V wie Vendetta – OT: V for Vendetta (2006)

Nach „From Hell“ habe ich mit „V wie Vendetta“ die zweite Verfilmung einer Graphic Novel von Alan Moore gesehen. Im Gegensatz zur Geschichte um Jack the Ripper kenne hier die Vorlage allerdings nicht. Vielleicht macht es mir dieser Umstand so einfach, den Film – wie bereits bei der Erstsichtung im Kino – wirklich gut zu finden.

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In „V wie Vendetta“ wird keine neue Geschichte erzählt. Seit George Orwells „1984“ sind fiktive totalitäre Systeme in Literatur und Film ein beliebtes Thema. Ihren Höhepunkt dürfte dieses Genre im Film wohl mit Terry Gilliams „Brazil“ gefunden haben. Der von den Wachowskis („The Matrix“) produzierte Film um den an klassische Superhelden erinnernden V (Hugo Weaving) ist einfacher. Geradliniger. Glatter. Und doch steckt mehr dahinter, als man auf den ersten Blick meinen mag.

Für mich ist der Film gerade durch seinen Platz zwischen den Welten interessant. Die düstere Darstellung eines Überwachungsstaats wird mit klassischen Comic-Motiven durchsetzt. Zudem werden einige interessante Fragen zum Thema Terrorismus angeschnitten. Würde das Umfeld ernsthafter sein und die erhöhte Realität – die den Charakter umgibt – wegfallen, dann hätte der Film meiner Meinung nach weniger Wirkung erziehlt. Durch die Augen von Evey sehen wir hinter den Fanatismus. Erkennen persönliche Motive. Sehen auch den Menschen hinter der Idee.

„V wie Vendetta“ für einen politisch anspruchsvollen und erleuchtenden Film zu halten wäre falsch. Dem Zuschauer werden allerdings auf äußerst unterhaltsame Weise ein paar Ideen, Möglichkeiten und Vorschläge – ganz gleich ob richtig oder falsch – zugespielt, die tiefer blicken lassen. Dank Comicwelt unaufdringlich und unterhaltsam.

Inszenatorisch ist der Film überraschend ruhig und gemäßigt. Bis auf ein paar nett choreographierte Actionszenen erinnert nicht viel an die Produzenten. Der Score ist einprägsam und die Besetzung ist wahrlich famos – und das nicht nur wegen Natalie Portman („Garden State“).

Auch bei der zweiten Sichtung konnte mich der Film – bis auf kleinere Schwächen – voll und ganz überzeugen. Für tiefschürfendere Auseinandersetzungen mit der Thematik gibt es andere Werke. Hier wird man einfach nur gut unterhalten – und das ohne das Gehirn ganz abschalten zu müssen: 8/10 Punkte.

V: ‚Remember, remember the 5th of November.‘

Split Second

In meiner Jugend habe ich mir ganz gerne B-Movies angeschaut. Man hatte (zu) viel Zeit und neue Entdeckungen wurden im Freundeskreis schnell als Kultfilm gehandelt. Aus dieser Zeit stammt auch „Split Second“ – ein spaßiger B-Movie mit dem stets sympathischen Rutger Hauer. Die letzte Sichtung liegt nun bestimmt schon 10 Jahre zurück und dementsprechend hat sich auch meine Sichtweise geändert.

Den ersten Teil finde ich nach wie vor wirklich gut. Im London des fiktiven Jahres 2008 herrscht eine bedrückende Atmosphäre. Durch die Klimaerwärmung ist die Themse über ihre Ufer getreten und London befindet sich unter ständigem Hochwasser. In dieser düsteren Welt spielt Rutger Hauer einen zynischen Cop, der einen brutalen Serienkiller verfolgt. Unterstützt wird er dabei von einem neuen Kollegen. Im Verlauf des Films wandelt sich die Handlung zu einem „ALIEN“-Ripoff, was den Film heute eher etwas lächerlich erscheinen lässt.

Die Geschichte bewegt sich irgendwo zwischen „Bladerunner“ und „ALIEN“. Die Figuren agieren dabei wie in einem Buddy-Movie, was dem Film einen humorigen Unterton gibt. All das wirkt leider sehr uneigenständig und zusammengeklaut, wobei der Film – für einen B-Movie – durchaus gut geschriebene Figuren zu bieten hat. Das Set-Design gefällt mir auch sehr gut. Man sieht den Locations das niedrige Budget nicht zwangsweise an. Bei der Kreatur merkt man es dafür mehr als deutlich, wodurch der Film für mich am Ende auch nicht mehr so recht funktionieren will.

