Fluch der Karibik 2 – OT: Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest (2006) (WS1)

Aktualisierung: Ich habe „Pirates of the Caribbean: Fluch der Karibik 2“ am 31. August 2022 zum dritten Mal gesehen und eine Besprechung der Wiederholungssichtung veröffentlicht.

Nun bin ich doch schneller als gedacht dazu gekommen mir „Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest“ erneut anzusehen. Auf dieses Erlebnis war ich ziemlich gespannt, hatte ich den Film nach der damaligen Kinosichtung doch überraschend gut bewertet. Oft ist es ja so, dass man sich von der spontanen Euphorie übermannen lässt und der Film bei genauerer Betrachtung den positiven Erinnerungen nicht stand hält. Doch trifft dies auch auf die Fortsetzung der Piratensaga zu?

Pirates of the Caribbean: Fluch der Karibik 2 (2006) | © Walt Disney

Pirates of the Caribbean: Fluch der Karibik 2 (2006) | © Walt Disney

Um es kurz und knapp zu machen: Ich hatte heute wieder genauso viel Spaß, wie vor fünf Jahren – unglaublich, oder? – im Kino. Der Film ist komischer als der erste Teil, um einiges düsterer und er hat mehr Schauwerte zu bieten. Die Figuren scheinen sich noch mehr gefunden zu haben und es gibt einen famosen Bösewicht. Einzig und allein die Geschichte bleibt etwas auf der Strecke bzw. man bekommt nur eine unnötig aufgeblasene Version der Handlung des Vorgängers präsentiert. Normalerweise müsste ich den Film nun abstrafen, doch feuert Gore Verbinski hier ein Feuerwerk an Actionszenen ab, dass es eine wahre Freude ist. Unterhaltungskino in Perfektion.

Schon alleine die Kannibaleninsel ist an Actionslapstick kaum zu überbieten. Herrlich überdreht und völlig absurd choreographiert bleibt hier kein Auge trocken. Überboten wird das Spektakel nur noch durch den Mühlenrad-Kampf, der ein grandioses comic timing besitzt und zu den unterhaltsamsten Filmszenen überhaupt zählt. Neben diesen lockerleichten Actioneinlagen stimmt der Film bereits ziemlich düstere Töne an, welche sich in „Fluch der Karibik 3: Am Ende der Welt“ letztendlich komplett durchsetzen werden. In diesem Teil stimmt die Mischung jedoch noch und macht das beste aus beiden Welten.

Beeindruckend fand ich auch bei der heutigen Sichtung die Effekte. Nicht so sehr den Kraken, als viel mehr Davy Jones und seine Crew. Selbst in strahlendstem Sonnenschein kann man hier keine CGIs ausmachen. Oberflächenbeschaffenheit, Licht und Animation – alles ist perfekt getroffen. Hinzu kommt, dass man den Schauspieler Bill Nighy tatsächlich hinter den Effekten erkennt. Ein lebendiger, atmender Charakter. Für mich eine der ganz großen Leistungen der VFX-Kunst.

Nun stellt sich mir natürlich die Frage, welchen Teil der Reihe ich bisher am besten finde. Der erste ist insgesamt wohl runder und erzählt die schlüssigere Geschichte. Der zweite dagegen quillt schon fast über vor fantastischen Szenen, die oft wohl auch außerhalb ihres Kontexts funktionieren würden. Unterhalten haben mich beide Filme ausgezeichnet und dabei möchte ich es auch belassen: 9/10 Punkte.

The Town – Extended Cut (2010)

Damals im Kino hatte mich der Trailer zu Ben Afflecks „The Town“ ziemlich umgehauen. Endlich einmal wieder ein klassischer Gangsterfilm. Wie bei den meisten anderen Zuschauern wurden auch bei mir Erinnerungen an Michael Manns „Heat“ wach. Dennoch habe ich es nicht geschafft, mir den Film im Kino anzusehen. Umso größer war die Vorfreude auf die Heimkinoauswertung, bei der es – wie so häufig – eine erweiterte Fassung zu sehen gibt.

Ben Affleck wird gerne als Nichtskönner abgetan. Mir selbst ist er nie sonderlich positiv oder negativ aufgefallen. Einzig sein Mitwirken in einigen Kevin Smith-Filmen hat in meiner persönlichen Filmhistorie eine gewisse Relevanz. Seit seinem 2007er Regiedebüt „Gone Baby Gone“ ist er jedoch auch auf dem Radar diverser Filmkritiker aufgetaucht. Spätestens mit „The Town“ dürfte sich sein Ruf als ernsthafter Regisseur weiter gefestigt haben – auch wenn einige Kritiker meinen, den Vergleich mit „Heat“ zu Tode strapazieren zu müssen.

