Zurzeit gehört die tägliche Sichtung von mindestens einer Episode „One Tree Hill – Season 4“ einfach zum Abendritual. Selbst wenn wir kaum noch die Augen offen halten können, so hilft uns der Besuch in der fiktiven Kleinstadt doch Arbeit, Baustress und Kindersorgen hinter uns zu lassen – wenigstens für 42 herrlich unterhaltsame Minuten…

Nachdem das dritte Jahr erneut mit etlichen Cliffhangern zu Ende gegangen ist, schickt sich die Serie an diese nach und nach aufzulösen. Immer gerade so schnell, dass man als Zuschauer nicht abspringt. Schon wirklich geschickt gemacht. Als würde dies nicht bereits für ausreichend Drama sorgen, eröffnen die Autoren etliche neue Handlungsstränge, die uns während der gesamten Staffel begleiten werden. Allen voran ist mir besonders Peytons Pseudo-Stalker-Bruder Derek im Gedächtnis geblieben, der uns Zuschauer oft eher in einem Teenie-Slasher wähnen lässt, als in einer Dramaserie. Doch „One Tree Hill“ wäre nicht „One Tree Hill“, hätte man damit bereits den abgedrehtesten Handlungsstrang gesehen.
Speziell der allseits beliebte Dan Scott macht eine unglaubliche Wandlung vom Saulus zum Paulus durch, was man ihm natürlich nicht wirklich abnehmen kann. Dennoch funktioniert diese Wendung erstaunlich gut, was sich besonders in den letzten Episoden der Staffel als geschickter Kniff erweist. Trotz teils wirklich abstrusen Entwicklungen macht die Serie immer noch enorm viel Spaß. Dies liegt wohl auch daran, dass die Autoren genau wissen, was sie da schreiben. In der Episode „It Gets the Worst at Night“ wird es schön auf den Punkt gebracht, als die Gruppe aus Tree Hill auf normale Teenager einer anderen Highschool trifft. Ein großartiger Moment, den man auch nur als Meta-Kommentar verstehen kann. Herrlich!
Auch wenn man die Serie nicht allzu ernst nehmen sollte, so gibt es doch immer wieder Momente, in denen sie alle Sympathien auf ihrer Seite hat. Wie wird der böse Stalker besiegt, der Peyton und Brooke ganz klischeehaft im düsteren Keller gefangen hält? Eben nicht von den starken Jungs, die zur Rettung nahen – die Mädels befreien sich selbst und bringen erfolgreich ihrem Peiniger zur Strecke! So muss das sein, und es ist besonders schön, dies in solch einer scheinbar klischeehaften Teenie-Serie zu sehen.
Für das Finale hatte ich schon Schlimmstes befürchtet, doch es sollte anders kommen: Bei der eröffnenden Montage hatte ich durchgehend eine Gänsehaut, was zugegebenermaßen auch der großartigen Musikwahl geschuldet ist. Mit Lives „Lightning Crashes“ hat man den perfekten Song gefunden – oder eben die perfekte Szenen dazu. Auch im weiteren Verlauf der Handlung ist das Finale fast schon versöhnlich, alle Erzählstränge werden sauber zum Abschluss geführt und die letzten Minuten sind einfach passend und schön. Das hätte auch wunderbar als Serienfinale funktioniert. Dennoch freue ich mich, dass es noch weiter geht – auch wenn bei weitem nicht alle Episoden so stark sind: 8/10 (8.0) Punkte.