The Purge: Die Säuberung – OT: The Purge (2013)

Ein weiterer Samstag, den ich komplett auf der Baustelle verbracht habe. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann das einmal anders war. Aber es ist absehbar. Trotz spätem Feierabend und heranschleichender Müdigkeit habe ich mit „The Purge: Die Säuberung“ einen Film gesehen, der schon länger auf meiner Liste stand. Ähnlich wie bei „Surrogates“ vor zwei Tagen hat mich speziell die Grundidee gereizt. Ob der Film auch darüber hinaus überzeugen kann, lest ihr in der folgenden Besprechung…

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Auch wenn es der Prämisse an inhärenter Logik mangelt, so fand ich sie doch faszinierend genug, um mich gerne darauf einlassen zu wollen. „The Purge“ kam sowohl bei Kritikern als auch Genrefans nicht besonders gut an, was eigentlich kein gutes Zeichen ist. Dennoch hat mich die Idee so sehr gereizt, dass ich einen Blick gewagt habe – und was soll ich sagen? Mich überzeugt die Grundidee des Films immer noch. Leider jedoch hat Regisseur James DeMonaco das Geschehen als Home-Invasion-Horror verpackt, was zwar durchaus funktioniert, doch die eigentlich faszinierenden Aspekte der Säuberung außer acht lässt.

Mit Ethan Hawke (Jesse, „Before Midnight“) und Lena Headey (Cersei Lannister, „Game of Thrones“) ist „The Purge“ gut besetzt, was jedoch nur zu oft vom etwas konfusen Drehbuch zunichte gemacht wird. Am interessanten ist der Film immer dann, wenn er etwas von der Welt zeigt, Fragen aufwirft und man einen Blick hinter die Kulissen der Purge bekommt. Wenn dann die Bösewichte vor der Tür stehen und höflich um Einlass bitten, hat das auch durchaus noch perfiden Charme, doch kurz darauf wird ein Slasher-Klischee nach dem nächsten bedient und der Film stürzt ins Belanglose ab. Schade drum.

Die eigentliche Botschaft ist simpel (und wird mit dem Holzhammer präsentiert), die Inszenierung stimmungsvoll und das Potential, ja das wird weit nicht ausgeschöpft. Dennoch konnte mich „The Purge“ über 82 Minuten gut unterhalten und mich auch auf den Nachfolger „The Purge: Anarchy“ neugierig machen, der uns mehr von dieser Nacht zeigen soll. Spannende Idee, leidlich überzeugend umgesetzt: 6/10 Punkte.

Surrogates: Mein zweites Ich – OT: Surrogates (2009)

Eigentlich stand heute ein weiterer Lauf auf dem Programm, doch bin ich spontan zum Strohwitwer geworden, so dass ich zu Hause geblieben bin und die Kinder ins Bett gebracht habe. Dafür war ein wenig Zeit mich einem Film zu widmen: Die Wahl fiel auf „Surrogates: Mein zweites Ich“ – und das nicht nur aufgrund der angenehm kurzen Laufzeit von 84 Minuten. Dank seiner interessanten Prämisse wollte ich die Comic-Verfilmung ohnehin schon lange sehen und heute war es endlich soweit…

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Jonathan Mostows Sci-Fi-Thriller fasziniert hauptsächlich durch die Welt, in der er spielt: fleischgewordene Avatare, hinter denen sich die Menschen verstecken bevölkern die Straßen. Erinnerungen an „The Matrix“ werden wach, nur dass es eben keine virtuellen Welten gibt. Schon alleine der Prolog ist äußerst effizient erzählt und man bekommt die Entwicklung der Surrogates in einem kurzen Zusammenschnitt erklärt. Dann nimmt man am Leben Tom Greers (Bruce Willis) Teil und lernt die Vorzüge, Nachteile und Besonderheiten kennen, welche die Teilnahme am Leben durch einen Stellvertreter so mit sich bringen. Es werden ein paar spannende Punkte angeschnitten, jedoch leider nie wirklich ausformuliert.

