Extreme Frontiers: Racing Across Canada

Kaum hat Charley Boorman die Rallye Dakar bestritten, schicke ich ihn in meinem Wohnzimmer direkt in das nächste Abenteuer. Dieses Mal darf er es jedoch entspannter angehen und bereist in „Extreme Frontiers: Racing Across Canada“ das schöne Kanada. Zwar ist das bevorzugte Verkehrsmittel auch hier wieder das Motorrad, doch erinnert die Serie vom Aufbau eher an klassische Reisedokus, wie z.B. „Stephen Fry in America“ – alle Elemente, die man von einer Charley Boorman-Doku erwartet, sind dennoch vorhanden…

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Im Gegensatz zu den sonst üblichen 6-10 Episoden begleitet man Boorman hier nur über 4 Episoden auf seiner Reise, was wirklich knapp ist. Etliche Abschnitte wirken dadurch ziemlich gehetzt und ich hätte mir mehr Tiefe oder ausführlichere Gespräche gewünscht. Immerhin geht es direkt los und man hält sich nicht mit technischen Fachsimpeleien über Motorräder auf. Der Titel lässt zudem schon erahnen, dass es einige Grenzen auszutesten gilt und so nimmt Charley an diversen kleineren Abenteuern (z.B. Tauchen im Eismeer, Bullenreiten oder Bergbesteigungen) teil, was zwar oft grober Unfug, für den Zuschauer aber stets unterhaltsam ist. Wirklich fundierte Informationen zu Land und Leuten sollte man aber nicht erwarten.

Wem die bisherigen Dokus mit Charley Boorman gefallen haben, der dürfte auch mit „Extreme Frontiers: Racing Across Canada“ seinen Spaß haben. Auch ich hatte ihn, doch hätte ich gerne mehr von der Reise gesehen, denn die knapp 180 Minuten werden dieser – soweit ich das beurteilen kann – einfach nicht gerecht. Ein kurzes, aber auf jeden Fall sehenswertes Vergnügen: 8/10 Punkte.

Race to Dakar (2006)

Nach längerer Zeit hatte ich einmal wieder Lust auf eine Reisedoku und da ich Charley Boorman in seinen bisherigen Abenteuern stets sympathisch fand, bot sich „Race to Dakar“ an. Zuvor war ich eher skeptisch, da ich befürchtete, dass hier – noch mehr als in seinen anderen Unternehmungen – das Motorradfahren an sich im Vordergrund stehen würde. Schließlich geht es ja um die Teilnahme an der berühmt-berüchtigten Rallye Dakar. Ob es Charley ins Ziel geschafft hat?

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Zeitlich lässt sich „Race to Dakar“ zwischen den beiden Trips mit Ewan McGregor – „Long Way Round“ und „Long Way Down“ – und vor Charleys beiden „By Any Means“-Abenteuern einordnen. Ewan hat auch in dieser Doku einige Auftritte, doch blieb er aufgrund seiner Unerfahrenheit als Fahrer (und bestimmt auch auf Anraten seines Managers) lieber zu Hause. Dabei ist zu Beginn noch gar nicht klar, wie unwahrscheinlich anstrengend diese Unternehmung doch werden sollte. Man bekommt als Unbeteiligter (und in meinem Fall eigentlich auch Uninteressierter) zwar durchaus mit, dass es immer mal wieder Todesfälle bei der Rallye Dakar gibt, doch welche Leistungen die Fahrer teils erbringen müssen und was die Teilnahme an solch einem Rennen tatsächlich bedeutet, wurde mir erst nach dieser Doku klar.

Natürlich wird wieder viel über Motorräder geredet und das Fahren steht natürlich im Mittelpunkt, doch selbst mir – mit absolut keinem Interesse an Motorrädern – hat die Doku ausgezeichnet gefallen. Sie ist spannend, witzig und teils durchaus beeindruckend. Natürlich wird ab und zu inszenatorisch auf die emotionale Tube gedrückt, doch wirken die Personen stets echt und sind dabei absolut sympathisch. Auch Hut ab für Charley für seinen gezeigten Teamgeist.

