The X-Files – Season 2

Nach einem kurzen Ausflug in die moderne Serienwelt, kehre ich mit „The X-Files – Season 2“ wieder zu den Anfängen meiner Serien-Begeisterung zurück. Nachdem das erste Jahr mit Mulder und Scully schon für so manch nostalgisches Gefühl sorgte, hat die zweite Staffel einige der ikonischsten Episoden im Gepäck, die mich in meiner Jugend doch stark beeindruckt hatten. Wie sich das zweite Jahr der Kultserie heute schlägt, lest ihr in der folgenden Besprechung…

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Wie nicht anders zu erwarten, startet die zweite Staffel mit einer Mythology-Episode, die ihre Wirkung auch nicht verfehlt. Man ist sofort wieder in der Handlung, bekommt weitere Hintergrundinformationen zu den Hauptfiguren und erlebt unheimliche Begebenheiten, welche die Ernsthaftigkeit der Haupthandlung unterstreichen. Mit der Schließung der X-Akten und der Trennung von Mulder und Scully (hervorgerufen durch Gillian Andersons Schwangerschaft) wird die Dynamik der Serie vorerst auf den Kopf gestellt. Dies wirkt zu Beginn etwas befremdlich, da man sich nichts sehnlicher wünscht als dass die beiden Partner wieder zusammen ermitteln. Dennoch entwickelt diese Situation mit dem Episoden-Trio „Sleepless“, „Duane Barry“ und „Ascension“ einen ganz eigenen Reiz, wodurch die Autoren Gillian Andersons Abwesenheit gekonnt in die Handlung der Serie integriert haben. Mit Alex Krycek betritt auch ein weiterer Gegenspieler die Bühne, dem – wenn ich mich recht entsinne – noch eine größere Rolle im Mythology-Handlungsstrang zukommen wird.

Wenn ich an meine Sichtung der zweiten Staffel im Jahr 1995 zurückdenke , dann kommt mir zuerst die Episode „Humbug“ in den Sinn. Diese hätte ich auch ganz prominent unter den ersten fünf Episoden der Staffel platziert und war wirklich erstaunt, dass sie erst im letzten Drittel zum Einsatz kam. Auch heute noch stellt diese Folge für mich ein Highlight dar, ist sie doch wirklich unheimlich, mysteriös und urkomisch zugleich. Die Dynamik zwischen Mulder und Scully funktioniert zudem famos und das stimmige Drehbuch sorgt für wunderbar unterhaltsame 43 Minuten. Weitere Highlights (neben dem oben erwähnten „Duane Barry“-Zweiteiler) sind die ohne übernatürliches Element auskommende Episode „Irresistible“, die unglaublich verstörend und düster ist, der Mythology-Zweiteiler „The Colony“/“Endgame“ sowie die beiden Einzelepisoden „Død Kalm“ und „F. Emasculata“.

Den Highlights stehen leider auch einige durchschnittliche Episoden gegenüber, die außer ein paar netten Charakterszenen zwischen Mulder und Scully nicht viel zu bieten haben. Hier muss ich den Vampir-Langweiler „3“ nennen, der zudem noch komplett ohne Scully auskommen muss, oder die konfus erzählten „Aubrey“ und „Fresh Bones“. Es gibt noch ein paar weitere Episoden, welche die Staffel insgesamt leider ein wenig herunterziehen, was schade ist, denn gefühlt hat sich die Qualität im Vergleich zum ersten Jahr durchaus noch einmal enorm gesteigert. Mit dem Mythology-Finale „Anasazi“ endet die zweite Staffel dafür auf einem Höhepunkt, der unsere beiden Hauptfiguren durch die Hölle schickt, um auch den Zuschauer mit einem fiesen Cliffhanger zurückzulassen.

Mir haben die letzten Wochen mit Mulder und Scully wieder enorm viel Freude bereitet – auch wenn man zu Beginn einer Folge oft nicht weiß, was man serviert bekommt. Was die kommende Staffel angeht, so habe ich keine so exakten Erinnerungen mehr an einzelne Episoden, was die Zukunft zwischen mir und der Serie noch spannender werden lässt. Ich freue mich auf weitere mysteriöse Abenteuer: 8/10 (8.2) Punkte.