Inhaltlich ist „Surrogates“ ein klassischer Kriminalfilm bzw. Thriller. FBI-Agent Tom Greer muss zusammen mit seiner Partnerin eine Mordserie lösen, die sich letztendlich als große Verschwörung entpuppt. Alles schon unzählige Male gesehen und nur wenig überraschend – wäre da nicht der spannende Grundgedanke, der den 08/15-Krimi durch ein paar tolle Szenen und visuell nette Ideen über den Einheitsbrei hinaushebt. Bei der Inszenierung der Actionszenen könnte man übrigens meinen Mostow hätte eine Fortsetzung zu seinem „Terminator 3: Rise of the Machines“ drehen wollen.

Letztendlich braucht man wohl ein Faible für High-Concept-Sci-Fi und futuristische Welten, um „Surrogates“ viel abgewinnen zu können. Bruce Willis spielt an der Seite von Radha Mitchell sowie Rosamund Pike recht überzeugend und Langeweile will bei der kurzen Laufzeit ohnehin nicht aufkommen. Ich hatte aufgrund der ziemlich durchwachsenen Kritiken eher eine Enttäuschung erwartet, wurde aber positiv überrascht. Kann man sich als Genrefreund durchaus anschauen: 7/10 Punkte.

Knights of Badassdom (2013)

Nach einer ziemlich anstrengenden Woche mit viel Arbeit, schlaflosen Nächten und einer fiesen Erkältung, war der Freitagabend das erste große Ziel. Zum Abschalten habe ich mich für „Knights of Badassdom“ entschieden, der sich noch ganz frisch in meiner Sammlung befindet. Ob der LARP-Spaß auch nach der Sichtung dort verweilen darf, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung…

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Über „Knights of Badassdom“ hat man in den letzten Jahren viel gelesen. Zumindest in den einschlägigen Online-Medien. Der Film liest sich tatsächlich wie der wahr gewordene Traum eines jeden Fantasy-Nerds: eine Rollenspiel-/LARP-Komödie mit Horror-Einflüssen und beliebten Genre-Stars. Neben Peter Dinklage (Tyrion Lannister, „Game of Thrones“) erfreuen Summer Glau (River Tam, „Serenity“), Ryan Kwanton (Jason Stackhouse, „True Blood“), Danny Pudi (Abed, „Community“)  und viele andere bekannte Schauspieler das Herz der Fans. Wirklich ein Fest, aus dem man einen unglaublichen Film hätte zaubern können. Leider jedoch verrennt sich Regisseur Joe Lynch an der einen oder anderen Stelle.

Die erste Hälfte des Films fand ich wirklich sehr unterhaltsam. Zwar ein wenig unbeholfen inszeniert, doch mit dem Herz am richtigen Fleck und ein paar nette Rollenspiel-Klischees aufgreifend. Mit Auftauchen des übernatürlichen Elements beginnt Lynch jedoch ein wenig zu tief in den Bluteimer zu greifen und vernachlässigt Charaktere und Geschichte. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob es nicht lustiger gewesen wäre, die LARPer hätten sich nur gegen die Paintballer zur Wehr setzen müssen. Jedoch auch der Kampf gegen die echten Monster besitzt einen gewissen Charme, den man doch viel, viel amüsanter hätte gestalten können.

Letztendlich ist „Knights of Badassdom“ rein objektiv betrachtet kein sonderlich guter Film, zu offensichtlich sind die Schwächen im Drehbuch und der Inszenierung. Dagegen steht ein unglaublich sympathischer Cast, der sichtlich Freude am Spiel hatte, und eine trashig-lockere Atmosphäre, die es schwer macht dem Film böse zu sein. Ich wurde somit auch bestens unterhalten und bin trotz extremer Müdigkeit nicht eingeschlafen. Da muss man auch einmal ein Auge zudrücken können: 6/10 Punkte.

