Abenteuerliche Kanutour auf der Pegnitz: Von Rupprechtstegen nach Hohenstadt (ca. 15 km)

Aufmerksame Leser:innen erinnern sich vielleicht: Ich habe von meiner Familie dieses Jahr zum Vatertag einen Gutschein für eine Kanutour geschenkt bekommen. Diese wollten wir direkt in den Pfingstferien angehen. Also hatten wir stets das Wetter im Blick und dann auch direkt gebucht. Da die Halbtagestour jedoch nicht mehr verfügbar war, habe ich mich spontan für die Tagestour auf der Pegnitz entschieden. Diese hat uns über ca. 15 km von Rupprechtstegen nach Hohenstadt geführt. Was wir dabei so erlebt haben (und das war einiges!), erfahrt ihr im folgenden Artikel… 🛶

Der entspannte Teil der Kanutour mit dem Frauen-Kanu weit voraus

Der entspannte Teil der Kanutour mit dem Frauen-Kanu weit voraus

Es gibt unzählige Anbieter für Kanutouren in der Region. Unserer hatte keinen Shuttle-Service angeboten, sprich wir sind mit dem Auto zum Zielort Hohenstadt gefahren und dann mit der Regionalbahn zurück zum Start nach Rupprechtstegen. Das hat wirklich gut funktioniert und wir waren pünktlich zur Einweisung am Einstieg angekommen.

Der Mini-Bahnhof in Hohenstadt

Der Mini-Bahnhof in Hohenstadt

Bevor ich in die Details zur Kanutour einsteige, sollte ich vielleicht unsere Erfahrungen mit dem Kanufahren teilen: 2006 waren wir zum ersten Mal mit Freunden auf der Wiesent unterwegs und das habe ich damals sogar schon im Blog festgehalten. Allerdings war das Kajaktour mit Einsitzern. Also durchaus etwas anders. Mit den Kindern habe wir uns 2018 zu einer Kanutour auf die Altmühl begeben und das habe ich als sehr gemütlich in Erinnerung gehabt. Und nicht darüber gebloggt. Doof.

Unser Einstieg in Rupprechtstegen

Unser Einstieg in Rupprechtstegen

Unser Einweiser hat aufgrund unserer Erfahrung nur gelacht und meinte, die Altmühl würde nicht als Kanufahren zählen. Unsere gebuchte Tour sollte durchaus anspruchsvoller sein und wir haben die Option bekommen, uns vor dem fordernden letzten Abschnitt, von Eschenbach nach Hohenstadt, abholen zu lassen. Die Einweisung war sehr detailliert und ist auch darauf eingegangen, wie man sich beim Kentern verhalten soll, um das Kanu wieder fahrtüchtig bekommt. Gerade für mich, da ich mit dem Zwergofanten in einem Kanu gefahren bin, und dieser zu klein sei, um wirklich helfen zu können. Ich habe mit einem halben Ohr zugehört und innerlich fast etwas gelacht. Als ob wir kentern würden. Ich komme später noch einmal darauf zurück.

Wir hatten insgesamt vier Umstiege an Wehren zu meistern

Wir hatten insgesamt vier Umstiege an Wehren zu meistern

Nachdem wir unsere Kanus in die Pegnitz gehievt hatten, Frau bullion ist mit dem Zappelinchen gefahren, ich mit dem Zwergofanten, ging es auch schon los. In der Pegnitz ist immer etwas Strömung, so dass man gut vorankommt. Gleichzeitig muss man auch gut steuern, denn es gibt viele Kurven und oft hängen Bäume ins Wasser. Es hat gedauert, bis wir das raus hatten. Jedoch war die Pegnitz zu Beginn eher breit und ruhig, so dass wir gut ins Steuern reinkamen.

Gerne hätten wir die idyllische Landschaft mehr genossen

Gerne hätten wir die idyllische Landschaft mehr genossen

Ich hatte mir vorgenommen, viele Fotos und Videos zu machen. Ha, denkste! Obwohl ich das Handy stets griffbereit in einer wasserdichten Hülle um den Hals hatte, kam ich kaum dazu, denn auch nur ein paar Sekunden das Paddel, das in der hinteren Sitzposition auch als Ruder dient, losgelassen und schon hängt man im Ufer oder im nächsten Baum, der über den Fluss wächst. Von der Altmühl hatten wir auch erwartet, uns einfach treiben lassen zu können und die Natur zu genießen, doch auch das war nicht wirklich möglich, denn wir mussten immer aufmerksam sein. Dennoch haben wir zwei Fischotter gesehen, unzählige Entenfamilien und ein paar Fische.

