The Impossible – OT: Lo imposible (2012)

Teils finde ich Filme, die auf einer wahren Begebenheit beruhen faszinierend, teils schreckt mich solch ein realer Hintergrund eher ab. Als ich das erste Mal von „The Impossible“ hörte, fand ich die Geschichte interessant – und auch den zeitlichen Abstand zur Tsunami-Katastrophe von 2004 inzwischen passend gewählt. Der Trailer versprach bereits eine sehr emotionale Geschichte, doch war er nur ein schwacher Vorbote dessen, was der Film letztendlich auslösen sollte…

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Ich hatte im Vorfeld kaum Kritiken gelesen und nahm nur einzelne Tendenzen wahr, wobei mir am ehesten die negativen Aspekte in Erinnerung blieben: Kritik daran ausgerechnet das Schicksal einer priviligierten westlichen Familie zu zeigen, die Einwohner Thailands als Nebenfiguren abzustempeln, eine zu manipulative Inszenierung usw. Letztendlich hat man sich bei „The Impossible“ dafür entschieden das Einzelschicksal einer Familie zu zeigen, die überlebt hat – und diese war eben priviligiert und stand im Zentrum ihrer Geschichte. Das ist der Ansatz des Films. Natürlich hätte man auch eine globalere Perspektive wählen können, doch dann wäre es eine ganz andere Art von Film geworden.

Was die Art der Inszenierung angeht, so ist sie voll und ganz darauf ausgerichtet Emotionen beim Zuschauer auszulösen. Ist das manipulativ? Sicher, doch Film ist eben Manipulation. Ich hatte während der gesamten knapp zwei Stunden kaum ein paar Minuten trockene Augen, doch sollte man das dem Film zu Vorwurf machen? Auch mich verärgern Filme, die auf Teufel komm raus Emotionen wecken wollen, doch nahm ich Ewan McGregor und Naomi Watts ihre emotionale Tour de Force zu jeder Sekunde ab und war einfach bei ihren Charakteren – ganz genauso, wie bei denen der exzellenten Kinderdarsteller. Da kann ich mir die härtesten Horror-Filme ohne große Gefühlsregungen anschauen, doch das Schicksal dieser fünfköpfigen Familie hat mich an der Sofakante gehalten und Fingernägel gekostet. Manipulation des Zuschauers? Sicher! Und was für eine…

Die Schauspieler sind großartig, die Inszenierung unglaublich nah am Geschehen dran – und dabei nicht nur bombastisch, sondern auch emotional aufwühlend. Leider kann das Drehbuch nicht mit dem Rest mithalten und so gab es ein paar Dialogzeilen, die doch recht forciert wirkten und offensichtlich nur zur Klärung diverser Umstände (z.B. beruflicher Hintergrund der Hauptpersonen) im Film landeten. Mit ein wenig mehr Feinschliff hätte hier noch ein großer Mehrwert geschaffen werden können.

Insgesamt hat mich „The Impossible“ wohl weniger unterhalten, als mitgerissen – wie absolut passend für diesen Film. Eine Welle der Emotionen, aus der ich so schnell nicht auftauchen konnte. Vielleicht liegt es an meiner Rolle als Vater, doch fand ich etliche Szenen einfach nur herzzerreißend – herzzerreißend beängstigend, herzzerreißend traurig und herzzerreißend schön. Ein kraftvoller Film, der inszantorisch aus dem Vollen schöpft, um eine einfache und doch umso packendere Geschichte zu erzählen: 8/10 Punkte.

2012 (2009)

Was für ein Trash! Das waren wohl die Worte, die mir bei der Sichtung von Roland Emmerichs „2012“ am häufigsten durch den Kopf gegangen sind. Bei seiner Kinoauswertung hat mich der Film nicht sonderlich interessiert, doch da die Effektszenen im Trailer durchaus beeindruckend sind und ich zudem John Cusack recht gerne sehe, habe ich mich dennoch auf den Film eingelassen.

