James Bond 007: Casino Royale (2006) (WS2)

Ein langer Tag geht zu Ende. Ich habe mich schon auf einen entspannten Filmabend gefreut und die Kinder waren sich sehr einig, was sie sehen wollten: James Bond sollte es sein. Um nicht zu weit auszuholen, haben wir die Reihe mit Daniel Craig und „James Bond 007: Casino Royale“ begonnen. Für mich war das die inzwischen schon dritte Sichtung und wie diese bei den Kids und mir ankam, erfahrt ihr hier… ♠️♥️♦️♣️

James Bond 007: Casino Royale (2006) | © Warner Bros (Universal Pictures)

James Bond 007: Casino Royale (2006) | © Warner Bros (Universal Pictures)

Ein exzellenter Neuanfang für den Geheimagenten

Auch wenn mir „Casino Royale“ bereits bei der letzten Sichtung sehr gut gefallen hat  und ich die Reihe bis „Skyfall“ weitergeschaut habe, so bin ich nicht der größte Fan des britischen Geheimagenten. Als Kind habe ich die Reihe stets gerne gesehen, weil es mit die ersten Filme waren, für die ich lange aufbleiben durfte. Aber sie ist mir nie so sehr ans Herz gewachsen, wie andere berühmte Filmreihen. Die Kinder waren nun schon länger heiß auf 007, denn sie haben den Song Skyfall bereits im Chor gesungen und ihre Freund:innen kennen die Filme bereits. Auch ich hatte einen Grund zu diesem Film zurückzukehren, denn 2019 habe ich tatsächlich ein Wochenende im Grandhotel Pupp in Karlsbad verbracht, wo die berühmte Poker-Szene gedreht wurde. Es war spannend, diesen Drehort noch einmal im Film zu erleben.

Auch heute hatte ich wieder viel Spaß mit „Casino Royale“. Daniel Craig ist ein interessanter James Bond, auch wenn man dem Film inzwischen anmerkt, dass er bereits 19 Jahre auf dem Buckel hat. Schon verrückt. Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, da war er das Modernste vom Modernen. Bei der letzten Sichtung habe ich noch ein wenig mit der Struktur des Films gehadert, doch heute hat alles ziemlich gut für mich gepasst. Von ein paar wenigen Szenen einmal abgesehen. Speziell fand ich es beeindruckend, wie schnell Daniel Craig und Eva Green ihre Chemie entwickeln, denn Greens Vesper Lynd hat ihren Auftritt erst nach einer ganzen Stunde. Bis zum  unerwartet dramatischen Finale vergehen nur knapp 75 Minuten, welche die komplette Motivation für „Ein Quantum Trost“ setzen. Durchaus beeindruckend.

Fazit

So gut wie heute hat mir „Casino Royale“ vermutlich noch nie gefallen. In manchen Momenten wirkt die Dramaturgie immer noch etwas off, doch der Rest fügt sich zu einem imposanten Agentenabenteuer zusammen. Ob es mein liebster Teil der Daniel-Craig-Reihe ist? Das werden die kommenden Wochen zeigen. Sowohl Zappelinchen als auch Zwergofant waren sehr angetan, wenn auch durchaus mitgenommen ob der erwachsenen Geschichte und der harten Gewalt: 8/10 Punkte. (Zappelinchen: 8/10 Punkte; Zwergofant: 8/10 Punkte.)

The Illusionist (2006)

Nachdem ich gestern Abend noch spontan laufen war, hätte ich danach eigentlich sofort ins Bett gehen können. Doch es war ja Freitag und der letzte Film lag auch schon wieder zwei Wochen zurück – somit haben wir, als dann die Kinder verräumt waren, gegen 20:30 Uhr „The Illusionist“ in den Player geschoben. Um 21:30 Uhr konnten wir dann auch tatsächlich damit beginnen, hatte uns zuvor ein stark verschnupfter Zwergofant noch davon abgehalten. Ob sich das lange Aufbleiben gelohnt hat?

the_illusionist_2006

Auch wenn er im zugehörigen Plauschangriff nicht behandelt wurde, so ist „The Illusionist“ doch ein klassische Stief-Zwilling zu Christopher Nolans „The Prestige“ – beide Filme sind 2006 erschienen und haben Illusionisten zum Thema. Neil Burgers („Ohne Limit“) Film blieb damals jedoch die große Kinoauswertung verwehrt, was nichts bedeuten muss, aber dennoch eine erster Hinweis auf die Qualität des Films sein könnte. Zunächst einmal besticht die Atmosphäre der gezeigten Bilder: Jede einzelne Einstellung wirkt wie schwerer Samt und könnte der Stummfilm- bzw. frühen Tonfilmära entsprungen sein. Eine extreme Vignettierung und starke Sepiatöne dominieren den visuellen Eindruck, was perfekt zum Inhalt des Films passt. Dieser ist leider bedeutend schwächer als die beeindruckende Inszenierung.

