Shameless (US) – Season 4

Nach viel zu langer Zeit, habe ich mich endlich „Shameless – Season 4“ zugewandt. Wieder einmal war ich erstaunt, wie unglaublich unterhaltsam die Serie doch ist. Egal wie müde ich bin, bei den abstrusen Abenteuern der Familie Gallagher bin ich noch nie eingeschlafen. Und auch wenn sich das meine jugendlicheren Leser vermutlich nicht vorstellen können, ist dies inzwischen tatsächlich ein Qualitätskriterium. Macht euch aber keine Illusionen, auch für mich wäre es früher ein echtes Armutszeugnis gewesen, abends um 21 Uhr auf dem Sofa einzuschlafen – so ändern sich die Zeiten… 😉

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„Shameless“ ist eine Serie, der ich mich eigentlich überhaupt nicht widmen wollte. Nicht mein Thema, nicht mein Humor. So meine völlig unreflektierte Einschätzung vor der Sichtung der ersten Staffel. Inzwischen gibt es kaum eine Serie, die ich lieber schaue – und das Beste: Die Qualität der Drehbücher hat sich bisher konsequent gesteigert. Auch in dieser vierten Staffel jagt ein völlig abstruser Moment den nächsten. Und gerade wenn man als Zuschauer aufgrund des unterhaltsamen Wahnsinns losgelöst mit den Charakteren (und manchmal auch über sie) lacht, dann wirft die Serie den Gallaghers und uns Zuschauern solche Knüppel zwischen die Beine, dass man erst einmal nicht mehr weiß wo vorne und hinten ist. In solchen Momenten gelingt es „Shameless“ die Drama-Karte perfekt auszuspielen und man leidet mit den Figuren, die einem über die letzten drei Staffeln – egal wie verrückt sie sich manchmal verhalten – doch sehr ans Herz gewachsen sind.

Was mir in dieser Staffel besonders aufgefallen ist, war die Charakterentwicklung der einzelnen Figuren. Fiona und Lip scheinen die Plätze getauscht zu haben, was für eine ganz neue Dynamik innerhalb der Familie Gallagher sorgt. Man möchte Fiona anschreien und wachrütteln. Sie war doch immer der Fels in der Brandung. Ihr seht, die Staffel bietet starke Emotionen, denen man sich nur schwer entziehen kann. Auf der anderen Seite steht Frank, dessen Leben am seidenen Faden hängt. Es kann einfach nicht gut ausgehen. Das ist bei diesem verachtenswerten Charakter nicht weiter schlimm? Natürlich ruft die Serie gerade dann, wenn man es am wenigsten erwartet, ein gewisses Mitgefühl für Frank hervor – aber nicht, ohne auch diesen Handlungsstrang mit extrem schwarzem Humor zu würzen. Welches Schicksal am Ende Frank erwartet? Das müsst ihr wohl selbst schauen…

Neben den großen Hauptgeschichten überzeugt die Staffel auch durch wunderbar runde Nebenschauplätze: Debbies erste Verliebtheit wird sehr einfühlsam und doch auf typische „Shameless“-Art erzählt. Nicht minder toll ist die Beziehung zwischen Ian und Mikey, die mit dem Coming-out Mickeys endlich einen großen Schritt nach vorne macht. Auch Carl erlebt die erste Liebe und stolpert damit sogleich in ein „Bonnie & Clyde“-Setting – und am Ende wird ihm natürlich das Herz gebrochen. Im Zentrum der Staffel stehen jedoch Frank, Fiona und Lip – und auch wenn ich hier nicht ins Detail gehen möchte, so ist das Schicksal dieser drei Charaktere so eng miteinander verwoben, dass das Konzept Familie, so kaputt es in diesem Fall auch sein mag, auf eine harte Probe gestellt wird.

Die letzten Einstellungen der Staffel sind dann, so episch sie auch inszeniert sein mögen, wie ein Schlag in die Magengrube, da sie die aufkeimende Hoffnung im Kern ersticken – und natürlich ist es genau das, was wir in der fünften Staffel sehen wollen. Weiterhin überrascht eine Post-Credit-Szene, die direkt an einen Handlungsstrang der dritten Staffel anknüpft. Schon lange habe ich keine so gelungene und absolut runde Serienstaffel mehr gesehen. Viel besser kann es nun nicht mehr werden und ich bin jetzt schon auf Entzug, zumal es auch noch dauern wird, bis die fünfte Staffel zu einem angemessenen Preis erhältlich ist. Aber was ist schon angemessen für solch famose TV-Unterhaltung? Absolut großartig: 10/10 (9.7) Punkte.

