Alpha House – Season 1 & 2

Nachdem ich mit der dritten Staffel von „Veep“ so viel Freude mit Comedy im politischen Zentrum der USA hatte, habe ich mich direkt im Anschluss der von Amazon produzierten Serie „Alpha House – Season 1 & 2“ zugewandt. Da die Episodenzahl begrenzt ist und eine dritte Staffel leider eher unwahrscheinlich erscheint, bekommt ihr gleich die Besprechung der gesamten Serie in einem Artikel…

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Im Mittelpunkt der Serie stehen vier republikanische Senatoren, die in Washington, D.C. in einer Art Wohngemeinschaft zusammenleben. Soweit die grundlegende Prämisse, die übrigens eine reale Vorlage besitzt – nur dass sich in der Realität demokratische Senatoren zu einer WG zusammengeschlossen haben. Während der ersten Staffel konnte ich eine interessante Beobachtung machen: Mir ist aufgefallen, dass die Geisteshaltung der Autoren eher der demokratischen Sichtweise entspricht. Den Witzen über die republikanische Senatoren fehlt somit ein wenig der Biss bzw. es wirkt beständig so als würden sich die Drehbuchschreiber nicht so richtig trauen oder nur auf Stereotype zurückgreifen. Bei „Veep“ hingegen wird stets in die Vollen gegangen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Demokraten nehmen sich selbst und den gesamten Politzirkus auf die Schippe. Hier jedoch scheint es so, als hätte man sich bewusst nicht zuweit vorgewagt.

Trotz des nicht allzu bissigen Humors, macht die Serie wirklich viel Spaß, besonders da mir die Charaktere speziell in der zweiten Staffel auch sehr ans Herz gewachsen sind. Man kennt ihre Eigenheiten und es gibt auch eine glaubwürdige Weiterentwicklung. Die Serie hat sich über ihren Verlauf also wirklich gemacht und ich finde es sehr schade, dass es im Moment nicht so aussieht, als würde Amazon noch eine dritte Staffel in Auftrag geben. Somit wird es vermutlich bei diesen beiden bleiben:

  1. „Alpha House – Season 2“ (8.3 Punkte)
  2. „Alpha House – Season 1“ (7.4 Punkte)

Solltet ihr Amazon Prime nutzen und Gefallen an US-Politik haben, dann kann ich euch die Serie trotz eines etwas holprigen Einstiegs nur ans Herz legen. John Goodman ist großartig und auch der restliche Cast (u.a. Clark Johnson, bekannt aus „The Wire“) überzeugt auf ganzer Linie. Reinschauen lohnt sich: 8/10  (7.9) Punkte.

Game of Thrones – Season 5

Kaum eine zweite Serie ist derzeit so populär, wie die Adaption von George R. R. Martins Fantasy-Epos. Wenn man, wie ich, auf die Veröffentlichung für das Heimkino wartet, dann hängt man dem Hype meist um ein gutes Jahr hinterher. So weiß ich momentan auch nicht wie „Game of Thrones – Season 5“ von den Fans aufgenommen wurde. Ich selbst war sehr gespannt auf die Umsetzung, da die Vorlage „A Dance with Dragons“ viele tolle Momente bietet und gleichzeitig den bisherigen Schlusspunkt der Romanreihe bildet. Ob die HBO-Adaption auch im fünften Jahr mithalten kann?

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Puh, es passiert wieder ganz schön viel in nur 10 Episoden, speziell da in der vierten Staffel nicht alle Handlungsstränge aus „A Feast for Crows“ verarbeitet wurden und nun ein Jahr weitergerutscht sind. Die Handlung der Vorlage wurde abermals deutlich gerafft, was ich aber nicht als großen Nachteil empfinde. Durch die Konzentration auf weniger Figuren wirkt die Geschichte stringenter und fokussierter. Andererseits lässt sie dadurch auch ein wenig die komplexe Epik vermissen, die der Roman so wunderbar von den Geschehnissen in dieser fremden Welt zeichnet. Auch wenn ich mich an vieles nur noch bruchstückhaft erinnern konnte, so ließen sich einige Lücken in der Erzählung doch durch die Kenntnis der Vorlage auffüllen. Die Unterschiede sind mir teils deutlich aufgefallen. Zudem treten Charaktere, die im Buch eine eigene Erzählperspektive hatten, hier nur als Nebenfiguren auf. Manches fand ich im Buch gelungener, doch die Adaption hat mich in diesem Jahr tatsächlich mehr mitgerissen.

