightyear“ viel Spaß und er besitzt ein paar überraschend emotionale Momente. Das hätte ich nicht erwartet. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, was größtenteils der Roboterkatze Sox zuzuschreiben ist. Die große Wendung gegen Ende hatte ich irgendwie schon erahnt und sie hat dem Film ein wenig mehr Substanz gegeben. Fand ich nett. Überhaupt erzählt „Lightyear“ ein paar schöne Botschaften, welche sich sinnvoll in die Geschichte integrieren. Die Optik ist zudem über jeden Zweifel erhaben und schon eine Wucht. Der Film sieht richtig, richtig gut aus.

Fazit

„Lightyear“ ist sehr unterhaltsames Sci-Fi-Abenteuer. Sicherlich keiner der ganz großen Pixar-Filme, aber für gut 100 Minuten bietet er doch beste Unterhaltung. Die Kinder waren ebenso angetan und haben die Geschichte genossen. Einen zweiten Teil, wie ihn die After-Credit-Szene andeutet, braucht es jedoch nicht unbedingt: 8/10 Punkte. (Zappelinchen: 8/10 Punkte; Zwergofant: 8/10 Punkte.)

Everything Everywhere All at Once (2022)

Eigentlich hätte ich nicht gedacht, dass ich heute bzw. dieses Wochenende überhaupt dazu komme, einen Film zu schauen. Morgen ist für die Kids ein großer Chorauftritt und heute war die Generalprobe. Sprich ich hatte zwischen 18 und 21 Uhr eine Lücke. Also schnell „Everything Everywhere All at Once“ in den Player geschoben, von dem die Tage erst ein paar Kollegen geschwärmt haben, und die freie Zeit genutzt. Ob auch mich der Film der Daniels so zu begeistern wusste? 👁

Everything Everywhere All at Once (2022) | © LEONINE Distribution Spielfilm

Everything Everywhere All at Once (2022) | © LEONINE Distribution Spielfilm

Wurstfinger und Steine im Multiversum

Was für ein Ritt! Oft hat man ja eine gewisse Vorstellung von einem Film und ich muss sagen, dass „Everything Everywhere All at Once“ meine Erwartungen nahezu komplett erfüllt hat. Die Handlung ist wirklich unglaublich abgefahren und im Kern doch eine recht intime Familiengeschichte. Somit mochte ich bereits die ersten 30 Minuten sehr gerne, in der wir die Familie Wang kennenlernen. Während der profansten Sache auf der Welt, nämlich der jährlichen Steuerprüfung (durchgeführt durch Jamie Lee Curtis), wird Evelyn (großartig verkörpert von Michelle Yeoh) plötzlich in einen im Multiversum tobenden Krieg geworfen. Ab hier nimmt der ohnehin schon nicht langsam erzählte Film noch einmal ordentlich Tempo auf. Der Absurditätsregler wird zudem auf elf gedreht und wir reisen von recht normal wirkenden Universen plötzlich in ein Universum, in dem alle Menschen Wurstfinger haben. Klar, warum auch nicht?

Bei all der überbordenden Kreativität hätte „Everything Everywhere All at Once“ leicht zu viel wirken können. Es ist auch nicht wenig, was hier an Bildern auf uns Zuschauende einprasselt. Wie bekommt es das Regieduo Daniel Kwan und Daniel Scheinert also hin, dass wir uns dennoch auf das wilde Treiben einlassen? Tatsächlich sticht für mich einerseits der emotionale Kern (am Ende musste ich sogar ein paar Tränen verdrücken) und der absurde Humor hervor. Hier hat der Film meine Erwartungen sogar übertroffen und ich musste mehrfach laut lachen. Großartig fand ich zudem, dass ein Großteil der Spezialeffekte in camera entstanden ist, sprich es wurden viele praktische Effekte eingesetzt, was den Charme des Films noch einmal unterstützt. Auch der Score ist großartig und katapultiert uns gekonnt in diverse Universen, ohne jedoch die Verbindung zu unserer Realität zu kappen. Davon abgesehen war es schön, Ke Huy Quan (bekannt aus „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ oder „Die Goonies“) nach „Abenteuer ʻOhana“ einmal wieder in einer Hauptrolle zu sehen.