Der Kultfilm aus meiner Jugend ist heute leider wirklich nur noch ein nett anzusehender B-Movie. Ich mag die düstere Atmosphäre, die Charaktere und natürlich Rutger Hauer. Übrigens spielt Kim Cattrall („Sex and the City“) die weibliche Hauptrolle. Netter Sci-Fi-Trash, den man jedoch nicht zu ernst nehmen sollte: 5/10 Punkte.

28 Weeks Later

Gestern Abend war ich einmal wieder im Kino und habe mir in illustrer Runde „28 Weeks Later“ angesehen, dessen Vorgänger von Danny Boyle mir ziemlich gut gefallen hat. So war „28 Days Later“ der Beitrag zum modernen Zombiefilm, der mir – neben „Shaun of the Dead“ – wohl am stärksten im Gedächtnis geblieben ist. Und nichts anderes ist auch der Nachfolger: Ein moderner Zombiefilm. Infizierte hin oder her.

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Der Einstieg in den Film – der auch die neuen Zuschauer auf die neue Weltordnung einstimmt – ist absolut wuchtig und brutal. Die Bedrohung bricht von einer Sekunde auf die nächste über ein paar Überlebende herein und ist nicht zu stoppen. Düster, beeindruckend und unmittelbar inszeniert. Dazu eine absolut passende musikalische Untermalung und großes Drama unter den Figuren. Wirklich sehr stark und im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend.

Nach dem starken Anfang wirkt die Geschichte wie eine realistischere Variante von Romeros „Land of the Dead“. Der Alltag kehrt ein und ein Stadtteil wird wieder den Bewohnern zugänglich gemacht. Inklusive verbotener Zone und allem was dazu gehört. Der erneute Ausbruch der Seuche ist dann einigermaßen unglaubwürdig und von starken Zufällen abhängig. Aber nun gut. Ist ja schließlich auch ein Zombiefilm. Weiter geht es nun wie es kommen musste: Eine kleine Gruppe von Überlebenden kämpft sich durch Horden von Infizierten, um letztendlich mit einem Hubschrauber zu fliehen. Der Kreis zu Romero schließt sich wieder.

Die Flucht ist teils sehr bedrückend inszeniert. Die Szenen mit Nachtsichtgerät haben mich unweigerlich an Neil Marshalls grandiosen „The Descent“ denken lassen. Der Rest ist eher typische Zombiehatz mit einigen netten Effekten. War alles halt schon ein paarmal da. Den Rest füllt „28 Weeks Later“ mit Genreversatzstücken auf. Somit fehlt dem Film die Originalität seines Vorgängers und zurück bleibt ein wirklich unterhaltsamer und teils bedrückend inszenierter Reißer – und das ist für eine Fortsetzung im Horrorgenre schon einmal mehr, als man erwarten würde.

Für hartgesottene Zombiefans, die schon den Vorgänger mochten, kann ich eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen. Man darf nur nichts Neues erwarten und sollte über die mangelnde Logik hinwegsehen können: 7/10 Punkte.

Harry Potter und die Kammer des Schreckens – OT: Harry Potter and the Chamber of Secrets (2002)

Aktualisierung: Ich habe „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ am 13. Dezember 2025 zum ersten Mal mit den Kindern gesehen und eine Besprechung der Wiederholungssichtung veröffentlicht.

Nach der kürzlichen Sichtung des ersten Teils, habe ich mich heute an „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ gemacht. Aufgrund der verstümmelten deutschen Schnittfassung habe ich – bis zum Erhalt der schweizer Version – weitgehend auf den Film verzichtet, was die Abnutzungserscheinungen um einiges geringer hält, als beim Vorgänger.