Maze Runner: Die Auserwählten im Labyrinth – OT: The Maze Runner (2014)

Aktualisierung: Ich habe „Maze Runner: Die Auserwählten im Labyrinth“ am 17. August 2020 und am 4. Januar 2025 erneut gesehen und jeweils eine Besprechung der Wiederholungssichtung veröffentlicht.

Nach einem langen Tag bei 35 °C auf der Baustelle, wollte ich eigentlich nur noch ins Bett. Wäre vernünftiger gewesen, macht man aber natürlich nicht. Also habe ich mir mit „Maze Runner: Die Auserwählten im Labyrinth“ einen Film ausgesucht, den ich schon lange sehen wollte und bei dem die Chance einzuschlafen entsprechend gering sein sollte. Ich bin wach geblieben – ob das am Film oder der immer noch herrschenden Hitze lag, lest ihr in der folgenden Besprechung…

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Maze Runner: Die Auserwählten im Labyrinth (2014) | © 20th Century Fox

Die letzte Verfilmung eines Young-Adult-Romans („Die Bestimmung: Divergent“) hat mir nicht sonderlich gut gefallen, doch kannte ich bei diesem die Vorlage auch nicht. James Dashners „Die Auserwählten im Labyrinth“ hatte sich in gedruckter Form jedoch bereits in mein Herz gespielt: Ich mochte die simple, aber effektive Mischung aus „Herr der Fliegen“, „Lost“ und typischer Young-Adult-Dystopie wirklich sehr gerne. Über die Verfilmung las man viele gemischte Kritiken, doch ich war recht guter Dinge, zumal der Trailer auch nahe an meiner Vorstellung der Romanvorlage war.

Nach der Sichtung kann ich nun sagen, dass der Film das Gefühl der Vorlage wirklich gut transportiert. Die Charaktere sind stimmig besetzt und auch audiovisuell habe ich mich sofort zu Hause gefühlt. Also die perfekte Adaption? Leider nur bedingt, da etliche Handlungselemente verändert bzw. verkürzt wurden. Natürlich erwartet man dies bei einer Adaption in ein anderes Medium, doch einige der interessantesten Elemente wurden leider komplett gestrichen bzw. einer weiteren Actionszene geopfert – andere Änderungen machten dagegen tatsächlich Sinn.

Zusammenfassend kann ich festhalten, dass „The Maze Runner“ als Verfilmung größtenteils wirklich gut funktioniert. Mit ein wenig Feinschliff im Drehbuch, denn die Vorlage hat tatsächlich mehr Tiefe zu bieten, hätte aus gut auch ein sehr gut werden können. Somit bleibt „The Hunger Games“ immer noch die beste Young-Adult-Filmreihe, doch Fans der Buchvorlage dürfen sich ruhig auf zwei unterhaltsame Stunden im verrückten Labyrinth einlassen: 7/10 Punkte.

Predestination (2014)

Nach einer ereignisreichen Woche, die zudem noch mit finanziellen Unwägbarkeiten beim allseits beliebten Thema Hausbau endete, war ich reif für eine gepflegte Runde Eskapismus. Ein Film musste her, auch weil die Besucherzahlen meines Filmblogs (ist es überhaupt noch eines?) zurzeit ziemlich in den Keller rasseln. Die Wahl fiel auf einen der jüngsten Beiträge zu meinem Lieblingsgenre, den 2014er Zeitreisethriller „Predestination“ der Spierig-Brüder. Ob mich der Film kurzfristig auf andere Gedanken bringen konnte und auch sonst ein würdiger Genrebreitrag ist, lest ihr in der folgenden Besprechung…

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Die Spierig-Brüder sind mir bisher nur durch ihren sympathischen, wenn auch nicht perfekten Vampirfilm „Daybreakers“ bekannt. Ein ambitionierter Genrebeitrag, der bereits durch das Mitwirken von Ethan Hawke (u.a. „Boyhood“) punkten konnte. Die Genreschiene scheint den beiden australischen Brüdern zu liegen und somit ist die Verfilmung von Robert E. Heinleins Kurzgeschichte „All You Zombies“ auch als waschechter Genrefilm zu verstehen – jedoch nicht ohne mit den Erwartungen zu brechen. Das martialisch Anmutende Cover wird der Geschichte nicht gerecht, die sich über weite Strecken eher wie ein ruhiges und sehr persönliches Drama entwickelt. Überhaupt mochte ich, dass eine eher kleine Geschichte erzählt wird und nicht einmal wieder die gesamte Welt kurz vor ihrer Vernichtung steht.

