Mad Men – Season 7

Einmal mehr geht eine große Serie zu Ende, die mir über die Jahre sehr ans Herz gewachsen ist. Ich würde sogar soweit gehen das wunderbare Zeitportrait als eine meiner absoluten Lieblingsserien zu bezeichnen. Obwohl das Finale von „Mad Men – Season 7“  bereits 2015 ausgestrahlt wurde, so wirkt es auch noch ein Jahr später nach und ich habe noch keine aktuelle Serie auf dem Radar, die diese Lücke zu schließen vermag. Auch wenn alle Welt von „Breaking Bad“ und „The Walking Dead“ schwärmt, so wird für mich immer „Mad Men“ das Kleinod unter den Eigenproduktionen des Kabelsenders AMC bleiben. In mehrerer Hinsicht das Ende einer Ära.

mad-men-s7

Die ursprünglich in zwei Teilen ausgestrahlte finale Staffel setzt nahtlos an die vorangegangenen Ereignisse an. Don und Megan führen eine Fernbeziehung, was genauso wenig funktioniert, wie man das erwarten würde. Peggy ist trotz ihres beruflichen Erfolges frustriert und auch die anderen Charaktere befinden sich in einer Art Schwebezustand. Dons Karriere ist zerstört und er muss wieder von vorne anfangen. Die Rollen zwischen ihm und Peggy vertauschen sich, was eine wirklich interessante Dynamik mit sich bringt, besonders da sich Don in dieser Beziehung nicht wie ein egoistisches Arschloch verhält, sondern tatsächlich wie ein Mentor. Zumindest meistens und immer dann, wenn man es am wenigsten erwarten würde. Die Beziehung zwischen den beiden ist wohl eine der wenigen ehrlichen in dieser Serie, was sich auch im letzten Telefonat zwischen Don und Peggy zeigt.

Kurz vor dem Abgrund jedoch wendet sich das Blatt. Sterling Cooper & Partners wird von McCann Erickson gekauft und unsere Hauptfiguren scheinen den großen Preis gewonnen zu haben. Doch wie es in der Werbung eben so ist, bleibt am Ende nichts zurück. Nur Schein, keine Substanz. Das große Finale wirkt seltsam aus der Serienwelt entrückt, passt aber doch zu den vorhergehenden Staffeln, ihn denen Don bereits öfter aus seinem Alltag ausgebrochen ist. Am Ende ist er ganz unten und doch glücklich. Hat er die Werbewelt tatsächlich hinter sich gelassen? Oder am Ende doch wieder nur Inspiration aus seinen neuen Erfahrungen gezogen? Das Ende ist offen und das ist gut so. Denn das Leben geht auch für die Charaktere von „Mad Men“ weiter, selbst wenn wir den wichtigsten noch kurz für eine letzte Szene begegnen dürfen. Wie Werbung selbst zeigt uns die Serie hier nur das, was wir sehen wollen. Und Don? Don bleibt ein Mysterium. Ob er als Relikt der alten Werbewelt in die neue Ära starten wird, bleibt der Vorstellung des Zuschauers überlassen. Ich persönlich glaube, er kehrt zurück.

Was die qualitative Einordnung der einzelnen Staffeln angeht, so fällt mir das bei dieser durchgehend herausragenden Serie sehr schwer. Ich habe alle Staffeln als exzellent in Erinnerung. Dennoch habe ich es versucht und bin gespannt, wie eure Reihenfolge (gerne mit Begründung in den Kommentaren) aussieht:

  1. „Mad Men – Season 4“ (9.7 Punkte)
  2. „Mad Men – Season 3“ (9.7 Punkte)
  3. „Mad Men – Season 2“ (10 Punkte)
  4. „Mad Men – Season 5“ (9.5 Punkte)
  5. „Mad Men – Season 7“ (9.5 Punkte)
  6. „Mad Men – Season 1“ (10 Punkte)
  7. „Mad Men – Season 6“ (9.2 Punkte)

Mir ist der Abschied von „Mad Men“ so schwer gefallen, wie schon lange bei keiner Serie mehr. Ich würde gerne noch weiterverfolgen, wie sich die Charaktere in den 70er Jahren entwickeln. Da gäbe es bestimmt noch viele spannende Geschichten zu sehen. Man soll jedoch aufhören, wenn es am schönsten ist – und das hat Matthew Weiner auf jeden Fall geschafft. Er lässt und Zuschauer hungrig nach mehr zurück. Eben wie eine gute Werbung: 10/10 (9.5) Punkte.