Im Gegensatz zu Michael Manns ikonografischem Gangsterfilm, steht bei „The Town“ nicht das Duell zweier Gegenspieler im Vordergrund. Al Pacinos und Robert De Niros Vermächtnis bleibt also unangetastet. Ben Affleck konzentriert sich in seinem Film eher auf den – wenn man es hochtrabend ausdrücken will – soziogeographischen Hintergrund seiner Charaktere und die damit verbundene Ausweglosigkeit. Daneben wird eine Liebesgeschichte erzählt, die innerhalb dieses Genres teils etwas befremdlich wirkt, aber den Film gerade deshalb außergewöhnlich erscheinen lässt.

Gesehen habe ich den ca. 30 Minuten längeren Extended Cut, der den Charakteren mehr Tiefe verleiht und die Liebesgeschichte ausführlicher erzählt. Vermutlich wirkt die Kinofassung deutlich actionreicher, doch kann ich mir kaum vorstellen, dass sie dadurch an Kurzweiligkeit gewinnt. Die zweieinhalb Stunden der gestrigen Sichtung sind auf jeden Fall wie im Flug vergangen, was neben den exzellenten Schauspielern – u.a. Jon Hamm (Don Draper, „Mad Men“) und Jeremy Renner (William James, „The Hurt Locker“) – vor allem der mitreißenden Inszenierung zu verdanken ist.

Freunde von Gangsterfilmen sollten sich „The Town“ auf jeden Fall merken. Auch wenn der Film nicht den Stellenwert von „Heat“ erreichen wird, so sollte man Ben Afflecks Werk eine gewisse Eigenständigkeit zugestehen. Mit ungetrübtem Blick sind die Qualitäten leichter zu erkennen und man wird die Reise nach Charlestown, Boston auf keinen Fall bereuen. Gar wunderbar altmodisch erzähltes Gangsterkino: 8/10 Punkte.

Independence Day (1996)

Aktualisierung: Ich habe „Independence Day“ am 15. Februar 2025 zum ersten Mal mit den Kindern gesehen und eine aktualisierte Besprechung veröffentlicht. Gestern Abend habe ich wieder einmal einen Film gesehen, bei dessen Sichtung ich feststellen musste, wie alt ich inzwischen bin. Kaum zu glauben, dass seit dem wunderbaren Kinoerlebnis „Independence Day“ bereits 15 Jahre vergangen sind. Mein halbes Leben. Gefühlt habe ich Roland Emmerichs Zerstörungsorgie allerdings erst vor ein paar Wochen gesehen, was auch daran liegen mag, dass dies einer der wenigen Filme ist, die ich damals als VHS-Kassette besaß.
Independence Day (1996) | © 20th Century Fox Home Entertainment

Independence Day (1996) | © 20th Century Fox Home Entertainment

Tatsächlich liegt meine letzte Sichtung von „Independence Day“ inzwischen bestimmt schon 10 Jahre zurück. Die meisten Szenen waren mir allerdings auch gestern noch lebhaft in Erinnerung. Insgesamt muss ich sagen, dass der Film erstaunlich gut gealtert ist. Sicher sind die Effekte nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit und wohl kein heutiger Erstzuschauer wird mit der gleichen Faszination vor dem Bildschirm sitzen, mit der wir damals aus dem Kino kamen. Doch den meisten dürften die ikonografischen Bilder ohnehin bekannt sein, die nicht ohne Grund ihren Weg in die Popkultur gefunden haben. Lässt man die auch heute noch beeindruckenden Effekte außer acht, so bleibt nur ein laues Lüftchen von einer Geschichte übrig, die mit eindimensionalen Charakteren bevölkert ist. Früher hat mich das nicht sonderlich gestört und ich fand sowohl Will Smiths Captain Steven Hiller, als auch Bill Pullmans President Whitmore ziemlich lässig. Heute allerdings besitzt einzig Jeff Goldblums Figur noch ein wenig Unterhaltungswert. Leider typisch für Roland Emmerichs Filme, doch im Gegensatz zu „The Day After Tomorrow“ und „2012“ bietet „Independence Day“ wenigstens ein brauchbares Sci-Fi-Setting.