Der Zwergofant und ich hatten schon nach dem zweiten Wehr Wasser im Boot

Der Zwergofant und ich hatten schon nach dem zweiten Wehr Wasser im Boot

Die erste kritische Situation hatte sich für uns nach dem zweiten Wehr ergeben, als uns Stromschnellen an einen dicken Ast drückten, der über dem Fluss ragte. Der Zwergofant konnte sich noch ducken, doch mich drückte der Ast in den Bauch, sprich er war so niedrig, dass ich mich nicht unter ihm hinwegducken konnte. Die Strömung war hier auch so stark, dass ein Wegdrücken nach hinten keinen Sinn machte. Unser Kanu drohte in die Seitenlage zu kommen und es schwappte schon Wasser hinein. Irgendwie sind wir dann doch noch losgekommen, doch schon hier zeigte sich, dass die Pegnitz tückischer war, als die Wiesent oder die Altmühl. Kentern war nicht mehr ein völlig unrealistisches Szenario.

Alfalter oder

Alfalter oder „Alter Falter!“, denn danach wurden wir ziemlich nass

Nach dem letzten Umstieg kam auch ein angekündigtes Hindernis in Form von zwei Baumstämmen, die quer über die Pegnitz lagen. Wir mussten die Kanus dort verlassen, auf die Baumstämme klettern, die Kanus über die Baumstämme wuchten und wieder einsteigen. Durchaus eine Herausforderung und Frau bullion wäre fast das Kanu mit dem Zappelinchen abhanden gekommen, denn die Strömung nach den Baumstämmen war extrem stark. Also bin ich schnell mit auf die Baumstämme gesprungen, habe ihr Kanu zurückgezogen und gehalten, damit Frau bullion einsteigen konnte. Der Zwergofant und ich hatten damit glücklicherweise keine Probleme, denn das Frauen-Kanu war natürlich schon längst weg und sie hätten nicht mehr helfen können.

Frau bullion und das Zappelinchen hatten eigentlich auch schon genug und wollten die Chance des früheren Abholens nutzen. Da der letzte Abschnitt jedoch nur noch 1,5 km (also ca. 20 Minuten Fahrt) lang war und wir irgendwie zum Auto in Hohenstadt kommen mussten, haben wir uns doch entschieden bis zum Ende weiterzufahren. Dieser Abschnitt hatte es wirklich in sich und war gespickt mit vielen Kurven und etlichen Stromschnellen. An einer Stelle sind der Zwergofant und ich durch die Strömung auf einen Ast unter der Wasseroberfläche gedrückt worden, wodurch das Boot ins Schieflage kam und wir kenterten. Ehe wir uns versahen, waren wir ein Stück weiter abgetrieben. Das Wasser war eiskalt und ich habe mich zunächst nach dem Zwergofanten umgesehen. Dieser hatte sich die Ruder geschnappt und war aufs umgedrehte Kanu geklettert. Das Frauen-Kanu war etwas weiter hinten und sie haben sich am Rand festgehalten, konnten aber nicht helfen.

Der Zwergofant war inzwischen das steile und matschige Ufer hinaufgeklettert, während ich den wasserdichten Packsack abgemacht und ihm hinaufgereicht habe. Das Wasser ging mir an dieser Stelle ca. bis zur Brust und ich erinnerte mich an die Worte unseres Einweisers, wie man ein gekentertes Kanu wieder fahrtüchtig bekommt. Normalerweise macht man das zu zweit, doch alleine muss man die eine Spitze des Kanus ans Ufer bringen und die andere hoch heben, damit das Wasser ablaufen kann. Das Kanu war unglaublich schwer und die starke Strömung samt schlammigem Boden hat es nicht leichter gemacht. Zu dem Zeitpunkt war ich kurz am Verzweifeln, doch letztendlich hat es beim zweiten Versuch geklappt. Während ich also dabei war, eine geeignete Position für den Zwergofanten und mich zum Einsteigen zu finden, war an exakt der gleichen Stelle ein zweites Kanu mit drei Personen gekentert. Während der Zwergofant und ich schon wieder im Kanu saßen, haben wir versucht das zweite Kanu mit zu stabilisieren, um den Fahrer:innen den Einstieg zu erleichtern. Irgendwie haben wir das hinbekommen und einer der Kanufahrer meinte nur „Das ist eine fiese Stelle, an dieser kentern wir regelmäßig.“ Das hat uns fast schon etwas beruhigt, auch weil er noch ergänzte, dass das Schlimmste nun hinter uns lag.

Wir haben uns also aufgemacht, um den letzten Abschnitt zu bezwingen. Der Zwergofant war ziemlich durch den Wind, was auch verständlich war. Er hatte super gut reagiert, sich in Sicherheit gebracht und zugleich um die Paddel gekümmert. Perfektes Teamwork. Ich hatte bei all dem meinen Hut verloren und schon vermutet, dass ich ihn nie wiedersehen würde. Ein paar Stromschnellen weiter, kam es zu einer weiteren kritischen Stelle, als erneut ein großer Baum über die Pegnitz ragte. Hier konnte ich mich glücklicherweise abstoßen, doch das bereits gekenterte Kanu unserer Leidensgenoss:innen hatte nicht so viel Glück und kenterte erneut. Dabei verloren auch sie einen Hut, den der Zwergofant später aus dem Wasser fischte. Frau bullion und das Zappelinchen blieben an diesem Baum auch hängen, doch schafften sie es ebenso, sich zu befreien. Dann war es endlich soweit: Unser Ausstieg in Hohenstadt war in Sicht. Hurra!