Prädikat: Lieblingsserie

Mad Men – Season 6

Wie in meiner Besprechung zur fünften Staffel bereits angekündigt, werde ich mich dieser Serie nun bis zu ihrem Ende widmen. Somit war es auch kein Wunder, dass ich „Mad Men – Season 6“ in knapp zwei Wochen verschlungen habe. Die Faszination, die Matthew Weiner rund um die Werbebranche und das Lebensgefühl der 60er Jahre aufgebaut hat, ist bei mir nach wie vor ungebrochen. Ich liebe die Ausstattung, die Charaktere und diese Zeit des Umbruchs. Wie nun konkret die sechste Staffel der Ausnahmeserie bei mir abschneidet, lest ihr in der folgenden Besprechung…

mad-men-s6-2

Die Staffel erzählt ein paar Haupthandlungsstränge, die wirklich interessant sind: Was die Agentur Sterling Cooper Draper Pryce angeht, so steht natürlich die Fusion mit Cutler Gleason and Chaough im Zentrum der Entwicklungen. Dadurch ergeben sich auch ganz neue Spannungen zwischen den Figuren, denn plötzlich ist auch Peggy wieder zurück und muss ihren Platz zwischen Ted Chaough und Don Draper finden. In der neuen Agentur wird es schnell eng und niemand scheint sich mehr so richtig zu Hause zu fühlen, was wohl auch an den fordernden Kunden liegt. Mit Chevrolet hat man endlich das lang ersehnte Automobilunternehmen in den Kundenkreis aufgenommen, doch schon bald zeigt sich die Schattenseite der ungleichen Geschäftsbeziehung. Etwas, das bis heute im Agenturgeschäft vorherrscht.

Auch privat gibt es für unsere Charaktere einige Wirren zu durchleben. Don zeigt in mehrerer Hinsicht Schwäche und alles, was noch im Vorjahr aufgebaut wurde, droht zu zerfallen. Zum ersten Mal wird ganz konkret eine Erklärung für seine ungesunde Beziehung zu Frauen aus dem Hut gezaubert. Zwar mochte ich es mehr über die Figur zu erfahren, doch letztendlich entzaubert es den Charakter auch, zumal die die Geschehnisse in den Rückblenden nicht sonderlich subtil als Grund für seine Entwicklung eingearbeitet wurden. Dies ist zwar kein wirklicher Schwachpunkt und ich mochte die Verletzlichkeit, die Don Draper dadurch anhaftet – hundertprozentig zufrieden war ich damit jedoch nicht. Auf jeden Fall war es ein brauchbares Element, um die Abwärtsspirale, in der sich Don während der sechsten Staffel befindet, noch weiter nach unten zu treiben.

Es gibt wieder etliche herzzerreißende und auch ganz große Momente. Speziell die Beziehung zwischen Don, Betty und ihren Kinder mitzuerleben ist manchmal wirklich schmerzhaft. Am Ende der Staffel steht für Don Draper ein unfreiwilliger Neuanfang an und ich bin sehr gespannt, in welche Richtung sich die Serie in ihrer finalen Staffel entwickeln wird. Doch auch was Pete Campbell, Peggy Olson und all die anderen Figuren angeht, gibt es noch viel Potenzial für Weiterentwicklung. Auch wenn diese sechste Staffel nicht ganz an das brillante fünfte oder auch vierte Jahr anschließen kann, so ist das doch Kritik auf extrem hohem Niveau und ich hatte insgesamt wieder unglaublich viel Vergnügen mit den „Mad Men“: 9/10 (9.2) Punkte.