Fazit

Wie bei anderen Filmen aus meiner Jugend hat natürlich auch „Independence Day“ bei mir einen gewissen Nostalgie-Bonus. Dennoch sind die Schwächen in der Handlung und Charakterzeichnung einfach nicht zu ignorieren. Auch wenn ich den Film heute wohl nicht mehr so häufig sehen würde, so hat er mich bei der gestrigen Sichtung jedoch ziemlich gut unterhalten. Wahrlich kein Genre-Klassiker, doch für mich ein prägender Film aus einer Zeit, in der man noch leichter zu begeistern war: 7/10 Punkte.

Alien 3 – OT: Alien³ – Special Edition (1992)

Eigentlich müsste ich für David Finchers „Alien 3“ zwei Einträge schreiben. Einen, der den Film verreißt und sein ungenutztes Potential anprangert, und einen weiteren, der die wunderbar düstere Inszenierung des Films lobt sowie die seltsame Wirkung, die er auf mich als Zuschauer hat, herausstellt. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen und ich möchte versuchen, die ambivalente Wirkung des Films im Folgenden entsprechend darzustellen.

Jedes Mal, wenn ich „Alien 3“ sehe, muss ich mich erst einmal aufregen. Warum nur hat man diesen Weg gewählt? In „Aliens“ aufwändig eingeführte Charaktere werden einfach so wieder aus der Geschichte herausgeschrieben. Was hätte es da für Möglichkeiten gegeben. Die Abenteuer von Ripley, Newt und Hicks – aber nein, statt dessen gibt es seltsame Mönche und ein Hunde- bzw. Kuh-Alien. Ich verstehe wirklich nicht, wie man sich nur für diesen Drehbuchentwurf entscheiden konnte. Bei „Alien 3“ mag ja durchaus einiges funktionieren, das Drehbuch gehört leider nicht dazu.

Ich höre nun viele Fans aufschreien, die dem Film eine ähnliche Dichte zuschreiben, wie Ridley Scotts grandiosem Ursprung der Reihe. Doch mal ehrlich: Die Geschichte ist nichts weiter als eine lauwarme Kopie des klaustrophobischen Klassikers und auch wenn Fincher alle Register zieht, so bleibt die Spannung hier teils einfach auf der Strecke. Dieser seltsame Gefangenenorden mit seinen bedeutungsschwangeren Reden und pseudoreligiösen Anspielungen will einfach nicht so recht ins Alien-Universum passen. Da reißt auch der überinszenierte Weyland-Yutani-Auftritt am Ende des Films nichts mehr.

Trotz meiner durchaus massiven Kritikpunkte liebe ich den Film auf besondere Art und Weise. David Fincher hat das durchschnittliche Drehbuch genommen und famos atmosphärische Bilder geschaffen, welche die allgegenwärtige Finsternis direkt ins Herz der Zuschauer projizieren. Besonders Ripleys neuer Look hat etwas Ikonographisches an sich und wird wohl stets mit der Filmreihe verbunden werden. Überhaupt fand ich Sigourney Weavers Spiel grandios. Ihr gelingt es perfekt die neue Ausgangslage in spürbare Verzweiflung und Entschlossenheit umzusetzen. Die letzte halbe Stunde des Films ist – nach einigen Längen – auch endlich Spannungskino vom Feinsten: Die Jagd des Aliens durch die Gänge samt subjektiver Kameraperspektive ist einfach überwältigend.

Wenn man über „Alien 3“ schreibt, so muss man zwangsläufig die unterschiedlichen Schnittfassungen erwähnen. Ich habe gestern zum zweiten Mal die sogannte Special Edition gesehen, welche eigentlich einen auf Hochglanz polierten Workprint darstellt. Es ist nicht der ominöse Director’s Cut, da das Kapitel „Alien 3“ für David Fincher endgültig abgeschlossen ist. Ich für meinen Teil denke jedoch, dass auch ein solcher nicht viel mehr aus dem Film hätte herausholen können. Dazu sind die Schwächen einfach zu sehr im Drehbuch begründet.