Prädikat: Lieblingsserie

Fear the Walking Dead – Season 1

Wie bereits angekündigt, bin ich den Zombies treu geblieben und habe mir mit „Fear the Walking Dead – Season 1“ das Spin-off der AMC-Erfolgsserie angesehen. Dieses läuft aktuell im Programm von Amazon Prime – und das löblicherweise im Originalton und der Option englischsprachige Untertitel einzublenden. Selbst als Streaming-Skeptiker könnte ich mich unter diesen Voraussetzungen an diese Form des Film- und Serienkonsums gewöhnen…

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Nach wie vor kann ich, was die Hauptserie betrifft, kaum Ermüdungserscheinungen ausmachen, was am von mir geliebten Survival-Setting liegt. Hier schlägt wohl das 80er Jahre Kind durch, das in mir schlummert und der damit einhergehende Reiz am Subgenre Zombiefilm. Ich kann immer noch nicht glauben, was man heutzutage alles ungeschnitten im TV oder auf DVD/Blu-ray zu sehen bekommt. Das wäre damals unvorstellbar gewesen. Aufgewachsen bin ich also mit den Romero-Filmen und ein paar unsäglichen Ablegern. Als dann Anfang des Jahrtausends die zweite große Zombiewelle losgetreten wurde, war ich sehr begeistert. Mit „The Walking Dead“ waren die Untoten ca. 10 Jahre später endgültig im Mainstream angekommen – und gerade in serieller Erzählform funktioniert dieses Subgenre für mich famos. Welche neuen Aspekte kann nun also „Fear the Walking Dead“ dazu beitragen?

Gerade der Ausbruch der Epidemie scheint mir ein essenzieller Zeitpunkt in der Geschichte zu sein. Eine Zeit ohne die bekannten und etablierten Regeln und Vorgehensweisen. Anders als „The Walking Dead“ und „28 Days Later“, die beide auf den Kniff eines Krankenhausaufenthalts der Hauptperson während des Ausbruchs zurückgreifen, bekommen wir in „Fear the Walking Dead“ den Beginn der Epidemie live mit. Davon hatte ich mir wirklich einiges erhofft, jedoch schafft es die Serie nicht in der Intensität an die ersten Szenen aus Zack Snyders „Dawn of the Dead“-Remake oder selbst „World War Z“ anzuschließen. Ob dies der längeren Laufzeit der Serie geschuldet ist? Ich habe da eher die Charaktere und das leider oft klischeehafte Drehbuch in Verdacht…

Bei „The Walking Dead“ werden ja häufig die dummen Entscheidungen der Figuren beanstandet. Für mich lassen sich diese häufig mit der Extremsituation erklären, mit der die Charaktere schon seit längerer Zeit umgehen müssen. In diesem Spin-off allerdings, war selbst mir so manches Verhalten einfach zu hanebüchen: Wenn ich nur daran denke, dass der Junkie-Sohn plötzlich den Einfall hat nachts bei den Nachbarn einzusteigen, nur um eine Waffe zu suchen, die er irgendwann mal gesehen hat – dann rennen alle zusammen raus und lassen die Türe zu ihrem eigenen Haus offen, durch die dann natürlich ein Zombie torkelt? Bei solchen Szenen musste selbst ich ab und zu mit den Augen rollen. Überhaupt wirken die Charaktere viel oberflächlicher und aufgesetzter als die der Mutterserie. Dies mag sich aber noch entwickeln.

Insgesamt hatte ich trotz aller Kritikpunkte viel Spaß mit „Fear the Walking Dead“ und werde bestimmt auch in die zweite Staffel reinschauen. Die Vorfreude spare ich mir vorerst aber für die Fortführung des Originals auf. Ich bin auf jeden Fall gespannt, ob auch das Spin-off eine ähnliche Erfolgsgeschichte haben wird: 7/10 (7.2) Punkte.