Mad Men – Season 5

Auch wenn es inzwischen viele hochwertige Serien gibt, die einem den Feierabend versüßen, so finden sich unter diesen doch ein paar ganz besondere Exemplare. Dazu gehört zweifellos auch Matthew Weiners Serie über die Werbetreibenden der Madison Avenue in den 1960er Jahren. Nachdem ich 2011 ganz begeistert über die vierte Staffel berichtete, sollte es fünf Jahre dauern bis es „Mad Men – Season 5“ auf meinen Programmplan geschafft hat. Inzwischen sind glücklicherweise auch alle restlichen Staffeln auf Blu-ray erschienen, so dass einer Komplettsichtung bis zum großen Finale nun nichts mehr im Wege steht…

mad-men-s5

Durch die lange Zeit seit Sichtung der vierten Staffel ist mir der Einstieg nicht leicht gefallen, weshalb ich zunächst noch einmal die Ereignisse des Vorjahres wiederholte. Und was soll ich sagen? Ich war erneut entzückt von der Qualität, mit der Matthew Weiner und Co. die 13 Episoden geschrieben und inszeniert haben. Ganz großes Kino. Danach war ich gewappnet für das fünfte Jahr mit den „Mad Men“ und voller Vorfreude. Die Handlung setzt, mit ein wenig zeitlichem Abstand, direkt nach den bekannten Ereignissen ein. Wir befinden uns mit Megan und Don Draper in der neuen Wohnung (wir haben somit ihre Hochzeit verpasst) und wohnen sogleich der Feier zu Dons 40. Geburtstag bei. Alleine diese eröffnende Doppelfolge ist pures Vergnügen, was Austattung, Inszenierung und Spannungen zwischen den Charakteren angeht.

Danach geht die Staffel sehenswert weiter, wobei ich das Gefühl nicht losgeworden bin, dass die Qualität des vierten Jahres nicht ganz erreicht wurde. Spätestens ab Mitte der Staffel nimmt die Handlung in vielen Belangen jedoch enorm an Fahrt auf, was zu schockierenden Wendungen führt, dich ich so von der Serie nicht erwartet hätte – oder eben doch, was man klar als Qualitätsmerkmal sehen sollte. Ich denke hier speziell an die Handlungsstränge rund um Joan und Jaguar sowie natürlich Lane Pryce, welche in ihrer Bitterkeit kaum zu überbieten sind. Davon abgesehen fand ich die berufliche Beziehung zwischen Peggy und Don abermals am stärksten, speziell die Kündigung Peggys hat mich wirklich mitgenommen, hat sie mich doch stark an meinen eigenen Abschied aus der Agenturwelt erinnert.

Ich könnte nun noch viel schreiben, über den Werdegang von Pete Campbell oder andere Nebenfiguren. Dies würde ihnen aber nicht gerecht werden, da es sich nie so anfühlt, als wären sie in dieser großartigen Serie nur Nebenfiguren. Selbst wenn Don der Star ist und es ein paar Charaktere gibt, auf denen ein größerer Fokus liegt, so zaubern die Autoren immer wieder beeindruckende kleine und große Geschichten aus dem Hut, die sich den anderen Figuren widmen – und die dadurch eben nicht weniger bedeutend sind. „Mad Men“ ist eine Ensemble-Serie und funktioniert als solche auch beeindruckend gut.

In meinen Augen ist die fünfte Staffel tatsächlich minimal schwächer als die Staffel des Vorjahres, doch das ist wahrlich Kritik auf sehr hohem Niveau. Ich bin nun wieder so richtig drin in der schillernden Werbewelt der 60er Jahre und freue mich extrem, dass ich sogleich mit der sechsten und siebten Staffel weitermachen kann. Eine Empfehlung brauche ich wohl kaum noch aussprechen, denn wer erst einmal Gefallen an diesem faszinierenden Zeitportrait gefunden hat, der kommt davon so schnell nicht mehr los: 10/10 (9.5) Punkte.