Tatort: Der Himmel ist ein Platz auf Erden (2015)

Normalerweise geht der überall grassierende „Tatort“-Hype völlig an mir vorüber. Ich versuche es alle paar Jahre, doch der Funke will nie überspringen. Gestern war es schließlich einmal wieder soweit: Ein neues Ermittlerteam betritt die Bühne – und als Nürnberger muss man den ersten Franken-Tatort natürlich gesehen haben. Ob denn „Der Himmel ist ein Platz auf Erden“ meine Meinung zur erfolgreichen Krimireihe revidieren konnte, lest ihr in der folgenden Besprechung…

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Ich komme gleich zum Punkt: Nein, auch der Franken-Tatort konnte mich nicht bekehren. Ich bin mir sogar sicher, dass ich „Der Himmel ist ein Platz auf Erden“ ohne den Schauplatz Nürnberg nicht zu Ende geschaut hätte. Vielleicht bin ich gerade einfach zu verwöhnt von „The Wire“, doch das was ich gestern über 90 Minuten verfolgt habe, war einfach biederste Krimikost ohne jeglichen Kniff – dabei wären durchaus spannende Ansätze vorhanden gewesen und Nürnberg als Setting hat mir naturgemäß auch sehr gut gefallen. Leider war die Identifikation der einzelnen Schauplätze dann auch das Interessanteste an der ganzen Geschichte.

Mit Felix Voss (Fabian Hinrichs) hätte man die perfekte Gelegenheit gehabt, Elemente einer Culture-Clash-Komödie in die Handlung zu integrieren. Immerhin kommt der Kriminalhauptkommissar aus dem fernen Hamburg in die Frankenmetropole. Leider wird diese Möglichkeit nahezu komplett außer Acht gelassen. Einzig durch das fränkische Urgestein Mathias Egersdörfer, der den Leiter der Spurensicherung spielt, zeigt sich ein wenig fränkisch-herber Charme auf dem Bildschirm. Auch die Figur von Kriminalhauptkommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) besitzt Potential und ist, was man von einigen Nebenfiguren nicht behaupten kann, wirklich gut gespielt. Leider jedoch bleibt auch dieser Charakter größenteils blass.

Was den Fall selbst angeht, so macht dieser wahrlich keine Freude. Nach einer nur zu offensichtlich gelegten falschen Fährte ist die tatsächliche Auflösung – wenn man sie nicht ohnehin schon nach den ersten Minuten erahnt hat – so trivial und bereits unzählige Male dagewesen, dass die aufgesetzt wirkende pseudokünstlerische Inszenierung gleich doppelt plump wirkt. Man hat hier 90 Minuten zur Verfügung und macht nicht mehr daraus, als zweitklassige US-Krimiserien à la „The Mentalist“ oder „Bones“ in der Hälfte der Spielzeit schaffen. Wirklich enttäuschend. Die Verwendung von Elementen des „Mulholland Drive“-Soundtracks ist mir zudem übel aufgestoßen, könnten die beiden Filme inhaltlich, stilistisch und qualitativ doch nicht weiter auseinander liegen.

Insgesamt hat sich mein Vorurteil dem „Tatort“ gegenüber leider bestätigt. Ich werde mit dieser Art der abgehangenen Krimiunterhaltung einfach nicht warm. Wenn ich dann lese, dass unser tolles Feuilleton diesen 08/15-Fernsehfilm mit der Nouvelle Vague eines François Truffaut vergleicht, dann spricht auch das Bände. Letztendlich bleibt ein nett gefilmter Krimi mit langweiligem Plot und ausbaufähigen Charakteren. Ziemlich durchschnittlich eben – und nur Nürnberg als Drehort wird mir im Gedächtnis bleiben: Es war schon toll die Straßen, auf denen man nahezu täglich unterwegs ist, als Schauplatz in einem Fernsehfilm zu sehen. Aufgrund der lokalpatriotischen Umstände will ich gnädig sein: 5/10 Punkte.