Schon die ausgewalzte, aber nett anzusehende Rückblende (einmal mehr ist der zurzeit omnipräsente Aaron Taylor-Johnson als junger Illusionist zu sehen) innerhalb der ersten 10 Minuten lässt aufmerksame Zuschauer erahnen, worauf am Ende alles hinausläuft. Und so kam es dann auch. Ich war wirklich erschrocken, wie formelhaft und vorhersehbar Neil Burger seinen Twist konstruiert – ganz besonders im Vergleich zum ungleich raffinierter erzählten Stief-Zwilling „The Prestige“. Als am Ende dann der großartige Paul Giamatti seine Erkenntnis hat und diese auch noch so inszeniert wird, dass selbst der dümmste Zuschauer jedes Detail versteht, grenzt das schon an Satire.

Neben der für das Genre erschreckend vorhersehbaren Handlung, hat mich der Rest des Films durchaus unterhalten. Edward Norton gibt einen glaubwürdigen Illusionisten und Jessica Biel ist zumindest nett anzusehen. Die Liebes- und Dialogszenen zwischen den beiden wirken dagegen ungemein hölzern, was leider die inhaltlichen Schwächen betont. Somit bleibt am Ende ein wirklich schön anzusehender Budenzauber, der leider viel zu wenig aus seiner Grundidee macht und sich seinem Stief-Zwilling in jeder Hinsicht geschlagen geben muss: 6/10 Punkte.

Die Bourne Identität – OT: The Bourne Identity (2002)

Gestern Abend habe ich mir „Die Bourne Identität“ angeschaut. Der Film war zwar nie auf meiner Liste mit den Pflichtsichtungen gestanden, aber da ich vor einiger Zeit in einer Schnittvorlesung die Verfolgungsszene analysieren musste, war bei mir immer ein dezentes Interesse vorhanden. Zudem hat mit Doug Liman der Regisseur einer meiner Lieblingsfilme („Swingers“) Regie geführt.

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Besonders auffällig an „Die Bourne Identität“ ist das europäische Flair. Die Locations sind wirklich fantastisch gewählt und machen den Film realistischer, als die meisten anderen Agententhriller. Es gibt kaum Hochglanzbilder. Die Straßen wirken kalt, nass und dreckig. Einfach realistisch. Man bekommt als Zuschauer wirklich ein Gefühl für die Orte. Paris hat sich auch im Film angefühlt wie Paris. In amerikanischen Großproduktionen leider eine Seltenheit.

Auch die Schauspieler können überzeugen. Selbst Matt Damon nimmt man den CIA-Agenten ohne Gedächtnis ab. Franka Potente passt gut an seine Seite und weiß den weiblichen Part auszufüllen. Leider synchronisiert sie sich mehr schlecht als recht selbst, was sich zwar nicht ganz so desaströs anhört wie bei so manch anderem deutschen Schauspieler, aber die Figur leidet dennoch darunter. Leider sind sie Macher auch nicht um die anscheinend unvermeidbare Liebesgeschichte herumgekommen, die für mich etwas aufgesetzt wirkt und besonders das Ende ziemlich lächerlich wirken lässt.

Die Geschichte kann leider auch nicht so überzeugen, wie ich es mir gewünscht hätte. Da von Anfang an auch die Sicht der CIA gezeigt wird, gibt es keinerlei Überraschungen oder Wendungen in dem Film. Mit der Ausgangssituation mit dem Gedächtnisverlust hätte man viel mehr spielen müssen. Wirklich schade, dass hier gute Chancen verschenkt wurden. Nichts verschenkt wurde dagegen bei der Inszenierung, die erstaunlich flott und doch eher klassisch daherkommt. Wirklich eine Freude in den Zeiten von sinnlos eingesetzten CGIs und Schnittgewittern.

„Die Bourne Identität“ ist ein eher klassischer Agententhriller mit guten Schauspielern und einer fantastischen Atmosphäre, der leider ohne Überraschungen auskommen muss. Trotzdem sehenswert: 7/10 Punkte.