Die erweiterte Fassung ist durchaus sehenswert und transportiert noch mehr von der beinahe schon zu düsteren Atmosphäre. Man lernt die Charaktere besser kennen, wodurch sie nicht mehr zu reinem Alienfutter verkommen. Einer der größten neuen Handlungsblöcke – die Gefangennahme des Aliens – ist allerdings ziemlich redundant zur finalen Falle und fügt der Geschichte keine wirklich neuen Aspekte hinzu. In meinen Augen ist keine Fassung der anderen wirklich überlegen. Für Fans lohnt sich ein Blick auf die erweiterte Fassung dennoch auf jeden Fall. Für alle anderen ist es eben wie Hund oder Kuh – und ja, ich finde das sollte als reguläres Sprichwort anerkannt werden.

Wie man es auch dreht und wendet, „Alien 3“ ist eine kleine Enttäuschung. Die nun folgende Bewertung ist, objektiv betrachtet, bestimmt zu gut für den Film, doch für mich gehört er inzwischen einfach zu der Reihe und wenn ein Film es schafft, dass ich bei jeder Sichtung mit mir selbst ringe und zwischen Verzweiflung und Begeisterung schwanke, dann hat er auf jeden Fall einiges richtig gemacht. Eine filmische Hassliebe, die ich über die Jahre lieben gelernt habe: 8/10 Punkte.

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 1 – OT: Harry Potter and the Deathly Hallows: Part 1 (2010)

Gestern Abend hatten wir uns einmal wieder einen Elternabend gegönnt, der uns zu „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 1“ ins Kino führte. Wie bei jedem Teil der Filmreihe war meine Vorfreude ziemlich groß, wenngleich ich es dieses Mal auch nicht geschafft habe, mir zuvor noch einmal den bzw. die Vorgänger anzuschauen. Spoiler sind zu erwarten.

Um es bereits vorweg zu nehmen: Mir hat der Film großes Vergnügen bereitet. Wie bisher alle Verfilmungen der erfolgreichen und von mir sehr geschätzten Vorlage. Mit dieser Einschätzung stehe ich meist – zumindest unter den Filmbloggern – ziemlich alleine da: Den Cineasten fehlt der künstlerische Anspruch, den Hardcorefans weichen die Filme zu sehr von der Vorlage ab und den Nichtkennern derselben ist die Geschichte zu konfus erzählt. Für mich jedoch funktionieren die Filme als Bebilderung der Geschichte ausgezeichnet. Den Rest füllt mein – zugegebenermaßen lückenhaftes – Gedächtnis auf. Und künstlerischer Anspruch? Mir reicht hier sauberes Handwerk – und das kann man David Yates in seinen Verfilmungen wahrlich nicht absprechen.

Der Film transportiert die dichte Atmosphäre der Vorlage einmal mehr ausgezeichnet. Als ich das Finale der Romanreihe las, begleitete mich stets eine düstere Endzeitstimmung, welche von Yates fabelhaft eingefangen wurde. Auch die Hauptpunkte der Geschichte werden erneut abgearbeitet, wobei sich die Verfilmung einmal mehr auf die Gefühle der Charaktere konzentriert, als jedes Detail ausführlich zu beleuchten. Für viele ein großer Kritikpunkt, für mich jedoch ein ein deutlicher Vorteil, da ich charakterorientiertes Erzählen bevorzuge – die Lücken in der Handlung füllt meine Erinnerung auf, doch die Emotionen werden auf der Leinwand abgebildet. Für mich funktioniert der Film dadurch ausgezeichnet.

Im Vergleich zum direkten Vorgänger „Harry Potter und der Halbblutprinz“ wirkt die Geschichte viel weniger gehetzt, was der Teilung der Adaption auf zwei Filme zu verdanken ist. Sicherlich wird Warner Bros. hier zunächst einmal Gewinnmaximierung im Fokus gehabt haben, doch kommt die doppelte Laufzeit durchaus auch der Geschichte und besonders den Charakteren zugute. Dabei bleibt der Film so kurzweilig, dass die doch recht ansehnliche Laufzeit wie im Fluge vergangen ist und ich mir im Anschluss sehr gerne noch Teil zwei angesehen hätte. Die Rechnung der Produzenten ist damit wohl aufgegangen und ich werde im Juli erneut im Kino sitzen.