Gravity (2013) (WS1)

Aktualisierung: Ich habe „Gravity“ am 27. September 2024 zum dritten Mal gesehen und eine Besprechung der Wiederholungssichtung veröffentlicht.

Als ich vor etwas über einem Jahr Alfonso Cuaróns „Gravity“ im Kino sah, war ich davon begeistert. Ziemlich begeistert sogar. Gleichzeitig hatte ich aber auch die starke Vermutung, dass die Begeisterung ihren Ursprung hauptsächlich in der großartigen Technik hatte, die ich während der Erstsichtung genießen durfte. In IMAX 3D mit Dolby Atmos war der Film atemberaubend – wie jedoch sah es in 2D auf 42 Zoll und mit 2.1-Ton aus?

Gravity (2013) | © Warner Bros (Universal Pictures Germany GmbH)

Gravity (2013) | © Warner Bros (Universal Pictures Germany GmbH)

Erstaunlicherweise gar nicht einmal so anders. Der Film hatte mich bereits wieder aber der ersten Minute in seinen Bann gezogen. Die Handlung lässt uns Zuschauern keine Verschnaufpause und die von Sandra Bullock verkörperte Hauptfigur Dr. Sarah Stone stolpert von einer Katastrophe in die nächste. Mitreißend und – ja, auch auf kleinem Bildschirm und in 2D – atemberaubend. Nachdem ich nun einen Blick in das absolut sehenswerte Making of werfen konnte, habe ich noch mehr Respekt vor den Filmemachern. Mit „Gravity“ kann man jetzt schon einen Blick in die Zukunft des Kinos werfen.

Und wie funktioniert „Gravity“ mit bereits bestehender Kenntnis der einzelnen Handlungselemente? Erstaunlich gut. Die Geschichte wirkte auf mich dieses Mal noch kondensierter und fokussierter. Sehr angenehm in Zeiten überlanger Blockbuster. Auch emotional konnte mich Cuaróns futuristisches Überlebensdrama erneut packen; vielleicht sogar noch mehr als beim ersten Mal. Die Symbolik der Wiedergeburt ist omnipräsent, doch macht dies im Rahmen eines solch persönlichen Katastrophenfilms auch absolut Sinn.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass ich immer noch von „Gravity“ begeistert bin. Ich hätte nicht gedacht, dass ich nach nur einem Jahr wieder so viel Lust auf den Film haben würde. Er funktioniert auch in den eigenen vier Wänden immer noch fantastisch. Sollte irgendwann einmal ein Upgrade des Heimkinos anstehen, dann wird „Gravity“ wohl einer der ersten Filme sein, die es einweihen dürfen – und dann auch wieder gerne in 3D. Er war mir erneut ein Vergnügen, Herr Cuarón: 9/10 Punkte.

Europa Report (2013)

Durch eine Besprechung von Flo Lieb wurde ich auf den Film „Europa Report“ aufmerksam. Auch wenn seine Kritik ziemlich vernichtend war, so hat das Setting doch eine ziemliche Faszination auf mich ausgeübt – zumindest genug, um selbst einmal reinschauen zu wollen. Ob meine Kritik wohlwollender ausfällt, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung…

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Zunächst einmal fällt der Film durch seine formalen Aspekte aus dem Rahmen. Im Grunde handelt es sich wohl um einen Beitrag zum Found-Footage-Kino, das in den letzten Jahren – und spätestens mit „Cloverfield“ – unerwartet populär geworden ist. Allerdings verzichtet „Eurpoa Report“ größtenteils auf die für diesen Inszenierungsstil typische Wackelkamera und fängt das Geschehen durch stationäre Aufnahmen aus Überwachungskameras ein. Zu Beginn konnte ich mich damit nicht so recht anfreunden, was auch an den scheinbar willkürlich gewählten Zeitsprüngen lag, welche die Orientierung zusätzlich erschwerten. Nach ca. einer halben Stunde war ich dann aber in der Handlung, deren Atmosphäre mit fortschreitender Dauer tatsächlich durch den Inszenierungsstil unterstützt wurde.