Von der Atmosphäre her erinnert „Predestination“ am ehesten wohl an Genrekollege „Looper“, der nur zwei Jahre zuvor entstand. Auf inhaltlicher Ebene gibt es dagegen größere Unterschiede, wobei mir der Ansatz von „Predestination“ insgesamt wohl ein wenig besser gefallen hat. Umso verwunderlicher also, warum dem Film hierzulande eine Kinoauswertung verwehrt geblieben ist. Die Geschichte ist fordernd, ohne jedoch zu kompliziert zu sein. Genau die richtige Mischung aus Mystery und Unterhaltung. Wendungen hat der Film einige zu bieten, wenngleich sich diese für geübte Zuschauer auch schon recht früh offenbaren – speziell für den finalen Twist hätte ich keine große Montage mehr benötigt, wenngleich diese auch ihre emotionale Wirkung nicht verfehlt.

Mit Ethan Hawke und Sarah Snook bietet „Predestination“ zwei gut aufeinander abgestimmte Schauspieler, die sich aufgrund der ruhigen und bedachten Inszenierung der Spierig-Brüder voll und ganz entfalten können. Was die unvermeidbaren Zeitreiseparadoxen à la ‚Hilfe, ich bin mein eigener Großvater!‘ angeht, so werden diese völlig bewusst auf die Spitze getrieben und verlieren gerade dadurch an Bedeutung. Für Genreliebhaber kann ich nur meine unbedingte Empfehlung aussprechen – ein wahrlich zu unrecht untergegangener Film: 8/10 Punkte.

The X-Files – Season 1

Während alle Welt über die neuesten Netflix-Serien schreibt, begebe ich mich zurück ins Jahr 1994 und damit zu den Wurzeln meiner Liebe zu TV-Serien. Als ich mit zarten 14 Jahren erstmals mit „The X-Files – Season 1“ bzw. „Akte X: Die unheimlichen Fälle des FBI“ in Berührung kam, war es um mich geschehen. Die Serie schlug nicht nur in die Genre-Kerbe, nein, sie öffnete diese Welt für mich. Während der ersten zwei Staffeln sollte ich zum weltgrößten Fan werden – und das trotz der beschränkten Empfangsmöglichkeiten der 90er Jahre. Ob mich die Serie auch heute noch mitreißen konnte, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung…

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Zunächst einmal möchte ich kurz auf die technische Qualität eingehen – und diese ist erschreckend: Ich hatte vor ein paar Monaten das Glück, die DVD-Komplettbox für knapp 40 Euro zu ergattern, was mein Vorstellungsvermögen beinahe gesprengt hat, kann ich mich doch noch gut an Zeiten erinnern, in denen VHS-Sonderausgaben der Serie (z.B. die zusammengehörigen Episoden „Squeeze“ und „Tooms“ auf einer Kassette) für gut 40 DM über den Ladentisch gingen. Trotz der dadurch ausgelösten Euphorie muss ich zugeben, dass die Qualität der DVDs auch die der VHS-Fassungen nicht weit übersteigt. Die aktuell auf diversen Streaming-Portalen ausgestrahlte HD-Fassung (leider nur im 16:9-Format) wirkt dagegen schon zeitgemäßer. Dennoch ist es erstaunlich, wie schnell ich mich an die mindere Qualität gewöhnt hatte und die Serie einfach inhaltlich genießen konnte. Nur Nostalgie oder echte Qualität?

Im Gegensatz zum ein wenig angestaubt wirkenden Look, ist „The X-Files“ inhaltlich durchaus modern. Im Prinzip aufgebaut wie ein typische Krimiserie mit zwei Protagonisten, die erst zusammenfinden müssen, liegt der Kniff im übernatürlichen Element, das damals (weit vor „Lost“, „Fringe“ und Co.) noch wirklich etwas Besonderes war. Man kann also guten Gewissens behaupten, dass Showrunner Chris Carter mit seiner Serie in den 90er Jahren die erste große Mystery-Welle losgetreten hat. Vom Aufbau her bekommt man die klassische Fall-der-Woche-Struktur vorgesetzt, jedoch ist der übergreifende Handlungsstrang (hier als Mythology bezeichnet) deutlich stärker ausgeprägt, als in vielen modernen Serien dieser Art.

