Mein Name ist Nobody – OT: Il mio nome è Nessuno (1973)

„Nobody ist der Größte“ ist der erste Film, an dessen Sichtung ich mich erinnern kann. Eigentlich habe ich gedacht, auch „Mein Name ist Nobody“ – den Vorgänger – im Laufe der Zeit das eine oder andere Mal gesehen zu haben. Umso erstaunter war ich, dass ich mich an nahezu keine Szene erinnern konnte. Einzig die Jahrmarktszene mit dem Stelzenläufer war mir noch dunkel im Gedächtnis.

nobody.jpg

Erwartet hatte ich folglich einen Spaßwestern, wie er typisch für Terence Hill ist. Gesehen habe ich allerdings etwas vollkommen anderes: Einen waschechten Sergio Leone Western, der zwar durchsetzt ist mit den bekannten Späßen, aber dem es dennoch nicht an Ernsthaftigkeit und Tiefe mangelt. Jack Beauregard steht für den klassischen Westernhelden, der die Zeichen der Zeit erkennt und einer neuen Generation Platz macht. Nobody ist Teil dieser neuen Generation. Er verdrängt den klassischen Helden. Sein Stil ist locker, er hat immer einen Spruch auf den Lippen und damit ist er das genaue Gegenteil des bisherigen Stereotyps, wie man ihn in Leones Spaghettiwestern gefunden hat: Nobody ist das Gegenstück zu Harmonica.

Dieser Abschied vom klassischen Western, den eigentlich der Spaghettiwestern an sich bereits dargestellt hat, ist dem Film in jeder Szene anzumerken. Allein die ersten zehn Minuten könnten direkt aus der Hochzeit des Spaghettiwestern stammen und ich müsste mich doch sehr wundern, wäre Sergio Leone hier nicht höchst persönlich auf dem Regiestuhl gesessen – oder zumindest dahinter gestanden. Trotz seines Humors schwingt den gesamten Film über Wehmut mit. Wohl auch die Wehmut eines großen Regisseurs, der mit diesem Film das von ihm geschaffene Genre mit zu Grabe getragen hat. Umso ironischer ist es wohl, dass die nachfolgenden Spaßwestern mit Terence Hill und Bud Spencer sich immer größerer Beliebtheit erfreut haben.

„Mein Name ist Nobody“ ist auch heute noch ein toller Film. Seine Doppeldeutigkeit ist wahrscheinlich einzig den Zuschauern bewusst, die sich etwas mit der Geschichte des Films auskennen. Alle anderen sehen in dem Film wohl nur einen Spaßwestern, mit teils irritierend langsamen Szenen. Doch gerade dieses Existieren zwischen zwei Welten macht den eigentlichen Reiz des Films aus. Neben all den – für filmhistorisch interessierte Menschen – netten Details bietet der Film zudem noch gute Unterhaltung und mit Terence Hill den Held meiner Kindheit. Somit sind 8/10 Punkte mehr als gerechtfertigt.

Fluch der Karibik 2 – OT: Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest (2006)

Aktualisierung: Ich habe „Pirates of the Caribbean: Fluch der Karibik 2“ am 28. Mai 2011 und am 31. August 2022 erneut gesehen und jeweils eine Besprechung der Wiederholungssichtung veröffentlicht.

Nach drei Jahren des Wartens habe ich gestern nun endlich Gore Verbinskis „Fluch der Karibik 2“ (OT: „Pirates of the Carribean: Dead Man’s Chest“) gesehen – und das Warten hat sich definitiv gelohnt. Die Fortsetzung von „Pirates of the Carribean: The Curse of the Black Pearl“ ist ein mindestens genauso großer Piratenspaß, wie bereits der erste Teil. Bereits vor dem einschlagenden Erfolg von Verbinskis Trilogie war ich ein Freund des modernen Piratenfilms, der für mich seinen bisherigen Höhepunkt in dem unverständlicherweise gefloppten Renny Harlin-Film „Die Piratenbraut“ (OT: „Cutthroat Island“) hatte. Bereits hier war Spaß mit Südseeflair und eine bombastische Inszenierung angesagt. Auch die „Fluch der Karibik“-Filme wären nicht besser, gäbe es da nicht einen gewissen Captain Jack Sparrow.

