Wednesday – Staffel 1 (2022)

Ich hänge dem Hype einmal wieder hinterher. Zwar hatte das Zappelinchen bereits bei Veröffentlichung Interesse an „Wednesday – Staffel 1“ gezeigt, doch geschaut hatte sie die Serie damals nicht. Da ich die Kinder dieses Jahr an die „Addams Family“-Filme herangeführt habe, war der Sprung zu Tim Burtons Serie ein kleiner. Das Interesse war groß und somit war unsere nächste Familienserie nach „Loki“ gesetzt. 🕸️

Wednesday – Staffel 1 | © Netflix

Wednesday – Staffel 1 | © Netflix

Die „Addams Family“ trifft auf „Harry Potter“

Als „Wednesday“ veröffentlich wurde, klebte noch eine 12er Freigabe an der Serie (zumindest bei der Veröffentlichung auf Netflix). Inzwischen wurde die Serie offiziell ab 16 freigegeben, was uns zum Überlegen brachte, ob wir dennoch reinschauen können. Da der Zwergofant bisher die Filme gut verkraftet hatte, wollten wir es zumindest probieren: Es war tatsächlich überhaupt kein Problem. Je nach Kind kann man die Serie auch schon gut ab 12 Jahren schauen. Spannend bzw. gruselig ist sie an ein paar Stellen natürlich dennoch, aber alles gut verkraftbar. Genug der Vorrede. Wie kann man sich eine „Wednesday“-Serie nun vorstellen? Ich habe sie am ehesten als Mischung aus einer modernisierten Version der „Addams Family“-Filme der 1990er Jahre und „Harry Potter“ wahrgenommen. Stimmung und Ton sind eindeutig in der eigenen Welt verhaftet, doch Setting und Aufbau bzw. Struktur haben mich doch deutlich an die Internatswelt des jungen Zauberers denken lassen. Auch hier musste in jedem Jahr ein Mysterium in Hogwarts gelöst werden. Genau wie in der Nevermore Academy in „Wednsesday“. Das ist schon ein ziemlich geschickter Schachzug.

Was die Besetzung angeht, hat Tim Burton ein recht glückliches Händchen bewiesen: Natürlich schwebt über allem die ikonische Besetzung der Barry-Sonnenfeld-Filme, doch mit Jenna Ortega (auch bekannt aus Burtons „Beetlejuice Beetlejuice“) als Wednesday, Catherine Zeta-Jones als Morticia, Luis Guzmán als Gomez und Fred Armisen als Onkel Fester ist auch die neue Familie Addams recht gut aufgestellt. Hinzu kommen etliche Jungdarsteller:innen, welche wunderbar in diese Welt passen. Speziell Emma Myers‘ Enid ist ein wundervoller Gegenpol zu Wednesday. Die Serie bewegt sich recht geschickt auf Coming-of-Age-Pfaden und kombiniert diese mit Gothic-Mystery-Elementen. Ich hätte nicht vermutet, dass dieser Ansatz so gut funktioniert, wie er es tatsächlich tut. Die Serie macht unfassbar viel Spaß und sieht auch toll aus. Tim Burtons typischer Stil kommt allerdings deutlich weniger durch, als ich das erwartet hätte. Somit ist die Serie trotz des düsteren Fantasy-Settings sehr breitentauglich und selbst Wednesday darf am Ende Gefühle zeigen. Herrlich fand ich auch, dass mit Christina Ricci die Darstellerin der 1990er Wednesday eine zentrale Rolle spielt. Eine schöne Hommage und auf der Meta-Ebene besonders witzig. Das Mysterium selbst bietet einige Wendungen lädt zum Miträtseln ein. Die Kinder waren komplett in die Serie investiert. Wirklich ein 100%iger Erfolg.