Während die Geschichte zu Beginn eher bedächtig voranschreitet, was ich ganz famos fand, nimmt die Handlung über die letzten drei Episoden enorm an Fahrt auf. Auch wenn die schockierenden Szenen nicht so geballt kommen wie beim Red Wedding der dritten Staffel, so ist das fünfte Jahr der Serie an vielen perfiden Einzelszenen nicht zu überbieten. Speziell in der zweiten Hälfte der Staffel kommt man selbst mit Kenntnis der Vorlage oft nicht aus der Schockstarre heraus, zumal es auch Todesfälle gibt, die so nicht im Buch vorkommen. Am Ende der finalen Episode saß ich fast schon gelähmt auf dem Sofa und konnte einfach nicht glauben, dass es das gewesen sein soll. Gerade war ich so richtig von dieser Welt und ihren unzähligen Geschichten gefesselt – und nun wieder ein Jahr warten? Ich kann nur wieder die zukünftigen Zuschauer beneiden, die nach Abschluss der Serie eine Komplettsichtung vornehmen können.

Die imposanteste Szene war wohl tatsächlich der Kampf in der Arena in der Episode „The Dance of Dragons“. Ich liebe ja ohnehin Drachen im Film und was hier im wahrsten Sinne des Wortes abgefeuert wird, ist einfach ein großes Vergnügen. Doch auch neben den aufwendig inszenierten Kampfszenen, wie sie zum Beispiel auch „Hardhome“ oder „Mother’s Mercy“ zu bieten hat, überzeugen vor allem die kleineren Dialogszenen und hinterhältigen Attacken, mit denen uns die Autoren stets aufs Neue überraschen. Am meisten Platz nehmen die Schauplätze Castle Black und Meereen ein, was jedoch nicht bedeutet, dass in King’s Landung, Dorne und Winterfell weniger für die Handlung Relevantes passiert.

Auch wenn ich es nicht gedacht hätte, so hat mich die fünfte Staffel von „Game of Thrones“ bisher am meisten beeindruckt – vielleicht auch, weil sich die Serie langsam aber sicher immer weiter von der Vorlage entfernt. Nach diesen zehn großartigen Episoden kann ich nun gar nicht fassen, dass ich nun wieder ein Jahr auf die Fortsetzung warten muss, zumal das ganze Netz wieder explodieren wird. Und dieses Mal kann ich mangels Vorlage auch gespoilert werden. Es wird ein hartes Jahr. Vielleicht sollte ich mich einfach einschließen und noch einmal die ersten fünf Staffeln sehen, denn darauf hätte ich tatsächlich große Lust. Ein großes Kompliment für eine großartige Serie: 10/10 (9.7) Punkte.

Prädikat: Lieblingsserie

The Affair – Season 1

Da ich zurzeit ein wenig mit der siebten Staffel von „The X-Files“ hadere, haben wir spontan eine neue Serie eingeschoben. Von „The Affair – Season 1“ hörte ich erstmals im „Fortsetzung folgt“-Podcast, wo die Serie sehr positiv besprochen wurde. Weiterhin gibt es mit Dominic West einen „The Wire“-Alumni, den ich gerne einmal in einer anderen Rollen sehen wollte. Und da die ganze Affäre auch noch bei Amazon Prime in der Flatrate verfügbar ist, musste ich mich nicht zweimal bitten lassen…

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Müsste ich die Serie in einem Satz beschreiben dann würde dieser wohl lauten: Man nehme „True Detective“, reduziere die Krimi-Handlung auf ein Minimum und ergänze ganz viel Drama. Nanu, eine Verwandtschaft zu dem Krimi-Überflieger der letzten Jahre? Tatsächlich, denn auch „The Affair“ baut stark auf den unzuverlässigen Erzähler bzw. nimmt ganz gezielt zwei personale Erzählperspektiven ein. In Kombination mit der Verhörsituation liegt der Vergleich auf der Hand, auch wenn die weiteren Details der Geschichte ganz andere thematische Schwerpunkte bedienen: Im Zentrum der Handlung steht die titelgebende Affäre, die der Auslöser für eine Vielzahl an Ereignissen ist, welche sich im Laufe der Staffel entwickeln.