Pirates of the Caribbean: Fluch der Karibik 2 (2006) | © Walt Disney

Pirates of the Caribbean: Fluch der Karibik 2 (2006) | © Walt Disney

Ohne Johnny Depps Figur würde sich diese moderne Piratentrilogie gewiss nicht ihrer enormen Beliebtheit erfreuen. Gegen Depp sehen hier alle anderen Schauspieler blass aus. Allen voran Orlando Bloom, der in seiner Rolle zwar nicht sonderlich stört, ihr allerdings – wie bereits schon im ersten Teil – keinen eigenen Stempel aufdrücken kann. Mich würde ja wirklich interessieren, wie der Charakter Jack Sparrow im Drehbuch angelegt war und wieviel Johnny Depp hinzugefügt hat. Ich glaube ja, dass diese grandiose Figur zu 99 Prozent auf das Konto des Schauspielers geht. Zudem ist es sehr erfreulich, dass der Captain der Black Pearl nicht zum comic relief verkommt, sondern die tragende Figur der Geschichte ist. Jack Sparrow kann in „Dead Man’s Chest“ in völlig überdrehten Slapstickeinlagen, in verwirrenden Wortgefechten, als Eingeborenengottheit, als Verführer, als Verräter, als Kämpfer, als Feigling und als Held überzeugen. Bei all dem bleibt der Charakter glaubwürdig, was ich wiederum erneut zu 99 Prozent einem überragenden Johnny Depp zuschreibe.

Die Geschichte um Jack Sparrow poltert von einer Bombastszene zur nächsten. Dabei hat sich bei mir nie ein Übersättigungseffekt eingestellt, wie das bei effektlastigen Filmen sonst häufig der Fall ist. Sicher hätte der ein oder andere Krakenangriff nicht so in die Länge gezogen werden müssen, aber im Großen und Ganzen sind alle Actionszenen wunderbar inszeniert und leben von Witz und Selbstironie. Mehr als einmal musste ich aufgrund des Humors während des Films an „Monkey Island“ denken, dessen Geist in dieser Attraktionsverfilmung weiterlebt.

Besonders hervorheben möchte ich noch die fantastischen Effekte: Die (CGI-)Masken von Davy Jones und Crew sind wirklich überragend gut gelungen. Besonders beim Captain fällt dies auf, da hier die Gesichtszüge des Schauspielers Bill Nighy trotz der unglaublichen Maske immer noch klar zu erkennen sind. Fand ich wirklich verblüffend.

Das Ende des Films ist aufgrund seiner Mittelteilstellung in der Trilogie natürlich etwas abrupt. Trotzdem ist der Abschluss noch relativ sanft und kann als gelungen bezeichnet werden. Der Cliffhanger am Ende schürt die Spannung und Vorfreude auf den dritten Teil, den ich gestern am liebsten sofort im Anschluss gesehen hätte. Einfach tolle Unterhaltung: 9/10 Punkte.

Matte Painting

Heute habe ich mich zum ersten Mal ernsthaft mit dem Thema Matte Paintings beschäftigt. Das Ausgangmaterial war folgendes Bild:

matte01.jpg

Angefangen habe ich in Photoshop. Hier habe ich versucht eine Sonnenuntergangsstimmung zu kreieren. Letztendlich habe ich den Himmel aus einigen Bildern neu zusammengesetzt und mittels Farbkorrektur die entsprechende Atmosphäre geschaffen. Da ich von einem Helgolandausflug noch ein nettes Leuchtturmfoto zur Hand hatte, habe ich diesen noch eingefügt und an die Lichverhältnisse angepasst. Das Ergebnis sieht folgendermaßen aus:

matte02.jpg

Da Matte Paintings immer häufiger auch in bewegten Szenen vorkommen habe ich mich auch daran versucht. Da ich mich noch dunkel an ein altes Tutorial erinnern konnte, habe ich auf die Camera Mapping-Technik in Cinema 4D zurückgegriffen und die Geometrie des Bildes ungefähr nachmodelliert. Der Leuchtturm hat allerdings ein paar Probleme bereitet, da die Bildstruktur hier zu fein für grobe Geometrie war. Also habe ich hier auf normale Modelling- und Texturierungstechniken zurückgreifen müssen. Abschließend habe ich einen Kameraflug simuliert, um mir die ganze Sache auch einmal in Bewegung anzusehen. Für einen ersten Versuch bin ich eigentlich ganz zufrieden. Inzwischen habe ich noch ein kleines Fluggerät ergänzt, damit die Szene nicht so leer wirkt. Leider hatte ich noch keinen Erfolg einen glaubwürdigen Schatten auf das leuchtende Inselmaterial werfen zu lassen. Das Ganze kann man sich als Video hier ansehen:

Aufbau und Flug durch Matte Painting (WMV)

Braveheart (1995)

Eine aktualisierte Besprechung des Films habe ich am 20. Dezember 2009 veröffentlicht.