Fazit

Ich liebe „Wednesday“ schon alleine dafür, dass uns die Serie begeistert auf dem Sofa vereint hat. Alle wollten wissen, wie es weitergeht. Da gab es keinen genervten Blick und kein Augenrollen. Wir hatten danach Diskussionen über einzelne Episoden und Figuren und überhaupt war es ein kleines Familien-Event, was wir schon lange nicht mehr mit Filmen oder anderen Serien hatten. Schön! Nun freuen wir uns schon alle auf die zweite Staffel, auch wenn die Kritiken eher bescheiden sind. Das erste Jahr auf der Nevermore Academy war auf jeden Fall großartig: 9/10 (8.8) Punkte. (Zappelinchen: 10/10 Punkte; Zwergofant: 9/10 Punkte.)

Aftersun (2022)

Da der Zwergofant mit seinen Cousins auf der Langen Nacht der Wissenschaften unterwegs war, bzw. dies immer noch ist, wenn ich diese Zeilen schreibe, gab es heute einen Filmabend in kleiner Runde. Das Zappelinchen hatte keinen besonderen Wunschfilm, weshalb ich „Aftersun“ ausgesucht habe, den ich schon lange sehen wollte. Wie das Coming-of-Age-Drama bei uns angekommen ist? 📹

Aftersun (2022) | © MUBI

Aftersun (2022) | © MUBI

Fremde Erinnerungen an das Erwachsenwerden

Ich wusste im Vorfeld schon grob, worum es in dem Film geht. Das machte aber nichts, denn der Film lebt weder von einem Twist, noch ist er sonderlich handlungsgetrieben. Die Figuren stehen im Mittelpunkt: Ein Vater, Calum (gespielt von Paul Mescal), der mit seiner elfjährigen Tochter, Sophie (gespielt von Frankie Corio), in den Urlaub in die Türkei gereist ist. „Aftersun“ eröffnet mit Aufnahmen einer Videokamera. Die Bilder sind hektisch und wir werden ohne Kontext in Sophies Erinnerungen hineingeworfen. Dann werden die Bilder ruhiger, oft schon statisch. Der Blick bleibt lange stehen. Saubere, klare Filmbilder. Wie Erinnerungen an die eigene Kindheit. Immer wieder werden diese durch Camcorder-Aufnahmen unterbrochen. Wie Fragmente, welche die diffusen Erinnerungslücken füllen. All das ist unglaublich unspektakulär und man muss sich als Zuschauer:in darauf einlassen. Gelingt das, wird man mein einer unfassbar kraftvollen Geschichte belohnt, die mich am Ende weinend auf dem Sofa sitzen ließ.

Das Wunderbare an Charlotte Wells‘ Film ist, dass die Drehbuchautorin und Regisseurin vieles unausgesprochen lässt. Als Zuschauer:in durchlebt man die Erinnerungen und muss sich die Brücken, was denn geschehen ist, selbst bauen. Das klingt nun anstrengend und fordernd, aber so ist das gar nicht gemeint. Die Handlung ist glasklar. Aber sie ist nicht plakativ, sondern setzt auf Emotionen und, ich kann es nur wieder betonen, Erinnerungen. Alltagsbanalität wird mit emotionalen Tiefschlägen durchsetzt. Spätestens im letzten Drittel weiß man genau, wie der Film ausgehen wird. Die Inszenierung in den letzten Szenen ist so packend, dass mir jetzt beim Schreiben schon wieder die Tränen kommen. Ich werde „Under Pressure“ von Queen und David Bowie wohl nie wieder hören können, ohne an diesen Film zu denken. Trotz aller Dramatik und Traurigkeit bietet „Aftersun“ unzählige wunderschöne Momente zwischen Vater und Tochter. Diese Erinnerungen überwiegen. Es sind jene, die sich Sophie bewahrt hat, auch wenn der Schmerz sie stets begleitet.