Shameless (US) – Season 3

Die Nachwehen des Umzugs haben dafür gesorgt, dass ich für die Sichtung von „Shameless – Season 3“ unglaubliche fünf Wochen benötigt habe. Für so eine starke Serie mit ohnehin nur 12 Episoden eine wirklich lange Zeit. Vielleicht war es aber auch genau die richtige Art und Weise diese Staffel zu verfolgen, denn an Verrücktheit und teils bitteren Momenten übertrifft sie die vorherigen zwei Jahre noch um Längen. Ob dies positiv zu bewerten ist, lest ihr in der folgenden Besprechung…

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Die Staffel beginnt – und man befindet sich als Zuschauer plötzlich in einem absurden, aber knallharten Gangsterfilm wieder. Gesät wurde dieser Handlungsstrang rund um Jimmy zwar bereits in der zweiten Staffel, doch dass die Ernte so bestimmend für dieses Jahr werden würde, hätte ich niemals erwartet. Die anderen Handlungsstränge beginnen etwas ruhiger, doch ehe man sich versieht, wird man als Zuschauer mit Situationen konfrontiert, die man selbst in zweiter Reihe nicht über sich ergehen lassen möchte. Einen Höhepunkt bildet in der ersten Hälfte der Staffel wohl Franks unglaublich perfider Plan seinen Sohn Carl glauben zu lassen er hätte Krebs, nur um ein paar schnelle Dollar zu machen.

Weiter geht es mit dem Jugendamt, das die Kinder – nach einem anonymen Tipp durch Frank – in Pflegefamilien unterbringt. Erstaunlicherweise gibt es hier ein glückliches Ende für alle Beteiligten, das jedoch auf der Beziehungsebene zwischen den Charakteren noch für einiges an Zündstoff sorgt. In der zweiten Hälfte der Staffel werden die einzelnen Geschichten immer absurder – und doch schaffen es die Autoren den emotionalen Kern, das Beziehungsgeflecht und die starken Familienbande, aufrecht zu erhalten. Unglaublich! Egal ob dem Begriff Leihmutter eine völlig neue Bedeutung gegeben wird, Frank als Galionsfigur für gleichgeschlechtliche Ehe in Erscheinung tritt oder die Dreiecksbeziehung zwischen Karen, Mandy und Lip völlig eskaliert – kaum eine Geschichte endet so, wie man es erwarten würde. Selbst Frank zeigt Anzeichen von Herz und Mitgefühl. Dennoch ist das Finale unerwartet düster und endgültig – und lässt uns nur in der letzten Montage ein wenig Hoffnung schöpfen.

Auch wenn ich es nicht für möglich gehalten hätte, so hat „Shameless“ im dritten Jahr noch einmal an Qualität zugelegt. Der Schmerz der Figuren ist oft unwahrscheinlich unmittelbar und greifbar, was jedoch stets durch perfiden Humor gebrochen wird. Dabei ist die Serie nicht zynisch, sondern erlaubt sich einen oft zärtlichen Blick auf ihre Charaktere. Eine ungewohnte Mischung, die in dieser Form wohl einmalig ist. Ich freue mich jetzt schon auf die vierte Staffel: 9/10 (9.3) Punkte.

Shameless (US) – Season 2

Es ist unglaublich wie schnell die Sichtung von „Shameless – Season 2“ (weiterhin die US-Fassung) auch schon wieder vorbei ist. Durch den hohen Unterhaltungswert und die Beschränkung auf zwölf qualitativ hochwertige Episoden habe ich den Vorsatz früher ins Bett zu gehen öfter mal ausgesetzt – und war mit der Staffel innerhalb von nur zwei Wochen durch. Es ist aber auch einfach zu verlockend stets noch für eine weitere Episode bei den Gallaghers zu verweilen…

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Zwischen der ersten Staffel und der einsetzenden Handlung der zweiten Staffel scheinen ein paar Monate vergangen zu sein – große Veränderungen gibt es (außer einer anhaltenden Hitzewelle) nicht zu vermelden. Doch schon bald werden nahezu alle Gallaghers von ihrer Vergangenheit eingeholt: Steve sucht wieder Kontakt zu Fiona, Franks Mutter steht plötzlich auf der Türschwelle, Karen hat eine ganz besondere Überraschung für Lip und die kompletten Gallaghers werden von „Hurricane Monica“ (so der unheilvolle Episodentitel) heimgesucht. Mehr als genug Stoff also, um eine Staffel zu füllen, doch tatsächlich ist dies nur die Spitze des Eisbergs – und man wird als Zuschauer auf so manche gefühlsmäßige Achterbahnfahrt mitgenommen. Die bereits bekannte Kombination aus schmerzhaftem Drama und absurder Comedy wird hier oft auf die Spitze getrieben. Turbulent, erschütternd und tatsächlich auch verdammt lustig.