Harry Potter und die Kammer des Schreckens (2002) | © Warner Home Video

Harry Potter und die Kammer des Schreckens (2002) | © Warner Home Video

Chris Columbus zweiter – und letzter – Beitrag zur Reihe hat es meiner Meinung nach leichter, als die folgenden Verfilmungen: Die Vorlage ist relativ kompakt und bietet genug Stoff für eine gelungene filmische Umsetzung. Ganz im Stil des Vorgängers zaubert Columbus auch erneut eine recht werktreue Adaption auf die Leinwand. Durch die dichtere und erwachsenere Handlung hat der Film – trotz seiner Lauflänge – deutlich mehr Tempo, als der erste Teil, der mit Schwächen im Handlungsablauf zu kämpfen hatte.

Lange ist mir „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ als unbedeutendes Abenteuer im Gesamtwerk erschienen, doch seit dessen Abschluss weiß ich es besser: Es gibt unzählige Details zu entdecken und selbst Blicke und Gesten können anders interpretiert werden. Wirklich schön. Hier zahlt sich die strikte Werktreue aus, die die Nachfolger etwas vermissen lassen.

Fazit

Für mich ist Chris Columbus zweite Zauberei wohl die – bisher! – gelungenste Adaption der Romane. Sie liefert sich demnach ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Alfonso Cuaróns „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“, der andere Stärken besitzt. Ich persönlich hätte nichts dagegen, wenn Columbus noch einmal auf den Regiestuhl im Potterschen Universum zurückkehren würde: 9/10 Punkte.

Harry Potter und der Stein der Weisen – OT: Harry Potter and the Sorcerer’s Stone (2001)

Aktualisierung: Ich habe „Harry Potter und der Stein der Weisen“ am 29. Mai 2020 und am 6. Dezember 2025 erneut gesehen und jeweils eine Besprechung der Wiederholungssichtung veröffentlicht.

Nach dem endgültigen Finale der Abenteuer des Jungmagiers hatte ich noch einmal Lust an den Anfang zurückzukehren. Somit gab es gestern Abend zum wiederholten Male die Verfilmung von „Harry Potter und der Stein der Weisen“. Nach der ersten Kinosichtung war ich wirklich begeistert, wie werktreu Chris Columbus den Roman umgesetzt hatte. Nach ein paar weiteren Sichtungen wurde allerdings schnell klar, wie groß die Abnutzungserscheinungen dieses Prologs sind. Gestern jedoch wurde ich wieder wirklich gut unterhalten.

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Harry Potter und der Stein der Weisen (2001) | © Warner Home Video

Chris Columbus hat mit „Harry Potter und der Stein der Weisen“ das Buch nahezu 1:1 auf die Leinwand gebracht. Dies war auch noch leicht möglich, da der Inhalt sich nahezu auf die Exposition – d.h. Vorstellung der Charaktere und ihrer Welt – beschränkt und demnach einen relativ einfachen und – im Gegensatz zu den Nachfolgern – nur wenig komplexen Inhalt bietet. Diese Szenen, in denen Harry Potter seine Zauberwelt entdeckt, sind meiner Meinung nach auch ganz famos gelungen. Mit unglaublicher Liebe zum Detail ausgestattet und und mit viel Verspieltheit inszeniert.

Der zweite Teil – die Geschichte um den Stein der Weisen – wirkt dann etwas sehr konstruiert und gehetzt. Die Aufgaben gegen Ende sind zwar nett anzuschauen, doch ist die Struktur zu geradlinig um auch beim wiederholten Anschauen eine Faszination auf mich auszuüben. Allerdings wirkte dieser Teil auch in der Vorlage noch etwas unausgegoren. Den Vorwurf – wenn man es überhaupt so nennen mag – möchte ich hier auch nicht Chris Columbus machen, der meiner Meinung nach eine vorbildliche Adaption geschaffen hat, sondern eher dem nicht ganz ausgereiften Drehbuch.

Als Einstieg in die Welt des Harry Potter ist der erste Teil der Filmreihe auf jeden Fall gelungen. Die liebevolle Inszenierung zieht den geneigten Zuschauer in die Welt und bereitet ihn darauf vor, was noch kommen mag. Schwächen in der Struktur der Geschichte und teils unausgereifte VFX trüben den Spaß nur bedingt. Ein durchaus netter Anfang: 7/10 Punkte.