Früher hatte ich noch öfter die Zeit mir Filme mehrfach anzuschauen. Aus dieser Ära stammen auch meine Erinnerungen an Mel Gibsons „Braveheart“. Besonders eine Sichtung – ich glaube sogar, es war die erste – ist mir heute noch sehr präsent: Eine Videonacht mit unzähligen Filmen – u.a. „Jurassic Park“, „Sieben“ und eben „Braveheart“. Ich weiß noch ganz genau wie mich das Ende damals mitgenommen hat. Da sitzt man dann mit 16 Jahren in einem Haufen von anderen Jungs – die größtenteils sowieso schon gepennt haben – und muss heftigst ein paar Tränen wegdrücken, weil man sich ja keine Blöße geben kann. Nach dieser Sichtung sind bis zum Ende der Schulzeit noch etliche weitere hinzugekommen. Dann war es irgendwann vorbei mit der vielen Freizeit und den Wiederholungssichtungen (nicht nur von „Braveheart“) – bis ich heute den Film das erste Mal seit mindestens fünf Jahren gesehen habe.

braveheart.jpg

Anfangs hatte ich etwas Angst, dass der Film im Vergleich zu der Version in meiner Erinnerung an Wirkung einbüßen könnte. Glücklicherweise hat sich diese Angst als unberechtigt herausgestellt. Es gab unzählige Szenen und Momente, die ich noch genau im Kopf hatte: Als Wallace nach dem Mord an seiner Frau in die Stadt reitet, die berühmte Rede vor der großen Schlacht und – ganz im Speziellen – das ergreifende Ende. Ich konnte mich hier teils wirklich an jede noch so kleine Geste erinnern. Erstaunlich. Besonders, da trotz dieser genauen Kenntnis keine Langweile aufgekommen ist und mich der Film noch genauso mitreißen konnte wie bei den ersten Sichtungen.

Herausragend bei „Braveheart“ sind natürlich die Schlachtszenen. Der Film war damals das Brutalste, was ich bis dato gesehen hatte. Auch heute noch wirken manche Szenen ungewohnt roh, was wohl vor allem daran liegt, dass hier kaum mit Verfremdung gearbeitet wurde. Anders als z.B. in „Gladiator“ oder „Der Soldat James Ryan“ hat man hier noch nicht übertrieben am Shutter-Speed gedreht. Das Resultat sind – trotz viel Handkamera-Einsatz – wesentlich übersichtlichere Kampfszenen, die – zumindest im klassischen Sinn – auch filmischer, weil weniger hektisch wirken.

Schauspielerisch kann Mel Gibsons Epos auch voll und ganz überzeugen. Besonders der Regisseur selbst spielt William Wallace als gäbe es kein Morgen. Man kann von der Person Mel Gibson – besonders in aktuellem Zusammenhang – halten was man will – in „Braveheart“ ist er vor und hinter der Kamera ganz groß. Auch hervorheben möchte ich den fantastischen Score von James Horner. Das Love Theme ist eines der schönsten Stücke, das ich je in einem Film gehört habe. Ich kann mir wirklich keine andere Untermalung der traumhaften Bildern vorstellen.

Kritik habe ich keine. Sicher darf man keine historisch korrekte Darstellung von William Wallace und der schottischen Befreiung erwarten, aber das sollte man auch nicht. Welcher Historienfilm ist schließlich schon geschichtlich korrekt? „Braveheart“ besinnt sich wenigstens ehrlich auf seine wahren Stärken: Großartige Unterhaltung mit viel Pathos und echten Gefühlen. Für mich ein moderner Klassiker: 10/10 Punkte.