Auf die Handlung des Films werde ich nicht weiter detailiert eingehen, sondern nur noch drei Aspekte ansprechen. Erstens: Warum mussten die Uniformen der bösen Ministeriumsmitarbeiter unbedingt NS-Uniformen nachempfunden sein? Da hätte man sich mehr Gedanken machen können. Zweitens: Die Sterbeszene von Dobby hat ihre Wirkung anscheinend nicht verfehlt, was ich am vermehrten Schluchzen diverser Kinobesucher festmachen konnte. Für eine reine CGI-Figur durchaus beeindruckend. Drittens: Die Umsetzung des Märchens um die drei Brüder ist wahrlich famos gelungen und hat den Film in meinen Augen noch einmal deutlich aufgewertet.

Für mich hat David Yates mit „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 1“ einen wunderbaren Anfang vom Ende der erfolgreichen Fantasybuchreihe geschaffen. In meinen Augen wird der Film der Vorlage durchaus gerecht, wenngleich er natürlich nicht deren Tiefe erreichen kann. Ich für meinen Teil bin sehr zufrieden und freue mich bereits auf das Finale – sowie darauf danach hoffentlich Zeit für die erneute Sichtung der gesamten Reihe zu finden: 8/10 Punkte.

Transformers (2007) (WS1)

Aktualisierung: Ich habe „Transformers“ am 5. März 2025 zum ersten Mal mit den Kindern gesehen und eine aktualisierte Besprechung veröffentlicht.

Nach einer arbeitsreichen Woche hatte ich gestern Abend Lust auf einen furiosen Actionfilm, bei dem man – wie man so schön sagt – sein Gehirn an der Kasse abgeben kann. Trotz der großen Auswahl an ebensolchen Filmen, ist meine Wahl auf Michael Bays „Transformers“ gefallen – und das obwohl ich von der Verfilmung Hasbros erfolgreicher Spielzeugreihe bei der ersten Sichtung doch etwas enttäuscht war.

Transformers (2007) | © Paramount Pictures (Universal Pictures)

Transformers (2007) | © Paramount Pictures (Universal Pictures)

Ich weiß auch nicht woran es liegt – vielleicht wirken die hektischen Schnitte auf dem heimischen Bildschirm weniger anstrengend, als auf der großen Kinoleinwand und vielleicht klingen die Dialoge im englischen Originalton nicht ganz so dämlich, wie in der Übersetzung – doch ich hatte gestern wirklich Spaß mit dem Film. Vermutlich spielt auch die Erwartungshaltung eine große Rolle, denn dieses Mal wusste ich ja auf was ich mich einlasse: Eine lächerliche Rahmenhandlung, welche mit enormen Schauwerten umgesetzt wurde.

Der Handlungsstrang um Sam Witwicky (Shia LeBeouf) wirkt – besonders zu Beginn – immer noch recht albern, was aber durchaus zur Grundstimmung des Films passt. Michael Bays Militärfetisch ist – wie in all seinen Filmen – perfekt inszeniert, jedoch übertreibt er es in „Transformers“ damit doch etwas. Den dritten Handlungsstrang – rund um die Aufdeckung der Invasion – empfand ich dieses Mal als durchaus ansehbar. Die Zusammenführung der drei Kerngeschichten am Hoover-Damm ist schließlich noch einmal ein audiovisuelles Highlight.

Fazit

Wenn man sich an der flachen Geschichte nicht weiter stört, der bombastischen Inszenierung etwas abgewinnen kann und – im Idealfall – als Kind tatsächlich mit den titelgebenden Actionfiguren gespielt hat, dann dürfte man mit „Transformers“ durchaus seinen Spaß haben. Ich habe mich gestern tatsächlich ziemlich gut amüsiert, weshalb sich der Film eine Aufwertung verdient hat: 7/10 Punkte.

Vergebung – OT: Luftslottet som sprängdes

Nachdem ich mich nun schon seit einem dreiviertel Jahr immer wieder mit Stieg Larssons „Millennium“-Triliogie beschäftige, habe ich diese mit der Sichtung von „Vergebung“ nun auch filmisch erst einmal abgeschlossen. Es war ein rundum lohnenswerter Ausflug in die düstere Schattenwelt Schwedens, der mir wohl noch länger im Gedächtnis bleiben wird.

Die Verfilmung des finalen Teils erinnert in seiner Inszenierung stark an den Vorgänger „Verdammnis“, was auch kein Wunder ist, wurden beide Teile doch vom selben Regisseur ursprünglich für das Fernsehen umgesetzt. Insofern leidet auch der Abschluss der Trilogie unter dem TV-Look, der bereits den Vorgänger visuell bestimmte. Dies ist wirklich schade, denn die Geschichte hätte durchaus das Potential für größere Bilder.