The Path – Season 1

Nachdem ich mit „The Newsroom“ eine neue und leider nur kurzlebige Lieblingsserie für mich entdeckt hatte und mit dem fünften Jahr von „Shameless“ zu einem alten Bekannten zurückgekehrt bin, hatte es die nächste Serie bei mir nicht leicht. Schon die Wahl fiel mir schwer, weshalb ich umso glücklicher war bei der Singenden Lehrerin und Wulf vom Medienjournal von „The Path – Season 1“ zu lesen. Die Sichtung der Staffel liegt inzwischen schon ein paar Wochen zurück, doch war ich bisher nicht dazu gekommen, meine Eindrücke festzuhalten…

the-path-s1

„The Path“ ist die erste Eigenproduktion des US-amerikanischen Streaming-Dienstes Hulu, die ich bespreche. Mit Hulu verbinde ich erste Erfahrungen im Bereich Streaming (damals noch über VPN) und war sehr gespannt, ob der Dienst in Sachen Qualität mit Netflix oder Amazon mithalten können würde. Bereits die erste Episode hat mich sehr beeindruckt – nicht nur was die mitwirkenden Schauspieler angeht (u.a. Aaron Paul, Michelle Monaghan und Hugh Dancy), sondern speziell auch in Bezug auf den Look und die Erzählung. Jason Katims, der Showrunner von „Friday Night Lights“ und „Parenthood“, ist auch einer der Produzenten dieser Serie, wenngleich sich seine typische Handschrift hier leider nicht wiederfinden lässt.

Die Serie rund um eine im Bundestaat New York angesiedelte Sekte ist eine dieser langsam erzählten Geschichten, wie wir sie in den letzten Jahren immer häufiger zu sehen bekommen. Die Autoren nehmen sich viel Zeit für die Entwicklung ihrer Figuren und auch der Handlung. Ich mag das. Sehr sogar. Vielleicht hatte ich deshalb auch so meine Probleme damit, dass die Serie teils in eine überaus dramatische Richtung abgedriftet ist. Hier hätte ich es spannender gefunden, wenn man den Glaubensweg einzelner Charaktere näher beleuchtet bzw. Argumente in der Handlung für die unterschiedlichen Einstellungen gefunden hätte. Das war mir häufig zu plötzlich und übertrieben sprunghaft erzählt.

Trotz meiner Kritikpunkte habe ich „The Path“ stets sehr gerne gesehen. Unsere drei Hauptdarsteller spielen famos und man kauft ihnen ihre Rollen wirklich ab. Hier ist für eine zweite Staffel noch viel Potenzial vorhanden, auch wenn ich nach dem Finale befürchte, dass sie sich in eine übernatürliche Richtung bewegen wird. Auf jeden Fall ein spannender Neuzugang in der Serienwelt, der Hoffnung macht, dass sich Hulu als Player unter den Streaming-Diensten mit qualitativ hochwertigen Eigenproduktionen platzieren wird: 8/10 (7.9) Punkte.

Shameless (US) – Season 5

Nachdem ich es lange sechs Monate ohne die Gallaghers aushalten musste, hatte meine Familie Mitleid und mir „Shameless – Season 5“ zum Geburtstag geschenkt. Welch ein Glück! Endlich wieder mit Frank um die Häuser ziehen und die restlichen Gallaghers dabei begleiten, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen – oder es wieder einmal so richtig zu vermasseln…

shameless-s5

Nach der großartigen vierten Staffel waren die Erwartungen natürlich extrem hoch, speziell da an deren Ende ein fieser Cliffhanger stand. Dessen Auflösung ist leider auch der Tiefpunkt der Staffel, zumal dieser gesamte Handlungsstrang unglaublich an den Haaren herbeigezogen wirkt. Da hätte ich es besser gefunden, das Schicksal von Jimmy wäre einfach ungewiss geblieben. So bleibt jedoch ein schaler Beigeschmack zurück, der weder Fionas Charakter gerecht wird, noch ihre Beziehung zu Jimmy in irgendeiner Form würdigt. Letztendlich hätte auch jeder andere (Ex-)Lover ein Grund für die Komplikationen in ihrer jungen Ehe sein können. Immerhin bleibt auch dieser schwächere Abschnitt der Staffel als unterhaltsam und gut gespielt in Erinnerung.