Fazit

„Everything Everywhere All at Once“ ist ein Film, den man bei der ersten Sichtung kaum komplett aufnehmen kann. Es passiert so viel und die 140 Minuten vergehen wie im Flug. Ich kann mir sogar gut vorstellen, dass der Film bei der Zweitsichtung noch einmal gewinnt. Eine kreative Meisterleistung, die ich wirklich nur empfehlen kann. Auf den nächsten Film der Daniels freue ich mich jetzt schon: 9/10 Punkte.

Downton Abbey II: Eine neue Ära – OT: Downton Abbey: A New Era (2022)

Heute habe ich mich sehr darauf konzentriert, meine latente Erkältung auszukurieren, sprich ich war nur eine Runde spazieren und habe sonst fast nur gelesen. Mal sehen, ob die Entschleunigung Wirkung zeigt. A propos Entschleunigung: Der Film des heutigen Abends sollte „Downton Abbey II: Eine neue Ära“ werden. Ich hatte mich schon länger darauf gefreut, nach beinahe drei Jahren nach „Downton Abbey“ zurückzukehren. 🏰

Downton Abbey II: Eine neue Ära (2022) | © Universal Pictures Germany GmbH

Downton Abbey II: Eine neue Ära (2022) | © Universal Pictures Germany GmbH

Wann und wo kann ich die nächste Folge schauen?

Wie bereits beim ersten Film hat es sich für mich angefühlt, wie nach Hause zu kommen. Alleine der Score. Wunderbar! Dann all die bekannten Gesichter und natürlich das titelgebende Anwesen selbst. Auch wenn ich mich gefreut habe, so hatte ich doch den Eindruck, dass die einzelnen Charaktere zu kurz kommen. Mal schnell im Bild und dann schon wieder der bzw. die nächste. Glücklicherweise nimmt sich „Downton Abbey II: Eine neue Ära“ über den weiteren Verlauf seiner turbulenten Handlung durchaus Zeit für seine Figuren, was ich sehr zu schätzen wusste. Nicht einfach bei solch einem Ensemble-Film.

Die Handlung teilt sich in zwei Teile: Der Großteil des Films (und des Casts) verbleibt auf Downton Abbey, wo ein Film gedreht werden soll. Wie bereits in der Serie ist nicht aufzuhaltender Fortschritt auch hier das Thema. Dieses Mal im Wandel vom Stumm- hin zum Tonfilm. Die Filmaufnahmen sind wirklich sehr unterhaltsam und natürlich lässt es sich niemand (weder die Adligen noch die Bediensteten) nehmen, ihren Teil zum Erfolg des Drehs beizutragen. Der zweite große Teil des Films spielt in Südfrankreich, wo sich ein Geheimnis rund um Violet Crawley lüften wird. Dieser Handlungsstrang bedeutet auch gleichzeitig den Abschied von der resoluten Aristokratin, welche abermals fantastisch durch die große Maggie Smith verkörpert wird. Sollte es jemals einen dritten Teil geben, dann wird dies ein großer Verlust sein.

Fazit

„Downton Abbey II: Eine neue Ära“ ist wunderbar leichte Unterhaltung, die sich vor allem an Fans der Serie richtet. Tatsächlich sehr entschleunigend. Das Problem ist nur: Ich habe nun das Gefühl, am liebsten die nächste Episode sehen zu wollen. Aber geht ja nicht. Sollte dies tatsächlich der endgültige Abschied von Downton Abbey und seinen Bewohner*innen gewesen sein, dann war es ein sehr gelungener: 9/10 Punkte.