Letztendlich hat mir auch diese mit sieben Episoden recht kurze Serie wieder enorm viel Spaß gemacht und ich freue mich schon auf Charleys nächstes Abenteuer. Wer Tipps für unterhaltsame Reisedokus (möglichst in Serienform) hat, immer her damit! „Race to Dakar“ kann ich für meinen Teil nur empfehlen: 8/10 Punkte.

Stephen Fry in America

Neben meinen sonstigen Ausflügen in die bunte Film- und Serienwelt, habe ich mich meine Aufmerksamkeit mit „Stephen Fry in America“ wieder einmal einer Reisedoku gewidmet. Eine nette Abwechslung, die sowohl durch das Reiseziel als auch durch den Reiseleiter exzellente Unterhaltung versprach. Was darf man sich von sechs Stunden USA-Reise mit Stephen Fry nun erwarten? War ich am Ende froh die Reise hinter mir zu haben, oder hätte ich den Urlaub am liebsten verlängert?

Natürlich hätte ich den Urlaub am liebsten verlängert, doch zu diesem einzigen Kritikpunkt möchte ich später kommen. Es ist wieder einmal eine wahre Freude Stephen Fry auf seinen Reisen zu begleiten. Ich war ja bereits von der Dokuserie „Last Chance to See“ äußerst angetan, in der Fry zusammen mit Mark Carwadine nach den Letzten ihrer Art suchte. Auf seiner USA-Reise ist er jedoch alleine unterwegs und trifft auch auf (fast) keine Tiere. Die spannendsten Momente sind jedoch erneut Begegnungen, welche die Serie so herausragend machen. Stephen Frys Wesen ist einfach unbeschreiblich. Stets die Höflichkeit in Person – egal, wie fragwürdig die gerade geäußerte Aussage des Gegenübers.

Natürlich gibt es – wie es sich für eine richtige Reisedoku gehört – auch beeindruckende Landschaftsaufnahmen zu sehen. Hier kommt die Bildqualität der Blu-ray der Serie wahrlich zugute. Da man sich jedoch nur äußerst wenig Zeit für die Besuche der 50 Staaten lässt, wirkt die gesamte Serie recht gehetzt. Im Schnitt bleiben ca. 7 Minuten pro Staat, was sowohl Land als auch Leuten leider nicht gerecht wird. Hier hätte es wahrlich geholfen die doppelte Zahl an Episoden zur Verfügung zu haben. Aber seien wir einmal ehrlich: Ich hätte Stephen Fry wahrscheinlich auch auf eine Reise mit einstündigen Episoden pro Staat begleitet. Insofern schade, doch man muss hier eben nehmen, was man bekommt.

Für Fans des britischen Komikers/Schauspielers/Literaten gehört „Stephen Fry in America“ zum Pflichtprogramm. Es ist keine perfekte Dokuserie, doch gibt sie einen groben Überblick über das Leben in den Vereinigten Staaten aus der Sicht eines intellektuellen und doch äußerst geselligen Europäers. Wer sich damit identifizieren kann und zudem Gefallen an Land und Leuten findet, der darf auch gerne reinschauen, wenn er zuvor noch nie von Stephen Fry gehört hat. Ich hatte auf jeden Fall enorm viel Spaß auf dem 6-stündigen Trip und wünsche mir weitere Dokus dieser Art: 9/10 Punkte.

Das Wunder Leben – OT: Life

Wenn die Abende wieder länger werden (und die Erkältungszeit beginnt), verbringt man unweigerlich noch mehr Zeit vor dem heimischen Bildschirm. Für Abwechslung im Serieneinerlei bin ich demnach stets dankbar, weshalb sich „Das Wunder Leben“ schon bald als fester Programmpunkt in unserem Abendprogramm etablieren konnte.