Was die anderen Handlungsstränge angeht, so bietet das fünfte Jahr mit den Gallaghers erneut allerlei Verrücktheiten: Seien es Franks Craft-Beer-Experiment, Debbies verzweifelte Versuche endlich Sex zu haben, Carls kurze Laufbahn als Drogenkurier, Lips Beziehung zu einer Professorin oder die dramatische Entwicklung Ians. All das und noch viel mehr ist abermals unglaublich unterhaltsam, weiß zu überraschen und oftmals auch zu schockieren. Selbst die etwas aus dem üblichen Rahmen fallende Liebesgeschichte zwischen Frank und einer krebskranken Ärztin konnte mich überzeugen, da sie unser verantwortungsbewusstes Familienoberhaupt erstmals verletzlich zeichnet. Damit hätte ich zu diesem Zeitpunkt fast nicht mehr gerechnet. Insofern eine schöne Entwicklung.

Insgesamt gesehen ist die US-Version von „Shameless“ in ihrem fünften Jahr ein wenig schwächer und auch das Finale nicht ganz so episch, wie das der vorangegangenen Staffel. Das alles ist jedoch Jammern auf extrem hohen Niveau, denn ich wurde über die zwölf Episoden hinweg wieder ganz famos unterhalten und kann es kaum noch erwarten ins nächste Jahr mit den Gallaghers zu starten: 9/10 (9.0) Punkte.

The Newsroom – Season 1 to 3

Was habe ich Aaron Sorkins Art Geschichten zu erzählen vermisst. Dieser politische Idealismus gepaart mit extrem pointierten Dialogen und oft hoffnungslos kitschigen zwischenmenschlichen Szenen. Lange hat es gedauert, bis ich endlich die komplette Serie „The Newsroom“ gesehen habe – und ich bin jetzt schon unendlich traurig, dass es bei nur drei Staffeln geblieben ist. Dabei war ich davor durchaus skeptisch und hatte Befürchtungen, dass Sorkin nicht an „The West Wing“ oder auch die noch kurzlebigere Serie „Studio 60 on the Sunset Strip“ anschließen können würde. Umso begeisterter bin ich jetzt nach diesem umwerfenden Erlebnis…

the-newsroom-4

Weiterlesen

Wayward Pines – Season 1

Nachdem ich früher recht nah am aktuellen TV-Geschehen war, hole ich inzwischen eher ältere Serien nach. Mit „Wayward Pines – Season 1“ gab es jedoch einmal wieder frisches Futter in meinem Programm. Gehört hatte ich schon einiges von der Serie und die Empfehlung der Singenden Lehrerin hat letztendlich den Anstoß gegeben nach langer Mystery-Abstinenz (meine Wiederholungssichtung von „Akte X“ einmal ausgenommen) diesem wunderbaren Genre einmal wieder einen Besuch abzustatten. Ob mich die Serie überzeugen konnte, lest ihr in der folgenden Besprechung…

wayward-pines-s1

Während der ersten Episoden wirkt die Serie wie eine modernisierte Version von „Twin Peaks“ – nur ein wenig normaler bzw. mehr im Mainstream verankert. Eine abgelegene Kleinstadt im Nordwesten der USA, skurrile Bewohner und eine unheilschwangere Atmosphäre. Dazu ein Secret-Service-Agent, der einen Fall aufklären muss und in Wayward Pines hängenbleibt. Ja, die Serie ist eindeutig inspiriert von David Lynchs Klassiker. Dabei entwickelt sie sich ab der Hälfte der ersten Staffel doch stark in Richtung „Lost“ und setzt mehr und mehr auf Science-Fiction, ohne jedoch den skurrilen Mystery-Touch zu verlieren. Eine interessante Mischung, die mir tatsächlich viel Freude bereitet hat.

„Wayward Pines“ basiert auf einer Roman-Trilogie und wurde von M. Night Shyamalan („The Village“) für das Fernsehen adaptiert. Somit stand fast zu erwarten, dass am Ende der Staffel ein großer Twist wartet. Diesen gibt es auch, jedoch wird das ganz große Geheimnis bereits in der fünften Episode enthüllt – eine Wendung, mit der ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gerechnet hätte. Überhaupt besitzt die Serie ein ziemlich hohes Tempo und ich hätte mir gut vorstellen können, dass die Geschichte in anderen Händen durchaus auf drei Staffeln ausgewalzt worden wäre. Sehr erfrischend. Teils droht die Serie ein wenig in Richtung Trash zu kippen, jedoch schaffen es Shyamalan und Co. den Zuschauer bei der Stange zu halten – zumindest ich hatte die Prämisse nach ein wenig Eingewöhnungszeit gekauft.