Ich kann mich heute noch sehr gut an die erste Episode erinnern, die ich je von der Serie sah: „Ice“ hatte mich damals komplett umgehauen, vielleicht auch weil die Folge nur ein weiteres Remake von „Das Ding aus einer anderen Welt“ ist und ich John Carpenters 1982er Fassung damals natürlich noch nicht kannte. Auch heute noch eine meiner Lieblingsepisoden. Weiterhin mochte ich alle Mythology-Episoden, die perfekt auf die Laufzeit der Staffel verteilt sind. Neben weiteren Highlights, wie „Eve“ oder „Tooms“, gab es auch deutlich schwächere Episoden, was wieder einmal den Nachteil der 24-Episoden-Struktur von Network-Serien zeigt. Hier möchte ich besonders „Space“ hervorheben, weil mich diese Geschichte damals unglaublich gegruselt hatte und ich sie auch ebenso in Erinnerung behalten habe. So richtig gut ist sie allerdings tatsächlich nicht – und auch der Gruselfaktor der gesamten Serie hat inzwischen etwas abgenommen. Dennoch bin ich froh, sie nicht alleine schauen zu müssen, auch wenn sich die Begeisterung bei meiner Mitseherin doch stark in Grenzen hält.

Nach dem Finale der ersten Staffel, das tatsächlich auch eine der stärksten Episoden ist, bin ich nun sehr froh mich nach all den Jahren wieder einmal an die unheimlichen Fälle des FBI herangewagt zu haben. Zwar gibt es durchaus ein paar schwächere Episoden, doch der Großteil kann auch heute noch überzeugen und die Dynamik zwischen Mulder und Scully ist einfach famos. Ich freue mich nun schon sehr auf die kommenden Staffeln, werde aber – zuliebe meiner Frau – erst einmal eine andere Serie zwischenschieben. Wahrlich ein famoser Einstieg in eine der prägendsten Welten der Seriengeschichte: 8/10 (8.0) Punkte.

Jericho – Season 1 & 2

Serien, speziell aus dem Drama-Bereich, sehe ich aus Zeitgründen selten öfter als einmal. Und schon gar nicht, wenn ich die Sichtung beim ersten Mal abgebrochen habe. Bei „Jericho – Season 1 & 2“ ist die Lage allerdings ein wenig anders. Damals, vor inzwischen beinahe 10 Jahren, hatte ich die Sichtung im letzten Drittel der ersten Staffel abgebrochen, da mir die Serie zu sehr im „Lost“-Fahrwasser mitzuschwimmen schien. Vor ein paar Jahren bekam ich jedoch die Komplettbox zum Geburtstag geschenkt, was mich zu einem weiteren Anlauf bewegt hat – und siehe da: Ich sollte deutlich mehr Spaß mit der Serie haben…

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Irgendwie habe ich eine Schwäche für Serien, die vor ihrer Zeit abgesetzt wurden. Das beste Beispiel hierfür ist natürlich „Firefly“, doch auch „Surface“ hat mich zum Beispiel sehr gut unterhalten. Ähnlich wie Joss Whedons Serie, wurde auch „Jericho“ durch eine Fan-Aktion nach der eigentlichen Absetzung verlängert. Allerdings nicht mittels Film à la „Serenity“, sondern ganz regulär als weitere im TV ausgestrahlte Staffel – auch wenn diese insgesamt nur sieben Episoden umfasst. Die Fans hatten etliche Tonnen Nüsse – als Anspielung an ein Zitat im Finale der ersten Staffel – an den TV-Sender CBS geschickt, was deutlich zeigt wie groß die Begeisterung für die Serie zumindest im kleinen Kreis war.