Letztendlich ist „The Affair“ ein Familiendrama mit gewissen Krimi-Anleihen. Man erlebt als Zuschauer abwechselnd die Perspektiven der beiden an der Affäre beteiligten Personen: Noah Solloway ist ein glücklich verheirateter Familienvater, der unter Erfolgsdruck und gewissen an ihn gerichteten Erwartungen leidet. Er wird von Dominic West gespielt, der nach „The Wire“ erneut eine absolut überzeugende Leistung abliefert. Alison Bailey ist ebenfalls verheiratet und hat einen schweren Schicksalsschlag hinter sich, den sie noch nicht verarbeiten konnte. Ruth Wilson ist das perfekte Gegenstück zu Dominic West. Die Chemie ist ab der ersten Szene vorhanden und bildet die Grundlage für die gesamte weitere Geschichte.

Mit Maura Tierney und Joshua Jackson (Peter Bishop, „Fringe“) sind auch die Partner der beiden Ehebrecher famos besetzt, was tatsächlich auch ein Qualitätsmerkmal der Serie ist: Es ist schwierig eine eindeutige Position einzunehmen. Natürlich ist es falsch, was Noah und Alison begonnen haben, doch in individuellen Szenen kann man es als Zuschauer gut nachvollziehen: Die Hintergrundgeschichten der Charaktere entfalten sich Folge für Folge und man weiß, wie sehr Alison leidet und versteht auch Noahs Faszination für sie. Oft ist die innere Zerrissenheit fast körperlich spürbar und speziell Alisons persönliche Geschichte hat mich oft wirklich mitgenommen. „The Affair“ ist somit keine leichte Serie, sondern ein oft schweres Drama, das in seinen schwächsten Momenten zu sehr auf emotionalen Effekt setzt, in seinen stärksten Szenen dafür unglaublich packend und mitreißend erzählt ist.

Meine Erwartungen an „The Affair“ waren hoch und tatsächlich konnten sie erfüllt werden. Die Serie ist großartig erzählt, bietet viele interessante Figuren und beinahe noch mehr Wendungen. Einzig so manche Charakterentwicklung konnte ich nicht so recht nachvollziehen (z.B. warum die Ehefrau den Mann so unbedingt zurück haben will, nachdem dieser bereits zweimal ihr Vertrauen missbraucht hat). Letzten Endes ist der Sog, den die Geschichte ausstrahlt aber so stark, dass man sich ihr so oder so nicht entziehen kann. Höchst unterhaltsames, manchmal sehr bedrückendes und zugleich spannendes Serienkino mit fantastischen Schauspielern: 8/10 (8.4) Punkte.

Veep – Season 3

Hatte ich mich bei der Sichtung der zweiten Staffel noch gefreut, dass es zwei Episoden mehr als im ersten Jahr gab, muss ich nach „Veep – Season 3“ nun feststellen: 10 Episoden sind einfach viel zu wenig für diese Serie! Da hat man sich gerade warm geschaut und muss auch schon wieder Abschied nehmen. Warum die Serie so gut funktioniert, lest ihr in der folgenden Besprechung…

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US-Wahlkampf in all seiner Absurdität. Welches Thema könnte aktueller sein? Auch wenn es die Serie tatsächlich nicht schafft, an den Irrsinn der realen Situation heranzureichen, so gibt sich das Team rund um Vizepräsidentin Selina Meyer doch alle Mühe. Mit dem beginnenden Wahlkampf um das Präsidentenamt nimmt die Serie enorm an Fahrt auf, was sie noch spritziger macht als sie es in den vergangenen Jahren ohnehin schon war. Mit knapp 30 Minuten Laufzeit bewegt sich die Comedy auch in einem Sweet Spot was die erzählerische Dichte und die Schlagfrequenz der Pointen angeht. Habe ich schon erwähnt, dass ich 10 Episoden pro Staffel als viel zu wenig erachte? Aber vielleicht liegt auch gerade darin das Geheimnis der durchgehend hohen Qualität begründet.