Fazit

„Aftersun“ hat mich voll erwischt. Auch das Zappelinchen konnte sich in die Geschichte fallen lassen. Wir haben den Film auf Englisch gesehen, was für meine Tochter ein großes Thema war. Vermutlich wird sie den Film auch deshalb im Gedächtnis behalten. Der seltsame schottische Akzent. Der Papa, der weinend auf dem Sofa neben ihr sitzt. Eine ganz andere Art von Filmabend. Für mich einer, den ich niemals vergessen werde. Charlotte Wells ist mit „Aftersun“ ein emotionaler Volltreffer gelungen: 10/10 Punkte. (Zappelinchen: 8/10 Punkte; Zwergofant: war mit seinen Cousins unterwegs)

Bosch: Legacy – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 3)

Vier Jahre liegt meine Sichtung der Serie „Bosch“ nun schon zurück. Damals bin ich eher durch Zufall darauf gekommen und ich hätte nie erwartet, dass mir die Serie so gut gefallen würde. Inzwischen gibt es mit „Bosch: Legacy“ ein Spin-off, das sich jedoch eher wie eine direkte Fortführung der Hauptserie anfühlt. Warum sich auch diese Serie wirklich lohnt, lest ihr in der folgenden Besprechung… 🕵️‍♂️👮‍♀️🚔

Bosch: Legacy | © Amazon Prime Video

Bosch: Legacy | © Amazon Prime Video

Zunächst einmal möchte ich vorausschicken, dass ihr euch bei Interesse von der Bezeichnung Spin-off nicht abschrecken lassen solltet, denn „Bosch: Legacy“ fühlt sich eher an wie Staffel acht, neun und zehn der Hauptserie. Wenn euch dieser Gedanke nun ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, schaut am Besten rein oder lest meine Eindrücke zu den drei Staffeln der Serie:

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Jurassic World: Ein neues Zeitalter – OT: Jurassic World Dominion (2022)

Der zweite Weihnachtsfeiertag liegt hinter uns. Wie kann die Zeit nur so rennen? Es ist unglaublich. Nach einem schönen Spielenachmittag mit der Patin des Zwergofanten, haben wir abends mit „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ unsere Dino-Filmreihe abgeschlossen. Für mich war es das erste Mal, denn das Finale der zweiten Trilogie hatte auch ich bisher noch nicht gesehen. Wie er uns gefallen hat? Lest selbst… 🦕

Jurassic World: Ein neues Zeitalter (2022) | © Universal Pictures Germany GmbH

Jurassic World: Ein neues Zeitalter (2022) | © Universal Pictures Germany GmbH

„The Extinct and the Furious“ in unterhaltsam

Gesehen habe ich nur die Kinofassung, nicht den gut 12 Minuten längeren Extended Cut, da es diesen nicht in 3D gibt. Laut Schnittbericht habe ich nicht allzu viel verpasst und doch werde ich beim nächsten Mal wohl die erweiterte 2D-Fassung schauen. So viel zum Vorgeplänkel. Aufgrund der teils katastrophalen Kritiken hatte ich nicht besonders viel erwartet und wurde deshalb vermutlich umso positiver überrascht. Vielleicht liegt es an meiner angepassten Erwartungshaltung, welche bereits mit „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ neu justiert wurde. Auch wenn Colin Trevorrow einige Nostalgieknöpfe drückte, so war der Film für mich immer ganz klar etwas ganz anderes als mein geliebter „Jurassic Park“. Mein Vergleich in der Zwischenüberschrift zu „The Fast and the Furious“ ist nur ein vermuteter, da ich bisher noch keinen einzigen Film der Reihe gesehen habe. Doch stelle ich mir die späteren Werke genauso vor: Absurde Agentenaction, nur hier eben mit Dinos anstelle von Autos. Davon abgesehen größer, lauter und absurder.

Irgendwie ist es Colin Trevorrow gelungen, trotz der seltsamen Versatzstücke einen wirklich unterhaltsamen Film zu inszenieren. Die Agentenaction auf dem Dino-Schwarzmarkt war da noch das schwächste Element für mich. Ich habe mich tatsächlich gefreut, Laura Dern, Sam Neill und Jeff Goldblum wiederzusehen. Auch wenn es hier nur um reine Nostalgie geht. Ich mochte ihre Auftritte dennoch sehr gerne, weil es einfach tolle Schauspieler:innen sind und mir auch ihre Figuren sehr am Herz liegen. Wenn dann im Finale quasi der T-rex-Angriff aus „Jurassic Park“ nachgestellt wird, dann wirkt es nur etwas befremdlich, dass plötzlich gefühlt 20 Personen um das gecrashte Auto herumstehen. „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ ist in solchen Szenen einfach zu groß und will zu viel. Dennoch habe ich mich nicht geärgert und war erstaunt, wie schnell die knapp zweieinhalb Stunden doch verflogen sind. Ich wurde richtig gut unterhalten und das trotz des Wissens, dass dies kein klassischer „Jurassic…“-Film mehr ist, sondern ein überzüchteter Hybrid aus unzähligen Versatzstücken. Ich habe eine Schwäche für die Reihe, was auch meine Rangliste zeigt:

  1. „Jurassic Park“ (10/10 Punkte)
  2. „Vergessene Welt: Jurassic Park“ (8/10 Punkte)
  3. „Jurassic World“ (8/10 Punkte)
  4. „Jurassic Park III“ (7/10 Punkte)
  5. „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ (7/10 Punkte)
  6. „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ (7/10 Punkte)

Fazit

Dinos, Action und eine gesunde Prise Nostalgie. Damit bekommt man mich doch immer. Die Kinder waren sogar so begeistert, dass ich vermute, dass dies ihr liebster Film der Reihe ist. Dem muss ich morgen noch einmal auf den Grund gehen. Auf jeden Fall ist klar, dass ich bei „Jurassic World Rebirth“, der im Sommer 2025 startet, mit der ganzen Familie im Kino sitzen werde. Das hier war ein schöner Abschluss für die zweite Trilogie: 7/10 Punkte. (Zappelinchen: 9/10 Punkte; Zwergofant: 9/10 Punkte.)

Guglhupfgeschwader (2022)

Endlich ist Wochenende! Nachdem der Zwergofant wieder lange beim Karate-Training war, und ich in der Zwischenzeit Pizza organisiert habe, sind wir recht spät aufs Sofa gekommen. Da Frau bullion Kopfschmerzen hatte, haben wir auf wilde Marvel-Action in 3D verzichtet und uns mit „Guglhupfgeschwader“ einmal mehr dem gemächlichen und doch turbulenten Treiben in Niederkaltenkirchen zugewandt. 🎰

Guglhupfgeschwader (2022) | © Constantin Film Verleih GmbH

Guglhupfgeschwader (2022) | © Constantin Film Verleih GmbH

Im achten Teil gibt es Action und Millionen

Nachdem wir den Vorgänger „Kaiserschmarrndrama“ erst nach längerer Pause gesehen hatten, ging es nun nach nur einer Woche schon wieder auf den Hof der Eberhofers. Interessanterweise stand der Kriminalfall dieses Mal deutlich stärker im Zentrum und war sehr mit den persönlichen Geschichten der Figuren verknüpft. Für Franz galt es die Frage zu klären, ob er denn der Vater von Lotto-Otto ist. Flötzinger dagegen wird scheinbar zum Lotto-Millionär, was für eine der witzigsten Musikmontagen der gesamten Eberhofer-Reihe sorgt. Auch daneben stimmt die Dynamik zwischen den Figuren einfach und selbst der im letzten Teil verstorbene Hund Ludwig wird inhaltlich noch einmal aufgegriffen.

Für mich hat all das wunderbar funktioniert, auch wenn die Reihe inzwischen schon ziemlich aufdreht bzw. Ed Herzog all das genauso inszeniert, wie man es vermutlich von ihm erwartet. Nur mit einer Prise mehr Action und Aufwand. Da wird das Bildformat im Showdown auf Cinemascope gemattet und plötzlich gleicht der Eberhofer-Hof dem Schauplatz in einem Italowestern. Das kann man albern oder übertrieben finden, doch für mich passen auch solche Spielereien wunderbar zu dieser erstaunlich erfolgreichen Krimireihe, die schon immer mehr war als nur ein Kriminalfall mit etwas Lokalkolorit.

Fazit

Insgesamt hat mir „Guglhupfgeschwader“ mindestens genauso gut gefallen, wie der Vorgänger „Kaiserschmarrndrama“. Damit hat die Reihe nach ein paar schwächeren Teilen wieder zu alter Stärke gefunden. Nun bleibt nur noch „Rehragout-Rendezvous“ übrig und wir haben alle aktuellen Filme der Reihe gesehen. Verrückt. Noch verrückter, dass uns die Filme tatsächlich so gut gefallen: 8/10 Punkte. (Zappelinchen: 7/10 Punkte; Zwergofant: 7/10 Punkte.)