Man darf sich keine Illusionen machen: „Wayward Pines“ ist sowohl inhaltlich als auch stilistisch weit davon entfernt die Bedeutung zu erlangen, die „Twin Peaks“ oder auch „Lost“ jemals hatte. Doch gerade weil die Handlung so wunderbar forsch voranprescht, ist es eine Freude den teils abstrusen Entwicklungen zuzuschauen. Ich hatte meinen Spaß damit und bin jetzt schon gespannt, wie sich die Serie nach diesem Finale entwickeln wird: 8/10 (7.9) Punkte.

Parenthood – Season 6

Jeder bekennende Fan von TV-Serien kennt dieses Gefühl der Leere, wenn die letzten Episoden einer geliebten Show über den Bildschirm flimmern. Im Fall von „Parenthood – Season 6“ war es für mich besonders hart, begleitet mich die Serie doch schon seit 2010 und damit ziemlich exakt seit der Geburt unseres Zappelinchens. Thematisch hätte mich die Serie somit zu keinem passenderen Zeitpunkt abholen können, zumal sich innerhalb der letzten sechs Jahre auch die restliche Familienkonstellation verändert hat – es sind Familienmitglieder dazu gekommen und gegangen. Familie eben. Kein Wunder also, dass auch der Abschied von den Bravermans so schwer fällt…

parenthood-s6-2

Mit nur 13 Episoden fällt die finale Staffel der beständig von der Absetzung bedrohten Serie wieder sehr kurz aus – und schließt somit den Kreis zum ersten Jahr. Es ist auch die Staffel, die sich inhaltlich wohl am meisten von den anderen absetzt, gab es zu Beginn doch einen Zeitsprung, der die Weiterentwicklung aller Charaktere zeigt. Wie bereits schon in der fünften Staffel, scheint mir der Fokus auf die ältere Generation noch einmal stärker geworden zu sein. Gesundheitliche Probleme bei Zeek und der Umgang der Kinder damit, ließen bei mir Erinnerungen an die eigenen Eltern und Großeltern wach werden. Die Themen der Serie sind einfach sehr nah dran am Leben vieler Mitdreißiger – ob man will oder nicht. Daneben gibt es jedoch weiterhin etliche Handlungsstränge, die sich mit speziellen Themen beschäftigen und sowohl die für die Serie typisch idealisierte Familienatmosphäre aufrecht erhalten sowie für zusätzliches Drama sorgen. Ein volles Paket also für eine halbe Staffel.

Tatsächlich hatte ich zum ersten Mal Schwierigkeiten in die Staffel einzusteigen. Da ich direkt und ohne Unterbrechung weitergeschaut habe, waren der Zeitsprung und die damit einhergehenden Veränderungen zur vorhergehenden Staffel vielleicht zu groß. Gerade bei einer so kurzen Staffel nicht die beste Voraussetzung, doch nach den ersten vier Episoden war ich dem Charme der Bravermans wieder komplett erlegen. War die Serie schon seit jeher stark auf Emotionen und durchkomponierte Montagen des Familienlebens ausgelegt, haben die letzten vier Episoden diesen Stil noch einmal auf die Spitze getrieben: Da blieb bei mir öfter kein Auge trocken. Ich kenne tatsächlich nur wenige Serien, die bei mir emotional so ins Schwarze treffen. Manchen mag das zu viel sein (doch die schauen ohnehin nicht sechs Staffeln dieser Serie), für mich war es jedoch der perfekte Ausstieg – und damit schafft es die sechste Staffel, trotz des holprigen Anfangs, sich vor dem ersten und dem fünften Jahr zu platzieren, obwohl wirklich ausnahmslos jede Staffel ziemlich großartig ist:

  1. „Parenthood – Season 3“ (9.5 Punkte)
  2. „Parenthood – Season 2“ (9.4 Punkte)
  3. „Parenthood – Season 4“ (9.3 Punkte)
  4. „Parenthood – Season 6“ (9.2 Punkte)
  5. „Parenthood – Season 1“ (9 Punkte)
  6. „Parenthood – Season 5“ (9.0 Punkte)