Was mir dieses Mal wie Schuppen von den Augen gefallen ist: Anna Chlumsky, die fantastische Darstellerin von Amy Brookheimer, ist das kleine Mädchen aus „My Girl: Meine erste Liebe“, eines meiner großen filmischen Kindheitstraumata. Diese Erkenntnis hat das Vergnügen, das ich bei der Sichtung empfunden habe, nur gesteigert. Ohnehin sind die Schauspieler allesamt famos, müssen jedoch hinter der fantastischen Julia Louis-Dreyfus zurückstehen, die mit „Veep“ schon die zweite Rolle ihres Lebens (eben nach Elaine Benes in „Seinfeld“) gefunden hat.

Ich liebe amerikanischen Politzirkus in TV-Serien – und kaum eine Serie stellt diesen so unterhaltsam dar, wie „Veep“. Auch wenn die Serie hierzulande nicht sonderlich populär ist, so kann ich sie allen auch nur annähernd Interessierten nur unbedingt ans Herz legen. Ich habe schon lange nicht mehr so gelacht: 9/10 (9.0) Punkte.

Men at Work – Season 2

So langsam beginne ich dank Streaming Serien weiterzuverfolgen, die zuvor bereits wieder von meinem Radar verschwunden waren. Kürzlich ist mir mit „Men at Work – Season 2“ eine Serie über den Weg gelaufen, die ich nie weitergeschaut habe, obwohl ich deren erste Staffel recht unterhaltsam fand. Da ich ohnehin auf der Suche nach einer 20-minütigen Sitcom war, kam mir die Serie gerade recht…

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Was für ein Vergnügen! Wie ich nach meiner Sichtung der ersten Staffel bereits beschrieben hatte, fühlt sich „Men of Work“ wie ein Relikt aus dem TV-Programm der 90er Jahre an. Inszenierung, Charaktere und Drehbücher wirken einfach aus der Zeit gefallen. Schon die musikalische Untermalung der Schauplatzwechsel löst bei mir Flashbacks zur goldenen Zeit der klassischen Sitcom mit Lachspur aus. Kaum zu glauben, dass diese Staffel erst 2013 gelaufen ist. Dabei habe ich nicht einmal das Gefühl, den Machern wäre diese nostalgische Komponente bewusst.

Auch dieses Jahr geben wieder erstaunlich viele Gaststars ihr Stelldichein: von J. K. Simmons („Whiplash“) über Jason Lee („My Name is Earl“) bis hin zu Ashton Kutcher, mit dem Danny Masterson ja bereits in „That ’70s Show“ aufgetreten ist. Dies zeigt deutlich, dass Showrunner Breckin Meyer sehr gut in Hollywood vernetzt ist.

Mit nur 10 Episoden ist die Staffel extrem kurz, gerade für eine klassische Sitcom. Auch wenn die Handlung alles andere als innovativ ist, so hätte ich doch gerne mehr davon gesehen. Einfach sympathische Unterhaltung, die gerade aufgrund ihrer altmodischen Aspekte erstaunlich anders wirkt. Habe ich wirklich sehr gerne gesehen: 7/10 (7.4) Punkte.

Game of Thrones – Season 4

Während die gesamte Blogosphäre zurzeit mit Besprechungen, Spekulationen und Theorien zur fünften Staffel explodiert, habe ich es endlich geschafft „Game of Thrones – Season 4“ nachzuholen. Auch diese Staffel bot wieder ein tolles Erlebnis, wenngleich mir der Ausflug nach Westeros mit 10 Episoden viel zu kurz vorgekommen ist. Ich kann mir nur annähernd das Glücksgefühl vorstellen, das Serien-Neulinge in ein paar Jahren haben werden, wenn sie alle sieben Staffeln am Stück schauen können…

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Der vierte Band der „A Song of Ice and Fire“-Saga war für mich das bisher schwächste Buch der Reihe – wenn auch weit davon entfernt wirklich schlecht zu sein. Umso gespannter war ich also, wie die Autoren der TV-Serie mit der teils überfrachteten Handlung der Vorlage umgegangen sind. Hinzu kommt, dass sich ein Großteil der Staffel ohnehin auf die Handlung von „A Storm of Swords“ konzentriert, da dieser Band in der dritten Staffel nur bis ca. zur Hälfte verarbeitet wurde. Viel Handlung also für kurze 10 Episoden. Einmal mehr zeigt sich hier, dass die Entfernung von der Vorlage bzw. eine Umstrukturierung durchaus im Sinne einer gelungenen Adaption für ein neues Medium ist.