Nach den 29 Episoden der beiden Staffeln bin ich nun tatsächlich ein wenig enttäuscht, dass mein Besuch in „Jericho“ schon wieder vorbei ist. Zumindest in dieser Form, denn man hat noch zwei weitere Staffeln in Form von Comic-Bänden (siehe auch wieder „Firefly“ bzw. „Serenity“) nachgeschoben. Wie lässt sich die Serie nun am besten beschreiben? Die Erzählweise und Inszenierung erinnert stark an „Lost“, bis hin zu den Soundeffekten und Cliffhangern. Thematisch orientiert sich die Serie ein wenig an „24“ und atmet stark Post-9/11-Paranoia. Atmosphärisch würde ich das Endzeitdrama fast mit „Gilmore Girls“ vergleichen, da das Kleinstadtleben mit den unterschiedlichen Charakteren sehr schön eingefangen wird und man sich bereits nach ein paar Folgen in der titelgebenden Kleinstadt zu Hause fühlt. Dennoch entsteht daraus etwas eigenes, das tatsächlich mehr als die 08/15-Network-Serie ist.

Auch wenn es speziell im Mittelteil der ersten Staffel einige Füllepisoden gibt und auch die Verschwörungsgeschichte ein wenig an den Haaren herbeigezogen scheint, so schafft es die Serie durch das Kleinstadt-Setting und ihre nett geschriebenen Figuren mitzureißen. Die sieben Episoden der zweiten Staffel fallen formal ein wenig ab, da man deutlich merkt, dass weniger Budget zur Verfügung stand (hat mich sehr an die vierte Staffel von „Damages“ erinnert). Inhaltlich jedoch ist die zweite Staffel aufgrund ihrer kompakten Erzählweise herrlich zielgerichtet, explosiv erzählt und nimmt keine Rücksicht auf ihre Charaktere. Leider wirkt die letzte Episode jedoch zu gehetzt und man sieht deutlich, dass hier Kompromisse eingegangen wurden – dennoch funktioniert das Finale einigermaßen als Abschluss der gesamten Serie:

  1. „Jericho – Season 2“ (7.9 Punkte)
  2. „Jericho – Season 1“ (7.8 Punkte)

Auch wenn ich nie gedacht hätte, dass ich die Serie noch einmal angehen werde, so bin ich doch wirklich froh um das Erlebnis. Vermutlich werde ich nun auch noch die Comics lesen und somit noch ein wenig länger in der Welt von „Jericho“ verweilen. Wer Lust auf diese Art von Endzeit-Setting hat, aber keine Zombies sehen will und auch nicht unbedingt zehn Staffeln braucht, der kann durchaus seinen Spaß mit dieser leider nur kurzlebigen Serie haben: 8/10 (7.8) Punkte.

Odd Thomas (2013)

Ein harmonischer, aber auch anstrengender Ostersonntag liegt hinter uns. Morgen geht die Eiersuche weiter, doch bis dahin habe ich mir die Zeit mit „Odd Thomas“ vertrieben. Der fantastisch angehauchte Mystery-Streifen von Stephen Sommers (u.a. „Die Mumie“ und „Van Helsing“) schien mir genau die richtige Art Zerstreuung nach solch einem Tag zu bieten…

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Gelesen habe ich über „Odd Thomas“ schon öfter. Speziell die Rezension des Filmforum Bremen hat Lust auf den Film gemacht. Da die Blu-ray letztens für gerade einmal 4 Euro zu haben war, musste ich einfach zuschlagen – und was soll ich sagen? Der Film hat meine Erwartungen zu 100% erfüllt: Er bietet nette, teils selbstironisch erzählte Mystery-Kost in einem wunderbaren Kleinstadt-Setting. Neben sympathischen Hauptfiguren wartet der Film zudem mit einigen tollen Nebenrollen auf, die von u.a. Willem Dafoe oder Patton Oswalt auch perfekt verkörpert werden. Die Inszenierung ist verspielt und unterhaltsam, kann jedoch das vermutlich eher eingeschränkte Budget nicht verleugnen.

Die Handlung ist stets spannend und nett erzählt, geübte Zuschauer werden die diversen Twists jedoch bereits Meilen gegen den Wind riechen. Wen das nicht stört, der erlebt zusammen mit den Charakteren einen unterhaltsamen übernatürlichen Thriller, der auf einer unerwartet düsteren Note endet. Obwohl auch diese Wendung für mich nicht überraschend kam, hat sie mich doch mehr mitgenommen, als ich das von diesem Film erwartet hätte.