Der Gesang der Flusskrebse – OT: Where the Crawdads Sing (2022)

Ein spannender Tag geht zu Ende: Die Operation von Frau bullion wurde nun tatsächlich recht spontan auf morgen vorverlegt, sprich es bleibt aufregend. Der Zwergofant hat bei seiner Patin übernachtet, weshalb wir einen erwachseneren Film schauen wollten. „Der Gesang der Flusskrebse“ war eines der letzten Lieblingsbücher von Frau bullion und ist brandneu auf Netflix verfügbar. Somit war die Wahl schnell klar und ich hoffte auf Ablenkung für die ganze Familie. 🦢

Der Gesang der Flusskrebse (2022) | © Sony Pictures Entertainment (PLAION PICTURES)

Der Gesang der Flusskrebse (2022) | © Sony Pictures Entertainment (PLAION PICTURES)

Ein ganzes Leben in einem Film

Ich wusste zuvor nur wenig über die Geschichte des Films. Eben das, was mir Frau bullion erzählt hatte, und quasi den Klappentext des Buches bzw. der Adaption. Ich hatte vermutet, dass der Mordfall viel stärker im Fokus steht, doch letztendlich wohnen wir der Lebensgeschichte des Marschmädchens bei. Von der frühen Kindheit bis zum letzten Atemzug. Im Zentrum der Geschichte steht eine Liebesgeschichte, die über lange Jahre unerfüllt bleibt. Zusammen mit dem Setting in den Südstaaten, hat mich „Der Gesang der Flusskrebse“ doch stark an „Wie ein einziger Tag“ erinnert. Zugegebenermaßen liegt die Sichtung der Nicholas-Sparks-Adaption schon sehr lange zurück, doch in meinem Kopf gleichen sich beide Filme doch sehr. Dabei wird „Der Gesang der Flusskrebse“ doch eher gelobt und „The Notebook“ (so der Originaltitel des anderen Films) als Kitsch abgetan. Wäre spannend, beide Filme noch einmal miteinander zu vergleichen.

Ich mag solche Geschichten und bin empfänglich für diesen ein Leben umspannenden Kitsch. Dabei wirkt „Der Gesang der Flusskrebse“ in seinen Themen sehr modern, gerade auch was unterschiedliche Männerbilder angeht. Diese sind fast schon stereotyp gezeichnet: Tate als moderner Mann, der lieber dreimal nach Einverständnis fragt und Kya in jeder Hinsicht respektiert. Auf der anderen Seite steht Chase, der jede(!) Grenze überschreitet und Kya nur als Besitz ansieht. Eigentlich sollte das alles nicht so recht funktionieren, denn die Intentionen sind zu offensichtlich. Jedoch spielt Daisy Edgar-Jones das Marschmädchen Kya mit einer erfrischenden Mischung aus Naivität und Stärke, dass man ihr ihre Entscheidungen einfach abnimmt. Auch die Inszenierung Olivia Newmans beweist viel Fingerspitzengefühl. Sie erweckt die Marschlandschaft zum Leben und macht aus ihr einen weiteren Charakter. Die Auflösung des Kriminalfalls ist am Ende nur noch eine Pflichtübung und unterstreicht den vorab etablierten Emanzipationsaspekt mehr oder weniger gekonnt.