Hat sich die erste Staffel noch stark am englischen Original orientiert, geht die US-Version von „Shameless“ ab der zweiten Staffel eigene Wege. Auch wenn ich die Vorlage nur ausschnittsweise kenne, so merkt man doch dass irgendetwas passiert ist: Die Charaktere wirken noch verrückter, die Dramatik noch schmerzhafter und der Humor ist noch deutlich abgefahrener geworden. Teils ist es ganz schön harter Tobak (z.B. Missbrauch, Inzest, Suizid) mit dem sich die Figuren – und somit auch wir Zuschauer – auseinandersetzen müssen. Die Serie schafft es dennoch dabei erstaunlich unterhaltsam zu bleiben, was man wohl den Drehbuchautoren und den wirklich guten Schauspielern zuschreiben kann.

Qualitativ kann „Shameless“ im zweiten Jahr noch einmal eine Schippe drauflegen. Die Serie wirkt somit (noch) entfesselter, was in so manch völlig absurder Situation gipfelt. Dennoch bleiben die Charaktere innerhalb des Serienuniversums glaubwürdig und man geht mit ihnen durch dick und dünn, was wahrlich nicht immer einfach ist. Das Staffelfinale ist dann wiederum erstaunlich versöhnlich und lässt einem mit einem guten Gefühl zurück. Auch wieder etwas, das ich „Shameless“ nach den vorher angerissenen Erzählsträngen nicht unbedingt zugetraut hätte. Immer wieder sehr überraschend – und das ist komplett positiv gemeint: 9/10 (9.0) Punkte.

Shameless (US) – Season 1

Über die US-Fassung von „Shameless – Season 1“ habe ich in den letzten Jahren schon viel Gutes gelesen. So viel Gutes, dass ich mir inzwischen schon die ersten drei Staffeln zugelegt habe, obwohl ich mir nicht ganz sicher war, dass diese Serie tatsächlich auf meiner Wellenlinie liegt. Nun habe ich mit der Sichtung begonnen und kann nur in den allgemeinen Begeisterungstaumel einstimmen. Die Gallaghers sind wirklich eine ganz besondere Familie…

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Mit US-Remakes von UK-Erfolgsserien ist das so eine Sache. Oft werden diese komplett an die Wand gefahren und verschwinden noch innerhalb ihres ersten Jahres von der Bildfläche – oder kann sich jemand von euch noch an die Remakes von „Coupling“ oder „The IT Crowd“ erinnern? Eben. Andere Remakes bzw. US-Versionen, wie  zum Beispiel „The Office“, konnten dagegen große Erfolge verbuchen. Vermutlich auch, weil sie sich über ihre Laufzeit von der UK-Version emanzipiert haben. In diese Kategorie fällt wohl auch „Shameless“, was sich spätestens mit der zweiten Staffel komplett vom UK-Original lösen soll. Ich kann dies jedoch (noch) nicht beurteilen, zumal ich auch die UK-Fassung, von ein paar Ausschnitten auf YouTube einmal angesehen, nicht gesehen habe.

Wenn man unvoreingenommen an die Serie herangeht, dann erlebt man doch ein paar Überraschungen. So unverblümt und schamlos werden in anderen Serien wohl selten politisch unkorrekte Themen verarbeitet. Einzig „It’s Always Sunny in Philadelphia“ würde mir hier einfallen, wobei „Shameless“ was die Charaktere angeht doch ein wenig komplexer ist: Die Gallaghers bewegen sich am sozialen Rand, den wir in unserer Gesellschaft nur zu gerne ignorieren. Anders als man es erwarten würde, zieht die Serie daraus nicht nur Drama, sondern vor allem viel Humor. Die Autoren gehen dabei komplett mitleidslos mit ihren Charakteren um und schwenken oft in einem Bruchteil von Sekunden von Mitleid zu Abscheu, wobei die Sympathie mit den Gallaghers meist die Oberhand behält. Zumindest mit den Kindern, denn Familienoberhaupt Frank, kongenial gespielt von William H. Macy (bekannt aus „Fargo“ oder „Magnolia“), ist einer der selbstzerstörerischsten und narzisstischsten Charaktere, die mir jemals untergekommen sind – und dennoch schaut man ihm sehr gerne zu.

Es wäre leicht gewesen, die Charaktere der Lächerlichkeit Preis zu geben oder sie aus der Distanz belächeln zu lassen, doch man ist ganz nahe bei ihnen. Ihre Probleme werden greifbar und selbst aus den absurdesten Situationen entwickelt sich glaubwürdiges Drama. Da es sich um eine Pay-TV-Serie handelt, wird auch mit Sex und Gewalt nicht gegeizt, was glücklicherweise nicht aufgesetzt wirkt, sondern gut in diese Welt passt. Ebenfalls perfekt gewählt wurde der Soundtrack, der sich größtenteils aus Alternative Rock von Punk bis Indie-Ballade zusammensetzt. Wahrlich großartig. Hierzulande unbekanntere Bands wechseln sich mit großen Namen wie Jimmy Eat World (mit „Littlething“ aus INVENTED in der letzten Montage der Staffel) ab, was für eine ganz besondere Atmosphäre sorgt.