Prädikat: Lieblingsfilm

Trennung mit Hindernissen – OT: The Break-Up

Nach über einem Jahr war ich gestern endlich einmal wieder in der Sneak Preview. Es gab: „Trennung mit Hindernissen“ (OT: „The Break-Up“) mit Jennifer Aniston und Vince Vaughn.

breakup.jpg

Sneak Previews sind immer etwas abenteuerlich. So auch gestern. Nicht nur die schön kribbelige Spannung im Vorfeld was denn kommt, nein – meist ist auch das Publikum ein besonderes. Gestern z.B. hatten wir ein extrem dickes, extrem lautes und extrem nerviges Pärchen neben uns. Nicht nur dass sich die beiden unglaublich lautstark unterhalten haben. Sie mussten zudem unzählige Male austreten, haben irgendwann angefangen sich zu befingern (wobei sie sehr ungewöhnliche Sitzpositionen angenommen haben – was wirklich kein schöner Anblick war) und sich am Ende noch über den Film beschwert. Ein Elefant im Porzelanladen ist nichts dagegen.

Doch nicht genug des Abenteuers: Der Vorführer hat es anscheinend nicht geschafft den Film richtig zu maskieren, was das Resultat hatte, dass wir nur ca. zwei Drittel vom eigentlichen Bildausschnitt mitbekommen haben. Besonders auffällig bei den teils fehlenden, teils abgeschnittenen Opening Credits. Aber auch allen anderen Einstellungen hat man die falsche Maskierung angesehen, so gab es im ganzen Film keine Totale, die Augen waren nie im oberen Drittel (eher auf der Hälfte) und Hände etc. waren fast immer abgeschnitten. So schwer kann das doch nicht sein! Hat außer mir aber anscheinend niemand gemerkt.

Nun aber zum Film selbst: Für eine Sneak Preview absolut in Ordnung. Kein Überflieger, aber auch kein Reinfall. Aniston und Vaughn haben überzeugend gespielt und es war schön einmal wieder Jon Favreau zu sehen. Der Film hatte seine witzigen Szenen (Gesangstruppe, griechische Orgie, Gespräche mit Favreau) und seine leider nur witzig gemeinten (nahezu alles in der Galerie). Leider will „The Break-Up“ mehr sein als eine Komödie und versucht sich zusätzlich noch als Trennungsdrama. Auch diese Szenen funktionieren für sich genommen und wissen die erwarteten Gefühle zu transportieren. Doch leider ist das Zusammenspiel zwischen Komödie und Drama zu unausgegoren. Der Film ist keine Romantic Comedy – dazu ist die Ausgangssituation zu fatalistisch -, er ist keine Komödie – dazu ist er teils zu dramatisch – und als Drama funktioniert er auch nicht, weil hier zuwenig Substanz gezeigt wird. Diese Mischung erscheint unausgegoren und kann letztenlich nicht überzeugen, wenngleich die einzelne Szenen für sich durchaus ihre Momente haben.

„Trennung mit Hindernissen“ kann ich demnach nur bedingt empfehlen. Ich denke auch, dass Kinobesucher, die eine romantische Komödie erwarten sehr enttäuscht sein werden. Positiv zu vermerken ist allerdings die ungewöhnliche Ausgangssituation, die nicht nur bereits dagewesenes kopiert. Mit einem Pluspunkt für die Sneak bekommt der Film von mir 6/10 Punkte.

RoboCop – Director’s Cut (1987)

Nach etlichen Jahren habe ich heute einmal wieder Paul Verhoevens Sci-Fi-Klassiker „RoboCop“ gesehen. Wohl das erste Mal in der Director’s Cut-Fassung. Damals habe ich den eigentlichen Wert des Films wohl nur – wenn überhaupt – unterbewusst wahrgenommen und ihn in erster Linie als Actionfilm gesehen.

robocop.jpg

Wie bei allen Filmen des Niederländers wäre es jedoch eine Schande „RoboCop“ nur auf den offensichtlichen Teil zu reduzieren. Paul Verhoeven steht für Satire. Diese ist meist so aufdringlich in die Handlung eingebaut, dass man sie gar nicht übersehen kann. Doch genau dieser Umstand scheint es den meisten Menschen – selbst in heutiger Zeit noch, wie z.B. „Starship Troopers“ immer wieder beweist – zu erschweren die Zwischentöne in seinen Filmen auszumachen. Dabei sind die satirischen Spitzen gegen Megakonzerne und die Rüstungsindustrie heute aktueller denn je.