Inhaltlich konzentriert sich der Film auf die wesentlichen Elemente der Romanvorlage. Natürlich gibt es Kürzungen, welchen ich in diesem Fall auch nicht abgeneigt war. So wurde der gesamte Nebenhandlungsstrang um Erika Bergers Weggang von Millennium gestrichen und auch die Verschwörung wurde auf ein Minimum reduziert. Da mir diese Elemente bereits im Buch zu ausschweifend waren, empfand ich die inhaltlichen Anpassungen hier als weniger schwerwiegend, als in den Vorgängern.

Nach dem Ende dieses Films komme ich nicht umhin zu glauben, dass eine stringter erzählte Version der Geschichte dem Filmerlebnis gut getan hätte. Diese hätte selbstverständlich aufwendiger inszeniert werden müssen, was mit dem Budget aber wohl nicht möglich gewesen ist. Insofern habe ich durchaus große Hoffnungen für David Finchers Remake.  Andererseits bietet der Stoff auch genug Material für eine ausschweifendere, gemächlichere Erzählweise in Form einer TV-Serie. In Schweden hat man dies durch die jeweils 90-minütige, sechsteilige TV-Fassung der Kinofilme auch umgesetzt, was für die Geschichte wiederum nur gut sein kann.

Wenn man sich die geplanten bzw. bereits produzierten Umsetzungen des Stoffs ansieht, kommt man nicht umhin den Hype hinter der Trilogie zu sehen. Lässt man diesen außen vor, bleibt eine äußerst spannend erzählte Geschichte, die in ihrer ursprünglichen Form auf jeden Fall lesenswert ist und auch auf der Leinwand zu überzeugen weiß. Das Finale bekommt von mir 7/10 Punkte und ich bin tatsächlich gespannt, wie sich die anderen Auswertungen der Geschichte im Vergleich schlagen werden.

Inception (2010)

Gestern Abend haben wir unser Zappelinchen zum ersten Mal in treusorgende Hände gegeben, um einmal wieder einen Abend in trauter Zweisamkeit zu genießen. Was lag da näher, als mit Christopher Nolans „Inception“ einmal wieder den Zauber der großen Leinwand zu spüren? Nicht nur das große Medienecho hatte mich neugierig gemacht. Was ist also dran am neuen Überfilm des gefeierten Regisseurs?

Natürlich ist bei solch einem Hype immer Vorsicht geboten, besonders wenn man sich erst bei dessem Abflachen seine eigene Meinung bilden kann. Mich jedoch hatte „Inception“ bereits in seinen Bann gezogen, als die ersten Informationen über die Handlung an die Öffenlichkeit drangen. Ein weiterer Traumfilm. Endlich! Dazu ein mehr als nur fähiger Regisseur und ein großes Budget. Ich mochte ja schon Tarsem Singhs unterbewerteten Bilderrausch „The Cell“ und Bernard Roses „Paperhouse“, in dem ein Kind durch düstere Albtraumlandschaften durchstreift.

„Inception“ geht das Thema Traum sehr technisch an. Es wird ein komplexes Regelwerk aufgebaut, an das sich unsere Helden halten müssen, um ihren Auftrag – ein mehr oder minder simpler Heist – zu erfüllen. Im Gegensatz zu den zuvor von mir genannten Filmen gibt es in Nolans Traumlandschaften keine surrealen Elemente. Selbst die jetzt schon berühmte Faltszene entspringt eher einem technischen Hintegrund: Traumarchitekten bauen Traumlabyrinthe und genau so mechanisch, wie man sich das vorstellt, sieht das letztendlich auch aus. Auch wenn ich gerne weitere Traumeigenschaften (spontane Zeit- und Ortswechsel usw.) gesehen hätte, so hat der eher realistische Traumstil doch auch zur Stringenz der Geschichte beigetragen, denn wie sagte Cobb so schön? Dreams feel real while we’re in them. It’s only when we wake up that we realize something was actually strange.

