Vor einem knappen halben Jahr sagten mir die Namen Brooke Davis, Nathan Scott, Haley James usw. noch überhaupt nichts. Doch dann kam ich in den Sog dieser Serie, die mit „One Tree Hill – Season 9“ nun ihr mehr oder weniger rühmliches Ende fand. Warum ich letztendlich so lange durchgehalten habe und warum sich dies trotz aller qualitativen Defizite gelohnt hat, erfahrt ihr in dieser folgenden, abschließenden Besprechung…
Mir scheint es so, als hätten die Autoren mit diesen letzten 13 Episoden noch einmal alles, was „One Tree Hill“ in den vergangenen Jahren ausgemacht hat, in einen Topf geworfen, mit bewusstseinserweiternden Substanzen gewürzt und auf uns Zuschauer losgelassen. Es ist wirklich der pure Wahnsinn, was alles in dieser halben Staffel passiert. Viele Handlungsstränge sind völlig hanebüchen und lächerlich, andere funktionieren dagegen erstaunlich gut. Es ist jedoch zuviel von allem und wird in zu kurzer Zeit erzählt, doch als Zuschauer dieser Serie ist man ja bereits so einiges gewohnt…
Wie es sich für eine finale Staffel gehört, gibt es einige Gastauftritte von Schauspielern bzw. Charakteren, die Tree Hill bereits verlassen hatten, zu bewundern. Mit Dan Scott und Chris Keller kehren zwei herrlich schräge Figuren zurück, deren Handlungsstränge mir auch mit am meisten Freude bereitet haben. Den obligatorischen Gastauftritt des ehemaligen Hauptdarstellers Chad Michael Murray (Lucas Scott) hätte man sich dagegen sparen können: zu aufgesetzt, zu gewollt, zu nichtssagend. Wirklich schade, da man somit auf die Gelegenheit verzichtet hat, den gegangenen Charakteren tatsächlich eine Bedeutung für die weiterlaufene Handlung zu geben.
Jedem einzelnen Hauptcharakter (und von diesen gibt es inzwischen einige) hat man tatsächlich ein eigenes überdramatisches Problem vor die Nase gesetzt. Dies fängt bei einer Entführung durch die osteuropäische Mafia(!) an, geht über die Einweisung in eine psychiatrische Klinik bis hin zu Stalker-Terror durch einen Ex-Häftling. Natürlich darf man auch nicht Marvin McFaddens Gewichtsprobleme vergessen. Und das ist nur ein Bruchteil der aufgemachten Handlungsstränge! Zeit zum Durchatmen bleibt somit nicht – und für gute Drehbücher war sie anscheinend auch zu knapp. Unterhaltsam ist dieses dramaturgische Chaos dennoch zu jeder Zeit, wenn auch weit davon entfernt stringent oder wirklich gut zu sein.
Insgesamt reiht sich die finale Staffel von „One Tree Hill“ also am unteren Spektrum der Serie ein. Die ersten vier Staffeln, d.h. die Highschool-Jahre, zählen eindeutig zu den Highlights, doch auch danach bietet das Coming-of-Age-Drama noch gute Unterhaltung:
- „One Tree Hill – Season 3“ (8.1 Punkte)
- „One Tree Hill – Season 4“ (8.0 Punkte)
- „One Tree Hill – Season 2“ (7.9 Punkte)
- „One Tree Hill – Season 1“ (7.8 Punkte)
- „One Tree Hill – Season 5“ (7.8 Punkte)
- „One Tree Hill – Season 6“ (7.4 Punkte)
- „One Tree Hill – Season 8“ (7.4 Punkte)
- „One Tree Hill – Season 9“ (6.9 Punkte)
- „One Tree Hill – Season 7“ (6.9 Punkte)
So schwach ich manche Aspekte der Serie auch fand, so viel Spaß hat mir die Sichtung doch bereitet. Ich hatte zudem stets das Gefühl die Autoren waren sich der absurden Situationen bewusst, welche meine Frau und mich oft in schallendes Gelächter ausbrechen ließen. Gibt es einen großartigeren Charakter als Dan Scott? Herrlich! Neben all der Albernheit, hat mich „One Tree Hill“ aber auch emotional gepackt. Coming-of-Age eben. Speziell das Serienfinale hat diese Qualitäten noch einmal ausgespielt: Als plötzlich die nächste Generation auf dem Basketballfeld steht und sich Nathan bewusst wird, dass dieser Lebensabschnitt der Vergangenheit angehört, dann ist dies erstaunlich wahrhaftig.
Auch wenn man die Serie bestimmt nicht gesehen haben muss, so bereue ich die Sichtung keinesfalls. Sie hatte tolle Momente, alberne Momente und absurde Momente. Durch „One Tree Hill“ habe ich Fall Out Boy kennengelernt und nochmals ein Konzert von Jimmy Eat World erleben dürfen. Die Charaktere sind mir ans Herz gewachsen und stressige Phasen des Hausbaus waren für 42 Minuten vergessen. It’s the oldest story in the world. One day you’re seventeen and planning for someday. And then quietly and without you ever really noticing, someday is today. And then someday is yesterday. And this is your life: 7/10 (6.9) Punkte.