Harry Potter und der Orden des Phönix – OT: Harry Potter and the Order of the Phoenix

Gestern Abend habe ich es auch endlich ins Kino geschafft, um die – zumindest unter Fans – kontrovers diskutierte Verfilmung von „Harry Potter und der Orden des Phönix“ zu sehen. Nach der Sichtung kann ich den hohen Diskussionsbedarf nun zumindest teilweise verstehen, wenngleich ich mich doch etwas wundern muss, warum die vorhergehenden Filme meist anstandslos akzeptiert wurden.

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Für mich ist „Harry Potter und der Orden des Phönix“ – neben dem ersten Teil, der allerdings auch nur eine Einführung in diese Welt war – der bisher schwächste Roman der Reihe. Zu viele Subplots, die auch um einiges knackiger erzählt hätten werden können, zu viel bedeutungsschwangeres Gerede und erst gegen Ende wurde wieder Fahrt aufgenommen. Wahrlich kein schlechtes Buch, aber meiner Meinung nach verbesserungswürdig. Insofern war ich ganz guter Dinge in Bezug auf die Verfilmung, da das Potential für sinnvolle Kürzungen durchaus vorhanden war.

Nach dem Film kann ich nun sagen: Sehr gelungen. Atmosphärisch dicht, toll inszeniert und visuell einfach atemberaubend. Zudem wurde die Balance zwischen heimeligen Hogwarts-Szenen und epischen Actionszenen ziemlich gut gehalten. Meiner Meinung nach wurde – wie bereits bei „Harry Potter und der Feuerkelch“ – die Essenz der Geschichte auf die Leinwand gebannt und diese funktioniert auch im neuen Medium tadellos.

Ich bin nun ein Film- und Buchliebhaber. Zudem weiß ich, dass beide Medien nicht auf die gleiche Art und Weise Geschichten erzählen können. Dennoch gibt es selbstverständlich gute und schlechte Adaptionen. Viele „Harry Potter“-Fans beklagen sich nun darüber, dass so viel fehlt. Ist auch so. Keine Frage. Doch wie sonst soll man einen ca. 1000-seitigen Roman in knapp zweieinhalb Stunden Film pressen? Kein Studio der Welt würde einen vierstündigen „Harry Potter“ ins Kino bringen – man bedenke alleine die Zielgruppe. Man muss kürzen – und das ist „Harry Potter und der Orden des Phönix“ nicht schlechter oder unbedachter gemacht worden, als in den Vorgängern.

Ich für meinen Teil bin sehr zufrieden. Ich wurde grandios unterhalten und mein Gedächtnis wurde wieder etwas aufgefrischt. Wenn ich in die komplexe Geschichte der Vorlage in allen Facetten eintauchen will, lese ich eben das Buch. Wenn ich einen Film sehen will, sehe ich einen Film. Zwei Medien, unterschiedliche Regeln. Eigentlich ganz einfach. Nun vergeht leider wieder erst einmal enorm viel Zeit, bis „Harry Potter und der Halbblutprinz“ auf der Leindwand zu bewundern sein wird. Zeit, die ich mir mit dem aktuellen Roman vertreiben werde: 8/10 Punkte.

Harry Potter und der Feuerkelch – OT: Harry Potter and the Goblet of Fire (2005)

Wieder einmal hinke ich dem derzeit herrschenden „Harry Potter“-Wahn etwas hinterher. So habe ich bis jetzt weder den finalen Roman gelesen, noch den aktuellen Kinofilm gesehen. Zur Einstimmung auf letzteren gönnte ich mir gestern Abend zumindest noch einmal die Verfilmung von „Harry Potter und der Feuerkelch“ – wieder einmal ein äußerst unterhaltsames und positives Filmerlebnis.

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Anfangs konnte ich mit „Harry Potter“ überhaupt nichts anfangen. Schon allein der Hype hat mich davon abgehalten die Bücher anzurühren. Nach der ersten großen Erfolgswelle – irgendwann zwischen Band 2 und 3 – habe ich mich dann doch einmal an den Erstling gewagt. Ich war überrascht vom mitreißenden Schreibstil J. K. Rowlings und wurde schneller in die fantastische Welt der Zauberei hineingezogen, als ich jemals vermutet hätte. Seitdem gehört „Harry Potter“ für mich zur Pflichtlektüre. Spätestens ab Band 3 kann sich die Reihe sowieso nicht mehr den Vorwurf machen lassen, weichgespülte Kinderfantasy zu sein. Ich war auf jeden Fall erstaunt und hocherfreut, wie erwachsen die Geschichte geworden ist. Das gleiche gilt uneingeschränkt für die Filmreihe.