Review: Willow – Staffel 1

Kaum einer zweiten Serie habe ich zuletzt so sehr entgegengefiebert, wie dieser. Mit  „Willow – Staffel 1“ hat Disney die Fortsetzung zu einem meiner liebsten Fantasy-Filme veröffentlicht. Die Trailer sahen großartig aus und ich habe mich extrem gefreut, Warwick Davis endlich wieder in einer seiner bekanntesten Rollen zu sehen. Was hat „Willow“ in Serienform nun also zu bieten? 🧙‍♂️

Willow | © Walt Disney

Willow | © Walt Disney

Leider nur bedingt gelungene Fantasy-Action

Ich habe die erste Episode von „Willow“ gesehen und sie hat mir trotz Schwächen durchaus gefallen. Ich dachte noch, dass die Serie danach bestimmt anziehen würde und man es hier mit einer typischen Pilotfolge zu tun hat, in der erst einmal alle Figuren etabliert werden müssen und die deshalb etwas ungelenk wirkt. Wohlwollende sieben Punkte also. Danach wurde es leider nicht besser. Zwar gibt es in jeder Episode ein paar Momente, in denen z.B. Warwick Davis glänzen kann, ein paar Witze zünden oder man ein paar schöne Landschaftsaufnahmen sieht. Ansonsten bleibt, gerade in der ersten Hälfte der Serie, nur wenig Positives zu berichten: Die Charaktere sind im besten Fall flach und im schlimmsten Fall komplett unsympathisch gezeichnet (ich schaue dich an, Kit). Die Dialoge sind profan und die Action teils absolut dilettantisch inszeniert. Unzählige Schnitte, viel zu dunkel und von Überblick kann keine Rede sein. Der 1988er Film hat alles in jeder Hinsicht so viel besser gemacht.

Wenn wir schon beim von mir geliebten Original sind: Ron Howards Film hatte viel Humor und war dennoch konsistent innerhalb seiner Welt. Showrunner Jon Kasdan (Bruder von Jake Kasdan, verantwortlich für das „Jumanji“-Reboot, und Sohn von Lawrence Kasdan) dagegen zieht in seiner Serienfortsetzung eine Metaebene ein, die teils moderne Kostüme, Sprache und Musik in die Welt von „Willow“ bringt. Das alles wirkt tonal komplett neben der Spur. Durchaus gute Ansätze werden dadurch negiert, dass sich die Autor*innen über ihre Welt und die Figuren darin lustig machen. Wir lachen aus einer Metaperspektive über sie und nicht mit ihnen, wie das im Original der Fall war. Sehr schade. Bis zum Finale habe ich bei jeder Episode gehofft, dass die Serie noch einen Wandel zum Positiven durchmacht, doch so wirklich hat das leider nicht geklappt. Dabei mochte ich einzelne Episoden durchaus, z.B. „Prisoners of Skellin“ mit Christian Slater (bekannt aus „True Romance“) als durchaus sympathischen Madmartigan-Ersatz und auch so manche Figur ist mir ans Herz gewachsen. Im Gesamtkontext war das aber einfach nicht genug.

Der Fluch der „Willow“-Fortsetzungen

Wie ich bereits erwähnt habe, liebe ich den 1988er „Willow“. Seit Jahren hoffe ich auf eine gelungene Fortsetzung. Eine solche haben wir mit dieser Serie nicht bekommen. Doch wisst ihr, dass dies nicht der erste Versuch war? Bereits in den 1990er Jahren hat George Lucas zusammen mit Chris Claremont eine Romantrilogie geschrieben, welche die Geschichte fortsetzt. Den ersten Band „Schattenmond“ habe ich zur Hälfte gelesen und danach entnervt aufgegeben, denn er war grottenschlecht. Noch viel schlimmer als diese Serie. Umso mehr hatte ich auf eine gelungene und mit bedacht inszenierte Fortsetzung gehofft. Leider jedoch fühlt sich die Serie „Willow“ eher wie ein augenzwinkerndes „Dungens & Dragons“-Abenteuer an, in dem die Held*innen sich ihrer Rolle bewusst sind und deshalb mehr oder weniger geschickt die Meta-Wand durchbrechen. In solch einem Setting hätte die Serie einigermaßen funktionieren können, doch es ist einfach keine gelungene Fortführung von „Willow“.