Aufgrund der Thematik hatte ich im schlimmsten Fall ein selbstzweckhaftes Sozial-Drama erwartet, das die falschen Töne trifft. Tatsächlich ist „Shameless“ eine wunderbar entfesselte Familienserie, die nah an ihren Charakteren dran ist und uns Zuschauer ohne jegliche Distanz involviert. Die Handlungsstränge sind ungewöhnlich, die Autoren nehmen kein Blatt vor dem Mund – und über kurz oder lang sind einem die Gallaghers einfach ans Herz gewachsen. Ich freue mich schon extrem auf die zweite Staffel: 9/10 (8.8) Punkte.

Damages – Season 4

Nach längerer Pause habe ich mich über die letzten Wochen (fast schon Monate) verteilt immer wieder „Damages – Season 4“ zugewandt. Nachdem mich die erste Staffel des seriell erzählten Anwaltsdramas wirklich gepackt hatte, stellte sich während des dritten Jahres bereits Routine ein – somit war ich gespannt, ob der zeitliche Abstand und der Senderwechsel der Serie gut getan haben…

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Zunächst einmal die negativen Aspekte: Zu Beginn der Staffel war ich wirklich erschrocken wie billig die Serie wirkt. Man merkt das geschrumpfte Budget in nahezu jeder Einstellung: Licht, Drehorte, Sets – alles wirkt teils wie in einer Vorabendserie. Es gibt auch kaum noch Außenaufnahmen mit komplexeren Kamerabewegungen und die Anzahl der Schauplätze hat sich drastisch reduziert. Dadurch wirkt die Serie viel statischer, was auch der Atmosphäre abträglich ist.

Die Handlungs ist durchaus interessant, wenngleich auch zu wenig aus dem Thema gemacht wird. Mit John Goodman hat man einen weiteren famosen Gegenspieler für Glenn Close gefunden, wenngleich beide auch zu wenig Screentime besitzen. Auch wenn bereits die dritte Staffel nicht mehr großartig, sondern nur noch sehr gut war, so ist im vierten Jahr leider ein weiterer Qualitätseinbruch festzustellen.

Vermutlich sollte ich der Serie ihre budgetbedingten Schwächen nicht zu sehr anlasten, doch kann ich auch solche Elemente nur schwer ausblenden. Hinzu kommt ein durchaus routiniert erzählter Fall, der allerdings zu sehr in die persönliche Ebene geht und zu wenig aus der Vogelperspektive betrachtet – größere Themen, was z.B. die Rolle von privaten Militärunternehmen im Auslandseinsatz, werden leider nur am Rande behandelt. Das alles ist nicht schlecht, lässt „Damages“ im vierten Jahr allerings auch in der Maße der nur noch guten Shows verschwinden: 7/10 (7.0) Punkte.

Farscape – Season 2

Nach der zweiten Sichtung der ersten Staffel hatte ich mich sehr darauf gefreut mit „Farscape – Season 2“ endlich auf weitere interstellare Abenteuer gehen zu können. Leider jedoch bin ich mit der Serie nicht so schnell vorangekommen, wie ich mir das gewünscht hätte – über ein Jahr habe ich für die Sichtung benötigt, was größtenteils daran liegt, dass ich die Serie alleine verfolge. Daran kann man gut erkennen, wie wenig Zeit ich tatsächlich alleine vor dem TV verbringe. Doch auch Serien machen zu zweit einfach mehr Spaß!

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In einigen Besprechungen hatte ich gelesen, dass „Farscape“ erst mit der zweiten Staffel zur Höchstform aufläuft. Insofern waren meine Erwartungen ziemlich hoch, was wohl der Grund dafür ist, warum ich nun ein wenig enttäuscht bin. Besonders die erste Hälfte der Staffel tritt ein wenig auf der Stelle und präsentiert Einzelepisoden, die teils zwar mit netten Ideen aufwarten, sich aber doch ziemlich ziehen. Hier merkt man wieder einmal, dass 22 Episoden vielleicht nicht das beste Format für Dramaserien sind und sich die Handlung oft in Nebensächlichkeiten verliert – besonders wenn die die Laufzeit der einzelnen Episoden mit ca. 46 Minuten auch noch großzügig bemessen ist. In der zweiten Hälfte verdichten sich jedoch die größeren Handlungsstränge, was auch den Charakteren zugute kommt.