Auf die Sichtung von „Das Wunder Leben“ musste ich sehr lange warten. Viel zu lange. Dabei ist die UK-Ausgabe schon seit geraumer Zeit relativ günstig zu haben. Ihr mangelt es jedoch an einer deutschen Tonspur, was für mich normalerweise kein Argument darstellt, da ich sowieso meist dem Originalton lausche. Mit Kind im Haus plant man jedoch auch für dessen mediale Zukunft, weshalb ich auf die deutsche Ausgabe gewartet habe. Dank der Veröffentlichungsstrategie von Polyband (Halbstaffelboxen mit je nur 5 Episoden) werde ich in Zukunft aber wohl lieber frühzeitig in Englischstunden investieren.

Nun aber zum Inhalt: Wie bereits mit „Unser blauer Planet“ oder auch insbesondere „Planet Erde“, definiert die BBC mit „Das Wunder Leben“ die Qualität von Tierdokumentationen wieder einmal neu. Zwar ist der Sprung nicht mehr ganz so imposant, wie beim indirekter Vorgänger, doch auch was man hier zu sehen bekommt, darf von Freunden des Genres  durchaus als atemberaubend bezeichnet werden. Man ist heute als Zuschauer eben schon viel zu verwöhnt.

Im Gegensatz zu „Planet Erde“ wird in „Life“ – sowohl inhaltlich als auch audiovisuell – mehr ins Detail gegangen. Oft überwiegen extreme Zeitlupenaufnahmen und man bekommt Tiere und Situationen zu sehen, die in dieser Form wohl noch nie von einer Kamera eingefangen wurden. Reduziert wurden dagegen extreme Totalen und Massenszenen, was die Doku auch visuell von ihrem Vorgänger abgrenzt. Als Freund von Naturdokumentationen sollte man sich „Life“ so oder so auf keinen Fall entgehen lassen. Großartig: 9/10 Punkte.

Die Letzten ihrer Art – OT: Last Chance to See (2009)

Auf die Empfehlung von donvanone habe ich mich in den letzten Tagen zusammen mit Stephen Fry und Mark Carwadine aufgemacht, um die Letzten ihrer Art in der BBC-Dokumentation „Last Chance to See“ aufzusuchen. Da ich in letzter Zeit wieder äußerst gerne gut gemachte Tier- und Reisedokus schaue, kam die Serie genau zum richtigen Augenblick und bot – zumindest in ihrem Genre – einfach nur perfekte Unterhaltung.

Was unterscheidet die Serie von anderen Dokumentationen? Vor allem natürlich ihre sympathischen Reiseführer. Stephen Frys Wortwitz erinnert nicht ohne Grund an den des großen Douglas Adams, der sich – ebenso mit Mark Carwadine – schon vor mehr als 20 Jahren  aufmachte, um die Letzten ihrer Art zu suchen. Das aktuelle Abenteur im Serienformat erinnert häufig an das ursprüngliches Buch und seinen Autor Douglas Adams, was mich als Fan seiner fantastischen Romane beinahe etwas wehmütig gestimmt hat.

Glücklicherweise kann der adamsartige Erzählstil in die Serie hinübergerettet werden. Stephen Frys Humor lässt die teils doch etwas zu euphorischen Beschreibungen Mark Carwadines nicht ganz so übertrieben erscheinen. Überhaupt ergänzen sich die beiden gemütlichen Abenteurer perfekt und ich hatte stets das Gefühl echten Menschen zuzusehen. Neben den gesuchten Tieren stehen wunderschöne Landschaftsbilder, interessante Begegnungen und entspannte Gespräche im Vordergrund.

Wie man aus der Besprechung bis hier entnehmen kann, hatte ich wirklich enorm viel Spaß mit der tierischen Reise rund um den Globus. Wenn man Tierfreund ist und zudem britischen Humor mag, dann sollte man „Last Chance to See“ definitiv eine Chance geben. Wenn Stephen Fry noch einmal den Bequemlichkeiten des modernen Lebens entsagen kann, könnte ich mir sogar durchaus eine zweite Staffel vorstellen – genügend bedrohte Tierarten gibt es ja leider: 9/10 Punkte.