Fazit

Mir hat „Der Gesang der Flusskrebse“ wirklich gut gefallen. Vielleicht auch weil es so eine ganz andere Art von Film ist, wie ich ihn momentan schaue. Das Zappelinchen war ebenfalls sehr angetan und Frau bullion findet zwar das Buch stärker, bestätigt der Adaption aber, dass sie alle wichtigen Stationen abhakt und sehr gelungen ist. Somit war es ein erfolgreich ablenkender Filmabend: 8/10 Punkte. (Zappelinchen: 8/10 Punkte; Zwergofant: hat bei seiner Patin übernachtet)

She Said (2022)

Was für eine Woche. Eigentlich hatte ich mich auf einen entspannten Filmabend im Familienkreis gefreut, doch aufgrund familiärer Unstimmigkeiten blieb den Kindern der heutige Freitagsfilm verwehrt. Sehr schade, doch somit konnte ich mit „She Said“ endlich einmal wieder einen Film vom Stapel für Erwachsene abarbeiten. Ich war extrem gespannt, wie die Geschichte um den Weinstein-Fall dramaturgisch adaptiert worden war. Sehr gelungen, das kann ich schon einmal vorausschicken… 📰

She Said (2022) | © Universal Pictures Germany GmbH

She Said (2022) | © Universal Pictures Germany GmbH

Eine extrem packende und wichtige Geschichte

Filme (z.B. „Spotlight“) oder Serien (z.B. „The Newsroom“), die journalistisches Arbeiten ins Zentrum ihrer Geschichte stellen, finde ich stets sehr interessant. Vielleicht weil es eine Zeit in meinem Leben gab, in der ich gerne Journalist geworden wäre. Heute kann ich sagen, dass ich nie die Hartnäckigkeit besessen hätte, die dafür nötig ist. So wie Megan Twohey und Jodi Kantor, die beiden Journalistinnen, welche die sexuellen Missbräuche Harvey Weinsteins ans Tageslicht gefördert haben. Maria Schrader erzählt in „She Said“ ihre Geschichte und fängt Journalismus dabei als oft nüchternen, langwierigen und doch spannenden und wichtigen Prozess ein. Ich war wirklich erstaunt, wie sehr ich mitgefiebert habe, obwohl das Ergebnis von Vornherein klar war und der Film auch ruhig und unaufgeregt inszeniert wird. Inhalt, Drehbuch und Schauspiel reichen völlig aus, um den Wert und die Relevanz dieser Geschichte zu transportieren.

Schon alleine der Einstieg ist brillant, wenn wir nach dem, für diesen Film fast schon reißerischem, Cold Opening hunderte verschiedener Frauen im Stadtbild New York Citys sehen. Vor dem Hintergrund des Films blicken wir auf ebenso viele mögliche Geschichten und Schicksale. Dabei gelingt es Maria Schrader fabelhaft, Frauen nicht als wehrlose Opfer darzustellen. Sie sind eindeutig, und damit vor allem Megan Twohey und Jodi Kantor, die Heldinnen des Films. Harvey Weinstein dagegen kein Gesicht zu geben und eher durch die Zeugenaussagen zu charakterisieren ist ein weiterer geschickter Schachzug. Es geht hier um die Geschichten und Schicksale dieser Frauen und da passt es auch wunderbar ins Bild, dass der Film mit Veröffentlichung des Artikels einfach vorbei ist. Fast schon journalistisch nüchtern.

Fazit

Mir hat „She Said“ ausgezeichnet gefallen. Der Film zeigt deutlich, wie wichtig  und auch anstrengend journalistisches Arbeiten ist. Daraus einen unterhaltsamen Film zu zaubern, der nicht auf Taschenspielertricks setzt, sondern Geschichte und Figuren sprechen lässt, ist durchaus eine Kunst. Sollte man definitiv gesehen haben, wenn man sich auch nur annähernd für diesen Fall interessiert: 9/10 Punkte.

Sonic the Hedgehog 2 (2022)

Nach einer anstrengenden Woche habe ich mich auf den Filmabend am Freitag gefreut. Meine Stimmung war nicht die beste, doch die Pizza hat geholfen. Danach haben wir uns vor dem Fernseher versammelt, um „Sonic the Hedgehog 2“ zu sehen, auf den wir bereits seit der Sichtung des ersten Teils gewartet haben. Speziell der Zwergofant, denn meine eigenen Erinnerungen sind schon ziemlich verblasst. 🦔

Sonic the Hedgehog 2 (2022) | © Paramount Pictures (Universal Pictures)

Sonic the Hedgehog 2 (2022) | © Paramount Pictures (Universal Pictures)

