The Affair – Season 2

Das Serienkarussell dreht sich beständig weiter: Da sich „The Affair – Season 2“ auch im Angebot von Amazon Prime befindet, habe ich die zweite Staffel meiner jüngsten Entdeckung zeitnah nachgeschoben. Es ist schon toll, dass man inzwischen selbst neueste Pay-TV-Serien ohne weitere Zusatzkosten in Originalsprache sehen kann. Da muss ich, zumindest für den Serienkonsum, meinen eher skeptischen Streaming-Artikel fast schon relativieren. Doch an dieser Stelle soll es nicht um das Medium, sondern die Serie an sich gehen – und auch über die lohnt es sich zu schreiben…

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Die zweite Staffel von „The Affair“ erweitert die Erzählperspektiven um zwei Figuren. Während man in der ersten Staffel die Geschichte nur aus den Augen der beiden Ehebrecher Noah und Alison erlebt hat, bekommt man in der Fortführung der Geschichte auch die Perspektiven von den Ex-Ehepartnern Helen und Cole präsentiert. Dies sorgt für eine neue Dynamik und erweitert das Universum der Serie enorm. Ich hoffe nur, dass die Autoren dieses Konzept in den kommenden Staffeln nicht noch weiter zerfasern lassen, denn ab und zu scheint sich die Geschichte doch recht weit von der ursprünglichen Prämisse zu entfernen. Als Beziehungsdrama funktioniert die Serie weiterhin extrem gut und es gibt so manche schmerzhafte Szene durchzustehen. Die Nebenschauplätze dagegen wirken manchmal ein wenig beliebig, schaffen es jedoch meist den Bezug zur Haupthandlung zu wahren.

Spannend fand ich, dass die Serie versucht Fragen zu erörtern, welche größer sind als die Affäre selbst: What’s the difference between a good person and a great person? Kann man nur Großes erreichen, wenn man rücksichtslos seine Ziele verfolgt? Oder sind das am Ende nur ausreden, um das Fehlverhalten vor sich selbst zu rechtfertigen? In diesen Momenten fand ich die zweite Staffel tatsächlich am stärksten. Oft hatte ich jedoch das Gefühl, dass in dieser Hinsicht noch mehr möglich gewesen wäre – eine tiefere Erforschung dieser Thesen. Der stärkere Fokus auf die erzählerische Klammer, den Kriminalfall, war der Geschichte leider nicht zuträglich, auch wenn dieser Erzählstrang zweifellos unterhaltsam inszeniert ist und den famosen Richard Schiff (Toby Ziegler, „The West Wing“) zu bieten hat.

Noch mehr als die erste Staffel ist „The Affair“ im zweiten Jahr oft unerwartet düster und schont die Charaktere nicht. Das ist bisweilen ein wenig anstrengend, aber auch faszinierend und mitreißend. Insgesamt bietet die Fortführung der Geschichte weiterhin sehr gute Unterhaltung, wenngleich ich mir etwas weniger Fokus auf den Kriminalfall und mehr Konzentration auf die Affäre selbst, und die damit verbundenen Nachwirkungen auf alle in zweiter Reihe beteiligten Personen, gewünscht hätte. Dennoch zweifellos nach wie vor sehr sehenswert: 8/10 (8.2) Punkte.

Game of Thrones – Season 5

Kaum eine zweite Serie ist derzeit so populär, wie die Adaption von George R. R. Martins Fantasy-Epos. Wenn man, wie ich, auf die Veröffentlichung für das Heimkino wartet, dann hängt man dem Hype meist um ein gutes Jahr hinterher. So weiß ich momentan auch nicht wie „Game of Thrones – Season 5“ von den Fans aufgenommen wurde. Ich selbst war sehr gespannt auf die Umsetzung, da die Vorlage „A Dance with Dragons“ viele tolle Momente bietet und gleichzeitig den bisherigen Schlusspunkt der Romanreihe bildet. Ob die HBO-Adaption auch im fünften Jahr mithalten kann?

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Puh, es passiert wieder ganz schön viel in nur 10 Episoden, speziell da in der vierten Staffel nicht alle Handlungsstränge aus „A Feast for Crows“ verarbeitet wurden und nun ein Jahr weitergerutscht sind. Die Handlung der Vorlage wurde abermals deutlich gerafft, was ich aber nicht als großen Nachteil empfinde. Durch die Konzentration auf weniger Figuren wirkt die Geschichte stringenter und fokussierter. Andererseits lässt sie dadurch auch ein wenig die komplexe Epik vermissen, die der Roman so wunderbar von den Geschehnissen in dieser fremden Welt zeichnet. Auch wenn ich mich an vieles nur noch bruchstückhaft erinnern konnte, so ließen sich einige Lücken in der Erzählung doch durch die Kenntnis der Vorlage auffüllen. Die Unterschiede sind mir teils deutlich aufgefallen. Zudem treten Charaktere, die im Buch eine eigene Erzählperspektive hatten, hier nur als Nebenfiguren auf. Manches fand ich im Buch gelungener, doch die Adaption hat mich in diesem Jahr tatsächlich mehr mitgerissen.