Die letzte Einstellung deutet eine mögliche Zukunft für „Odd Thomas“ an, was mich auch zu dem Punkt bringt, den ich in vielen Besprechungen gelesen hatte: Der Film wirkt oft wie ein aufwändig inszenierter Pilot einer TV-Serie, speziell was die Erzählweise und das Timing angeht. Als solche würde die Prämisse auch perfekt funktionieren – und ich würde sie mir ansehen. Da es sich jedoch um einen Film handelt, würde ich mich auch über ein Sequel freuen – Dean Koontz‘ Romanreihe scheint ja erfolgreich genug zu sein: 7/10 Punkte.

Stereo (2014)

Seit einer halben Ewigkeit habe ich einmal wieder einen deutschen Film gesehen. Eine komplett deutsche Produktion, d.h. nicht nur einen internationalen Film mit deutscher Beteiligung – und noch viel wichtiger: Es war ein Genrefilm! Deutsches Kino reizt mich immer speziell dann, wenn es sich abseits von Drama, Komödie oder Krimi bewegt. Maximilian Erlenweins „Stereo“ konnte somit schon einmal Punkte sammeln. Wie sich der Film sonst so schlägt, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung… Leichte Spoiler sind zu erwarten.

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Was zeichnet einen guten Schauspieler aus? Vermutlich wenn er in einer TV-Show à la „Schillerstraße“ Abend für Abend auf Hampelmann macht und in ernsten Rollen dennoch sofort eine Präsenz aufbaut, der man sich nur schwer entziehen kann. Jürgen Vogel ist solch ein Schauspieler – und er kann auch in „Stereo“ absolut überzeugen. An seiner Seite spielt Moritz Bleibtreu, der in letzter Zeit häufig in winzigen Nebenrollen in internationalen Produktionen (z.B. „World War Z“) verheizt wurde, und ergänzt Vogels Charakter perfekt. Ich möchte an dieser Stelle auch nicht mehr über die Beziehung der Figuren untereinander verraten, da jedes weitere Wort wohl das Vergnügen am Film schmälern würde.

Ich mochte den ruhigen Aufbau und die bedeutungsschwangere Atmosphäre. Wirklich sehr gelungen. Die Handlung des Films dagegen hätte von mir aus noch gerne ein paar mehr Kapriolen mehr drehen dürfen, denn gerade in den Gesprächen zwischen Erik (Jürgen Vogel) und Henry (Moritz Bleibtreu) bzw. dem Aufbrechen dieser Beziehung hätte es noch großes Potential gegeben. Letztendlich offenbart sich die eigentliche Geschichte viel zu schnell als deutsche Variante von „A History of Violence“. Durch die rasante Inszenierung und die launig gespielten Charaktere macht der Film aber bis zur letzten Minute enorm viel Spaß, zumal er auch mit einer für deutsche Filme ungewöhnlichen Härte voranprescht.

Nach Anno Sauls „Die Tür“ und Tim Fehlbaums „Hell“ hat Maximilian Erlenwein mit „Stereo“ einen weiteren deutschen Genrefilm geschaffen, der sich vor der internationalen Konkurrenz nicht verstecken braucht. Auch wenn ich die etwas zu geradlinige Handlung bemängle, so ist sie vielleicht auch die Stärke des Films – es muss ja schließlich nicht immer um die Rettung (oder Vernichtung) der Welt gehen. Ein fieser, kleiner Genrereißer, der sich hinter Cronenbergs Variante einer ähnlichen Geschichte, wenn man diesen Vergleich überhaupt ziehen will, nicht zu verstecken braucht: 7/10 Punkte.

Die Mächte des Wahnsinns – OT: In the Mouth of Madness (1994)

Nachdem wir heute viel zu spät auf die entspannende Couch gekommen sind, musste ich den Freitagsfilm nach seiner Laufzeit auswählen. Nach einer Woche mit maximal fünf Stunden Schlaf pro Nacht ist die Aufmerksamkeit eben ein wenig eingeschränkt. Somit fiel die Wahl auf John Carpenters „Die Mächte des Wahnsinns“, der mit 95 Minuten erfreulich knackig erzählt ist und aufgrund seiner Thematik zudem nicht zum vorzeitigen Einschlafen verleitet. Zumindest auf einen Teil der Zuschauer traf dies auch zu…