Fazit

Ich hatte so große Hoffnungen für diese Serie. Leider jedoch wurden sie nicht erfüllt. Spaß hatte ich dennoch über den Verlauf der acht Episoden. Teils gab es wirklich schön anzuschauende Schauplätze und so manche Entwicklung hätte sich interessant gestalten können. Leider ist der Ton komplett inkonsistent und viele kreative Entscheidungen mehr als nur fragwürdig. Ebenso fraglich ist, ob wir eine zweite Staffel bekommen werden. Ich würde die Serie nicht vermissen (und vermutlich dennoch weiterschauen). Schade drum: 6/10 (5.8) Punkte.

Tom Clancy’s Jack Ryan – Season 3

Hatte ich der zweiten Staffel noch entgegengefiebert, ist „Tom Clancy’s Jack Ryan – Season 3“ einfach so aufgetaucht, ohne dass ich nach drei Jahren Pause noch groß damit gerechnet hätte. Da ich gerade ohnehin eine Lücke im Programm hatte, habe ich direkt damit angefangen, auch wenn mich das zweite Jahr nach der tolle ersten Staffel nicht mehr hundertprozentig zu begeistern wusste. Was also hat das dritte Abenteuer zu bieten? 🕵️‍♂️

Tom Clancy’s Jack Ryan – Season 3 | © Amazon Prime Video

Tom Clancy’s Jack Ryan – Season 3 | © Amazon Prime Video

Inhaltlich fast schon schmerzhaft anzusehen

Wurde in der ersten Staffel der Terror aus dem Nahen Osten thematisiert, stand im zweiten Jahr der Umsturz in einem südamerikanischen Land im Fokus. Welches Thema haben sich die Autor*innen für die dritte Staffel ausgesucht? Einmal mehr wurde der Kalte Krieg ausgegraben, der ja bereits im Jack-Ryan-Film „Jagd auf Roter Oktober“ im Fokus stand. In Zeiten des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ist das ein Brennpunkt, der leider schmerzhaft nahe am aktuellen Weltgeschehen dran ist. Natürlich wurde die Staffel vor dem Angriff geschrieben, doch bin ich mehrfach zusammengezuckt als die Ukraine erwähnt wurde. Wie auch die vorherigen Staffeln von „Tom Clancy’s Jack Ryan“ ist es somit sinnvoll, die Serie komplett in das Reich der Fantasie zu schieben. Dies ist mir nicht immer leicht gefallen und doch funktioniert die Geschichte rund um eine russische Splittergruppe, die den Systemsturz plant, unter dieser Voraussetzung überraschend gut.

„Tom Clancy’s Jack Ryan“ ist bombastisch inszeniert und die Unterschiede zu Kinofilmen sind kaum noch auszumachen. Die Geschichte ist dicht und ich hätte mir gewünscht, sie enger getaktet schauen zu können. Aufgrund der Weihnachszeit hat sich die Sichtung der acht Episoden jedoch über drei Wochen gezogen und ich musste mich immer wieder neu orientieren, welche Fraktion, denn nun wieder wen hintergangen hat und in welcher europäischen Großstadt sich Jack Ryan und Co. herumtreiben. Das ist nämlich wirklich fantastisch: Die Schauplätze in dieser Staffel sind sehr abwechslungsreich und machen James Bond alle Ehre. Erwähnenswert finde ich noch, dass Nina Hoss die tschechische Präsidentin spielt, was wirklich eine starke Performance ist. Alles in allem eine  wirklich runde Sache.