Am Ende bleibt, wie bereits erwartet, eine gewisse Leere zurück. Der Abschied von länger gelaufenen Serien fällt ja immer schwer, doch bei dieser hier ist es besonders schlimm. Eine Serie, die nicht auf Action, Mord und Totschlag setzt, sondern eher unaufgeregt von den alltäglichen Dingen erzählt. Die positive Botschaften vermittelt und doch auch schwierige Themen anspricht. „Parenthood“ wird eine Lücke im Serienkosmos hinterlassen und es wird schwer werden, diese zu füllen. Es ist auch eine der wenigen Drama-Serien, bei denen ich mir gut vorstellen kann, die Reise noch einmal anzutreten. Denn auch dann wird es sich sicher wieder anfühlen, wie nach Hause kommen: 9/10 (9.2) Punkte.

Prädikat: Lieblingsserie

Parenthood – Season 5

Unglaubliche dreieinhalb Jahre hat es gedauert, bis ich eine meiner erklärten Lieblingsserien weiterschauen konnte. Doch seit ein paar Wochen befindet sich die komplette Serie (ganz klassisch auf DVD) in meinem Besitz und tatsächlich konnte ich es nicht erwarten, endlich „Parenthood – Season 5“ anzugehen – und ja, es war war wirklich wie nach Hause kommen. Ich hatte die Bravermans vermisst und weiß jetzt schon, dass der Abschied nach der finalen Staffel schwer werden wird. Doch nun erst einmal zum turbulenten fünften Jahr…

parenthood-s5-2

Die Serie hatte über ihre gesamte Laufzeit mit der drohenden Absetzung zu kämpfen. Somit gab es nur zwei Staffeln mit komplett 22 Episoden – zu diesen gehört auch die fünfte Staffel. Vielleicht liegt es auch an den vielen Episoden, dass die Staffel teils ein wenig vollgestopft und so manche Charakterentwicklung zu sprunghaft wirkt. Speziell der Handlungsstrang um Julias und Joels Trennung hat durchaus öfter an meinen Nerven gezehrt. Nicht weil dieser schlecht geschrieben wäre, sondern weil noch so viel nebenbei passiert, dass ich das Gefühl hatte, den Charakteren wird zuwenig Freiraum gegeben, um ihre Entscheidungen für den Zuschauer nachvollziehbar zu begründen. Ist das einigermaßen verständlich?

Abseits von diesem Kritikpunkt habe ich mich jedoch maßlos gefreut, dass ich so lange an dieser Staffel hatte. Hach. Die Serie ist einfach wunderbar in ihrer Emotionalität. Ich musste mehrmals ein Tränchen verdrücken, habe gelacht, mich mit den Bravermans gefreut und mit ihnen gelitten. Die Mischung aus Drama und Komödie funktioniert dabei wieder außergewöhnlich gut und der Übergang ist meist subtil. Es ist ein idealisiertes Familienleben, das jedoch nicht ohne Probleme und Schwierigkeiten charakterisiert wird. Vermutlich erkennt man als Familienmensch etliche Szenen wieder, würde sich wünschen, dass es in der eigenen Familie auch so wäre und ist doch froh, die dramatischen Entwicklungen nicht mitmachen zu müssen.

Nach meiner Sichtung dieser vorletzten Staffel fällt es mir schwer, meine liebsten Handlungsstränge zu benennen. Die meisten Geschichten haben mir wirklich sehr gut gefallen. So auch der Wahlkampf von Kristina um das Amt des Bürgermeisters von Berkeley. Oder die Gründung des Luncheonette-Labels samt Verstrickungen rund um egozentrische Musiker und das Zusammenspiel zwischen Crosby und Adam. Auch sehr schön fand ich, dass Zeek und Millie einen bedeutsamen Handlungsstrang spendiert bekommen haben, dessen Ende äußerst emotional für alle Beteiligten ist. Ein sehr rundes Ende, das auch als Serienfinale gut funktioniert hätte. Am schwächsten fand ich dagegen, wie schon erwähnt, die Entwicklungen von Julia und Joel sowie Amber und Ryan. Aber das ist jammern auf extrem hohem Niveau.

