Wer länger lebt, ist später tot: Operation Zombie (Max Brooks)

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Wenn ich für ein Buch gute zwei Monate brauche, dann ist das normalerweise ein sehr schlechtes Zeichen. Bei Max Brooks „Wer länger lebt, ist später tot: Operation Zombie“ liegt die Sache jedoch etwas anders. Zunächst einmal sollte man sich von dem selten dämlichen Titel nicht abschrecken lassen. Warum kann man aus einem „World War Z“ – so der wunderbare Originaltitel – nicht einfach ein „Weltkrieg Z“ machen? Die Zielgruppe dürfte ja ohnehin eher weniger der Fanfraktion von Marcus H. Rosenmüllers Heimatmärchen angehören.

Auch wenn man es zunächst vermuten würde, richtet sich die fiktive Interviewsammlung nicht zwangsweise an blutdürstende Zombiefanatiker. Es geht weniger darum was die Welt ins Chaos stürzt, als wie ihre Bewohner darauf reagieren. Die fiktiven Gesprächspartner berichten vom ersten Ausbruch der Epidemie, von der Großen Panik nachdem das Ausmaß der Katastrophe bekannt wird, von den offiziellen Maßnahmen der einzelnen Regierungen und von bewegenden Einzelschicksalen. Durch diese Form der Aufarbeitung der Ereignisse wird eine Realitätsnähe erreicht, welche beinahe schon beängstigend ist. Max Brooks greift zudem Ereignisse der jüngeren Geschichte auf und verarbeitet diese geschickt zu einer beißenden Satire, die einem durchwegs das Lachen im Halse stecken bleiben lässt.

So erfrischend der Gedanke hinter der fiktiven Geschichtsstunde auch ist, so ermüdend sind die Texte teils zu lesen. Die meisten Interviews sind wirklich hochspannend und unterhaltsam, andere jedoch haben sich aufgrund ihrer – sicherlich der Authentizität zutragenden – Detailverliebtheit gezogen wie Kaugummi. Ich hätte hier lieber weniger Berichte gelesen, diese dann auch gerne ausführlicher aber von Personen, welche zumindest ein gewisses Identifikationspotential besitzen und – schließlich handelt das Buch von Zombies – mehr persönliche Begegnungungen mit dem großen Z schildern. Vielleicht würde dieser Ansatz aber auch gar nicht funktionieren und die messerscharfe sozialpolitische Beobachtungsgabe des Autors (übrigens Sohn von Mel Brooks) verpuffen lassen.

Für Zombiefreunde ist „World War Z“ wohl Pflichtlektüre, welche das gerne belächelte Genre in einem ganz neuen Licht zeigt. Aufgrund der kleinteiligen Struktur muss man sich teils etwas durch das Buch kämpfen, doch wird man stets mit einer weiteren bizarren Begebenheit belohnt. Ein höchst interessantes und zugleich erschreckendes Lesevergnügen: 8/10 Punkte.

7 Gedanken zu “Wer länger lebt, ist später tot: Operation Zombie (Max Brooks)

  1. Sehr interessante Kritik, macht mich richtig neugierig. Wird demnächst ja auch von Marc Foster verfilmt, soweit ich richtig informiert bin.

    Schöner Blog übrigens. 🙂

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  2. Danke! 🙂

    Das mit der Verfilmung ist eine höchst interessante Information, die mir bisher durch die Finger geschlupft ist. Bin sehr gespannt, wie Herr Foster das umsetzen wird. Könnte ein richtig hochwertiger Zombiestreifen werden. Mir schwebt eine Atmosphäre und Inszenierung ähnlich Cuaróns „Children of Men“ vor. Das wäre fantastisch!

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