Fazit

Im Gegensatz zur zweiten Staffel hat mir das aktuelle Abenteuer deutlich besser gefallen, auch wenn es inhaltlich in der momentanen weltpolitischen Lage teils unangenehme Assoziationen weckt. Wenn man die Jack-Ryan-Welt rein fiktional sieht, was vermutlich ohnehin der bessere Ansatz ist, dann macht dieser Agententhriller  im Hochglanz-Look extrem viel Spaß: 8/10 (8.4) Punkte.

Strange World (2022)

Heute wollte ich noch einmal einen Filmabend veranstalten. Eigentlich wäre der dritte Teil der „Die Chroniken von Narnia“-Trilogie dran gewesen, aber darauf hatte ich keine Lust. Vielmehr hat mich mit „Strange World“ der jüngste Disney-Film gereizt, der noch nicht einmal richtig aus dem Kino raus ist und dort leider ein ziemlicher Flop war. Wen wundert das, wenn man ihn nahezu parallel auf Disney+ sehen kann? 🐢❤

Strange World (2022) | © Walt Disney

Strange World (2022) | © Walt Disney

Ein klassischer und doch moderner Abenteuerfilm

Ich liebe die Aufmachung von des Films. Schon alleine die Titelsequenz erinnert an die Pulp-Hefte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auch die Struktur von „Strange World“ ist daran angelehnt: Eine klassische Abenteuergeschichte, die Steampunk-Elemente enthält und unseren Held*innen gefährliche Landschaften und Kreaturen in den Weg stellt. Was Figuren, Motivation usw. angeht, ist „Strange World“ allerdings extrem modern, gerade für Disney. Das erklärt vielleicht auch, warum der Film so ein Flop war: Gewisse Zuschauerschichten würden ihn bestimmt abwertend als Produkt der Woke-Kultur bezeichnen: „Strange World“ besitzt einen sehr diversen Cast, der Sohn unserer Hauptfigur ist offen schwul und das ist okay für alle und wird nicht weiter thematisiert. Frauen sind in Führungsrollen und technisch versierter als die männlichen Charaktere. Die Botschaft des Films ist auch überdeutlich: Hört auf die Erde für technischen Fortschritt auszubeuten und besinnt euch auf die wirklich wichtigen Dinge. Kein Wunder, dass hier ganze Zuschauergruppen wegfallen.

Von all dem abgesehen ist „Strange World“ wunderbar unterhaltsames Abenteuerkino mit wirklich beeindruckenden Bildern und einer innovativ gestalteten Welt. Schon vor der großen Enthüllung hatte ich den Verdacht, dass wir uns hier im Inneren eines Lebewesens befinden. Am Ende macht alles Sinn und auch die Konflikte zwischen den Figuren werden aufgelöst. Mich hat der doppelte Vater-Sohn-Konflikt gekriegt und auch wenn es tiefergehende Disney-Filme gibt, so mochte ich die Figuren und die angesprochenen Themen. Davon abgesehen sieht der Film einfach bombastisch aus!

Fazit

„Strange World“ ist sicherlich nicht der beste Disney-Film, doch warum er solch ein Flop war, erschließt sich mir nicht. Tatsächlich vermute ich den schnelle Streaming-Release sowie die progressivere Figurenzeichnung. Ein neues Franchise wäre hier vermutlich sowieso nicht entstanden, insofern hoffe ich nur, dass Disney nicht die falschen Schlüsse daraus zieht. Hat mir und den Kindern doch sehr gut gefallen: 8/10 Punkte. (Zappelinchen: 8/10 Punkte; Zwergofant: 8/10 Punkte.)