Verhoeven gelingt dabei das Meisterstück, dass seine Filme auf beiden Ebenen funktionieren: Als reiner Actionreißer und als – mehr oder minder – dezente Satire. Seine volle Stärke spielt „RoboCop“ jedoch in der Kombination beider Elemente aus. Die Actionszenen wirken zwar nicht mehr ganz zeitgemäß, sind aber immer noch effektiv und teils erstaunlich brutal. Auch die die Satire würde man heute vielleicht feingeistiger zeichnen – doch im Zusammenspiel kann der Film, der inzwischen beinahe schon 20 Jahre auf dem Buckel hat, immer noch überzeugen. Leicht angestaubt, aber ein erstaunliches Zeitdokument mit fast schon hellseherischer Brisanz seitens Verhoeven bezüglich dem Zusammenwachsen von Rüstung und Wirtschaft: 8/10 Punkte.

Man on Fire

Nach langer Zeit des Wartens habe ich gestern nun endlich Tony Scotts „Man on Fire“ gesehen. Von teils überschwänglichen Kritiken heiß gemacht, waren meine Erwartungen dementsprechend hoch. Zudem hat Ridley Scotts kleiner Bruder Anfang der 90er einen meiner All-Time-Favourites gedreht: „True Romance“. Ich war also sehr gespannt, ob der Regisseur mit „Man on Fire“ wieder zu alter Form zurück gefunden hat, nachdem er mit Filmen wie „Staatsfeind Nr. 1“ eher in der Mittelmäßigkeit versumpft ist.

man_on_fire.jpg

Anfangs war ich beinahe schockiert aufgrund des Effektgewitters, das in der Montage auf den Zuschauer prallt. Optisch zwar höchst interessant und eigenwillig, doch der Konzentration auf die narrative Entwicklung der Geschichte eher abträglich. Ich möchte Scott nun nicht vorwerfen, dass er den Stil über den Inhalt gestellt hat – in einigen Szenen zeigt die individuelle Montage tatsächlich große Wirkung – doch weniger wäre hier glaube ich mehr gewesen. So viel Interesse ich auch an dem stilistischen Nachfolger „Domino“ zeige, so vorsichtig bin ich nun auch geworden, da der Einsatz der Verfremdungen dort noch verstärkt sein soll.

Die Geschichte von „Man on Fire“ ist sehr simpel: Gebrochener Ex-Soldat wird Bodyguard eines kleinen Mädchens, das ihm wieder den Sinn im Leben zeigt. Mädchen wird entführt und getötet, Bodyguard geht auf Rachefeldzug. Glücklicherweise lässt Scott den Film nicht zum bloßen Rachereißer verkommen. Allein für die Annäherung zwischen Creasy (großartig: Denzel Washington) und Pita (stark: Dakota Fanning) lässt sich der Regisseur über eine Stunde Zeit. Leider ist diese Stunde auch die wahre Stärke des Films, da hier bereits alle Gefühle festgelegt werden, die beim Zuschauer – auch über die folgende Laufzeit hinweg – aufkommen. Der Rachegedanke und dessen Nachvollziehbarkeit erwächst allein aus der Glaubwürdigkeit der Beziehung zwischen Creasy und Pita. Diese darzustellen ist Scott wirklich gelungen – doch leider ist das nicht genug.

Die nun folgende Racheaktion ist voll roher Gewalt, die zwar durch die optische Verfremdung abgemildert wird, aber aufgrund der emotionalen Wucht immer noch sehr präsent ist. Leider merkt man dem Film nun seine lange Laufzeit an und es kommt zu einigen Längen. Erst in den Schlußszenen weiß „Man on Fire“ wieder zu seiner wahren Stärke zurück zu finden. Hier ist der Film auch wirklich mitreißend und mir ging das Ende – auch aufgrund seiner Einfachheit – doch sehr nahe.

Tony Scott ist mit „Man on Fire“ ein toller Film gelungen, wenngleich er auch nicht das erhoffte Meisterwerk darstellt. Dafür ist er zu lang und die Montage etwas zu verspielt. Trotz der Kritikpunkte wirklich sehenswert: 8/10 Punkte.