Freunde der Vorlage müssen dennoch keine Sorge haben: Auch die vierte Staffel atmet den Geist der Bücher und bietet einzelne Schlüsselszenen, die 1:1 den Romanen George R. R. Martins entnommen wurden. Auch wenn die Staffel kein zweites Red Wedding zu bieten hat, so verteilt sie vereinzelte Gewaltspitzen und Schockmomente doch wunderbar über ihre gesamte Laufzeit. Zwar kannte ich den Verlauf bereits durch die Vorlage, doch hat mich so manch unerwarteter Todesfall emotional doch stark gepackt. Speziell der Kampf zwischen The Mountain That Rides und der The Red Viper of Dorne muss für unvorbereitete Zuschauer extrem schockierend gewirkt haben.

Wie bereits die Episode „Blackwater“ in der zweiten Staffel, konzentriert sich auch die ebenfalls von Neil Marshall inszenierte Episode „The Watchers on the Wall“ einzig und allein auf die Schlacht um einen Schauplatz – in diesem Fall Castle Black. Marshall sprengt hier abermals die Grenzen des TV-Formats und liefert epische Schlachten, wie man sie sonst nur von der großen Leinwand kennt. Dennoch gehört auch diese Stunde grandioser TV-Unterhaltung für mich eher zu den schwächeren Episoden, da „Game of Thrones“ doch stark von den oft verzweigten Handlungssträngen lebt und ich genau diese Vielfalt liebe. Kein Wunder also, dass das sehr emotionale Finale somit zu meinen persönlichen Höhepunkten dieser Staffel zählt.

Wenn ich einen Kritikpunkt habe, dann dass die 10 Episoden so unglaublich schnell vergangen sind. Ich hätte liebend gern mehr Zeit in Westeros verbracht und möchte nun eigentlich nicht noch ein Jahr warten. Leider bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Müsste ich diese Staffel qualitativ einordnen, so sehe ich sie auf einem Level mit der dritten Staffel – überhaupt hält die Serie ihr Niveau nahezu perfekt. Zudem bin ich mir sicher, dass die Kenntnis der Vorlage und dieser Welt zum Verständnis beiträgt und das Serienerlebnis deutlich aufwertet. Fantastische Unterhaltung – auch im weit fortgeschrittenen vierten Jahr: 10/10 (9.5) Punkte.

The Wire – Season 5

Es ist vorbei. Eines meiner bisher besten Serienerlebnisse, das ich zuvor viel zu lange aufgeschoben hatte. Nachdem die letzten Minuten von „The Wire – Season 5“ nun über den Bildschirm geflimmert sind, kann ich mich emotional noch nicht wirklich aus dieser Welt lösen. Das über die letzten drei Monate erlebte war einfach zu intensiv, erschütternd, aufwühlend und – ja, auch das – unterhaltsam. Was werde ich diese Serie vermissen… Spoiler sind zu erwarten.

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Auch wenn es Kritik auf sehr hohem Niveau ist, so wird die fünfte Staffel von „The Wire“ eher als schwächer wahrgenommen. Auch ich hatte mit einem speziellen Handlungsstrang anfangs so meine Probleme und der Fokus auf den Journalismus bzw. das Zeitungswesen war mir für die gerade einmal 10 Episoden zu weich. Gerne hätte ich mehr darüber erfahren, doch bleibt David Simon dabei ziemlich an der Oberfläche, zumal etliche andere Elemente der vorhergehenden Staffeln noch weitergeführt werden. Dies funktioniert aber, wenn man ehrlich ist, erstaunlich gut und die Serie schöpft das Potential, das in den vielen losen Enden liegt, vollkommen aus. Es ist eben ein Abschied. Und Abschied schmerzt und ist selten harmonisch. Warum sollte das gerade bei „The Wire“ anders sein?

Ich habe es schon angeschnitten: Der Handlungsstrang rund um Jimmy McNultys Serienkiller hat für mich zu Beginn nicht in die Serie gepasst. Er wirkte wie ein Fremdkörper, konnte dann später in Verbindung mit der Bloßstellung des ehrlichen Journalisten aber doch noch Punkte sammeln. Dennoch bleibt das Gefühl, dass dieser Aspekt ein wenig konstruiert wirkt. Was mich in dieser Staffel wohl am meisten schockiert und bewegt hat, ist Omars Schicksal. Eigentlich war klar, dass er die Serie nicht als strahlender Held verlassen kann, doch selten wurde das Ableben eines solch beliebten Charakters so nebenbei und unspektakulär erzählt. Noch Tage danach war ich vollkommen perplex – und auch wenn ich die Autoren dafür gehasst habe, so war es doch im Sinne der Serie die richtige Entscheidung. Einfach nur ein Schlag ins Gesicht.