Nope (2022)

Nachdem ich heute den letzten Jahresrückblick fertig gestellt habe, wollte ich abends unbedingt noch einen Film schauen. Tatsächlich hat es dann die neueste Blu-ray aus meiner Sammlung in den Player geschafft. Jordan Peeles „Nope“ lag bei mir unter dem Weihnachtsbaum und ich war schon sehr gespannt darauf. Was also hat Peeles Ausflug in das Sci-Fi-Genre zu bieten? 🛸

Nope (2022) | © Universal Pictures Germany GmbH

Nope (2022) | © Universal Pictures Germany GmbH

Ein fantastisch gefilmtes Sci-Fi-Rätsel

Zunächst einmal muss ich festhalten, wie unglaublich gut „Nope“ aussieht. Vor der Sichtung war mir nicht klar, dass der Film in Teilen im IMAX-Format gefilmt wurde. Das Format wechselt somit häufiger von Cinemascope auf 16:9-Vollbild, was den ohnehin schon bombastischen Look noch imposanter werden lässt. Ein wahrer Augenschmaus. Interessanterweise spiegelt sich die hochwertige Inszenierung auch im Inhalt, denn wir blicken zurück auf die ersten bewegten Bilder, wohnen einem Filmdreh bei und am Ende packt sogar einer der Protagonisten eine IMAX-Kamera aus, um die unbekannten, fliegenden Objekte festzuhalten. Wie jedoch sieht es um den Inhalt aus?

Ich mochte die bisherigen Filme Jordan Peeles sehr. „Get Out“ war noch recht einfach zu lesen, „Wir“ dagegen schon allegorischer, was ihn für mich zu einem der faszinierendsten Filme der letzten Jahre macht. Zudem war er unheimlich. Aber so richtig. „Nope“ dagegen konnte mich, was den Grusel angeht, nicht so richtig packen. Seine erzählerischen Ebenen finde ich dagegen sehr spannend. Was will uns Peele mit dem Film sagen? Ich habe ihn noch nicht wirklich entschlüsselt: Es scheint um das Verhältnis zwischen Mensch und Tier zu gehen. Um Ausbeutung und Urinstinkte. Die Kamera als erweitertes Auge des Menschen. Um Aufmerksamkeit und Bekanntheit. Es steckt einiges in „Nope“, das unter der Oberfläche aufblitzt. Ich freue mich jetzt schon darauf, den Film immer weiter zu entschlüsseln.

Fazit

„Nope“ hat mich über zwei Stunden blendend unterhalten. Er konnte mich allerdings nicht so komplett packen, wie Peeles letztes Werk. Was bleibt ist ein spannender Genrefilm, der extrem gut aussieht und der zum Nachdenken anregt. Was will man mehr? Nicht nur für Freunde von Jordan Peeles bisherigen Oeuvre definitive eine Empfehlung: 8/10 Punkte.

Avatar: The Way of Water (2022)

Heute war es endlich soweit! Nachdem wir vor ca. sechs Wochen „Avatar: Aufbruch nach Pandora“ geschaut haben, stand heute endlich der Kinobesuch von „Avatar: The Way of Water“ auf dem Programm. Die Kinokarten hatte ich schon letzte Woche gekauft, da alle Vorstellungen tatsächlich ausverkauft sind. Für die Kids hieß es zum ersten Mal IMAX und die Patin des Zwergofanten hat sich auch noch spontan angeschlossen. Was also hatte der zweite Ausflug nach Pandora zu bieten? 🌊

Avatar: The Way of Water (2022) | © 20th Century Studios

Avatar: The Way of Water (2022) | © 20th Century Studios

Die 13 Jahre des Wartens haben sich gelohnt

Habe ich schon den Erfolg von „Avatar: Aufbruch nach Pandora“ nicht so ganz begriffen, scheint sich dieser mit „Avatar: The Way of Water“ zu wiederholen. Der nahezu ausverkaufte IMAX-Saal war bevölkert von jeder Altersgruppe und jedem Geschlecht. Gruppen von Senior*innen haben sich auf den Rolltreppen zum IMAX-Kino über Pandora unterhalten, Kindern war die Vorfreude ins Gesicht gemalt und Teenager*innen haben sich zum Date in der Nachmittagsvorstellung eigefunden. Ein kompletter Schnitt durch alle Bevölkerungsschichten. Komplett verrückt und doch war dies beim ersten Teil ja auch nicht anders. Die Vermutungen, dass nach 13 Jahren das Interesse an James Camerons Franchise abgeflaut sei, wirken uninformiert. So voll habe ich das Kino schon lange nicht mehr erlebt. Und ja, nach der Sichtung des Films wundert es mich erneut, wie solch ein Genre-Mix nahezu jeden ins Kino zieht.