Man sollte nicht den Fehler machen und „Europa Report“ mit „2001: A Space Odyssey“, „Gravity“ oder vermutlich auch dem aktuell laufenden „Interstellar“ zu vergleichen – selbst wenn es eine thematische Verwandtschaft gibt. Sebastián Corderos Weltraumabenteuer ist Low-Budget-Sci-Fi, die den Zuschauer mit auf eine langsam und ruhig erzählte Reise nimmt. Gegen Ende werden dann sogar noch Erinnerungen an James Camerons großartigen „The Abyss“ wach. Die Atmosphäre ist teils sehr beklemmend, was durch die realistische Anmutung unterstützt wird.

Wer gerne Science-Fiction-Filme schaut, nicht immer Action benötigt und auch nur ein wenig mit Found-Footage anfangen kann, der kann tatsächlich Spaß mit „Europa Report“ haben – wobei Spaß vermutlich der falsche Ausdruck ist. Ich fand den Film faszinierend, teils bedrückend und mitreißend. Mit ein wenig mehr Gespür für Montage und Dramaturgie, hätte daraus durchaus ein kleiner Genreklassiker entstehen können: 7/10 Punkte.

Cloverfield (2008) (WS1)

Aktualisierung: Ich habe „Cloverfield“ am 12. September 2025 zum ersten Mal mit den Kindern gesehen und eine Besprechung der Wiederholungssichtung veröffentlicht.

Auch wenn mich Gareth Edwards „Godzilla“-Verfilmung nicht 100%-ig überzeugen konnte, so hat sie mir doch enorm Lust auf weitere Monsterfilme gemacht. Was war also naheliegender als mit „Cloverfield“ erneut der Zerstörung einer Metropole durch ein gigantisches Monster beizuwohnen? Spoiler sind zu erwarten.

Cloverfield (2008) | © Paramount Pictures (Universal Pictures)

Cloverfield (2008) | © Paramount Pictures (Universal Pictures)

Im Gegensatz zu meiner ersten Sichtung von „Cloverfield“ hatte ich dieses Mal tatsächlich realistische Erwartungen, die nicht durch eine großartig effektive Marketingkampagne in den Himmel geschraubt wurden. So wusste ich bereits im Vorfeld, dass der Film, um den im Vorfeld solch ein Hype geschürt wurde, letztendlich ein simpler Monsterfilm ist. Viel bessere Voraussetzungen also, als noch bei der Erstsichtung vor sechs Jahren. Ebenso spielt die Übersättigung an Found-Footage-Filmen – eine Genrebezeichnung, die es damals noch nicht gab – dem Film in die Hände. Man kennt die Mechanismen und weiß die J. J. Abrams-Produktion heute als ikonischen Wegbereiter zu schätzen.

Bei der heutigen Sichtung hat mich die Handkamera seltsamerweise überhaupt nicht gestört. Ich mochte die beinahe 20-minütige Introsequenz sowie die folgende Non-Stop-Action. Wenn man darauf achtet, ist es auch interessant zu sehen, wie minutiös Regisseur Matt Reeves („Let Me In“) den so spontan wirkenden Film durchinszeniert hat. Schon alleine die unzähligen anderen Schaulustigen, die das Geschehen filmen, fotografieren usw. verleihen dem Setting Glaubwürdigkeit, wenngleich man sich als Zuschauer natürlich auch auf die typische Found-Footage-Dauerfilmerei einlassen muss. Für mich ist dies allerdings ein ähnlich fester Bestandteil des Genres, wie z.B. der unverwundbare Held in Actionfilmen.