Die erste Stunde ist auch richtig gute Unterhaltung, wenn man in der Lage ist sich auf den Film einzulassen. Wer mehr erwartet, als ein monströses Effektspektakel, darf sich eigentlich sowieso nicht beschweren. Die Prämisse ist zugeschnitten auf eine Genereration von Zuschauern, welche „Galileo“ oder „Welt der Wunder“ als hochwissenschaftliche Sendungen sehen. Wohl unterhaltsam, aber eben auch nicht konsumierbar ohne sich stets zu denken: Was für ein Trash!

Der pseudowissenschaftliche Hintergrund ist für den Spannungsaufbau durchaus ausreichend und die Charaktere werden – typisch für dieses Genre – in episodenhaften Szenarien vorgestellt. Soweit, so gut. Als dann das Chaos losbricht gibt es unglaubliche Schauwerte zu bewundern. Beinahe schon zu viel für die Rezeptoren. Reizüberflutung deluxe. Mit „2012“ hat Emmerich wohl tatsächlich die obere Fahnenstange des Gigantismus im Katastrophenfilm erreicht. Mehr wird – zumindest in den kommenden Jahren – einfacht nicht gehen.

Ungefähr ab der Hälfte – und nachdem man mit Woody Harrelsons Charakter die unterhaltsamste Figur des Films vorzeitig hat aussteigen lassen – gibt es die ersten wirklich dramatischen Szenen zu sehen und mit diesen fällt der Film in sich zusammen. Die Charaktere sind viel zu blass, um echtes Drama transportieren zu können. Das Drehbuch ist zu flach und schlecht konstruiert, um das Interesse über die viel zu langen zweieinhalb Stunden aufrecht zu erhalten. Selbst den tollen Effektszenen wurde ich irgendwann überdrüssig.

Das Finale auf der Arche ist zudem wirklich öde. Es mag daran liegen, dass ich gestern auch schon ziemlich müde war, doch die pseudo-humanitären Diskussionen um den Wert eines Menschenlebens waren einfach nur nervtötend und zudem schlecht geschrieben und langweilig inszeniert. Wer will so etwas in einem Film wie „2012“ schon sehen? Hier konnte sich der Film nicht einmal mehr auf seinen Trashfaktor berufen, der ihn in den vorherigen zwei Stunden über Wasser gehalten hat.

Auch wenn ich als CGI-Freund die Effekte ziemlich gelungen und beeindruckend fand, so muss ich doch sagen, dass der restliche Look des Films doch sehr an meinen Nerven gezerrt hat: Liebe Regisseure (und besonders Michael Mann), bitte lasst die Finger von diesem scheußlichen Videolook! Das will im Kino wirklich niemand sehen. Glücklicherweise fällt dieser Look nur in wenigen Szenen auf, doch das reichte aus, um mich immer wieder aus dem Film zu reißen.

Insgesamt hat Emmerich mit „2012“ zum dutzendsten Mal die gleiche Geschichte erzählt. Dieses Mal nur mit noch mehr Wumms und noch weniger Drehbuch. Visuell teils atemberaubend, doch inhaltlich einfach nur mau. Kann man sich als VFX-Freund durchaus anschauen und als solcher wird man ein absolut durchschnittliches Effektespektakel bis zu einem gewissen Grad auch zu schätzen wissen: 5/10 Punkte. Was für ein Trash!

The Core (2003)

Gestern Abend habe ich nach einem Film gesucht, bei dem ich mir das Mitdenken sparen kann. Da ist mir „The Core“ eingefallen, den ich einmal bei irgendeiner Sammelaktion als Prämie erhalten hatte. Anscheinend ein Katastrophenfilm mit grenzdebiler Ausgangslage und somit perfekt für meine Ansprüche.

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Erstaunlicherweise hat der Film recht ernsthaft begonnen. Die Prämisse wurde – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – relativ glaubhaft aufgebaut und die Charaktere wurden mit ausreichend Hintergrundgeschichte versehen, um sie für den Zuschauer interessant zu machen. Zumindest ein wenig. Die Inszenierung war zwar etwas trashig, aber was will man bei solch einer Geschichte auch erwarten? Ich war zufrieden mit meiner Filmwahl.

