Wie im Eintrag zu „The Boondock Saints“ erwähnt, hatte ich schon längere Zeit Interesse an der Entstehungsgeschichte des Films, die in „Overnight“ dokumentiert wurde. Da ich relativ günstig an die UK-Disc gekommen bin, stand einer Sichtung nun Nichts mehr im Wege.
Der nette Herr auf dem Bild ist Troy Duffy. Barkeeper. Musiker. Regisseur. Arschloch. So wird er zumindest in „Overnight“ portraitiert. Der Film zeigt seinen Aufstieg vom Niemand zum Big Player in Hollywood – und da (wie uns „Der König der Löwen“ gelehrt hat) alles ein ewiger Kreislauf ist, bekommt man auch wieder seinen Abstieg zum Niemand zu sehen. Eine klassische Geschichte. Dieses Mal ist sie jedoch wirklich so geschehen.
Es ist teils kaum zu glauben, wieviel Selbstvertrauen und -sicherheit Duffy an den Tag legt. Der pure Wahnsinn. Er beißt sich wirklich in das Businnes hinein. Er will um jeden Preis seine Ziele erreichen. Am Erstaunlichsten: Es gelingt ihm! Er dreht „The Boondock Saints“. Ein Barkeeper dreht den Kulthit der späten 90er. Unglaublich – besonders wenn man die äußeren Umstände betrachtet. Noch unglaublicher ist, dass der Film – nach etlichen Querelen mit Miramax – gerade einmal mit fünf Kopien gestartet ist und seinen Ruhm erst auf VHS/DVD erreichen konnte. Dumm nur, dass Troy Duffy keinen Cent von dem Erlös aus Verleih und Verkauf sieht. Auch seine großspurigen Pläne im Musikbusinnes sind gescheitert, nachdem er innerhalb von sechs Monaten nur knapp 700 Alben verkauft. Einfach nur unglaublich.
So interessant die Geschichte ist, so einseitig wird sie in „Overnight“ präsentiert. Troy Duffy ist der Bösewicht. Sicher, er führt sich teils wirklich auf wie ein – Pardon! – Arschloch. Doch kam mir diese Dokumentation teils wie eine persönliche Abrechnung mit ihm vor. Der viel stärkere zerstörerische Einfluss in Form von Harvey Weinstein wurde nur am Rande erwähnt. Man merkt auf oft genug die Unerfahrenheit der Dokumentarfilmer. Viele Dinge erscheinen redundant, andere habe ich vermisst. Insgesamt trotzdem einfach eine unglaubliche Geschichte, die eine dunklere Seite zeigt – nicht nur von Hollywood. Auch von dem, was die Gier nach Ruhm und Erfolg im Menschen auslösen kann: 8/10 Punkte.
Interessant. Die Boondock Saints muss ich mir auch nochmal anschauen. Spontan habe ich einige coole Szenen und die Tatsache in Erinnerung, dass ich beinahe an einer Überdosis Nichtverstehen der irischen Sprachfärbung gestorben bin.
Schon mal „Lucky Number Slevin“ gesehen?
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Ja, Untertitel sind bei den Boondocks wirklich Pflicht. Falls du Interesse an „Overnight“ hat, kann ich dir nur folgende Box empfehlen: „American Mavericks“ – kostet genauso viel, wie die „Overnight“-Einzeldisc und bietet mit der tollen Doku „Easy Riders, Raging Bulls“ und dem Director’s Cut von „Donnie Darko“ noch nette Zugaben – und nein, ich bekomme keine Provision 😉
„Lucky Number Slevin“ sagt mir nichts, werde aber einmal die IMDB konsultieren…
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