Während die Geschichte zu Beginn eher bedächtig voranschreitet, was ich ganz famos fand, nimmt die Handlung über die letzten drei Episoden enorm an Fahrt auf. Auch wenn die schockierenden Szenen nicht so geballt kommen wie beim Red Wedding der dritten Staffel, so ist das fünfte Jahr der Serie an vielen perfiden Einzelszenen nicht zu überbieten. Speziell in der zweiten Hälfte der Staffel kommt man selbst mit Kenntnis der Vorlage oft nicht aus der Schockstarre heraus, zumal es auch Todesfälle gibt, die so nicht im Buch vorkommen. Am Ende der finalen Episode saß ich fast schon gelähmt auf dem Sofa und konnte einfach nicht glauben, dass es das gewesen sein soll. Gerade war ich so richtig von dieser Welt und ihren unzähligen Geschichten gefesselt – und nun wieder ein Jahr warten? Ich kann nur wieder die zukünftigen Zuschauer beneiden, die nach Abschluss der Serie eine Komplettsichtung vornehmen können.

Die imposanteste Szene war wohl tatsächlich der Kampf in der Arena in der Episode „The Dance of Dragons“. Ich liebe ja ohnehin Drachen im Film und was hier im wahrsten Sinne des Wortes abgefeuert wird, ist einfach ein großes Vergnügen. Doch auch neben den aufwendig inszenierten Kampfszenen, wie sie zum Beispiel auch „Hardhome“ oder „Mother’s Mercy“ zu bieten hat, überzeugen vor allem die kleineren Dialogszenen und hinterhältigen Attacken, mit denen uns die Autoren stets aufs Neue überraschen. Am meisten Platz nehmen die Schauplätze Castle Black und Meereen ein, was jedoch nicht bedeutet, dass in King’s Landung, Dorne und Winterfell weniger für die Handlung Relevantes passiert.

Auch wenn ich es nicht gedacht hätte, so hat mich die fünfte Staffel von „Game of Thrones“ bisher am meisten beeindruckt – vielleicht auch, weil sich die Serie langsam aber sicher immer weiter von der Vorlage entfernt. Nach diesen zehn großartigen Episoden kann ich nun gar nicht fassen, dass ich nun wieder ein Jahr auf die Fortsetzung warten muss, zumal das ganze Netz wieder explodieren wird. Und dieses Mal kann ich mangels Vorlage auch gespoilert werden. Es wird ein hartes Jahr. Vielleicht sollte ich mich einfach einschließen und noch einmal die ersten fünf Staffeln sehen, denn darauf hätte ich tatsächlich große Lust. Ein großes Kompliment für eine großartige Serie: 10/10 (9.7) Punkte.

Prädikat: Lieblingsserie

The Affair – Season 1

Da ich zurzeit ein wenig mit der siebten Staffel von „The X-Files“ hadere, haben wir spontan eine neue Serie eingeschoben. Von „The Affair – Season 1“ hörte ich erstmals im „Fortsetzung folgt“-Podcast, wo die Serie sehr positiv besprochen wurde. Weiterhin gibt es mit Dominic West einen „The Wire“-Alumni, den ich gerne einmal in einer anderen Rollen sehen wollte. Und da die ganze Affäre auch noch bei Amazon Prime in der Flatrate verfügbar ist, musste ich mich nicht zweimal bitten lassen…

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Müsste ich die Serie in einem Satz beschreiben dann würde dieser wohl lauten: Man nehme „True Detective“, reduziere die Krimi-Handlung auf ein Minimum und ergänze ganz viel Drama. Nanu, eine Verwandtschaft zu dem Krimi-Überflieger der letzten Jahre? Tatsächlich, denn auch „The Affair“ baut stark auf den unzuverlässigen Erzähler bzw. nimmt ganz gezielt zwei personale Erzählperspektiven ein. In Kombination mit der Verhörsituation liegt der Vergleich auf der Hand, auch wenn die weiteren Details der Geschichte ganz andere thematische Schwerpunkte bedienen: Im Zentrum der Handlung steht die titelgebende Affäre, die der Auslöser für eine Vielzahl an Ereignissen ist, welche sich im Laufe der Staffel entwickeln.