Inhaltlich ist „Avatar: The Way of Water“ eine konsequente Weitererzählung der Geschehnisse des Vorgängers. Auch auf Pandora sind 13 Jahre vergangen und wir erleben Jake und Neytiri als Eltern von vier Kindern, die nach der Rückkehr der Himmelsmenschen zu einem Inselvolk fliehen. Dort lernen sie die Artenvielfalt der Unterwasserwelt kennen und müssen am Ende gegen einen alten Gegner kämpfen. Ihr seht schon: Die Geschichte ist erneut nicht besonders umfangreich, doch es ist die Art und Weise, wie James Cameron sie erzählt, die auch diese Fortsetzung unglaublich immersiv und mitreißend macht. Die 193 Minuten Laufzeit vergehen wie im Flug und ich hätte durchaus noch mehr Zeit auf Pandora verbringen können. Es gibt schöne und ruhige Szenen, emotionale Höhepunkte, die mir die Tränen in die Augen getrieben haben, und wirklich harte(!) Actionsequenzen:

„Papa, hast du gesehen, wie dem [Tulkun-Jäger] der Arm von dem Seil abgerissen wurde? Und dann sind beide weggeflogen! Das hat man genau gesehen!“

– Der Zwergofant nach der Kinovorstellung

Technisch beeindruckend und anstrengend (HFR)

Neben den inhaltlichen Qualitäten, die durchaus vorhanden sind (nicht auf die Hater hören), steht natürlich die audiovisuelle Präsentation im Fokus. Es war schon eine Wucht, „Avatar: The Way of Water“ auf der riesengroßen IMAX-Leinwand in 3D zu sehen. Der Film sieht unfassbar gut aus. CGI ist als solches nicht mehr auszumachen und Pandora wirkt wie ein lebendiges Ökosystem. Die Na’vi agieren teils menschlicher als die menschlichen Darsteller und jede noch so kleine Emotion kommt unmittelbar durch. Es wäre perfekt, wäre da nicht die hohe Framerate (HFR) gewesen. Diese hatte mir damals bereits den Kinobesuch von „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ verdorben, denn der Film sah aus wie eine Seifenoper. Ich kann das nicht verstehen: Jahrelang hat man versucht, den Filmlook zu kopieren und selbst Dokumentationen filmisch aussehen zu lassen – und dann plötzlich dieser Trend. Glücklicherweise setzt Cameron nicht in jeder Szene auf HFR und bei so mancher Totale sieht es auch ganz gut bzw. nur wie in einem flüssigen Videospiel aus. Leider werden die 48 fps (frames per second) jedoch auch in mancher Naheinstellung verwendet und da greift dann doch wieder der Seifenoper-Effekt. Weit nicht so schlimm wie damals bei „Der Hobbit“, doch ich hätte den Film insgesamt lieber in 3D mit 24 fps gesehen. Als Kinofilm eben.

Fazit

Mir hat „Avatar: The Way of Water“ ziemlich genau das gegeben, was ich erwartet hatte. Es ist ein bombastisches Kinoerlebnis, das man auch im Kino sehen sollte. Einzig HFR hat mich gestört, doch das sieht bestimmt nicht jede(r) Zuschauer*in so kritisch. Inhaltlich mag ich die Welt von Pandora und auch die Sully-Großfamilie ist mir ans Herz gewachsen. Immer haarscharf am Ethnokitsch vorbei, dennoch mit sinnvoller Botschaft und einem fantastischen Look. Den Kinobesuch zur Fortsetzung haben wir heute schon geplant, auch wenn die Kinder den Vorgänger gelungener fanden. James Cameron hat es immer noch drauf: 9/10 Punkte. (Zappelinchen: 8/10 Punkte; Zwergofant: 9/10 Punkte.)