Fazit

Grandios fand ich erneut das Monster sowie die Mittendrin-Atmosphäre. Gerade in diesem Setting, das man bereits unzählige Male aus der Vogelperskeptive verfolgt hat, ist solch ein intimer Blick tatsächlich ein aufregender Twist. Einzig das Finale fand ich zu vorhersehbar und generisch. Vielleicht aber auch gerade deshalb passend, da der Film bereits zuvor plötzlich von lockeren Sprüchen zu panischer Ausweglosigkeit schwenkt. Insgesamt hat mir „Cloverfield“ noch einmal deutlich mehr Spaß gemacht, als bei der Erstsichtung. Auch wenn der Film nicht perfekt ist, sollten Monsterfilmfreunde unbedingt einmal reinschauen: 8/10 Punkte.

Gravity (2013)

Aktualisierung: Ich habe „Gravity“ am 20. Dezember 2014 und am 27. September 2024 erneut gesehen und jeweils eine Besprechung der Wiederholungssichtung veröffentlicht.

Als ich heute nach dem Kino nach Hause kaum, hielt ich erst einmal inne und blickte in den Sternenhimmel. Schön, faszinierend und – wie ich seit ein paar Stunden weiß – ziemlich tödlich. Auch wenn ich es schon fast nicht mehr für möglich gehalten hatte, habe ich tatsächlich noch „Gravity“ gesehen. Und da es sich erst um meinen zweiten Kinobesuch in diesem Jahr handelte, gönnte ich mir gleich die ganz große Leinwand, sprich IMAX 3D. Ein würdiger Rahmen für Alfonso Cuaróns jüngsten Geniestreich.

Gravity (2013) | © Warner Bros (Universal Pictures Germany GmbH)

Gravity (2013) | © Warner Bros (Universal Pictures Germany GmbH)

Man kann sich dem Hype um den Film kaum entziehen – und dennoch ist es mir irgendwie gelungen, nicht einmal den Trailer zu sehen. Dafür haben etliche Blogeinträge und Podcasts die Erwartungen schier ins Unermessliche getrieben, was immer ein wenig gefährlich ist. Besonders die Aufregung um den 3D-Effekt machte mich neugierig, denn bis auf „Avatar“ und insbesondere „Prometheus“ ist 3D für mich eher ein nerviges Gimmick, das man eben aufgezwungen bekommt. Bereits bei den vorgeschalteten Trailern hatte ich eigentlich schon wieder genug davon: irrwitzige Schlachtszenen, Schnittgewitter und Effekteinlagen. Wie sollen meine verbrauchten Augen da bitte mitkommen?

Dann jedoch kamen die ersten Bilder der Erde und der unendlichen Weite des Alls. Minutenlange Kamerafahrten ohne Schnitt ermöglichten ein Aufsaugen und Erkunden der Bilder. Fantastisch. Die oft heraufbeschworene Immersion war wohl noch nie so stark, wie bei diesem Ausflug in das lebensfeindliche Nichts. Umso erstaunlicher, dass „Gravity“ nicht mit nativen 3D-Kameras gedreht wurde, sondern es sich um konvertierte 2D-Aufnahmen handelt. Ich vermute jedoch stark, dass der Film – die Schauspieler einmal ausgenommen – nahezu komplett aus dem Rechner stammt, was die exzellente 3D-Wirkung erklären dürfte. Endlich hat jemand den sinnvollen Einsatz von 3D bzw. das Zusammenspiel von 3D und Handlung verstanden.

Neben den wahrlich atemberaubenden audiovisuellen Eindrücken, ist auch die Handlung des Films äußerst mitreißend. Die nahezu komplette Konzentration auf Sandra Bullocks Charakter Dr. Ryan Stone, lässt uns ihren Überlebenskampf hautnah miterleben. Aufgrund der kurzen Laufzeit von knapp 90 Minuten kommt zu keiner Sekunde Langeweile auf – und auch wenn sich gewisse Elemente wiederholen, so bleibt man stets bei Dr. Stone und kämpft mit ihr. Einzig gewisse Monolog- bzw. Dialogszenen wirken ein wenig aufgesetzt, wofür ich aber eher die Synchonfassung verantwortlich mache. Die Geburtssymbolik mag ein wenig plakativ wirken, fügt sich jedoch sinnig in die Geschichte ein und beschert den Zuschauern am Ende wohl den kathartischen Moment des Kinojahres 2013.