Letztendlich ist „The Affair“ ein Familiendrama mit gewissen Krimi-Anleihen. Man erlebt als Zuschauer abwechselnd die Perspektiven der beiden an der Affäre beteiligten Personen: Noah Solloway ist ein glücklich verheirateter Familienvater, der unter Erfolgsdruck und gewissen an ihn gerichteten Erwartungen leidet. Er wird von Dominic West gespielt, der nach „The Wire“ erneut eine absolut überzeugende Leistung abliefert. Alison Bailey ist ebenfalls verheiratet und hat einen schweren Schicksalsschlag hinter sich, den sie noch nicht verarbeiten konnte. Ruth Wilson ist das perfekte Gegenstück zu Dominic West. Die Chemie ist ab der ersten Szene vorhanden und bildet die Grundlage für die gesamte weitere Geschichte.

Mit Maura Tierney und Joshua Jackson (Peter Bishop, „Fringe“) sind auch die Partner der beiden Ehebrecher famos besetzt, was tatsächlich auch ein Qualitätsmerkmal der Serie ist: Es ist schwierig eine eindeutige Position einzunehmen. Natürlich ist es falsch, was Noah und Alison begonnen haben, doch in individuellen Szenen kann man es als Zuschauer gut nachvollziehen: Die Hintergrundgeschichten der Charaktere entfalten sich Folge für Folge und man weiß, wie sehr Alison leidet und versteht auch Noahs Faszination für sie. Oft ist die innere Zerrissenheit fast körperlich spürbar und speziell Alisons persönliche Geschichte hat mich oft wirklich mitgenommen. „The Affair“ ist somit keine leichte Serie, sondern ein oft schweres Drama, das in seinen schwächsten Momenten zu sehr auf emotionalen Effekt setzt, in seinen stärksten Szenen dafür unglaublich packend und mitreißend erzählt ist.

Meine Erwartungen an „The Affair“ waren hoch und tatsächlich konnten sie erfüllt werden. Die Serie ist großartig erzählt, bietet viele interessante Figuren und beinahe noch mehr Wendungen. Einzig so manche Charakterentwicklung konnte ich nicht so recht nachvollziehen (z.B. warum die Ehefrau den Mann so unbedingt zurück haben will, nachdem dieser bereits zweimal ihr Vertrauen missbraucht hat). Letzten Endes ist der Sog, den die Geschichte ausstrahlt aber so stark, dass man sich ihr so oder so nicht entziehen kann. Höchst unterhaltsames, manchmal sehr bedrückendes und zugleich spannendes Serienkino mit fantastischen Schauspielern: 8/10 (8.4) Punkte.

Shameless (US) – Season 4

Nach viel zu langer Zeit, habe ich mich endlich „Shameless – Season 4“ zugewandt. Wieder einmal war ich erstaunt, wie unglaublich unterhaltsam die Serie doch ist. Egal wie müde ich bin, bei den abstrusen Abenteuern der Familie Gallagher bin ich noch nie eingeschlafen. Und auch wenn sich das meine jugendlicheren Leser vermutlich nicht vorstellen können, ist dies inzwischen tatsächlich ein Qualitätskriterium. Macht euch aber keine Illusionen, auch für mich wäre es früher ein echtes Armutszeugnis gewesen, abends um 21 Uhr auf dem Sofa einzuschlafen – so ändern sich die Zeiten… 😉

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„Shameless“ ist eine Serie, der ich mich eigentlich überhaupt nicht widmen wollte. Nicht mein Thema, nicht mein Humor. So meine völlig unreflektierte Einschätzung vor der Sichtung der ersten Staffel. Inzwischen gibt es kaum eine Serie, die ich lieber schaue – und das Beste: Die Qualität der Drehbücher hat sich bisher konsequent gesteigert. Auch in dieser vierten Staffel jagt ein völlig abstruser Moment den nächsten. Und gerade wenn man als Zuschauer aufgrund des unterhaltsamen Wahnsinns losgelöst mit den Charakteren (und manchmal auch über sie) lacht, dann wirft die Serie den Gallaghers und uns Zuschauern solche Knüppel zwischen die Beine, dass man erst einmal nicht mehr weiß wo vorne und hinten ist. In solchen Momenten gelingt es „Shameless“ die Drama-Karte perfekt auszuspielen und man leidet mit den Figuren, die einem über die letzten drei Staffeln – egal wie verrückt sie sich manchmal verhalten – doch sehr ans Herz gewachsen sind.