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Meine letzte Sichtung von „In the Mouth of Madness“ liegt bestimmt 10 Jahre zurück. Damals hatte ich ein paar TV-Ausstrahlungen mitgenommen und konnte mich somit noch recht gut an die surreale Atmosphäre erinnern. Da Carpenters Filme nicht alle wirklich gut gealtert sind, war ich gespannt welche Wirkung dieser kleine Horrorstreifen mit H. P. Lovecraft-Anleihen wohl heute auf mich haben würde. Auch wenn der Film deutlich angestaubter wirkt, als in meiner Erinnerung, so wird man doch recht schnell in die Geschichte hineingezogen. Man darf auch nicht vergessen, dass inzwischen bereits über 20 Jahre vergangen sind – und dafür schlägt sich das Werk aus Carpenters späterer Schaffensphase erstaunlich gut.

Der titelgebende Wahnsinn hält sanft Einzug in das Bewusstsein des von Sam Neill mitreißend gespielten John Trent. Die Reise nach Hobb’s End hat mich tatsächlich ein wenig an „Silent Hill“ erinnert, der bzw. dessen Videospielvorlage durchaus Anleihen an Carpenters Art der Inszenierung genommen haben könnte. Auch wenn viele Schockeffekte ein wenig plump daherkommen, so lebt „Die Mächte des Wahnsinns“ doch hauptsächlich von seiner traumhaften Atmosphäre, die mir teils wirklich einen Schauer über den Rücken laufen ließ.

Insgesamt lieferte John Carpenter mit „In the Mouth of Madness“ einen sehr atmosphärischen Horrorfilm ab, den man sich auch heute noch gut ansehen kann. Die Geschichte ist dann am besten, wenn man durch die Augen der Hauptfigur versucht sich in dieser unwirklichen Welt zurechtzufinden. Im letzten Drittel schwächelt der Film ein wenig, doch nimmt das nur wenig von seiner Sogwirkung. Wohl der letzte wirklich sehenswerte Film John Carpenters – sieht man einmal vom 1998er „Vampire“ ab, dem ich wohl als einziger etwas abgewinnen kann: 7/10 Punkte.

Die Unfassbaren: Now You See Me – OT: Now You See Me – Extended Edition (2013)

Langsam aber sicher reicht es mir mit den beständigen Krankheiten. Nachdem letztes Wochenende das Zappelinchen dran war, hat es nun den Zwergofanten und meine Frau erwischt. Alle Pläne für das Nikolaus-Wochenende dahin. Somit waren die Umstände der gestrigen Sichtung von „Die Unfassbaren: Now You See Me“ (gesehen in der Extended Edition) auch alles andere als optimal. Ob der Film dennoch überzeugen konnte, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung…

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Filme rund um die Bühnenzauberei bilden inzwischen fast schon ein eigenes Genre. Von Christopher Nolans „The Prestige“ war ich damals sehr begeistert, Neil Burgers „The Illusionist“ konnte mich dagegen nicht so wirklich überzeugen. Beide Filme sind eher dem Thriller zuzuordnen, Louis Leterriers „Now You See Me“ erinnert dagegen eher an klassische Caper- oder Heist-Movies wie „Ocean’s Eleven“ – vielleicht auch aufgrund des Vegas-Show-Aspekts. Leichtere Kost also, als die beiden oben genannten Mystery-Thriller, doch das muss ja nicht von Nachteil sein.

„Now You See Me“ ist selbst wie eine Bühnenshow aufgebaut. Unglaublich viele Effekte, glatt und ohne Kanten inszeniert. Die Figuren sind interessant und gut gespielt, besitzen aber keinerlei Tiefe. Die Handlung jagt von einer mehr oder minder verblüffenden Wendung zur nächsten und man versucht als Zuschauer die Tricks zu entlarven. Eine große, bunte Zaubershow. Toll anzusehen und wirklich unterhaltsam. Sobald man aber anfängt über das Gesehene nachzudenken, ist es auch schon vorbei. Besonders die letzte Wendung entpuppt sich als platt und an den Haaren herbeigezogen. Der Bühnenzauber verpufft. Mehr ist da nicht.