„Farscape“ ist ein Hybrid zwischen immer gleich aufgebauten Einzelfolgen, wie man es hauptsächlich noch aus den 80er und 90er Jahren kennt, sowie einem großen Handlungsstrang, der sich über mehrere Episoden erstreckt. Die übergreifende Geschichte wird hier in mehreren Dreiteilern erzählt, die meist einen zentralen Schauplatz aufweisen und sich um die Verfolgung John Crichtons durch Scorpius drehen. Diese sind dann auch eindeutig die stärksten Elemente, wenngleich es durchaus auch ein paar sehr gelungene Einzelepisoden gibt. Aufgrund seiner episodenhaften Struktur wirkt „Farscape“ inzwischen ein wenig angestaubt und ich hätte mir insgesamt einen größeren Fokus auf die übergreifende Handlung gewünscht.

Alles in allem ist auch die zweite Staffel gute und außergewöhnliche Sci-Fi-Unterhaltung. Inzwischen befürchte ich jedoch, dass „Farscape“ nie zu meinen Lieblingsserien gehören wird, denn dazu ist ihr qualitativer Aufbau zu heterogen. Dennoch freue ich mich auf die noch kommenden zwei Staffeln und das Finale „The Peacekeeper Wars“ – mal sehen, ob mich die dritte Staffel mehr für sich vereinnahmen kann: 8/10 (7.5) Punkte.

The Shield – Season 7

Mit diesem Eintrag heißt es einmal wieder von einer Serie Abschied nehmen. Knapp 9 Monate hat es somit gedauert, bis ich mit „The Shield – Season 7“ das Epos rund um die Polizeidienststelle The Barn abgeschlossen hatte. Eine aufregende Zeit mit stets neuen Wendungen und Charakterentwicklungen. Insbesondere das Finale setzt noch einmal neue Maßstäbe und wird mir bestimmt noch lange in Erinnerung bleiben… Spoiler sind zu erwarten.

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Die letzte Staffel von „The Shield“ führt konsequent weiter, was in den vorhergehenden Staffeln begonnen wurde: den endgültigen Untergang des Strike Teams. Am Ende ist die Rechnung für Vic Mackey aufgegangen, doch für welchen Preis? Ein komplexer Plan wurde auf Kosten aller auch nur am Rande beteiligten Personen – sei es seine Familie, Kollegen oder sogar Freunde – in die Tat umgesetzt. Nicht nur aufgrund diese Kompromisslosigkeitdeshalb erinnerte mich das Finale stark an eine andere Serie, deren letzte Episode ich vor nur wenigen Tagen sah, nämlich „Breaking Bad“ – insbesondere die Gemeinsamkeiten zwischen beiden Hauptfiguren.

Die Parallelen zwischen Vic Mackey und Walter White sind enorm: Beide sind skrupellose Soziopathen, wenn es darum geht ihre Pläne in die Tat umzusetzen. Beide genießen den Kick ihres illegalen Handelns, geben jedoch vor es nur für ihre Familie zu tun. Beide wenden sich offen und versteckt gegen Freunde und Verbündete. Beide Charaktere schaffen es, dass man trotz ihrer unglaublichen Taten – was besonders in der vorletzten Episode „Possible Kill Screen“ wunderbar auf den Punkt gebracht wird – weiterhin mit ihnen mitfiebert. Und trotz aller Qualitäten, die „Breaking Bad“ ausmachen, hat mich das Finale von „The Shield“ weit mehr schockiert, überrascht und mitgenommen.

Generell ist der Konsens, dass die Qualität von „The Shield“ in den späteren Staffeln steigt. Auch für mich waren die letzten drei Staffeln am stärksten, da sich in diesen die Schlinge rund um das Strike Team immer enger zieht, was dazu führt dass sich dessen Mitglieder gegeneinander stellen. Ein wahrer Quell für unfassbar mitreißende Charaktermomente. Auch wenn es eine knappe Entscheidung war, so empfand ich die letzte Staffel tatsächlich als den Höhepunkt der Serie:

  1. „The Shield – Season 7“ (9.4 Punkte)
  2. „The Shield – Season 5“ (9.4 Punkte)
  3. „The Shield – Season 6“ (8.9 Punkte)
  4. „The Shield – Season 3“ (8.9 Punkte)
  5. „The Shield – Season 1“ (8.9 Punkte)
  6. „The Shield – Season 4“ (8.8 Punkte)
  7. „The Shield – Season 2“ (8.8 Punkte)