Was mir in dieser Staffel besonders aufgefallen ist, war die Charakterentwicklung der einzelnen Figuren. Fiona und Lip scheinen die Plätze getauscht zu haben, was für eine ganz neue Dynamik innerhalb der Familie Gallagher sorgt. Man möchte Fiona anschreien und wachrütteln. Sie war doch immer der Fels in der Brandung. Ihr seht, die Staffel bietet starke Emotionen, denen man sich nur schwer entziehen kann. Auf der anderen Seite steht Frank, dessen Leben am seidenen Faden hängt. Es kann einfach nicht gut ausgehen. Das ist bei diesem verachtenswerten Charakter nicht weiter schlimm? Natürlich ruft die Serie gerade dann, wenn man es am wenigsten erwartet, ein gewisses Mitgefühl für Frank hervor – aber nicht, ohne auch diesen Handlungsstrang mit extrem schwarzem Humor zu würzen. Welches Schicksal am Ende Frank erwartet? Das müsst ihr wohl selbst schauen…

Neben den großen Hauptgeschichten überzeugt die Staffel auch durch wunderbar runde Nebenschauplätze: Debbies erste Verliebtheit wird sehr einfühlsam und doch auf typische „Shameless“-Art erzählt. Nicht minder toll ist die Beziehung zwischen Ian und Mikey, die mit dem Coming-out Mickeys endlich einen großen Schritt nach vorne macht. Auch Carl erlebt die erste Liebe und stolpert damit sogleich in ein „Bonnie & Clyde“-Setting – und am Ende wird ihm natürlich das Herz gebrochen. Im Zentrum der Staffel stehen jedoch Frank, Fiona und Lip – und auch wenn ich hier nicht ins Detail gehen möchte, so ist das Schicksal dieser drei Charaktere so eng miteinander verwoben, dass das Konzept Familie, so kaputt es in diesem Fall auch sein mag, auf eine harte Probe gestellt wird.

Die letzten Einstellungen der Staffel sind dann, so episch sie auch inszeniert sein mögen, wie ein Schlag in die Magengrube, da sie die aufkeimende Hoffnung im Kern ersticken – und natürlich ist es genau das, was wir in der fünften Staffel sehen wollen. Weiterhin überrascht eine Post-Credit-Szene, die direkt an einen Handlungsstrang der dritten Staffel anknüpft. Schon lange habe ich keine so gelungene und absolut runde Serienstaffel mehr gesehen. Viel besser kann es nun nicht mehr werden und ich bin jetzt schon auf Entzug, zumal es auch noch dauern wird, bis die fünfte Staffel zu einem angemessenen Preis erhältlich ist. Aber was ist schon angemessen für solch famose TV-Unterhaltung? Absolut großartig: 10/10 (9.7) Punkte.

Prädikat: Lieblingsserie

Into the Badlands – Season 1

Über die Serie bin ich schon häufiger gestolpert, doch erst die Besprechung durch Miss Booleana hat mich dazu gebracht tatsächlich einmal in „Into the Badlands – Season 1“ reinzuschauen. Dadurch lernte ich auch, dass es sich um eine Serie handelt, die auf AMC läuft, was die Vorfreude zusätzlich steigerte. Mit „Mad Men“, „Breaking Bad“ und „The Walking Dead“ hat der Sender bisher ein ausgezeichnetes Gespür für Qualitätsfernsehen bewiesen. Ob auch diese Serie daran anschließen kann?

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Die erste Episode hat mich komplett umgehauen: ein frisches Setting, akrobatische Kampfkunst und eine angenehm erwachsene Inszenierung. Wow! Es ist wirklich fantastisch was die Serie in ihrem Piloten abfackelt. Das Setting ist eine dystopische Welt, wie man sie zuvor noch nicht gesehen hat: Fünf Barone teilen sich die Macht und sichern sich diese durch ihre Armee von Clippern, tödlichen Martial-Arts-Kämpfern. Schusswaffen wurden in dieser Welt verbannt und somit ist jede kämpferische Begegnung eine fantastisch choreografierte Martial-Arts-Szene. Die Charaktere sind mysteriös und interessant. Sie wirken einem Comic entsprungen und bilden einen wunderbaren Kontrast zur dargestellten Welt: einem Südstaaten-Setting mit Anleihen an die düstere Epoche der Sklavenhaltung und asiatisch angehauchten Steam-Punk-Einflüssen. Also eine neue Lieblingsserie?

Leider nutzt sich der Wow-Effekt ziemlich schnell ab: Die Handlung zwischen den imposanten Kampfszenen wirkt oft redundant und zäh. In der Inszenierung abseits der Kämpfe merkt man das anscheinend begrenzte Budget deutlich. Es gibt die immer gleichen Einstellungen und Landschaftsbilder zu sehen, die Ländereien der einzelnen Barone scheinen nur einen Steinwurf voneinander entfernt zu sein und überhaupt wirken die scheinbar so gefährlichen Badlands eher wie idyllische grüne Wiesen und Laubwälder. Hier hätte ich mir tatsächlich (noch) mehr Worldbuilding gewünscht, um die dargestellte Situation mit der erzählten zu verknüpfen. Und dennoch erzeugt die Serie einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann.