Was die Qualität der individuellen Staffeln angeht, so ist diese auf einem durchgängig sehr hohen Niveau. Rückblickend hätte ich wahrscheinlich sogar noch ein paar Punkte mehr an die einzelnen Episoden vergeben müssen, da sich manche Handlungsstränge erst über etliche Folgen bzw. teils sogar Staffeln entwickeln. Letztendlich ist es ein Kopf-an-Kopf-Rennen, welches speziell für die tolle zweite Staffel aus heutiger Sicht ein wenig unfair erscheint:

  1. „The Wire – Season 4“ (9.5 Punkte)
  2. „The Wire – Season 3“ (9.5 Punkte)
  3. „The Wire – Season 5“ (9.5 Punkte)
  4. „The Wire – Season 1“ (9.4 Punkte)
  5. „The Wire – Season 2“ (9.3 Punkte)

Nun ist mein Besuch in Baltimore also vorerst vorüber – und ja, die Serie ist tatsächlich so gut wie ihr Ruf. Wenn ihr also, wie ich, bis vor ein paar Monaten, noch nicht in „The Wire“ reingeschaut habt, dann soll euch diese Besprechung als Inspiration dienen. Gerade die letzte Episode mit über 90 Minuten Laufzeit ist so unglaublich gut, dass sie die gesamte Staffel trotz des durchwachsenen Anfangs aufwertet. Jeder Handlungsstrang findet noch einmal Beachtung und auch wenn die Botschaft nur ist, dass das Leben auf der Straße weitergeht, so wird dies doch absolut brillant in Szene gesetzt. Der Kreis schließt sich und jeder Archetyp wird neu besetzt. Ein ewiger Kreislauf. Dennoch für viele Charaktere versöhnlich – und das ohne milde zu wirken. Perfekt. Eine der besten, wenn nicht tatsächlich sogar die beste Serie, die ich bisher gesehen habe: 9/10 (9.5) Punkte.

Prädikat: Lieblingsserie

Veep – Season 2

Knapp ein halbes Jahr nachdem ich Julia Louis-Dreyfus erstmals in ihrer neuen Paraderolle als amerikanische Vizepräsidentin bewundern durfte, bin ich mit „Veep – Season 2“ endlich wieder ins fiktive Washington, D.C. zurückgekehrt. Dieses Mal sogar für zwei Episoden mehr, was ein weiterer Grund für Freude war!

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Auch wenn ich es eigentlich geplant hatte, so bin ich noch nicht dazu gekommen, mir die britische Mutterserie „The Thick of It“ anzusehen. Immerhin steht der zugehörige Kinofilm „In the Loop“ bereits im Regal und wartet auf seine Sichtung. Doch auch ohne Kenntnis der anderen Schauplätze in diesem politischen Universum hatte ich erneut wieder enorm viel Spaß mit Selina Meyer und ihrem verrückten Team – zumal ich mich bereits in dieser Welt zu Hause fühlte und nicht die Hälfte der ohnehin sehr kurzen Staffel brauchte, um mich darin zurechtzufinden.

Insgesamt hat mir die zweite Staffel sogar noch etwas besser gefallen als das ohnehin schon sehr gute erste Jahr rund um die amerikanische Vizepräsidentin. Julia-Louis Dreyfus scheint noch entfesselter und so manche Episode ist – ‚She walked through a glass door? What is that, code?‘ – einfach nur großartig! Das kommende dritte Jahr scheint zudem noch einmal ordentlich Schwung in die Handlung zu bringen, worauf ich mich schon sehr freue. Hoffentlich wird die Wartezeit nicht zu lang: 9/10 (8.5) Punkte.

Girls – Season 2

Dank des rapiden Preisverfalls bin ich nun doch schneller zu „Girls – Season 2“ gekommen, als ich nach der Sichtung der ersten Staffel vermutet hatte. Konnte mich Lena Dunhams Serie auch in ihrem zweiten Jahr begeistern oder hatte sich der frech-frivole und doch authentische Stil inzwischen abgenutzt?