Eine (leider zu) actionreiche Fortsetzung

„Sonic the Hedgehog“ hat mich damals positiv überrascht. Der Film war kein Meisterwerk, doch ich mochte die Herangehensweise und den überdrehten Jim Carrey als Dr. Robotnik. Der zweite Teil beginnt ganz im Sinne des Vorgängers: Er führt ein paar neue Figuren ein und wir kehren zu Sonic und seinem Ziehvater Tom (gespielt von James Marsden, den ich seit „Jury Duty“ nicht mehr ernst nehmen kann) zurück. Die erste Hälfte des Films setzt wunderbar das Setting und ich mochte speziell die kleinen Gags als Sonic alleine zu Hause ist. Auch das darauf folgende Abenteuer im Schnee mit Sonic und Tails fand ich noch sehr unterhaltsam. Hier hatte der Film genau das richtige Maß an kinderfreundlicher Action und absurder Komik, welche vor allem durch Jim Carrey in den Film gebracht wird.

Zum Start in die zweite Filmhälfte halten wir uns viel zu lange bei der fingierten Hochzeit auf, welche wie ein Fremdkörper im Film wirkt. Hier hätten gut und gerne 15 Minuten rausgekürzt werden können. Das Abenteuer in der versunkenen Pyramide hat mir wiederum recht gut gefallen, doch dann geht es auf den Showdown zu und dieser erstickt völlig im Effektgewitter. Das fand ich nur noch anstrengend für Kopf und Augen. Leider typisch für den modernen Actionfilm. Mich hat das Finale nur noch gelangweilt und ich war froh, als es letztendlich vorbei war. Sehr schade drum, denn der Film hatte schöne Ansätze und ich mochte auch das Zusammenspiel zwischen Sonic, Tails und Knuckles. Da wäre weniger mehr gewesen.

Fazit

Ich mochte „Sonic the Hedgehog 2“  durchaus. Er hat ein paar schöne Sequenzen und guten Humor. Leider läuft er gut 20 Minuten zu lang und das übertrieben actionreiche Finale ist einfach zu viel des Guten. Die Kinder mochten den ersten Teil auch lieber, doch Spaß hat uns auch das Sequel gemacht: 6/10 Punkte. (Zappelinchen: 7/10 Punkte; Zwergofant:  8/10 Punkte.)

The Lost City: Das Geheimnis der verlorenen Stadt (2022)

Die erste Arbeitswoche ist geschafft. Nun ist endlich Wochenende. Nachmittags habe ich noch die weihnachtliche Außenbeleuchtung abgebaut und zum Abendessen eine Pizza bestellt. Danach hat es uns aufs Sofa gezogen. Um einen Film zu wählen, der allen gefallen könnte, habe ich „The Lost City: Das Geheimnis der verlorenen Stadt“ gestartet. Ob die romantische Abenteuerkomödie bei uns zünden konnte? 👑

The Lost City: Das Geheimnis der verlorenen Stadt (2022) | © Paramount Pictures (Universal Pictures)

The Lost City: Das Geheimnis der verlorenen Stadt (2022) | © Paramount Pictures (Universal Pictures)

Ein 08/15-Remake von „Romancing the Stone“

Es ist schon verblüffend, wie sehr die Prämisse von „The Lost City“ der des 1984er Abenteuerklassikers „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“ gleicht: Ein Autorin von Liebesschnulzen wird entführt und in ein tatsächliches Abenteuer gestürzt. Dabei muss sie sich mit einem unerwarteten Begleiter zusammenraufen und am Ende steht natürlich die große Romanze. Für mich schreit alles nach Remake, doch ein solches ist „The Lost City“ offiziell nicht. Schade eigentlich, denn dann wäre die Erklärung, warum das alles so uninspiriert und nach Schema F abläuft, einleuchtender gewesen. Auch wenn Sandra Bullock und Channing Tatum durchaus miteinander harmonieren, so bleibt das Abenteuer doch so seicht und ohne Höhepunkte, dass es fast schon traurig ist. Gerade im Vergleich zum Klassiker mit Kathleen Turner und Michael Douglas, der mit „Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil“ sogar eine Fortsetzung erhielt.