Nach dem Finale, das viel zu schnell kommt, möchte ich nun unbedingt weiterschauen. Umso passender, das heute eine zweite Staffel angekündigt wurde. Die sechs Episoden füttern die Geschichte nur ein wenig an und man merkt, dass noch viel mehr kommen mag. Bis dahin überzeugt die Serie zumindest durch außergewöhnliche Kampfszenen, wie man sie zuvor noch in keiner TV-Serie gesehen hat und einer Welt, die tatsächlich einmal neu und anders wirkt. Diesen Mut möchte ich trotz so mancher Schwäche belohnen und die Serie allen nun Interessierten ans Herz legen: 8/10 (7.5) Punkte.

Fear the Walking Dead – Season 1

Wie bereits angekündigt, bin ich den Zombies treu geblieben und habe mir mit „Fear the Walking Dead – Season 1“ das Spin-off der AMC-Erfolgsserie angesehen. Dieses läuft aktuell im Programm von Amazon Prime – und das löblicherweise im Originalton und der Option englischsprachige Untertitel einzublenden. Selbst als Streaming-Skeptiker könnte ich mich unter diesen Voraussetzungen an diese Form des Film- und Serienkonsums gewöhnen…

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Nach wie vor kann ich, was die Hauptserie betrifft, kaum Ermüdungserscheinungen ausmachen, was am von mir geliebten Survival-Setting liegt. Hier schlägt wohl das 80er Jahre Kind durch, das in mir schlummert und der damit einhergehende Reiz am Subgenre Zombiefilm. Ich kann immer noch nicht glauben, was man heutzutage alles ungeschnitten im TV oder auf DVD/Blu-ray zu sehen bekommt. Das wäre damals unvorstellbar gewesen. Aufgewachsen bin ich also mit den Romero-Filmen und ein paar unsäglichen Ablegern. Als dann Anfang des Jahrtausends die zweite große Zombiewelle losgetreten wurde, war ich sehr begeistert. Mit „The Walking Dead“ waren die Untoten ca. 10 Jahre später endgültig im Mainstream angekommen – und gerade in serieller Erzählform funktioniert dieses Subgenre für mich famos. Welche neuen Aspekte kann nun also „Fear the Walking Dead“ dazu beitragen?

Gerade der Ausbruch der Epidemie scheint mir ein essenzieller Zeitpunkt in der Geschichte zu sein. Eine Zeit ohne die bekannten und etablierten Regeln und Vorgehensweisen. Anders als „The Walking Dead“ und „28 Days Later“, die beide auf den Kniff eines Krankenhausaufenthalts der Hauptperson während des Ausbruchs zurückgreifen, bekommen wir in „Fear the Walking Dead“ den Beginn der Epidemie live mit. Davon hatte ich mir wirklich einiges erhofft, jedoch schafft es die Serie nicht in der Intensität an die ersten Szenen aus Zack Snyders „Dawn of the Dead“-Remake oder selbst „World War Z“ anzuschließen. Ob dies der längeren Laufzeit der Serie geschuldet ist? Ich habe da eher die Charaktere und das leider oft klischeehafte Drehbuch in Verdacht…

Bei „The Walking Dead“ werden ja häufig die dummen Entscheidungen der Figuren beanstandet. Für mich lassen sich diese häufig mit der Extremsituation erklären, mit der die Charaktere schon seit längerer Zeit umgehen müssen. In diesem Spin-off allerdings, war selbst mir so manches Verhalten einfach zu hanebüchen: Wenn ich nur daran denke, dass der Junkie-Sohn plötzlich den Einfall hat nachts bei den Nachbarn einzusteigen, nur um eine Waffe zu suchen, die er irgendwann mal gesehen hat – dann rennen alle zusammen raus und lassen die Türe zu ihrem eigenen Haus offen, durch die dann natürlich ein Zombie torkelt? Bei solchen Szenen musste selbst ich ab und zu mit den Augen rollen. Überhaupt wirken die Charaktere viel oberflächlicher und aufgesetzter als die der Mutterserie. Dies mag sich aber noch entwickeln.

