Nachdem ich von „Louis Theroux: The Collection“ angefixt war, musste schnell Nachschub her. Somit habe ich mir über die letzten Wochen mit „Louis Theroux: The Strange and the Dangerous“ die zweite Sammlung mit Dokumentationen des symapthischen BBC-Journalisten geschaut. Louis ist erwachsener geworden, die Themen ernster – und doch ist jede einzelne der 60-minütigen Dokus weiterhin unglaublich unterhaltsam…

Gambling in Las Vegas
In der ersten Doku besucht Louis Las Vegas und lernt allerlei Persönlichkeiten kennen, die sich ohne Rücksicht auf Verluste dem Spielerleben verschrieben haben. Dabei trifft er u.a. einen millionenschweren Geschäftsmann, der während eines Wochenendes mal eben so eine viertel Million Dollar verspielt, ein Duo von Vertriebsmitarbeitern, die in über 36 durchwachten Stunden Zehntausende von Dollar verjubeln und eine ältere Dame, die in den letzten sieben Jahren über vier Millionen Dollar durchgebracht hat. Auch Casino-Mitarbeiter kommen zu Wort, wodurch die absurde Symbiose zwischen Spieler und Casino greifbar wird. Erneut ein großartiger Einblick in einen bizarren Mikrokosmos.
Under the Knife
Die zweite Doku führt Louis in die Stadt der Schönen und jenen, die es erst noch werden wollen. Schönheitsoperationen werden in Beverly Hills eingekauft, wie anderswo ein Kilo Kartoffeln. Louis‘ Besuch bei drei plastischen Chirurgen ist ebenso abstoßend wie faszinierend. Noch unglaublicher fand ich allerdings die Patienten, die sich völlig sorglos unter das Messer legen. Respekt auch an Louis, der das Eintauchen in diese fremde Welt wieder einmal bis zur letzten Instanz durchzieht. Ein gut gemeinter Tipp: Man sollte während der Doku nicht essen.
The Most Hated Family in America
In einer seiner wohl bekanntesten Dokus besucht Louis Theroux die Westboro Baptist Church. Diese Glaubensgemeinschaft (= abstruser Kult) hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihre ganz eigene Interpretation der Bibel zu predigen – und in dieser sind gleichgeschlechtliche Beziehungen die Wurzel allen Übels. Das Vorgehen der Mitglieder, beinahe komplett aus einer einzigen Familie bestehend, ist zugleich erschreckend, absurd und lächerlich. Ein beängstigend faszinierende Parallelwelt, die mit ihrer Mischung aus Kalkulation und völligem Schwachsinn verstört.
African Hunting Holiday
Auf diesem Ausflug nach Südafrika begleitet Louis Möchtegern-Großwildjäger bei ihrer Jagd nach der nächsten Trophäe. Das alles ist sehr absurd, da die Tiere in speziellen Parks gezüchtet und gehalten werden, nur um dann von den Hobbyjägern abgeschossen zu werden. Skurrile Type, seltsame Ansichten und Argumente beherrschen diesen ganz und gar unromantischen Ausflug in die Wildnis bzw. das, was so manche für Wildnis halten.
Louis Behind Bars
Bei seinem Besuch in einem Hochsicherheitsgefängnis in San Quentin lässt uns Louis einen Blick auf eine seltsame Parallelgesellschaft werfen. Gefängnisfilme, wie z.B. Frank Darabonts „Die Verurteilten“ schaffen es stets eine seltsame Faszination auf uns Zuschauer auszuüben – dies hat mir der Realität jedoch nur wenig zu tun. Louis besucht die unterschiedlichsten Charaktere, welche uns teils erstaunen, erschrecken und am Justizsystem zweifeln lassen. Doch was wäre die Alternative?
The Weird World of Louis Theroux
In diesem Rückblick auf sein bisheriges Schaffen lässt Louis seine verrücktesten Begegnungen noch einmal Revue passieren. Mir waren die meisten Ausschnitte bereits bekannt, doch es gab auch Neues zu entdecken. In dieser geballten Form stellt die Doku in der Doku einen schönen überblick über das Schaffen des Journalisten dar. Besonder Einsteigern zu empfehlen.
Insgesamt hat mich auch „Louis Theroux: The Strange and the Dangerous“ wieder voll und ganz überzeugt. Der Stil hat sich zwar gewandelt, doch die Faszination ist geblieben. Glücklicherweise liegen die nächsten zwei Doku-Sammlungen bereits parat, so dass ich meine nötige Dosis Verrücktheit auch weiterhin von Louis Theroux verabreicht bekommen kann: 9/10 Punkte.