Ab dem tatsächlichen Start der Mission zur Wiederbelebung der Rotation des Erdkerns (oh ja!) ging es dann – im wahrsten Sinne des Wortes – rapide bergab. Die Stationen auf der Reise, Entscheidungen und Handlungen der Figuren wurden immer willkürlicher. Hinzu kamen VFX, die eher an Zwischensequenzen auf PlayStation 2-Niveau erinnerten. Spannung kam so gut wie gar nicht mehr auf und die wie Fliegen sterbenden Charaktere waren einem auch egal. Wirklich schade um den brauchbaren Anfang.

„The Core“ ist ein Film über den es nicht viel zu sagen gibt. Man könnte ihn als die misslungene Variante von Michael Bays „Armageddon“ beschreiben und das sagt ja eigentlich schon alles. Zwar durchaus unterhaltsam und mit ein paar netten Szenen, doch größtenteils belanglos. Nicht einmal wirklich ärgerlich, einfach nur nichtssagend. Muss man nicht wirklich sehen: 4/10 Punkte.

Poseidon (2006)

Wolfgang Petersen. Der alte Mann und das Meer. Seine Wiederbelebung der „Poseidon“ bildet den Abschluss seiner Meerestrilogie, die 1985 so furios mit „Das Boot“ eingeläutet wurde. Ich mag das Meer. Ich mag Filme, in denen das Meer beinahe schon ein eigener Charakter ist. Leider ist es in „Poseidon“ auch der einzige interessante Charakter.

Petersen hechelt in „Poseidon“ alle Stationen ab, die man von solch einem Katastrophenfilm erwartet: Die Charaktere werden eingeführt, die Katastrophe bricht los, die bekannte Gruppe wird isoliert, es kommt zu Verlusten, Menschen werden in letzter Sekunde gerettet, der Held opfert sich, Sicherheit. Keine Überraschung, kein nicht schon einmal da gewesenes Element, kein Grund diese Geschichte noch einmal zu erzählen. Klingt hart, ist aber so.

Bereits nach ein paar Minuten konnte ich sagen, dass sich der Vater am Ende des Films opfert. Als es dann wirklich so kam, habe ich das eher mit Gelassenheit hingenommen. So wie den gesamten Film. Er ist ja gut inszeniert, die Schauspieler machen ihre Sache auch nicht schlecht, doch leider sind ihre Charaktere so schablonenhaft gezeichnet, dass ich stets das Gefühl hatte nur einen Film zu sehen. Ich war nicht dabei. War nicht auf dem Schiff. Die Geschehnisse waren mir insofern irgendwie gleichgültig.

Ich frage mich bei solch teuren Filmen immer, warum da niemand darauf achtet, dass wenigstens die Grundvorraussetzungen – sprich ein gutes Drehbuch – für einen Erfolg vorhanden sind. Da lässt man lieber Josh Lucas minutenlang über ein CGI-Schiff rennen. Warum auch immer. Die Optik ist sicherlich bombastisch und es macht Spaß das Wasser beim Eindringen in das Schiff zu beobachten, die Räume auf dem Kopf stehen zu sehen. Aber das sind nur die Effekte. In der einzigen Szene, die mich wirklich mitgerissen hat, waren die Figuren im Lüftungsschaft gefangen und wurden vom steigenden Wasser bedrängt, während sie ein Gitter am Ende lösen mussten und teils mit Platzangst zu kämpfen hatten. Garantiert eine der günstigsten Szenen im Film und doch so wunderbar packend.

Bei den Schauspielern habe ich ein paar bekannte Gesichter wieder entdeckt. Es war schön Kurt Russell und Richard Dreyfuss einmal wieder zu sehen, wenngleich sie auch nicht annähernd gefordert werden. Besonders gefreut habe ich mich über Mía Maestro (Nadia aus „ALIAS“) und Kevin Dillon (Johnny Drama aus „Entourage“). Auch hier sollte man allerdings keine besonderen Leistungen erwarten.

Insgesamt ist „Poseidon“ weder gut noch schlecht. Man sieht sich das Treiben an, wird aber emotional in keinster Weise involviert. Der Film plätschert eben so vor sich hin. Unterhaltsam ist er trotzdem irgendwie. Wenn man allerdings das Budget bedenkt, dann kommen mir einmal mehr Zweifel an Hollywood. Knappe 5/10 Punkte sind dennoch drin.