Neben Vics Handlungsstrang fand ich auch alle anderen Charaktere schön zu Ende erzählt. Besonders Claudette und Dutch wurde noch ein sehr emotionaler Moment spendiert, der ihre Beziehung wunderbar zusammenfasst. Letztendlich sind es aber die letzten Minuten mit Vic, die am stärksten in Erinnerung bleiben: Wie er in seinem Anzug ungelenk vor seinem Schreibtisch sitzt, die Sirenen wahrnimmt und machtlos aus dem Fenster sieht. Am Ende ein kurzes Glitzern in seinen Augen, als er in die Nacht zieht. Was er wohl für neue Pläne verfolgt?

Nach knapp 9 Monaten heißt es für mich nun Abschied nehmen von „The Shield“ – und ich kann sagen: Es war eine tolle Zeit. Die Serie ist roh, unangenehm, spannend und mitreißend. Oft haben mich diverse Wendungen überrascht und Entscheidungen schockiert. Dennoch hatte ich stets perfiden Spaß daran Vic Mackey und Co. auf ihren Streifzügen durch Farmington zu begleiten. Nicht nur für Fans von Cop-Shows eine äußerst empfehlenswerte Serie: 9/10 (9.4) Punkte.

Breaking Bad – Season 5

Vermutlich bin ich der letzte Film- bzw. Serien-Blogger, der über „Breaking Bad – Season 5“ berichtet. Als ich die Serie vor zwei Jahren für mich entdeckte, war ich sehr angetan, konnte jedoch nicht verstehen, warum gerade diese Show – im Vergleich zu anderen, ebenso hochwertigen Serien – solch einen durchschlagenden Erfolg hat. Im letzten Jahr hat sich der Hype um die Serie noch vervielfacht – alles nur geschicktes Marketing, oder völlig zu Recht?

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Ein paar Minuten nach Sichtung des Finales kann ich nur sagen: Ja, „Breaking Bad“ wird seinem Ruf mehr als nur gerecht. Wie bereits in den letzten Jahren feuert die Serie in ihren letzten vier Episoden ein wahres Feuerwerk an Superlativen ab. Seien es die Schauspieler, sorgfältig aufgebaute Wendungen oder perfekt inszenierte Schläge in die Magengrube – Showrunner Vince Gilligan hat für seine Serie ein perfektes Ende gefunden. Der Kreis schließt sich an Walter Whites Geburtstag und nicht nur uns Zuschauern wird ein Moment der stillen Erinnerung gegeben. An die Anfänge eine der spannendsten Charakterentwicklungen der Seriengeschichte.

An dieser Stelle ist es Zeit Bryan Cranston zu loben. Der Schauspieler, der bisher nur durch seine Rolle als Familienvater in „Malcolm mittendrin“ und Nebenfigur in einigen Sitcoms (z.B. „The King of Queens“) auf sich aufmerksam gemacht hat. Vergleicht man den Walter der ersten Staffel mit Heisenberg auf dem Höhepunkt seines Schaffens, dann ist dies ein Unterschied wie Tag und Nacht – und das obwohl sich die Motivation der Figur kaum verändert, was besonders in den letzten Episoden noch einmal deutlich herauskommt und durch das grandiose Schauspiel Cranstons unterstrichen wird.

Betrachtet man die Handlung an sich, so ist es faszinierend zu sehen, was die Autoren nach dem großen Knall am Ende der vierten Staffel noch aus der Serie und ihren Figuren herausgeholt haben. Die Einführung eines Global Players im Drogengeschäft war zu Beginn ungewöhnlich, doch hat dies die Situation noch einmal verschärft. Der eigentliche Höhepunkt war für mich aber die längst überfällige Konfrontation zwischen Walter und Hank, die ich mir gerne noch ein wenig ausführlicher gewünscht hätte.