Hier könnt ihr unsere Strecke nachvollziehen:

Unsere Kanuroute (via Garmin)

Unsere Kanuroute (via Garmin)

Distanz: 15.02 km
Zeit: 04:04:06
Ø Pace: 16:16 min/km
Ø Geschwindigkeit: 3.7 km/h
Ø Herzfrequenz: 99 bpm
Ø Temperatur: 22.2 °C
Kalorien: 1218 kcal

In Hohenstadt wurden wir schon von unserem Einweiser erwartet, der sich die ganze Geschichte amüsiert anhörte. Auch die Kanus unserer Mitfahrer:innen kamen inzwischen an und wir beglückwünschten uns zur erfolgreichen Fahrt und tauschten lachend die Hüte aus, denn sie hatten wiederum meinen aus der Pegnitz gefischt. Dem Zwergofant war eiskalt, so dass wir schnell zum Auto gelaufen sind und uns dort unsere warmen Wechselklamotten angezogen haben. Was für ein Abenteuer! Wir waren danach zwar alle komplett fertig und mitgenommen, doch bis auf ein paar Schrammen war uns nicht passiert. Nicht einmal der Hut war verloren gegangen. Somit ist unser Kanuabenteuer schon jetzt eine gute Geschichte, die ich nun auch hier erzählt habe. Ein wahrlich abenteuerliches Vatertagsgeschenk!

Habt ihr Erfahrung mit Kanutouren? Wollt ihr es auch einmal versuchen oder seid ihr nun eher abgeschreckt?

18 Gedanken zu “Abenteuerliche Kanutour auf der Pegnitz: Von Rupprechtstegen nach Hohenstadt (ca. 15 km)

  1. Super Bericht!

    Auf der Altmühl ist das Paddeln sehr entspannend, immerhin ist sie auch der langsamste Fluss der Welt 😄

    Da hattet ihr ein richtig schönes Abenteuer. Ich träume immer davon mal in Norwegen im Fjord mit einem Kanu zu paddeln. Ich hoffe, das klappt irgendwann mal.

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    • Danke dir! 🙂

      Ja, die Altmühl ist wahrlich sehr gemütlich. Hätte ich mir manchmal zurückgewünscht, wobei das Abenteuer auch seinen Reiz hatte.

      Oh, im Fjord in Norwegen paddeln ist bestimmt ein Erlebnis! Gerade für solch eine erfahrene Skandinavien-Urlauberin wie dich.

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  2. Pingback: Media Monday #729 – Kanuabenteuer, PC-Service und Luisenburg-Festspiele | moviescape.blog

  3. Schöne Strecke, die trotz der vermeintlichen Kürze euch einiges abverlangt hat. Ich glaube, ich würde als Anfänger die Altmühl vorziehen. Wobei ich sagen muss, dass ich eine ähnliche Tour vor Jahren mal in der Nähe von Hitzacker mitgemacht habe.

    Hinterher spürte ich meine Muskeln, aber so richtig. Und noch ein Nebeneffekt trat auf: Vom vielen Paddeln wurden meine Hände nass, und da ich an diesem Tag Handschuhe anhatte, die nicht farbecht waren, hatte ich anschließend blaue Hände.

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    • Ja, die Altmühl ist deutlich entspannter, das stimmt. 15 km im Kanu wirken kurz, ist aber eine der längsten möglichen Touren, die auch als Ganztagestour deklariert ist.

      Unsere Muskeln haben wir danach auch gespürt, obwohl ich das schlimmer in Erinnerung hatte. Handschuhe hatten wir keine, wären aber sinnvoll gewesen. Kommt daher dein Nickname? Blaupause wegen blauen Händen? 😉

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  4. Das klingt sehr abenteuerlich – für mich zu abenteuerlich und mich hat das eher abgeschreckt 😀 Aber ich bin generell kein Wassermensch und da müsste jemand schon sehr gut auf mich einreden. Immerhin gut zu wissen, wie die Pegnitz im Vergleich zu anderen Flüssen drauf ist. Und am Ende gibt gerade die Geschichte mit den Hüten einen guten Abschluss dieses Ausflugs her.

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    • Wenn du von vorneherein Vorbehalte hast, dann würde ich zunächst einen ruhigen Fluss empfehlen. Die Altmühl ist z.B. sehr geduldig und war für uns selbst mit kleinen Kindern zu keinem Zeitpunkt ein Problem. Man kann auch ja steigern, wenn man auf den Geschmack gekommen ist. 😉

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  5. Pingback: Höhlenwanderung um Velden mit Geisloch, Rohenloch, Raumhöhle und Fingerstein | moviescape.blog

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