Insgesamt hatte ich trotz aller Kritikpunkte viel Spaß mit „Fear the Walking Dead“ und werde bestimmt auch in die zweite Staffel reinschauen. Die Vorfreude spare ich mir vorerst aber für die Fortführung des Originals auf. Ich bin auf jeden Fall gespannt, ob auch das Spin-off eine ähnliche Erfolgsgeschichte haben wird: 7/10 (7.2) Punkte.

The Walking Dead – Season 5

Die Vorteile Serien per Stream zu verfolgen häufen sich: Schneller als ursprünglich erwartet, habe ich die Gelegenheit bekommen „The Walking Dead – Season 5“ zu sehen. Somit konnte ich nach Sichtung der vierten Staffel nahtlos in der Welt der Zombie-Serie verweilen, ohne ein weiteres Jahr verstreichen lassen zu müssen. Ob dies dem Erlebnis zuträglich war oder eher zu Abnutzungserscheinungen geführt hat, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung… Spoiler sind zu erwarten.

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Die Staffel fängt unglaublich intensiv an. Nachdem sich Terminus als die perfideste aller möglichen Fallen herausgestellt hat, kommt es zu einer Rettungsaktion, die einfach nur mitreißend ist. Die Bedrohung bleibt noch ein paar Episoden lang bestehen, wird dann aber ziemlich schnell und extrem brutal aufgelöst. Puh. Harter Tobak. Der Mittelteil der Staffel ist wieder ruhiger, schürt Konflikte zwischen den Charakteren und gipfelt in zwei Todesfällen, die für mich ziemlich unerwartet kamen. Nachdem zudem die einzige Hoffnung auf eine bessere Zukunft zerstört wird, herrscht Desillusionierung bei unserer Gruppe – und diese Zermürbung überträgt sich auch auf uns Zuschauer. Die plötzliche Aussicht auf ein besseres Leben läutet das letzte Drittel der Staffel ein, das ich wirklich erfrischend fand.

Nach einer emotionalen Tour-de-Force fällt es der Gruppe um Rick nicht leicht, sich wieder an ein Leben in scheinbarer Sicherheit zu gewöhnen. Nach dem inhaltlich etwas redundanten Zwischenspiel in Atlanta, mochte ich diesen Handlungsstrang wirklich gerne und hätte mir auch gewünscht, dass man nicht zu schnell wieder in die übliche Zombie-Action verfällt. Gerade die Probleme des Zusammenlebens bzw. des Eingliederns in eine bestehende Zivilisation hätten noch mehr Potential geboten. Am Ende folgt das Unausweichliche und die neu gewonnene Idylle zerbröckelt nicht nur von innen, es steht auch schon die nächste Bedrohung von außen vor der Tür.

Sehr erfreut war ich inzwischen nun schon drei Schauspieler aus „The Wire“ als zumindest vorübergehende Mitglieder unserer Gruppe zu sehen. In den letzten Episoden lernen wir sogar ein bekanntes Gesicht aus „One Tree Hill“ kennen, was bei mir fast einen Knoten im Hirn verursacht hat, könnten beide Serien inhaltlich doch nicht weiter auseinander liegen. Trotz der gefühlt starken Fluktuation, fügt sich auch jede neue Figur gut in die Gruppe ein – und manchmal erwischt es auch bereits etablierte Figuren und eben nicht nur das typische Redshirt, das vor fünf Minuten zur Gruppe gestoßen ist.

Insgesamt hat mir auch die fünfte Staffel von „The Walking Dead“ sehr gut gefallen und sie hat mich emotional das eine oder andere Mal doch ziemlich gefordert. Das Finale birgt Potential, kann aber auch leicht in Enttäuschung umschlagen – mal sehen, was die Autoren daraus machen. Die Wartezeit auf die sechste Staffel, die ja vermutlich erst im Januar 2017 erhältlich sein wird, werde ich mir zunächst mit „Fear the Walking Dead“ vertreiben. Die Welt der Untoten verlasse ich somit noch nicht komplett, doch dann wird es Zeit mich wieder einmal einem anderen Setting zu widmen: 9/10 (8.5) Punkte.

The Walking Dead – Season 4

Lange hat es gedauert, doch dank meiner neu entdeckten Streaming-Freiheit, habe ich „The Walking Dead – Season 4“ nun endlich gesehen. Auch wenn diese neue Art des Medienkonsums meine Sichtung durchaus geprägt hat, so möchte ich diesen Aspekt in der folgenden Besprechung nicht näher erörtern, sondern verweise auf meinen Artikel „Wie beeinflusst Streaming unser Sehverhalten?“ und wende mich nun den Walkern und den Überlebenden der Zombie-Apokalypse zu…