The Dropout – Die komplette Miniserie (2022)

Eigentlich wollte ich nach dem grandiosen „Andor“ direkt mit der Serienfortsetzung zu „Willow“ weitermachen. Doch Disney veröffentlicht die Serie im Wochenrhythmus und dahin kann ich nicht wieder zurück. Folglich habe ich mich nach einer Serie zur Überbrückung umgeschaut und bin auf „The Dropout“ gestoßen. Die Geschichte um Theranos und die Gründerin Elizabeth Holmes war mir bereits aus Dokumentationen bekannt und ich fand sie stets faszinierend. Insofern war ich sehr auf die dramatische Aufarbeitung gespannt. 🩸💉

The Dropout | © Hulu

The Dropout | © Hulu

Eine unglaubliche, wahre Geschichte unserer Zeit

Die bisherigen Dokumentationen (siehe auch Video unten), die ich bisher über Theranos und Elizabeth Holmes gesehen habe, waren eher nüchtern erzählt und haben sich auf den Betrug und die Fakten konzentriert. Die Serienfassung „The Dropout“ holt weiter aus und nimmt sich Zeit, auch Elizabeth Holmes‘ Figur ausführlicher zu charakterisieren. Ich würde beinahe so weit gehen und sagen, dass Holmes in den ersten Episoden noch sympathisch bis idealistisch gezeichnet ist. Natürlich kippt das spätestens im Mittelteil der Serie, wenn Holmes komplett größenwahnsinnig wird und ohne Rücksicht auf Verluste ihre verquere Vorstellung von unternehmerischen Erfolg über alles andere stellt. Quasi „Fake It Till You Make It: The TV Show“. Bei all dem war die Vision von Theranos grundsätzlich spannend und hätte die Technologie funktioniert, dann wäre die Geschichte ganz anders ausgegangen. Aber das ist genau die Krux daran: Die vollständige Missachtung von Wissenschaft, die eben keine Abkürzungen zulässt. In unserer kapitalistischen Gesellschaft mit Investoren, die schnell Erfolge sehen wollen, ein nicht überwindbarer Widerspruch.

Die Serie nimmt sich Zeit, um die Entwicklung von Elizabeth Holmes und Theranos im Detail zu zeichnen. Sie ist unterhaltsam, spannend, absurd und desillusionierend. Dabei wirkt die Entwicklung durchaus realistisch. Holmes wird nicht als böse Superschurkin gezeichnet, sondern eher als eine Person, die blind für ihre eigenen Fehler ist bzw. die in einer Umgebung aufwächst, in der man keine Fehler duldet. Einzig in den letzten Episoden driftet ihre Charakterisierung ein wenig ins Überzeichnete ab. Dennoch insgesamt eine absolut packende Serie, welche die Geschichte rund um Elizabeth Holmes und Theranos mitreißend dramatisiert. Amand Seyfried (bekannt z.B. aus „In Time: Deine Zeit läuft ab“) stellt die Gründerin sehr überzeugend und manisch dar. Naveen Andrews  (Sayid aus „Lost“) als Sunny hätte ich beinahe nicht wiedererkannt. Nebendarsteller wie Stephen Fry oder William H. Macy (Frank Gallagher aus „Shameless“) ergänzen den exzellenten Cast.

Fazit

Der wahre Fall hat mich schon immer fasziniert. Die dramatische Aufbereitung in Serienform hat das Interesse weiter entfacht. Es ist eine packende Geschichte und man fragt sich, was denn schief läuft in Silicon Valley. Speziell gerade jetzt, da mit Sam Bankman-Fried das nächste Wunderkind auf der Anklagebank sitzt. Immerhin war Elizabeth Holmes‘ Vision im Vergleich bemerkenswert. Es wird bestimmt nicht die letzte Geschichte dieser Art gewesen sein: 9/10 (8.6) Punkte.