Ich mag die Dynamik zwischen Woody Harrelson, Jesse Eisenberg, Dave Franco und der großartigen Isla Fisher wirklich sehr. Auch Mark Ruffalo und Mélanie Laurent haben so ihre Momente. Michael Caine und Morgan Freeman dagegen bemühen sich erfolglos gegen die abstruse Handlung anzuspielen. All das ist gefällig inszeniert und hat mich gestern – trotz der erschwerten Rahmenbedingungen – wirklich gut unterhalten. Je länger ich jedoch über Louis Leterriers („Kampf der Titanen“) Film nachdenke, umso mehr merke ich, dass ich mich, außer an eine spektakuläre Show, kaum noch an etwas erinnern kann. Nette Unterhaltung mit einem tollen Ensemble, mehr aber leider auch nicht: 7/10 Punkte.

The Conjuring (2013)

Halloween ist jedes Jahr eine Freude. Dieses Mal wollten sich ein paar halbstarke Gören an den Reifen unseres Autos vergehen, nachdem wir ihren Ruf nach Süßem oder Saurem nicht erhört hatten. Nachdem ich sie in meiner Rolle als spießiger (zumindest beinahe) Hausbesitzer verscheucht hatte, war es Zeit sich mit „The Conjuring“ dem gemütlichen Teil des Abends zu widmen. Endlich einmal wieder Zeit dem wohligen Grusel zu frönen…

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James Wan hat mit „The Conjuring“ einen wahren Hype entfacht, der nicht nur ein Franchise, sondern sogar etliche Spin-offs nach sich ziehen sollte – mit „Annabelle“ ist das erste sogar schon in die Kinos gekommen. Der Mann hinter der nicht ganz uneinflussreichen Horror-Saga „Saw“ besinnt sich bereits seit geraumer Zeit auf die Wurzeln des Gruselkinos, denen er bereits mit „Dead Silence“ neues Leben einhauchen wollte. Dieser Film war jedoch zu sehr auf eine überraschende Auflösung getrimmt und ist schnell wieder in der Versenkung verschwunden. Mit „Insidious“ und besonders „The Conjuring“ konnte er sich letztendlich jedoch seinen Ruf als fähiger Genre-Regisseur sichern.

So gerne ich Gruselfilme schaue, so sehr hasse ich mich teils dafür. Ich kann mich (zu) gut in diese Welten fallen lassen und die Atmosphäre zerrt teils extrem an meinen Nerven, was meist für Amusement bei meinen Mitschauern sorgt. Auch James Wan gelingt es in „The Conjuring“ eine unglaublich dichte Atmosphäre aufzubauen, was vom 70er Jahre Setting perfekt unterstützt wird. Dabei spielt er, zumindest in der ersten Filmhälfte, Schockeffekte fast nie aus, sondern belässt es bei Andeutungen. Eine wahre Wohltat. In der zweiten Hälfte drückt er deutlich mehr auf die Tube, was oft nicht nötig gewesen wäre. Dennoch hat es der Film geschafft mich bis zum erwarteten Ende zu fesseln.

Überall wird „The Conjuring“ für seine klassische Inszenierung gelobt, doch empfand ich sie auch nicht gelungener als z.B. die Inszenierung von Alejandro Amenábars „The Others“ oder Juan Antonio Bayona „Das Waisenhaus“. Hervorzuheben ist dagegen der Aufbau der Geschichte und seiner unterschiedlichen Protagonisten: Man beobachtet nicht nur die Familie, die gerade ins typische Spukhaus gezogen ist, sondern begleitet auch Lorraine und Ed Warren, zwei selbsternannte Geisterjäger. Einmal abgesehen vom ‚Nach einer wahren Geschichte‘-Stempel, bekommt der Film dadurch eine ganz eigene Dynamik.

Mich hat „The Conjuring“ über die letzten knapp 120 Minuten wirklich gut unterhalten. Leider hat man im letzten Drittel ein wenig zu sehr auf gruselige Fratzen gesetzt, doch davon abgesehen bietet der Film wahrlich wunderbar anzusehenden, klassischen Grusel. Zwar keine Offenbarung im Genre (das können die Spanier schon seit Jahren besser), doch der richtige Weg zurück zu den Wurzeln ohne Blut und Gekröse; das ist mir doch zumindest knappe 8/10 Punkten wert.