Die Handlung des Films macht wirklich Spaß. Man ist immer am Ball und gespannt, was wohl als nächstes passieren mag. Als der Film zu Ende war hatte ich zudem nicht das Gefühl zweieinhalb Stunden im Kino gesessen zu haben, doch Traumzeit vergeht eben viel schneller. Überhaupt nicht verstehen kann ich allerdings, wie man den Film als zu komplex wahrnehmen kann. Sicher gibt es am Ende vier Handlungsebenen, doch diese sind in der Montage so klar voneinander getrennt, dass es eigentlich überhaupt nicht zu Missverständnissen kommen kann. Mitdenken schadet natürlich nicht, doch wer „Inception“ schon zu kompliziert findet, der sollte tunlichst die Finger von Cronenberg, Lynch und Co. lassen.

Über die Originalität der Geschichte kann man sich natürlich streiten. Wie bereits mehrfach in der Blogosphäre zu lesen war, gibt es die Grundidee von „Inception“ bereits in Don Rosas „Onkel Dagobert: Sein Leben, seine Milliarden“ zu lesen. Genauer gesagt in der Geschichte „Lebensträume“, in der die Panzerknacker mithilfe eines Geräts von Daniel Düsentrieb in die Träume von Onkel Dagobert eindringen und versuchen seine Safekombination in Erfahrung zu bringen (die gesamte Geschichte gibt es hier nachzulesen). Was das nun bedeutet? Was ich schon immer wusste: Die Duck-Comics – insbesondere Carl Barks‘ und Don Rosas Werke – stecken voller famoser Ideen, die auch auf der großen Leinwand Bestand hätten.

Einen weiteren Vergleich muss sich „Inception“ nun von mir gefallen lassen – und zwar den Vergleich zu Martin Scorseses jüngsten Film. Wenn ihr euch nun fragt, was der simple Thriller „Shutter Island“ – Leonardo DiCaprio einmal außen vor gelassen – denn mit Christopher Nolans gepriesenem Meisterwerk zu schaffen haben soll, dann schaut einmal genau hin: Beide Filme handeln von nicht verarbeiteten Schuldgefühlen, in beiden Filmen flüchtet sich die Hauptfigur deshalb in eine Traumwelt und beide Filme enden äußerst ambivalent. Und die vielleicht wichtigste Parallele: Beide Filme haben bei mir ähnliche Emotionen hervorgerufen. Denkt einmal darüber nach.

Um mit meinen Ausführungen zu einem Ende zu finden, muss ich noch festhalten, dass ich „Inception“ zwar unglaublich mitreißend und unterhaltsam fand, jedoch den Hype um den Film nicht so recht verstehen kann. Doch das ging mir bereits bei Nolans „The Dark Knight“ so. So gut „Inception“ auch ist, er ist nicht Nolans bester Film. „Memento“ war innovativer und „The Prestige“ einfach faszinierender, doch das ist vielleicht nur meine Meinung. So oder so lohnt es sich auf jeden Fall diesem Traumlabyrinth einen ausführlichen Besuch abzustatten: 9/10 Punkte.

Verblendung – OT: Män som hatar kvinnor (2009)

Meist liegt bei mir zwischen dem Lesen eines Romans und der Sichtung dessen Verfilmung ein gewisser Zeitraum. Nötiger Abstand um das Gelesene zu verarbeiten. Insofern stellt die Sichtung von Niels Arden Oplevs „Verblendung“ eine kleine Premiere für mich dar. Nur einen Tag nach dem Beenden der Vorlage hatte der Film somit eine ganz eigene Wirkung. Eine wahrlich seltsame Erfahrung.

In den ersten Minuten des Films tat ich mir teils schwer mich von Stieg Larssons wunderbarer Vorlage zu lösen. Beständig suchte ich nach Abweichungen und verglich die Bilder meines Kopfkinos mit Niels Arden Oplevs Inszenierung. Doch schon bald gelang es dem Film mich auf seine ganz eigene Art gefangen zu nehmen, was nicht zuletzt an seinen grandiosen Darstellern liegt. Besonders Noomi Rapace als Lisbeth Salander ist eine kleine Offenbarung.

Oplev gelingt es wahrlich famos die düstere und eiskalte Atmosphäre in äußerst bedrückenden Bildern festzuhalten. Besonders Lisbeths Geschichte wird nahezu 1:1 aus der Vorlage übernommen und ist teils wirklich hart anzuschauen. Drastisch, brutal und dabei sehr europäisch. Die Gewalt dient – wie bereits in Larssons Roman – der Geschichte und besonders der Charakterisierung und nicht, wie so oft in amerikanischen Thrillern, dem reinen Selbstzweck.