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Für mich ist es immer noch ein Rätsel, wie solch eine knallharte Zombie-Serie völlig im Mainstream angekommen sein kann und die größten Quotenerfolge feiert. Es wird mehr gesplattert als in heute immer noch beschlagnahmten Filmen aus den 70er Jahren und der Ton ist oft verdammt düster. Wieso kommt diese Serie beim Massenpublikum also so gut an? Ich kann es mir nur mit einer besonderen Form des Eskapismus erklären: Man kann mit „The Walking Dead“ in eine Welt abtauchen, in der unsere realen Probleme (Job, Geld usw.) völlig nebensächlich geworden sind und es im wahrsten Sinne des Wortes ums nackte Überleben geht. Hinzu kommt ein gewisser Soap-Opera-Charakter und Figuren, die uns Zuschauern ans Herz wachsen. Die Gewalt bedient unsere Urinstinkte und lässt uns den Alltag vergessen. Eben nicht Feel-Good-Eskaspismus, sondern die andere, düstere Art – eine Formel, die anscheinend funktioniert. Auch bei mir.

Inhaltlich geht die Serie konsequent weiter, erlaubt sich allerdings mehr narrative Freiheiten, als noch die vorangegangene dritte Staffel. Zu Beginn erleben wir eine Epidemie, die im Gefängnis ausbricht und bei der nicht nur unsere Charaktere einen Lagerkoller bekommen. Beklemmend, wenn auch ein wenig stagnierend. Weiter geht es mit zwei Episoden, die sich vollkommen dem Bösewicht des vorangegangenen Jahres widmen, was letztendlich zu einem alles verändernden Ereignis in der Mitte der Staffel führt. Bei „The Walking Dead“ ist eben keine Figur sicher. Danach wird alles anders und man verfolgt verschiedene Splittergruppen über mehrere Episoden hinweg. Dies ist größenteils gelungen, teils spannend, teils langatmig. Auf jeden Fall lernt man die Figuren besser kennen – und kaum fühlt man sich als Zuschauer einigermaßen sicher, zaubern die Autoren Wendungen aus dem Hut, die wie ein Schlag in die Magengrube sind. Fast schon anstrengend.

Am Ende der Staffel haben unsere Charaktere neue Weggefährten gefunden und finden selbst auch wieder zusammen – doch die neue Bedrohung ist schon greifbar und lässt uns Zuschauer mit einem Cliffhanger zurück. Auch wenn ich mich des Gefühls, teils redundante Mechaniken vorgesetzt bekommen zu haben, nicht erwehren konnte, so hat das beständige Auf und Ab aus Zombie-Bedrohung, Charaktermomenten und menschlicher Grausamkeit sein Ziel bei mir nie verfehlt. Ich habe mitgelitten, mitgekämpft und war teils fassungslos – und eben auch unterhalten aufgrund der Schnetzelei und der oft auch schönen zwischenmenschlichen Szenen. Der Cliffhanger hat mich zudem erwischt, weshalb ich mich vermutlich sogleich an die Fortsetzung machen werde: 9/10 (8.7) Punkte.

Shameless (US) – Season 3

Die Nachwehen des Umzugs haben dafür gesorgt, dass ich für die Sichtung von „Shameless – Season 3“ unglaubliche fünf Wochen benötigt habe. Für so eine starke Serie mit ohnehin nur 12 Episoden eine wirklich lange Zeit. Vielleicht war es aber auch genau die richtige Art und Weise diese Staffel zu verfolgen, denn an Verrücktheit und teils bitteren Momenten übertrifft sie die vorherigen zwei Jahre noch um Längen. Ob dies positiv zu bewerten ist, lest ihr in der folgenden Besprechung…

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Die Staffel beginnt – und man befindet sich als Zuschauer plötzlich in einem absurden, aber knallharten Gangsterfilm wieder. Gesät wurde dieser Handlungsstrang rund um Jimmy zwar bereits in der zweiten Staffel, doch dass die Ernte so bestimmend für dieses Jahr werden würde, hätte ich niemals erwartet. Die anderen Handlungsstränge beginnen etwas ruhiger, doch ehe man sich versieht, wird man als Zuschauer mit Situationen konfrontiert, die man selbst in zweiter Reihe nicht über sich ergehen lassen möchte. Einen Höhepunkt bildet in der ersten Hälfte der Staffel wohl Franks unglaublich perfider Plan seinen Sohn Carl glauben zu lassen er hätte Krebs, nur um ein paar schnelle Dollar zu machen.