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Lag der Fokus der ersten Staffel noch darauf, die Beziehungen der Hauptfiguren untereinander zu zeigen, so gehen die vier Freundinnen über weite Teile der zweiten Staffel getrennte Wege. Dies sorgt teils für eine neue Dynamik, ist aber auch manchmal ein wenig anstrengend, zumal nicht alle Handlungsstränge auf Dauer überzeugen können. Speziell die von Showrunnerin Lena Dunham gespielte Hannah empfand ich im späteren Verlauf der Staffel als ein wenig anstrengend. Natürlich ist dies Kalkül, doch hier wäre weniger mehr gewesen, denn so tritt dieser an sich interessante Charakter ein wenig auf der Stelle.

Am meisten Entwicklung erfährt wohl gerade die in der ersten Staffel noch relativ unbedeutende Shoshanna, was ich wirklich nett fand. Auch die meisten anderen Handlungsstränge machen Spaß, im Detail haben mich die ein wenig losgelösten Episoden „One Man’s Trash“ (in dieser fand ich auch Hannah toll!) und „Video Games“ wohl am meisten begeistert. Am Ende der Staffel stehen alle Charaktere irgendwie wieder da, wo sie zu Beginn des Jahres angefangen hatten – wenig befriedigend, jedoch im Rahmen dieses Generationenportraits auch konsequent. Dennoch wünsche ich mir von der kommenden Staffel ein wenig mehr Entwicklung.

Stilistisch ist „Girls“ weiterhin der Instagram- bzw. Retro-Indie-Ästhetik verhaftet, was gut funktioniert. Insgesamt hatte ich wieder viel Spaß mit den Mädels, doch ist die Leichtigkeit der ersten Staffel ein wenig abhanden gekommen. Das kommende Jahr dürfte entscheidend sein, was die Entwicklung der Serie betrifft. Hoffen wir mal, dass Lena Dunham – anders als ihre Figur Hannah – keine Schreibblockade erleidet: 8/10 (8.4) Punkte.

Damages – Season 4

Nach längerer Pause habe ich mich über die letzten Wochen (fast schon Monate) verteilt immer wieder „Damages – Season 4“ zugewandt. Nachdem mich die erste Staffel des seriell erzählten Anwaltsdramas wirklich gepackt hatte, stellte sich während des dritten Jahres bereits Routine ein – somit war ich gespannt, ob der zeitliche Abstand und der Senderwechsel der Serie gut getan haben…

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Zunächst einmal die negativen Aspekte: Zu Beginn der Staffel war ich wirklich erschrocken wie billig die Serie wirkt. Man merkt das geschrumpfte Budget in nahezu jeder Einstellung: Licht, Drehorte, Sets – alles wirkt teils wie in einer Vorabendserie. Es gibt auch kaum noch Außenaufnahmen mit komplexeren Kamerabewegungen und die Anzahl der Schauplätze hat sich drastisch reduziert. Dadurch wirkt die Serie viel statischer, was auch der Atmosphäre abträglich ist.

Die Handlungs ist durchaus interessant, wenngleich auch zu wenig aus dem Thema gemacht wird. Mit John Goodman hat man einen weiteren famosen Gegenspieler für Glenn Close gefunden, wenngleich beide auch zu wenig Screentime besitzen. Auch wenn bereits die dritte Staffel nicht mehr großartig, sondern nur noch sehr gut war, so ist im vierten Jahr leider ein weiterer Qualitätseinbruch festzustellen.

Vermutlich sollte ich der Serie ihre budgetbedingten Schwächen nicht zu sehr anlasten, doch kann ich auch solche Elemente nur schwer ausblenden. Hinzu kommt ein durchaus routiniert erzählter Fall, der allerdings zu sehr in die persönliche Ebene geht und zu wenig aus der Vogelperspektive betrachtet – größere Themen, was z.B. die Rolle von privaten Militärunternehmen im Auslandseinsatz, werden leider nur am Rande behandelt. Das alles ist nicht schlecht, lässt „Damages“ im vierten Jahr allerings auch in der Maße der nur noch guten Shows verschwinden: 7/10 (7.0) Punkte.