Für mich ist „Parenthood“ nach wie vor eine fantastische Serie, die das Thema Familie wunderbar warmherzig und doch realistisch erzählt. Die tollen Schauspieler (unter anderem Lauren Graham und Peter Krause) tragen ihren Teil dazu bei, dass man einfach nicht anders kann als sich bei den Bravermans wohl zu fühlen. Nun gibt es nur noch 13 Episoden und mich graust es jetzt schon vor dem Abschied. Eine wirklich herausragende Serie der „Friday Night Lights“-Macher: 9/10 (9.0) Punkte.

The Man in the High Castle – Season 1

Der jüngste Neuzugang in meiner kleinen Serienwelt ist das von Amazon produzierte Drama „The Man in the High Castle – Season 1“. Die Adaption des bekannten Philip K. Dick-Romans „Das Orakel vom Berge“ steht schon seit der Ankündigung auf meiner Liste. Zwar ist es schon ca. 15 Jahre her, seit ich die Vorlage gelesen habe, doch kann ich mich noch gut an die dichte Atmosphäre und die faszinierende und zugleich erschreckende Parallelwelt erinnern, die der Autor darin aufbaut. Wie das Thema in Serienform umgesetzt wurde, lest ihr in der folgenden Besprechung…

man-in-the-high-castle-s1-1

Meine Hoffnungen in Bezug auf diese Serie waren wirklich enorm. Vielleicht ist dies auch ein Grund, warum ich nach der Sichtung nun ein wenig ernüchtert bin, selbst wenn „The Man in the High Castle“ objektiv betrachtet eine sehr gute Serie ist. Eine Welt als Setting zu nehmen, in der Deutschland und Japan den Zweiten Weltkrieg gewonnen haben, bietet viele Möglichkeiten eine Geschichte zu erzählen. Auch wenn ich mich an „Das Orakel vom Berge“ nur noch rudimentär erinnern kann, so ist die Atmosphäre in der Serienfassung doch wirklich gut getroffen. Was Ausstattung, Besetzung und Inszenierung angeht, kann man der Serie wirklich keine Vorwürfe machen. Inhaltlich dagegen sehe ich durchaus Potenzial für Verbesserung.

Auch wenn der Vergleich nur in abstrahierter Form funktioniert, so sehe ich bei „The Man in the High Castle“ die gleichen Probleme, wie bei den anderen Amazon-Serien, die ich bisher gesehen habe: Bereits „Alpha House“ war zu weich und zu nett in seinen politischen Attacken und auch „Mozart in the Jungle“ kann sein Versprechen für Sex, Drugs and Classical Music nur sehr bedingt einlösen und wirkt oft zahmer als es dem Thema nach angemessen wäre. Und nun haben wir ein düsteres und zu großen Teilen bedeutungsschwanger inszeniertes Drama, in dem die Nazis die USA besetzt haben. Puh. Harter Tobak. Inhaltlich wird hier jedoch häufig Zurückhaltung geübt und in nur ganz wenigen Szenen saß ich wirklich mit Kloß im Hals vor dem Fernseher. Die Charaktere bzw. deren Motivation bleiben oft erstaunlich blass, so dass eine Identifikation nicht leicht fällt. Speziell die unfreiwilligen Helden bleiben hinter den spannender gezeichneten Bösewichten und Nebenfiguren zurück.

Trotz meiner Kritikpunkte habe ich „The Man in the High Castle“ stets sehr gerne gesehen. Speziell im letzten Drittel weiß auch die Geschichte mitzureißen und das Staffelfinale fand ich sogar richtig imposant erzählt. Jetzt hätte ich die Serie gerne weitergeschaut und kann im Nachhinein umso weniger verstehen, warum die Autoren nicht schon vorher auch inhaltlich weitergegangen sind. All das ist Jammern auf hohem Niveau und die Amazon-Serie weiß durchaus zu beeindrucken und zu unterhalten. Deshalb ist es auch wirklich schade, dass man nicht das gesamte Potenzial genutzt hat. Für die zweite Staffel erhoffe ich mir besser ausgestaltete Charaktere und eine stringentere Handlung, dann könnte uns nach diesem gelungenen Auftakt eine richtig fantastische Serie erwarten: 8/10 (7.8) Punkte.