Weiter geht es mit dem Jugendamt, das die Kinder – nach einem anonymen Tipp durch Frank – in Pflegefamilien unterbringt. Erstaunlicherweise gibt es hier ein glückliches Ende für alle Beteiligten, das jedoch auf der Beziehungsebene zwischen den Charakteren noch für einiges an Zündstoff sorgt. In der zweiten Hälfte der Staffel werden die einzelnen Geschichten immer absurder – und doch schaffen es die Autoren den emotionalen Kern, das Beziehungsgeflecht und die starken Familienbande, aufrecht zu erhalten. Unglaublich! Egal ob dem Begriff Leihmutter eine völlig neue Bedeutung gegeben wird, Frank als Galionsfigur für gleichgeschlechtliche Ehe in Erscheinung tritt oder die Dreiecksbeziehung zwischen Karen, Mandy und Lip völlig eskaliert – kaum eine Geschichte endet so, wie man es erwarten würde. Selbst Frank zeigt Anzeichen von Herz und Mitgefühl. Dennoch ist das Finale unerwartet düster und endgültig – und lässt uns nur in der letzten Montage ein wenig Hoffnung schöpfen.

Auch wenn ich es nicht für möglich gehalten hätte, so hat „Shameless“ im dritten Jahr noch einmal an Qualität zugelegt. Der Schmerz der Figuren ist oft unwahrscheinlich unmittelbar und greifbar, was jedoch stets durch perfiden Humor gebrochen wird. Dabei ist die Serie nicht zynisch, sondern erlaubt sich einen oft zärtlichen Blick auf ihre Charaktere. Eine ungewohnte Mischung, die in dieser Form wohl einmalig ist. Ich freue mich jetzt schon auf die vierte Staffel: 9/10 (9.3) Punkte.

Shameless (US) – Season 2

Es ist unglaublich wie schnell die Sichtung von „Shameless – Season 2“ (weiterhin die US-Fassung) auch schon wieder vorbei ist. Durch den hohen Unterhaltungswert und die Beschränkung auf zwölf qualitativ hochwertige Episoden habe ich den Vorsatz früher ins Bett zu gehen öfter mal ausgesetzt – und war mit der Staffel innerhalb von nur zwei Wochen durch. Es ist aber auch einfach zu verlockend stets noch für eine weitere Episode bei den Gallaghers zu verweilen…

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Zwischen der ersten Staffel und der einsetzenden Handlung der zweiten Staffel scheinen ein paar Monate vergangen zu sein – große Veränderungen gibt es (außer einer anhaltenden Hitzewelle) nicht zu vermelden. Doch schon bald werden nahezu alle Gallaghers von ihrer Vergangenheit eingeholt: Steve sucht wieder Kontakt zu Fiona, Franks Mutter steht plötzlich auf der Türschwelle, Karen hat eine ganz besondere Überraschung für Lip und die kompletten Gallaghers werden von „Hurricane Monica“ (so der unheilvolle Episodentitel) heimgesucht. Mehr als genug Stoff also, um eine Staffel zu füllen, doch tatsächlich ist dies nur die Spitze des Eisbergs – und man wird als Zuschauer auf so manche gefühlsmäßige Achterbahnfahrt mitgenommen. Die bereits bekannte Kombination aus schmerzhaftem Drama und absurder Comedy wird hier oft auf die Spitze getrieben. Turbulent, erschütternd und tatsächlich auch verdammt lustig.

Hat sich die erste Staffel noch stark am englischen Original orientiert, geht die US-Version von „Shameless“ ab der zweiten Staffel eigene Wege. Auch wenn ich die Vorlage nur ausschnittsweise kenne, so merkt man doch dass irgendetwas passiert ist: Die Charaktere wirken noch verrückter, die Dramatik noch schmerzhafter und der Humor ist noch deutlich abgefahrener geworden. Teils ist es ganz schön harter Tobak (z.B. Missbrauch, Inzest, Suizid) mit dem sich die Figuren – und somit auch wir Zuschauer – auseinandersetzen müssen. Die Serie schafft es dennoch dabei erstaunlich unterhaltsam zu bleiben, was man wohl den Drehbuchautoren und den wirklich guten Schauspielern zuschreiben kann.

Qualitativ kann „Shameless“ im zweiten Jahr noch einmal eine Schippe drauflegen. Die Serie wirkt somit (noch) entfesselter, was in so manch völlig absurder Situation gipfelt. Dennoch bleiben die Charaktere innerhalb des Serienuniversums glaubwürdig und man geht mit ihnen durch dick und dünn, was wahrlich nicht immer einfach ist. Das Staffelfinale ist dann wiederum erstaunlich versöhnlich und lässt einem mit einem guten Gefühl zurück. Auch wieder etwas, das ich „Shameless“ nach den vorher angerissenen Erzählsträngen nicht unbedingt zugetraut hätte. Immer wieder sehr überraschend – und das ist komplett positiv gemeint: 9/10 (9.0) Punkte.