Wie man an der folgenden, qualitativen Einordnung der einzelnen Staffeln erkennen kann, ist „Breaking Bad“ eine der wenigen Serien, die sich seit ihrem ersten Jahr konsequent steigern konnten. Mit der fünften Staffel schaffen es die Showrunner rund um Vince Gilligan dann tatsächlich – trotz des unfassbaren Erfolgs – auf einem Höhepunkt auszusteigen, was sowohl ihnen als auch ihrem Sender AMC hoch anzurechnen ist. Doch seht selbst:

  1. „Breaking Bad – Season 5“ (9.1 Punkte)
  2. „Breaking Bad – Season 4“ (8.9 Punkte)
  3. „Breaking Bad – Season 3“ (8.7 Punkte)
  4. „Breaking Bad – Season 2“ (8.5 Punkte)
  5. „Breaking Bad – Season 1“ (8.3 Punkte)

Warum schafft es die Serie bei mir nicht die Höchstpunkzahl einzufahren? Es waren für mich immer wieder Episoden dabei, die eben nicht die vollen 10 Punkte wert waren. Daneben haben mich die Charaktere emotional nicht so packen können, wie dies anderen Serienfiguren gelingt. Auch eine Wiederholungssichtung von „Breaking Bad“ stelle ich mir schwierig vor, da doch die meisten Szenen von der aus ihren ungewissen Ausgang resultierenden Spannung leben.

Auch wenn es für mich nicht ganz zur Lieblingsserie reicht, so kann ich „Breaking Bad“ nur jedem empfehlen, der sich auch nur annährend für episches Erzählen in Serienform interessiert. Für AMC freut mich der Erfolg besonders, da es sich um eine der ersten großen Eigenproduktionen handelte, die erst weitere Serien dieses Formats ermöglichten. Düstere, lustige, spannende und beklemmende Unterhaltung in Bestform: 9/10 (9.1) Punkte.

The Shield – Season 6

Nach den dramatischen Ereignissen der vorangegangenen Staffel war ich enorm gespannt, wie sich die Handlung nun im sechsten Jahr entwickeln würde. Ob sich „The Shield – Season 6“ noch weiter steigern konnte? Wie wird das Strike Team mit der neuen Situation umgehen? Wie wird Claudette sich als neuer Captain schlagen? Und werden unangenehme Wahrheiten ans Licht kommen? Eines ist sicher: Die Serie geht auch in ihrem sechsten Jahr dorthin, wo es weh tut. Spoiler sind zu erwarten.

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Es ist erstaunlich, wie stark die fünfte Staffel auch im kommenden Jahr nachwirkt. Es scheint beinahe so, als hätte man eine große Staffel mit 21 Episoden einfach in der Hälfte geteilt. Selbst Forest Whitaker hat zu Beginn noch ein paar Auftritte als Jon Kavanaugh, bis sich die Bedrohung von außen zu einer Bedrohung von innen wandelt. Allianzen werden aufgebrochen und neue Spieler betreten das Feld. Besonders die Gruppendynamik innerhalb des Strike Teams hält die Spannung stets aufrecht. Doch auch zwischen Vic, Claudette und Aceveda bildet sich ein Spannungsfeld, das gegen Ende alles zu verschlingen droht.

Die gesamte Staffel wird natürlich vom Verlust Curtis Lemanskys überschattet, doch auch daneben gibt es einige interessante Entwicklungen. Vic verhält sich von Episode zu Episode mehr wie ein in die Ecke gedrängter Hund, der versucht die Oberhand zu gewinnen. Immer wenn es gerade keinen Ausweg mehr zu geben scheint, kommt ein rettendes Element, das jedoch stets nur eine kurzfristige Lösung darstellt. Besonders sein Konflikt mit Shane nimmt ihm dabei jegliche Rückendeckung und er scheint sich auf Angriffe aus jeder nur erdenklichen Richtung einstellen zu müssen.

Die großen Themen der Staffel sind Rache, Schuldgefühl und Selbstjustiz. Daneben gibt es noch einige absonderliche Einzelfälle für Dutch zu lösen, der sich mit seinem neuen Partner – Ex-Captain Billings – herumärgern darf. Dies alles sind jedoch nur Nebenschauplätze zwischen ausufernden Gang-Kriegen und persönlichen Vendettas. Gegen Ende betritt mit Franka Potente zudem eine interessante Gegenspielerin das Bild, deren Handlungsstrang jedoch ziemlich schnell abgehandelt wird. Vics Geschichte erfährt zudem eine interessante Wendung, die auf ein spannungsgeladenes Finale hoffen lässt.

Ingsesamt hat mir auch die sechste Staffel sehr gut gefallen, wenngleich sie auch nicht ganz an das famose Vorjahr heranreicht. Die mit nur 10 Episoden knapp bemessene Laufzeit hat man besonders in den finalen Handlungsbögen gespürt, von denen ich gerne mehr gesehen hätte. Insofern freue ich mich nun schon sehr auf das große Finale, auch wenn der Abschied schwer fallen wird: 9/10 (8.9) Punkte.