Wildes Russland

In letzter Zeit habe ich mich einmal wieder einer Dokuserie gewidment. Die NDR-Produktion „Wildes Russland“ versprach Naturbilder auf höchstem Niveau und sollte somit den von mir geliebten BBC-Dokumentationen „Unser blauer Planet“ und „Planet Erde“ in nichts nachstehen. Dank Blu-ray konnte mich die Serie audiovisuell auch voll und ganz überzeugen, doch wie sieht es mit der inhaltlichen Seite aus?

Seltsamerweise hat Russland auf mich noch nie eine sonderlich große Faszination ausgeübt. Da ich jedoch äußerst gerne qualitativ hochwertige Tierdokumentationen sehe, habe ich mich davon nicht abhalten lassen. Belohnt hat mich „Wildes Russland“ mit fantastischen Bildern, welche besonders in HD voll zur Geltung kommen. Ein Augenschmaus. Auch die akustische Untermalung weiß zu gefallen und die Erzählstimme Christian Brückners (Synchronsprecher von Robert De Niro) geht angenehm ins Ohr.

Inhaltlich hat man sich auf die sechs bekanntesten Gebiete Russlands beschränkt, welche jeweils in einer Episode abgehandelt werden – viel Stoff für je 45 Minuten. Es macht wirklich Spaß den einheimischen Tieren bei ihren Streifzügen durch die russische Tundra oder Arktis zuzusehen, doch manchmal hatte ich das Gefühl nicht so viele Informationen zu bekommen, wie dies bei den britischen Pendants der Fall ist.

Für Freunde hochwertiger Tierdokumentationen bietet „Wildes Russland“ beste Unterhaltung. Auch wenn die Serie in meinen Augen nicht ganz an die BBC-Vorbilder herankommt, so erlaubt sie doch einen ziemlich detaillierten Einblick in die Flora und Fauna dieses riesigen Landes. Das Making of sollte man zudem unbedingt in die Sichtung mit aufnehmen, macht es uns Zuschauern doch erst bewusst, was für ein enormer Aufwand hier betrieben wurde – ein Aufwand, der sich auf jeden Fall gelohnt hat: 8/10 Punkte.

By Any Means: Sydney to Tokyo

Kaum am Ziel angekommen, geht es schon wieder los. In „By Any Means: Sydney to Tokyo“ habe ich Charley Boorman bei seiner Reise durch den pazifischen Raum begleitet. Anfangs dachte ich noch, dass ich den Reisedokus inzwischen überdrüssig wäre, doch nahm mich schon bald der Enthusiasmus aller Beteiligten gefangen. Somit erlebte ich mit dieser Staffel wohl eine der bisher gelungensten Reisedokus dieses Teams.

Im Vergleich zu Charleys Reise von Irland nach Sydney, hat die Bedeutung der gewählten Fortbewegungsmittel glücklicherweise deutlich abgenommen. Es gibt weniger Technikverliebtheit und auch die Organisation der Reise steht nicht mehr so sehr im Vordergrund. Man begleitet Charley, wie er sich fremden Kulturen annähert, Abenteuer erlebt und Bekanntschaften schließt. Hier ist er voll in seinem Element und im Gegensatz zur ersten Staffel, gibt es endlich auch einiges von den bereisten Ländern, ihren Bewohnern und deren Bräuchen zu sehen. Einzig die finale Episode wirkte viel zu gehetzt.

Wie bereits in „Long Way Round“ und „Long Way Down“ wird Charley von Kameramann Claudio begleitet, der jedoch eher im Hintegrund agiert. Überhaupt hat man in dieser zweiten Staffel das Gefühl Charley wäre alleine unterwegs, denn auch die Produzenten halten sich eher im Hintergrund. Natürlich ist dies alles nur eine durch geschickte Montage hervorgerufene Illusion, doch kommt dadurch viel mehr das Gefühl einer ungeplanten Reise mit spontanen Begegnungen auf. Für mich als Zuschauer trägt dies doch ungemein zum Unterhaltungswert bei.

Nun sind Charleys Reisen erst einmal vorüber. Einzig „Race to Dakar“ steht noch aus, doch dieses Abenteuer habe ich mangels Interesse an der Rallye vorerst ausgelassen. Sollte es aber „Long Way Up“ oder eine weitere Staffel „By Any Means“ geben, dann werde ich meine Koffer packen und bin garantiert wieder am Start: 8/10 Punkte.