Im Vergleich zur Vorlage lässt die Verfilmung natürlich viele Details aus. Wie könnte es auch anders sein? Immerhin werden hier 700 Seiten in knapp zweieinhalb Stunden gepackt. Trotz seiner für einen Thriller langen Laufzeit wirkt der Film zu keiner Zeit langweilig und als Kenner der Vorlage hätte ich mir sogar noch mehr Zeit für gewisse Handlungsstränge gewünscht. Besonders die letzte halbe Stunde rund um die Auflösung von Harriets Verschwinden wirkt viel zu gehetzt und nebensächlich erzählt. Im Buch hatte mich ihre Geschichte wirklich erschüttert, im Film dagegen ist nur ein Bruchteil der beklemmenden Intensität zu spüren.

Trotz leichter Schwächen im Finale ist „Verblendung“ eine absolut gelungene Verfilmung von Stieg Larssons Bestseller, welche sowohl Kennern der Vorlage als auch Neulingen gefallen dürfte. Ich war besonders angetan von der unterkühlten Bildsprache und den herausragenden Schauspielern. Von mir gibt es eine dicke Empfehlung: 8/10 Punkte.

GoodFellas: Drei Jahrzehnte in der Mafia (1990)

Kurz bevor meine Sichtung von „The Sopranos“ in die letzte Runde geht, habe ich mit Martin Scorseses „GoodFellas: Drei Jahrzehnte in der Mafia“ noch einen echten Klassiker des Genres zwischengeschoben. Die letzte Sichtung liegt inzwischen Jahre zurück und somit war ich überrascht wie viele Parallelen es zwischen den beiden Ganstersagas doch gibt.

Für mich ist „GoodFellas“ seit jeher der Inbegriff des modernen Gangsterfilms. Auch heute noch kann ihm sein Alter nichts anhaben. Der Film hat Stil. So unglaublich viel Stil. Was Martin Scorsese zusammen mit Michael Ballhaus hier auf die Leinwand gezaubert hat, ist wahrlich ein Augen- und Ohrenschmaus. Elegant und dennoch authentisch. Bilder für die Ewigkeit der Kinogeschichte.

Die Verfilmung der Lebensgeschichte von Henry Hill mitreißend zu nennen wäre – zumindest für Freunde des Genres – wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Man wird hineingesogen in die Welt des organisierten Verbrechens und es gibt kein Zurück mehr. Die Mischung aus Coming-of-Age Drama und knallharter Mileustudie besitzt eine unglaubliche Dynamik und Energie, der man sich nur schwer entziehen kann. Scorsese ist der perfekte Gegenentwurf zu Coppolas „Der Pate“ gelungen und steht somit sinnbildlich für eine neue Generation der Mafia.

Sowohl inszenatorisch, als auch inhaltlich muss man bei der Sichtung von „GoodFellas“ zwangsläufig an „The Sopranos“ denken. Seit der gestrigen Sichtung war mir nie bewusst, wie sehr der Film David Chase bei der Entwicklung seiner Serie beeinflusst haben musste. Neben inhaltlicher Parallelen erinnern selbst manche Figuren an das große Vorbild. Ich denke hier nur an Joe Pantolianos Ralph Cifaretto, für den ohne Zweifel Joe Pescis Tommy DeVito Pate gestanden hat.

Eine weitere Bestätigung des Einflusses von Scorseses Meisterwerk ist die unglaubliche Anzahl an Schauspielern, die in die Mafiaserie übernommen wurden. So ist Michael Imperioli (Christopher Moltisanti) als Handlanger Spider zu sehen, Lorraine Bracco (Dr. Jennifer Melfi) spielt an der Seite von Ray Liotta die weibliche Hauptrolle, Tony Sirico (Paulie Gualtieri) und Tony Lip (Carmine Lupertazzi) sind in kleineren Nebenrollen zu sehen und Frank Vincent (Phil Leotardo) gibt eine denkwürdige Vorstellung als Billy Batts. Zudem bin ich mir sicher auch irgendwo Vincent Pastore (Pussy Bonpensiero) gesehen zu haben.

Für Freunde des modernen Gangsterfilms gehört „GoodFellas“ ganz klar zum Pflichtprogramm. Doch auch abseits der Genregrenzen ist Martin Scorsese ein beeindruckendes Kunstwerk gelungen, das jeder Filmfreund gesehen haben sollte. Ganz großes Kino: 10/10 Punkte.

Prädikat: Lieblingsfilm