Die ersten beiden Teile waren deutlich kindlicher und harmloser inszeniert als ihre Nachfolger, wenngleich – besonders in Teil 2 – auch kein Halt vor Grausamkeiten gemacht wurde. Beide Teile haben grandios die Atmosphäre der Bücher eingefangen und konnten mich ausgezeichnet unterhalten. Mit „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ wurde die Filmreihe schließlich erwachsen und Regisseur Alfonso Cuarón („Children of Men“) hat einen eigenen Stil eingeführt, der zwar etwas mehr von der Buchvorlage abgewichen ist, aber deutlich besser zum Medium Film gepasst hat. Mike Newells („Vier Hochzeiten und ein Todesfall“) vierter Teil erscheint stilistisch nun wie eine Mischung aus den beiden Vorgängern, ohne jedoch eine wirkliche Eigenständigkeit zu erreichen. So kannt sich „Harry Potter und der Feuerkelch“ zwar nicht den vordersten Platz unter den J. K. Rowling-Verfilmungen sichern – als Adaption des Romans funktioniert er dennoch tadellos.

Zur Geschichte kann ich nun gar nicht viel sagen, ohne zu weit ausholen zu müssen. Sie ist stimmig erzählt, deutlich kompakter als im Buch und – auch für nicht Eingeweihte – durchaus nachvollziehbar. Besonders das letzte Drittel ist unglaublich spannend und atmosphärisch dicht. Spätestens hier wäre es an der Zeit, den lieben Kleinen die Augen zuzuhalten, liebe Eltern, denn hier wird gemordet, es werden Körperteile abgetrennt usw. Die FSK12-Freigabe ist folglich durchaus ernst zu nehmen. So sehr die spannende und düstere Inszenierung auch das erwachsene Publikum erfreut, so geht ihr doch etwa die Magie ab, die in den ersten drei Teilen noch allgegewärtig war. Das liegt vermutlich auch am Weggang von John Williams, der für „Harry Potter“ wieder einmal einen magischen und unvergesslichen Score geschrieben hatte und hier durch Patrick Doyle ersetzt wurde. Wirklich sehr schade.

Fazit

Ich kann „Harry Potter und der Feuerkelch“ für alle Fantasyfreunde nur empfehlen. Der Film bietet eine grandiose Optik und eine – für Buchkenner fast schon zu – schlüssige Handlung in der Welt der Zauberei. Nun freue ich mich erst einmal auf „Harry Potter und der Orden des Phoenix“ und das gedruckte letzte Kapitel in dieser epischen Geschichte: 8/10 Punkte.

Children of Men (2006)

Gestern Abend habe ich mir endlich Alfonso Cuaróns „Children of Men“ angesehen. Wieder ein Film, bei dem ich mich ärgere, ihn nicht auf der großen Leinwand gesehen zu haben. Doch hätte auch dieses Erlebnis kaum die Intensität der gestrigen Sichtung übertreffen können.

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Alfonso Cuarón hat mit „Children of Men“ eine düstere Zukunftsvision erschaffen. Eine Art von Film, wie sie seit den 70ern nicht mehr gemacht werden. Die Adaption von P.D. James‘ Roman erinnernt am ehesten an verstörende Utopien, wie „Soylent Green“ oder „Fahrenheit 451“. Der Film ist dreckig, es liegt eine beständige Hoffnungslosigkeit in der Luft und es gibt keine Helden. Damit erhebt sich „Children of Men“ über den Status eines reinen Unterhaltungsfilms. Er hat eine Aussage. Mag man ihn nun als Kommentar zur Globalisierung, als Warnung vor dem Klimawandel oder als Analogie zu heutigen Krisengebieten sehen. Der Film funktioniert. Er funktioniert auf all diesen Leveln.