Fazit

Ich bin wahrlich begeistert, was Alfonso Cuarón nach dem ohnehin schon großartigen „Children of Men“ erneut erreicht hat. Auch wenn die Geschichte nicht vor Originalität strotzt, so ist ihre konsequente Umsetzung doch erfrischend. Von audiovisueller bzw. technischer Seite müssen sich Filme in Zukunft sowieso an „Gravity“ messen lassen: großes Kino. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich bin nun gespannt, ob eine Zweitsichtung (dann wohl in 2D auf dem heimischen TV) dem Erlebnis stark abträglich ist, oder ob die Originaltonspur noch das letzte Quentchen aus dem Erlebnis herauskitzeln kann: 9/10 Punkte.

Hell (2011)

Deutsche Genrefilme lassen sich – zumindest außerhalb des Amateurbereichs – an einer Hand abzählen. Sicher gibt es auch mal Thriller oder Gangsterfilme, doch tiefer wagt man sich selten in die unbekannten Gebiete abseits von Beziehungskomödie oder existenziellem Drama. Schon alleine deshalb sollte man sich Tim Fehlbaums „Hell“ anschauen. Postapokalyptische Horrorfilme aus Deutschland sieht man schließlich nicht alle Tage…

Der Film beginnt wie unzählige US-Filme dieser Art: Eine kleine Gruppe von Menschen schlägt sich nach einer mehr oder weniger definierten Katastrophe (hier eben verstärkte Sonneneinstrahlung) durch verlassene Gegenden und kämpft mit anderen Überlebenden um die knappen Ressourcen. Wer hier an „The Book of Eli“ oder den ungleich beeindruckenderen „The Road“ denken muss, liegt vollkommen richtig. Tim Fehlbaum setzt die postapokalyptische Ödnis visuell beeindruckend um. Oft ist man selbst als Zuschauer geblendet und kann sich somit gut in die Charaktere hineinversetzen. Ein toller Kniff, der auch intelligent genutzt wird.

Inhaltlich schlägt der Film leider keine neuen Wege ein. Die erste Stunde lebt vom alltäglichen Überlebenskampf, Misstrauen und einem spannungsgeladenen Angriff auf unsere kleine Gemeinschaft (u.a. Hannah Herzsprung und Stipe Erceg). Stark inszeniert, gut gespielt und teils äußerst spannend. Danach schlägt der Ton des Films um und wir befinden uns in einer Art Survival-Horror, der an „Texas Chainsaw Massacre“ oder „The Hills Have Eyes“ erinnert. Hier folgt der Film leider zu sehr den Genrekonventionen (inklusive typischer Schlachthausszene) ohne jedoch die Intensität seiner Vorbilder zu erreichen. Die letzte halbe Stunde birgt somit keinerlei Überraschungen, kann jedoch erneut mit ein paar imposanten Bildern aufwarten.

Ich war erstaunt, wie sehr „Hell“ nach Kino aussieht. Obwohl das Budget gering war, wirkt Fehlbaums Film wertiger, als die meisten anderen deutschen Kinofilme, die oft zu sehr nach Fernsehproduktion aussehen. Man merkt es an allen Ecken, dass Fehlbaum seine Hausaufgaben gemacht hat: Licht, Kamera, Schnitt und Farbkorrektur lassen schnell vergessen, dass man hier nur einen kleinen deutschen Film vor sich hat. Wirklich beeindruckend. Einen Kritikpunkt habe ich übrigens noch: Die Hinterwäldler hätten wenigstens einen leicht bayerischen Dialekt sprechen können. Die Rednecks in den US-Filmen nuscheln schließlich auch immer in tiefstem Südstaaten-Slang.