By Any Means: Ireland to Sydney

In den letzten Jahren habe ich die sehr unterhaltsamen Reisedokus mit Ewan McGregor und Charley Boorman für mich entdeckt. Vor kurzem bin dann auf Charleys Soloprojekt „By Any Means: Ireland to Sydney“ gestoßen. Als der Preis für die Dokuserie schließlich unter vier Euro sank, gab es für mich kein Zögern mehr. Somit ging es endlich wieder hinaus in die weite Welt…

Konzentrierten sich die inoffiziellen Vorgänger des Projekts – „Long Way Round“ und „Long Way Down“ – einzig und allein auf die abenteuerlichen Aspekte einer Motorradtour, so gibt es auf Charleys Reise von Irland nach Australien unzählige Fortbewegungsmittel zu bestaunen. Da sich mein Interesse für Motorräder in Grenzen hält, war dies für mich eine willkommene Abwechslung. Die Abwesenheit von Ewan McGregor fällt zumindest anfangs schmerzlich auf, doch gibt Charley Boorman auch einen guten Alleinunterhalter ab – man sollte seinem beinahe schon kindlichem Enthusiasmus jedoch nicht zu abgeneigt sein.

Die Prämisse von „By Any Means“ mit möglichst vielen unterschiedlichen Transportmitteln zu reisen macht die ganze Geschichte zwar recht abwechslungsreich, doch eher wenig spannend. Autos, Züge und Motorräder sind demnach auch die meistgenutzten Fahrzeuge und es drängt sich zwangsläufig die Frage auf, wo denn nun der Kick bei der Sache sei. Insofern ist Charleys Alleingang noch durchorganisierter, als die Motorradtouren der beiden Freunde. Natürlich gibt es auch wieder ziemlich viel Gehetze und ein paar Unfälle, doch letztendlich läuft die Reise erstaunlich glatt.

Die 6 Episoden à 60 Minuten Laufzeit vergehen wie im Flug und man merkt, dass hier ziemlich viel gekürzt wurde. Im Gegensatz zu „Long Way Down“ und „Long Way Round“ wurde dieser Serie allerdings (noch) keine erweiterte Fassung mit 10 Episoden spendiert. Ich persönlich habe mich sehr gerne mit Charley Boorman auf den Weg nach Sydney gemacht und werde ihm wohl schon bald auch nach Tokyo folgen. Eine wirklich schöne Abwechslung im TV-Einheitsbrei: 8/10 Punkte.

Long Way Down (2007)

Nachdem mich vor gut zwei Jahren bereits der Vorgänger ausgezeichnet unterhalten hatte, habe ich mir mit „Long Way Down“ nun endlich Ewan McGregors und Charlie Boormans zweiten Motorradtrip angesehen. Auch für nicht Motorrad-affine Zuschauer wie mich ein beeindruckendes Erlebnis.

Wurde in „Long Way Round“ eine Reise durch den europäischen bzw. asiatischen Kontinent dokumentiert, geht es dieses Mal quer durch Afrika. Neben Ewan McGregor und Charlie Boorman ist auch wieder Kameramann Claudio mit von der Partie. Ergänzt wird unser Motorradtrio durch das Produzententeam, welches sich erneut in robusten Jeeps fortbewegen darf. Ein minutiös geplantes Abenteuer, welches dennoch genügend Spielraum für ein gewisses Maß an Spontanität beinhaltet.

Im Prinzip bekommt man genau das zu sehen, was man nach dem Vorgänger erwarten würde. Tolle Landschaften, interessante Begegnungen und zwei sympathische Reiseleiter. Für wahre Motorradfreunde gibt es auch wieder ausreichend technische Probleme und zwischenmenschliche Konflikte werden für Dramafreunde natürlich auch nicht außer acht gelassen. Charlie Boorman und Ewan McGregor sind bei all dem einmal wieder so sympathisch, dass ich auch bei einer dritten Reise nicht nein sagen würde.