Die Geschichte an sich ist eher einfach. Eine Rettungsmission. Von A nach B. Doch den Film darauf zu reduzieren wäre nicht nur oberflächlich, es wäre schlicht falsch. Man sieht die Welt durch die Augen von Theo Faron. Einem Mann ohne Zukunft. Ohne Hoffnung. Auf seiner Reise erhascht man unzählige Eindrücke einer kranken Welt. Einer Welt, die aus den Fugen geraten ist. Die im Jahre 2027 – in dem der Film angesiedelt ist – bereits seit langer Zeit aus den Fugen geraten ist. Durch das Aufkeimen von Hoffnung wird Theo wieder ein Sinn in seinem Leben gegeben. Er wandelt nicht mehr wie tot durch diese kranke Welt. Er hat ein Ziel und muss sich deshalb mit dieser Welt auseinander setzen.

Was mich bei „Children of Men“ wirklich umgehauen hat, ist die Inszenierung. Alfonso Cuarón erschafft eine Welt, wie sie glaubhafter und beängstigender nicht sein könnte. Man fühlt sich nicht wie 20 Jahre in der Zukunft. Das ist jetzt. Heute. Der Zuschauer ist live dabei. Wenn Bomben explodieren, wenn Immigranten über den Haufen geschossen werden, wenn es keine Hoffnung mehr gibt. Unglaublich. Unglaublich intensiv. Ich war selten so beeindruckt von der Art der Inszenierung. Ganz groß. Ich möchte nicht wissen, wie der Kameramann bei der finalen Häuserschlacht geschwitzt hat, die – mindestens 5 Minuten lang – ohne einen einzigen Schnitt auskommt. Ich kann es nur noch einmal sagen: Unglaublich!

Trotz seiner grandiosen Wirkung ist der Film nicht fehlerfrei. The Human Project als MacGuffin erschien mir etwas plump. Ebenso die Ehrfurcht der militärischen Einheit vor dem Baby. Auch das Ende hat mich letztendlich nicht 100%ig überzeugt. Doch das sind alles nur Nebensächlichkeiten in einem wirklich herausragenden Film.

Bei den Schauspielern überzeugt allen voran einmal wieder Clive Owen, dem man den gebrochenen Helden voll und ganz abnimmt. Auch Michael Caine als Althippie hat seine Momente und auch der Rest des Casts fügt sich grandios in diese düstere Zukunft ein. Erwähnen muss ich auch noch die grandiosen VFX. So ist z.B. in der Geburtsszene das Baby vollständig computeranimiert. Wirklich grandios gemacht und nicht – zumindest auf den ersten Blick – zu erkennen.

„Children of Men“ sollte man wirklich gesehen haben. Hinter der oberflächlichen Haupthandlung steckt so viel mehr. Alfonso Cuarón hat sich meiner Meinung nach selbst übertroffen. Ich hoffe der Film wirkt bei der nächsten Sichtung noch genauso intensiv: 9/10 Punkte.

Sunshine

Nachdem ich schon viel darüber gelesen hatte, wollte ich mir gestern selbst eine Meinung über Danny Boyles „Sunshine“ bilden. Ich mag Danny Boyle. „Kleine Morde unter Freunden“ war ein sympathisches Kinodebut, „Trainspotting“ ein Meisterwerk und „28 Days Later“ zumindest ein wirklich unterhaltsamer Genrefilm. Meine Erinnerungen an „Lebe lieber ungewöhnlich“ sind kaum mehr vorhanden und „The Beach“ konnte mich nicht wirklich überzeugen. Schon allein aufgrund des Genres waren meine Erwartungen an Boyles jüngstes Werk gestern doch recht hoch…

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…und wie das so ist mit hohen Erwartungen, wird man schnell enttäuscht. Bei „Sunshine“ hat es allerdings etwas länger gedauert. Die Geschichte ist nicht neu. Man kennt ähnliche Ausgangssituationen bereits aus „Event Horizon“ – der selbst nur eine Ansammlung von Zitaten ist – und unzähligen anderen Filmen („2001 – A Space Odyssey“ klammere ich einmal bewusst aus). Doch das macht nichts. Aufgrund der visuellen und heizenden Kraft der Sonne, werden den üblichen Genremustern doch immer wieder neue Facetten abgewonnen. Hinzu kommt ein – in Anbetracht der Grundprämisse – realistisches Setting und gute Schauspieler.