Die einzigen Highlight der sonst so vor sich hinplätschernden Abenteuergeschichte, waren für mich Daniel Radcliffe als charismatischer Bösewicht und Brad Pitt als als comichafter Actionheld. Gegen beide Charaktere bleiben alle anderen blass und vermutlich hätte man sowohl die beiden Hauptfiguren als auch die Geschichte auf elf drehen müssen, um Eindruck zu hinterlassen. Was hätte alles im Dschungel passieren können? Ich erwarte ja kein zweites „Jumanji: Welcome to the Jungle“, doch ein paar Tiere wären schon nett gewesen. Somit bleibt am Ende nur eine leidlich unterhaltsame Geschichte, die allerdings schon einmal besser erzählt wurde, ohne Höhepunkte.

Fazit

„The Lost City: Das Geheimnis der verlorenen Stadt“ ist nette Unterhaltung. Die Zeit vergeht und ich konnte ein paar Mal schmunzeln. Am Ende bleibt leider nur Durchschnitt und ich bin sicher, den Film bald schon vergessen zu haben. Dann lieber noch einmal zurück in die 1980er und die deutlich inspiriertere Version der Geschichte erleben: 6/10 Punkte. (Zappelinchen: 8/10 Punkte; Zwergofant: 7/10 Punkte.)

Alle für Ella (2022)

Der Zwergofant nächtigt heute auswärts, weshalb das Zappelinchen freie Bahn für einen Wunschfilm hatte. Schon seit längerer Zeit wollte sie „Alle für Ella“ sehen und war stets der Meinung, dass dieser zu erwachsen für den Zwergofanten sei. Quasi wie letztes Jahr mit „Das schönste Mädchen der Welt“, der in eine ähnliche Kategorie fiel. Wie also hat uns der Wunschfilm des Abends gefallen? 🎤🎸

Alle für Ella (2022) | © Weltkino Filmverleih GmbH (Vertrieb LEONINE)

Alle für Ella (2022) | © Weltkino Filmverleih GmbH (Vertrieb LEONINE)

Ein netter Teenie-Musikfilm aus Deutschland

Die Geschichte ist super simpel: Eine Girl-Band will an einem Bandwettbewerb teilnehmen und Leadsängerin Ella verliebt sich in den konkurrierenden Rapper, unter dessen harter Rich-Kid-Schale doch ein Herz aus Gold steckt. Die Handlung ist wahrlich nichts Besonderes und lebt vom Charme der vier Freundinnen, die mit allerlei Coming-of-Age-Problemen zu kämpfen haben. In diesen Szenen hat der Film das Herz am rechten Fleck und auch wenn ich mir als 43-jähriger Vater manchmal Cringe! dachte, so konnte ich die Nöte der Jugend tatsächlich noch nachvollziehen. Auch wenn sich Sprache und Look geändert haben, so sind ihre Herausforderungen doch zeitlos und universell. Quasi wie damals.

Die Musik des Films geht ins Ohr und es macht Spaß, den jungen Talenten bei ihrem Werdegang zuzusehen. Sowohl vor als auch hinter der Kamera. Der größte Schwachpunkt war für mich tatsächlich Hauptdarstellerin Lina Larissa Strahl, die zu alt für ihre Rolle wirkte und mich schauspielerisch am wenigsten überzeugen konnte. Im großen Ganzen fällt aber auch dieser Aspekt nur wenig ins Gewicht und der „Alle für Ella“ macht, bis zum vorhersehbaren Finale, viel Spaß.

Fazit

„Alle für Ella“ konnte mich deutlich mehr begeistern als der letzte Wunschfilm des Zappelinchens. Er ist sympathisch und hat das Herz am rechten Fleck. Man sollte kein Meisterwerk erwarten, doch wenn man sich in die Zielgruppe hineinversetzen kann, dann macht der Musikfilm viel Spaß. Durchaus gelungen: 7/10 Punkte. (Zappelinchen: 9/10 Punkte;  Zwergofant: auf einer Übernachtungsparty)