Vermutlich gefällt mir die Serie so gut, weil ich eben nicht zur Hauptzielgruppe gehöre und mich das inszenierte Abenteuer deshalb auch nicht wirklich stört. Die Jungs haben ihren Spaß, was man ihnen auch ansieht und das Abenteuer besteht eben aus kalkulierbaren Risiken und interessanten Begegnungen. Mehr braucht es auch gar nicht. Eine äußert unterhaltsame Reisedoku mit tollen Bildern und sympathischen Reisenden: 8/10 Punkte.

11. September – OT: 9/11 (2002)

Vor meinem USA-Urlaub hat mich das Thema nur am Rande interessiert. Doch seitdem ich New York City erlebt habe, kann ich verstehen wie groß das Trauma des „11. September“ für die Bewohner des Big Apple gewesen sein muss. Die unfreiwillige Dokumentation der Brüder Naudet schien mir eine deutlich bessere Wahl zur Auseinandersetzung mit den Ereignissen zu sein, als Oliver Stones „World Trade Center“ oder andere Filme bzw. Dokumentation.

Ich selbst habe den 11. September 2001 noch genau in Erinnerung – so, wie vermutlich jeder andere auch. Zunächst war mir das Ausmaß dessen, was dort im fernen Amerika passierte überhaupt nicht bewusst. Als dann das zweite Flugzeug in das World Trade Center flog, schienen die Aufnahmen die über den Bildschirm flimmerten nur irreal. Dennoch bin ich nicht vor dem TV sitzen geblieben und habe die zuvor für den Abend gemachten Pläne nicht über den Haufen geworfen. Das wahre Ausmaß der Ereignisse sollte sich auch für mich erst in den nächsten Tagen zeigen.

Der Film der Franzosen beginnt nahezu so, wie sie es ursprünglich geplant hatten: Als Dokumentation über einen Neuling in einer New Yorker Feuerwache. Beinahe eine halbe Stunde nehmen sich die Filmemacher Zeit, um den Tagesablauf zu zeigen und die einzelnen Personen vorzustellen. Auch der 11. September beginnt wie jeder andere Tag. Da man sich als Zuschauer der zukünftigen Ereignisse jedoch bewusst ist, liegen diese wie ein dunkler Schatten über der scheinbaren Normalität.

Als das Chaos dann losbricht, entwickelt der Film einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann. Durch die vorübergehende Trennung der beiden Brüder, erleben wir als Zuschauer ganz unterschiedliche Blickwinkel und der Spannungsbogen ist – trotz bekanntem Ausgang – unglaublich hoch. Hier erkennt man auch mehr als deutlich, dass diese Dokumentation für Filme wie „[Rec]“ und besonders „Cloverfield“ Pate stand. Habe ich bei diesen stets kritisiert, dass der Kameramann in der Realität schon längst aufgehört hätte zu filmen, so kann ich nach der gestrigen Sichtung nur unglaublich den Kopf schütteln. Jules und Gédéon Naudet legen die Kamera selbst in der größten Gefahr nicht aus der Hand und bescheren dem Zuschauer somit Bilder, die intensiver sind als in jeder mir bekannten Fakedoku.

Gegen Ende des Films wird zwar etwas stark auf die Tränendrüse gedrückt, doch in Anbetracht der Ereignisse und der starken Involviertheit der Filmemacher, kann man das durchaus nachvollziehen. Zudem steht nie das große Schicksal der USA im Vordergrund, sondern stets die persönlichen Schicksale der New Yorker Feuerwehrmänner.

Für mich war der Film ein sowohl beeindruckendes, als auch bedrückendes Erlebnis. Durch Zufall ist es gelungen, einen der schlimmsten terroristischen Anschläge zu dokumentieren. Sicher betrachtet der Film nur eine Seite und stellt damit für Verschwörungstheoretiker ein gefundenes Fressen dar. Doch wie man es auch dreht und wendet: „11. September“ ist ein einzigartiges Zeitdokument. Man sollte es gesehen haben: 9/10 Punkte.