Gegen Ende steigt die Spannung, doch da das anscheinend nicht genug war, gibt es den – für die letzten Boyle-Filme fast schon obligatorischen – Einbruch in der letzten halben Stunde der Geschichte. Es wird ein Spannungsmoment geschaffen. Ein unnötiges Spannungsmoment. Ein nicht spannendes Spannungsmoment und somit ein retardierendes Moment zum unpassendsten Zeitpunkt. Wirklich schade, denn hier wurde enorm viel Potential verschenkt. Was hätte man nicht alles machen können? Sich mehr auf den Vergleich Mensch/Icarus fliegt zu nah zur Sonne, verbrennt sich die Flügel etc. stützen. Mehr auf das Drama zwischen den Figuren verlassen oder auch einfach nur weitere sonnenbezogene Katastrophen schaffen. Mit dem Bruch in der Handlung konnte ich leider fast nichts anfangen. Visuell durchaus stark und interessant inszeniert, doch was hilft das, wenn die Geschichte Schaden nimmt?

„Sunshine“ ist ein guter Film. Ein sehenswerter Film mit toller Optik. Leider kann die Geschichte nicht das halten, was ich mir von ihr erwartet hatte. Schade drum. Mit etwas mehr Feinarbeit am Skript (das geht an Sie, Mr. Garland!) hätte „Sunshine“ durchaus das Zeug gehabt sich einen Platz unter den Sci-Fi-Klassikern zu sichern. So leider nicht: 7/10 Punkte.

Wallace & Gromit: Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen – OT: Wallace & Gromit in The Curse of the Were-Rabbit (2005)

Die Knetgummihelden von Aardman sind mir das erste Mal im Alter von 16 Jahren über den Weg gelaufen. Seitdem sind inzwischen über 10 Jahre vergangen. Bereits damals war ich begeistert von der Animationstechnik und der Liebe zum Detail. Einige Jahre später bin ich durch eine Sneak-Preview zufällig auf „Chicken Run“ gestoßen, der sich für mich zu einem persönlichen Überraschungshit entwickelt hat. Nach der – wie so oft – verpassten Kinosichtung, bin ich nun endlich dazu gekommen, mir das neueste Abenteur der Knetveteranen anzusehen: „Wallace & Gromit – Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen“.

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Wie bereits vor 10 Jahren, besticht immer noch der unglaubliche Detailreichtum. Zudem wirkt der Film aufgrund der physikalisch präsenten Sets und Figuren einfach realer, als die meisten computergenerierten Filme. Aardman hat wirklich eine fantastische Arbeit geleistet. Ich mag gar nicht daran denken, wie unglaublich aufwendig die Stop Motion-Animation in den Actionsequenzen gewesen sein muss. Die Macher verdienen meinen vollen Respekt. Ich erinnere mich noch an meine erste Studienarbeit, in der ich mit der gleichen Technik gearbeitet habe. Obwohl letztendlich nur ein 90sekündiger Kurzfilm mit zwei supereinfachen Figuren herausgekommen ist, waren die Aufnahmen sehr nervenzerrend. Vielleicht zeige ich ihn hier gelegentlich einmal. Dann kann man auch sehen, wie verdammt gut Aardman ihr Handwerk verstehen.

Nun aber zum Film selbst: Die Geschichte ist an klassische Gruselfilme angelehnt und wird in einem aberwitzigen Tempo erzählt. Da gibt es keine einzige überflüssige Szene. Oft driftet der Film in die Parodie ab, was sehr gut zum überdrehten Stil der Erzählung passt. Der Schwerpunkt liegt – wie bereits bei den Kurzfilmen – immer auf den beiden Hauptfiguren und der Chemie zwischen ihnen. Der Verlauf der Geschichte ist generell ziemlich vorhersehbar, doch schadet das dem Film nicht unbedingt. Man merkt hier aber teils, wer die eigentliche Zielgruppe ist. Dennoch gibt es mehr als genügend versteckte Gags, die auch den erwachsenen Zuschauer ansprechen (z.B. der nackte Wallace versteckt seine Preziosen hinter einer Pappschachtel, auf der ‚May contain nuts‘ zu lesen ist).

Insgesamt ist auch das erste Kinoabenteuer von Wallace und Gromit ein riesengroßer Spaß. Dennoch kommt der Film meiner Meinung nach nicht ganz an den Ausbruch des Federviehs heran. Wenn man etwas für Animation übrig hat: Auf jeden Fall ansehen! 8/10 Punkte.