Auch wenn „Hell“ nicht perfekt ist, so hat er mich doch über knapp 90 Minuten wirklich gut unterhalten. Er schlägt meiner Meinung nach selbst große Genrekollegen, wie „The Book of Eli“, da er sich auf das Wesentliche konzentriert und auf pseudo-episches Brimborium verzichtet. Nicht der ganz große Wurf, aber eine große Hoffnung für das deutsche Kino. Ich freue mich bereits auf Tim Fehlbaums nächsten Film: 7/10 Punkte.

Ice Age 4: Voll verschoben – OT: Ice Age: Continental Drift (2012)

Gestern war ich seit einem viertel Jahr endlich einmal wieder im Kino. Wider Erwarten haben wir uns jedoch nicht die neuesten Abenteuer des schwarzen Ritters angeschaut, dafür stand ganz spontan „Ice Age 4: Voll verschoben“ auf dem Programm. Leider mit Zwangsbrillenkauf und demnach in 3D, was den Preis für die Kinokarte mal eben so auf 12 Euro katapultierte. Unglaublich, oder? Ob es der Film letztendlich wert war, lest ihr in der folgenden Besprechung…

Ich habe die „Ice Age“-Filme immer recht gerne gemocht und die ersten beiden Abenteuer der ungewöhnlichen Freunde sogar im Kino verfolgt. Der dritte Teil folgte dann nur noch im Heimkino, was auch völlig ausreichte: wirklich nette Unterhaltung, mehr aber auch nicht. Eine weitere Fortsetzung wäre meiner Meinung nach nicht nötig gewesen, doch dank des großen Erfolgs an der Kinokasse werden wir wohl auch noch „Ice Age 15: Mondreise mit Mammut“ erleben. Als ich das erste Mal vom vierten Teil hörte, hieß es noch dass Sid, Diego, Manny und Co. eingefroren werden sollten, um erst in unserer Gegegenwart wieder zu erwachen. Das klang für mich zumindest so abwechslungsreich, dass ich mir vornahm wohl noch ein letztes Mal reinzuschauen.

Von den damaligen Gerüchten rund um die Fortführung der Geschichte ist leider nichts übrig geblieben. Stattdessen wird einem wieder einmal eine Reise von A nach B präsentiert, nur dass sich das Abenteuer dieses Mal auf dem offenen Meer abspielt und man deshalb eine Piratengeschichte mit einweben konnte. Die neuen Bösewichte haben mir leider überhaupt nicht gefallen: zwar nett animiert, doch keinerlei Informationen über ihre Motivation oder die einzelnen Charaktere. Typische Gegenspieler eben, die leider unglaublich blass bleiben.

Besser gefallen hat mir dagegen erneut die Gruppendynamik unter den bekannten Figuren, wenngleich auch hier keine Innovationen zu erwarten sind. Sids Oma fand ich größtenteils recht amüsant, doch wirkliche Lacher lassen sich an einer Hand abzählen und gehen erneut am ehesten auf das Konto von Scrat. So bleibt der Film zwar nett anzuschauen und wirklich schön animiert, doch inhaltlich hat er absolut nichts Neues zu bieten – die komische Piratentruppe ist zudem ein ziemlicher Rückschritt im Vergleich zu den knuffigen Dinos des Vorgängers.

Der sich nervig an die potentielle Zielgruppe anbiedernde Popsong im Abspann hat mir die Laune dann endgültig verdorben. Somit reiht sich „Ice Age 4“ am qualitativen Ende der bisherigen Filme ein. Würde ich noch häufiger ins Kino gehen, hätte ich die Sichtung wohl nicht bereut, doch für seltene Kinobesucher gibt es wahrlich bessere Filme. Schön animierter Animationsdurchschnitt: 5/10 Punkte.